Parker holt die Reiter aus dem Sattel: Butler Parker 290 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Steif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß Josuah Parker am Lenkrad und hielt nach einem Platz für das Picknick Ausschau. Die Landstraße, die durch ein ausgedehntes Waldstück führte, war kurvenreich und unübersichtlich. Deshalb gewahrte der Butler das junge Pärchen, das winkend am Straßenrand stand, erst im letzten Augenblick. Um gewöhnliche Anhalter schien es sich allerdings nicht zu handeln, denn die einzige »Bekleidung« der beiden bestand aus grünen Farnkrautwedeln, mit denen sie notdürftig ihre Blößen bedeckten. »Das riecht ja geradezu nach einer Falle«, befand Lady Simpson. »Aber halten Sie trotzdem, Mister Parker. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.« »Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte Parker und bremste sein hochbeiniges Monstrum... »Sie müssen uns helfen«, flehte der blasse, fast schmächtige junge Mann. »Man hat uns überfallen.« Er war ans halbgeöffnete Fahrerfenster getreten, während seine dunkelhaarige Begleiterin sich verschämt im Hintergrund hielt. »Eine Mitteilung, die man mit aufrichtigem Bedauern zur Kenntnis nimmt«, erwiderte der Butler, verließ sein altehrwürdiges Gefährt und förderte aus dem Kofferraum zwei Wolldecken zutage, die er den jungen Leuten reichte. Wenig später hatte der knapp Dreißigjährige, der seinen Namen mit Archibald Reaver angab, auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Rose Moorfield, seine etwa zwanzigjährige Freundin, kam im gepolsterten Fond unter, nachdem Parkers Herrin ein Eckchen freigemacht hatte. Per Knopfdruck senkte der Butler die gepanzerte Trennscheibe zwischen Fond und Vorderplätzen ab, um ein ungehindertes Gespräch zu ermöglichen.
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Butler Parker
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Parker holt die Reiter aus dem Sattel - Günter Dönges
Butler Parker
– 290 –
Parker holt die Reiter aus dem Sattel
Unveröffentlichter Roman
Günter Dönges
Steif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß Josuah Parker am Lenkrad und hielt nach einem Platz für das Picknick Ausschau. Die Landstraße, die durch ein ausgedehntes Waldstück führte, war kurvenreich und unübersichtlich. Deshalb gewahrte der Butler das junge Pärchen, das winkend am Straßenrand stand, erst im letzten Augenblick.
Um gewöhnliche Anhalter schien es sich allerdings nicht zu handeln, denn die einzige »Bekleidung« der beiden bestand aus grünen Farnkrautwedeln, mit denen sie notdürftig ihre Blößen bedeckten.
»Das riecht ja geradezu nach einer Falle«, befand Lady Simpson. »Aber halten Sie trotzdem, Mister Parker. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.«
»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte Parker und bremste sein hochbeiniges Monstrum...
»Sie müssen uns helfen«, flehte der blasse, fast schmächtige junge Mann. »Man hat uns überfallen.« Er war ans halbgeöffnete Fahrerfenster getreten, während seine dunkelhaarige Begleiterin sich verschämt im Hintergrund hielt.
»Eine Mitteilung, die man mit aufrichtigem Bedauern zur Kenntnis nimmt«, erwiderte der Butler, verließ sein altehrwürdiges Gefährt und förderte aus dem Kofferraum zwei Wolldecken zutage, die er den jungen Leuten reichte.
Wenig später hatte der knapp Dreißigjährige, der seinen Namen mit Archibald Reaver angab, auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Rose Moorfield, seine etwa zwanzigjährige Freundin, kam im gepolsterten Fond unter, nachdem Parkers Herrin ein Eckchen freigemacht hatte.
Per Knopfdruck senkte der Butler die gepanzerte Trennscheibe zwischen Fond und Vorderplätzen ab, um ein ungehindertes Gespräch zu ermöglichen.
»Darf man Sie unter Umständen ersuchen, Mylady den Hergang des verurteilungswürdigen Geschehens zu schildern?« wandte sich der Butler anschließend an Reaver.
»Wir … wir wollten picknicken«, begann der junge Mann stockend seinen Bericht. »Durch Zufall fanden wir einen wunderschönen Platz, der nur etwa eine Meile von hier entfernt im Wald liegt.«
»Geht Mylady unter Umständen recht in der Annahme, daß Sie und Miß Moorfield zu Fuß unterwegs waren, Mister Reaver?« vergewisserte sich Parker.
»Nein, wir hatten meinen Wagen dabei«, entgegnete der Schmächtige. »In den Waldweg dort drüben sind wir reingefahren.« Dabei deutete er in die entsprechende Richtung.
»Und die Gangster haben Ihnen das Fahrzeug weggenommen?« schaltete Agatha Simpson sich mit einer Frage ein. Der Argwohn, mit dem sie das in Decken gehüllte Pärchen musterte, war nicht zu übersehen.
Reaver schüttelte den Kopf. »Die Halunken waren anscheinend nur auf Schmuck und Bargeld aus«, teilte er mit.
»Dann hätten Sie doch den Wagen nehmen können, statt in dieser empörenden Aufmachung auf einer öffentlichen Straße herumzuspringen, wo jeder Sie sehen kann«, äußerte die Lady deutlich ihren Unmut.
»Den Autoschlüssel haben die Schurken natürlich mitgenommen – wie unsere Kleider«, entgegnete Reaver. »Dadurch haben sie sich einen ganz schönen Vorsprung verschafft.«
»Sie wurden also mit Waffengewalt gezwungen, sich zu entkleiden?« hakte die Detektivin mit mißtrauisch gerunzelter Stirn nach.
»Das nicht gerade, –« gab Reaver zögernd zur Antwort und tauschte mit seiner Begleiterin einen verstohlenen Blick.
»Sondern?« blieb Agatha Simpson hartnäckig am Ball.
»Rose und ich, wir hatten uns in die Sonne gelegt«, erwiderte der blasse junge Mann auf dem Beifahrersitz. »Mit irgendwelchen Störungen hat keiner von uns gerechnet. Deshalb hatten wir beide nichts an, als plötzlich die grünen Reiter auftauchten.«
»Grüne Reiter?« wiederholte Mylady verdutzt. »Die Geschichte, die Sie mir da auftischen, wird ja immer unwahrscheinlicher, junger Mann. Gleich behaupten Sie noch, es wären grüne Männchen von einem anderen Stern gewesen.«
»Aber es waren grüne Reiter!« beteuerte Rose Moorfield und brach gleich darauf in haltloses Schluchzen aus.
»Möglicherweise darf man Mylady vorschlagen, den Tatort in Augenschein zu nehmen«, schaltete Parker sich wieder ein.
»Das wollte ich auch gerade anordnen, Mister Parker«, versicherte die ältere Dame umgehend. »Lassen Sie aber äußerste Wachsamkeit walten. Sie wissen schon, warum.«
»Mylady können sich voll und ganz auf meine Wenigkeit verlassen«, erwiderte der Butler. Er wendete sein hochbeiniges Gefährt und bog in den Waldweg ein, den Reaver bezeichnet hatte.
»Sie wollen es aber genau wissen«, wunderte sich sein schmächtiger Beifahrer. »Warum setzen Sie uns nicht einfach bei der nächsten Polizeistation ab?«
»Die Polizei hat genug zu tun, um den Verkehr zu regeln, junger Mann!« ließ die passionierte Detektivin ihren Vorurteilen freien Lauf. »Und zur Verbrecherjagd bin ich am besten geeignet.«
»Kann schon sein, Mylady«, erwiderte Reaver. »Aber wer soll die Halunken denn fangen, wenn nicht die Polizei?«
»Mylady genießt einen Ruf als Privatdetektivin, den man nur als beispiellos bezeichnen kann, Mister Reaver«, setzte Parker ihn umgehend ins Bild.
Archibald Reaver schluckte hörbar und bedachte die füllige Dame mit Blicken, die respektvoll und ungläubig zugleich wirkten.
»Da ist es schon«, sagte er im nächsten Moment und deutete nach vorn.
Die Waldlichtung, die das junge Paar sich als Picknickplatz auserkoren hatte, lag etwas abseits vom Weg und verdiente eindeutig das Prädikat »zauberhaft«. Reavers silbergraue Volvo-Limousine stand halb verdeckt zwischen Bäumen.
Das kleine Areal strahlte Ruhe und Frieden aus. Allerdings nur auf den ersten Blick.
Mit unbewegter Miene registrierte der Butler, daß das weiche Waldgras der Lichtung gründlich zertrampelt war. Und bei näherem Hinsehen fanden sich auch frische Hufspuren.
*
»Aus dieser Richtung sind sie gekommen«, erläuterte Reaver und deutete in das unwegsame, mit Büschen und Bäumen bestandene Gelände. »Und alles ging blitzschnell. Wir hörten es rascheln und knacken – da waren sie auch schon da.«
»Sagten Sie nicht, Sie wären beim Picknick überrascht worden, junger Mann?« fragte Agatha Simpson. Sie stand neben Reavers Wagen und sah hinein. Dabei war ihr der wohlgefüllte Picknickkorb auf dem Rücksitz ins Auge gefallen, dessen Inhalt unberührt wirkte.
»Essen wollten wir später, Mylady«, teilte der Schmächtige mit. »Nach dem... äh... Sonnenbad.«
»Es war so schrecklich«, erinnerte sich seine dunkelhaarige Freundin. »Die Männer hatten Masken auf und bedrohten uns mit Pistolen. Wir mußten ihnen alles aushändigen. Meine goldene Halskette und das Platinarmband, Archies teure Armbanduhr und die Brieftasche mit Schecks und Bargeld –.«
»Vermutet man gegebenenfalls recht, daß die Räuber in dieser Richtung das sprichwörtliche Weite gesucht haben?« meldete Parker sich zu Wort. Er hatte aufmerksam das Gewirr der Hufspuren im weichen Waldboden gesichtet und war auf einen schmalen Trampelpfad gestoßen, bei dem es sich anscheinend um einen Wildwechsel handelte.
Der Butler mußte nicht über die Fähigkeiten des legendären Winnetou verfügen, um zu erkennen, daß die frischen Abdrücke von zwei Pferden stammten, die im Galopp die Lichtung verlassen hatten.
»Stimmt«, nickte Reaver. »Da sind die Kerle verschwunden. Vielleicht könnte man den Spuren folgen, um sie ausfindig zu machen.«
»Eine Möglichkeit, die man nicht von vornherein ausschließen sollte, Mister Reaver«, antwortete der Butler. »Dennoch dürfte davon auszugehen sein, daß die grünen Reiter Vorkehrungen getroffen haben, um etwaige Verfolger in die Irre zu führen.«
Trotz dieser Bedenken entschloß sich Parker, dem Pfad, den die grünen Reiter zur Flucht benutzt hatten,