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Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
eBook260 Seiten3 Stunden

Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

von Jan Gardemann & Chris Heller

 

 

Sie nennen ihn den Augenmörder. Doch wer ist dieser Serienkiller, der nun in Hamburg sein Unwesen treibt? Seine Opfer in München sind ein Geschäftsmann, ein Hotelier und ein Privatermittler. Seine Opfer werden von ihm bestialisch gefoltert und zum Schluss entfernt er ihnen die Augen. Eine Verbindung zwischen den Opfern gibt es nicht. 

Der Reporter David Karter wird in der Hansestadt auf die gleiche Weise ermordet. Für die Hamburger Kriminalkommissare Jörgensen und Müller scheint sich daraufhin eine Spur zu zeigen. Können sie mit Hilfe der Sonderermittlerin aus München den Täter dingfest machen, bevor es weitere Opfer gibt?

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum20. Dez. 2023
ISBN9798223435822
Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Kommissar Jörgensen und der Augenmörder - Jan Gardemann

    Kommissar Jörgensen und der Augenmörder: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

    von Jan Gardemann & Chris Heller

    ––––––––

    Sie nennen ihn den Augenmörder. Doch wer ist dieser Serienkiller, der nun in Hamburg sein Unwesen treibt? Seine Opfer in München sind ein Geschäftsmann, ein Hotelier und ein Privatermittler. Seine Opfer werden von ihm bestialisch gefoltert und zum Schluss entfernt er ihnen die Augen. Eine Verbindung zwischen den Opfern gibt es nicht.

    Der Reporter David Karter wird in der Hansestadt auf die gleiche Weise ermordet. Für die Hamburger Kriminalkommissare Jörgensen und Müller scheint sich daraufhin eine Spur zu zeigen. Können sie mit Hilfe der Sonderermittlerin aus München den Täter dingfest machen, bevor es weitere Opfer gibt?

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    1

    Ich bring ihn um!, sagte der Mann mit dem großen Kopf. Er war nicht besonders groß und eher schmächtig. Aber sein Kopf war ziemlich groß im Verhältnis zum Rest seines Körpers. Groß und kahl. Er hatte kein einziges Haar am Kopf. Und dabei war er kaum über dreißig. Das lag an einer Stoffwechselkrankheit, hieß es.

    Dass man ihn Superhirn nannte, hatte eigentlich nichts mit diesem großen Kopf zu tun.

    Warum auch?

    Große Gehirne sind nicht notwendigerweise intelligenter als kleine.

    Aber das Superhirn war tatsächlich ein Genie.

    Ein Genie des Verbrechens.

    Er war ein Genie darin, kriminelle Netzwerke aufzubauen und die Netzwerke der Konkurrenz zu zerreißen.

    Dafür wurde er bewundert.

    Und gefürchtet.

    Manchmal, wenn jemand sehr gut in seinem Bereich ist, kann es sein, dass er anfängt zu glauben, sich alles leisten zu können. Es kann sein, dass so jemand denkt, dass er auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen braucht, weil alle anderen Mitspieler in diesem Verbrecherspiel von ihm abhängig sind.

    Aber manchmal kann das auch ein tödlicher Irrtum sein.

    Ich bring ihn um, wiederholte der Mann mit dem großen Kopf.

    Wenn er seine Faust ballte, sah das eher lächerlich aus. Unbeholfen. Wenig gefährlich. So eine Geste provozierte bei einem wie ihm eher ein Lachen oder ein Grinsen, aber wohl kaum irgendeine Einschüchterung.

    Allerdings durfte man ihn keineswegs unterschätzen.

    Und es war besser, man machte sich nicht über ihn lustig.

    So mancher hatte das schon bereut.

    Ein paar davon sahen sich jetzt das Gras von unten an.

    Ich bringe diesen Kommissar Jörgensen um, sagte der Mann mit dem großen Kopf noch einmal. Er ist schon so gut wie tot. Er weiß es nur noch nicht.

    Der Chef meint, du sollst das lassen, sagte der andere Mann. Er war größer. Sein Kopf war kleiner. Seine Augen waren falkengrau. Sein Mund bildete eine gerade Linie.

    Ich habe wegen diesem Kommissar Jörgensen jahrelang im Gefängnis gesessen, sagte der Mann mit dem großen Kopf.

    Und wenn schon, Superhirn.

    Ich finde, dass jetzt der Tag der Abrechnung gekommen sein sollte.

    Und ich finde, du solltest auf den Chef hören.

    Auf den Chef?

    Der will das jetzt nicht, sagte der größere Mann, mit dem geraden Strich als Mund und Leichenbittermiene.

    Sag bloß, der Chef hat sein Herz für Polizisten entdeckt? oder wie sll ich das verstehen.

    Wenn du diesen Jörgensen umbringst, stört das das Geschäft, meint er. Also lass es.

    Das ist jetzt nicht dein Ernst!

    Es ist mein Ernst.

    Der Chef schützt einen Kriminalkommissar? Was ist das für ein mieses Spiel?

    Das ist kein mieses Spiel.

    Jetzt hör mir mal gut zu! Das zwischen Jörgensen und mir ist etwas Persönliches.

    Das habe ich schon begriffen.

    Sag das dem Chef!

    Wenn ich das dem Chef sage, sagt der zu mir: Knips das Superhirn aus!

    Der Mann mit dem großen Kopf wurde blass. Sein Gesicht hatte  sowieso nicht viel Farbe. Aber jetzt verlor es den letzten Rest davon. Er wurde ganz weiß.

    Ich soll ihn einfach am Leben lassen?

    Exakt!

    Und wie lange?

    Bis er pensioniert wird oder sich die Lage nochmal ändert und eine andere Entscheidung erforderlich wird. Das kann man nie wissen.

    Und was ist mit meiner Rache?

    Schluck sie runter.

    Könntest du deinen Durst nach Rache einfach ignorieren?

    Der Chef hat immer sehr geschätzt, dass du das Geschäft eiskalt betreibst. Ohne Gefühl. Mit kühler Berechnung. Zerstöre diesen Eindruck nicht. Wenn er denkt, dass du austicken und aus der Reihe tanzen würdest, dann solltest du bedenken, was das für Folgen hätte.

    Der Chef ist auf mich angewiesen!

    Nein - nicht so sehr, dass er dir das durchgehen lassen würde. Also leg es nicht darauf an.

    Der größere Mann trank sein Glas aus und stellte es auf den Tresen. Bis dann, Superhirn. Und bleib schön brav, hörst du?

    Dann ging er in Richtung Tür.

    Der Mann mit dem großen Kopf sah ihm nach.

    Jetzt habe ich all die Jahre im Knast darauf gewartet, dass endlich der Tag der Rache kommt - und dann hält ausgerechnet der Chef die Hand über diesen Jörgensen!

    Es war nicht zu fassen.

    Für den Mann mit dem großen Kopf war das nur schwer verdaulich.

    Aber ihm war durchaus klar, dass er keine andere Wahl hatte, als sich damit abzufinden.

    Der Chef der Organisation, deren Mitglied er war, fackelte nicht lange.

    Wer dazugehören und mitverdienen wollte, musste dafür einen Preis bezahlen.

    Und dieser Preis hieß absolute Loyalität.

    Der Chef an der Spitze der Organisation duldete keinerlei Widerspruch. Nichteinmal von jemandem wie dem Mann mit dem großen Kopf, den man überall respektvoll ‘das Superhirn’ nannte.

    Er trank jetzt ebenfalls sein Glas aus.

    Er bezahlte beim Barkeeper und verließ dann das Lokal.

    Draußen nieselte es.

    Typisches Hamburger Schietwetter eben.

    Es war eine Menge los auf St. Pauli.

    Aber das war jede Nacht so.

    Heh, hast du heute noch was vor, Kleiner?

    Der Mann mit dem großen Kopf drehte sich zu der grell geschminkten Prostituierten um, die ihn angesprochen hatte.

    Und dann merkte er, dass irgendetwas nicht stimmte.

    Ihm war schwindelig. Er taumelte, verlor das Gleichgewicht. Er griff noch, dass der Kerl, mit dem er gerade in der Bar geredet hatte, ihm wohl was ins Glas getan haben musste.

    Scheiße!, ächzte er. Verdammt...

    Als sein Kopf auf den Asphalt aufschlug, spürte er das schon gar nicht mehr.

    *

    Er wurde auf der Straße gefunden, sagte der Gerichtsmediziner, als er mir  den Leichnam zeigte. Der Mann mit dem großen Kopf lag wie erstarrt da und sah mich mit seinen großen, runden, aber vollkommen toten Augen an. Es hatte sie ihm offenbar niemand geschlossen.

    Ich kenne ihn, sagte ich. Mein Name ist übrigens Uwe Jörgensen. Genauer gesagt: Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen. Ich bin zusammen mit meinem Kollegen Kriminalhauptkommissar Roy Müller Teil  der sogenannte ‘’Kriminalpolizeilichen Ermittlungsgruppe des Bundes’, die hier in Hamburg angesiedelt ist. Wir kümmern uns um die schweren Fälle. Die, für deren Lösung man besondere Fähigkeiten braucht. Alles, was mit organisierter Kriminalität zu tun hat, fällt in unseren Aufgabenbereich. Aber auch Serientäter und Terror-Abwehr.

    Woher kennen Sie ihn?, fragte der Gerichtsmediziner.

    Ich habe ihn in den Knast gebracht. Allerdings leider nur für ein paar Jahre.

    Die Freiheit ist ihm aber offensichtlich auch nicht bekommen.

    So ist das manchmal.

    Er wurde vergiftet. Jemand hat ihm offenbar was ins Getränk getan. Ich erspare Ihnen die lateinischen Ausdrücke dafür, aber so ist es nunmal. Wo genau er  seinen letzten Drink eingenommen hat, dürfte kaum noch feststellbar sein.

    Sieht fast so aus, als hätten ihn seine eigenen Leute zur Strecke gebracht, meinte ich.

    Du kannst jetzt jedenfalls aufatmen, Uwe, mischte sich mein Kollege Roy Müller ein, der auch im Raum war. Er hat dir gegenüber doch wüste Racheschwur geäußert.

    Hat er, bestätigte ich.

    Umbringen wollte er dich.

    Ich habe ihn damals etwas sauer gemacht, sagte ich.

    Etwas sauer dürfte etwas untertrieben sein.

    Naja...

    Seinen Mörder dürften wir kaum jemals dingfest machen können, meinte Roy.

    Jetzt sagen Sie bloß noch, dass Herr Jörgensen das bedauern soll!, meinte der Gerichtsmediziner.

    Ich sah den Gerichtsmediziner an. Es ist meine Aufgabe, Morde aufzuklären, sagte ich. Wenn der Ermordete selber ein Schweinehund war, gibt das deshalb noch niemandem das Recht, ihn einfach zu töten.

    Schon klar, Herr Jörgensen.

    Aber vermutlich hatte Roy Recht.

    Die Chancen, den Mörder zu ermitteln, waren extrem gering.

    Und selbst, wenn es uns gelingen sollte, dann hatten wir es wahrscheinlich nur mit einem Handlanger zu tun. Mit dem Werkzeug eine Bosses. An die Hintermänner heranzukommen war die eigentliche Herausforderung.

    Auch wenn sich vieles in mir gegen diesen Gedanken sträubte: Dieser fall war vermutlich abgeschlossen. Es sei denn, es passierte jetzt noch irgendetwas Unerwartetes.

    Ein Wunder zum Beispiel.

    Aber genau betrachtet ist ein Wunder nichts anderes, als ein Geschehnis, das normalerweise nie eintritt.

    So ist das eben.

    *

    Der Kastenwagen parkte am Bordstein der Seilerstraße, einen Steinwurf von der Reeperbahn entfernt. Es war kurz nach Mitternacht und das gelbliche Licht einer nahen Straßenlaterne tauchte das regennasse Fahrzeug in einen kränklich anmutenden Schimmer.

    Das schäbige Aussehen des Lieferwagens ließ nicht vermuten, wie viel teure Überwachungstechnik in seinem Innern verborgen war. Die Wände wurden von Steuerpulten voller Schieberegeln, Drehknöpfen und Schaltern eingenommen. Monitore, die die Außenansicht des Gebäudes auf der anderen Straßenseite und verschiedene Räume zeigten, reihten sich aneinander. Die Laufwerke der Rechner summten, während sie Video- und Audiodateien abspeicherten; Lämpchen blinkten und Aggregate surrten.

    Das Gefährt mit der Rollladentür am Heck gehörte zum Fuhrpark der Hamburger Polizei und diente meinem Freund und Kollegen Roy Müller und mir, Kommissar Uwe Jörgensen, in dieser verregneten Nacht als Stützpunkt im Kampf gegen den organisierten Drogenhandel.

    Wie Polizeimeister Beck uns erzählte, nachdem wir vor einer knappen Stunde in dem Überwachungsfahrzeug eintrafen, hatten sich auf der Fahrt vom Bruno-Georges-Platz in Hamburg-Winterhude, wo sich das Präsidium der Polizei befand, zum Einsatzort in St. Pauli, auf der Höhe B5 mehrere Jugendliche auf Skateboards an das Heck des Lieferwagens gehängt. Das war dem Beamten im Kastenaufbau natürlich nicht entgangen. Eine versteckte Kamera am oberen Holm der Jalousientür übertrug das Bild der Kids auf einen der Monitore. Die Gesichter der Jugendlichen glühten vor Aufregung, während der vermeintliche Lieferwagen sie auf ihren Skateboards über den Asphalt zog. Dieser nicht ganz ungefährliche Spaß trieb ihnen das Adrenalin ins Blut.

    Nachdem der Polizist dem Polizeimeister am Steuer Meldung gemacht hatte, fuhr dieser noch etwas umsichtiger, als er es sowieso schon tat, sprang dann bei der nächsten roten Ampel aus der Fahrerkabine und mimte den empörten Lieferanten, indem er Flüche ausstieß und die Fäuste schüttelte.

    Die Kids klemmten daraufhin ihre Bretter unter den Arm und suchten zögernd das Weite. Hätten sie geahnt, dass sie es mit einem Polizeimeister in Zivil zu tun hatten und ihre frechen Erwiderungen von versteckten Richtmikrophonen aufgenommen wurden, hätten sie vermutlich den Mund gehalten und zugesehen, dass sie so schnell wie möglich Abstand zu dem unscheinbaren Gefährt gewannen. So aber wurden ihre Drohgebärden und ihre Schimpftiraden aufgezeichnet und auf einem Ordner auf der Festplatte des Hauptcomputers abgespeichert.

    Um die nächtliche Wartezeit zu verkürzen, hatten die beiden Polizisten diese Datei bis zu unserer Ankunft etwa fünf Mal abgespielt und sich über die saftige Ausdrucksweise der Jugendlichen köstlich amüsiert.

    Diese Kids aus Hamburg waren wirklich nicht auf den Mund gefallen, wie Roy und ich uns überzeugen konnten, als Beck uns die Aufzeichnung vorspielte. Sie hatten es sogar geschafft, den hartgesottenen Polizeimeister aus der Fassung zu bringen.

    »Ich hoffe, diese Gören bleiben auf dem Pfad der Tugend«, murrte Beck, der auf einem der am Boden festgeschraubten Stühle saß. Er verschränkte die Arme missmutig vor der Brust und streckte die Beine aus. »Sollten aus ihnen eines Tages Ganoven werden, sind die Kollegen nicht zu beneiden, die sich mit ihnen herumärgern müssen.«

    Polizeiobermeister Dreger lachte rau. Der hagere, kleinwüchsige Mann mit dem kohlschwarzen Haar war für das reibungslose Arbeiten der technischen Anlagen verantwortlich. Er und Beck gehörten der Drogenfahndung an und schoben in diesem Fahrzeug seit Stunden ihren Dienst.

    »Du warst in deiner Jugend doch bestimmt auch kein Unschuldsengel gewesen, Beck«, bemerkte Dreger grinsend. »Und trotzdem ist aus dir einer von den Guten geworden.«

    Der Polizeimeister sah seinen Kollegen mit bestürzter Miene an.

    »Willst du etwa andeuten, diese schlagfertigen Bengel könnten eines Tages unsere Kollegen werden? Da können einem die Ganoven ja leidtun, die von denen ins Kreuzverhör genommen werden.«

    »Bis dahin werden sie gelernt haben, sich gesittet auszudrücken«, meinte Dreger mit versöhnlichem Ernst in der Stimme. »Was die Entwicklung zum Erwachsenen ihnen an Kraftausdrücken nicht ausgetrieben hat, wird die Polizeischule übernehmen – darauf kannst du gefasst sein.«

    »Haben Sie auch noch etwas anderes aufgezeichnet, als diesen Zwischenfall mit den Kids?«, unterbrach Roy die Frotzeleien der beiden Polizisten.

    »Klar«, erwiderte Dreger trocken und begann die Tastatur seiner Arbeitsstation zu bearbeiten. »Im Vergleich zu den Vorkommnissen in der Beauty-Bar, die wir seit Stunden observieren, nehmen sich die Ereignisse während der Fahrt hierher allerdings wie ein atemberaubendes Abenteuer aus.«

    Eine Außenaufnahme des gegenüberliegenden Gebäudes erschien auf dem Bildschirm, auf dem eben noch ein Standbild der Skater-Kids zu sehen gewesen war. Es handelte sich um eins dieser vierstöckigen Backsteinbauten, für die St. Pauli so bekannt war. Im Erdgeschoss befand sich ein Ladengeschäft; hinter den mit roter Folie beklebten Fenstern war es dunkel, das Schild über der Tür unbeleuchtet. »The Hair« stand in Lettern, die wie geflochtene Zöpfe anmuteten, auf gelben Hintergrund geschrieben.

    »Silvio Mattjew hat den Laden um Punkt zehn Uhr dichtgemacht und das Licht gelöscht«, erklärte Dreger. »Seitdem hat sich nichts getan.«

    »Wo hält sich Mattjew zurzeit auf?«, wollte ich wissen und ließ den Blick über die Bildschirme schweifen, auf denen außer dunklen, menschenleeren Räumen nichts zu sehen war.

    »In einem der hinteren Zimmer«, antwortete Polizeimeister Beck. »Den Raum können wir nicht einsehen. Die Kameras, die Daniela Krüger in dem Friseursalon versteckt hat, decken diesen Bereich nicht ab.«

    »Das ist schlecht«, bemerkte Roy säuerlich. »Wir brauchen eine lückenlose Überwachung dieses Dealers.«

    »Es war für Polizeimeister Krüger überaus schwierig, die Kameras und Wanzen in dem Schuppen zu platzieren«, nahm Polizeiobermeister Dreger seine Vorgesetzte in Schutz. »Das The Hair ist extrem gut besucht. Die Leute können sich dort nicht nur die Haare stylen lassen, sondern auch einen Drink zu sich nehmen. Viele der Gäste halten sich mehrere Stunden in dem Friseursalon auf und quatschen über Gott und die Welt. Es wundert mich, wie Daniela es unter diesen Umständen überhaupt geschafft hat, die Überwachungsgeräte anzubringen, ohne dass dies von den Gästen oder dem Ladenbesitzer bemerkt wurde.«

    »Und dann hat dieser Mattjew unsere Kollegin auch noch angebaggert«, warf Beck ein und grinste breit. »Er scheint mächtig stolz auf seinen Laden zu sein, denn er hat Krüger überall herumgeführt und sie mit Details genervt.« Der Polizeimeister lachte rau. »Daniela war so frei, die Zutraulichkeit dieses Ganoven schamlos auszunutzen. Während er sie herumführte, hat sie weiteres Überwachungsgerät in der Beauty-Bar untergebracht.«

    »Sogar das kleine Zimmer, in dem Mattjew jetzt hockt und auf seinen Großlieferanten wartet, wurde Polizeimeister Krüger vorgeführt«, ergänzte Dreger. »Es handelt sich um einen Panikraum.« Der Polizeiobermeister grinste von einem Ohr zum anderen. »Offenbar benutzt Mattjew das gepanzerte Zimmer hauptsächlich, um Bräute zu beeindrucken und anschließend darin zu vernaschen. Polizeimeister Krüger wollte dieses Schlitzohr auch rumkriegen. Doch anstatt sich mit ihm einzulassen, hat sie ihm heimlich eine Wanze in den Schutzraum gepflanzt.«

    »Wegen der dicken Stahlbetonwände ist der Empfang jedoch ziemlich mies«, warf Beck ein. »Aber es reicht aus, um die Telefonate einigermaßen zu verstehen, die er in dem Zimmer tätigt.«

    »Was tut Mattjew gerade?«, wollte ich wissen.

    Dreger verstellte einen Regler. Ein verhaltenes, melodiöses Pfeifen drang daraufhin aus einem der Lautsprecher.

    »Wie es klingt, ist er völlig entspannt und freut sich auf seinen Besucher.«

    »Wozu gibt es in einem Friseursalon einen Schutzraum?«, wunderte sich Roy.

    »Ich habe mir die Rückfront des Gebäudes angesehen, als ich eine Überwachungskamera in dem Hinterhof installierte«, erklärte Beck ernst. »Das kleine vergitterte Fenster, das einst zu dem Zimmer gehörte, das zu einem Schutzraum umgebaut wurde, ist

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