Du darfst Toni zu mir sagen: Warum Online-Dating meist nicht funktioniert
Von Nicole Diercks
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Über dieses E-Book
Nicole Diercks
Nicole Diercks wurde 1967 in Hamburg geboren und verbrachte ein viertel Jahrhundert in Bayern, wo sie 'Entwicklungshilfe' machte :-D. Sie arbeitet als selbstständige Erfolgs-Beraterin, Kompetenz-/ Bewerbungs-Trainerin und Coach. Natürlich gehört auch, und das sogar vornehmlich, die Beziehung zum Lebenskonzept. Insbesondere dieses Feld ist von vielen sensiblen Störungen betroffen, weswegen Nicole Diercks dieses Thema als Autor, Coach und Therapeut gleichermaßen stark im Fokus hat. Als Provokations-Therapeutin begleitet sie auch Opfer aus persönlichkeitsgestörten Beziehungen.
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Buchvorschau
Du darfst Toni zu mir sagen - Nicole Diercks
Du darfst Toni zu mir sagen
Du darfst Toni zu mir sagen
Vorwort
Das Schlappohr
Der Klient
Die Made
Der Apfelarsch
Doktor Opium
Das Büschel
Monk
Eine Kette von Fickern
Der heilige Ulrich
Der Untervögelte
Susi
Blubberbernd
Der Beziehungsmanager
Jupiter
Der Jägermeister
Opa Sönke
Der 148-er
Der Schecke
Der westphälische Riese
1. Gesetz - Er will nur Sex
2. Gesetz - Fickbarkeitscheck
3. Gesetz - Ghosting
4. Gesetz - Unehrlichkeit
5. Gesetz - Betrug
6. Gesetz - Falsche Motive
7. Gesetz - Jagdtrieb
8. Gesetz - Soziale Inkompetenz
9. Gesetz - Anonymität
10. Gesetz - Erwartung
11. Gesetz - Ernüchterung
12. Gesetz - Planlosigkeit
Das Ende vom Lied
13. Gesetz - Gleichgültigkeit
Endbetrachtungen
Impressum
Du darfst Toni zu mir sagen
Vorwort
Dies ist ein Buch über das Nicht-Funktionieren vom Online-Dating. Es heißt „Du darfst Toni zu mir sagen, weil es die Absurdität der virtuellen Aktivitäten so treffend beschreibt. Ich hatte einen Kontakt zu einem „Armin
, und wir schrieben gar nicht mal so blöd hin und her. Auf einmal las ich mitten im Text: „Du darfst Toni zu mir sagen ". Ich fragte, wie man von Armin bitte jetzt auf Toni käme, und wieso ich das jetzt zu ihm sagen solle?! Es ging daraufhin minutenlang hin und her: wieso Toni, wer ist Toni, und wo bitte kommt der Toni plötzlich her …?! Bis Armin dann irgendwann mal auffiel, dass er selber das geschrieben hatte - beziehungsweise dass seine Spracheingabe da irgendwie ohne ihn Müll verzapft hatte! Der Klassiker. Beim Online-Dating hat man nämlich tatsächlich den Eindruck, als wenn da Leute in die Tasten hauen, die irgendwie nicht ganz bei sich sind oder überhaupt nicht da … Und den Rest macht dann eben das Handy mal kurz alleine.
Über die Liebe im Internet, habe ich 2017 schon in „Nicole Diercks - Zahlen, bitte!" geschrieben. Ich hatte da ein halbes Jahr virtuell gedatet, und dort schon eine Menge wirklich verstiegener, stranger, und völlig daneben gegangener Begegnungen gehabt! Es waren 25 echte Dates, mit zumeist echten Trollen gewesen, und wahrscheinlich Hunderte an virtuellen Kontakten! Alle waren sie sogenannte „One-Date-Wonder, und alle bekamen sie danach einen fiesen Spitznamen non mir verpasst. Mit dieser bösartigen Sitte fuhr ich jetzt fort - es bot sich aber auch einfach nur an, sie schrien einfach danach! Damals nannte ich die Typen allerdings noch nur „Trolle
… denn sie hatten einfach keinerlei erkennbare emotionale oder soziale Kompetenz, und benahmen sich irgendwo zwischen völlig unangepasst, und total unanpassbar … Sie waren also im Kern gar nicht vermittelbar. Da beleuchtete ich die Betrugsfelder und Gefahren im Internet, außerdem schilderte ich die Verfahrenstechnik der datenden Trolle.
In diesem neuen Buch erzähle ich auch wieder Trollgeschichten, aber ich gehe in erster Linie der Frage nach, welchen Gesetzen das Online-Dating eigentlich gehorcht, und welchen garantiert nicht. Mich interessiert die Antwort, warum Online-Dating meistens nicht funktioniert, und ich bin gespannt, was dann am Ende dabei rausgekommen ist.
Denn heute, nur drei Jahre später, hat sich das Bild an den sogenannten Beziehungsbörsen noch einmal vollkommen gewandelt! Natürlich trifft man da immer noch auf die üblichen Trolle, aber die wollen jetzt vordergründig fast alle nur noch kostenlosen Geschlechtsverkehr! Darum kann ich das Fazit meiner zweiten Internet-Irrfahrten schon hier wiedergeben: „Der tumbe Troll war gestern, heute agiert ungehemmt der Ficker!" Jürgen sagte: In jedem Ficker muss aber auch immer mindestens ein Troll stecken, sonst kann sich ein Mann so dermaßen unangepasst, und vor allem so dermaßen unpassend gar nicht benehmen! Wellwell, der Jürgen hat Recht! Wir begegnen nun also, Sprache steh mir bei, fickenden Trollen!
Einer schoss den Vogel schon innerhalb der ersten Sekunden ab. Schon beim dritten Pin erzählte er mir stolz, dass die Damenwelt ihm den Spitznamen „der Dehner gegeben habe ...! Und ich wusste nicht, ob ich lachen, speien oder weinen sollte! Sowas beeindruckt dann aber schon auch … Und alle meine Freunde werden das auch nie mehr vergessen, und holen „den Dehner
bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder raus: „Oh, da ist aber schon wieder einer voll am dehnen …! und „Ach, schau her, der Bruder vom Dehner ist da …!
Oh, man … ja, wer den Schaden hat …!
Viele Opas mit roten Hängebäckchen, Holsten-Geschwür, Hornbrille und Doppelkinn über dem orange-karierten Hemd, finden mich aktuell wahnsinnig schnuckelig … für die Top-Siebziger bin ich immer noch ‘ne junge Frau! Und keiner von den ganzen Greisen da fragt sich jemals, was er mir eigentlich bieten möchte - oder könnte! Sie alle haben einen narzisstischen Baumarkt-Spiegel, der ihnen verschwörerisch zuflüstert: „Hey, Horschti - ein kleiner Mann braucht doch ein Dach über dem Kopf, und es ist doch alles straff! Und Du hast immer noch mehr Haare auf dem Kopf, als die meisten in der Alten-Tagesstätte da! Und außerdem hast Du doch auch was zu bieten!" Genau.
Das klärte dann einer von den Fickern aber endlich auch mal für mich auf! Er hatte schon ein narzisstisch geschwängertes Profil von unendlicher Länge drin, das ich nur nach Stichworten abscannte, und ihn falscherweise dennoch kurz anschrieb. Der war der Bruder vom Dehner, aber einen Stock höher. Er lehnte dürr, bleich und in komisches bedrucktes Braun gewandet am Balkongitter… Man konnte sehen, dass der Sommer in vollem Gange war, er aber sah aus, wie nach der Chemo. Außerdem habe ich festgestellt, dass intellektuelle Leute nicht dazu neigen sich mit den Aufdrucken, die andere Leute auf Tshirts applizierten, zu labeln. Ich weiß nicht mehr, der Profiltext war schon viel zu lang, um was wichtiges außer Ich-Botschaften zu enthalten, man hatte ihn mir aber als „Super-Match" vorgestellt - und so ein Algorithmus wird doch nicht lügen?! Doch, er log! Mein freundschaftlicher Rat: Traut keinem Algorithmus, den ihr nicht selbst verhackt habt! Ich schrieb ihn flott an. Er antwortete. Lang.
Ich hätte geschrieben ich sei schlank - das sei für ihn, zumindest ja auf den Fotos, nun so gar nicht ersichtlich, aber das sähe ja jeder so, wie er möge. Also die erste Granate lautete: Ich sei fett! Mit seinem Studienabschluss habe er auch Anspruch auf eine Frau mit mindestens einem Studienabschluss, man wolle sich ja auch schließlich mal unterhalten können, das müsse ich aber ja nun auch verstehen! Also die zweite Granate lautete: Ich sei doof! Solche Leute steigern sich aber ja nun immer noch. So teilte er mir mit, mit seinen 50 Jahren hätte er Anspruch (er hat Anspruch, narzisstischer geht’s dann aber wirklich nicht mehr) auf eine Frau von höchstens 38 Jahren, und mein Beuteschema wäre bitte schön der Mann plus 60! Also die dritte Granate lautete: Ich sei alt! Das hatte der alles in einem Arbeitsgang erledigt: fett, doof, alt! Die völlige Vernichtung über Entwertung, einer völlig Fremden, die sich mit drei neutralen Zeilen mal an ihn gewandt hatte. Ein Prachtkerlchen also, ein Chauvinist und Frauenverachter. Und so was trieb in einem Beziehungsforum sein Unwesen, na entzückend.
Das Schlappohr
Mit dem hatte ich lebhaften Handy-Kontakt, und der wollte mich dann nach dem ersten Treffen am Samstag auch gleich wiedersehen... Gerne könnten wir dann auch was zusammen essen! Es imponierte, dass er überhaupt keinen Plan hatte, nicht mal das Wort „Spaghetti formulieren konnte. Er brachte dann aber den Klassiker, mit dem sich solche Subjekte immer freizukaufen gedenken: „Ich bin ja nicht anspruchsvoll!
Das heißt übersetzt: Das bisschen, was ich brauche, kannst auch ruhig Du eben kurz mal mit einplanen! Das bisschen anspruchsloses Schnitzel, total anspruchslosen Brokkoli, völlig anspruchslose Bratkartoffeln, absolut anspruchslosen Gurkensalat süß-sauer und anspruchsloses Bier! Damit hatte er die lästigen Einzelheiten des Treffens gleich mal selbstverständlich und wortlos an mich delegiert - was ging den denn das bitte auch an, was es zu essen gab?! Außerdem hatte er sich der lästigen Pflicht der Dankbarkeit schon gleich mal mit entledigt: Denn wenn es alles so wahnsinnig anspruchslos war, dann war es auch nichts wert, und ist nur kurz nebenbei mit zusammengeschustert worden ... Ich sprang schon hier ab, und besorgte gar nichts, dann mussten wir eben einkaufen fahren, wenn er was fressen wollte! Und das war der beste Plan, denn ich wartete dann. Aber er kam nicht, und er sagte auch nicht ab, sondern blieb einfach wortlos weg! Traurig machte mich das nicht … Er hatte irgendwie einen leicht ungepflegten Eindruck, besaß einen unordentlichen Schnauzbart, was ich nicht ausstehen kann, und hatte abstehende Schlappohren ... ein bisschen wie ein Labrador, niedlich! Am nächsten Tag eierte er dann am Handy herum, aber auch erst auf Aufforderung meinerseits, ja, er hätte da Probleme gehabt, wolle damit aber niemanden belasten. Er verstehe es aber total, wenn ich das jetzt nicht entschuldigen könne - alles Gute für Dich dann! Na, sauber.
Fazit:
Ein Planloser. Er hatte wahrscheinlich außerdem unterwegs mal kurz gecheckt in welchem Rennen er optisch eigentlich lief, und dass wir da nicht wirklich zusammenkommen würden. Außerdem stellte ich schon Forderungen nach Mitdenken und Mitarbeit … das war möglicherweise mit seinem Versorgungsanspruch nicht koppelbar.
Der Klient
Spontanbesuch, schon nach nur sechs Pins. Er sagte: „Wenn Du mich treffen willst, musst Du mich aber zum Essen einladen. Ich hab noch nicht gegessen!" Ich fand das ziemlich sonderbar, aber tat es, auch weil ich noch eine solche Masse Zeug hier hatte.
Er sah bei Weitem nicht so gut aus, wie auf seinem Foto, wo er wie ein Dressman wirkte, war etwas angepummelt, stämmig, blass, und nur knapp so groß wie ich. Wir mochten uns aber trotzdem sofort, hatten zu reden, arbeiteten zusammen am Essen, es war eine intime Stimmung,