Die verwunschene Villa: Chefarzt Dr. Norden 1251 – Arztroman
Von Amy Taylor
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So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Es war einer von diesen Tagen, die Pia Kirsch an sich und der Welt verzweifeln ließen. Alles, wirklich alles schien schief zu gehen. Das Elend hatte schon am frühen Morgen begonnen, als ihre Kaffeemaschine keinen einzigen Mucks mehr von sich gab. Sie konnte nicht herausfinden, woran es lag und beschloss, auf dem Weg zur Arbeit einen Kaffee zum Mitnehmen zu besorgen. Weil sie sich viel zu lange mit dem defekten Gerät auseinandergesetzt hatte, fuhr ihr ihre gewohnte Straßenbahn davon. Beim Bäcker konnte die Verkäuferin dann ihren 20-Euro-Schein nicht wechseln und sie musste die 2,95 für den Kaffee tatsächlich mit ihrer EC-Karte bezahlen, was sie eigentlich nicht so gern tat. Dann verbrannte sie sich fast die Lippen an dem viel zu heißen Kaffee. Mit fast einer Viertelstunde Verspätung und reichlich entnervt sperrte sie ihren kleinen Antiquitätenladen in einer Seitenstraße zur Fußgängerzone im Zentrum Münchens endlich auf. Sie wusste, dass viele andere Menschen über solche Missgeschicke nur milde lächeln würden. Aber sie gehörte zu denjenigen, deren Nervenkostüm meistens dünn und manchmal sogar rissig war. Sie begann daher ihren Arbeitstag mit nervösem Herzklopfen und hoffte inständig, dass es in den nächsten Stunden besser laufen möge. Aber dann schlug sie die Tageszeitung auf, die sie beim Bäcker zum Kaffee mitgenommen hatte und entdeckte eine Anzeige. Schlagartig wurde es ihr heiß und kalt gleichzeitig. Nur wenige Worte, schwarz umrandet, in dick gedruckten Buchstaben. »Vorbesichtigung«, las sie zum wiederholten Mal. »Der gesamte Inhalt der herrschaftlichen Villa der Unternehmerfamilie Augstein wird versteigert. An den folgenden zwei Tagen ist eine Vorbesichtigung möglich, Katalog liegt auf.« Dann folgten zwei Datums- und Uhrzeitangaben und darunter, in wesentlich kleineren Buchstaben, waren Straße und Hausnummer zu lesen. Pia war der Meinung, dass die Nennung der Adresse überflüssig war, denn sie war sich sicher, dass jeder in München die Villa kannte.
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Buchvorschau
Die verwunschene Villa - Amy Taylor
Chefarzt Dr. Norden
– 1251 –
Die verwunschene Villa
Unveröffentlichter Roman
Amy Taylor
Es war einer von diesen Tagen, die Pia Kirsch an sich und der Welt verzweifeln ließen. Alles, wirklich alles schien schief zu gehen. Das Elend hatte schon am frühen Morgen begonnen, als ihre Kaffeemaschine keinen einzigen Mucks mehr von sich gab. Sie konnte nicht herausfinden, woran es lag und beschloss, auf dem Weg zur Arbeit einen Kaffee zum Mitnehmen zu besorgen. Weil sie sich viel zu lange mit dem defekten Gerät auseinandergesetzt hatte, fuhr ihr ihre gewohnte Straßenbahn davon. Beim Bäcker konnte die Verkäuferin dann ihren 20-Euro-Schein nicht wechseln und sie musste die 2,95 für den Kaffee tatsächlich mit ihrer EC-Karte bezahlen, was sie eigentlich nicht so gern tat. Dann verbrannte sie sich fast die Lippen an dem viel zu heißen Kaffee. Mit fast einer Viertelstunde Verspätung und reichlich entnervt sperrte sie ihren kleinen Antiquitätenladen in einer Seitenstraße zur Fußgängerzone im Zentrum Münchens endlich auf. Sie wusste, dass viele andere Menschen über solche Missgeschicke nur milde lächeln würden. Aber sie gehörte zu denjenigen, deren Nervenkostüm meistens dünn und manchmal sogar rissig war. Sie begann daher ihren Arbeitstag mit nervösem Herzklopfen und hoffte inständig, dass es in den nächsten Stunden besser laufen möge.
Aber dann schlug sie die Tageszeitung auf, die sie beim Bäcker zum Kaffee mitgenommen hatte und entdeckte eine Anzeige. Schlagartig wurde es ihr heiß und kalt gleichzeitig. Nur wenige Worte, schwarz umrandet, in dick gedruckten Buchstaben. »Vorbesichtigung«, las sie zum wiederholten Mal. »Der gesamte Inhalt der herrschaftlichen Villa der Unternehmerfamilie Augstein wird versteigert. An den folgenden zwei Tagen ist eine Vorbesichtigung möglich, Katalog liegt auf.« Dann folgten zwei Datums- und Uhrzeitangaben und darunter, in wesentlich kleineren Buchstaben, waren Straße und Hausnummer zu lesen. Pia war der Meinung, dass die Nennung der Adresse überflüssig war, denn sie war sich sicher, dass jeder in München die Villa kannte. Früher war es jedenfalls so, als es die Firma der Augsteins noch gab.
Ihr Blick richtete sich auf den Wandkalender in dem kleinen Büro ihres Ladens. Schon morgen war der erste von zwei Tagen, an denen eine Vorbesichtigung möglich war.
»Lass es sein«, meldete sich eine mahnende Stimme in ihrem Kopf. »Auch wenn es für dein Geschäft eine selten gute Gelegenheit wäre.«
Energisch faltete sie die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Die Glocke an der Ladentür hatte gerade den Kunden angekündigt, den sie bereits erwartet hatte. Es war einer ihrer langjährigen Stammkunden, der vorgestern eine wunderschöne antike Kommode aus den Dreißigerjahren gekauft und für heute die Abholung angekündigt hatte.
Pia liebte das, was sie tat. Eigentlich war sie studierte Betriebswirtschaftlerin, aber sie hatte schon während ihres Studiums hier gejobbt und sich damit ein paar Euro dazu verdient. »Peters Antiklädchen« hieß das Geschäft zu jener Zeit, nach dem damaligen Inhaber Peter Waldmann. Von ihm hatte sie viel gelernt und der Umgang mit schönen Dingen aus der Vergangenheit hatte sie glücklich gemacht. Deshalb hatte sie nicht lange gezögert, als er ihr nach ihrem Examen anbot, das Geschäft in eigener Regie übernehmen zu können. Er meinte, er wolle sich wohlverdient zur Ruhe setzen und wüsste niemanden, dem er sein Geschäft lieber anvertrauen würde. Pia reagierte spontan, was bei ihr selten vorkam. Aber die Idee, ihr eigenes Geschäft führen zu können, hatte sie auf der Stelle begeistert. Sie hatte auch sofort einen neuen Namen für das kleine, aber feine Antiquitätengeschäft gefunden. Es hieß nun »Pias Antiklädchen«. Sie war damals erst fünfundzwanzig Jahre alt gewesen, aber sie fühlte sich in der Lage, diese Verantwortung zu übernehmen. Schließlich könnte sie ja jederzeit wieder etwas anderes machen, allerdings wusste sie, dass der Laden ganz gut lief. Warum sollte das unter ihrer Führung anders sein?
Das war vor dreizehn Jahren gewesen und Pia Kirsch hatte keinen einzigen Tag davon bereut. Reich war sie nicht geworden, aber sie konnte vom Ertrag ihres eigenen Ladens ganz gut leben und mehr brauchte sie nicht. Allerdings fiel es ihr jedes Mal schwer, wenn sie eines ihrer schönen Dinge tatsächlich verkaufte. Im Ankauf wählte sie immer nur das aus, wovon sie selbst begeistert war. Die Sachen dann wieder hergeben zu müssen, war vernünftig, schließlich lebte sie davon, und trotzdem musste sie sich oft zusammenreißen und sich daran erinnern, dass Pias Antiklädchen nur durch Verkäufe bestehen bleiben konnte.
Sie fand die kleinen und großen Kostbarkeiten meistens auf Flohmärkten, in den Kleinanzeigen der Zeitung oder auch bei Haushaltsauflösungen und Versteigerungen. Dass ein gesamter Hausstand zur Versteigerung kam, war gar nicht mal so selten. Entweder waren es die Erben der ehemaligen Wohnungs- oder Hausbesitzer, die möglichst schnell alles zu Geld machen wollten, oder aber es waren die Eigentümer selbst, die sich aus welchem Grund auch immer von ihrem bisherigen Lebensmittelpunkt trennen wollten.
Die Zeit, die sie in ihrem Laden verbrachte, war für sie keine Arbeit im eigentlichen Sinn. Sie war umgeben von zauberhaften Gegenständen, von denen jeder seine eigene Geschichte hatte. Manchmal verlor sie sich in ihrer Fantasie, wenn sie sich vorstellte, was die einzelnen Dinge in ihrem Laden wohl zu erzählen hätten, wenn sie reden könnten.
Heute hatte sie jedoch keinen Sinn für sentimentale Träume. Sie musste Abschied nehmen von der zierlichen Kommode aus hochpoliertem Kirschbaumholz. Glücklich über den Verkauf und gleichzeitig traurig über den Verlust sah sie zu, wie der Kunde zusammen mit seinem Begleiter das Möbelstück vorsichtig zur Ladentür hinaus trug und auf einem Hänger fest verzurrte. Fast hätte sie darüber die Annonce vergessen, aber die Erinnerung daran kam sofort zurück, als sie wieder in ihr Büro zurückgekehrt war und ihr Blick auf die Zeitung fiel. Erneut schlug sie die Seite mit den Kleinanzeigen auf und las immer und immer wieder denselben Text. Morgen … sollte sie hingehen?
In ihrer Brust stritten sich zwei Widersacher. »Du müsstest deinen Laden für ein paar Stunden zusperren«, gab der eine zu bedenken.
»Aber du könntest noch einmal in das Haus, in dem du so glücklich warst«, wisperte der andere.
»Glücklich?! Warst du dort wirklich glücklich?«, provozierte der Erste.
»Ja, bis zu dem Tag, an dem es zu Ende war«, parierte der zweite.
»Du wirst es bereuen, wenn du hingehst«, drohte der Bedenkenträger.
»Mag sein, wahrscheinlich hast du recht«, gab der andere Gedanke schließlich klein bei.
»Ganz schön feige«, hallte es irgendwo in ihrem Hinterkopf.
Pia warf die Zeitung in den Papiermüll, als ob sie damit die Angelegenheit auch gleich mit beseitigen könnte. Aber in ihrem Kopf hatte sich bereits ein Funke der Versuchung festgesetzt. Als ob sie sich selbst eine letzte