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Vom Urknall zur Gottesprophetie
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eBook355 Seiten4 Stunden

Vom Urknall zur Gottesprophetie

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Über dieses E-Book

Lieber Bücherfreund, warum fällt Ihr Blick gerade jetzt auf diese Zeilen? Zufall? Den gibt es nicht! Ihre Aufmerksamkeit wurde hierhin "gelenkt". Was Sie nun weiter daraus machen unterliegt Ihrem freien Willen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Sept. 2020
ISBN9783347065192
Vom Urknall zur Gottesprophetie
Autor

Adam Fischer

Eine schwere Erkrankung, für die kein Arzt eine Erklärung fand, forderte Adam Fischer dazu auf, selbst nach den Ursachen zu forschen. Durch einige "Zufälle" führte das Leben ihn dahin, die Spur zu seinem innersten Kern wieder aufzunehmen und fortan nicht mehr gegen die kosmischen Gesetze zu verstoßen, die ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bewusst gewesen waren. Er begann, mit dem Herzen zu verstehen, worum es in seinem Leben eigentlich ging und richtete sich vollkommen neu aus. In seinen Büchern zeichnet er seinen Weg nach.

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    Buchvorschau

    Vom Urknall zur Gottesprophetie - Adam Fischer

    1. Kapitel

    Die Verwandlung des Wasserstoffs

    Auf einer Anhöhe am Waldrand sitze ich unter alten knorrigen Kiefern. Von hier habe ich einen wunderbaren, freien, weiten Blick ins Tal und in die Weite dieser schönen sonnendurchfluteten Mittelgebirgslandschaft – Anfang des Monats August. Weil sich die Luft kaum merklich bewegt, schweigen auch die Blätter der nebenan stehenden Hainbuchenhecke. Weil es Sonntag ist, unterbrechen auch keine von Menschen gemachten Arbeitsgeräusche die Stille, kein Traktor ist unterwegs. Auch führt keine lärmende Verkehrsstraße vorbei, nur Feld- und Waldwege. Dadurch sind die feinsten Äußerungen der Natur vernehmbar, die sonst im Alltagslärm untergehen. Nur so ist es möglich, das Summen der dicht neben mir herumfliegenden Bienen deutlich zu hören, die in der den Waldrand säumenden Heide ihre letzte Tracht finden.

    Seit 20 Millionen Jahren schon versehen diese fleißigen Tiere ihren Dienst an der Natur – lange bevor der erste Fuß eines Menschen diesen Globus betreten hat. Nun aber macht der Mensch heute diesen kleinen Giganten der Erdgeschichte das Leben schwer durch massive Eingriffe in natürliche Kreisläufe. Mit allen Sinnen nehme ich diese Stunde der Natur wahr. Die warme Luft umschmeichelt mich und so gewahre ich ihre Anwesenheit, zart und kaum spürbar, durch einen leichten Hauch im Gesicht. Die wärmenden Strahlen der Sonne entlocken dem Waldboden jenen eigenen modrigen, erdigen Duft, der sich mit dem der harzigen Kiefernnadeln vermischt und vereint mit den zarten Lebensäußerungen der Bienen und dem Bild der sonnigen Landschaft zu einem beglückenden Augenblick tiefer Verbundenheit mit der Natur wird. Nimmt man alle glücklichen Augenblicke eines langen Lebens zusammen, dann ergeben sich daraus vermutlich nur einige Minuten. In der Natur liegt unerschöpfliche Kraft, die sie dem Menschen schenkt. Doch zuvor muss er still werden.

    Gelb leuchten die reifen Getreidefelder, über die schon bald wieder der Stoppelwind wehen wird. In meiner Kindheit, es war die Zeit des großen Krieges, habe ich noch miterlebt, wie überall auf den Feldern die Menschen zahlreich mit dem Abernten des Getreides beschäftigt waren. Von Hand wurde das mit der Sense geschnittene Getreide mit der Sichel zusammengerafft und mit einem Getreideseil zu Garben gebunden. Das war mühsame, schweißtreibende Arbeit – den ganzen Tag in gebückter Haltung, meist bei starker Sonne, denn alles musste gut trocken sein. „Im Schweiße deines Angesichts …". Heute erledigt eine Person mit einem Mähdrescher in einer Stunde so viel wie damals zehn an einem ganzen Tag. Mir scheint es gelegentlich so, als habe ich in zwei verschiedenen Welten gelebt.

    Meine Gedanken schweifen über die Kindheit weiter zurück, immer weiter. Woraus ist dieses Wunder, das mich hier umgibt und das ich erst durch meine Sinne wahrnehmen kann, entstanden? Wie konnte das alles entstehen? Schon bin ich 13,6 Milliarden Jahre zurück, als dies alles seinen Anfang genommen haben soll. So jedenfalls wollen es die Wissenschaften vor einigen Jahrzehnten in mühsamer Kleinarbeit herausgefunden haben, indem sie Stück für Stück die Indizien zusammenfügten. Was sich damals ereignet haben soll, nannten sie „Urknall. Es sei die Geburtsstunde dieses materiellen Kosmos, von dem das eben beschriebene Bild und ich selbst, dieser Menschenkörper aus Fleisch, Blut und Knochen, ein Teil sind. Die ursprüngliche Hypothese vom Urknall scheint aber doch inzwischen eine anerkannte Theorie zu sein. Hiernach bestand unmittelbar nach diesem Ereignis das, was wir nun Materie nennen, aus nur dem einen Stoff, dem man später den Namen „Wasserstoff mit dem Formelzeichen „H gegeben hat. Ich will diesen Stoff hier vereinfachend „Urstoff nennen. Wie später dann bedeutende Physiker und Chemiker feststellen konnten, besitzt von allen Grundstoffen dieser den einfachsten Aufbau: Das sogenannte Atom enthält im Kern ein elektrisch positiv geladenes Proton und auf der sich schalenartig vorzustellenden kugelförmigen Hülle ein elektrisch negativ geladenes Elektron. Dabei konzentriert sich im Kern nahezu die gesamte Masse des Atoms, weil die Masse eines Elektrons unbedeutend klein ist. Umgekehrt ist aber der Kerndurchmesser winzig gegenüber dem Gesamtdurchmesser des Atoms, sodass sich der überwiegende vom Atom beanspruchte Raum als fast masselos, fast leer darstellt.

    Die beiden entgegengesetzten elektrischen Ladungen haben den gleichen Betrag, wodurch ein solches Atom nach außen elektrisch neutral wirkt. Im Inneren sind diese Ladungen, da sie sich gegenseitig anziehen, an einem stabilen Zustand des Atoms beteiligt. Einige wenige dieser Atome enthalten im Kern auch noch ein weiteres Teilchen mit der dem Proton entsprechenden Masse, aber ohne elektrische Ladung, weshalb es Neutron genannt wurde für „elektrisch neutral". Unter Normalbedingungen stellt Wasserstoff ein brennbares Gas dar, d. h. es reagiert heftig mit Sauerstoff, der aber damals, kurz nach diesem Urknall, noch nicht existierte.

    Später, nachdem ihr Zeitalter im Abendland angebrochen war, hatten die Naturwissenschaften ca. 90 solcher in der Natur vorkommenden Grundstoffe nachweisen können. Dabei war eine außerordentliche Gesetzmäßigkeit im Aufbau dieser Grundstoffe sichtbar geworden: Ausgehend vom Urstoff, von Wasserstoff, entstand der nächstfolgend schwerere Grundstoff immer durch ein weiteres Proton im Kern und ein weiteres Elektron in der Hülle. Dabei schwankte die Anzahl der im Kern hinzukommenden Neutronen. Dieses Geschehen ereignete sich im Inneren von Sternen unter unvorstellbar hohen Drücken und Temperaturen infolge der Gravitation und wird „Kernfusion oder „Kernverschmelzung genannt.

    Treten zu einem Wasserstoffatom je ein Proton und ein Elektron hinzu unter weiterem Anstieg der Neutronenanzahl, der schwanken kann, so entsteht ein Helium-Atom. Kommt zu diesem Helium-Atom wiederum je ein Proton und ein Elektron hinzu, ebenfalls wieder bei schwankender Steigerung der Neutronenmenge, so bildet sich ein Lithium-Atom. Auf diese Weise waren alle natürlich vorkommenden Grundstoffe entstanden, die im sogenannten „Periodensystem der Elemente abgebildet werden. Nun ist diesen Grundstoffen, die auch „Elemente genannt werden, die Fähigkeit mitgegeben worden, untereinander unendlich viele Verbindungen einzugehen, die jeweils zu neuen Stoffen mit neuen Eigenschaften führen. Damit wohnt der Natur und der Evolution eine Möglichkeit der unbegrenzten Gestaltungsvielfalt inne, vergleichbar mit der unerschöpfbaren Möglichkeit, neue Melodien aus der begrenzten Klaviatur eines Pianos kreieren zu können.

    Was ich hier in einigen nüchternen Sätzen sachlich festgestellt habe, muss man erst einmal in seiner ganzen Tragweite bedenken: Alles, was den Kosmos ausmacht und was die Erde heute trägt, einschließlich Menschen, ist ein Kind dieses Wasserstoffes – die Schätze in der Erde, die Erze, Edelmetalle wie Gold, Mineralien, Edelsteine, alles auf der Erde, die überwältigende Artenvielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt. Der Wasserstoff trug in sich bereits die Voraussetzungen dafür, all diese Vielfalt gleichsam aus sich heraus gebären zu können. So kann man mit einer gewissen Berechtigung die Geschichte der letzten 13,6 Milliarden Jahre als Geschichte der fortlaufenden Wandlung des Wasserstoffs bezeichnen. Unglaublich!

    Wie das technisch im Atomaufbau und bei den Verbindungen untereinander funktioniert, ist heute weitgehend modellhaft erklärt. Es bleibt aber die Frage, wieso das alles von Beginn an im Wasserstoff so angelegt war. Und wieso waren die Grundstoffe von einer Beschaffenheit, mit der sie untereinander die unzähligen Verbindungen eingehen können? Darin liegt das Wunderbare, um nicht zu sagen, das Wunder – bei aller technischer Erklärbarkeit … Von dem ersten Wasserstoff sind bis heute immer noch 74 Prozent unverändert, Wasserstoff geblieben. 24 Prozent haben sich in Helium umgewandelt. Nur 2 Prozent waren an der beschriebenen Wandlung beteiligt. So wollen es die Wissenschaftler herausgefunden haben.

    Immer noch sitze ich hier unter den knorrigen Rand-Kiefern vor der sonnendurchfluteten Landschaft. Alles, was mich umgibt, mich selbst körperlich eingeschlossen – mit meinen Sinnen, die dies alles erst wahrnehmen können –, ist eine Folge der vorhin beschriebenen Wandlung. Welches Wunder stellt allein das Sinnesorgan dar, das uns das Sehen ermöglicht! Doch was ist das eigentlich bei genauer Betrachtung, dieses Sehen, was geht da im Einzelnen vor sich? Da hat es die Natur auf der Klaviatur ihrer unendlichen Möglichkeiten verstanden, ein optisches Instrument zu bauen, lange bevor der erste Mensch die diesbezüglichen optischen Brechungsgesetze entdeckte, mit dessen Hilfe letztlich im Gehirn ein Abbild der Umgebung entsteht, damit der Mensch sich orientieren kann. Die von der Sonne ausgehenden elektromagnetischen Wellen des sichtbaren Lichts werden von überall dort, wo sie auftreffen, je nach Material und Frequenz unterschiedlich absorbiert und reflektiert und gelangen dann in das Auge des Betrachters. Dort werden sie von der Linse so gebrochen, dass sie auf der Netzhaut im Augenhintergrund entsprechende Rezeptoren reizen, deren Signale wiederum vom Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet werden, wo sie das Bild der Landschaft entstehen lassen. Die unterschiedlichen Frequenzen der Wellen werden dabei vom Gehirn als Farben wahrgenommen. Ständig bedienen wir uns dieses gesamten Instrumentariums des Sehens, ohne uns dabei bewusst zu sein, welche geniale Gesamtleistung sich allein hinter diesem Vorgang verbirgt. Erst wenn in diesem System eine Winzigkeit nicht funktioniert, werden wir uns dessen bewusst.

    Je mehr ich über dieses überall in der Natur sichtbar werdende Großartige nachdenke, umso mehr verneige ich mich vor der in allem sichtbar werdenden Intelligenz. Nun hat es die Natur aber nicht bei diesen Sinneswahrnehmungen belassen, die es uns erst ermöglichen, mit der Welt um uns herum in Verbindung zu treten. Diese Sinnesreize sind nun ihrerseits wieder geeignet, in unserem Inneren Reaktionen auszulösen, denen der Mensch die Bezeichnung „Gefühle" gegeben hat, wie Glück, Freude, Verliebtheit, Wohlbehagen, Zufriedenheit, aber auch gegenteilige wie Angst, Sorge usw.

    Wie die Wissenschaft der Neurologie herausgefunden hat, sind Gefühle nicht übernatürlicher Art, sondern werden im Gehirn hervorgerufen durch bestimmte Botenstoffe oder elektrische Impulse in bestimmten Gehirnregionen. So vermag z. B. Musik, den Menschen im tiefsten Inneren zu berühren und in ihm Seiten zum Klingen zu bringen wie kein zweites Mittel. Dabei konnte bis heute noch niemand hinreichend erklären, was Musik eigentlich ist. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch die Wirbeltiere über diese Gefühlswelt verfügen. Auch sie kennen ganz offensichtlich Wohlbehagen oder Angst. Aber das Großhirn hat sich nur beim Menschen ausgebildet und befähigt einzig ihn, sich seiner selbst bewusst zu sein: „Ich bin." So ist es einzig ihm möglich, die Frage nach seiner eigenen Existenz zu stellen.

    Warum? Doch welcher Sinn liegt darin, so frage ich mich, dass ihm diese Fragestellung überhaupt ermöglicht wurde: Warum bin ich das geworden, was ich bin? Noch interessanter ist für mich die Frage: Warum trat damals, vor 13,6 Milliarden Jahren, überhaupt dieser Urstoff „Wasserstoff auf den Plan mit all seinen ihm innenwohnenden, geheimnisvollen Qualitäten? Ich halte es für ausgeschlossen, dass ein zu solchen, alle menschlichen Vorstellungen übersteigenden Entwicklungen und Wandlungen geeigneter Stoff so einfach aus dem Nichts per Zufall entstanden sein könnte. Dies würde schon dem in der Wissenschaft allgemein geltenden Grundsatz widersprechen: „Keine Wirkung ist ohne eine Ursache.

    In einem Gespräch, das ich mit einem Physiker vom CERN bei Genf, der 2015 maßgeblich am Nachweis der Higgs-Teilchen beteiligt war, hierüber führte, zuckte dieser nur mit den Schultern: „Wir wissen nichts." So ist es weltweit. Hier steht eine für Menschenverstand undurchdringliche Wand. Am Ende dieses Buches werde ich hierauf zurückkommen.

    In eigener Sache: Ingenieurskunst als angewandte Wissenschaft

    Dieses Buch ist zweigeteilt. Das erste Kapitel befasst sich vornehmlich mit dem Teil der Welt, der wissenschaftlich nachweisbar ist, das zweite hingegen mit Ereignissen, die sich jedem solchen Nachweis entziehen. Wo ein wissenschaftlicher Nachweis nicht mehr erbracht werden kann, sind naturgemäß subjektive Sichtweisen des Betrachters unvermeidlich. Diese können sehr unterschiedlich sein, je nach Bewusstseinsstand des Betrachters, wobei dies nicht das Geringste mit dessen Intelligenz zu tun hat. Doch wer will darüber entscheiden oder urteilen? Und was ist hierbei richtig oder falsch bzw. wahr oder unwahr? Einfacher verhält es sich da auf dem Gebiet, das sich durch wissenschaftliches Arbeiten auszeichnet, obwohl dies – betrachtet man das Ringen nach Lösungen in manchen Forschungsinstituten – alles andere als einfach zu sein scheint, was jedoch auch eine Frage der Höhe des gesteckten Anspruchs und des zu erreichenden Zieles ist. Es können ja unerreichbare Ziele gesteckt werden.

    Doch bleiben wir zunächst bei dem, was sich wissenschaftliche Tätigkeit nennt. Wer darüber schreibt, sollte wissen, wovon er schreibt. Deshalb schulde ich dem Leser einen kleinen Einblick in meine berufliche Ausbildung. Schon als Kind hatten mich die großen Bauwerke beeindruckt – die gewaltigen gotischen Dome oder die großen Brücken über den Flüssen, kurz: So etwas wolle ich auch einmal bauen können, ich wollte Bauingenieur werden. Von Anfang an hatten die klaren Gesetze der Statik mein besonderes Interesse geweckt und auf mich eine gewisse Faszination ausgeübt. Zweifellos hat dazu unser genialer Lehrer Professor Karl Klöppel beigetragen, der es zur Meisterschaft auf dem Gebiet der Statik und des Stahlbaues gebracht hatte. Keine große Brücke wurde damals in Europa gebaut, wo er nicht zumindest beratend hinzugezogen wurde. Er führte uns Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis an die Front – so nannte er es – des damaligen Erkenntnisstandes auf dem Gebiet der Statik und Festigkeitslehre heran, wo er gerade mit seinen eigenen Forschungen stand, die noch nicht einmal veröffentlicht waren. Statik ist ein für den Laien äußerst trockenes, unspektakuläres Gebiet. Doch Klöppel war Lehrer, Forscher und Praktiker in einer Person. Und so konnte er aus seinem reichen Erfahrungsschatz diesen an sich trockenen Stoff lebendig vermitteln und uns dafür begeistern. Die statischen Theorien und die entsprechenden Bemessungsverfahren bei der praktischen Umsetzung mit dem Werkstoff Stahl waren damals noch nicht erschöpfend erforscht. Die in seinem Forschungsinstitut entwickelten Berechnungsmethoden führten zu immer genaueren Kenntnissen über die auftretenden mechanischen Spannungen in bestimmten Detailfragen und damit zu Materialeinsparungen bei gleichzeitiger Wahrung einer bestimmten vorgegebenen Sicherheit.

    Die Ingenieurwissenschaften gelten als angewandte Wissenschaften. Ich spreche jetzt hier nur für mein Fachgebiet: die Statik und ihre Anwendung. Überall, wo Kräfte auftreten – in technischen Gebilden wie Bauwerken, Brücken, Maschinen, Fahrzeugen, Flugzeugen – müssen diese sicher abgeleitet, d. h. von den verwendeten Materialien ohne Bruch aufgenommen und weitergeleitet werden. Bei einem Bauwerk werden diese Kräfte letztlich sicher an den Boden, an die Erde abgegeben. Nun muss hier zwischen den reinen Theorien der Statik, die eine Aussage treffen über Größe und Wirkungsweise der auftretenden Kräfte, und der sicheren Aufnahme und Weiterleitung dieser Kräfte durch die verwendeten Materialien unterschieden werden. Bei Letzterem kommen die physikalischen Eigenschaften der Materialien zum Tragen, insbesondere deren Festigkeit. Diese Eigenschaften können nur aus umfangreichen Experimenten ermittelt werden. Wirken Kräfte auf einen Körper ein, so erzeugen sie im Inneren dieses Körpers mechanische Spannungen (wir kennen auch elektrische Spannungen). Das für diesen Körper oder dieses Bauteil verwendete Material kann aber nur eine bestimmte Grenzspannung ertragen, bis der Bruch eintritt. Gegenüber dieser Bruchwahrscheinlichkeit soll aber nun in der Regel eine 1,5-fache Sicherheit gewährleistet sein. Dies wiederum ist nur dann möglich, wenn die errechnete mechanische Spannung der tatsächlich vorhandenen Spannung entspricht.

    Diese Spannungsverläufe in speziellen Tragwerk-Details theoretisch exakt zu bestimmen, ist der Verdienst von Professor Klöppel und seinem Mitarbeiterstab. An bestimmten Stellen von Stahltragwerken waren unerklärliche Risse aufgetreten. Risse an einem tragenden Teil, z. B. einer Stahlbrücke, können ein Sicherheitsrisiko darstellen. Sie bedeuten: Hier wurde die Grenzspannung des Materials überschritten.

    Wie schon gesagt, sind Ingenieure verpflichtet, eine bestimmte Sicherheit zu gewährleisten. Diese hängt davon ab, wie sicher die Bruchfestigkeit des jeweiligen Materials bestimmt werden kann. Da dies bei Stahl sehr genau möglich ist, braucht dieser Sicherheitsfaktor nicht etwa 3 oder 2 zu betragen, er liegt hier bei etwa 1,5; völlig ausreichend bei einem Material mit stets gleichbleibender Qualität. Dort, wo nun die besagten Risse aufgetreten waren, versagten offenbar die bisherigen Theorien über die dortigen Spannungsverläufe. Diese wurden damals im Institut von Professor Klöppel weiterentwickelt. Dabei kam man an die Grenzen der bis dahin bekannten Mathematik. Mathematiker wurden mit eingebunden und die gefundenen Lösungen wurden in Großversuchen an Tragwerken experimentell überprüft. Dabei erzeugten hydraulische Pressen Kräfte, die dem Gewicht eines 60-Tonnen-Panzers entsprachen. Durch mikroskopisch feine Messungen der bei dem Versuch auftretenden Verformungen und Dehnungen konnten die theoretisch ermittelten Spannungen auf ihre Richtigkeit überprüft werden (ebenso wie Kräfte, sind auch Spannungen selbst nie sichtbar, immer nur ihre Auswirkungen, die Verformungen, die sie verursachen).

    Das war hochkarätige wissenschaftliche Arbeit. Auf rein theoretischem Wege waren bestimmte Abläufe vorausberechnet worden, die dann experimentell überprüft und bestätigt wurden. Oft geschieht es in Wissenschaft und Forschung auch umgekehrt, dass aus gemessenen Versuchsergebnissen ein mathematisches Modell erstellt wird. Die sehr aufwendigen mathematischen Gleichungen wurden für die Praxis in bestimmte Bereiche mit jeweils praktisch handhabbaren Formeln unterteilt und führten nach allgemeiner Zulassung in den amtlichen DIN-Vorschriften zu erheblichen Materialeinsparungen bei gleichzeitiger Wahrung der Sicherheitsstandards.

    Die Entwicklung des Ingenieurwesens ist immer wieder begleitet gewesen von großen Unfällen und dem Verlust von Menschenleben – oft dann, wenn Ingenieure Neuland betraten. Früher ging unter den Ingenieuren der Spruch um: „Die Fehler der Ärzte liegen auf den Friedhöfen, die Fehler der Juristen sitzen in den Gefängnissen, aber die Fehler der Ingenieure sind für jedermann offenkundig". Heute sind Unfälle seltener geworden, dank genauerer Überprüfung und Kontrolle. Wozu haben die immer ausgefeilteren Berechnungsmethoden geführt? Werfen wir dazu einen Blick auf die Entwicklung der Ingenieurskunst im Brückenbau. Eine alte Römerbrücke bestand aus massivem Naturstein und wurde in einem gewölbten Bogen von beträchtlicher Dicke errichtet. Ein insgesamt massig wirkendes Bauwerk, für das keine statische Berechnung aufgestellt wurde. Entsprechende Berechnungen waren zur Römerzeit noch nicht bekannt. Der gewölbte Bogen birgt in sich die Eigenschaft, alle auftretenden senkrechten Lasten durch Druckkräfte innerhalb der Bogenform abzuführen. Es treten keine Zugkräfte und damit keine Zugspannungen auf, die ein Stein auch nicht aufnehmen könnte.

    Jahrhundertelang wurden Brücken auf diese Weise gebaut. Erst mit dem aufkommenden Eisenbahnverkehrswesen waren auch die Gesetze der Statik so weit bekannt, dass man in Verbindung mit der inzwischen entwickelten Fertigkeit in der Eisen- und Stahlverarbeitung Flüsse mit stählernen Brückenkonstruktionen überspannen konnte. Dabei wurden die überbrückten Spannweiten erheblich größer als bei den bisherigen Steinbögen. Die Bauzeit wurde kürzer, die Brücken leichter. Diese anfänglichen Stahlbrücken wirkten allerdings noch recht klobig. Mit zunehmender Weiterentwicklung der statischen Theorien – bei gleichzeitig weiterer Verbesserung des Materials und der Kenntnis von dessen Eigenschafen – wurden die Brücken immer leichter, sodass heute moderne Brückenbauwerke, die als Bogen- oder Hängebrücken ganze Täler überspannen, geradezu anmutig und grazil wirken. Es ist so, als ob die Berechnungen immer „schwerer" und die Brücken dafür immer leichter würden. Und doch ist bei aller Leichtigkeit ein bestimmtes vorgegebenes Sicherheitsmaß gewährleistet, eben weil die zugrunde liegenden Theorien eine sichere Basis sind. Es versteht sich, dass dabei die verwendeten Materialien sowie die Bauausführung ständigen Kontrollen unterliegen.

    Baumeister „Mensch – Baumeister „Natur

    Mit der Errichtung der gotischen Kathedralen hatten es die damaligen Baumeister auf diesem Gebiet zu wahrer Meisterschaft gebracht – himmelwärts strebende schlanke Hauptschiffe, deren filigrane Pfeiler in luftiger Höhe die Kreuzgewölbe tragen. Es liegt im Wesen der Gewölbeform, dass sie immer einen Horizontalschub abgibt, weil im Bogen nur Druckkräfte abgeführt werden. Bei der alten Römerbrücke wirkt diese Horizontalkraft direkt gegen das Erdreich und wird von diesem aufgenommen. Wohin aber mit dieser waagerechten Kraft in der Höhe des Gewölbes über dem Mittelschiff des Gebäudes? Über die sichere Aufnahme und Weiterleitung dieser Kräfte bis in die Fundamente müssen die Baumeister genaue Vorstellungen gehabt haben, ohne dass statische Berechnungen vorlagen. Sie hätten sonst dieses gewaltige Wagnis nicht eingehen können. Zur Aufnahme dieses Horizontalschubes aus den Kreuzgewölben der Decken brachten sie an den Außenmauern des Hauptschiffes strebenartige Abstützungen an, und sie versahen alles – wohldurchdacht, um die Tragwirkung nicht zu gefährden – mit einer Leichtigkeit, als sei das Ganze nur schmückender Zierrat.

    Dabei muss man auch noch bedenken, dass der zur Verfügung stehende Baustoff, der Naturstein, nur Druckkräfte aufnehmen konnte. Welcher Mut gehörte dazu, diese Bauwerke ohne die Sicherheit der heute zugrunde liegenden Berechnungen zu errichten?! Die volle Verantwortung lag auf den Schultern des Baumeisters. Niemand kann sich in solch eine Lage versetzen, der nicht einmal selbst Verantwortung getragen hat für die Sicherheit größerer Bauwerke, wo es trotz aller Berechnungen immer wieder infolge menschlicher Unzulänglichkeit zu kritischen Situationen kommen kann. Diese sind jedoch glücklicherweise recht selten.

    Mit Beginn des naturwissenschaftlichen Zeitalters fand der Mensch Zugang zu den Gesetzen der Statik. Mit ihrer Hilfe, in Verbindung mit dem hochgradig zugfesten Material Stahl, gelingen heute Bauwerke von bestechender Eleganz. Doch diese verblassen angesichts der Kunstfertigkeit, zu der die Natur fähig ist. Hierzu das folgende Beispiel: Das menschliche Skelett bildet unser statisch tragendes Grundgerüst, ohne welches wir zu einem Häufchen Fleisch zusammensacken würden. Jeder Knochen wird hierbei auf eine ganz spezifische Art belastet. Betrachten wir den Oberarmknochen mit seinen Lagern, Gelenken und Belastungen. Im Schultergelenk ist er mit einer drehbaren Lagerung aufgehängt. An seinem unteren Ende befindet sich das Ellbogengelenk, das drei Gelenke in sich vereinigt. Die beiden Unterarmknochen, Elle und Speiche, bilden je ein selbstständiges Gelenk, was das Beugen und Strecken des Unterarms erlaubt. Außerdem liegt noch innerhalb der gemeinsamen Gelenkkapsel das proximale Ellen-Speichen-Gelenk, das eine Drehbewegung des Unterarms ermöglicht. Das Ellbogengelenk ermöglicht die Übertragung von Zug- oder Druckkräften auf den Oberarmknochen, die axial wirken, aber auch geneigt zur Längsachse des Knoches auftreten können. Etwa in der Mitte zwischen den beiden Gelenken des Oberarmknochens setzen die Befestigungsbänder des Deltamuskels an, welche die zur Knochenachse schräg wirkenden Zugkräfte übertragen. Hieraus ergibt sich im Zusammenspiel mit den am Ellbogengelenk angreifenden Kräften und dem Schultergelenk als festem Punkt immer ein Gleichgewichtszustand am einseitigen Hebel. Diese verschiedenen Gleichgewichtszustände bedingen im Knocheninneren zwei Arten von Beanspruchung: Längskräfte und Biegemomente.

    Aufgrund dieser Einwirkungen und den feststehenden Knochenabmessungen ergeben sich in dessen Inneren ganz bestimmt verlaufende Linien mechanischer Hauptspannungen, die nach den statischen Gesetzen berechenbar sind. Und nun kommt das Spannende an dieser Geschichte, weshalb sie hier überhaupt erwähnt wird: Der Knochen ist nicht durch und durch aus einem einheitlichen Material aufgebaut. Das tragende statische „Gerüst besteht aus einem außerordentlich festen Material und entspricht einem rippen- oder schalenartigen Aufbau genau mit diesen errechenbaren „Hauptspannungstrajektorien. Die Natur folgte mit ihrem besten Material dem Weg der stärksten Beanspruchung. Bestünde der Knochen durchweg aus diesem Material, wäre sein Gewicht erheblich größer. Die zwischen diesen Rippen liegenden Markräume beherbergen allerdings ein weniger festes und leichteres Material.

    Gelegentlich findet man in der Natur, z. B. im Wald, durchgebrochene, halb verwitterte Knochen, bei denen ihr rippenartiges Gerüst deutlich zu erkennen ist, weil diese Rippen als das härtere Material der Verwitterung am längsten trotzen. Auch bei unvollständig verbrannten Knochen ist dieses tragende Gerüst erkennbar. Überall in der Natur ist das Prinzip erkennbar, mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Wirkung zu erreichen. Welche Genialität offenbart dieser Baumeister allein in diesem Beispiel? Welche Genauigkeit der waltenden Naturgesetze zeigt die innere Architektur am Beispiel eines Knochens? Staunend stehe ich vor diesem unbegreiflichen Beispiel – heute mehr als vor 52 Jahren, als ich selbst an einer dementsprechenden Untersuchung mitwirken durfte.

    So wie am Beispiel des Knochens, haben Forschungen auf allen Gebieten, die sich mit der belebten Natur befassen, die Anwesenheit oder das Wirken einer erstaunlichen Intelligenz sichtbar werden lassen, vor der die menschliche Intelligenz neidvoll erblassen könnte. In seinem Buch „Im Anfang war der Wasserstoff", 6. Aufl., Hoffman und Campe 1979, beschreibt Hoimar von Ditfurth (1921-1989), Professor für Neurologie und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Bücher, eingangs die wegen ihrer Fressfeinde erstaunliche Tarnfähigkeit der Raupe des indischen Kaiseratlas – einer Schmetterlingsart. Die Raupe baut sich zu ihrer Verpuppung aus einem Blatt eines Baumes eine Schutzhülle. Wie aber sollte sie das Blatt dazu bringen, sich zusammenzurollen? Sie löst es ganz einfach, indem sie den Stiel durchbeißt, nachdem sie das Blatt vorher an einem Zweig festgesponnen hat, damit es nicht herunterfällt. Nach diesem Eingriff beginnt das Blatt zu welken und rollt sich dabei zusammen. In die so geschaffene Röhre kann die Raupe dann hereinkriechen und genießt einen gewissen Sichtschutz. Das welke Blatt fällt aber unter all den grünen sofort auf. Nun sind den ganzen Tag über in den Bäumen fliegende Räuber unterwegs, mit nichts anderem beschäftigt, als Futter zu suchen. Bei ihrer Suche drehen sie Blatt um Blatt um und werden zwangsläufig auch auf die Puppe in dem welken Blatt stoßen. Da Vögel, wie alle Tiere, sehr lernfähig sind, werden sie verstärkt auf welke Blätter achten – und das wäre für die Raupe tödlich.

    Nun kommt die erstaunliche Tarnleistung: Die Raupe beißt bei noch weiteren fünf bis sechs Blättern die Stängel durch, nachdem sie auch diese vorher neben dem einen, für ihre Verpuppung vorgesehenen Blatt festgesponnen hat. Diese leeren trockenen Blätter haben die Funktion von

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