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Baccara Exklusiv Band 42: Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... / Küsse voller Leidenschaft / Du bist viel zu sexy /
Baccara Exklusiv Band 42: Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... / Küsse voller Leidenschaft / Du bist viel zu sexy /
Baccara Exklusiv Band 42: Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... / Küsse voller Leidenschaft / Du bist viel zu sexy /
eBook528 Seiten7 Stunden

Baccara Exklusiv Band 42: Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... / Küsse voller Leidenschaft / Du bist viel zu sexy /

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Über dieses E-Book

ZUM ERSTEN, ZUM ZWEITEN, ZUM ... von BAXTER, MARY LYNN
Unvergessliche Erfüllung erlebt Bridget in Jeremiahs Armen. Die Stunden der Zärtlichkeit, in denen der starke Rancher ihr alles gegeben hat, waren fantastisch. Aber am nächsten Morgen ist Bridgets erster Impuls: Flucht! Jeremiah behauptet: Wir sind verheiratet!

KÜSSE VOLLER LEIDENSCHAFT von ADAMS, PEPPER
Nacht für Nacht erscheint Clay in Mollys sinnlichen Träumen. Ihr Körper sehnt sich nach seiner heißen Leidenschaft, doch ihr Verstand warnt sie, denn sie befürchtet: Ihr lebenslustiger Traummann will alles - nur keine lange Beziehung ...

DU BIST VIEL ZU SEXY von DANSON, SHERYL
Grady ist von Hilarys Sex-Appeal überwältigt. Der pflichtbewusste Polizist brennt vor Verlangen, die süße junge Frau zu erobern. Die heißen Liebesstunden mit ihr sind einzigartig. Doch passt die chaotische, unkonventionelle Hilary in sein wohlgeordnetes Leben?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum29. Jan. 2008
ISBN9783863495817
Baccara Exklusiv Band 42: Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... / Küsse voller Leidenschaft / Du bist viel zu sexy /
Autor

Pepper Adams

Hinter diesem Pseudonym verbergen sich die beiden Autoren Debrah Morris und Pat Shaver. Sie verwenden auch Pseudonyme wie Joanna Jorden, Joann Stacey, Dianne Thomas. Adams hat bisher über 20 Romane veröffentlicht. Debrah Morris liebt white-water rafting , werkelt gerne in ihrem Garten und versucht sich nun als Solo-Romanautorin.

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    Buchvorschau

    Baccara Exklusiv Band 42 - Pepper Adams

    Pepper Adams, Mary Lynn Baxter, Sheryl Danson

    Höhepunkte der Leidenschaft, Band 42

    IMPRESSUM

    BACCARA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

    20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

    © 1994 by Debrah Morris & Pat Shaver

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    © 1996 by Mary Lynn Baxter

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    © 1993 by Sherly McDanel Munson

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1993 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Fotos: Harlequin Books S.A.

    © by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe BACCARA EXKLUSIV, Band 42 - 2008

    Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-86349-581-7

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    PEPPER ADAMS

    KÜSSE VOLLER LEIDENSCHAFT

    Clay will auf seiner Jacht allein um die Welt segeln – Molly arbeitet an ihrer Karriere. Doch ihr Verlangen füreinander brennt lichterloh. Beide suchen nur eine Affäre, bis die Liebe ins Spiel kommt. Wird Clay seine Reise antreten? Oder bleibt er und versucht Molly zu überreden, als Ärztin in seinem kleinen Heimatort zu praktizieren?

    MARY LYNN BAXTER

    ZUM ERSTEN, ZUM ZWEITEN, ZUM ...

    War es ein Glas Champagner zuviel? Als Bridget morgens in den starken Armen des blendend aussehenden Ranchers Jeremiah erwacht, kann sie sich nur an Bruchstücke des Abends erinnern. Sie hat den tollen Mann ersteigert und der Sex mit ihm war unvergesslich. Aber dass sie und er noch in dieser Nacht geheiratet haben, kann sich die kühle Anwältin nun wirklich nicht vorstellen …

    SHERYL DANSON

    DU BIST VIEL ZU SEXY

    Sie ist so sexy, dass Männer alles dafür tun würden, um mit ihr im Bett zu landen. Auch Grady erliegt Hilarys unglaublicher Anziehungskraft. Seine Gefühle sind stark für sie – trotzdem beginnt der pflichtbewusste Polizist schon bald an einer gemeinsamen Zukunft zu zweifeln. Denn Hilary stellt mit ihren verrückten Einfällen sein geordnetes Leben auf den Kopf …

    Pepper Adams

    KÜSSE VOLLER LEIDENSCHAFT

    1. KAPITEL

    Der Champagner schäumte etwas halbherzig aus der Flasche, nachdem Clay Cusak den Korken mit einem dumpfen Plopp entfernt hatte. Genauso undramatisch wird wohl der Rest des Abends verlaufen, stellte er nüchtern fest. Die Lust zum Feiern, die ihn vor gut einer Stunde dazu veranlasst hatte, eine Flasche Champagner beim Room-Service zu bestellen, hatte sich ebenso rasch verflüchtigt wie die prickelnden Perlen des edlen Tropfens in seinem langstieligen Kristallglas.

    Der große goldgerahmte Spiegel an der gegenüberliegenden Wand seiner Hotelsuite reflektierte Clays düstere Miene, und er registrierte das feine Gespinst zarter Fältchen in seinen Augenwinkeln. Das hat man nun davon, wenn man zu viele Stunden in der sengenden Sonne Floridas verbringt, überlegte er spöttisch.

    Und wenn man dreißig Jahre alt wird, so wie ich heute.

    Die Fältchen wirkten gemildert, wenn er lächelte, und das besänftigte ihn etwas. Kritisch betrachtete er sein Spiegelbild. Wenigstens fing sein Haar noch nicht an, grau zu werden. Oder etwa doch? Nein, es war immer noch dunkelblond, die hellen Strähnen hatte die Sonne gebleicht, nicht das fortschreitende Alter.

    Er stellte die Flasche ab und ließ seine kräftigen Armmuskeln spielen, um sich aufzumuntern. Es war nichts an ihnen auszusetzen, wie er befriedigt feststellte. Nicht schlecht für einen Mann, der fünfeinhalb Tage in der Woche damit zubrachte, in einem Drugstore Pillen zu zählen. Na gut, die verbleibenden anderthalb Tage widmete er sich dann auch ausschließlich dem Segeln und anderen Wassersportarten.

    Kritisch musterte er sein Konterfei im Spiegel. Wo lag eigentlich sein Problem? Es war doch gar nicht seine Art, düster vor sich hin zu brüten. Er gehörte nicht zu den introvertierten Typen. Wahrscheinlich war einfach nur dieser ganz besondere Tag schuld an seiner Stimmung. Er hatte schon oft von Leuten gehört, die an ihrem dreißigsten Geburtstag plötzlich Depressionen bekamen.

    Dreißig! Im Grunde noch gar kein Alter, aber doch ein bedeutsamer Wendepunkt im Leben eines Menschen. Jetzt war er erklärtermaßen erwachsen, die Tage unbeschwerter Jugend waren endgültig gezählt. Clay fürchtete plötzlich, in Zukunft etwas vermissen zu müssen, wenn er auch nicht genau zu sagen wusste, was.

    Im Grunde lief doch alles wie geplant. Er war auf dem besten Weg zu finanzieller Unabhängigkeit, und dieser Weg führte ihn geradewegs von Morgan’s Point fort. In letzter Zeit war ihm immer deutlicher zu Bewusstsein gekommen, dass die Welt noch mehr zu bieten hatte als das Leben in einer abgelegenen Kleinstadt. Jetzt, mit dreißig Jahren, war er reif für eine Veränderung.

    Fünf Jahre lang war er damit zufrieden gewesen, den Drugstore zu betreiben, den er kurz nach Beendigung seines Pharmaziestudiums übernommen hatte. Doch in letzter Zeit plagten ihn zunehmend Zweifel, ob er sich womöglich zu früh fest etabliert hatte. Vielleicht hätte er mehr wagen sollen, um seinem Leben jene Würze zu verleihen, die nur das Risiko mit sich bringt. Doch er hatte sich stets für den sicheren Weg entschieden.

    Im Grunde hatte er den Drugstore ohnehin nur übernommen, weil der gerade zum Verkauf stand. Clay hatte etwas Geld geerbt, und ihn reizte der Gedanke, sein eigener Herr zu sein. Da er darüber hinaus über einen durchaus wachen Geschäftssinn verfügte, hatten einige kluge Investitionen ihm bald zu einem sorgenfreien Leben verholfen.

    So weit, so gut. Das Problem war nur, sich nicht selbst zu verlieren im Sumpf kleinstädtischer Probleme, mit denen er tagtäglich konfrontiert wurde. Es kam häufig vor, dass die kleinen Melodramen seiner Kunden ihn so sehr in Anspruch nahmen, dass er darüber ganz vergaß, wie unzufrieden er mit seinem eigenen Leben war. Doch glücklicherweise gab es auch immer wieder Momente wie diesen, um ihm die Realität in Erinnerung zu rufen.

    „Cheers!" Er stieß mit dem leeren Glas an, das auf dem chromblitzenden Tablett stand. Restaurants und Hotels konnten anscheinend nur in Zweierkategorien denken. Ein Gedeck zum Dinner wurde noch stirnrunzelnd akzeptiert, doch ein einzelnes Glas für den Champagner schien absolut unmöglich zu sein.

    Aber daran hätte er sich inzwischen schon gewöhnen müssen. Obwohl er häufig mit durchaus attraktiven Frauen ausging, zog er es vor, seine persönlichen kleinen Feiern ausschließlich in seiner eigenen Gesellschaft zu begehen. Warum sollte er den Frauen auch das Gefühl von Beständigkeit vermitteln, da er keineswegs beabsichtigte, eine von ihnen zu bitten, sein Leben mit ihm zu teilen?

    Er war ganz glücklich mit der gegebenen Situation. Es gefiel ihm, zu tun und zu lassen, was er wollte und wann er es wollte. Er sah sich schon als schrulligen alten Junggesellen, der auf einer Jacht lebte und den lieben langen Tag mit Angeln verbrachte.

    Das alles gehörte zu seinem Lebensziel. Wenn er sparsam wirtschaftete und ein Großteil seines Einkommens gewinnbringend investierte, würden seine Pläne aufgehen, das hatte Clay sich genau ausgerechnet. Er konnte sich dann zur Ruhe setzen, wenn er noch jung genug war, um sein Leben zu genießen.

    Keinesfalls jedoch wollte er wie sein Vater enden, der sein Leben lang hart gearbeitet und nie die Zeit gefunden hatte, das Familiäre oder irgendetwas anderes zu genießen. Das wollte er alles nach seiner Pensionierung nachholen. Nur dass das Leben da leider nicht mitgespielt hatte und er drei Monate vor dem magischen Datum gestorben war.

    Je intensiver Clay sich die offenkundige Sinnlosigkeit des Daseins seines Vaters vor Augen führte, umso fester stand sein Entschluss, seine eigenen Pläne zu verwirklichen. Er war nicht etwa ein Workaholic, nein, er besaß nicht einmal besonderen Ehrgeiz. Doch er wusste die Unabhängigkeit zu schätzen, die ein gut gepolstertes Bankkonto versprach. Außerdem hatte er schon vor langer Zeit herausgefunden, dass es besser war, die Dinge gleich anzupacken, anstatt sie auf die lange Bank zu schieben.

    Seine charmante und sorglose Art hatte ihn allseits beliebt gemacht. Clay mochte fast jeden, und alle mochten ihn …

    Er lehnte sich zurück, wobei er erneut einen Blick in den Spiegel riskierte. Höhnisch starrte ihn sein skeptisches Spiegelbild an.

    „Okay, vielleicht nicht alle, räumte er ein. „Molly Fox jedenfalls scheint nicht gerade einen Narren an mir gefressen zu haben. Er grinste spöttisch. Das war wirklich eine schöne Umschreibung für die jahrelange Hassliebe, die ihn mit der Schwester seiner alten Schulfreundin verband.

    Anerkennend hob Clay sein Glas und sprach einen ironischen Toast auf sein imaginäres Gegenüber aus. „Auf dich, Molly! Auf die einzige Frau, die es geschafft hat, meinem unwiderstehlichen Charme zu widerstehen."

    Während er an seinem Champagner nippte, dachte er tief befriedigt an den Grund für seinen Kurztrip nach Miami. Natürlich, da gab es diesen medizinischen Kongress und den hochinteressanten Vortrag am nächsten Morgen, den er keinesfalls versäumen wollte. In Wirklichkeit jedoch war Clay einzig und allein darauf aus, sich eine ganz bestimmte Jacht anzusehen. Er hatte gerüchteweise gehört, dass der Besitzer unbedingt verkaufen musste, und das wahrscheinlich notgedrungen zu einem Schleuderpreis. Obwohl Clay wohl noch eine Zeit lang brauchen würde, bis er die erforderliche Summe beisammenhatte, konnte es ja nicht schaden, sich das Boot einmal anzusehen.

    Zu viel mehr reichte die ihm zur Verfügung stehende Zeit auch gar nicht. Er musste noch einen Flieger nach Jacksonville erwischen und von da aus so schnell wie möglich nach Morgan’s Point zurückkehren. Unvorsichtigerweise hatte er seiner Freundin Rachel versprochen, rechtzeitig zum Empfang ihrer Schwester wieder zu Hause zu sein. Normalerweise ging er gern auf Partys, aber diesmal hätte er liebend gern darauf verzichtet.

    Denn dort würde er Molly treffen, die inzwischen zur Ärztin promoviert war. Eine Begegnung, der er in einer Mischung aus Horror und gespannter Erwartung entgegensah. Er hatte Molly seit dem Abitur nicht mehr getroffen. Sie war damals gleich zur medizinischen Fakultät gegangen. Jedenfalls hatte er mit dem Thema Molly Fox einfach nicht abschließen können, da sie ihm schon von jeher die Bewunderung versagt hatte, die ihm seiner Meinung nach zustand. Was hatte er nicht alles unternommen, um sie zu beeindrucken – vergeblich. Sie hatte noch nicht einmal über seine Witze gelacht. Im Gegenteil, sie war ihm stets mit weitaus größerer Kälte entgegengetreten, als ein Typ wie er es tatsächlich verdient hatte.

    Clay hatte ihre mangelnde Sympathie nie so recht überwinden können. Da Molly vier Jahre älter als er und Rachel war, hatte er sein angehendes Erwachsenenego damit besänftigt, indem er ihre deutlich zur Schau gestellte Verachtung ihrem arroganten Teenagergehabe zuschrieb. Nun, jetzt waren sie beide allerdings längst keine Teenager mehr.

    Clay öffnete seine Aktenmappe und zog das kleine, in Leder gebundene Notizbuch heraus, in dem er fein säuberlich über seine finanzielle Situation Buch führte. Die Zahlenkolonnen, die darin enthalten waren, gaben ihm befriedigenden Aufschluss über die Zeit, die es noch dauern würde, bis er endlich das Arbeitsleben hinter sich lassen und sich für immer auf seine Segeljacht zurückziehen konnte. Und zwar allein. Zum wiederholten Mal checkte er seine Kalkulation und war höchst zufrieden mit dem Ergebnis. Seine gute Laune war völlig wiederhergestellt. Er hatte einen Lebensplan, und nichts konnte ihn aufhalten.

    Nicht einmal Mollys bevorstehende Ankunft.

    Die hellen Deckenleuchten waren durch bunte chinesische Lampions ersetzt worden. Fahnenschmuck zierte die Wände, und farbenfrohe Krepppapierlagen bedeckten die langen Tische. Auf einem der Tische war ein üppiges Büfett hausgemachter Köstlichkeiten aufgebaut, die einen betörenden Duft verströmten. Doch die größte Attraktion bildete ohne Zweifel das handgeschriebene Spruchband, das über eine ganze Wand der High-School-Cafeteria gespannt war. In großen blauen Lettern stand darauf geschrieben: WILLKOMMEN, DR. MOLLY!

    Molly Fox war äußerst gerührt über den Aufwand, den die Bürger von Morgan’s Point betrieben, um ihre Ankunft zu feiern. Umso tiefer empfand sie die Enttäuschung, die sie ihnen bereiten musste. Leider war es ihr unmöglich, ihrer Bitte nachzukommen, sich in Morgan’s Point niederzulassen, um die neu erbaute Praxis zu leiten. Sie hätte das gleich zu Anfang klarstellen sollen, aber alle hatten sich so aufrichtig über sie gefreut, dass sie es einfach nicht übers Herz gebracht hatte. Und als der Stadtrat sie mit finanziellen Anreizen zu ködern versuchte, hatte sie versprochen, sich das Angebot noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

    Im Laufe des Abends wurde Molly so vielen Männern, Frauen und Kindern vorgestellt, dass sie schließlich den Versuch aufgab, sich alle Namen und Gesichter merken zu wollen. Es schien fast so, als legte jeder einzelne Bürger der kleinen Stadt Wert darauf, Lydias Tochter und Rachels älterer Schwester den nötigen Respekt zu erweisen.

    „Fühlst du dich jetzt schuldig?", erkundigte sich Rachel über den Tisch hinweg, an dem sie sich zum Essen versammelt hatten.

    „Keine Spur, gab Molly lächelnd zurück. „War das etwa der Zweck dieser netten, kleinen Party?

    Ihre Mutter Lydia lachte nervös und beeilte sich, das Thema zu wechseln. „Es freut mich so, dass wir drei endlich mal wieder beisammen sind. Vier Jahre Trennung können ziemlich lang werden. Ist das nicht ein ganz reizendes Fest?"

    „Ja, das ist es. Molly wandte sich an ihre Schwester. „Mir ist klar, dass du meinetwegen eine Menge Unannehmlichkeiten auf dich genommen hast, Rachel. Glaub mir, ich weiß das zu schätzen. Mit dieser ständigen Morgenübelkeit sind dir die Vorbereitungen sicher nicht leichtgefallen.

    „Ohne Joes Hilfe hätte ich es wohl tatsächlich nicht geschafft." Rachel bedachte ihren Mann mit einem dankbaren Lächeln.

    Joe Morgan, Bürgermeister von Morgan’s Point, legte seiner Frau fürsorglich einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. „Die meiste Arbeit hat sowieso der emsige Damen-Hilfstrupp auf sich genommen, und das Geld für die Dekoration hat Clay Cusak zur Verfügung gestellt."

    Rachel drückte Joes Hand. „Wo steckt der Schurke eigentlich? Er hat fest versprochen zu kommen."

    „Gräm dich bloß nicht meinetwegen, bemerkte Molly spöttisch. Sie war überrascht zu hören, dass Clay sich an den Vorbereitungen beteiligt hatte. Eine derart großmütige Geste sah dem Clay, den sie kannte, gar nicht ähnlich. Einen Frosch in die Bowle zu setzen war schon eher sein Stil. „Clay gehörte nun wirklich nicht zu meinem Freundeskreis.

    „Molly!, rief Lydia aus. „So etwas darfst du nicht sagen! Clay ist ein äußerst netter Bursche, und er stand sich immer gut mit unserer Familie. Nicht wahr, Ernie?, wandte sie sich an ihren neuen Ehemann, bemüht, ihn mit ins Gespräch zu ziehen.

    Ernie nickte bloß, er war kein Mann vieler Worte.

    „Bursche ist genau das richtige Wort, bemerkte Molly. „Ebenso wie Peter Pan wird auch Clay Cusak wahrscheinlich nie erwachsen. Es wundert mich, dass er es tatsächlich schon auf reife dreißig Jahre gebracht hat. Ich hätte manchmal nicht übel Lust gehabt, ihn mir selbst vorzuknöpfen als Rache für all die fiesen Streiche, die er mir gespielt hat.

    Rachel musste lachen. „Erinnerst du dich noch an damals, als er dir diese Badeperlen in die Hosentaschen deiner Jeans gestopft hat?"

    Molly verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Als ich mich im Klassenzimmer auf meinen Platz gesetzt habe, sind die Perlen geplatzt, und es sah aus, als hätte ich in die Hosen gemacht. Es war mehr als herzlos, einem jungen Mädchen so etwas anzutun."

    „Besonders einem, das so viel Wert auf ihr Image legte wie du", fügte Rachel hinzu.

    Joe, immer um Harmonie bemüht, sagte: „Das alles liegt nun schon so lange zurück, Molly. Clay war damals schließlich erst neun. Du wirst ihm seine kindlichen Schabernacke doch heute nicht mehr vorwerfen."

    „Aber genau das tut sie, meinte Rachel. „Ich für meinen Teil liebe ihn wie einen Bruder, aber Molly hat ihn immer nur für bösartig gehalten.

    „Bösartig? Dieser nette Junge?, ereiferte sich Lydia. „Himmel, er hatte das Gesicht eines Engels. Und wie er reden konnte …

    „Das kann man wohl sagen, warf Rachel ein. „Er hat sich stets aus jedem Schlamassel herausgeredet, in den er uns hineingeritten hat. Ich durfte dann immer die Schelte einstecken.

    Lydia schüttelte den Kopf. Sie hatte Clays Streiche nie ernst genommen. „Er war einfach nur ein einsamer kleiner Junge, der um Aufmerksamkeit buhlte."

    Molly wusste, dass ihre Mutter Clay, das arme Schlüsselkind, von Anfang an ins Herz geschlossen hatte. Sie war ihm wie eine zweite Mutter gewesen, als die beiden Familien noch Tür an Tür in Jacksonville gelebt hatten. Wahrscheinlich hatte er ihr den Sohn ersetzt, der wenige Monate nach seiner Geburt gestorben war.

    „Tut er das immer noch?, fragte Molly. „Um Aufmerksamkeit buhlen, meine ich.

    „Meistens schon", erwiderte ihre Schwester lachend.

    Molly wandte sich an ihren Schwager. „Du solltest gut auf deine Frau aufpassen, Joe. Von der dritten Klasse an hat Clay versucht, Rachel den Hof zu machen. Jetzt, wo ihr beide verheiratet seid, plant er bestimmt, dich auf irgendeine heimtückische Weise loszuwerden."

    Joe schüttelte den Kopf. „Darum mache ich mir keine Sorgen. Clay und ich verstehen uns ausgezeichnet."

    Bevor Molly ihn mit weiteren Fragen löchern konnte, zog ein plötzlicher Tumult am anderen Ende des Raums die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Gruppe von Männern verrückte Tische, während andere ein Klavier hereinrollten.

    Rachel beugte sich interessiert vor. „Das sind die Dudley-Zwillinge. Sie sind berühmt für ihr Fidel-Duo. Miss Watkins, die Hauswirtschaftslehrerin, begleitet sie am Klavier. Die drei sind wirklich gut, das muss man ihnen lassen."

    Das Trio stellte sein Können auch gleich mit einigen fröhlichen Liedern unter Beweis, die die ersten wackeren Pärchen auf die Tanzfläche lockten. Die ganz Kleinen unter den Anwesenden wippten im Rhythmus der Musik mit ihren Zehen und wackelten mit den windelbepackten Pos, ein Anblick, der zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Es war wirklich ein fröhliches Fest, und etwas von der Wärme und dem Kameradschaftsgeist, der den Raum erfüllte, sprang auch auf Molly über. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass es einzig und allein in ihrer Hand lag, selbst ein Teil des Ganzen zu werden, auch wenn sie insgeheim bezweifelte, dass sie sich so schnell und problemlos wie ihre Mutter und Schwester einfügen würde.

    Das Licht wurde gedämpft, und die Musiker stimmten einen langsamen Walzer an. Rachel und Joe entschuldigten sich, um sich endlich auch ins Vergnügen zu stürzen.

    Ernie knuffte Lydia sanft in die Seite. „Möchtest du tanzen, Honey?"

    Lydia wollte schon begeistert aufspringen, als ihr bewusst wurde, dass Molly dann allein am Tisch zurückbleiben würde. Seufzend lehnte sie sich wieder auf ihrem Stuhl zurück. „Nein danke, im Moment nicht."

    „Komm schon, Mutter, es macht mir wirklich nichts aus. Ich werde einfach hier sitzen und die schöne Musik genießen", versicherte Molly. Mit einem Lächeln beobachtete sie, wie ihre Mutter auf die Tanzfläche zusteuerte.

    Plötzlich spürte Molly sich von einer starken Hand am Ellbogen gepackt und hochgezogen. „Na, wie geht’s, Doc?" In der tiefen, männlichen Stimme schwang ein amüsierter Unterton mit.

    „Hey, einen Moment mal!, fuhr sie aufgebracht herum. „Ach, du bist’s.

    Clay Cusak verbeugte sich spöttisch. Sein schelmisches Grinsen war immer noch dasselbe wie früher, doch seine Gesichtszüge waren gereift und kaum mehr als pausbäckig zu bezeichnen. „In Fleisch und Blut."

    Und nicht zu verachten, wie Molly sich widerstrebend eingestehen musste. Sie hatte Clay nie ausstehen können, und es ärgerte sie festzustellen, wie unverschämt gut er aussah. Wenn es nach ihr ginge, hätte er als Strafe für seine zahllosen Jugendsünden fett und kahlköpfig sein müssen.

    „Ich habe keine Lust zum Tanzen", sagte sie unwirsch.

    Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Immer noch frostig nach all den Jahren? Er beugte sich vor, und der frische Duft seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase. „Hör mal, die Leute gucken schon. Wenn du dich jetzt wieder hinsetzt, werden sie sich moralisch verpflichtet fühlen, über uns zu tratschen.

    Molly wusste, dass er recht hatte. Auch sie registrierte die neugierigen Blicke. Notgedrungen rang sie sich zu einem halbherzigen Lächeln durch. „Na schön, dann lass uns also tanzen."

    Clay war angenehm überrascht gewesen, als er Molly Fox in der Menge entdeckte. Jene Molly, an die er sich erinnerte, lief immer mit einem Buch vor der Nase durch die Gegend, das heißt, wenn sie sich nicht gerade über ihn und Rachel beklagte. Eigentlich hatte er erwartet, ihre schönen graugrünen Augen hinter dicken Brillengläsern versteckt zu sehen.

    Doch stattdessen strahlten diese Augen vor Energie und Lebensfreude. Das glänzende dunkle Haar fiel ihr locker auf die entblößten Schultern. Ihre Lippen, vor Missbilligung schmal und verkniffen, wie er sich vorgestellt hatte, waren voll und weich geschwungen. Sie war noch immer genauso hübsch wie damals, womöglich sogar noch hübscher, jetzt, da die Jahre ihren klassischen Zügen eine natürliche, reife Würde verliehen hatten.

    Er konnte sich kaum vorstellen, dass er dieselbe Molly vor sich hatte, die Spielverderberin seiner Jugendzeit. Und doch war sie es. Und sie brachte es immer noch fertig, dass er sich wie ein linkischer Teenager vorkam.

    „Hoffentlich bist du jetzt zufrieden, Cusak, zischte sie, während er sie schwungvoll herumdrehte. „Alle starren uns an.

    „Fein. Er blickte jungenhaft grinsend zu ihr hinab. „Es freut mich festzustellen, dass es dir immer noch gelingt, einem Eskimo die Füße abzufrieren mit deinem eiskalten Blick. Versetzen Sie Ihre Patienten mit diesem Blick auch unter Vollnarkose, Frau Doktor?

    „Das nicht, aber gegen unwillkommene Charmeure wirkt er allemal."

    „Das habe ich mir gedacht." Seine Augen blitzten mutwillig, so wie sie es von früher in Erinnerung hatte. Immer wenn er sie so angesehen hatte, hatte sie keine fünf Minuten später feststellen müssen, dass sich eine Schlange in ihrem Ranzen verbarg oder dass aus ihrem Tagebuch eine Seite herausgerissen war.

    Auch an Clay war die Zeit nicht spurlos vorübergegangen, sondern hatte ihn zu einem äußerst attraktiven Mann heranreifen lassen. Ein erregender Schauer durchrieselte Mollys Körper, als er sich eng an sie schmiegte. Hey, das ist doch bloß Clay Cusak, der Lausejunge aus der Nachbarschaft, der dir die Jugendzeit vergiftet hatte, wo er nur konnte, rief sie sich in Erinnerung, aber es half nicht viel. Die Schauer jedenfalls ebbten nicht ab.

    „Setz doch nicht so eine sorgenvolle Miene auf, Molly. Ich verspreche dir, dass ich heute Abend keinen einzigen Frosch in der Jackentasche habe."

    Molly spürte seinen warmen Atem auf ihrem Haar, und sie bemühte sich um mehr Abstand zu ihm. Dieser starke, markante Mann unterschied sich entschieden von dem schlaksigen Jungen, der er einmal gewesen war. Er sah anders aus. Er fühlte sich anders an. Er duftete sogar anders.

    Clay zog sie wieder dichter an sich und flüsterte ihr zu: „Entspann dich, Molly. Lass uns doch heute Abend einfach mal unsere Probleme von damals vergessen und so tun, als seien wir alte Freunde."

    Wenn man die höchst beeindruckende Wirkung bedachte, die er auf sie ausübte, würde es gar nicht so schwer sein, die Vergangenheit zu vergessen. Das schummerige Licht, die verträumte Musik, das verliebte Flüstern um sie herum – all das schirmte sie wie ein fester Panzer gegen unliebsame Erinnerungen ab.

    Molly erkannte natürlich sofort die Gefahr, die darin lag, und sie wünschte, Clay würde sie nicht ganz so fest an sich drücken. Sie wollte die Hitze seines Körpers nicht spüren, genauso wenig wie die Gänsehaut, die seine Lippen dicht an ihrem Ohr auf ihrer Haut hervorriefen. Er schien sich seiner Wirkung auf sie ganz genau bewusst zu sein und die Situation zu genießen. Was Molly nur umso mehr ärgerte.

    Sie wand sich in seinen Armen und bemerkte kalt: „Du hältst mich zu fest, Cusak."

    „Wir sind doch einfach nie einer Meinung, was? Er lachte amüsiert. „Ich finde eher, dass ich dich noch nicht fest genug halte.

    Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, tippte Dell Harley, der Automechaniker, Clay auf die Schulter. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich jetzt übernehme?"

    Sie rechnete fest damit, dass Clay ganz entschieden etwas dagegen haben würde, ja, sie hoffte es sogar. Doch in diesem Moment wechselte die Musik zu einem schnelleren Rhythmus, und Molly überließ sich schulterzuckend Dells schwungvoller Führung.

    Es dauerte Stunden, ehe sie wieder in Clays Armen landete. In der Zwischenzeit hatte er beinahe mit jeder der im Raum anwesenden Frauen getanzt, wie Molly mit einem leisen Anflug von Eifersucht feststellte. Jetzt, gegen Ende der Party, war es wieder Zeit für die leisen, romantischen Töne, und ihre Körper wiegten sich im Rhythmus der langsamen Musik.

    Clay ließ die Hand Mollys Rücken hinuntergleiten und presste sie noch fester an sich. Irritiert registrierte sie, wie ihr verräterisches Herz anfing, aufgeregt zu schlagen. Sie spürte seine Hand heiß und besitzergreifend durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Seine Beine rieben sich an ihren, und er schmiegte seine Wange an ihre Schläfe. Molly versuchte sich zu überzeugen, dass all das weder ihm noch ihr wirklich etwas bedeutete. Er war eben ein unheilbarer Schürzenjäger, und sie war ganz einfach schon zu lange allein.

    Nachdem das Lied verklungen war, löste Molly sich aus seinen Armen und sah, wie Rachel und Joe ihr zum Abschied zuwinkten, bevor sie durch das große Eingangsportal nach draußen verschwanden. „Danke für den Tanz, Clay", sagte sie mit leicht vibrierender Stimme.

    „Es war mir ein Vergnügen."

    „Ich muss jetzt gehen. Meine Meute ist schon aufgebrochen. Sie hatte es eilig, seiner beunruhigenden Nähe zu entkommen, doch zu ihrer Bestürzung schien er nicht die Absicht zu haben, sich nett und freundlich zu verabschieden. Stattdessen folgte er ihr bis zu ihrem Tisch, wo sie rasch nach Jacke und Handtasche griff. „Also, ich gehe jetzt, versuchte sie es noch einmal. „Rachel und Joe warten draußen bestimmt schon auf mich."

    „Nein, das tun sie nicht." Er nahm ihren Arm und begleitete sie hinaus.

    „Wie meinst du das?" Sie beschleunigte ihren Schritt auf der Suche nach den beiden vertrauten Gestalten.

    „Du brauchst dich nicht so zu beeilen, sie sind längst weg. Rachel fühlte sich nicht wohl, und ich habe ihnen versprochen, dich nach Hause zu bringen."

    Molly blieb wie angewurzelt stehen und sog scharf die Luft ein. „Was war los mit ihr?"

    Clay zuckte gleichmütig die Schultern. „Vermutlich hat sie bei Mrs. Pringles Käsekuchen ein bisschen zu kräftig zugelangt. Sie hat drei überdimensional große Stücke verschlungen. Joe erzählte mir, dass sie zurzeit ganz verrückt auf Süßigkeiten ist. Neulich haben sie es doch tatsächlich fertiggebracht, mitten in der Nacht bei mir zu klingeln. Joe hat mich händeringend bekniet, den Drugstore zu öffnen, da Rachel ohne ein bestimmtes Kirschbonbon einfach nicht einschlafen konnte."

    „Clay, Mollys Stimme klang verärgert, „warum hast du dich so großmütig erboten, mich nach Hause zu bringen?

    „Ganz die alte, vorsichtige Molly, hm? Immer auf der Hut vor unliebsamen Überraschungen."

    „Und dir mangelt es nach wie vor an der nötigen Ernsthaftigkeit, erwiderte sie steif. „Na los, heraus damit, warum dieses großzügige Angebot?

    Er hatte schon fast vergessen, wie viel Spaß es ihm immer gemacht hatte, Molly zu necken. Es gab Dinge, die änderten sich eben nicht. „Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass mir vor lauter Aufregung die Knie zittern, wenn ich mit einer Frau tanze, und …"

    Molly stieß ein nervöses Lachen aus. „Immer noch derselbe Witzbold wie damals, hm?", unterbrach sie ihn.

    Er hatte seine Worte durchaus ernst gemeint, aber er wusste auch, dass Molly es vorzog, sie als Scherz aufzufassen. Und ebenso wusste er aus Erfahrung, dass es reine Zeitverschwendung war, über diesen Punkt diskutieren zu wollen. Doch er wollte nicht lügen, nur um sie zu besänftigen. Sollte sie doch glauben, was sie wollte.

    „Ich möchte dich nach Hause bringen, weil wir uns seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen haben. Ich dachte, wir hätten uns nach all den Jahren vielleicht etwas zu sagen, bekannte er offen. „Außerdem fühle ich mich irgendwie zu dir hingezogen. Kaum waren die Worte heraus, da wurde ihm auch schon bewusst, wie abgedroschen sie klangen. Er bedachte Molly mit einem zweideutigen Augenzwinkern. „Ich dachte, ich könnte dich gleich auf der Stelle vernaschen, Baby", meinte er betont lüstern.

    „Okay, okay." Sie hob beschwichtigend die Hände. Seit Beginn ihres Medizinstudiums hatte sie alles vermieden, was sie von ihrer Karriere hätte ablenken können. Männern gegenüber demonstrierte sie gekonnt kühles Desinteresse, eine Fassade, die sich ganz und gar nicht mit der warmherzigen und mitfühlenden Art deckte, die sie Patienten und ihren Angehörigen entgegenbrachte.

    Wahrscheinlich reagierte sie einfach nur mal wieder zu überzogen. Das Problem war, dass Molly ihre körperlichen Bedürfnisse so lange sträflich vernachlässigt hatte, dass diese förmlich zu einer tickenden Zeitbombe geworden waren.

    Na gut, was war denn schon dabei, wenn sie sich aus einer momentanen Stimmung heraus zu Clay hingezogen fühlte, einem Mann, den sie früher verabscheut hatte? Das hieß noch gar nichts. Sie hatte es doch bestimmt nicht nötig, einen vier Jahre jüngeren Mann zu vergraulen. Schließlich hatte sie ihm die Nase geputzt, als er noch der kleine Bengel von nebenan gewesen war.

    Sie waren bei seinem Wagen angekommen, und Molly sah lächelnd zu Clay auf. „Okay, du tust einer alten Freundin einfach nur einen kleinen Gefallen. Vergessen wir also das ganze Theater. Ich komme freiwillig mit."

    „Och, gib doch bloß nicht so schnell auf, neckte er sie grinsend. „Das verdirbt einem ja den ganzen Spaß.

    2. KAPITEL

    Sie stiegen in Clays gepflegten, metallicblauen Minivan. Erst nachdem er den Wagen gewendet hatte und in die nächtlich ruhige Straße eingebogen war, redete er weiter.

    „Nun, Molly, wie gefällt dir Morgan’s Point denn so?"

    „Es scheint sehr nett zu sein. Die Leute sind es zumindest. Es ist mir fast peinlich, mit welchem Aufwand sie mich empfangen haben."

    „Wir haben uns bemüht, dich mit unserer Gastfreundschaft zu beeindrucken. Hat es wenigstens funktioniert?"

    Molly nickte.

    „Du bleibst also hier, Doc?"

    „Ich weiß noch nicht recht, bekannte sie offen. „Morgan’s Point ist eine reizende kleine Stadt, und die Leute sind wirklich sehr freundlich. Meine Familie lebt hier …

    „Aber?"

    „Aber ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, wo ich mich überhaupt niederlassen möchte."

    „Wir brauchen einen qualifizierten Arzt, Molly. Vermutlich haben Rachel und Joe dir bereits erzählt, wie viel Mühe es uns gekostet hat, die neue Praxis durchzusetzen?"

    „Ja, das haben sie." Sie hatte jedes Detail darüber zu hören gekriegt. Ihre Schwester und ihr Schwager hatten wie die Löwen darum gekämpft, öffentliche Gelder zu erhalten. Und wenn sie nicht bald die konkrete Zusage eines Arztes vorweisen konnten, würden diese Gelder eingefroren. Das würde die örtliche Bank, die das Bauvorhaben vorfinanziert hatte, an den Rand des Ruins bringen.

    „Ich will dich natürlich nicht unter Druck setzen, meinte Clay ungewöhnlich ernst. „Aber es hängt eine Menge von deiner Bereitschaft ab, dich hier niederzulassen. Angefangen beim allgemeinen Gesundheitsniveau der Einwohner bis hin zur finanziellen Sicherheit des Ortes.

    Molly lachte trocken auf. „O nein, du setzt mich überhaupt nicht unter Druck, erwiderte sie spöttisch. Leise fügte sie hinzu: „Ich denke immer noch über das Angebot der Stadtverwaltung nach.

    „Das freut mich zu hören."

    „Und mich freut es, dass wir Gelegenheit zu diesem Gespräch haben, Clay. Ich gebe zu, dass ich zuerst nicht besonders erpicht darauf war, dich wiederzusehen."

    „Warum nicht?" Er fragte sich, ob auch sie diese seltsame Mischung aus Angst und Vorfreude gequält hatte.

    „Ich wusste eigentlich nie so genau, wie ich mit dir umgehen sollte. Es ist dir immer hervorragend gelungen, mich zur Weißglut zu bringen. In dieser Beziehung warst du ein richtiges Naturtalent, wenn ich mich recht erinnere. Ja, du konntest wirklich ein ausgesprochenes Ekel sein."

    „War ich tatsächlich so schlimm?", fragte er mit einem raschen Seitenblick auf Molly.

    Sie gab vor, erst über diese Frage nachdenken zu müssen. „Ich wüsste niemanden, der dir in dieser Beziehung hätte das Wasser reichen können."

    „Jetzt übertreibst du aber!", protestierte er gekränkt.

    „Ich muss es doch wissen, erinnerte sie ihn ohne Vorwurf. „Schließlich war ich die bevorzugte Zielscheibe für deine ach so harmlosen Späße.

    „Reiß eine Seite aus dem Tagebuch eines jungen Mädchens, und sie wird dir nie verzeihen", meinte er düster.

    „Außerdem warst du der Hauptgrund für meine ganzen Streitereien mit Rachel. Du hast sie immer in deine wilden Eskapaden mit hineingezogen. Sie ist es doch gewesen, die dir verraten hat, wo ich mein Tagebuch aufbewahrte."

    „Schuldig, Euer Ehren. Aber ich plädiere auf mildernde Umstände. Ich war damals elf Jahre alt und gerade dabei, eine vorpubertäre Phase durchzumachen. Die Tatsache, dass ich insgeheim bis über beide Ohren in dich verschossen war, hat die Sache auch nicht gerade erleichtert."

    „Das warst du doch gar nicht", widersprach sie. Molly warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Wohl zum hundertsten Mal an diesem Abend ließ seine männlich-attraktive Erscheinung ihr Herz schneller schlagen.

    „Doch, das war ich", beharrte er dickköpfig.

    „Mit elf?, gab sie skeptisch zu bedenken. „Damals hast du dich doch nur für Dummejungenstreiche interessiert.

    „Was blieb mir denn anderes übrig, um deine Aufmerksamkeit zu erregen? Du hättest mich doch sonst kaum wahrgenommen."

    Inzwischen hatten sie das Haus ihrer Mutter erreicht, und Clay bog in die kiesbestreute Auffahrt ein.

    „Da brennt ja noch Licht. Willst du nicht auf einen Kaffee mit hereinkommen?", lenkte Molly versöhnlich ein.

    „Gern. Womöglich hat Lydia mal wieder ihre leckeren Kekse gebacken", fügte er hoffnungsvoll hinzu, während sie die Verandatreppe hochstiegen.

    Molly schloss die Tür auf und stellte überrascht fest, dass niemand im Wohnzimmer war. „Oh, sie müssen wohl doch schon zu Bett gegangen sein und haben das Licht für mich brennen lassen."

    „Heißt das, ich bekomme keine Kekse?", meinte Clay enttäuscht.

    Mit einem verschmitzten Lächeln kickte Molly ihre Sandalen von den Füßen und warf ihre Handtasche auf das Sofa. „Na komm schon, Cusak. Sie ging in die Küche, gefolgt von Clay. „Ich erkläre mich sogar bereit, den Kaffee zu machen.

    „Zu Keksen trinke ich aber lieber Milch. Er öffnete einen Schrank, um sich ein Glas herauszunehmen. „Wie steht’s mit dir?

    „Ich hätte eigentlich gern Kaffee, erkläre mich aber auch mit Milch einverstanden." Molly öffnete den Deckel einer verheißungsvoll schweren Keksdose, und Clay reichte ihr einen Teller. Sie häufte eine ordentliche Portion des frischen Gebäcks darauf, nahm ihn in die Hand und trat durch die Terrassentür nach draußen.

    „Hör mal, Clay, da gibt es etwas, was ich jetzt gleich mal klarstellen will, begann sie unvermittelt. „Ich wäre selbstverständlich nach Hause gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass Mom sich ernsthaft verletzt hat, als sie von dem Auto angefahren wurde. Sie behauptete aber steif und fest, sich nur das Bein gebrochen zu haben, und Rachel hat diese Version bestätigt.

    „So war es ja auch."

    „Es war weitaus schlimmer, und das weißt du ganz genau. Ich hatte gehofft, wenigstens Weihnachten kommen zu können, um bei Rachels und Moms Hochzeit dabei zu sein. Leider hat sich meine Stellvertreterin verspätet, und ich konnte erst letzte Woche weg."

    „Dafür hat jeder vollstes Verständnis, Molly. Du brauchst dich wirklich nicht zu entschuldigen, schon gar nicht bei mir."

    „Mom hat es schon immer ausgezeichnet verstanden, gegenüber dir und Rachel ihren Kopf durchzusetzen."

    „Ja, das kann man wohl sagen. Und damals nach dem Unfall wollte sie dir unnötige Sorgen ersparen."

    „Rachel und du, ihr habt euch also immer noch gegen mich verschworen."

    „Diesmal trägt Lydia die Verantwortung für die Verschwörung, erinnerte er sie. „Allerdings haben Rachel und ich es nie so recht verwunden, dass du immer ohne Strafe davongekommen bist. Wie damals, als du uns einen Eimer Abwaschwasser über den Kopf gegossen hast, nur weil wir ein paar Kekse gemopst hatten. Und wir mussten die ganze Bescherung dann aufwischen.

    „Hey, jetzt übertreibst du aber! Ich habe euch höchstens ein bisschen nass gespritzt, aber …"

    „Nass gespritzt? Es war ein ganzer Eimer voll schmutzigem Seifenwasser."

    „Stimmt nicht, und ich muss es schließlich wissen, denn ich bin älter und erinnere mich genau daran."

    Die Tatsache, dass sie ihren Altersunterschied zur Sprache brachte, ließ Clay vermuten, dass sie darunter litt. „Ich fürchte, dein Gedächtnis hat ein wenig nachgelassen. Eine häufige Begleiterscheinung bei zunehmendem Alter. Bequemerweise hast du all die kleinen Gemeinheiten vergessen, die du angestellt hast, stimmt’s?"

    „Was, um Himmels willen, habe ich dir je angetan? Na los, raus mit der Sprache!", rief sie herausfordernd.

    „Ach, wechseln wir lieber das Thema."

    „Aha, dazu fällt dir wohl nichts ein, was?"

    „Schon möglich. Lachend reichte er ihr einen Keks. „Hier, nimm einen davon. Vielleicht versüßt dir das die Laune.

    Sie griff nach dem Keks, den er ihr hinhielt. Das mutwillige Aufblitzen in seinem Blick zeigte ihr, dass er nur auf eine gekränkte Bemerkung wartete, die sie sich jedoch verkniff. Clay hatte schon immer die besondere Begabung besessen, sie auf die Palme zu bringen, und

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