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Glücklichsein ist gar nicht so einfach: 3 bewegende Romane
Glücklichsein ist gar nicht so einfach: 3 bewegende Romane
Glücklichsein ist gar nicht so einfach: 3 bewegende Romane
eBook331 Seiten4 Stunden

Glücklichsein ist gar nicht so einfach: 3 bewegende Romane

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält folgende Romane:
(399)
Anna Martach: In tiefster Seele gekränkt

Anna Martach: Zum Glücklichsein gezwungen

Anna Martach: Wir brauchen keinen neuen Pai



Gräfin Agneta von Listenfeld ändert kurz vor ihrem Tod ihr Testament. Sie vermacht ihr Vermögen zu gleichen Teilen ihrer Enkelin Regina Juliana Maria von Listenfeld und Raphael Markus Johannes Baron von Ulenhardt. Zwischen den Familien von Listenfeld und von Ulenhardt gibt es seit mehr als zweihundert Jahren Streit. Gräfin Agneta hofft, dass durch ihr Vermächtnis dieser alte Streit endlich beigelegt wird. Wird sich ihre Hoffnung nach ihrem Tod erfüllen oder wird der Streit eskalieren?
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum25. Sept. 2023
ISBN9783753210766
Glücklichsein ist gar nicht so einfach: 3 bewegende Romane

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    Buchvorschau

    Glücklichsein ist gar nicht so einfach - Anna Martach

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    In tiefster Seele gekränkt

    von Anna Martach

    Martina Johannsen gewinnt bei einem Preisausschreiben einen Urlaub in einem Schlosshotel. Und auch wenn es ihr anfangs noch recht absurd erscheint, scheint es zwischen ihr und dem Besitzer des Hotels, Graf Richard, Liebe auf den ersten Blick zu sein. Doch hält diese Liebe auch der Belastungsprobe stand, die durch die eifersüchtige Gräfin Annette, die schon seit Langem ein Auge auf den Grafen geworden hat, ausgelöst wird?

    1

    „Mir tun die Füße weh, stöhnte Martina Johannsen. „Dieses Einkaufszentrum ist ja gigantisch.

    Suchend schaute sie sich um und steuerte dann zielbewusst auf ein kleines Bistro zu, in dem sie sich setzen und einen Cappuccino trinken konnten.

    Sie, das waren Martina Johannsen und ihre Freundin Christiane Jansen. Die beiden Frauen hatten sich einen Tag freigenommen, um das neue große Einkaufszentrum regelrecht zu erforschen und festzustellen, ob es sich wirklich lohnte, demnächst wieder einmal hierherzukommen.

    Und das tat es nun wirklich, wie beide übereinstimmend feststellten. Auf dem Gelände einer ehemaligen Zechenanlage mitten im Ruhrgebiet war ein gigantisches, ehrgeiziges Projekt entstanden, eine regelrechte Stadt für sich, die größtenteils aus Einkaufsstraßen, Parkhäusern und einer großartigen Veranstaltungshalle bestand. Für den suchenden Kunden gab es hier nichts, was es nicht gab, und fast jeder Wunsch konnte befriedigt werden.

    Die beiden Frauen hatten einen ausgedehnten Einkaufsbummel hinter sich, als sie sich jetzt zufrieden hier niederließen, und freuten sich rechtschaffen auf das Konzert, das später am Abend noch folgen sollte .Jetzt aber wirkte erst einmal der Cappuccino sehr belebend.

    „Der reine Wahnsinn, stellte Christiane fest. „Hier gibt es einfach nichts, was es nicht gibt.

    Neben dem Bistro befand sich ein exklusives Kosmetikgeschäft, das schon auf den ersten Blick ziemlich teuer aussah.

    „Schau dir nur mal diese Preise an", seufzte Christiane, und Martina lächelte.

    „Ach, du weißt doch, ich habe mit Kosmetik gar nicht viel zu schaffen. Mein Luxus sind teure Parfums. Und dafür werde ich hier vermutlich noch mehr bezahlen als ohnehin schon."

    „Dummchen, ich meine doch nicht die Preise zum Einkaufen, nein, die hier, die man gewinnen kann."

    Jetzt lachte Martina hell auf. „Ich habe noch nie etwas gewonnen, sondern für alles arbeiten müssen. Warum sollte es jetzt anders sein? Außerdem verabscheue ich Preisausschreiben."

    „Spielverderber, schimpfte Chris gutmütig. „Lass uns trotzdem mitmachen.

    „Das ist doch Blödsinn, meinte Martina. „Die suchen sicher nichts weiter als Adressen, und in den nächsten Wochen ersticken unsere Briefkästen in der Flut.

    „Hast du denn überhaupt keinen Unternehmungsgeist? Du bist doch sonst nicht so schüchtern. Schau dir nur mal den Hauptpreis an. Zwei Wochen Luxushotel mit allem Drum und Dran, sogar Vollpension. Du könntest dich rundherum verwöhnen lassen." Christiane musste selbst lachen bei dieser Aufzählung, denn Martina war eigentlich eher ein Arbeitstier und hielt nicht viel davon, sich verwöhnen zu lassen, würde das doch bedeuten, sie sollte faulenzen. Sie fühlte sich am wohlsten, wenn es arbeitsmäßig hoch herging und sie knifflige Probleme zu lösen hatte, was bei ihr relativ häufig vorkam.

    Martina Johannsen arbeitete für eine Computerfirma und galt als Spezialistin auf dem Gebiet der Netzwerkeinrichtungen. Sie hatte hart gearbeitet, um diese Position zu erreichen, und musste sich auch heute häufig noch gegen die männliche Konkurrenz oder gar gegen Vorurteile durchsetzen. Aber das machte ihr nichts aus. Nach einer äußerst unglücklich verlaufenen Liebesbeziehung hatte sie sich geschworen, in Zukunft die Finger von den Männern zu lassen und all ihre Kraft und Energie in die Arbeit zu investieren, was einige Männer nicht verstehen konnten. Martina war eine ausgesprochen attraktive Frau von zweiunddreißig Jahren, besaß nussbraune glänzende Haare, die ihr bis auf die Schultern fielen, ein schmales Gesicht mit rehbraunen Augen, und einen Mund, der zum Küssen einlud, wie ein Mann einmal festgestellt hatte.

    Christiane, ihre Freundin, war fast das genaue Gegenteil; sechs Jahre jünger, ein wenig mollig gebaut, hatte aschblondes Haar, ein vorlautes Mundwerk, das kaum stillstand, und Hände, die mitredeten. Schon aufgrund ihrer äußerlichen Attribute war sie der Meinung, dass sie ohnehin nie den Richtigen fürs Leben finden würde. Meist hielt sie sich im Schatten ihrer Freundin, die so viel selbstsicherer war, und doch auch so viel verletzlicher, wie Chris wusste.

    Jetzt aber bestand sie darauf, dass sie beide an diesem Preisausschreiben teilnahmen und redete deshalb eifrig auf ihre Freundin ein.

    „Du, ich habe da so ein Gefühl. Das wird klappen, ganz bestimmt. Komm, nun sei kein Frosch, eine von uns gewinnt den Preis."

    Martina lachte auf. „Bist du jetzt unter die Wahrsager und Hellseher gegangen? Dann kannst du ja in diesem Monstrum von Einkaufszentrum auch noch einen Stand aufmachen, das ist, glaube ich, das einzige, was fehlt. Ich sage Ihnen die Zukunft voraus! Handlinienlesen per Computer!", witzelte sie.

    „Dazu musst du aber erst mitmachen, damit ich weiß, wie hoch meine Trefferquote ist", gab Chris trocken zurück. Martina gab sich geschlagen. Diesem Argument hatte sie nichts mehr entgegenzusetzen, und im Grunde war es ja auch egal. Im Übrigen waren auch die anderen Preise recht attraktiv, und vielleicht hatte sie ja wirklich Glück und gewann eine Flasche Parfum, auch wenn das in ihren Augen mehr als unwahrscheinlich schien.

    Die beiden Frauen füllten also die Teilnahmekarten aus, warfen sie in die bereitgestellte Box und hatten den Vorfall gleich darauf vergessen.

    2

    Es war purer Zufall gewesen, der dazu geführt hatte, dass Martina an diesem Tag zu Hause war. Eine heftige Erkältung benebelte ihren Kopf, und sie fühlte sich schwach und elend. Nachdem ihr Chef ihre Stimme gehört hatte, war er ebenfalls davon überzeugt, dass Martina ein oder zwei Tage im Bett angeraten schienen, statt sich im Außendienst mit Kunden und Computern herumzuplagen.

    Gegen Mittag klingelte es Sturm an der Tür, und als sie erstaunt öffnete, stand der Postbote davor und reichte ihr einen eingeschriebenen Brief, für den sie erst unterzeichnen musste.

    „Du meine Güte, wahrscheinlich ein Ticket, stöhnte sie. „Wo habe ich denn jetzt wieder falsch geparkt? Sie warf den Brief auf den Tisch und legte sich erst einmal wieder hin. Nach einem kurzen Schlaf fühlte sie sich aber etwas erfrischt und nahm den Brief nun zur Hand. Doch darin konnte auf keinen Fall ein Strafzettel sein. Absender war ein Schlosshotel Unstrut, und Martina fragte sich erstaunt, ob Werbung neuerdings per Einschreiben verschickt wurde.

    Ein wenig ratlos hielt sie den Umschlag immer noch in der Hand, entschloss sich dann aber doch, ihn zu öffnen. Gleich darauf schaute sie fassungslos auf die Zeilen und fing dann laut an zu lachen.

    „Das kann ja nicht wahr sein, japste sie. „Das glaube ich einfach nicht. Das ist doch bestimmt ein Scherz.

    „Sehr geehrte Frau Johannsen, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie die Gewinnerin des großen Kosmetikpreisausschreibens sind. Wir erwarten Sie als geehrten Gast in unserem Haus zu einem zweiwöchigen kostenfreien Aufenthalt, in dem Sie selbstverständlich all die uns angeschlossenen Räumlichkeiten und Vorteile nutzen können. Eine Auflistung entnehmen Sie bitte dem beigefügten Prospekt. Um einen Ihn genehmen Termin auszumachen, bitten wir Sie, sich kurz mit uns in Verbindung zu setzen. Soweit es uns möglich ist, werden wir gerne auf Ihre Wünsche eingehen. Und selbstverständlich ist in Ihrer Begleitung eine zweite Person willkommen.

    Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen und werden alles daransetzen, dass Sie sich in unserem Haus wohlfühlen und mit all unseren Einrichtungen zufrieden sind. In Erwartung Ihrer freundlichen Anmeldung verbleiben wir mit freundlichen Grüßen."

    Die Unterschrift war fast ehrfurchtgebietend: Richard Graf von Enningsen. Du lieber Himmel, auch noch ein Graf. Martina war für einen Augenblick regelrecht geschockt. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie, ausgerechnet sie, hatte bei diesem Preisausschreiben gewonnen? Sie hatte schon vergessen, dass sie da überhaupt teilgenommen hatte, und jetzt hielt sie im ersten Augenblick dieses Schreiben für einen Scherz ihrer Freundin.

    Aber nein, das Briefpapier und auch der Prospekt schienen echt zu sein. Vielleicht stimmte es ja doch, und für einen Augenblick versank die junge Frau in Träumen, wie ein Filmstar von oben bis unten verwöhnt zu werden, auch wenn das gar nicht ihrer Natur entsprach.

    Aber ein heftiger Niesanfall brachte sie dann wieder zur Besinnung. Sie griff zum Telefon und rief Christiane an. Und ohne ihr etwas Genaueres zu sagen, bat sie sie dringend, am Abend herzukommen. Na, die würde eine Überraschung erleben.

    3

    Chris tanzte übermütig durch die kleine Wohnung von Martina, schwenkte immer wieder den Brief, und fiel ihrer Freundin schließlich um den Hals.

    „Du hast wirklich gewonnen, Martina. Mensch, ist das nicht klasse? Überleg doch nur mal, besser und billiger kannst du keinen Urlaub machen."

    „Ich?, grinste Martina. „Wir. Du kommst natürlich mit, schließlich hast du mir das eingebrockt.

    Chris schnappte nach Luft. „Das meinst du ernst? Du willst mich mitnehmen?"

    „Klar, wenn wir uns auf einen gemeinsamen Termin einigen können?", lächelte Martina.

    „Ich möchte den sehen, der mich daran hindert, mich nach deinen Urlaubsplänen zu richten. Und dann gibt es ja jetzt nur noch ein Problem", verkündete Chris.

    „Ein Problem?, wunderte sich Martina. „Wo hast du das denn entdeckt?

    Chris schaute kritisch an ihrer Freundin entlang. Martina war schlank, bevorzugte aber Jeans und Schlabberpullis, was ihr manchmal ein etwas unförmiges Aussehen gab.

    „Nun, ich denke, in so einem piekfeinen Hotel müssen wir ein bisschen darauf achten, was wir anziehen", stellte Chris fest.

    Auch Martina schaute jetzt prüfend an sich herunter und seufzte dann. „Ich fürchte, du hast recht. Diesen Aufzug könnte man mir übel nehmen. Und dabei hasse ich es, geschniegelt herumzulaufen. Und womöglich müssen wir uns noch dreimal am Tag umziehen. Das gefällt mir natürlich gar nicht", stellte sie düster fest.

    „Du willst doch jetzt nicht etwa kneifen? Sei bloß nicht verrückt. Tausende von Menschen träumen davon, einen solchen Preis zu gewinnen, und du willst nicht?"

    „Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht will, wehrte sie ab. „Aber so ganz mein Fall ist das nicht.

    „Nun mach aber mal einen Punkt, forderte Chris energisch. „Am Wochenende gehen wir zusammen einkaufen, dann wird deine Erkältung wohl auch weg sein. Und jetzt sofort werden wir ganz einfach einen Termin ausmachen und buchen.

    Wenn Christiane auf diese Weise energisch wurde, hatte es wenig Zweck zu widersprechen, wie Martina wusste. Sie konnte in manchen Dingen ausgesprochen stur sein. Und dazu gehörte auch, dass sie ständig auf der Suche nach einem Mann für ihre Freundin war. Schließlich war Martina eine attraktive Frau. Und nach dem Reinfall mit einem Mann musste sie es sich doch nicht mit allen verderben. Aber das sagte sie besser nicht laut, da wurde dann Martin ausgesprochen empfindlich.

    „Also, auf in die Einkaufsschlacht", verkündete Martina mit wenig Begeisterung. Chris lachte über das ganze Gesicht.

    „Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir aus dir nicht noch eine große Dame machen."

    Martina schüttelte sich unwillkürlich. „Eine große Dame, ja? Und dann hängst du mir gleich diesen Graf Dingenskirchen an, dem das Hotel gehört?"

    „Warum nicht?, lachte Chris. „Gräfin Martina hört sich doch ausgesprochen edel an, oder nicht?

    4

    An der Rezeption des Schlosshotels Unstrut war man mit verbindlicher Freundlichkeit auf Martinas Wünsche eingegangen, und so war der Termin schnell gefunden.

    Martinas Chef hatte sich mit ihr gefreut, und so war eben als Problem wirklich nur der Einkaufsbummel geblieben, aus dem Chris eher einen Kleidermarathon machte. Martina hatte vieles ablehnen wollen: zu teuer, zu vornehm, zu elegant, passt nicht zu mir. Aber ihre Freundin hatte nicht locker gelassen.

    Doch je näher jetzt der Reisetermin rückte, umso aufgeregter und nervöser wurde die junge Frau. Sie hatte in ihrem Beruf zwar viel mit Menschen zu tun, trotzdem war sie eher schüchtern anderen gegenüber, wenn es nicht um ihre Arbeit ging. Und so bekam sie jetzt einen regelrechten Horror davor, als Ehrengast zu diesem Aufenthalt anzureisen.

    „Nun sei doch nicht so überdreht, mahnte Christiane. „Niemand wird dir den Kopf abreißen. Im Übrigen bist du eine hochintelligente Frau, die mit beiden Beinen fest auf der Erde steht. Was macht dir also jetzt Sorgen?

    „Stell dir nur mal vor, welche Art Leute dort verkehren, seufzte Martina. „Ich werde bestimmt auffallen wie ein gescheckter Hund.

    „So ein Unsinn, du machst das schon. Und außerdem bin ich ja auch noch dabei. Solltest du dich wirklich danebenbenehmen, wird man es sicher mir zuschreiben."

    Martina konnte nicht anders, sie lachte laut auf. „Du bist wirklich verrückt."

    „Kann schon sein, grinste Chris. „Aber es scheint mir eine nette Art von Verrücktheit, sonst hätte man mich schon eingesperrt.

    „Also gut, Martina gab sich einen Ruck. „Nächste Woche fahren wir, es bleibt dabei.

    Aber das flaue Gefühl im Magen blieb doch noch vorhanden, Martina hatte schlicht und ergreifend Angst.

    5

    Die Landschaft war im Verlauf der letzten zwei Stunden immer malerischer geworden. Martina und Chris fuhren in Martinas kleinem Corsa vor dem Hotel vor.

    Schon aus der Ferne war das Schloss zu sehen gewesen. Es war viereckig, und an den Ecken gab es dicke Rundtürme. Gepflegte Parklandschaft erstreckte sich schon lange vor der direkten Zufahrt, und das ganze Anwesen machte einen ausgesprochen teuren Eindruck. Eine große Freitreppe befand sich direkt vor dem Portal. Und als Martina den Wagen jetzt anhielt, kamen zwei Männer wie auf Kommando heraus. Der eine ging um den Wagen herum, öffnete Martina die Tür und ließ sie aussteigen. Dann bat er um den Schlüssel, während der andere sich am Kofferraum postierte, nachdem er Christiane die Tür geöffnet hatte. Er nahm die beiden schweren Koffer mit einer Leichtigkeit heraus, die von langer Übung zeugte.

    Martina wirkte ein wenig verlegen, sie war es nicht gewöhnt, dass jemand ihr die Arbeit abnahm, aber sie sagte nichts. Augenscheinlich musste das hier so sein.

    Die beiden Frauen stiegen die Freitreppe hoch und betraten die Empfangshalle. Sie war sehr geschmackvoll eingerichtet. Es gab viele Grünpflanzen, einen großen, aber nur dezent leise plätschernden Springbrunnen, gemütliche Sitzecken und dicke Teppiche. Die Rezeption war geschickt in den Raum eingepasst, und dahinter stand eine junge schwarzhaarige Frau, die den beiden neuen Gästen erwartungsvoll entgegenlächelte.

    „Wir sind Martina Johannsen und Christiane Jansen", erklärte Chris resolut, als Martina keine Anstalten machte sich anzumelden.

    Das Lächeln im Gesicht der jungen Frau wurde womöglich intensiver. „Wie schön, dass Sie schon so früh anreisen konnten. Hatten Sie eine gute Fahrt? Ich bin Inga und werde mich bemühen, alles für Sie zu arrangieren, was Sie wünschen. Nun möchte ich Sie bitten, einen Augenblick zu warten."

    Sie verschwand im Hintergrund in einem Raum, und Martina, der das Herz bis zum Halse pochte, wäre in diesem Augenblick am liebsten wieder gegangen. Aber dann erstarrte sie fast zur Salzsäule.

    Aus dem Raum trat ein Mann und kam mit einem professionellen Lächeln auf die beiden Frauen zu. Dann blickte er Martina bewusst ins Gesicht, stockte und blieb für einen Augenblick stehen.

    Martina fühlte sich unwohl. Hatte sie sich vielleicht falsch gekleidet? Aber nein, sie trug das neue Kostüm, das sie ja schließlich speziell für diesen Anlass gekauft hatte; mitternachtsblaue Wildseide mit einer raffiniert geschnittenen Jacke im Mandarinstil, und darunter eine goldgelbfarbene Seidenbluse. Die Haare hatte sie mit einer Spange im Nacken zusammengebunden, und sie sah einfach nur entzückend aus, wie Chris festgestellt hatte.

    Das Lächeln im Gesicht des Mannes veränderte sich jetzt, es wirkte nicht mehr professionell, sondern persönlich, ja fast herzlich. Mit ausgestreckter Hand ging er auf Martina zu und stellte sich vor.

    „Ich bin Richard von Enningsen", sagte er und schaute Martina tief in die Augen. Die war jetzt vollkommen verwirrt, und Christiane bemerkte mit diebischer Freude, dass dieser Mann ihre Freundin ganz aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Aber sie musste zugeben, er sah auch unverschämt gut aus. Aus einem markanten, braungebrannten Gesicht heraus blitzten zwei braune Augen, das dunkle Haar zeigte an den Schläfen erste Grauschimmer, und die Stimme klang wie eine Mischung aus Samt und Seide. Er trug eine graue Kaschmirhose von perfektem Schnitt und ein seidenes hellblaues Hemd mit einer geschmackvollen Krawatte, was seine Bräune noch betonte.

    Er hielt Martinas Hand länger, als es die Schicklichkeit erforderte, und schien gleich auf den ersten Blick von ihr fasziniert zu sein.

    Aber Martina erging es ähnlich. Das war so ein Typ, den sah man sonst höchstens in einem Kinofilm, doch dass solche Exemplare frei herumliefen, war ihr neu.

    „Ich freue mich ganz besonders, Sie hier im Schlosshotel begrüßen zu dürfen. Sollten Sie einen Wunsch haben, zögern Sie bitte nicht, mich das wissen zu lassen." Er schien nur zu Martina zu sprechen, aber schließlich riss er sich von ihrem Anblick los und reichte auch Chris die Hand.

    „Das gleiche gilt natürlich auch für Sie. Ich freue mich wirklich, Sie hier zu sehen und hoffe, Sie beide werden einen unvergesslichen Aufenthalt haben."

    Martina räusperte sich, als hätte sie einen dicken Kloß im Hals.

    „Sie sind sehr freundlich, Graf, sagte sie dann. „Und ich bin sicher, dass wir uns hier wohlfühlen werden.

    „Darf ich Ihnen jetzt Ihr Appartement zeigen?, fragte er weich. „Nach der Reise werden Sie sich sicher etwas frisch machen wollen.

    Mit geschmeidigen Schritten ging er voran und führte die beiden Frauen in ein großzügig eingerichtetes Appartement, in dem bereits ihre Koffer standen. Es handelte sich um insgesamt drei Zimmer, ein großzügig gestalteter Wohn-Schlaf-Bereich und ein kleines Ankleidezimmer wurden ergänzt durch ein wunderschönes, riesiges Bad mit allen Annehmlichkeiten.

    „Das ist ja traumhaft", bemerkte Chris und ließ sich ganz ungeniert in den nächsten Sessel fallen, während Martina sich fast ein wenig eingeschüchtert umsah.

    Graf Richard stand da und beobachtete Martina. Dann räusperte er sich.

    „Darf ich mir erlauben, Sie beide heute Abend in meinen Privaträumen zum Essen einzuladen? Sie würden mir damit eine große Freude machen, und es wäre auch sicher dem Hauptpreis, den Sie ja gewonnen haben, angemessen. Schließlich sind Sie sehr wichtige Persönlichkeiten."

    Martina riss sich energisch zusammen. Was fiel ihr eigentlich ein, hier wie ein kleines, albernes Mädchen rot zu werden und nach Worten zu suchen. Das war für sie doch nun wirklich nicht angebracht. Also straffte sie die Schultern und verzog die Lippen zu einem Lächeln, obwohl ihre Augen im Augenblick eine ganz andere Sprache anzeigten, sie hatte sich auf den ersten Blick hoffnungslos verliebt, was ihr allerdings noch nicht klar war.

    „Wir freuen uns sehr über die Einladung, Graf, und nehmen sie gerne an."

    Noch immer zögerte Graf Richard wieder zu gehen, gab sich dann aber einen Ruck und schaute Martina noch einmal intensiv an. „Sie machen mir damit eine große Freude", versicherte er treuherzig, und es klang fast ehrlich.

    Dann schloss sich die Tür hinter ihm, und Christiane fing vor Lachen an zu prusten.

    „Was soll das denn heißen?, fauchte Martina ungewollt. „Was ist denn hier so lächerlich?

    Jetzt prustete Chris erst richtig los. „Ich hab es ja nicht geglaubt, aber du meine Güte, es gibt sie wirklich: Die Liebe auf den ersten Blick!"

    „Wovon redest du eigentlich?", fragte Martina verständnislos.

    „Ach, nun tu doch nicht so, lachte Chris. „Ein Blinder mit einem Krückstock konnte sehen, dass ihr euch gegenseitig angehimmelt habt.

    „Also wirklich, ich finde, du übertreibst maßlos", rügte Martina ihre Freundin.

    „Und ich finde, er sieht verdammt gut aus", antwortete die.

    „Nun, er scheint nett zu sein", wiegelte Martina ab, aber die Augen von Chris sprühten vor Vergnügen.

    „Ganz bestimmt sogar ist er nett, sehr nett sogar, fuhr sie dann fort. Und ich kann mich einfach nicht erinnern, dass ein Essen in seinen Privaträumen mit zum Preis gehörte.

    „Aber du hast doch gehört ..."

    „Ich habe gehört, bestätige Chris lachend. „Eigentlich bin ich ja das fünfte Rad am Wagen und sollte wohl besser hierbleiben.

    „Auf gar keinen Fall, fuhr Martina auf. „Du willst mich doch nicht etwa mit diesem Mann allein lassen.

    „Nun, weißt du, ich eigne mich nicht besonders gut als Anstandsdame."

    Martina ließ sich in den anderen Sessel fallen und griff nach der Hand von Christiane. „Tu mir das nicht an, bat sie. „Lass mich nicht mit ihm allein. Der Mann beunruhigt mich.

    „Das hoffe ich doch sehr. Zumindest dann, wenn er noch nicht vergeben ist. Hast du einen Ring gesehen?"

    „Ach, das muss nichts heißen, wenn da keiner ist, erwiderte Martina leichthin. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann wie er noch nicht verheiratet sein soll.

    „Vielleicht ist er wählerisch und hat nur auf dich gewartet."

    „Jetzt ist aber Schluss mit diesem Thema, bestimmte Martina. „Wir sollten uns umziehen und das Hotel ein bisschen erkunden.

    Dies war nun ein praktischer Vorschlag, dem Chris sich gerne anschloss.

    6

    Graf Richard klopfte das Herz bis zum Halse. Martina Johannsen schien auf den ersten Blick die Frau zu sein, von der er sein Leben lang geträumt hatte. Wirklich, der erste Blick war entscheidend gewesen, ein Umstand, den er nie vorher geglaubt hätte.

    Er hatte versucht seine Verwirrung zu überspielen, war sich aber nicht sicher, ob ihm das gelungen war. Doch diese Frau wollte, nein, musste er auf jeden Fall näher kennenlernen, sie verkörperte genau das, was er sich gewünscht hatte. Und so war ihm die spontane Idee zu einer Einladung in seine Privaträume gekommen. Allerdings gab es da ein kleines Problem. Die Freundin seiner Angebeteten war eigentlich ein Störfaktor, den er im Augenblick aber in Kauf nehmen musste. Doch auch da würde sich eine Lösung finden lassen.

    Fröhlich pfeifend ging er in sein Büro und griff gleich nach dem Telefon. Er war sicher, genau den passenden Tischherrn für Christiane zu haben. Und so zögerte er

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