Schau nicht zurück, Christine: Der Bergpfarrer 373 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Christine Lindner zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte. Nicht schon wieder, ging es ihr durch den Kopf. Einmal mußte es doch ein Ende haben! Sie ging in den Flur des Vierzimmer-Apartments. Dabei klopfte ihr Herz bis zum Hals hinauf. Die junge Frau ahnte, daß der Besuch nichts Gutes bedeutete – genau, wie all die anderen Besuche, die sie in den letzten Tagen und Wochen erhalten hatte. Vor der Tür blieb sie einen Moment stehen. Sollte sie öffnen? Oder sich still verhalten und so tun, als sei sie nicht zu Hause, in der Hoffnung, daß, wer immer da draußen stand, unverrichteter Dinge, wieder ging? Erneut wurde der Klingelknopf gedrückt. Länger, energischer, so als wüßte der Besucher genau, daß sie hinter der Tür stand. Christine öffnete. Der Mann, der sie erwartungsvoll ansah, hielt eine Aktentasche unter dem Arm. »Grüß Gott, Frau Lindner«, sagte er mit einer knappen Verbeugung. »Meine Name ist Franz Langinger, ich bin Gerichtsvollzieher und hab' einen Vollstreckungsbeschluß. Darf ich hereinkommen?« Die hübsche Architektin zuckte mutlos die Schulter und ließ den Mann eintreten. Franz Langinger war Mitte Vierzig, trug einen dunklen Schnäuzer, der von dem schon schütteren Haupthaar ablenkte, und der Ansatz des Bierbauches zeugte vom häufigen Genuß des Gerstensaftes. Christine Lindner hatte die Tür geschlossen und deutete mit einer Handbewegung die Richtung zum Wohnzimmer an.
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Buchvorschau
Schau nicht zurück, Christine - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 373 –
Schau nicht zurück, Christine
Wage einen beherzten Schritt in Richtung Glück!
Toni Waidacher
Christine Lindner zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte.
Nicht schon wieder, ging es ihr durch den Kopf. Einmal mußte es doch ein Ende haben!
Sie ging in den Flur des Vierzimmer-Apartments. Dabei klopfte ihr Herz bis zum Hals hinauf. Die junge Frau ahnte, daß der Besuch nichts Gutes bedeutete – genau, wie all die anderen Besuche, die sie in den letzten Tagen und Wochen erhalten hatte.
Vor der Tür blieb sie einen Moment stehen.
Sollte sie öffnen?
Oder sich still verhalten und so tun, als sei sie nicht zu Hause, in der Hoffnung, daß, wer immer da draußen stand, unverrichteter Dinge, wieder ging?
Erneut wurde der Klingelknopf gedrückt.
Länger, energischer, so als wüßte der Besucher genau, daß sie hinter der Tür stand.
Christine öffnete. Der Mann, der sie erwartungsvoll ansah, hielt eine Aktentasche unter dem Arm.
»Grüß Gott, Frau Lindner«, sagte er mit einer knappen Verbeugung. »Meine Name ist Franz Langinger, ich bin Gerichtsvollzieher und hab’ einen Vollstreckungsbeschluß. Darf ich hereinkommen?«
Die hübsche Architektin zuckte mutlos die Schulter und ließ den Mann eintreten. Franz Langinger war Mitte Vierzig, trug einen dunklen Schnäuzer, der von dem schon schütteren Haupthaar ablenkte, und der Ansatz des Bierbauches zeugte vom häufigen Genuß des Gerstensaftes.
Christine Lindner hatte die Tür geschlossen und deutete mit einer Handbewegung die Richtung zum Wohnzimmer an.
Der Gerichtsvollzieher trat ein und sah sich um. Mit einem Blick hatte er festgestellt, welche Gegenstände es in dem Raum gab, die er gegebenfalls pfänden konnte.
Aber noch war es nicht soweit. Die Architektin bot ihm einen Platz an und setzte sich dann ihm gegenüber. Franz Langinger öffnete die Aktentasche, die er neben sich auf den Boden gestellt hatte, und nahm den Vollstreckungsbefehl heraus. Einen ganz kurzen Moment schaute er darauf, dann sah er die junge Frau an.
»Ja, Frau Lindner, die Firma Heusmann und Söhne macht einen Betrag in Höhe von Sechstausend Euro geltend. Das ensprechende Urteil des Amtsgerichtes, Nürnberg, müßte ihnen vorliegen.«
Die Architektin nickte resigniert.
Nicht nur das, dachte sie.
Inzwischen stapelten sich Vollstreckungsurteile fast aller bayerischen Gerichte auf ihrem Schreibtisch. Mal mehr, mal weniger große Forderungen. Allerdings – zu glauben, daß sie in der Lage wäre, sie zu erfüllen, war geradezu utopisch. Denn, wenn sie es genau nahm, dann war Christine Lindner arm, so arm wie eine Kirchenmaus.
Durch ihre eigene Dummheit, wie sie inzwischen wußte.
»Können Sie die Forderung bezahlen?« fragte der Gerichtsvollzieher.
Eine rein rhetorische Frage, denn in neun von zehn Fällen, konnten die Schuldner nicht zahlen. Und auch hier erntete er nur ein Kopfschütteln.
Wutausbrüche und Krokodilstränen hatte Franz Langinger oft erlebt, wenn er in der Wohnung eines Schuldners saß. Sogar unmoralische Angebote hatte er schon bekommen, für den Fall, daß er die leidige Angelegneheit unter den Tisch fallen ließ.
Aber so ein ruhiger und emotionsloser Mensch, wie diese junge Frau, war wirklich noch nicht dabei gewesen. Sie saß da, als ginge sie das alles gar nichts an, und der Vollzugsbeamte fragte sich, ob Christine Lindner wohl innerlich schon mit allem abgeschlossen hatte.
Auch mit dem Leben…
Er beugte sich vor.
»Ich hab’ nix geseh’n, was sich für eine Pfändung verwerten ließe«, stellte er fest.
Viel gab es wirklich nicht mehr in der Wohnung. Gerade mal das, was ein Mensch zum Leben braucht. Da täuschte auch die Tatsache, daß sich das Apartment in einem Haus, im vornehmen Münchener Stadtteil Bogenhausen befand, nicht darüber hinweg. Zudem gab es Gegenstände des täglichen Lebens, die überhaupt nicht gepfändet werden duften. Ein Bett oder der Fernseher, zum Beispiel.
Der Gerichtsvollzieher stellte ein paar Fragen über die Lebensumstände der jungen Frau, schrieb ein Protokoll, das sie unterzeichen mußte, und verabschiedete sich.
»Ich will Ihnen net verschweigen, daß Sie früher oder später eine eidesstattliche Versicherung werden abgeben müssen«, erklärte Franz Langinger, als er in der Tür stand. »Früher wurd’s Offenbarungseid genannt. Ich denk’, Sie wissen, was damit gemeint ist.«
Wieder nickte Christine Lindner nur, wenngleich die Worte sie auch amüsierten.
Die eidesstattliche Versicherung konnte auf Verlangen eines Gläubigers angeordnet werden, wenn der glaubte, daß ein Schuldner, trotz gegenteiliger Behauptung, in der Lage war, zu zahlen, aber nicht wollte. Doch in ihrem Fall war nun wirklich überhaupt nichts zu holen!
Sie schloß die Tür hinter dem Gerichtsvollzieher und lehnte sich dagegen. Einen Moment schwindelte es ihr, dann ging sie an den Garderobenspiegel und schaute sich prüfend an.
*
Sechsundzwanzig Jahre war sie jetzt alt. Vor zwei Jahren hatte sie sich selbstständig gemacht, zusammen mit Wolfgnag Hersching, den sie auf der Universität kennen- und liebengelernt hatte.
Es war kein leichter Start gewesen, den das junge Architektenbüro gehabt hatte. Die Konkurrenz in München war groß, und wer Erfolg haben wollte, der mußte schon mit etwas Neuem, Großartigem kommen. Mit etwas, das noch nie dagewesen war.
Der jungen Architektin Christine Lindner gelang dieser Wurf.
Sie und ihr Partner beteiligten sich an einem Wettbewerb. Es ging um den Neubau eines Shopping-Centers vor den Toren der Stadt. Hier, wo Designerware – Mode vor allem –, verkauft wurde, sollte nach den Wünschen der Unternehmergruppe, ein einzigartiges Ensemble entstehen, das durch das äußere Erscheinungsbild dem Ruf der Weltfirmen, die sich hier niederlassen wollten, gerecht wurde.
Dabei wurde vor allem darauf Wert gelegt, daß die Kunden nicht nur zum Einkaufen herkamen – wenngleich dieser Aspekt natürlich im Vordergrund stand. Aber durch eine geschickte Mischung aus Läden und Erlebnisgastronomie, verbunden mit etlichen Freizeitaktivitäten, sollte den Leuten suggeriert werden, sich in einem wahren Paradies zu befinden.
In Amerika, woher diese Idee stammte, waren die Umsätze um ein Vielfaches gesteigert worden.
Menschen, die sich in einer gehobenen lockeren Stimmung befanden, waren in der Regel bereit, mehr Geld auszugeben, als sie ursprünglich beabsichtigt hatten.
Sie hatten nie darüber gesprochen, aber daß das Architektenbüro, Hersching und Lindner, den Wettbewerb gewann, lag letztlich an den bahnbrechenden Ideen, die Christine eingebracht hatte. War die Startphase ihres Unternehmens alles andere als rosig gewesen, so war jetzt ihr Name in aller Mund. Von allen Seiten kamen Aufträge, und zeitweise war die Nachfrage so groß, daß sie sogar den Angestelltenstamm aufstockten.
Diese Bekanntheit verschaffte ihnen Einladungen in illustre Kreise, zu denen sie sonst nie Zugang gehabt hätten. Und wenn Christine es recht bedachte, dann war genau das auch der Anfang vom Ende.