Parker heizt den Brandstiftern ein: Butler Parker 275 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Es war ein Sonntagmorgen nach Parkers Geschmack. Aufrecht saß der Butler am Lenkrad seines hochbeinigen Monstrums und chauffierte Lady Agatha zu einem Angelausflug in die Umgebung von London. »Sie werden es doch nicht wagen, in meiner Gegenwart zu rauchen, Mister Parker?« fragte die majestätische Dame unvermittelt und schnupperte argwöhnisch. »Mylady dürften sich durch die Rauchschwaden inkommodiert fühlen, die von dem Städtchen zur Linken herüberwehen«, antwortete der Butler und deutete auf die Kleinstadt Stokeham, die man gerade passierte. »Das riecht eindeutig nach Brandstiftung«, fand die passionierte Amateurdetektivin und hatte prompt die Angeltour vergessen. »Nehmen Sie die nächste Abfahrt, Mister Parker.« »Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler, verließ die Autobahn und steuerte das malerische Städtchen an. Gleich darauf kam dem skurrilen Paar das erste Feuerwehrauto entgegen. Die Besatzung hatte rußgeschwärzte Gesichter und machte einen erschöpften Eindruck. »Warum geben Sie den Männern kein Zeichen, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen. »Die fahren ja in die falsche Richtung.« »Die Herren dürften sich auf der Heimfahrt befinden, falls man sich nicht gründlich täuscht«, korrigierte der Butler höflich das kleine Mißverständnis. »Das Feuer scheint bereits unter Kontrolle zu sein, Mylady.« »Das hindert mich allerdings nicht, Ermittlungen nach der Brandursache aufzunehmen.«
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Parker heizt den Brandstiftern ein - Günter Dönges
Butler Parker
– 275 –
Parker heizt den Brandstiftern ein
Günter Dönges
Es war ein Sonntagmorgen nach Parkers Geschmack. Aufrecht saß der Butler am Lenkrad seines hochbeinigen Monstrums und chauffierte Lady Agatha zu einem Angelausflug in die Umgebung von London.
»Sie werden es doch nicht wagen, in meiner Gegenwart zu rauchen, Mister Parker?« fragte die majestätische Dame unvermittelt und schnupperte argwöhnisch. »Mylady dürften sich durch die Rauchschwaden inkommodiert fühlen, die von dem Städtchen zur Linken herüberwehen«, antwortete der Butler und deutete auf die Kleinstadt Stokeham, die man gerade passierte.
»Das riecht eindeutig nach Brandstiftung«, fand die passionierte Amateurdetektivin und hatte prompt die Angeltour vergessen. »Nehmen Sie die nächste Abfahrt, Mister Parker.«
»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte der Butler, verließ die Autobahn und steuerte das malerische Städtchen an.
Gleich darauf kam dem skurrilen Paar das erste Feuerwehrauto entgegen. Die Besatzung hatte rußgeschwärzte Gesichter und machte einen erschöpften Eindruck.
»Warum geben Sie den Männern kein Zeichen, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen. »Die fahren ja in die falsche Richtung.«
»Die Herren dürften sich auf der Heimfahrt befinden, falls man sich nicht gründlich täuscht«, korrigierte der Butler höflich das kleine Mißverständnis. »Das Feuer scheint bereits unter Kontrolle zu sein, Mylady.«
»Das hindert mich allerdings nicht, Ermittlungen nach der Brandursache aufzunehmen.«
»Wie Mylady wünschen«, pflichtete Parker ihr bei und ließ sein schwerfällig wirkendes Gefährt am Rand des verwinkelten Altstadtkerns ausrollen.
Hier wimmelte es von Feuerwehrleuten. Die meisten waren jedoch damit beschäftigt, Schläuche einzurollen und Gerät auf den Fahrzeugen zu verstauen.
Allem Anschein nach hatte es an mehreren Stellen von Stokeham gebrannt. Die Schäden – hie und da ein angekohlter Dachstuhl – hielten sich dennoch im Rahmen.
»Ihre Annahme, es könnte sich um Brandstiftung handeln, ist natürlich abwegig, Mister Parker«, verkündete Mylady kopfschüttelnd, während man nach einem kurzen Rundgang wieder zum hochbeinigen Monstrum zurückkehrte.
Dem Butler erschien es unhöflich, seine Herrin darauf aufmerksam zu machen, daß sie es gewesen war, die spontan von Brandstiftung gesprochen hatte.
»Darf man möglicherweise um Aufklärung bitten, woraus Mylady schließen, daß es sich nicht um Brandstiftung handelt?« fragte er stattdessen.
»Es müßten blutige Anfänger gewesen sein, auf jeden Fall Amateure«, gab die passionierte Detektivin ihre Überlegungen kund. »Kein einziges Haus ist abgebrannt. Außerdem – wenn hier Gangster am Werk gewesen wären, hätte mein kriminalistischer Instinkt längst Alarm geschlagen, Mister Parker.«
»Nichts liegt meiner bescheidenen Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, versicherte Parker höflich. »Immerhin dürfte Myladys Aufmerksamkeit aber kaum entgangen sein, daß der Brand an verschiedenen Stellen gleichzeitig ausgebrochen sein muß.«
»Seh’n Sie sich die alten Hütten mal an, Mister Parker«, erwiderte die Lady mit einem vielsagenden Blick über die Schulter. »Einmal tüchtig geheizt, und schon steht das morsche Zeug in Flammen.«
»Was man keineswegs bezweifeln möchte«, äußerte Parker mit unbewegter Miene. »Allerdings dürfte unter Umständen der Hinweis gestattet sein, daß Mylady sich im Hochsommer befinden.«
»Wie auch immer«, überging Agatha Simpson souverän diesen Einwand. »In dieser Gegend sind die Nächte auch im Sommer kühl.«
Es hätte eine längere Diskussion werden können. Aber in diesen Augenblicken wurden Mylady und der Butler gleichzeitig auf eine schwarze Limousine aufmerksam, die in zügigem Tempo näherkam und mitten auf dem gepflasterten Marktplatz stoppte.
Es handelte sich um eine der noblen Dienstkarossen von Scotland Yard, die nur den ranghöchsten Beamten zur Verfügung stehen. Zu denen zählte gewiß Chief-Superintendent McWarden, der unverzüglich dem Wagen entstieg.
Der untersetzte Mittfünfziger, der sich ab und zu zur Teestunde in Lady Simpsons Haus im Londoner Stadtviertel Shepherd’s Market einstellte, leitete eine Sondereinheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens und war unmittelbar dem Innenminister unterstellt.
Obwohl jedermann ihm glänzende Fähigkeiten bescheinigte, hatte McWarden sich schon manchmal einen guten Rat bei Parker geholt, wenn seine konventionellen Ermittlungsmethoden nicht mehr weiterhalfen. Dafür nahm er mehr oder weniger gelassen Lady Agathas Sticheleien in Kauf, die mit ihrer Meinung über die britische Polizei in seiner Gegenwart keineswegs hinter dem Berg hielt Noch hatte der leitende Yardbeamte das Paar aus Shepherd’s Market nicht bemerkt. Zielsicher stiefelte er auf einen Feuerwehrmann in Uniform zu, der offenbar den Einsatz befehligte.
Die Männer hatten kaum zwei Sätze gewechselt, als Agatha Simpson sich durch explosionsartiges Räuspern bemerkbar machte.
Wie von einer Tarantel gestochen, fuhr McWarden auf dem Absatz herum und starrte die gewichtige Dame entgeistert an.
»Sie hier, Mylady?« stöhnte er und wischte sich imaginäre Schweißperlen von der Stirn. »Wer um Himmels willen hat Sie informiert?«
»Als Gentleman sollten Sie einer Dame ein kleines Geheimnis lassen, mein lieber McWarden«, entgegnete die Detektivin mit vieldeutigem Lächeln. »Jedenfalls dürfte es Sie beruhigen, daß ich zum Angeln fahre.«
»Zum Angeln?« Jetzt verstand der Chief-Superintendent überhaupt nichts mehr. »Ich dachte, Sie wären dienstlich hier, Mylady.«
»Solcher Bagatellkram ist unter meiner Würde, McWarden«, tat Agatha Simpson herablassend kund.
»Bagatellkram, Mylady?« schaltete sich der Brandhüter in das Gespräch ein. »Viel hätte nicht gefehlt, und die ganze Altstadt wäre abgebrannt. Wir können von Glück sagen, daß es keine Verletzten und Toten gegeben hat.«
»Sie übertreiben maßlos, junger Mann«, mußte er sich von Agatha Simpson belehren lassen. »Ein paar schwarze Balken sind doch kein Beinbruch.«
»Wir konnten das Feuer nur in den Griff bekommen, weil die Brandstifter zufällig beobachtet und wir frühzeitig informiert wurden, Mylady«, stellte der Uniformierte unwirsch klar. »Zehn Minuten später wäre es wirklich zu spät gewesen.«
»Kann und muß man aus Ihrer Äußerung schließen, daß die mutmaßlichen Brandstifter entkommen konnten?« wandte Parker sich mit einer höflichen Verbeugung an den Feuerwehrhauptmann.
»¡Sie sind in einem schwarzen Ford mit verhängtem Kennzeichen geflüchtet«, bestätigte sein Gegenüber.
»Und bis jetzt haben wir nicht die geringste Spur von den Burschen«, verriet McWarden deprimiert. »Dabei sind alle verfügbaren Leute seit drei Stunden eingesetzt.«
»Sie können sie ruhig nach Hause schicken, McWarden«, bemerkte die ältere Dame. »Hier gibt es nämlich nichts zu ermitteln.«
»Nichts zu ermitteln?« wiederholte der Chief-Superintendent fassungslos. »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, Mylady.«
»Ich weiß, was ich weiß«, beharrte die ältere Dame, machte unter huldvollem Kopfnicken auf dem Absatz kehrt und schritt an der Seite des schwarz gewandeten Butlers zum hochbeinigen Monstrum zurück.
»Jetzt bin ich wirklich absolut sicher, daß hier von Brandstiftung keine Rede sein kann, Mister Parker«, teilte Mylady mit, nachdem sie im gepolsterten Fond Platz genommen hatte.
»Eine Äußerung, die man nicht ohne Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mylady«, ließ Parker sich über die Gegensprechanlage vernehmen, die seinen Platz mit der schußsicher verglasten Fahrgastkabine verband.
»Daß McWarden wegen Brandstiftung ermittelt, ist doch der beste Beweis, Mister Parker«, war die passionierte Detektivin überzeugt. »Der liegt doch immer daneben.«
»Wie Mylady meinen«, gab der Butler