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Louisa: Eine Erzählung
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eBook172 Seiten2 Stunden

Louisa: Eine Erzählung

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Über dieses E-Book

Es war ursprünglich nur ein Wochenendausflug nach Sylt geplant, doch es wurde für Benno und Louisa der Beginn ihrer großen Liebe. Monate später nach intensiven und wunderschönen Tagen in Heidelberg beendete Louisa die Beziehung, ohne dass Benno den Grund erfuhr.
Obwohl sich die beiden nie wiedersehen sollten, blieb eine schicksalshafte lebenslange Verbindung zwischen ihnen bestehen.
Erst Jahre später an Louisas Grab erkennt Benno die wahren Zusammenhänge, die ihrer beider Leben bestimmt haben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Juli 2023
ISBN9783347991378
Louisa: Eine Erzählung
Autor

Jörg Steinhauser

Geboren in Lörrach. Schulzeit in Rheinberg am Niederrhein. Nach dem Abitur Studium und Promotion an der Technischen Universität in West-Berlin. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit in Südamerika Rückkehr nach Deutschland. Tätigkeit in einem international arbeitenden Unternehmen.

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    Buchvorschau

    Louisa - Jörg Steinhauser

    Prolog

    Das Telefon klingelte hartnäckig. Auf dem Display stand Bennos Name. Ich nahm den Anruf entgegen. „Hallo, sagte Benno. „Ich bin’s. Hast du Zeit für mich? Ich muss dich dringend sprechen. Ich möchte dir das Neueste berichten.

    Seine Stimme klang fest, als er fortfuhr.

    „Vor Jahren erzählte ich dir vom Beginn der Liebe zwischen mir und Louisa. Du weißt auch, wie es mit der Liebe weiterging, damals und über die lange Zeit hinweg. Du warst der Freund, dem ich alles erzählte. Das Ende der Geschichte kennst du aber nicht."

    Ich hörte Benno tief atmen.

    „Ich komme, wie du weißt, von der Beerdigung meines Vaters. Bei der Durchsicht von Papieren aus dem Nachlass bin ich auf Überraschendes gestoßen. Ich muss dir die Geschichte zu Ende erzählen."

    1

    Es war ein Samstag, ich erinnere mich genau, wir waren junge Studenten und Benno saß in meinem Lesesessel, leicht nach vorn gebeugt und sah auf seine Fingerspitzen, deren Kuppen sich berührten. Daumen und Zeigefinger bildeten ein offenes Dreieck. Das Bücherregal hinter ihm mit seinen zahllosen Geschichten bot den idealen Hintergrund für seine Geschichte. Der Abend war lau, es war Ende Mai, als Benno, verliebt in Louisa und aufgewühlt von Erlebnissen ihrer gemeinsamen Reise nach Sylt, in Berlin zurück war. Ich hörte Benno gerne zu und die Geschichte dieser jungen Liebe, die er behutsam erzählte, ist mir noch sehr lebendig in Erinnerung. Der Klang seiner Stimme ist noch in meinem Ohr.

    „Ich erzähle dir jetzt meine und Louisas Geschichte, eine Geschichte, die hoffentlich erst am Anfang steht, obgleich sie weit zurückreicht. Ich glaube, ich bin sehr verliebt, muss aber meine Gefühle noch ordnen und brauche vielleicht deinen Rat.

    Wir, Louisa und ich, kannten uns schon, als wir noch namenlos waren, wir kannten uns aus der Zeit vor unserer Geburt. Unsere Mütter hatten sich in der Schwangerschaftsgymnastik kennengelernt und angefreundet. Das charakteristische Lachen von Louisas Mutter, es war ein sehr hoher Ton in diesem Lachen, rief in mir Zeit meines Lebens ein tiefes Wohlgefühl hervor, wie eine schöne Erinnerung es zu erzeugen vermag.

    Daran, dass Louisa und ich uns schon in unseren ersten Lebensmonaten begegnet sind, kann ich mich natürlich nicht erinnern. Dies belegen nur Fotos, auf denen wir uns auf Kissen gebettet von unseren Müttern entgegen gehalten wurden und auf denen wir uns, die Köpfe einander zugewandt, neugierig musterten.

    Da wir fast gleichaltrig waren, Louisa war eine Woche älter als ich, beide Sonntagskinder, was aber keinen Einfluss auf unser späteres Leben zu haben schien, kamen wir auch gemeinsam in den Kindergarten. Hier war ich der Erste, da Louisa noch die Woche nach Ostern bei ihren Großeltern verbracht hatte.

    An vieles erinnere ich mich nicht aus meiner Kindergartenzeit, aber einiges steht mir immer noch lebhaft vor Augen. Ich hatte zu Hause gesehen, wie meine Mutter mit Muskatnüssen das Essen würzte. Auf dem Kindergartenspielplatz fand ich, wie ich glaubte, eben diese Nüsse und steckte sie ein, um sie meiner Mutter mitzubringen. Vorher aber zeigte ich meinen Fund stolz Louisa, die mir in ihrer klaren und bestimmten Art, die sie damals schon besaß, sagte, dies seien keine Muskatnüsse, sondern ganz einfach Pfirsichkerne. So desillusionierte sie mich zum ersten Mal und ich erinnere mich, dass meine Bewunderung für sie wuchs.

    Im letzten Kindergartenjahr wurde zu Weihnachten ein Krippenspiel aufgeführt, in dem wir, wir waren ja die Großen, die wichtigen Rollen übernehmen mussten. Louisa spielte natürlich die Maria, wer der Josef war, weiß ich nicht mehr. Ich jedenfalls sang und sprach im Hirtenchor und sah fast ehrfürchtig zu, wie Maria das Jesuskind in die Krippe legte.

    In der Volksschule, so nannte man früher die Grundschule, ging ich in die Jungenklasse und Louisa in die Mädchenklasse. Wir sahen uns jetzt nicht mehr so häufig, auch lagen die Jungen- und Mädcheninteressen naturgemäß in dieser Zeit weit auseinander.

    Erst als wir beide aufs Gymnasium kamen, fanden wir uns gemeinsam in der gemischten Sexta wieder.

    Die eine Woche, die uns kalendarisch trennte, hatte sich optisch zu mindestens einem Jahr verschoben. Louisa war einen halben Kopf größer als ich und war sich ihres Aussehens und ihrer Wirkung auf ihre Mitschüler und die Lehrer durchaus bewusst. Sie besaß goldblondes, lockiges Haar, das ein schmales Gesicht umrahmte, die blaugrauen Augen blickten klar, selbstbewusst, unternehmungslustig und energiegeladen, wirkten dabei aber uneitel. Der aufgeschossene, dünne, fast hagere Jungmädchenkörper ließ eine zukünftige starke feminine Ausstrahlung erahnen.

    Schon kurz nach Beginn des Schuljahres, als wir Schüler uns etwas genauer kennengelernt hatten und die ersten Klassenämter verteilt wurden, wählten wir Louisa zu unserer Klassensprecherin. Sie füllte dieses Amt mit großer Energie und Einsatz aus. Auch in den folgenden Jahren machte ihr niemand diesen Platz streitig.

    Ich bewunderte sie, wie ich sie damals bewundert hatte, als sie mir mit beeindruckender Autorität unmissverständlich den Unterschied zwischen Muskatnüssen und Pfirsichkernen erklärt hatte und ich war, glaube ich, ein wenig verliebt in sie damals. Für sie aber war ich Benni, den sie schon aus dem Kindergarten kannte und dessen Eltern mit ihren Eltern befreundet waren.

    So sollte es in den nächsten Jahren bleiben.

    Louisas Körper wurde weiblicher, die Blusen und Pullover füllten sich sichtbar, die Röcke wurden kürzer, die mageren Kinderbeine bekamen sportliche Waden. Ich war inzwischen einen halben Kopf größer als Louisa und hatte mich damit abgefunden, nicht zu ihren Favoriten zu zählen.

    Meinen ersten Kuss bekam nicht Louisa. Da war sie schon sehr viel weiter und zeigte auch mehr Interesse auf diesem Gebiet als ich. Ihre Favoriten suchte und fand sie in den obersten Klassen und tanzte ausgelassen auf den Bällen verschiedener Abiturientenjahrgänge, wie man mir erzählte.

    Nach unserem Abitur, das sie natürlich, wie hätte es anders sein können, als Klassenbeste bestand, während ich die Schule gemütlich im Mittelfeld abschloss, erhielt sie einen Studienplatz für Medizin in Heidelberg, während ich zum Jurastudium nach Berlin ging.

    *

    Ich erinnere mich gut, als ich im 3. Semester zu Pfingsten meine Eltern besuchte und mein Vater mir sagte, sie seien am Pfingstmontag zum Grillen mit Louisas Eltern verabredet und nebenbei in einem Halbsatz erwähnte, Louisa sei wie ich, aber eher zufällig und unerwartet zu einem Pfingstbesuch nach Hause gekommen und es sei doch nett, wenn wir uns bei dieser Gelegenheit alle wiedersähen.

    So saßen Louisa und ich am Pfingstmontag bei herrlichem Frühlingssonnenschein im Garten ihrer Eltern und knabberten an mit Butterflocken garnierten Maiskolben, aßen scharfgewürzte Steaks und knoblauchgespickte Lammkoteletts und erzählten uns vom ersten aufregenden Jahr in einer neuen Welt.

    Louisa berichtete voller Begeisterung von Heidelberg, von den Professoren und Vorlesungen, deren Thematik sie fesselte, von den netten Kommilitonen, den Sonntagsausflügen ins benachbarte Elsass, von Wanderungen und Edelzwicker.

    Ich konnte wenig dagegen setzen. Trockener Vorlesungsstoff, der mich nur mäßig interessierte. Die Schwierigkeiten als Nichtberliner Anschluss an die überwiegend Berliner Kommilitonen zu finden, die sich oft von der Schule her kannten und sich in Cliquen abschotteten. Die Stadt selbst, eine Insel im „Feindesland", eingemauert und noch immer, 25 Jahre nach dem Krieg, durchsetzt von Ruinen und Häusern mit unübersehbaren Wunden der damaligen Kämpfe. Die Kneipenabende oft trostlos. Von den häufig sinnleeren Wochenenden wollte ich gar nicht erzählen, um nicht bedauernswert zu erscheinen.

    Meine Schilderung musste auf Louisa nicht den Eindruck gemacht haben, dass ich mich freute, wieder nach Berlin zurückzufahren.

    Spontan kam von ihr der Vorschlag, wir könnten ein Wochenende am Meer verbringen, Sylt würde sie nicht kennen und ein Zelt würde einer von uns sicherlich auftreiben können.

    Ich musste sie anscheinend fassungslos angesehen haben, denn sie sagte, dass sie es ernst mit ihrem Vorschlag meinte, ein paar Tage gemeinsam auf der Insel der anderen Art – ein Seitenhieb auf Berlin, so verstand ich es – zu verbringen. Sie hoffe, dass ich auch Lust hätte auf ein paar gemeinsame Tage, fügte sie mich ernsthaft ansehend hinzu.

    „Aber natürlich, natürlich doch!"

    Ich stotterte fast, so unglaublich erschien mir dieses Angebot.

    „Sicherlich werde ich ein Zelt organisieren können." Sie nahm es gelassen, wie selbstverständlich.

    „Den genauen Termin stimmen wir dann telefonisch ab. Hast du eine Telefonnummer, unter der ich dich erreichen kann?"

    Ich gab ihr meine Telefonnummer im Studentenheim. Mein Vater kam und fragte, ob wir uns gut amüsierten und uns das Essen gut schmeckte. Louisa strahlte ihn an und erklärte, es sei alles bestens, wir seien glücklich, hier zu sein und genössen es sehr.

    Ich konnte ihr nur zustimmen und er nickte zufrieden. Bevor er sich wieder dem Grill widmete und den Hausherrn unterstützte, plauderte er noch einige Zeit mit uns, wobei er sich bei Louisa, was mich verwunderte, sehr detailliert nach ihrem Studium und ihren Aktivitäten außerhalb des Studiums erkundigte. Louisa erzählte lebhaft von ihrem Leben in Heidelberg und wie schön es sei, nicht weit von zu Hause entfernt zu studieren und die Eltern häufiger besuchen zu können, ganz im Gegensatz zu mir, Benno, der ich in Berlin studiere. Mein Vater nickte zustimmend und sagte, er müsse sich leider wieder um den Grill kümmern, man könne vielleicht das Gespräch später fortsetzen, da das Studentenleben in Heidelberg ihn sehr interessiere.

    Für mein Studentenleben hatte er bisher wenig Interesse gezeigt, meinte ich zu Louisa, was sie nur mit einem Lächeln beantwortete.

    *

    Zurück in Berlin kümmerte ich mich zuerst um das notwendige Zelt. Da ich wusste, dass du ein Zelt, sogar mit einem kleinen Vordach, besaßt, mit dem du immer nach Jugoslawien zum Zelten fuhrst, fragte ich zuerst dich, ob du mir für ein Wochenende Ende Mai das Zelt ausleihen könntest. Ich sagte dir auch, dass ich mit meiner Kindergartenfreundin und heimlichen Schulliebe, die ich zufällig zu Pfingsten wiedergetroffen hatte, ans Meer fahren wollte.

    Du sahst mich nachdenklich an – daran musst du dich erinnern – dann nicktest du und meintest, was ich damals nicht verstand:

    „Ich hoffe, es wird dir gut tun. Ja, natürlich kannst du das Zelt bekommen. Aber bringe es mir heil zurück", fügtest du leicht schmunzelnd hinzu.

    Wir wohnten damals in einem Berliner Studentenheim. Du studiertest an der Technischen Universität und ich an der Freien. Wir kannten uns, eher zufällig, weil wir auf der gleichen Etage im selben Haus wohnten, manchmal gemeinsam kochten und gelegentlich Sport trieben. Laufen und Tennis waren unsere Leidenschaft. Wir waren in kurzer Zeit Freunde geworden.

    Am kommenden Wochenende rief Louisa an, um sich zu erkundigen, ob es mir gelungen sei, ein Zelt zu organisieren.

    „Aber selbstverständlich, sagte ich. „Sogar komfortabel mit Vordach.

    Sie lachte.

    „Wunderbar. Dann treffen wir uns, wie besprochen, am Freitag in zwei Wochen in Hamburg am Bahnhof in Altona und nehmen dort den Zug nach Sylt."

    An eine so konkrete Terminabsprache konnte ich mich nicht erinnern, im Gegenteil, wir hatten davon gesprochen, den Termin telefonisch abzustimmen, aber mir war es auch recht so. Und schon ging es im Informationsgalopp weiter.

    „Von Westerland nehmen wir den Bus nach Hörnum, das ist ein kleiner Ort ganz im Süden der Insel mit einem wunderschönen Campingplatz in den Dünen direkt hinter dem Strand."

    Ich konnte nur sprachlos nicken, was aber durch das Telefon nicht bei ihr ankam.

    „Wenn das Wetter schön ist, habe ich auch bis Montag Zeit. Wie sieht es bei dir aus?"

    „Ja, ich auch."

    Ich wusste kaum, was ich sagte.

    „Gut, dann ist ja alles klar."

    Muskatnüsse und Pfirsichkerne fielen mir aus irgendeinem Grund ein.

    „Ich rufe Dich nächstes Wochenende an. Wir müssen noch einige Einzelheiten besprechen. Ich freue mich auf die Tage."

    „Ich auch."

    Sehr aktiv und enthusiastisch klang ich sicherlich nicht.

    In der Leitung erschien das Freizeichen. Louisa hatte aufgelegt.

    Am Freitag erhielt ich per Post eine Checkliste mit der knappen schriftlichen Anmerkung, dies sei noch zu erledigen und in dem Telefonat am Wochenende würden wir die Einzelheiten festlegen.

    Die Liste enthielt Punkte wie Luftmatratze, Schlafsack, Campingkocher, Geschirr und Besteck, eine kurze Zusammenfassung der für sie unentbehrlichen Lebensmittel, darunter Beutelsuppen, Pulverkaffee, Tee, süße Kondensmilch in der Tube, Nudeln und Tomatenmark.

    Allmählich fragte ich mich, worauf ich mich bei dieser Reise eingelassen hatte. Meine Vorstellungen waren wohl zu romantisch gewesen. Sylt, Meer, Camping, Zelt, warmer Sand in dürrem Dünengras, Strandwanderung im Mondschein,

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