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Der Junge aus der Vorstadt II: Der skelettierte Mann
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Der Junge aus der Vorstadt II: Der skelettierte Mann
eBook224 Seiten2 Stunden

Der Junge aus der Vorstadt II: Der skelettierte Mann

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Über dieses E-Book

Der zweite Teil des Erfolgsbuches "Der Junge aus der Vorstadt" von Mario Worm:

Das Friedhofsgelände in Eggersdorf ist allmählich zu eng geworden, weshalb der Gemeinderat eine Erweiterung vorsieht und zu diesem Zweck ein angrenzendes Stück Brachland erwirbt. Bei der Begradigung des Feldes findet man ein Skelett. Zuerst wird vermutet, dass es sich dabei um einen getöteten Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg handelt. Die Rechtsmedizin stellt allerdings fest, dass dieser Mann vermutlich in den fünfziger Jahren erschlagen wurde. In aufwendigen Verfahren wird das Gesicht des Toten nachgebildet. Die Regionalpresse veröffentlicht das Foto.
Tage später meldet sich eine ältere Frau bei Koch, die behauptet, dieser Mann sei Ihr Vater. Nur sei der 1954 an einem Herzinfarkt verstorben und eine Urkunde belegt, dass der Leichnam eingeäschert wurde…
Ein neuer Fall für Alisha, Koch und Link!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Juni 2020
ISBN9783752905410
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    Buchvorschau

    Der Junge aus der Vorstadt II - Mario Worm

    „Entscheide lieber ungefähr richtig, als genau falsch."

    Johann Wolfgang von Goethe

    Vorwort

    Werte(r) Leser(in)!

    Natürlich ist es für jeden, der schreibt, eine Freude und eine Art Bestätigung, wenn das Geschriebene bei den Lesern Anklang findet. Das Gefühl, nicht umsonst Monate recherchiert zu haben, tut einfach gut. Schließlich habe ich auch für die Ausarbeitung der Story sehr viel Zeit aufgewendet. Auch das zunehmende öffentliche Interesse in der Region nimmt zu. Ein unerwartetes Schmunzeln hat mir der Besuch der Buchhandlung Micklich im Handelszentrum Strausberg hervorgerufen. Kurz vor der Veröffentlichung des ersten Teils vom Jungen aus der Vorstadt sagte mir die nette Verkäuferin, dass bereits einige Kunden nach diesem Buch gefragt hätten. „Und es soll ja wohl ein Zweiteiler werden, fügte sie hinzu. Ach ja? Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich selber nichts davon! Beim Verlassen des Geschäfts allerdings kam mir in den Sinn, dass ich ja bereits an eine völlig andere Geschichte dachte. Warum also nicht beides miteinander verbinden, warum nicht meinen „Superanwalt auch mit diesem Fall betrauen? Das Ergebnis dieser Gedanken halten Sie nun in den Händen.

    Das inhaltliche Rohgerüst stand bereits, nun ging es an die Einzelheiten. Bei den Recherchen war Feinarbeit gefragt, da viele Details nicht so einfach zu ermitteln waren. Zum Beispiel: wie lange „überlebt" ein Skelett, bis es zu Staub zerfällt? Kann man von Knochen, die über lange Zeiträume in der Erde der Natur ausgesetzt waren, eine DNA-ANALYSE machen? Und überhaupt, wie und wer untersucht das? Sackgasse! Ich brauchte Hilfe, um nicht das ganze Projekt zu verwerfen.

    Manchmal zahlt es sich aus, bei einer Buchmesse nicht nur die ganze Zeit am eigenen Stand zu verbringen, sondern auch durch die anderen Messehallen zu „schieben. Bei einem solchen Rundgang traf ich auf Professor Doktor Michael Tsokos, den Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité. Ich kannte den anerkannten Rechtsmediziner nicht nur von einigen TV-Interviews. Meiner Frau, die ein großer Fan von ihm ist, signierte er bereits einige Bücher. Wie immer war er auch an diesem Tag von etlichen Besuchern umringt. Dennoch erzählte ich ihm von meinem neuen Projekt und bat in einigen Fragen um Hilfe. Lächelnd, mit einer ausschweifenden Geste, antwortete er: „Sie sehen selbst, momentan habe ich kaum Zeit und das wird sich auch nach der Messe nicht ändern. Aber wenn Sie möchten, stelle ich Ihnen meine Mitarbeiterin Frau Mona Laurent zur Verfügung. „Aber höchstens eine halbe Stunde!", ergänzte er. Und ob ich wollte! Zwei Monate später folgte ich der Einladung ins Institut für Rechtsmedizin in der Berliner Birkenstraße. Natürlich war es hochinteressant, was ich dort erfuhr. Ich konnte schnell feststellen, dass die Gerichtsmedizin/Rechtsmedizin eben nicht nur mit Obduzieren beschäftigt ist, sondern das Tätigkeitsfeld wesentlich breiter gefächert ist. Für mein Projekt hatte Frau Laurent einige Schreibblätter vorbereitet, von denen ich Informationen hier im Buch verwendet habe. Vielen Dank also an Professor Doktor Michael Tsokos und Frau Mona Laurent, die dafür gesorgt haben, dass viele Details realitätsnah und stichhaltig sind.

    Meine Zeit in der Gerichtsmedizin brachte eine kleine Anekdote, die ich nicht verschweigen will. Ich befand mich auf dem Weg nach Hause in der U-Bahn. Um die Fahrt zu „verkürzen, blätterte ich in den erhaltenen Unterlagen. Kennen Sie das auch? Sie lesen in den „Öffentlichen eine Zeitung und Ihr Nachbar bzw. Ihr Gegenüber liest ganz ungeniert mit? Auch mein Sitznachbar warf fortwährend einen Blick auf das Geschriebene. Seine Neugier verschwand aber abrupt, als ich umblätterte und Fotos von eingeschlagenen Schädeln sichtbar wurden. Entsetzt wendete er sich ab. Ja mein Lieber, so ist das mit der Neugier, dachte ich und grinste.

    Es ist nicht immer einfach über vergangene Zeiten zu schreiben und besonders nicht, wenn man zu selbigen noch nicht einmal auf der Welt war. Da stößt auch Freund Google an seine Grenzen. Um eine starke Geschichte erst richtig lebendig zu machen, benötigt man Zeitzeugen. Diese laufen aber nicht so einfach herum und bieten im Internet ihre Dienste an.

    Also, was tun?

    Ein Beispiel sei hier genannt. Kollege Zufall half mir in der „Sportwelt Strausberg. Ich suchte Entspannung in der dortigen Sauna. Ungewollt wurde ich Zeuge einer Unterhaltung zwischen einer Frau und einem älteren Mann. Das Gespräch verlief in etwa so: „Ja und dann habe ich immer meinen Weihnachtsbaum dort geschlagen. „Und das links von der Landhausstraße? „Ja, da war doch Wald. Bis fast hin zum Bahnhof. Da, wo jetzt die Altneubauten stehen. So in den frühen Fünfzigern war das.

    Na prima! Da suchst du bereits tagelang im weltweiten Web Bilder von dieser Straße und nun sitzt die Lösung, schwitzend zwei Meter von dir entfernt! Diskret aber voller Ungeduld habe ich auf einen günstigen Moment gewartet. Endlich saßen wir mal alleine in diesem Schwitzkasten und da nahm ich dann meinen Mut zusammen und fragte. Sofort „sprudelte" es aus ihm heraus, so schnell und so viel Informationen, dass ich arge Mühe hatte, mir wenigstens das Wichtigste zu merken. Das ist eben der Nachteil einer Sauna. Man kann kein Diktiergerät mit hinein nehmen. Viele seiner Hinweise werden Sie in diesem Roman wiederfinden.

    Großes Dankeschön also an meinen Informanten Wilhelm Piskol und an alle hier nicht genannten Zeitzeugen, ohne die dieses Buch nicht vorstellbar ist.

    Bei meiner Familie bedanke ich mich für ihre erneute, nie enden wollende Geduld, die sie bei meinen „Schreibphasen" mit mir hatte.

    Für die allgemeinen Geschichtskenntnisse danke ich meinem Freund und ehemaligen Geschichtslehrer Peter Joswiak.

    Das Wirrwarr um die zitierten Paragrafen hat erneut Michael Dobus von der gleichnamigen Rechtsanwaltskanzlei in Hoppegarten bei Berlin überprüft. Tausend Dank, Micha.

    Danke auch an meinen Freund Dimitri Entsch, der die russischen Sätze aus meinem Schulrussisch in die Umgangssprache wandelte. (Keine Sorge, die deutsche Übersetzung steht immer dahinter) und an Helge Vorthaler, für die Ausarbeitung der Tanzszene.

    Wenn wir gerade bei der deutschen Sprache sind, muss ich mich natürlich auch bei meinem Lektor Stefan Ment bedanken, der meine Ideen lesbar machte.

    Sprache ist das eine, die Schrift das andere. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mir meine Rechtschreibung so manches Mal einen Streich spielt. Gott sei Dank gibt es ja Solveig Elsholz und Ramona Joost, die das wieder ausgebügelt haben. Vielen lieben Dank dafür.

    Ganz besonders möchte ich mich bei Simone Stolz bedanken, die erneut das Cover nach meinen Wünschen gestaltete und sich auch für unsere komplette Außenwerbung bei Messen verantwortlich zeichnet.

    Zum Schluss noch ein Dankeschön an meinen Freund Jörg Wiese, der unermüdlich mit dem Messemarketing beschäftigt ist.

    Jörg, ich hab da schon wieder eine neue Idee …

    Und zum Schluss:

    Diesen Fall hat es so vielleicht nie gegeben. Er entsprang alleine meiner Fantasie. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen und Orten wären rein zufällig. Ausgenommen davon sind geschichtlich fundierte Namen oder aber Personen, von denen ich die ausdrückliche Genehmigung habe, ihre Daten zu verwenden.

    Mario Worm

    23. März 2019

    § 69 Wer sich einer unerlaubten Entfernung in der Absicht, sich seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste dauernd zu entziehen, schuldig macht, ist wegen Fahnenflucht (Desertion) zu bestrafen.

    § 73 [1] Die Fahnenflucht vom Posten vor dem Feind oder aus einer belagerten Festung wird mit dem Tode bestraft.

    [2] Dieselbe Strafe trifft den Fahnenflüchtigen, welcher zum Feinde übergeht.

    (Militär-Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872 / gültige Fassung 1945 in Verbindung mit dem „Führererlass")

    Prolog

    18. April 1945 - 14.48 Uhr

    Ein Waldstück in der Nähe von Müncheberg - 51,6 km von Berlin und 32,8 km von Eggersdorf entfernt.

    Die Kraft, seine letzte Kraft verlässt ihn. Und mit ihr weicht auch die Angst. Was natürlich nicht bedeutet, dass die Angst nicht wiederkehren kann. Sie hat sich nur verborgen. Für einen undefinierbaren Moment hat sie Unterschlupf gesucht, hat die stereotypen Mechanismen samt Großhirn überlistet. Aber sie wird wiederkommen, schneller als seine Kräfte, dessen ist er sich bewusst. Noch trugen ihn seine Beine, aber wie lange noch? Wo befand er sich überhaupt? Es musste wohl kurz hinter Müncheberg sein …? Weg, nur weg. Auf gerader Linie nach Hause, dann verstecken und abwarten. Jetzt aber nur weg! Zweige schlagen ihm ins Gesicht, als er das Waldstück passiert. Wie Schläge, wie gezielte Prügel fühlen sie sich an. Das aufgeweichte Moos des Bodens macht jeden Schritt zur Qual. Es scheint ihm, als versinke er jede Sekunde erneut in die Tiefe der Erde, aus der er zu fliehen versuchte. Er musste pausieren. Nur wenige Minuten … er konnte nicht länger warten! Erschöpft lässt er sich auf den Waldboden fallen, legt das Maschinengewehr an die Seite, lehnt sich gegen einen Baum. Schlafen, jetzt einfach nur schlafen, was wäre das jetzt für ein Geschenk ... Er weiß, dass er weiter muss. Wenige Sekunden können über sein Leben entscheiden. Hastig schraubt er den Verschluss der Feldflasche ab, lässt den verbliebenen Rest des schalen Wassers in seine Kehle strömen, um die leere Flasche in den nahegelegenen Busch zu befördern. Instinktiv besinnt er sich eines Besseren. Nur wenige Augenblicke nach seinem Wurf erhebt er sich und nimmt das lebensspendende, aber verräterische Utensil wieder an sich. Jede kleine Unachtsamkeit könnte die Häscher auf seine Spur bringen. Angespannt richtet er seinen Blick auf die nahegelegene Lichtung, lässt sein Augenpaar das Terrain absuchen. Ruhe, nichts als das leise Rascheln der Tannenkronen, ab und zu ein Knacken von Baumstämmen, untermalt von diffusem Vogelgezwitscher. Eigentlich ist dies genau seine Vorstellung der Idylle des frühen Frühlings, wenn da nicht auch noch von weitem das Donnern der Geschütze hallte. Fritz greift in seine Hosentasche und fingert umständlich das goldene Etui mit den selbstgedrehten Zigaretten hervor. Er hatte es seinem Freund stibitzt. Nein, gestohlen hatte er sich sicher nicht. Dort, wo Heinrich sich jetzt befand, hatte er ohnehin keine Verwendung mehr dafür. Außerdem würde er das Erinnerungsstück sowieso dessen Mutter übergeben, wenn er ihr die traurige Nachricht überbringen musste. Aber der Inhalt gehörte jetzt ihm! Heinrich hätte geteilt … Eilig zündet er sich eine der weißen Glimmstängel an, inhaliert tief und muss husten. Ängstlich schaut er sich um. Nein, keiner da, der das Geräusch gehört haben könnte. Er ist allein. Und plötzlich kommt ihm alles wieder vor Augen. Übermorgen wäre der Freund, genauso wie er, neunzehn geworden! Heinrich hat es nicht geschafft. Und er? Hing sein Leben nicht auch an dem berühmt-berüchtigten Faden? Egal, wem er in die Hände fallen würde, es wäre sein sicherer Tod. Die eigenen Leute würden ihn, ohne jedes Mitleid und der Desertation überführt, am nächsten Ast aufknüpfen. Der Russe, das war im klar, würde ihn nach der Lage der Dinge binnen Minuten niederschießen. Er und Heinrich! Sie hatten doch noch so viel vor, hatten sich ewige Freundschaft geschworen, wollten gemeinsam durch dick und dünn. Ihre Pläne … alles aus! Beide am gleichen Tag, im gleichen Ort geboren. Und das auch noch am Geburtstag des Führers! Was waren sie darauf stolz! Und aus heutiger Sicht …? Lächerlich. Aber damals, mit zehn? Eine persönliche Glückwunschkarte zum Geburtstag - vom Führer! Man, was wurden sie beneidet. Lächerlich! Wer war eigentlich schuld an seiner jetzigen Situation? Das fanatische Volk? Der Führer, er selbst? Und was ist mit Heinrich? Heinrich hatte immerhin mit seinem Leben bezahlt! Oder war es doch der Russe? Den Deutschen wurde dieser verfluchte Krieg doch aufgezwungen. Das jedenfalls wurde ihnen von Jugend an immer wieder eingetrichtert. Mit elf erlebten sie dann auch, wie ab „…5.45 Uhr zurückgeschossen und Bombe mit Bombe vergolten wurde. „Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft!, sagte der Führer und bekräftigte seine Zuversicht mit den Worten: „Ich habe nun über sechs Jahre am Aufbau der deutschen Wehrmacht gearbeitet. Es sind 90 Milliarden für den Aufbau dieser Wehrmacht angewendet worden. Sie ist heute die bestausgerüstete und steht weit über jedem Vergleich mit der des Jahres 1914. Mein Vertrauen auf sie ist unerschütterlich. Als wäre es erst gestern gewesen. Er sieht die entsetzten Gesichter seiner Eltern in der Küche sitzend. Sie lauschen andächtig der „Goebbels- schnauze, ihrem „Volksempfänger. Aufmerksam folgen sie dem immer gleichen Duktus des Führers. „Dann befinden wir uns also im Krieg! Hatten wir ja schon lange nicht mehr …, hört er den Vater murmeln. Der Tonfall ist weniger von Ironie geprägt als von tiefer Besorgnis. Doch in den nächsten drei Wochen sollten sie schwinden, die Bedenken. Fast alle Zweifler im deutschen Volk schienen zu verstummen. Ja, dass „unerschütterliche Vertrauen des Führers sorgt sogar bei Linken und Kirchgängern für ungekannte Euphorie. Die deutsche Wehrmacht hat den Polen das vorlaute Mundwerk gestopft, im „Blitzkrieg-Tempo. Wie trällerte doch die zarte Stimme der blonden Schönheit Lilian Harvey im Ufa Film „Der Kongress tanzt: „Das gibt’s nur einmal, das gibt‘s nicht wieder. Das ist zu schön, um wahr zu sein. Der Streifen wurde bereits am 1. Oktober 1937 von der sog. „Filmprüfstelle wegen der stetigen Verletzung des nationalsozialistischen Empfindens und des Mitwirkens von Juden verboten. Die Harvey, der geheime Schwarm aller deutschen Männer, verzog sich in die USA. Das Lied blieb, wurde zu einem phänomenalen Erfolg von Zarah Leander, die dem Goebbelschen Vorstellungen des Deutschtums eher entsprach. „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder…

    Heinrich und er waren dreizehn, als der Krieg ausbrach. Wie auch alle anderen in ihrem Alter schnitzten sie sich Holzgewehre. Manchmal reichte auch ein einfacher Stock, um Schlachten nachzuspielen und mit wildem Kriegsgeheul durchs Dorf zu rennen. Und natürlich waren sie immer die Sieger. Egal, ob sie gerade den Franzmann, die jüdisch versifften Russen oder die hilflosen Polen über den Eggersdorfer Mühlenfließ jagten, gewonnen hatten immer sie und der Feind bekam die gesamte Härte der Gewehrattrappe zu spüren. Erfolgreich eroberten sie das Waldgebiet bis hin zum Bötzsee. Genau wie ihre großen Vorbilder, allen voran, der Führer. Später, ja später, wenn sie endlich das notwendige Alter erreicht hätten, würden sie sich freiwillig melden, das Holz gegen ein echtes Maschinengewehr eintauschen! Die große Sorge, die sie hatten, war die Frage, ob der Krieg nicht schon ohne sie zu Ende gehen würde. Immerhin stand die deutsche Wehrmacht nun schon kurz vor Stalingrad, während sie im Reichsarbeitsdienst Sand schaufeln mussten. Das Gewehr des Reichsarbeitsdienstlers ist der Spaten. Welch schmerzliche Ironie. Doch dann bekommen sie doch noch ihre große Chance. Das Gespenst Stalingrad, gepaart mit Väterchen Winter. Das erste Mal geht die deutsche Armee rückwärts. Wieder geht ein Musikstück der Leander durch die Volkskehlen: „Davon geht die Welt nicht unter, sieht man sie manchmal auch grau ..." Und als wenn man es ahnte, sollte die Welt zwar nicht untergehen, jedoch kurz vor dem Abgrund stehen. Und sie sollten ihre Chance bekommen - in Form des Einberufungsbefehls. Schweigend nahmen die beiden den Drill der Ausbildung hin. Auf, nieder, durch den Schlamm des Kasernenhofes robben, Schnauze halten! Egal. Was mich nicht umbringt, macht mich noch härter! Außerdem ist das hier ja nur ein theoretisches Schlachtfeld. Wer hat schon die Zeit, während eines Angriffs strammstehend zu grüßen oder auf eine korrekte Kleiderordnung zu achten? Nein, im Felde geht es um Mut, Kraft und Führerbefehl! Dann die Zugfahrt nach Sonnenburg. Jetzt geht es los, jetzt kommt das Abenteuer, jetzt können sie sich beweisen, jetzt wird der Frontverlauf wieder in die andere Richtung gehen.

    Tränenreicher Abschied an der Sammelstelle. Alma steht da und weint hemmungslos, klammert sich an ihn. Es wirkt eher etwas peinlich, und er bemerkt den spöttelnden Gesichtsausdruck des Freundes. „Bitte passt auf euch auf! Kommt heil zurück!, fleht sie. „Natürlich antwortet er lapidar.

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