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DETERMINISMUS AUF AUGENHÖHE: Überlegungen zur Unauffindbarkeit der sogenannten Willensfreiheit
DETERMINISMUS AUF AUGENHÖHE: Überlegungen zur Unauffindbarkeit der sogenannten Willensfreiheit
DETERMINISMUS AUF AUGENHÖHE: Überlegungen zur Unauffindbarkeit der sogenannten Willensfreiheit
eBook401 Seiten5 Stunden

DETERMINISMUS AUF AUGENHÖHE: Überlegungen zur Unauffindbarkeit der sogenannten Willensfreiheit

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Über dieses E-Book

Musste wirklich alles so kommen, wie es gekommen ist, oder hätte es auch anders kommen können?
Eine Frage, die nicht egal sein kann und auf die niemand auf dieser Welt eine Antwort hat. Sie bringt jedoch Konsequenzen mit sich, die es in sich haben.
Da wäre zunächst die sogenannte Willensfreiheit, gefolgt von der Verantwortung und der Schuld und der Gerechtigkeit. Bedeutende Bausteine unserer Weltsicht, die sich nicht mit einem Determinismus zu vertragen scheinen, der nicht wegzudiskutieren ist. Überlegungen in diese Richtung lassen offenbar nur zwei Möglichkeiten zu: Entweder wir sind zurechnungsfähig, oder wir sind es eben nicht.
Ich bin nicht allein und auch nicht der Erste, der von einer Verträglichkeit unseres Willens mit dem Determinismus überzeugt ist, aber meiner Einschätzung nach sind es bisher nur Wenige, die diese Überzeugung teilen. Vielleicht kann ich mit diesem Buch etwas daran ändern. Weil es darin um Argumente und Beispiele geht, die dafür sprechen, dass der Determinismus nichts sein kann, was über uns kommen könnte. Er kann daher auch nicht zu unserem Widersacher werden und er konnte es auch noch nie, er ist vielmehr mit uns, weil wir eins mit ihm sind und auch immer eins mit ihm waren. Es geht um eine scheinbare Zwangsverkettung des Geschehens, die keine sein kann, weil auch wir Teil des Geschehens sind.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Sept. 2022
ISBN9783347958517
DETERMINISMUS AUF AUGENHÖHE: Überlegungen zur Unauffindbarkeit der sogenannten Willensfreiheit
Autor

Bernd Wolf

Ich bin weder Wissenschaftler noch Schauspieler. Mein berufliches Wirken bestand größtenteils darin, an der Planung für die Montage von Flugzeugen beteiligt zu sein. Vielleicht war es hilfreich, die Frage der Willensfreiheit gleichsam als Quereinsteiger anzugehen, um neben populären Überzeugungen auch einer etwas anderen Perspektive Aufmerksamkeit schenken zu können. Dabei war es mir wichtig, den Rahmen logischer Zusammenhänge nicht zu verlassen. So bin ich zuversichtlich, dass etwas an dem dran sein könnte, was ich mir überlegt habe. Behaupten möchte ich aber nichts. Ich will der Welt nicht erklären, wie sie aussieht, es ist nur etwas von meiner Anschauung über sie, was ich hier aufgeschrieben habe.

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    Buchvorschau

    DETERMINISMUS AUF AUGENHÖHE - Bernd Wolf

    Wir können der Tatsache nicht ausweichen,

    dass jede einzelne Handlung, die wir tun,

    ihre Auswirkung auf das Ganze hat.

    Albert Einstein

    Vorwort

    Würde ein Schiff Gegenstand meiner Überlegungen sein, dann käme mir erst gar nicht in den Sinn, der Welt erklären zu wollen, was ein Schiff ist. Das können die Ingenieure, die dieses Schiff ersonnen haben, viel besser. Mein Interesse liegt eher bei den Zusammenhängen, die erahnen lassen, weshalb das eine nicht das sein könnte, was es ist, ohne das andere.

    Mir geht es darum, dass dieses Schiff nicht viel mehr als nur ein skurriles zusammengeschweißtes Ungetüm wäre, wenn es die Meere dieser Welt nicht gäbe. Man würde sich fragen, was das eigentlich alles soll, denn es wäre ganz und gar ohne Sinn und Verstand. Dabei können wir noch froh sein, dass die Böden dieser Meere wasserdicht sind. Was, wenn dieses Lebenselixier immer tiefer sickern könnte?

    So tief, bis es an die Glut der Erde reichte. Daraus hätte dann vielleicht die größte Fußbodenheizung aller Zeiten werden können. Und dort, wo etwas von dem Wasser zurück an die Erdoberfläche geschleudert worden wäre, hätte es dann aussehen müssen, wie in einer Waschküche. So einiges wäre da möglich gewesen, aber das wohl eher nicht, jedenfalls nicht in dieser Reihenfolge. Wäre die Erdkruste so durchlässig wie ein Sieb gewesen, hätten die Meere dieser Welt gar nicht erst entstehen können. Weiß der Himmel, ob es uns dann trotzdem gäbe.

    Die Buddhisten sagen, dass ein Teil kein Teil sein kann, wenn das Ganze fehlt. Das würde ich auch sagen, wenn ich dieses Schiff vor Augen habe. Ein Ökonom oder ein Wirtschaftswissenschaftler würde sich wahrscheinlich kaputtlachen, wenn ihm ein autodidaktischer Einzelkämpfer wie ich erzählen würde, warum und weshalb alles so läuft oder laufen sollte.

    Es könnte aber auch sein, dass ihr Lachen etwas verhaltener ausfällt, denn wer sonst, wenn nicht sie, wüsste nicht ganz genau, dass sich so gut wie alles auf alles auswirkt?

    Auch die Experten des Steuerwesens könnten sich darüber lustig machen, dass ich ihnen etwas zu erzählen habe. Aber angesichts der Diskrepanzen, die sich zwischen dem auftun, was einmal ihre Absicht gewesen sein muss und dem, was dann daraus geworden ist, weiß ich jedenfalls schon längst nicht mehr, ob ich darüber lachen oder weinen soll.

    Bei den Juristen ist es indessen so, dass dort schon seit einiger Zeit etwas weniger gelacht wird. Das liegt daran, dass sich nichts auf dieser Welt von allein bewegt und alles eine Ursache hat. Aber da gibt es etwas, was sie interessieren könnte. Es hängt damit zusammen, dass alles zusammenhängt. Und wenn sie es nicht schon längst wissen, dann könnten sie sogar auch noch Interesse daran haben, was ich mir im Zusammenhang mit der Versuchung überlegt habe.

    Wenn ich heute dort bin, wo ich bin, dann hat das auch viel damit zu tun, dass ich eines Tages nicht mehr verstanden habe, was anscheinend alle anderen längst verstanden hatten. Dabei habe ich mich nur gefragt, wieso eigentlich Altruisten etwas anderes sein sollten als Egoisten, wenn doch auch sie nur genau das bevorzugen, was ihnen am besten gefällt.

    Eine Frage, die es in sich hatte, sie macht uns die Verantwortung streitig, um sie dem Schoß eines imaginären Geworden-Seins zu überlassen und sie kann daher auch der Keim dafür sein, dass der Determinismus früher oder später, wie eine dunkle Wolke daherkommen kann. Man wird ihn so schnell nicht wieder los, wenn er einmal da ist, aber ich denke, dass ich ihm etwas entgegenzusetzen hatte. Er ist jetzt zwar nicht weg, aber er ist auch nicht mehr so richtig da. Er ist jetzt überall und nirgends. Aber es hat etwas gedauert, bis es so weit war und es war nur möglich, weil es mir ums Ganze ging.

    Im Inhaltsverzeichnis sind keine Kapitel aufgeführt, ich wollte vermeiden, dass damit die Erwartung einer fundierten Beurteilung oder einer wissenschaftlichen Abhandlung geweckt wird. Und wenn ich dennoch hier und da einen Text überschrieben habe, dann sind das nur Streiflichter, die mir dabei geholfen haben, die Übersicht nicht zu verlieren.

    Mein Respekt vor dieser Thematik verbietet es mir, irgendetwas erklären zu wollen, ich wollte aber in den Raum stellen, was ich mir überlegt habe und wenn ich damit erreichen sollte, dass jemand eigene Vorstellungen dazu entwickelt und die Sache weiterdenkt, dann kann das nur gut sein. Falls von dem Wort denn ein belehrender Unterton ausgehen sollte, dann lag das nicht in meiner Absicht. Ich habe es nur benutzt, um nicht zu oft einen Halbsatz mit dem Wort und zu beginnen.

    Bei Licht betrachtet war es auch eine Suche nach mir selbst. Dabei wurde mir zunehmend bewusst, dass ich der Frage, wer oder was ich bin, nicht einmal vom Ansatz her nachkommen kann, wenn ich nicht in Erfahrung bringe, was da draußen möglich ist und was nicht. Es wäre nicht schlecht gewesen, wenn ich dabei auf größere Geister hätte zurückgreifen können, aber ich musste bald feststellen, dass die Experten auf diesem Gebiet nicht einhelliger Meinung waren und ich nach etwas suchte, was jeder für sich allein herauszufinden hat. Und das in einer Angelegenheit, die das Zeug hatte, mein ganzes Selbstvertrauen zu zerlegen.

    Wahrscheinlich ist das dann auch der Grund dafür gewesen, dass ich es schließlich gewagt habe, an einem ganz großen Rad zu drehen. Dabei ging es mir im Wesentlichen um Philosophisches und natürlich auch um Gott und die Welt. Manchmal kam es mir dann so vor, als hätte sich dieses Rad tatsächlich bewegt, aber inzwischen weiß ich es etwas besser.

    Das, was sich bewegt hat, ist nicht das Rad gewesen. Bewegt habe ich mich nur selbst. Aber auch diese Veränderung bewegte sich im Rahmen meiner Überzeugung, nach der sich nichts von allein bewegen kann. Und wenn diese Überzeugung auf den Determinismus hinausläuft, dann ist das mehr eine Konsequenz als ein Wunsch.

    Ich habe dann aber feststellen müssen, dass die Liste der Philosophen und der Hirnforscher, die mit einer determinismusverträglichen Willensfreiheit nichts am Hut haben, ziemlich lang ist. Ulrich Steinvorth, Professor für Philosophie, ist einer von ihnen. Obwohl er an einer Stelle auch mit dem Gedanken spielt, dass unsere Handlungen letztendlich durch uns selbst determiniert sein könnten. Er hat damit etwas zum Ausdruck gebracht, was ich nur unterstreichen kann.

    Eine auf physikalischen Grundlagen beruhende Willensfreiheit muss auch schon beim sogenannten dialektischen Materialismus eine Rolle gespielt haben. Ein gewisser Engels hat dazu gesagt, dass die Freiheit nicht in einer geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze sowie der damit gegebenen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen.

    Peter Bieri, ebenfalls Professor für Philosophie, hat diesem Standpunkt neuen Aufwind verliehen. Er beschreibt die Auseinandersetzung mit dem Determinismus in einem Prolog als Irrgarten. Es war keine Überraschung für mich, aber es könnte eine Erklärung dafür sein, dass ein Gespräch zwischen dem Hirnforscher Wolf Singer und dem Philosophen Julian Nida-Rümelin ein Streitgespräch gewesen ist.

    Es zeigt, dass die Bedeutung großer Teile unseres Vokabulars erst einmal ins Schlingern geraten muss, sobald unsere Überlegungen den Determinismus mit einbeziehen. Aber es waren Ungereimtheiten, die mir bekannt vorkamen und sie haben mich bewogen, auch etwas dazu zu sagen. Den Hinweis auf dieses Gespräch habe ich erst am Ende meiner Überlegungen angeführt. Er hätte auch gleich am Anfang stehen können, denn ich habe keinen roten Faden für eine Reihenfolge gefunden, weil es so war, dass alles immer wieder zu demselben Kern führte.

    Der Begriff einer Reihenfolge gehört ohnehin zum Sortiment von Worten, das im Hinblick auf den Determinismus eigentlich in Anführungszeichen gesetzt gehört, weil es entweder den Determinismus geben kann oder eben eine Reihenfolge. Eine Reihenfolge könnte es aber nur dann geben, wenn sie auch geändert werden könnte. Ignorieren wollte ich dieses Wort aber trotzdem nicht, ich benötige es noch, es ist eine Stufe auf dem Gerüst meiner Vorstellungswelt und es wird es auch immer bleiben müssen.

    Es waren dann drei Perspektiven, auf die ich mich zu besinnen hatte, um wieder auf die Beine stellen zu können, was unter den Bedingungen einer falsch verstandenen Zwangsläufigkeit alles auf dem Kopf gestanden hatte.

    Ich habe es dann vorgezogen, eine Perspektive eine Kategorie zu nennen, weil ich den Eindruck hatte, dass diese Perspektiven im Laufe der Zeit zu Welten geworden waren. Und die Tatsache, nach der alles so ist, wie es ist, gefällt mir in der dritten Kategorie immer noch am besten.

    Die erste Kategorie steht für die Welt, die schon immer da war und die uns allen geläufig ist. Hier ist es keine Frage, ob es Egoisten oder Altruisten gibt oder nicht gibt, hier wird ein Punkt hinter dem gemacht, was so ist, wie es ist. Und sie haben recht damit und das ironischerweise auch dann, wenn sie manchmal gar nicht genau wissen, warum sie eigentlich recht damit haben.

    In der zweiten Kategorie ist nichts mehr von einer solchen Unbekümmertheit zu spüren. Hier wird alles kritisch durchleuchtet und ganz genau unter die Lupe genommen. Selbstverständlich hat man sich auch schon mit der Frage auseinandergesetzt, die sich daraus ergibt, dass nichts ohne Ursache sein kann. Aber die Konsequenzen, die sie daraus zogen, sind nicht alle gleich. Ein Großteil dieser Leute hält daran fest, dass wir in der Lage sind, unabhängig von vorausgegangenen Ursachen etwas bewirken zu können. Es wäre ein etwas sonderbares Kunststück, das wenig nachvollziehbar ist und auf das sie daher auch nicht bauen wollen. Und es ist eine beachtliche Anzahl von Leuten, die sich aus diesem Grund mittlerweile im Fatalismus wiedergefunden haben. Dort gibt es keine Hoffnung mehr und jeder Gedanke daran ist verflogen, dass wir etwas frei entscheiden könnten. Verantwortung und Schuld kann es für sie nicht geben, weil das, was sie entscheiden, nicht auf sie, sondern auf Ursachen zurückgeführt werden kann. Das sind die wesentlichsten Optionen der zweiten Kategorie, wobei die eine ebenso unbefriedigend ist, wie die andere.

    Tragischerweise steht hier inzwischen auch schon eine ganze Anzahl von Juristen verunsichert vor der Tür, und es sieht so aus, als könnten sie dieser Problematik so lange auf den Grund gehen, wie sie wollen und dabei nichts anderes finden als Ursachen. Die Sache könnte noch zu einem richtigen Drama werden, da sie sich auf einen Pfad begeben, auf dem ihnen die Schuld nun tatsächlich umso mehr zwischen den Fingern zerrinnen muss, desto genauer sie hinsehen.

    In der dritten Kategorie ist es zu einer Maxime geworden, in den Dingen das zu sehen, was sie trotzdem noch sind, wenn sie nicht sein können, wofür sie gehalten wurden. Hier wird nichts vermisst, was von allein geschehen soll, weil es einen Weg gibt, auf dem die Verantwortung wieder dort einkehren kann, wo sie hingehört und der freie Wille nicht mehr davon abhängig ist, auf Wunder warten zu müssen.

    Es ist beileibe nicht so, dass alles gleich ist, weil alles gleichermaßen auf Ursachen beruht. Wäre das Geschehen ein Fluss, dann gäbe es das alles Nivellierende nur an der Quelle, weil an der Mündung unsere Empfindungen warten. Und mit ihnen ist dann nichts mehr gleich. Wenn aber gesagt wird, dass Empfindungen nichts weiter als nur Empfindungen sind, dann wird das der Sache nicht gerecht. Empfindungen können auch zu Hebeln unserer Entscheidungen werden, sie sind etwas Reales, weil es so ist, dass sich etwas bewegen muss, wenn etwas bewirkt werden soll. Sie gehören zu dem Konzert, das alles ausmacht und das unentwegt von der Bewegung am Laufen gehalten wird.

    Eine nahezu unüberwindbare Hürde schien darin zu liegen, dass nicht nur das Verhalten der Zurechnungsfähigen, sondern auch das der Unzurechnungsfähigen auf Ursachen beruht und dass das eine auf keinen Fall zu entschuldigen sein musste und das andere unbedingt. Es war eine Hürde, die unübersehbar war, und sie war bezeichnend für die ganze Thematik. Aber es gab dann doch einen Weg. Trotzdem habe ich mich immer wieder gefragt, ob es denn auch meine Entscheidung sein kann, wenn ich denke, dass ich etwas zu entscheiden habe. Und ich habe eine Antwort darauf gefunden, mit der es mir besser geht als mit dieser Frage.

    Ich kann nicht sagen, ob sie richtig ist, sie ist jedoch sehr wahrscheinlich. Aber sie hat auch ihren Preis. Er ergibt sich unter anderem daraus, dass wir Alternativen mit anderen Augen zu sehen haben, weil sie nur etwas sein können, was es aller Wahrscheinlichkeit auch nur geben kann.

    Es gibt einen Dämon, der hinter dieser Annahme lauert, ich habe mich öfter mit ihm unterhalten, obwohl er ein raffinierter Geselle war. Er führt sich andauernd so auf, als hätte er die Glaskugel erfunden. Als Information getarnt hat er seinen Keim in meine Überzeugungen gelegt, bis der groß genug war, um an mir zu nagen. Es bedurfte der Hilfe eines Freundes, um ihn wieder loszuwerden, denn ich habe mich oft gefragt, was er wohl zu allem gesagt hätte.

    Einfach fragen konnte ich ihn nicht mehr, weil er nicht mehr unter uns ist. Es sind nur noch Erinnerungen, die mich mit ihm verbinden. Wir waren damals mit unseren Überlegungen gerade bis in die zweite Kategorie vorgedrungen, aber das ist lange her. So hätte ich die Unterhaltung mit ihm vielleicht auch eine fiktive nennen können, aber das Alter Ego trifft es etwas besser, weil es doch am Ende immer wieder nur ich selbst bin, egal, ob ich mich mit dem Dämon unterhalte, oder auch mit ihm.

    Von Hegel stammt der Satz: „Das Seiende hat sein Sein vom Nichtsein seines Gegensatzes." Darum geht es im zweiten Teil dieses Buches. Es ist jedoch kein zweites Thema, denn auch dieser Teil hat immer noch viel mit dem Determinismus zu tun. Genaugenommen hat er noch viel mehr als nur viel mit dem Determinismus zu tun und das liegt daran, dass auch der Satz weg ist, wenn es nirgendwo auf der Welt einen Gegensatz gibt. Mir ist zwar nicht bekannt, ob das schon einmal in diesem Zusammenhang gesehen wurde, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich da erst kommen muss, um die Sache auch einmal so zu sehen.

    Die Konsequenzen eines Seins, welches nicht ohne seinen Gegensatz sein kann, waren aber auch ohne den Hintergrund des Determinismus von einer Bedeutung, die ich so nicht erwartet hatte. Und sie wurden umso deutlicher, je länger ich darüber nachdachte. Sie spannten einen weiten Bogen der Vertrautheit, die mir das Gefühl vermittelte, niemals großartig vom Thema abgekommen zu sein.

    Der Gedanke, dass es mehr Kraft erfordert, sich einmal unten, statt oben zu befinden, kann so neu nicht sein. Aber vielleicht kann es hilfreich sein, wenn ich davon erzähle, dass es auch möglich ist, aus dieser Kraft den Mut zu schöpfen, den das Leben manchmal verlangt. Es ist nicht allein nur eine theoretische Erfahrung, ich habe sie selbst durchlebt.

    Im Zusammenhang mit der Gerechtigkeit ist es mir dann auch noch um eine Steuergerechtigkeit gegangen, die diese Bezeichnung vielleicht eher verdient hätte. Leider ist es so, dass es sich hierbei nur um ein Gedankenspiel handelt. Aber es war trotzdem eine erfreuliche Erfahrung für mich, weil ich den Brüdern der Steueroptimierung damit immerhin gedanklich ein für alle Mal den Hahn zudrehen konnte. Der Tag, an dem diese Überlegung in irgendeiner Form Einzug in die Realität halten könnte, dürfte allerdings in weiter Ferne liegen. Denn sie erscheint mir zwar manchmal sehr plausibel und dann auch wieder nur überaus utopisch.

    Lässt man die Geschichte vor dem Hintergrund des Determinismus Revue passieren, dann kann das angesichts der drei Worte Jedem–das–Seine sehr grausam werden. Als könnten sie zur Rechtfertigung für alles stehen, was geschehen ist. Ich wollte dem nicht ausweichen, es wäre keine Lösung gewesen, diese unselige Unterstellung auf eine solche Weise zu überwinden. Daher habe ich versucht, diese Ungeheuerlichkeit so abzuwickeln, wie etwas abgewickelt gehört, wenn eine Rechnung nicht aufgeht. Auf keinen Fall wollte ich den Eindruck vermitteln, dass das Geschehen alternativlos sein könnte. Es wäre der falsche Ansatz, denn er suggeriert vollendete Tatsachen. Aber Entscheidungen fallen nicht vom Himmel, sie werden erst dazu, indem sie durch uns gefällt werden.

    Ein nicht ganz unwesentlicher Faktor setzt sich dabei aus dem zusammen, was wir wollen. Es hat Priorität vor der Zwangsläufigkeit, dass das immer nur auf das hinauslaufen kann, was am Ende überwiegt. Und weil das Geschehen es nun einmal an sich hat, dass noch nichts geschehen ist, ehe es geschehen ist, können Entscheidungen auch keine Entscheidungen sein, so lange nichts entschieden ist.

    Eigentlich ein ganz simpler Gedanke. Trotzdem ist es so, dass das Thema der Willensfreiheit immer noch ein Thema ist, bei dem wir uns etwas vormachen, wenn wir nicht gewillt sind, an Wunder zu glauben, aber trotzdem andauernd so tun, als müsste es welche geben. Dabei muss es schon zu der Zeit von Aristoteles eine ausgemachte Sache gewesen sein, dass nichts aus dem Nichts entstehen kann. ¹

    Es ist also schon etwas länger her, dass der Mensch darin ein Problem ausmacht. Aber als Lösung ist ihm bisher kaum etwas anderes eingefallen, als seine Zurechnungsfähigkeit zur Disposition zu stellen.

    Erster Teil – Das große Missverständnis

    Der Weg, auf dem mir klar wurde,

    dass wir nicht determiniert sein können,

    weil es ein Irrtum ist,

    anzunehmen, es könnte uns geben

    und dann auch noch den Determinismus.

    Mehr als ein Kompromiss kann es nicht werden. Da kann ich die Sache drehen und wenden, wie ich will. Weil alles immer noch zwei Seiten hat. Einerseits ist da noch so viel, was ich zu lesen habe und andererseits gibt es auch so manches, was ich sagen möchte. Würde ich jedoch erst alles lesen, bevor ich etwas sage, hätte ich nie etwas zu sagen. Aber zunächst musste ich mir erst einmal selbst Klarheit verschaffen.

    Es begann mit Widersprüchen, die sich in der Welt meiner Vorstellungen aufgetan hatten und alles auf den Kopf zu stellen drohten. Und ich hatte das Gefühl, dass diese Widersprüche immer stärker wurden, denn da war so manches durcheinandergeraten. Das Einzige, worauf noch Verlass zu sein schien, lag in einer Abkehr von allem, was mir einmal sehr vertraut gewesen war. Zu allem Überfluss kam mir diese Überlegung um einiges wahrscheinlicher vor als alles, was ich zuvor einmal angenommen hatte. Es war nicht gerade behaglich, es war mehr eine Konfrontation, die sich gegen den gesamten Rest der Welt auflehnte.

    Ich trug diesen störrischen Gedanken eine ganze Zeit lang als unerledigt vor mir her, und die Aussicht darauf, dass ich etwas zu lösen hatte, was ich gar nicht beurteilen konnte, war nicht gerade hilfreich. Mittlerweile bin jedoch auch ich zu der Einsicht gelangt, dass es nicht verkehrt sein kann, wenn hinter jeder Beurteilung immer noch ein kleines Fragezeichen bleibt. Aber eine Überzeugung sollte trotzdem eine Überzeugung sein, auch dann, wenn es am Ende an letzter Gewissheit fehlen muss.

    Wir sind zur Wahl gegangen, obwohl doch alles dafürspricht, dass wir gar keine Wahl hatten. Aber es ist so gewesen, dass sich unsere Vernunft nicht davon abbringen ließ. Zumal kein Weg daran vorbeiging, dass das Ergebnis der Wahl anders ausgesehen hätte, wenn wir nicht zur Wahl gegangen wären. Und weil die Vernunft auch allen Leuten, die sich nicht das Geringste aus der Vorstellung machen, nach der wir aufgrund einer unausweichlichen Logik noch niemals wirklich eine Wahl gehabt haben, auch nichts anderes sagt, könnte mit dieser kurzen Geschichte vielleicht schon gesagt sein, was zur Frage der Willensfreiheit überhaupt zu sagen wäre. In gewisser Hinsicht könnte es ja wirklich nicht auszuschließen sein, dass wir gar keine Wahl hatten. Aber eben nur in gewisser Hinsicht. Wenn auch alles, was irgendwie nachvollziehbar erscheint, erst einmal für ein solches Ausgeliefertsein unserer Willensfreiheit sprechen sollte. Es gibt jedoch aus gutem Grund – und allen Fatalisten zwischen Casablanca und Karatschi zum Trotz – nichts daran zu rütteln, dass wir uns in jedem Fall zur Wahl begeben sollten, um uns einzumischen.

    Der Widerspruch, der darin zu liegen scheint, hat allerdings das Zeug, den Verstand zum Rotieren zu bringen. Vorausgesetzt, man hat den Nerv dazu entwickelt, diesen Stachel auch zu spüren. Wir haben jedoch gelernt, mit diesem Widerspruch zu leben. Es war mit keiner großen Mühe verbunden, diese Problematik mit einer Mixtur aus Spekulation und Hoffnung an die Seite zu stellen. Irgendwann wird es schon neue Erkenntnisse geben, die geeignet sind, diesen Widerspruch in Luft aufzulösen. So in etwa wird es kommen. Es kann gar nicht anders sein, denn alles andere ergäbe keinen Sinn.

    Aber da ist vielleicht doch noch etwas, was irgendwie auch sein könnte und dass das, was wie ein Widerspruch erscheint, gar keiner ist. Die Aussicht darauf, dass bei dieser so vertrackt und aussichtslos erscheinenden Lage von fragwürdigen Voraussetzungen ausgegangen wurde, ist jedenfalls gar nicht so schlecht. ²

    Es gibt plausible Überlegungen dafür, dass jede noch so weit hergeholte Schicksalsergebenheit, nach der wir irgendwelchen vorbestimmten Gegebenheiten ausgeliefert wären, ein Irrtum ist. Schon seit geraumer Zeit sehe ich keinen ersichtlichen Grund mehr für diese Befürchtung und trotzdem schleicht sich manchmal noch so ein Gefühl ein, das mir sagt, dass am Ende alles nur auf eine Art Patt hinauslaufen wird. Es ist bisweilen ebenso hartnäckig, wie die Zuversicht, nach der wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen können.

    Manchmal fangen Dinge an, störrisch zu werden. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, sich darauf zu besinnen, dass es wohl noch mehr als nur eine Wahrheit geben wird. Dass das nicht ganz von der Hand zu weisen ist, kann daran festgemacht werden, dass die Dinge, die aus unserer Sicht einmal der Wahrheit entsprachen, einer neuen Wahrheit weichen mussten, nachdem sich ein anderer Horizont für uns eröffnet hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund heißt es dann auch, dass es eine relative und eine absolute Wahrheit geben muss.

    Im Buddhismus wird zwischen dem Samsara und dem Nirwana unterschieden, und Leibnitz hat in diesen unterschiedlichen Wahrheiten eine der Vernunft und eine der Tatsachen ausgemacht. Das lässt nur den Schluss zu, dass auch die Vernunft nur relativ sein kann. Die Wahrheit, die uns zur Verfügung steht, kann demzufolge immer nur eine sein, die aus unserer Erkenntnis kommt. Aber die kann morgen schon wieder etwas anders aussehen als sie heute ist. Und manchmal ist sie auch schon anders, wenn wir nur die Perspektive wechseln.

    Aber das hat auch etwas Gutes, weil damit die Voraussetzung verbunden ist, dass sich Wahrheiten entwickeln können. Denn die Überlegung, dass es möglicherweise gar keine Egoisten gibt, kann beispielsweise nur dann erfolgen, wenn zuvor auch schon einmal davon ausgegangen wurde, dass es Egoisten gibt. Es muss erst einmal die Überzeugung her, dass es so ist, bevor darüber nachgedacht werden kann, ob es vielleicht nicht auch noch anders sein kann.

    Entscheidungen bringen es mit sich, dass sie auf das hinauslaufen, was am Ende ausschlaggebend ist und die Vorgänge, um die es da geht, können nur in Abhängigkeit der jeweiligen Umstände stattfinden. Das mag etwas banal klingen, man könnte glattweg auf die Idee kommen, dass Entscheidungen ihrem Wesen nach immer unbeirrbar dem Weg des geringsten Widerstands folgen. Aber obwohl es nur so sein kann, dass immer genau das herauskommt, was den Umständen entsprechend bevorzugt wurde, bleiben Entscheidungen doch immer etwas sehr Individuelles.

    So gesehen erscheint es dann auch in einem etwas anderen Licht, wenn sich jemand aus scheinbar ganz alltäglichen Gründen abrackert oder etwa eine waghalsige Bergtour unternimmt. Wenn man erst einmal mit der Vorstellung geliebäugelt hat, aufgrund einer überragenden Leistung besser dazustehen, dann muss sich das Ausbleiben dieses Erfolges noch unangenehmer anfühlen als jede noch so große Plagerei. Selbst dann, wenn sich jemand für andere aufopfert, ändert das nichts daran, dass es auch für diese Entscheidungen Beweggründe gegeben haben muss, die am Ende überwogen haben. Und es sieht danach aus, als ginge es dabei um ein unerschütterliches Prinzip, nach dem das immer so sein muss.

    Ich stelle mir eine Situation vor, in der jemand behauptet, dass er sein Geld nicht hergeben wollte, sondern deshalb hergeben musste, weil ihm ein Räuber eine Smith & Wesson unter die Nase gehalten hat.

    In einem gewissen Sinn könnte man jedoch sagen, dass es der Überfallene vorgezogen hat, das Geld herzugeben, es also wollte und nicht musste. Denn er hätte ja auch wollen können, den Räuber heldenhaft zu überwältigen, weil er es im Kino so gesehen hat. Und solange ein Spielraum für Entscheidungen bleibt, solange sollte auch die Frage erlaubt sein, wo das Wollen aufhört und wo das Müssen beginnt.

    Wenn ich aber mit dieser Überlegung an die speziellen Seiten der Egoisten und der Altruisten herangehe, dann kann das dazu führen, dass sich die Gegensätze dieser beiden Charakterzüge aufzulösen beginnen. Dabei gehe ich davon aus, dass sich Entscheidungen von Egoisten in erster Linie auf das beziehen, was sie persönlich bevorzugen und nicht auf etwas, was anderen unter dem Aspekt eines verantwortungsvollen Verhaltens in den Sinn kommen könnte.

    Falls nun umgekehrt erwartet werden sollte, dass sich das bei Altruisten gegenteilig verhält, weil sie ja auch so etwas wie das Gegenteil sind, wäre das sicherlich ein Trugschluss. Denn auch Altruisten richten ihre Entscheidung danach aus, was ihnen beliebt. Sie müssen sich hinsichtlich ihrer ehrbaren Selbstlosigkeit nicht für etwas entscheiden, sie wollen sich für etwas entscheiden. Es ist nur so, dass das, was ihrer speziellen Neigung entspricht, anderen eher entgegenkommt als alles, was Egoisten dazu einfällt. Das ändert aber nichts daran, dass das, was sie bevorzugen, ihrer Veranlagung entspricht.

    Da spielen Motive eine Rolle, die ihrer Erwartungshaltung entsprechen und ihre Entscheidungen steuern. Die Motivationen der Egoisten und der Altruisten sind in dieser Hinsicht nicht zu unterscheiden. Es geht immer nur darum, was der eine oder andere am Ende will. Man könnte also ohne Übertreibung sagen, dass sie alle machen, was sie wollen.

    Verhaltensbiologen haben herausgefunden, dass Schimpansen von ihrer Gruppe gemieden werden, wenn sie versuchen, ihre Artgenossen bei der Teilung der Nahrung zu übervorteilen. Das könnte dazu geführt haben, dass sie sich mehrheitlich lieber kooperativ verhalten. Es sieht auch ganz danach aus, als wäre es egoistisch, sich altruistisch zu verhalten. Da aber auch wir nur etwas weiterentwickelte Schimpansen sind, machen wir es genauso. Wir können keinen Gefallen daran finden, als unsympathische Egoisten dazustehen und geben uns daher lieber sozialverträglich.

    Jeder Anlauf, diese Sache anders zu sehen, würde an der unüberwindbaren Tatsache scheitern, nach der sich das, was wir unter Wahrnehmung verstehen, zwischen unseren Entscheidungsapparat und unsere Außenwelt gestellt hat. Unter dieser Bedingung scheint die Frage, ob es möglich ist, außer an sich selbst auch noch an andere zu denken, gegenstandslos zu sein. Und wenn es dann heißt, dass Altruisten selbstlos sind, dann ist das schon fast zum Lachen, weil gar kein größeres Selbst vorstellbar ist, als das Innerste unserer eigenen Wahrnehmung. Wenn unser Selbst nur nach dem bedient wird, was es ausmacht, wenn daraus die Motivation unserer Handlungen erfolgt, dann wäre der Unterschied zwischen den Wesenszügen dieser beiden Charaktere nicht mehr zu erkennen, zumindest nicht an der Quelle ihrer Entstehung.

    Bei den Auswirkungen dessen, was von diesen Charakteren veranstaltet wird, sieht die Sache etwas anders aus. Inwiefern diese Auswirkungen dann zu einem Feedback für ihre Handlungen werden können, lasse ich deshalb hier einmal dahingestellt sein, weil dergleichen auch wieder auf dem Resonanzboden der Motivation landen würde. Auf jeden Fall haben diese Auswirkungen Einflüsse auf das soziale Umfeld zur Folge, die sehr unterschiedlich sein können.

    Für das Zustandekommen ihrer Motive dürfte es jedoch zweitrangig sein, an welchem Ufer die Auswirkungen stranden, weil vor jedem Strand erst einmal die Klippen der Wahrnehmung liegen. Während in der unbestechlichen Welt der Physik eine Kette immer noch an der schwächsten Stelle reißt, sollte man sich nicht wundern, wenn der Weg des geringsten Widerstands in unseren Köpfen naturgemäß auf den Umweg unserer Überzeugung führt. Es kann sich unter dem Strich aber nicht anders verhalten, wie es mitunter bei einigen Flüssen an der Westküste Irlands zu beobachten ist, denn auch dort fließt nichts bergauf. Und wenn es manchmal doch danach aussieht, dann ist es nur der Sturm gewesen, der mehr Gewicht hatte als das Wasser, das ihm weichen musste.

    Ein Umweg anderer Art könnte dann gegeben sein, wenn ich nach einer ausgedehnten Wanderung den Wunsch verspüre, den kürzesten Weg zu meiner Unterkunft zu nehmen. Weil es schon ziemlich spät geworden ist und weil ich vielleicht auch müde vom Wandern bin, wäre mir dann daran gelegen, keine Umwege mehr in Kauf zu nehmen. Meine Entscheidung wird jedoch nicht notwendigerweise auf den nach Metern bemessenen kürzesten Weg fallen, sondern nur auf den vermeintlich kürzesten Weg, also denjenigen, den ich dann für den kürzesten Weg halten werde.

    Ein Gedanke, der unterstreichen könnte, dass manchmal etwas als Umweg angesehen wird, was in einem komplexeren Sinn und unter den gegebenen Umständen eigentlich gar kein Umweg gewesen ist.

    Farben und Ursachen

    Ich habe noch gut in Erinnerung, dass wir schon in jungen Jahren darüber philosophierten, dass im Grunde eigentlich alles nur auf Wahrnehmung beruhen kann. Im Zusammenhang mit dem Phänomen der Farbenblindheit hatten wir uns eine Geschichte ausgedacht, die gut geeignet war, um den Mädchen imponieren zu können. Selbstverständlich hätten wir damit auch die Jungs in unserer Klasse beeindrucken können, aber unsere Prioritäten lagen damals so, dass wir daran nicht in dem Maß interessiert waren.

    Nachdem wir davon ausgehen konnten, dass sich bis dahin kaum jemand mit den Auswirkungen der Farbenblindheit beschäftigt hatte, war es kein allzu großes Kunststück, mit unserer Geschichte Verwirrung anzurichten. Wir hatten, was wir zu dieser Beeinträchtigung hervorbringen wollten, nur so zu formulieren, dass damit gar nichts anderes gemeint sein konnte als eine Verwechslung von Farben.

    Das genügte im Grunde schon, um den Weg in die Sackgasse ebnen zu können, die wir im Auge hatten. Es ist zwar so, dass es auf der Netzhaut unterschiedliche Pigmenttypen gibt, die Rückschlüsse darauf zulassen, welche Farben empfangen werden können, wir hatten die Aufmerksamkeit jedoch auf den Teil der Wahrnehmung gelenkt, der sich erst auf dem Weg in unser Bewusstsein abspielt.

    Dabei geht es um den sogenannten visuellen Cortex, bei dem theoretisch so manches individuell unterschiedlich laufen könnte, ohne dass es weiter auffällt. Ein Umstand, der als Qualia-Problem bezeichnet wird. Niemand könnte vor dem Hintergrund dieser Phase der Empfindung mit Gewissheit sagen, ob er die Farbe Rot als Grün wahrnimmt. Falls wirklich jemand die Farbe

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