Burmester und die Saat der Gewalt: Kriminalroman
Von Walter Appel und Chris Heller
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Burmester und die Saat der Gewalt: Kriminalroman
Kriminalroman von Walter Appel & Chris Heller
Ein neuer Fall für Aldo Burmester, den Privatdetektiv aus Hamburg.
Frank Thormann ist einer der Kandidaten, der sich auf das Amt des Bürgermeisters in Lübeck bewirbt. Doch seine Hautfarbe ist nicht weiß, sondern schwarz. Dass sich ein Farbiger um dieses hohe Amt der Stadt bewirbt, das will eine Gruppe von Menschen – darunter auch ein Polizeiobermeister mit seinen Leuten – unbedingt verhindern. Da kommt ihnen ein Mord an einem jungen Mädchen, das erwürgt worden ist, gerade recht. Als Aldo Burmester den Fall übernimmt, wird er auf der örtlichen Polizeiwache nicht mit offenen Armen empfangen, sondern mit einer Tracht Prügel ...
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Burmester und die Saat der Gewalt - Walter Appel
Burmester und die Saat der Gewalt: Kriminalroman
Kriminalroman von Walter Appel & Chris Heller
Ein neuer Fall für Aldo Burmester, den Privatdetektiv aus Hamburg.
Frank Thormann ist einer der Kandidaten, der sich auf das Amt des Bürgermeisters in Lübeck bewirbt. Doch seine Hautfarbe ist nicht weiß, sondern schwarz. Dass sich ein Farbiger um dieses hohe Amt der Stadt bewirbt, das will eine Gruppe von Menschen – darunter auch ein Polizeiobermeister mit seinen Leuten – unbedingt verhindern. Da kommt ihnen ein Mord an einem jungen Mädchen, das erwürgt worden ist, gerade recht. Als Aldo Burmester den Fall übernimmt, wird er auf der örtlichen Polizeiwache nicht mit offenen Armen empfangen, sondern mit einer Tracht Prügel ...
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
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1.
Hamburg, 1994
Aldo Burmester, der bekannte Hamburger Privatdetektiv, hatte zunächst seine Jogging-Runde im Park Planten un Bloemen
absolviert. Er hasste das frühe Aufstehen, aber wenn man im Geschäft bleiben wollte, dann blieb einem wohl keine andere Möglichkeit. Von nichts kam nichts, so lautete das eherne Naturgesetz der freien Marktwirtschaft. Und danach hatte sich letztlich auch ein Privatdetektiv zu richten, ob er nun wollte oder nicht. Das hieß: Fit bleiben und bereit sein für potentielle Kunden. SEin Büro in einer Hamburger Nobeladresse bezahlte sich schließlich auch nicht von allein. Also blieb ihm gar nichts anderes übrig.
Aldo Burmester genehmigte sich dann ersteinmal eine Zigarette.
Das das schädlich war, wusste er.
Aber sollte man alle schönen Dinge sein lassen, nur, weil sie ungygienisch oder gefährlich waren?
Was wäre dass dann noch für ein Leben gewesen?
Jedenfalls keines, das Aldo Burmester bevorzugt hätte.
Schließlich stieg er in seinen Mercedes, den er in der Nähe abgestellt hatte und fuhr zu einem Bäcker, um ein paar Brötchen zu holen.
Der Arbeitstag sollte mit einem Frühstück beginnen. Wenn er in sein Büro zurückkehrte, dann hatte seine Assistentin Jana Marschmann mit Sicherheit schon Kaffee gemacht.
Er stellte sich in die Schlange, die sich in dem Bäckerladen gebildet hatte.
Offenbar war es so, dass er nicht allein auf die Idee gekommen war, Brötchen zum Frühstück zu essen.
Er hörte den Leuten beim Reden zu.
Haben Sie schon gehört, was in Lübeck los ist?
Nein.
Da will einer Bürgermeister werden, der schwarz ist.
Ja, das habe ich gehört.
Und was halten Sie davon?
Nun...
Früher hätte es das nicht gegeben.
Sie meinen - ganz früher.
Sie wissen doch, was ich meine. Als noch Ordnung herrschte.
Aber dieser Schwarze - der ist doch Deutscher.
Glauben Sie das?
Ja, muss er doch sein. Sonst könnte er sich nicht zur Wahl als Bürgermeister stellen.
Ja, trotzdem...
Wenn jemand schwarze Haut hat, dann kann er doch trotzdem Deutscher sein, oder nicht?
Ist aber merkwürdig, finden Sie nicht auch?
Hier beim HSV hat doch auch einer gespielt... Wie hieß der noch? Jimmy Hartwig! Der war auch dunkel. Und ich glaube, der war sogar mal in der Nationalmannschaft.
Ich sag ja nur, was in der Zeitung steht.
Ja, sicher.
Und dass ich es merkwürdig finde.
*
Frank Thormann sah, wie der Mob anrückte. Überall aus den Seitenstraßen tauchten sie in ihren Autos auf und blockierten die Straße . Frank bewohnte hier am Stadtrand in einem Viertel, in dem überwiegend farbige Menschen lebten, ein schmuckloses Haus im Bungalowstil.
Und dann war die Straße plötzlich angefüllt mit zornigen Bürgern, Männern und Frauen, die ihren ganzen Hass herausschrien. Schon prasselten die ersten Flaschen und Steine gegen die weiße Fassade.
Thormann war ein schlanker Schwarzer, Anfang Vierzig, dessen Haar an den Schläfen bereits ergraute. Jetzt stellte er sich schützend vor seine Frau Susanne und die beiden Kinder.
»Du musst dich verstecken, Frank«, flehte die Frau. »Sie bringen dich sonst um!«
»Wo denn?«, fragte Thormann. Er war von Beruf Lehrer, sauber angezogen und eher ein leiser Typ. Doch auch ein Mann mit Überzeugungen, zu denen er stand. »Wenn ich nicht rausgehe, dann dringen sie ein. Was dann geschieht, will ich dir lieber nicht ausmalen. Dann fallen sie auch über euch her.«
»Geh nicht, Papa«, baten die erst fünf- und siebenjährige Töchter.
Thormann strich ihnen über die Köpfe. Seine Töchter waren schokoladenbraun – Susanne war hellhäutiger als ihr Mann –, hatten Zöpfe und trugen bunte Kleidchen. Thormann hatte sie noch nie so hübsch gefunden wie gerade jetzt.
Thormann straffte sich. Er durfte nicht zögern. Dabei hatte er nicht mal eine Waffe im Haus. Und wenn – was hätte ein Gewehr oder ein Revolver gegen einen Mob mit mehr als hundert Köpfen schon genutzt?
»Komm raus, Kanake!«, skandierte der Chor.
Fensterscheiben zerklirrten unter Steinwürfen. Steine rollten den Thormanns vor die Füße. Schon wurden die Latten vom Staketenzaun gerissen. Der Mob trampelte über die Blumenbüsche und den Rasen des Vorgartens.
»Komm raus!«, brüllte der Mob wie ein vielköpfiges Tier.
Thormann öffnete die Haustür und schritt von der Veranda. Mit seinem weißen Hemd wirkte er in der warmen Sonne noch schwärzer.
»Hier bin ich«, sagte er.
Das Gebrüll verstummte zuerst in den vorderen Reihen. Dann pflanzte sich die Stille nach hinten fort. Der weiße Mob starrte Thormann an.
»Was wollt ihr von mir?«, fuhr er fort. »Ist es, weil ich mich um den Posten des Bürgermeisters beworben habe? Weil ich eine Partei vertrete, die für die Rechte aller Bürger und für Gleichberechtigung und Frieden ist? Wollt ihr mich dafür erschlagen? Die Kommunalwahlen sind demokratisch. Ihr solltet mit euren Stimmzetteln kämpfen.«
»Hört euch den Klugscheißer von einem Schwarzen an!«, rief ein hünenhafter Weißer in der vordersten Reihe. Er hatte trotz seiner 28 Jahre bereits schütteres blondes Haar. »Du glaubst wohl, du kannst uns verscheißern, was? Was hast du denn in der letzten Nacht so getrieben?«
»Erst bin ich auf einer Wahlversammlung gewesen, dann habe ich geschlafen«, erwiderte Thormann.
Der Schlag des Schreihalses erfolgte ansatzlos und warf Thormann zu Boden. Er rang gurgelnd nach Luft. Der Mob spendete dem Schläger Beifall, und der genoss es.
Thormann kannte den Burschen. Mirko Harprecht durfte bei so was natürlich nicht fehlen. Er war wohl der größte Krakeeler, Unruhestifter und Tunichtgut vom ganzen Norden Deutschlands, eine geballte zweibeinige Ladung von Aggression, Arbeitsscheu und Rassenhass.
»Der will uns für dumm verkaufen«, sagte Harprecht. »Weißt du, was das ist?«
Auf seinen Wink hin trat ein junger Bursche vor. Er hielt einen schmutzigen, mit roten Flecken bedeckten Stöckelschuh in der Hand und zeigte ihn Thormann.
Thormann grauste es. Plötzlich begriff er, dass die roten Flecken an dem Schuh Blut waren. Und auch, wem er vermutlich gehörte.
»Das ist ein Schuh«, sagte Thormann. Er stand auf und hielt sich den Hals, wo Harprechts Faust ihn getroffen hatte. »Warum zeigt ihr ihn mir?«
»Weil es Rosi Seefelds vermisster Schuh ist«, erwiderte Harprecht. »Der achtzehnjährigen blonden weißen Rosi Seefeld, die in der vergangenen Nacht in dem Waldstück Krummesse bestialisch ermordet wurde. Von dir, Thormann, der du dich erfrechst, der Bürgermeister unserer feinen Stadt werden zu wollen.«
»Wo ist denn dieses Waldstück Krumesse?«, fragte Thormann. . »Ich war schon seit Tagen überhaupt nicht in irgendeinem Wald. Ihr irrt euch.«
»So«, sagte Harprecht genüsslich und dehnte die Worte. »Wir irren uns also. Der Herr Bürgermeisterbewerber ist absolut unschuldig und weiß von überhaupt nichts. Wie kommt es dann, dass wir diesen Schuh in deinem Auto gefunden haben, Bursche?«, brüllte Harprecht plötzlich los. »In deiner verdammten Karre, die in deiner verdammten Garage steht?«
Deshalb also hatte der Hund des Nachbarn vorhin wie toll gebellt. Es war ein Fremder in die Garage hinter dem Haus eingedrungen, die zusammen mit der des Nachbarn eine Doppelgarage bildete.
»Aber – das kann überhaupt nicht sein«, stotterte Thormann fassungslos. Er hatte natürlich von dem Mord gehört. Ihm war auch bekannt, dass ein Schuh der Leiche vermisst wurde. »Das ist völlig ausgeschlossen.«
Ein brutaler Schlag Harprechts quer über seinen Mund brachte Thormann zum Schweigen.
»Mörder!«, brüllte der Mob. Und: »Lügner!«
Schläge und Tritte trafen Thormann, der an die Wand zurückwich und Gesicht und Unterleib schützte, so gut es ging. Er wurde gepackt und festgehalten.
Thormann hörte seine Frau schreien. Er sah nicht, wie sie brutal ins Haus zurückgestoßen wurde. Er hörte auch nicht die an sie gerichtete Warnung: »Lass dich bloß nicht mehr blicken, Mörderweib, oder du gehst samt deiner Bälger mit drauf!«
Wie von weitem hörte Thormann, dem von den Schlägen der Schädel brummte, Harprechts Worte: »Hängt ihn da an die Laterne! Warum soll der Kanake extra noch einen Prozess erhalten, der doch nur Zeit und Geld kostet? Los, weg mit dem schwarzen Scheißkerl!«
Thormann wurde auf die Straße geschleift. Er sah verzerrte Gesichter mit aufgerissenen Mündern, die ihn anspuckten und ihm ihren Hass ins Gesicht schrien.
Seine Frau hatte sich mit den beiden Töchtern im