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The Love Deal: Liebesroman
The Love Deal: Liebesroman
The Love Deal: Liebesroman
eBook345 Seiten4 Stunden

The Love Deal: Liebesroman

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Über dieses E-Book

Der Traum: Von einem heißen Geschäftsmann zum Dinner eingeladen werden.
Die Realität: Er kauft nicht nur das Dinner, er kauft sie!

Nur für einen einzigen Abend sollte Emma ihrer besten Freundin Nina einen Gefallen tun und für sie als Begleitdame einspringen. Brav nicken und lächeln, das sollte machbar sein. Doch der Kunde, Jack Twain, ist so ein Mistkerl, dass Emma am liebsten aus dem Restaurant stürmen möchte. Zum Glück muss sie ihn nach diesem Abend nie wieder sehen - denkt sie.
Denn Jack steht plötzlich vor ihrer Tür und fordert, dass sie sich als seine Freundin ausgibt. Und es steht mehr auf dem Spiel, als Emma je erwartet hätte …

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum15. Juni 2019
ISBN9783745750737
The Love Deal: Liebesroman
Autor

M.L. Winter

Bereits im Kindesalter begann M.L. Winter sich selbst neue Enden für Kinofilme auszudenken. Doch ihrem Traum, tatsächlich Autorin zu werden, kam zunächst das Leben in die Quere – bis sie eines Samstagmorgens ihren Laptop aufklappte und einfach drauflos tippte. In Windeseile entstanden die ersten Seiten. Auf unsere Frage, ob sie auch außerhalb ihrer 4 Wände schreibt, antwortet uns M.L Winter grinsend: „Einmal hatte ich es tatsächlich versucht. Aber keine Minute später, kam meine Katze Josie auf mich zu. Sie berichtete mir lautstark von ihrem Tag und forderte ihre Streicheleinheiten ein. Die sie natürlich sofort bekam. Meine kluge, sanftmütige und einfach nur liebenswerte Katze.“ Heute, mit 34, hat M.L. Winter ihre Lebensaufgabe gefunden und ihren großen Traum verwirklicht.

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    Buchvorschau

    The Love Deal - M.L. Winter

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2019 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Coverabbildung: g-stockstudio/GettyImages.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783745750737

    www.harpercollins.de

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    KAPITEL 1

    Emma

    „Zum x-ten Mal, nein, ich mach das nicht."

    „Komm schon, Emma, bitte!"

    So langsam glaube ich, meine Mitbewohnerin und beste Freundin Nina hat ihren Verstand verloren. Ich werde sie auf gar keinen Fall bei ihrem Job als Begleitdame vertreten.

    „Vergiss es. Unter keinen Umständen werde ich für einen Abend die Freundin für irgendeinen alten fremden Typen spielen."

    „Wie kommst du denn darauf, dass er alt ist?"

    Ich schnaube abfällig. „Als ob sich ein junger sexy Typ eine Begleitung für einen Abend kaufen muss."

    „Okay, überwiegend sind es schon ältere Herren, die unsere Dienste in Anspruch nehmen … aber es waren auch schon welche in unserem Alter dabei."

    Wenn sie meint, mich damit umstimmen zu können, hat sie sich aber getäuscht.

    „Ich würde es ja selbst machen, wenn nicht dieser blöde Magen-Darm-Infekt dazwischengekommen wäre."

    Und schon springt Nina vom Sofa auf und rennt ins Badezimmer. Wäre es nicht so eine ernste Sache, müsste ich bei ihrem Sprint lachen. Sonst bewegt sie sich nämlich sehr gemächlich. Was man bei ihrem Körperbau gar nicht vermuten würde. Sie ist wie dieses Faultier von Zoomania. Bloß, dass das Kerlchen sich noch schneller bewegt.

    Nina ist einen Meter achtundsiebzig groß, schlank, und ihre Haut ist makellos. Selbst in ihrem jetzigen Zustand, mit ihrer blassen Haut und den aufgequollenen Augen, könnte sie es glatt mit jedem Supermodel aufnehmen. Wäre sie nicht meine beste Freundin, könnte ich glatt eifersüchtig auf sie sein. Ich hingegen bin bloß einen Meter fünfundsechzig groß und habe ein paar Kilos mehr auf den Rippen.

    Ich höre Nina gequält würgen und verziehe mitfühlend mein Gesicht. Diese blöde Gastroenteritis macht zurzeit die Runde und hat Nina, die Arme, volle Kanne erwischt. Gestern Abend war noch alles gut, aber seit den frühen Morgenstunden sprintet sie zwischen Klo und Bett hin und her. Gegen Mittag konnte ich sie dann dazu überreden, ihr Schlaflager im Wohnzimmer aufzuschlagen. Unser Sofa ist riesig und fast genauso bequem wie ein richtiges Bett. Hier habe ich Nina besser im Blick und kann gleich reagieren, wenn sie etwas benötigt. Ich würde gern mehr für sie tun, aber ich kann nur hilflos zusehen und versuchen, ihr danach zumindest etwas Flüssigkeit zu geben, damit sie nicht dehydriert.

    Die Klospülung geht, und kurz darauf taucht Nina in meinem Blickfeld auf. Sie bewegt sich ganz langsam. Ich gehe schnell zu ihr hinüber, um ihr auf das Sofa zu helfen. Sie ist ganz blass und schließt sofort die Augen, als sie in einer liegenden Position ist. Auch wenn ich mit Nina mitleide, hoffe ich doch im Inneren, dass sie diese Schnapsidee von vorhin vergessen hat und nicht wieder davon anfängt.

    „Willst du was trinken?"

    Sie schüttelt nur den Kopf und haucht: „Danke, aber ich bekomme jetzt nichts runter." Als sie die Augen noch fester zusammenkneift, tut mir das in der Seele weh. Vorsichtig decke ich Nina zu und warte, bis sie ihre blau-grauen Augen wieder öffnet. Dieses Mal dauert es viel länger.

    „Bitte, Emma. Ich sehe Nina mit gerunzelter Stirn an, und sie spricht mit leiser Stimme: „Du weißt so gut wie ich, dass wir das Geld dringend brauchen.

    Damit hat sie natürlich den wunden Punkt getroffen. Die Aufträge für Nina sind im letzten halben Jahr stark zurückgegangen, und seit ich meinen Job im Hotelmanagement verloren habe, sind wir mehr denn je auf das Einkommen von Nina angewiesen. Wir liegen mit unserer Miete bereits seit drei Monaten im Rückstand. Jeden freien Cent, den wir zur Verfügung haben, geben wir unserem Vermieter. Aber das ist zurzeit bloß ein Bruchteil, und das wird er nicht mehr lange mitmachen. Erst gestern war er schon wieder da und machte mehr als deutlich, dass das kein Dauerzustand sein könnte. Wir mussten sogar Ninas Audi verkaufen, weil die Kosten für zwei Fahrzeuge einfach zu hoch waren. Und da mein kleiner Flitzer nicht viel verbraut, fiel die Wahl leider auf ihr Auto. Doch auch durch diese Einsparung wird unser Schuldenberg nicht niedriger. Wie oft habe ich deswegen schon schlaflose Nächte gehabt. Wenn wir nicht bald das Geld auftreiben können, werden wir wohl oder übel unter irgendeiner Brücke hausen müssen. Ich sehe uns schon mit Ratten um Brotkrümel kämpfen. Bei dieser Vorstellung schüttelt es mich innerlich. So weit darf es auf keinen Fall kommen. Allerdings kann ich unmöglich die Begleitung für irgendeinen alten notgeilen Kerl spielen. Das schaff ich einfach nicht.

    „Es ist nur ein ganz normales Geschäftsessen. Du gehst mit ihm in ein schickes Restaurant und tust so, als wärst du seine Freundin", versucht Nina mich vom Gegenteil zu überzeugen.

    „Warum kann der nicht einfach alleine mit seinen Geschäftsleuten essen?"

    „Dieser Jack Twain ist so ein Workaholic, der nur für seine Firma lebt. Er hat wohl keine Zeit … für andere Dinge in seinem Leben. Sie macht eine kurze Pause und spricht dann mit etwas kräftigerer Stimme: „Das kannst du ihn ja später selbst fragen.

    „Du meinst, falls ich es mache."

    „Du wirst es machen. Dafür kenne ich dich viel zu gut." Ein feines Lächeln huscht über ihr Gesicht. Doch dann verschwindet es direkt wieder, als eine neue Welle der Übelkeit sie überkommt. Nina springt auf und rennt zurück ins Bad. Ich hasse es, meine beste Freundin so leiden zu sehen. Während sie noch im Bad ist, verlasse ich das Wohnzimmer und gehe hinüber zu unserer offenen Küche. Nina braucht dringend etwas Flüssigkeit.

    Als ich an dem großen Tresen vorbeikomme, fällt mein Blick auf die silberne Marmorplatte. Darauf befindet sich ein großer, weißer Umschlag. Ich betrachte ihn wie ein seltenes Tier. Mit langsamen Schritten gehe ich darauf zu. Es ist eine stille Abmachung zwischen Nina und mir, dass ich ihre geschäftliche Post ignoriere. Ich akzeptiere ihren Beruf, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich ihn gutheiße. In der heutigen Zeit laufen so viele kranke Menschen herum, die, ohne mit der Wimper zu zucken, ein Leben auslöschen. Und ich habe Angst um meine beste Freundin, dass sie bei einer dieser „Verabredungen" an den falschen Kerl gerät. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr jemand etwas Böses antäte. Aber angesichts der Umstände, kann ich meine Neugierde nicht kontrollieren. Nina hatte den Umschlag gestern Abend schon geöffnet. Ich klappe die Seitentasche auf und hole den Hefter heraus, der sich in seinem Inneren befindet. Auf den einzelnen Blättern ist fein säuberlich notiert, wie sich Nina an diesem Abend zu verhalten hat. Ich schüttle mit dem Kopf, als ich das lese.

    Mal im Ernst, hat dieser Kerl nichts Besseres in seinem Leben zu tun?

    Unter anderem steht dort, dass Nina nur das Wort ergreifen darf, wenn man sie direkt anspricht. Auch wird des Öfteren, oder besser gesagt auf jeder einzelnen Seite, erwähnt, dass er großen Wert auf Pünktlichkeit legt. Nina hat bis spätestens achtzehn Uhr beim Restaurant zu sein, und sie würden sich dann an der Bar treffen. Dieser Kerl hat echt eine Meise. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, wo es Frauen verboten wurde, eigenständig zu denken und zu handeln. Am liebsten würde ich diese Blätter in tausend Stücke zerreißen. Aber ich will unbedingt wissen, welche haarsträubenden Vorstellungen dieser Bekloppte noch hat. Auf der letzten Seite lese ich, dass um sechzehn Uhr ein Bote mit einem Kleid vorbeikommen wird.

    Aber sonst geht es diesem Typ noch ganz gut. Der will Nina ernsthaft vorschreiben, was sie anzuziehen hat? Auf gar keinen Fall, werde ich diesen Job übernehmen!

    Plötzlich höre ich wieder diese herzzerreißenden Geräusche, die Nina von sich gibt, und mich überkommt ein schlechtes Gewissen. Nina ist meine beste Freundin und die einzige Familie, die ich noch habe. Ich will nicht, dass sie meinetwegen auch noch ihre Arbeit verliert. Auch wenn ich jedes Mal tausend Tode sterbe, wenn sie unterwegs ist. Aber Nina hängt sehr an ihrem Job, und wer weiß, ob sie dann noch einmal gebucht wird, wenn sie diesen wichtigen Termin platzen lässt. Ich nehme mir die Auflistung erneut zur Hand, als es plötzlich an der Tür läutet. Ich lasse die Blätter so schnell wieder fallen, als hätte ich mich daran verbrannt.

    Es klingelt erneut. Aber nicht bloß einmal, nein, es läutet wieder und wieder, bis ich bei der Haustür angekommen bin. Als ich sie öffne, steht ein junger Typ mit genervtem Gesichtsausdruck vor mir. Er trägt eine blau-schwarze Uniform und hält mir ungeduldig sein Klemmbrett zum Unterschreiben hin. Kaum habe ich das S von Emma Evans geschrieben, zieht er es auch schon unter meiner Nase weg und verschwindet. Kopfschüttelnd hebe ich das Paket vom Boden auf und gehe damit nach drinnen. Ich habe es gerade auf den Tisch im Wohnzimmer abgestellt, als Nina wieder aus dem Bad kommt. Sie ist noch blasser als vorher. Ich stütze sie bis zum Sofa und decke sie anschließend wieder schön kuschelig zu.

    „Ein Bote hat das Outfit für heute Abend vorbeigebracht."

    Nina will gar nicht wissen, woher ich weiß, was in dem Paket ist, sondern fragt mit leiser Stimme: „Und, wie sieht es aus?"

    „Ich habe noch nicht nachgesehen. Mir kommt eine Idee. „Das könnte ich aber schnell nachholen … vorausgesetzt du trinkst vorher etwas.

    Dass es Nina total mies geht, erkenne ich daran, dass sie keine Widerworte gibt. Alleine wenn es um unser abendliches Fernsehprogramm geht, diskutieren wir eine halbe Ewigkeit. Und wenn wir uns dann für ein Programm entschieden haben, ist der Film bereits im vollen Gange.

    Nachdem Nina ihren Teil des Deals erfüllt hat, gehe ich hinüber zum Tisch und öffne das Paket. In seinem Inneren liegen zwei braune Schachteln. Ich nehme die erste zur Hand und hebe den Deckel ab. Als ich das Papier zurückschlage, schnaube ich abfällig. Ich fasse das kleine Schwarze an seinen Trägern und hole es aus seiner Verpackung. Dabei betrachte ich den hauchzarten Stoff des Kleides und sage mit angewidertem Blick: „Wow, der hat sich echt Mühe beim Aussuchen gegeben."

    Ich öffne die zweite Schachtel. Darin befinden sich unfassbar hohe schwarze High Heels. Welche Sorte von Mann einer fremden Frau solche Klamotten schicken kann, ist mehr als offensichtlich. In meinem Kopf entsteht das Bild von einem alten untersetzten Knacker, der seine schmierigen Finger nicht bei sich behalten kann. Es schüttelt mich innerlich.

    Wie ekelhaft ist das denn bitte, denke ich mir. Dieser Typ erfüllt genau das Klischee von einem alten notgeilen Bock, der sich für Geld ein Mädel aus einer Begleitagentur buchen muss. Ich bekomm schon Herpes, wenn ich nur daran denke, seine Freundin spielen zu müssen.

    „Und wie lautet deine Entscheidung?", will Nina wissen.

    „Ehrlich gesagt … stellen sich gerade meine ganzen Nackenhaare auf. Ich kann das nicht, Nina!"

    „Es tut mir ja auch leid, aber …"

    „Ja, ich weiß." Sage ich beschwichtigend.

    Ohne Auftrag, kein Geld. Und ohne Geld können wir die Miete nicht zahlen und werden hungernd unter der Brücke landen. Vielleicht ist der Film, der gerade in meinem Kopf abläuft, völlig übertrieben. Ja, womöglich ist er ein Kerl Anfang sechzig. Na und? Er könnte doch auch super nett und zuvorkommend sein.

    Und außerdem ist es schnell verdientes Geld, das uns die nächsten Wochen über Wasser halten würde.

    „Aber das da …, ich zeige angewidert auf diese Unterwäsche, „ziehe ich auf gar keinen Fall an.

    „Bitte, Emma. Du musst das anziehen. Er wird schon nicht begeistert darüber sein, dass du brünett bist."

    „Was!?"

    „Er steht wohl eher auf Blondinen."

    „Ich werde mir aber unter Garantie nicht die Haare färben."

    „Nein, das musst du auch nicht. Dafür reicht die Zeit eh nicht mehr aus. Sie atmet geräuschvoll und spricht weiter: „Bitte zieh es an. Es sieht doch gar nicht so schlecht aus.

    „Nicht schlecht? Das Kleid ist viel zu eng und viel zu kurz! Bei meinen Hüften und meinem Busen, da könnte ich auch gleich nackt gehen."

    Ein Lächeln huscht über Ninas Lippen. Doch die Strafe dafür bekommt sie in der nächsten Sekunde. Sie kneift ganz fest ihre Augen zusammen und atmet hektisch ein und aus. Sie so zu sehen, ist kaum auszuhalten.

    „Bitte." Kommt es gequält von Nina.

    „Ich bin aber nicht so wie du. Ich kann keinen Smalltalk mit völlig Fremden halten."

    Was voll und ganz der Wahrheit entspricht. Bei Freunden kommen die Worte nur so herausgepurzelt, aber wenn ich jemanden noch nicht kenne, verhalte ich mich wie eine verschlossene Auster.

    „Du schaffst das schon."

    „Und über was soll ich eigentlich mit denen reden?"

    „Unterhalte dich über ganz unverfängliche Dinge: das Wetter, Bücher, Musik. Du kannst eigentlich über alles sprechen."

    Ich lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Das hört sich in der Tat gar nicht so kompliziert an. Noch dazu können wir mit dem gezahlten Honorar, zumindest einen Teil unserer Schulden begleichen, was eine große Anspannung von mir nehmen würde. Zwar fühle ich mich nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken, aber ich weiß im Moment auch keine andere Lösung für unsere Situation.

    Nina sieht mich voller Hoffnung an, und ich kann gar nicht anders, als zu sagen: „Ruh du dich aus. Ich werde mich für diesen Termin fertig machen."

    Ich muss ihr ja nicht verraten, dass ich es dann aber auf meine Art machen werde. Schnell verschwinde ich in meinem Zimmer und suche nach einem passenden Outfit. Ich entscheide mich für ein luftiges Sommerkleid, welches meine Kurven leicht betont und den Ansatz meiner Brüste erahnen lässt. Es ist eins meiner Lieblingskleider und das genaue Gegenteil von diesem kleinen Schwarzen. Da hätte ich gleich nur in Unterwäsche gehen können.

    Zu dem Kleid wähle ich noch meine weißgepunkteten blauen Pumps. So bin ich zumindest von der Größe her Nina sehr ähnlich. Ich will diesen alten perversen Typen ja nicht zu sehr überfordern.

    Ich überlege, meine braune Lockenmähne offen zu tragen. Ein gehässiges Grinsen umspielt meine Lippen, während ich an das Gesicht dieses Knackers denke. Er wird ganz schön blöd gucken, wenn keine Blondine an der Bar auf ihn wartet. Ich springe unter die Dusche und mache mich ganz in Ruhe fertig.

    Nachdem ich dezentes Make-up aufgelegt habe, betrachte ich mein Werk im Spiegel. Also mir gefällt es. Zumindest habe ich jetzt weniger das Gefühl, mich zu verkleiden. Ich sehe auf die Uhr und stelle mit Erstaunen fest, dass es bereits siebzehn Uhr dreißig ist. Bei wenig Autoverkehr könnte ich die Strecke in circa einer halben Stunde zurücklegen. Da werde ich, wie von diesem Tyrannen gewünscht, pünktlich um achtzehn Uhr am Restaurant ankommen. Ein böses Grinsen huscht über mein Gesicht. In seiner detaillierten Anweisung hat er nicht erwähnt, dass Nina um Punkt achtzehn Uhr an der Bar zu sitzen hat. Man könnte also mit ruhigen Gewissen davon ausgehen, dass es völlig ausreichend wäre, wenn ich um diese Zeit auf dem Gelände des Restaurants bin. Und das werde ich ja im Endeffekt sein.

    Schnell husche ich an Nina vorbei, um zu dem Garderobenständer im Flur zu gelangen. Ich ziehe meinen langen schwarzen Mantel über und so bemerkt Nina gar nicht, dass ich überhaupt nicht das Kleid von diesem Widerling trage.

    „Brauchst du noch irgendwas, bevor ich gehe?"

    „Nein alles gut … danke!" Flüstert Nina.

    Bevor ich es mir noch anders überlegen kann, hole ich ihr Handy aus dem Schlafzimmer und lege es auf das kleine Schränkchen neben dem Sofa.

    „Wenn was ist, ruf an."

    „Mach ich."

    KAPITEL 2

    Emma

    Zum wiederholten Male schüttle ich fassungslos den Kopf. Wie konnte ich mich nur auf diese Schnapsidee einlassen? Okay, es gibt gute Gründe, um es zu tun, aber ich bin dafür doch die komplette Fehlbesetzung. Ich bin nicht gut im Smalltalk halten und meine schauspielerischen Talente lassen sehr zu wünschen übrig. Genauso gut könnte ich versuchen, einen Handstand zu machen … Was mit einem schmerzhaften Plumps auf dem Rücken enden würde.

    Ich bin einfach keine professionelle Begleitdame. Ich weiß doch überhaupt nicht, wie man sich in so einer Situation zu verhalten hat. Ich frage mich, wie das normalerweise abläuft. Werden den Neuankömmlingen in der Agentur Schulungsvideos gezeigt, die einen darüber aufklären, wie man sich als Begleitdame zu verhalten hat? Womöglich werden sogar Kurse gegeben. Ich habe keine Ahnung.

    Und dann gibt es auch noch das große Problem, dass ich mich nicht verstellen kann. Wenn ich jemanden nicht leiden kann, spricht mein Gesichtsausdruck Bände. Ich versuche, meine Mimik zwar unter Kontrolle zu halten, aber das gelingt mir in den wenigsten Fällen. Zumindest bekomme ich das immer von Nina zu hören.

    Der Verkehr ist schrecklich langsam, und es ist nach neunzehn Uhr, als ich endlich mein Ziel erreiche. Ein bisschen plagt mich schon das schlechte Gewissen. Obwohl ich verantwortungsbewusst, wie ich nun mal bin, im Restaurant Bescheid gesagt hatte, als abzusehen war, dass ich es nicht pünktlich schaffe. Den Namen des Restaurants wusste ich ja, und dank Google hatte ich die Telefonnummer schnell herausgefunden.

    Ich muss mit den Augen rollen, als ich an dieses Telefonat zurückdenke. Dieser Mann, der am anderen Ende der Leitung war, ich vermute mal ein Kellner, wollte natürlich wissen, wem genau er Bescheid sagen soll. Ich habe schon leichte Schweißausbrüche bekommen, weil mir der Name von diesem Kerl nicht einfallen wollte. Ich hatte ihn definitiv in den Unterlagen irgendwo gelesen, nur liegen die dummerweise zu Hause in der Küche. Ich könnte schwören, dass Nina den Namen auch gesagt hatte. Kurz habe ich überlegt, sie anzurufen. Doch sofort schoss mir das Bild durch den Kopf, wie sie ganz blass und hilflos auf dem Sofa liegt. Ich schüttelte den Kopf und erwiderte stattdessen: „Wenn jemand nach einer Nina fragt, richten Sie ihm bitte aus, dass ich unterwegs bin."

    Während ich weiter gewartet habe, dass die Autos vor mir endlich wieder Gummi geben, habe ich kurzerhand eine gemeinsame Freundin angerufen. Ich habe Rita gebeten, nach Nina zu sehen, und sie will mir Updates geben, wie es ihr geht. Gleich danach habe ich Nina angerufen, damit sie keine Panik bekommt, wenn auf einmal Rita vor ihr steht. Was man doch alles während eines Staus erledigen kann!

    Ich parke meinen kleinen silbernen Fiat Punto auf dem Gelände und gehe schnell ins Innere des Restaurants. Dort angekommen, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Bisher war ich noch nie in einem Fünf-Sterne-Restaurant, und wenn ich mich so umsehe, merke ich, dass das auch kein Ort ist, an dem ich mich wohlfühlen könnte. Das Ambiente sprüht nur so vor Luxus, und überall stehen Skulpturen, die sicher allesamt ein Vermögen kosten. Ich werde mich hier ganz vorsichtig bewegen müssen, um nicht aus Versehen so ein super teures Teil kaputt zu machen. Das würde mir gerade noch zu meinem Glück fehlen. Das ist mir hier alles viel zu protzig. Eindeutig nicht meine Welt. Ich gehe viel lieber in ein schönes kleines Bistro, wo man das Gefühl hat, nach Hause zu kommen. Hier hingegen habe ich den Eindruck, als würden mich alle anstarren und wissen, dass ich nicht hierhergehöre.

    Mein Pulsschlag beschleunigt sich, und ich muss mich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich versuche, die anwesenden Gäste gar nicht weiter zu beachten, und suche stattdessen nach dieser Bar. Ich muss ein gutes Stück durch den Raum gehen, bis ich mein Ziel endlich entdeckt habe.

    Ein bisschen graut es mich schon davor, nun diesem Kerl gegenüberzutreten. Ich versuche, mir selbst Mut zuzusprechen.

    Du schaffst das! Du schaffst das! Du schaffst das!

    Aber es funktioniert nicht. Unwillkürlich frage ich mich, wie dieser Abend hier laufen wird, und bekomme fast eine richtige Panikattacke. Ich merke, wie mir das Atmen von Schritt zu Schritt schwerer fällt, und spiele mit dem Gedanken, mich einfach umzudrehen. Niemand weiß schließlich, wer ich bin und was ich hier mache. Und bis jetzt ist ja auch noch nichts passiert.

    Oh man, Emma, jetzt reiß dich doch endlich mal zusammen. Vielleicht wird dieser Abend auch ganz lustig.

    Ich schnaube verärgert. Als ob ich den Abend an der Seite eines widerlichen alten Kerls genießen könnte. Panik überkommt mich.

    Was ist, wenn er auf verliebtes Paar machen und mit mir herumknutschen will?

    Ich versuche, meine aufwühlenden Gedanken zu ordnen, denn Nina hat noch nie von so einem Vorfall gesprochen. Selbst wenn wir diese stille Vereinbarung haben, hätte sie mir das unter Garantie erzählt.

    Ich straffe meine Schultern und gehe weiter zur Bar. Dabei fallen mir die interessierten Gesichter einiger männlichen Gäste auf, und ich fühle mich wieder sehr unwohl.

    Ich kann das einfach nicht!

    Ich drehe mich auf dem Absatz um und will mit schnellen Schritten das Restaurant verlassen. Viel zu spät bemerke ich die große dunkle Gestalt vor mir und stoße direkt mit ihr zusammen. Ich nehme sofort einen herben und gleichzeitig süßlichen Duft wahr. Ich bin eindeutig gegen einen Kerl gelaufen. Einem sehr trainierten, stelle ich fest. Als ich aufblicke, um mich zu entschuldigen, habe ich nur einen sehr beeindruckenden Oberkörper in meinem Blickfeld. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um sein Gesicht betrachten zu können. Und was ich da zu sehen bekomme, verschlägt mir die Sprache. Ich blicke in das schönste männliche Gesicht, das ich je gesehen habe. Ich habe fast den Eindruck, als würde er einer griechischen Gottheit entstammen. Nicht nur seine Aura vermittelt das, sondern auch seine markanten Wangenknochen.

    Und wow, was für Augen! Sie sind so grün wie Smaragde. Ich könnte mich glatt in ihnen verlieren.

    Ich atme tief durch und versuche, mich auf mein Gegenüber zu konzentrieren. Ich schätze ihn so in meinem Alter ein, Anfang bis Mitte Dreißig. Er hat kurze schwarze Haare und einige kleinere Leberflecke an Hals, Kinn und Stirn. Wie gern würde ich die einzelnen Punkte mit meinen Fingern nachfahren. Seine Lippen sind voll und geschwungen, sie laden einen regelrecht dazu ein, an ihnen zu knabbern. Plötzlich stelle ich mir vor, wie sie fordernd über meinen erhitzten Körper gleiten. Ein warmes Prickeln breitet sich in meinem Unterleib aus. Diesen Kerl würde ich auf jeden Fall nicht von meiner Bettkante stoßen. Und das, obwohl ich normalerweise nur auf große Hände und knackigen Po stehe. In seinem Gesicht zeichnet sich ein selbstgefälliger Ausdruck ab. Er weiß genau, welche Wirkung er auf seine Umwelt hat. Die maßlose Arroganz, die dadurch zum Vorschein kommt, lässt meine erhitzte Haut sofort abkühlen. Jetzt würde ich den noch nicht mal mit der Kneifzange anfassen.

    Wie ich solche Menschen verabscheue, die so dermaßen von sich selbst überzeugt sind. Ich muss mich stark zusammennehmen, um ihn nicht abfällig anzufunkeln. Er hingegen mustert mich kühl von Kopf bis Fuß und scheint dabei festzustellen, dass ich nicht weiter wichtig bin. Er lässt mich einfach stehen, ohne ein Wort zu sagen. Ich fühle mich beschämt und spüre, wie meine Wangen beginnen zu glühen.

    So ein blöder Arsch!

    Auf diesen Schock brauche ich jetzt erst mal einen Drink, mit ganz viel Alkohol. Ich gehe in die Richtung, in die dieser eingebildete Affe gerade verschwunden ist, und setze mich auf einen Barhocker. Als der Barkeeper fragt, was ich haben will, bestelle ich mir einen Gravestone. Es dauert nicht lange und mein gewünschter Cocktail steht vor mir. Der junge Barkeeper lächelt mich freundlich an. Er scheint wohl zu merken, dass es mir im Moment nicht so gut geht. Ich nehme einen Schluck und muss husten. Der Alkohol brennt in meiner Kehle. Aber genau das brauche ich jetzt. Kurz darauf habe ich den Geschmack von Limette auf meiner Zunge. Das verleiht dem Drink eine frische Note und rundet das Ganze perfekt ab.

    Wärme breitet sich in meinem Inneren aus, und ich fühle mich gleich viel besser. Ich verschwende keinen Gedanken mehr an diesen aufgeblasenen Typen von eben. Erleichtert atme ich aus und bin nun nicht mehr ganz so nervös wie bei meiner Ankunft in diesem Schickimickiladen. Ungeniert sehe ich mich an der Bar um, kann aber keinen alten und alleinstehenden Kerl ausmachen.

    Da bin ich wohl nicht die Einzige, die heute zu spät auf der Bildfläche erscheint.

    Ich nippe noch einmal leicht an meinen Drink. Er schmeckt so gut, dass ich ihn zu gerne in einem Zug leeren würde. Aber das wäre keine gute Idee. Der Alkohol würde mir gleich zu Kopf steigen, und dann wäre ich nicht mehr Herrin meiner Sinne. Das darf auf keinen Fall passieren.

    Die Minuten verstreichen, und ich überlege zum x-ten Mal, ob ich das Restaurant nicht doch besser wieder verlassen soll. Es ist vielleicht ein Zeichen, dass der Kerl noch nicht da ist. Ich sollte meine Chance nutzen und von hier abhauen.

    „Sie sind nicht blond." Kommt es plötzlich von einer dunklen Stimme hinter meinem Rücken.

    Verwundert drehe ich mich um und zucke erschrocken zusammen. Obwohl ich auf einem hohen Barhocker sitze und er steht, sehe ich in grüne Augen, die mir sehr bekannt vorkommen.

    Was will der denn von

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