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Das Geheimnis der Wolkenwichtel
Das Geheimnis der Wolkenwichtel
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eBook381 Seiten5 Stunden

Das Geheimnis der Wolkenwichtel

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Über dieses E-Book

Benjamin ist mit seinen beiden Freunden, dem Zwerg Tirai und der Elfe Elvora, weiterhin auf der Suche nach den sieben Regenbogensteinen. Nur wenn er diese findet, kann er in die Welt der Menschen zurückkehren! Die einzige Spur zu den restlichen vier Steinen scheinen die wilden Wolkenwichtel zu sein. Bevor er sich jedoch auf seine Reise in die Wolken machen kann, muss der Junge zunächst seine Höhenangst überwinden – dabei soll ihm eine alte Unke helfen. Ob das eine gute Idee ist, wird sich noch herausstellen.
Als die drei Freunde schließlich die Ebene der Wolken erreichen, treffen sie dort leider nur auf die gutmütigen Wolkenweisen. Niemand scheint die mysteriösen wilden Wolkenwichtel zu kennen!
Wird es Benjamin und seinen Freunden gelingen, dieses Geheimnis zu lüften und weitere Steine ausfindig zu machen?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Nov. 2022
ISBN9783347457867
Das Geheimnis der Wolkenwichtel
Autor

Thorsten Hegemann

Thorsten Hegemann wurde 1962 in Kiel geboren. Im Anschluss an sein Studium arbeitete er zunächst im Marketing, später im Vertrieb. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Heute lebt er in Rendsburg. Nach dem Tod seines Sohnes (2003) beschäftigte der Autor sich intensiv mit Meditationstechniken, Medialer Arbeit, Reiki, Schamanismus und Reinkarnations-Wissenschaften. Gleichzeitig entdeckte er das Schreiben für sich. Mit seinem Erstlingswerk „Die Welt hinter dem Licht“ möchte der Autor Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene ansprechen, die sich ihre Fantasie und Neugier für die Geheimnisse der Welt bewahrt haben. Auf humorvolle Weise wird die Leserin / der Leser dabei in die spannende Welt der Naturwesen entführt.

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    Buchvorschau

    Das Geheimnis der Wolkenwichtel - Thorsten Hegemann

    Kröten-Unki und die Höhenangst

    Gähnend erwachte Benjamin. Der Menschenjunge reckte seine Arme und setzte sich dann mit einem Ruck auf. Dabei wanderte sein Blick suchend umher. Wieso war er alleine am Ufer des Bergsees? Wo waren Elvora und Tirai? Benjamin kratzte sich am Kopf. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er gestern Nacht mit der kleinen Elfe und dem Zwerg hier am See gesessen und die Nymphen beobachtet hatte. Dabei musste er eingeschlafen sein.

    Seufzend ließ der Junge sich zurück ins Gras fallen, schloss die Augen und erinnerte sich an die letzten Tage. Puuuh! Waren die aufregend gewesen. Das Abenteuer hatte damit begonnen, dass Benjamin sich mit seinem Fahrrad im Wald überschlagen hatte und dann in der Welt der Zwerge und Elfen wieder aufgewacht war. Aus irgendeinem Grund hatte er seitdem zwei Körper. Zum einen den Körper, mit dem er gerade durch die Welt der Naturgeister reiste und zum anderen seinen menschlichen Körper, der leblos im Wald zurückgeblieben war. Der Vater seines Zwergenfreundes Tirai hatte versucht, ihm zu erklären, dass es sich bei dem Körper, in dem er sich jetzt befand, um seinen Geistkörper handelte. So richtig konnte Benjamin das immer noch nicht begreifen. Der Junge wusste lediglich, dass er die sieben Regenbogensteine finden musste, damit beide Körper wieder zu einem Ganzen zusammengefügt werden konnten. Nur so würde er jemals wieder in die Welt der Menschen zurückkehren können!

    Benjamin lächelte, als er an den Zwergenjungen und die kleine grüne Elfe dachte. Wer weiß, was aus ihm in dieser wunderlichen Welt geworden wäre, wenn er nicht die zwei Naturgeister kennengelernt hätte? Tirai und Elvora waren schnell seine Freunde geworden und hatten sich sofort bereit erklärt, ihm bei der Suche nach den sieben Regenbogensteinen zu helfen. Drei dieser Steine hatten sie schon gefunden. Den ersten Regenbogenstein hatte Tirai im Gras einer Bergwiese entdeckt, auf der EliSol, die Wächterin des Regenbogens, die drei Freunde nach ihrem Besuch im Regenbogenland abgesetzt hatte. Es war ein rot leuchtender Kristall. Den zweiten Regenbogenstein, ein orangefarbiger Kristall, hatte ihnen leider eine Gruppe von Mangel-Wichteln direkt vor der Nase weggeschnappt. Aber mit Hilfe von Elvoras Elfenstaub war Benjamin unsichtbar geworden und hatte der Wichtelbande den Stein wieder abgenommen. Den dritten Regenbogenstein, ein gelber Kristall, hatte ihm das Volk der grauen Bergzwerge geschenkt, weil er geholfen hatte, die Diebstähle ihrer Heil- und Kraftsteine aufzuklären. Trotzdem fehlten Benjamin immer noch vier Regenbogensteine.

    Der Menschenjunge seufzte bei diesem Gedanken. Er sehnte sich nach seinen Eltern und Freunden, auch wenn er die Zeit im Reich der Naturgeister bisher sehr genossen hatte. Langweilig war es nämlich in der Welt hinter dem Licht, wie die Naturwesen ihre Heimat nannten, keine Sekunde gewesen. Ein Abenteuer hatte das Nächste gejagt und Benjamin hatte dabei viele seltsame Gestalten kennengelernt. Schmunzelnd erinnerte er sich an den ständig plappernden Säuselwurm Otto, den Feuerkobold Krixks, die unheimlichen Torwächter und natürlich … an den Wassermann Obo.

    Als hätte Obo Benjamins Gedanken gelesen, schoss dieser plötzlich direkt vor ihm aus dem Wasser des Bergsees und spritzte den Jungen dabei nass.

    Hey, du müde Schuppe! Bist du endlich aufgewacht?", rief der Wassergeist in seiner unnachahmlichen langsamen Sprechweise. „Heute wird ein schöner Tag. Ich spüre in meinen Schwimmhäuten, dass es bald anfangen wird zu regnen. Ich freue mich schon auf einen kräftigen Regenguss."

    Skeptisch richtete Benjamin seinen Blick zum Himmel. Nach Regen sah es nun wirklich nicht aus.

    „Ich glaube, du irrst dich, Obo, antwortete der Menschenjunge. „Sieh doch! Überall ist blauer Himmel. Es ist das schönste Wetter.

    Du glaubst mir nicht?" Entrüstet blickte Obo den Jungen an. Dabei traten seine Glubschaugen vor Empörung noch weiter hervor als sonst. „Dir ist schon klar, dass ich ein Wassermann bin?"

    „Ja, ja, stammelte Benjamin, der über die heftige Reaktion seines Freundes erschrocken war. Erneut warf er einen Blick in den Himmel. „Nirgends ist auch nur das kleinste Wölkchen zu entdecken. Wie kommst du darauf, dass es bald regnen … Der Menschenjunge verstummte, denn er hatte auf einmal das Gefühl, dass es besser war, nicht weiterzureden.

    Obo, der bisher immer ruhig und freundlich gewesen war, begann nämlich auf einmal sein Aussehen zu verändern. Es schien, als würde der gesamte Körper des Wassermanns plötzlich aufquellen. Außerdem fing sein Gesicht an, sich vor Wut mehr und mehr zu verzerren. Beunruhigt verfolgte der Junge, wie Obo tatsächlich immer größer wurde. Dabei wurde er den Eindruck nicht los, dass sich der Körper seines Freundes mit Wasser vollsog.

    „Ääh, ist schon gut, Obo. Du brauchst dich nicht aufzuregen. Ich wollte dich nicht beleidigen", rief Benjamin schnell, um den Wassermann zu beruhigen. Doch dafür war es bereits zu spät!

    Du wolltest mich nicht beleidigen?", schrie Obo wütend. „Und was war das eben?"

    Zum Entsetzen des Menschenjungen hörte der Wassermann überhaupt nicht auf anzuschwellen. Wie ein Gummitier, das man zu stark aufgeblasen hatte, ragte Obo inzwischen hoch aus dem Wasser und schwankte dabei gefährlich hin und her.

    „Bitte beruhige dich wieder, bettelte Benjamin. „Ich entschuldige mich auch bei dir.

    Während der Menschenjunge verzweifelt auf seinen Freund einredete, ertönte plötzlich Tirais Stimme neben ihm. Ohne, dass Benjamin es bemerkt hatte, war der kleine Zwerg an seiner Seite aufgetaucht und deutete verwundert auf Obos riesigen Körper: „Was für Spielchen treibt ihr beide denn hier?"

    Wir … blubberblubber … treiben hier keine … blubber … Spielchen!"

    Tirai und Benjamin konnten deutlich sehen, dass es dem Wassermann in seinem aufgequollenen Körper immer schwerer fiel zu sprechen.

    Benjamin hat … blubber … behauptet, dass ich … blubberblubber … kein Wetter vorhersagen kann. Ich glaub … blubber … ich platze gleich vor Wut." Obos langsamer Sprechweise zu folgen, war schon schwer genug. Doch nun mischte sich auch noch ein Blubbern und Gurgeln mit in seine Worte … durch diese Geräusche war der Wassermann fast gar nicht mehr zu verstehen.

    „Wie konntest du nur so etwas sagen?" Entsetzt sah Tirai seinen Freund Benjamin an.

    „Das habe ich nicht mit Absicht gemacht. Ich habe doch nur gesagt …" Viel weiter kam Benjamin nicht, denn im selben Augenblick zerplatzte Obos aufgeblasener Körper. Dabei ergoss sich ein riesiger Schwall Wasser über den Menschenjungen und riss diesen zu Boden.

    „Oh, man! Was war das denn?", rief Benjamin, während er seine nassen Haare schüttelte. Gleichzeitig sah der Junge sich nach dem Wassermann um. Als er diesen nirgends entdecken konnte, sprang er voller Sorge auf und jagte ins Wasser.

    „Ist alles in Ordnung mit dir, Obo? Hast du dich verletzt? Nun sag doch bitte etwas!" Verzweifelt hielt Benjamin nach dem Wassermann Ausschau … doch vergeblich. Stattdessen erklang Tirais genervte Stimme hinter ihm.

    „Das hast du ja prima hinbekommen, beschwerte der Zwerg sich. „Ärgerst den armen Obo so sehr, dass er platzt.

    Pitschnass stand Tirai am Ufer des Sees und pulte sich mit den Fingern das Wasser aus den Ohren. „Hast du eigentlich mitbekommen, dass ich über die halbe Wiese geschwemmt worden bin?"

    „Das ist mir völlig egal!, fuhr Benjamin seinen Freund gereizt an. „Viel wichtiger ist im Augenblick, ob Obo etwas passiert ist.

    „Was ist denn hier los?, ertönte im selben Moment die Stimme von Elvora. „Euch kann man auch keine fünf Minuten aus den Augen lassen. Mit belustigter Miene schwebte die kleine Elfe über ihren beiden Freunden. „Womit habt ihr zwei denn Obo geärgert? Ich habe schon lange keinen Wassermann mehr gesehen, der vor Wut so groß geworden ist."

    „Ich habe nichts damit zu tun, beteuerte Tirai und deutete stattdessen auf den Menschenjungen: „Da musst du schon Benjamin fragen.

    „Das war ein Versehen, wirklich! Das musst du mir glauben!, versicherte der Menschenjunge seiner Freundin, während er immer noch verzweifelt das Wasser absuchte. „Ich habe Obo doch nur gesagt … ich kann mir nicht vorstellen, dass es bald regnen wird.

    „Und ich glaube, erklärte Elvora, während sie auf Benjamins Schulter landete, „dass du damit Obos Stolz verletzt hast. Du weißt es sicherlich nicht, aber alle Wassermänner sind sehr stolz darauf, dass sie das Wetter genau vorhersagen können. Außerdem hast du Glück gehabt, dass Obos Familie deine Worte nicht gehört hat. Wassermänner und Wasserfrauen können bei solchen Beleidigungen sehr aufbrausend werden. Wahrscheinlich hätten sie sich fürchterlich aufgeregt und den Rest des Tages meterhohe Wellen ans Ufer schwappen lassen. Ich kann dir Geschichten von Wassermännern erzählen, die in ihrer Wut ganze Landstriche überflutet haben. In solchen Momenten sollte man sich besser nicht zu dicht am Rand eines Sees aufhalten.

    Benjamin schluckte und blickte dann langsam auf seine Füße, die immer noch im Wasser standen. Auf einmal hatte er es sehr eilig, wieder an Land zu kommen. Doch auch am Ufer ließ den Menschenjungen die Sorge um den Wassermann nicht los.

    „Sollten wir nicht doch nachsehen, ob Obo sich verletzt hat? Flehend schaute der Junge seine zwei Freunde an. „Schließlich ist er ja … geplatzt.

    Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen!", ertönte es plötzlich vom Wasser her. „Mir ist nichts passiert. Und beruhigt habe ich mich auch wieder."

    Schnell drehte der Menschenjunge sich zu Obo um. Benjamin fiel ein Stein vom Herzen, als er seinen Freund gesund und munter aus dem Wasser ragen sah. Mit Erleichterung stellte er fest, dass dieser wieder seine normale Körpergröße angenommen hatte.

    „Du, Obo, begann Benjamin sich sofort zu entschuldigen, „ich habe das nicht so gemeint, als ich sagte …

    Ist schon gut!" Sein Freund winkte mit einer lässigen Handbewegung ab. „Ich habe das auch nicht so gemeint. Es ist nur so … wenn wir Wassermänner erst einmal anfangen, wütend zu werden, dann saugen sich unsere Körper mit Wasser voll und schwellen immer mehr an, ohne dass wir es verhindern können. Irgendwann platzen wir dann vor Wut. Was dabei herauskommt, hast du gerade selber erlebt. Aber ich denke, meine Wut ist jetzt weg … obwohl?"

    Obo verstummte und setzte plötzlich ein nachdenkliches Gesicht auf. „Ich glaube, ich spüre da noch ein wenig Verärgerung. Wenn ich wieder größer werde, dann musst du mir sofort Bescheid sagen."

    „Äh, ja. Klar! Das mache ich", antwortete Benjamin und ließ seinen Blick angespannt über Obos Körper schweifen. Dieser schien nicht erneut anzuschwellen … oder etwa doch? War Obo nicht gerade ein wenig größer geworden? Beunruhigt verfolgte der Menschenjunge jede Bewegung des Wassermannes.

    „Benjamin, es ist alles gut. Du kannst dich entspannen, flüsterte Elvora dem Jungen ins Ohr. „Obo hat sich nur einen Scherz mit dir erlaubt.

    „Bist du dir da sicher?" Zweifelnd sah Benjamin seine Freundin an.

    „Ganz sicher. Verlass dich ruhig auf mich!", antwortete das kleine Elfenmädchen, während sie auf Obos grinsendes Gesicht deutete.

    „Puuuh! Da bin ich aber froh. Der Menschenjunge seufzte erleichtert auf. Doch bereits im nächsten Augenblick kam ihm ein anderer beunruhigender Gedanke. Mit angespannter Miene wandte er sich an Tirai und Elvora: „Eines würde ich gerne von euch wissen. Könnt ihr beide so etwas auch?

    „Was können wir auch?", fragte Tirai.

    Der Zwergenjunge hörte auf, sich wie ein nasser Hund zu schütteln, und schaute seinen Freund verwundert an.

    „Nun, ja … Benjamin druckste ein wenig herum. „Könnt ihr auch anschwellen und so groß werden, wenn ihr wütend seid?

    „Natürlich!, versicherte ihm Tirai mit ernstem Gesicht. „Du solltest mich einmal erleben, wenn ich richtig wütend bin. Dann werde ich so groß wie ein Riese und walze alles platt, was mir in die Quere kommt. Mit hochgezogenen Schultern begann der Zwerg, durchs Gras zu stampfen, und ahmte dabei eine kräftige, furchterregende Gestalt nach.

    „Tirai! Hör auf! Erzähl Benjamin nicht so einen Blödsinn", schimpfte Elvora und warf ihrem Freund dabei vorwurfsvolle Blicke zu.

    „Du kannst ganz beruhigt sein, wandte das Elfenmädchen sich dann an den Jungen. „Wir Elfen und Zwerge können so etwas nicht. Verständnislos schüttelte Elvora ihren Kopf, als sie sah, dass Tirai sich lachend im Gras wälzte. „Das können nur wenige Naturwesen, fuhr sie fort, „wie zum Beispiel Wassermänner oder wilde Wolkenwichtel.

    Benjamin stutzte. Wo hatte er nur von den wilden Wolkenwichteln schon einmal gehört? Grübelnd starrte er zum Himmel.

    „Ich hab´s!, rief der Menschenjunge plötzlich. „Jetzt weiß ich, wer uns von den wilden Wolkenwichteln erzählt hat. Es war EliSol. Sie hat davon gesprochen, dass uns die wilden Wolkenwichtel sagen können, wann und wo der nächste Regenbogen erscheint. Jetzt wissen wir zumindest, wer uns helfen kann, die restlichen Regenbogensteine zu finden.

    Begeistert klatschte Benjamin in die Hände: „Lasst uns auf die Suche nach den wilden Wolkenwichteln gehen!"

    „Nicht so schnell, unterbrach Tirai den Jungen in seinem Eifer. „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Der Zwerg kratzte sich am Kopf und warf dem Elfenmädchen dabei nachdenkliche Blicke zu.

    „Ich muss Tirai recht geben, pflichtete Elvora dem Zwergen-jungen bei. „Wir sollten es uns genau überlegen, ob wir die wilden Wolkenwichtel aufsuchen.

    „Was ist denn mit euch beiden los? Benjamin war von dem seltsamen Verhalten seiner Freunde genervt. „Warum sollen wir uns nicht auf die Suche nach den Wolkenwichteln machen?

    Statt ihm zu antworten, begannen die beiden Naturgeister, leise miteinander zu tuscheln.

    Vielleicht kann ich es dir erklären?", mischte sich nun Obo in die angespannte Stimmung ein. „Die wilden Wolkenwichtel sind eher unangenehme Naturgeister. Du hast eben selber gesehen, was passiert, wenn wir Wassermänner uns aufregen, und ich glaube nicht, dass du miterleben möchtest, wenn die Wolkenwichtel wild werden. Gegen diese Typen erzeugen wir nur kleine Wasserspiele."

    „So schlimm werden diese Kerle dort oben in den Wolken schon nicht sein. Benjamin winkte mit einer lässigen Hand-bewegung ab. „Viel wichtiger ist, dass wir die restlichen Regen-bogensteine finden. Oder habt ihr eine bessere Idee? Fragend schaute der Junge in die Runde.

    Tirai und Elvora senkten schweigend ihre Blicke. Weder die kleine Elfe noch der Zwergenjunge hatten die geringste Ahnung, wo sie nach den restlichen Regenbogensteinen suchen sollten. Andererseits verspürten die zwei aber auch keine Lust, die wilden Wolkenwichtel aufzusuchen. Doch wie sollten sie das ihrem Menschenfreund erklären?

    „Bist du dir sicher, dass du dich zu den wilden Wolkenwichteln wagen willst? Obwohl diese Kerle noch wütender werden können als Wassermänner?", fragte Elvora und hoffte dabei insgeheim, dass Benjamin es sich anders überlegen würde.

    „Natürlich!", stieß der Menschenjunge hervor. Das zögerliche Verhalten seiner beiden Freunde begann ihn immer mehr zu ärgern.

    „Dir ist schon klar, dass wir dafür hoch in die Wolken müssen?", hakte die kleine Elfe nochmals nach.

    „Mhmm …", brummte der Junge. Ihm dämmerte gerade, dass er sich über diesen Punkt noch gar keine Gedanken gemacht hatte.

    „Und dir ist auch bewusst, dass du trotz deiner Höhenangst dort oben auf den Wolken herumspazieren musst?" Dieses Mal hatte Elvora mit ihren Worten direkt ins Schwarze getroffen.

    „Nun, ja … eigentlich … nein!" Benjamin zögerte und warf dabei einen unsicheren Blick in Richtung Himmel. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht. So ein Mist!

    „Also gut …, seufzte der Menschenjunge resigniert. „Ihr habt gewonnen. Es macht keinen Sinn. Wir werden uns wohl etwas anderes überlegen müssen. Niedergeschlagen hockte Benjamin sich ins Gras. Irgendwie schienen sich alle gegen ihn verschworen zu haben.

    Elvora und Tirai sahen sich triumphierend an. Sie hatten es geschafft! Benjamin hatte endlich seine wahnwitzige Idee aufgegeben.

    Als die beiden Naturgeister jedoch bemerkten, wie unglücklich der Junge aussah, bekamen sie plötzlich ein schlechtes Gewissen. Ihr Freund schien auf einmal allen Mut verloren zu haben.

    „Hey, Benjamin, so war das nun auch nicht gemeint, versuchte das Elfenmädchen, den Jungen aufzumuntern. „Ich habe mir nur Sorgen gemacht, dass die wilden Wolkenwichtel dir …, dir …

    Irgendwie wollten Elvora nicht die passenden Worte einfallen, „… dir einfach zu wild sind."

    „Ja, ja. Ist schon gut, murmelte Benjamin, während er unglücklich zu Boden starrte. „Ich hatte mich nur so gefreut, endlich eine heiße Spur zu haben.

    „Hey, Kumpel, lass jetzt bloß nicht den Kopf hängen! Aufmunternd klopfte Tirai seinem Freund auf die Schulter. „Wir werden bestimmt einen anderen Weg finden. Oder? Was sagst du dazu, Elvora?

    Angestrengt begann die Elfe zu überlegen. Aber ihr wollte einfach keine Lösung einfallen. Von welcher Seite sie das Problem auch betrachtete … es blieb dabei: Die wilden Wolkenwichtel waren im Augenblick die einzige Spur zu den restlichen Regenbogensteinen. Sollten sie es vielleicht doch wagen?

    Unsicher warf das Elfenmädchen einen Blick zum Himmel. Wohl war ihr bei diesem Gedanken nicht. Sie war bisher immer froh gewesen, die wilden Wolkenwichtel aus sicherer Entfernung beobachten zu können. Schließlich waren diese Kerle schon von der Erde aus fürchterlich anzusehen, wenn sie in den Gewitter-wolken umhertobten.

    „So leid es mir tut, aber wir haben keine Wahl, gestand Elvora nach einer Weile. „Im Augenblick sehe ich auch keine andere Lösung. Vielleicht sollten wir uns doch auf den Weg zu den wilden Wolkenwichteln machen?

    Ungläubig starrte Tirai die kleine Elfe an. Mit dieser Antwort hatte er nun überhaupt nicht gerechnet.

    „Vorher müssen wir aber noch Benjamins Problem mit der Höhenangst lösen, erklärte das Elfenmädchen weiter. „Doch dazu brauchen wir jemanden, der sich mit Ängsten auskennt …

    Also ich wüsste jemanden, der euch bei diesem Problem helfen kann", schaltete sich Obo ein. „Niemand weiß besser über Ängste Bescheid."

    Neugierig sahen die drei den Wassermann an.

    „Erzähl schon! Wer ist es?, rief Tirai ungeduldig. „Ich hoffe nur, dass wir dafür nicht bis zum Grund des Bergsees tauchen müssen.

    Nein, nein", entgegnete Obo. „Da könnt ihr ganz beruhigt sein! Am Ende des Sees liegt ein kleines Moorgebiet. Dort lebt eine alte Unke. Es wird erzählt, dass sie in ihrem Leben schon Hunderte von Menschen beinahe zu Tode erschreckt hat. Wie viel davon wahr ist, weiß ich nicht … aber ich denke, ihr findet keine bessere Expertin für Ängste als Kröten-Unki."

    „Oh, nein, stöhnte der Zwerg. „Das hat mir noch gefehlt … eine Unke! Die sollen noch schlimmer sein als Moorsirenen. An unser Treffen mit dem Sirenenmädchen könnt ihr euch doch sicherlich noch erinnern, oder?

    Natürlich hatten Benjamin und Elvora ihren Streit mit der Moorsirene nicht vergessen. Die Sirene war von dem Steinedieb Yarrish in einem Sack verschleppt worden und hatte geglaubt, dass Tirai für ihre Entführung verantwortlich gewesen war. Es hatte Elvora viel Überredungskunst gekostet, das Sirenenmädchen von der Unschuld ihres Zwergenfreundes zu überzeugen.

    „Ich glaube, Tirai, du siehst das viel zu schwarz, rief Benjamin entschlossen und fegte damit alle Bedenken beiseite. „Worauf warten wir noch? Lasst uns die Unke suchen!

    Energisch sprang der Menschenjunge auf. „Zeigst du uns den Weg, Obo?"

    Na klar!" Der Wassermann verzog grinsend seinen Mund und machte einen Hechtsprung aus dem Wasser. Dann führte er die drei Freunde am Seeufer entlang in Richtung Moor.

    Während Benjamin, Elvora und Obo sich fröhlich miteinander unterhielten, trottete Tirai missmutig hinter seinen Freunden her. Genervt schoss der Zwerg immer wieder kleine Steinchen mit dem Fuß durch die Luft. „Das war wieder klar, grummelte er. „Von allen Naturgeistern, die hier leben, kann uns ausgerechnet nur eine Unke helfen. Wir werden uns mächtigen Ärger einhandeln. Das spüre ich.

    Nach einer Weile blieb der Zwerg stehen. „Hey, hört ihr mir eigentlich zu?" Entrüstet starrte er seinen Freunden nach. Doch die hatten sein ständiges Genörgel satt und marschierten einfach weiter.

    „Ich warne euch! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt", rief Tirai erneut. Doch niemand schien seine Worte zu beachten. Deshalb fasste der Zwerg nach kurzem Überlegen einen Entschluss: Er würde seinen Freunden nicht ins Moor folgen! Beleidigt blieb er stehen.

    „Wo bleibst du? Winkend forderte Benjamin den Zwergenjungen auf, sich zu beeilen. „Komm schon! Trödel nicht so.

    Doch Tirai tat so, als hätte er seinen Freund nicht gehört.

    Schließlich kam der Menschenjunge atemlos angelaufen. „Was ist denn nur los mit dir?"

    „Ich komme nicht mit!", antwortete der Zwerg. Dabei starrte er eingeschnappt über das Wasser des Bergsees.

    „Aber warum denn?" Verständnislos sah der Junge seinen Freund an.

    „Wir Zwerge verstehen uns mit den Moorbewohnern nicht besonders gut. Hast du vergessen, wie wütend das Sirenen-mädchen auf mich gewesen ist? Tirai verstummte kurz, dann platzte es aus ihm heraus: „Und überhaupt … jedes Zwergenkind weiß, dass Unken und Zwerge sich nicht mögen.

    „Vielleicht ist diese Unke ganz anders als du denkst?, versuchte Benjamin, seinen Freund umzustimmen. „Die Moor-sirene war doch zum Schluss auch ganz freundlich zu uns. Sicherlich ist Kröten-Unki genauso nett.

    „Ich lache mich kaputt … eine nette Unke. Tirai schüttelte über so viel Naivität seinen Kopf. „Es gibt keine netten Unken! Was hast du denn für Vorstellungen von diesen alten Schachteln?

    „Bisher waren doch die meisten Naturgeister, die wir getroffen haben, ganz freundlich zu uns", erwiderte der Menschenjunge.

    „Und? Herausfordernd sah der Zwerg den Jungen an. „Wie viele Unken hast du schon in deinem Leben kennengelernt? Das würde ich gerne von dir wissen.

    „Öhhh, ja …, stammelte Benjamin verlegen. „Bisher ist mir noch keine Unke begegnet.

    „Siehst du!, antwortete Tirai. „Und dann willst gerade du mir erzählen, dass wir auf eine nette Unke treffen? Der Zwergenjunge rollte mit den Augen und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Meine Entscheidung steht fest. Ich warte hier!"

    Elvora, die sich inzwischen zu den beiden gesellt hatte, wandte sich nachdenklich an Benjamin: „Vielleicht hat Tirai recht? Ich habe auch schon von dem Gerücht gehört, dass Zwerge und Unken sich nicht besonders gut verstehen."

    Mit fragendem Blick sah die Elfe den Zwerg an: „Du willst wirklich hierbleiben?"

    Tirai nickte nur.

    „Dann müssen wir unser Glück wohl alleine versuchen. Entschlossen wandte Elvora sich um. „Komm, Benjamin! Wir zwei werden diese Unke auch ohne Tirais Hilfe finden. Und schon sauste sie davon.

    Der Menschenjunge blieb noch einen Moment lang unschlüssig stehen, dann zuckte er mit den Schultern und eilte dem Elfen-mädchen hinterher.

    „Hey, nicht so schnell!, rief Benjamin nach einer Weile atemlos. „Warte auf mich!

    „Tut mir leid! Für einen kurzen Moment hatte ich dich völlig vergessen, entschuldigte sich Elvora, wobei sie genervt in Richtung ihres Zwergenfreundes blickte. „Aber ich habe mich gerade ziemlich über Tirai geärgert. Manchmal verstehe ich diesen Kerl nicht. Auf der einen Seite will er immer der Mutigste sein und auf der anderen Seite hat er dann Angst vor einer Unke. Das Elfenmädchen schüttelte verständnislos ihren Kopf.

    Doch bereits nach kurzer Zeit hatte Elvora ihre gute Laune wiedergefunden. Fröhlich lachend, umrundete sie Benjamin und rief: „Es kann nicht mehr weit sein! Ich habe schon den typischen Geruch des Moores in der Nase."

    Und tatsächlich! Hinter der nächsten Biegung erblickten Benjamin und Elvora das Moorgebiet, von dem Obo gesprochen hatte.

    Der Wassermann, der neben den beiden her geschwommen war, deutete auf einen alten, knorrigen Stamm in der Ferne: „Seht ihr den abgestorbenen Baum da hinten?"

    Der Junge und die Elfe nickten.

    Dort lebt Kröten-Unki", erklärte Obo. „Den Rest des Weges müsst ihr alleine gehen. Ich werde nicht weiter mitkommen … schließlich will ich mir nicht den ganzen Tag verderben." Mit diesen Worten tauchte er ab.

    „Was soll das denn heißen? Er will sich nicht den ganzen Tag verderben? Beunruhigt sah Benjamin seine kleine Freundin an. „Jetzt haben sich schon zwei von unseren Freunden einfach aus dem Staub gemacht. Gibt es vielleicht doch noch etwas, was du mir über Unken erzählen solltest?

    Das Elfenmädchen kicherte geheimnisvoll. „Das wirst du in Kürze selber herausfinden, mein lieber Benjamin." Dann sauste sie davon, um aus der Luft nach einem Weg zu suchen, der zu dem knorrigen Baumstamm führte.

    Dem Menschenjungen blieb nichts anderes übrig, als auf die Rückkehr von Elvora zu warten. Je länger der Junge dabei über das seltsame Verhalten von Tirai und Obo nachdachte, desto nervöser wurde er.

    Allzu lange brauchte Benjamin jedoch nicht zu grübeln, denn das kleine Elfenmädchen kam bereits nach kurzer Zeit wieder angeflitzt. „Folge mir!, rief sie. „Ich glaube, ich habe einen Weg zu dem abgestorbenen Baum gefunden.

    „Du glaubst es nur? Der Junge starrte verunsichert auf den morastigen Boden zu seinen Füßen. „Und wenn du dich irrst, dann habe ich wohl Pech gehabt und versinke im Moor. Oder wie soll ich deine Worte verstehen?

    „Es wird schon gut gehen!", versicherte Elvora ihrem Freund.

    „Du hast gut reden. Schließlich bist du in der Luft in Sicherheit. Benjamin blickte nervös zu Boden und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Als es plötzlich neben ihm im Moor blubbert, fuhr der Junge erschrocken zusammen. „Was war das?

    „Ach, das war nur ein Blubber-Kramb, antwortete das Elfenmädchen beiläufig. „Den brauchst du nicht weiter zu beachten.

    „Was ist denn nun schon wieder ein Blubber-Kramb?" Der Menschenjunge starrte misstrauisch auf einige Bläschen, die aus dem Morast aufstiegen.

    „Blubber-Krambs befreien das Moor von Gasen, die sich bilden, wenn Pflanzen vermodern, begann die Elfe zu erklären. „Meistens lassen die Blubber-Krambs diese Gase genau in dem Moment aufsteigen, wenn sich Fremde nähern.

    „Dann wollen die Blubber-Krambs damit also die Leute erschrecken?"

    „Nein!, kam Elvoras lachende Antwort. „Das machen sie nur, um ihre Ruhe zu haben. Sie hassen es, wenn ständig Menschen durch ihr Moor laufen, und lassen sich einiges einfallen, um diese zu vertreiben.

    „Was lassen sie sich denn sonst noch einfa…" Weiter kam Benjamin nicht, denn neben ihm stieg auf einmal eine große Blase aus dem Moor auf und zerplatzte.

    „Igitt!", stieß der Junge aus, als er plötzlich über und über mit Matsch bespritzt war.

    „DAS … lassen sie sich zum Beispiel einfallen", rief Elvora ihrem Freund kichernd aus sicherer Entfernung zu. Sie selbst hatte sich vor den Schlammspritzern gerade noch in die Höhe retten können.

    Benjamin wischte sich angeekelt den Dreck von der Hose. „Vielleicht hätte ich nicht fragen sollen, murmelte der Junge, während er mit angespannter Miene seine Umgebung beobachtete. „Ich hoffe, es gibt hier im Moor nicht noch mehr solcher Überraschungen.

    Während der Menschenjunge seiner kleinen Freundin mit wachsender Nervosität folgte, ließ diese sich nicht aus der Ruhe bringen. Unermüdlich kundschaftete sie den Weg aus. Dabei wechselte die Elfe ständig die Höhe. Mal flog sie hoch über Benjamins Kopf, dann wiederum sauste sie dicht über dem Erdboden entlang.

    Nachdem der Junge unzählige Umwege gelaufen war und schon nicht mehr geglaubt hatte, jemals zu dem alten, knorrigen Baum zu gelangen, hatten die zwei schließlich ihr Ziel erreicht.

    „Wir sind da!" Freudestrahlend deutete Elvora auf den abgestorbenen Stamm, von dem nur noch einige abgebrochene Äste wie Geisterarme abstanden.

    „Und wo ist diese Kröten-Unki?, brummte Benjamin, während er missmutig umherblickte. „Hier ist sie jedenfalls nicht. Wie finden wir die Unke denn jetzt?

    „Unken lassen sich nicht finden, erklärte Elvora dem Jungen. „Kröten-Unki wird sich uns schon zeigen. Aber nur dann, wenn sie es will. Wir beide können im Augenblick nichts anderes tun, als hier zu warten.

    „Noch so eine tolle Neuigkeit, knurrte Benjamin verärgert. „Hoffentlich lässt die Unke sich nicht ewig Zeit!

    Kaum hatte der Menschenjunge diese Worte ausgesprochen, da ertönte auf einmal eine krächzende Stimme: „Ooh, ooh, da hat es aber jemand eilig."

    Verwundert schaute Benjamin sich um … doch es war

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