Das Leuna Konzept: Michael Korn & Liz Croll Band 6
Von Matthias Boden
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Das Leuna Konzept - Matthias Boden
Das Leuna Konzept
Michael Korn und Liz Croll Band 6
Thriller
Matthias Boden
Copyright © 2022
Alle Rechte bei Matthias Boden
Werrestraße 107b
32049 Herford
E-Mail: MatthiasBoden8@gmail.com
9798361264131
Der Schreiner Ben Isherwood findet nach dem Tod seines Großvaters unter seinen Sachen versteckte Papiere. Scheinbar wurden sie während des Krieges von den britischen Truppen in Deutschland geraubt. Sie trugen den Namen »Konzept Leuna«, was auf synthetisch produziertes Benzin hinwies. Durch unglückliche Umstände werden diese Papiere in der ganzen Welt bekannt. Während die Mineralölkonzerne ein großes Interesse daran zeigten, fürchteten die Staaten der OPEC um ihr Geschäftsmodell. Interpol wird darauf aufmerksam und die Direktorin Rhonda Miller bittet ihr Team aus Nassau das Ehepaar zu beschützen. Bevor sie das Ehepaar erreichen, werden sie bereits ermordet und die sicher versteckten Papiere sorgen für einen tödlichen Wettstreit unter den Jägern der Technologie.
Für Kim N.,
die mir meine fehlende große Liebe ersetzt und das Vermissen etwas erleichtert.
Inhalt
Prolog
England, Leeds
1. Kapitel
Bahamas, Nassau
2. Kapitel
England, Birmingham
England, Leeds
3. Kapitel
Bahmas, Nassau
England, Birmingham
4. Kapitel
England, Birmingham
Bahamas, Nassau
5. Kapitel
England, London
England, Birmingham
6. Kapitel
England, Birmingham
England, London
Frankreich, Lyon
7. Kapitel
Bahamas, Nassau
Jordanien, Gerasa
8. Kapitel
Bahamas, Nassau
England, Birmingham
9. Kapitel
England, London
England, Luftraum über Plymouth
10. Kapitel
England, Birmingham
11. Kapitel
Vereinigte Staaten, Langley (VA)
Bahamas, Nassau
12. Kapitel
England, Birmingham
Österreich, Wien
England, London
13. Kapitel
England, Birmingham
14. Kapitel
England, Birmingham
15. Kapitel
England, Birmingham
16. Kapitel
England, London
England, Birmingham
17. Kapitel
England, Birmingham
18. Kapitel
England, Birmingham
19. Kapitel
England, Birmingham
20. Kapitel
Österreich, Wien
Vereinigte Staaten, Langley (VA)
21. Kapitel
England, Birmingham
Italien, Modena
22. Kapitel
Schweiz, Luftraum über Bern
England, London
23. Kapitel
England, Birmingham
Frankreich, Lyon
24. Kapitel
Österreich, Wien
England, Birmingham
25. Kapitel
England, London
England, Birmingham
26. Kapitel
Österreich, Wien
Vereinigte Staaten, Langley (VA)
England, Birmingham
27. Kapitel
England, Birmingham
England, Birmingham
28. Kapitel
England, Birmingham
29. Kapitel
England, London
England, Birmingham
30. Kapitel
England, Birmingham
31. Kapitel
Frankreich, Lyon
England, Birmingham
32. Kapitel
England, London
Frankreich, Lyon
33. Kapitel
England, Birmingham
34. Kapitel
England, Birmingham
35. Kapitel
England, London
England, Birmingham
36. Kapitel
England, Birmingham
37. Kapitel
England, London
England, Birmingham
Frankreich, Lyon
38. Kapitel
England, Birmingham
Deutschland, Berlin
39. Kapitel
Frankreich, Lyon
England, Stourbridge
40. Kapitel
England, Birmingham
Bahamas, Nassau
41. Kapitel
Deutschland, Berlin
England, Stourbridge
Frankreich, Lyon
42. Kapitel
England, Stourbridge
43. Kapitel
Frankreich, Lyon
England, London
44. Kapitel
Deutschland, Berlin
England, Stourbridge
45. Kapitel
England, Birmingham
46. Kapitel
Deutschland, Berlin
England, Birmingham
47. Kapitel
Deutschland, Berlin
England, Birmingham
48. Kapitel
Deutschland, Berlin
49. Kapitel
England, London
50. Kapitel
England, London
51. Kapitel
Frankreich, Lyon
Deutschland, Berlin
52. Kapitel
Deutschland, Berlin
Österreich, Wien
53. Kapitel
England, London
54. Kapitel
Deutschland, Berlin
Frankreich, Lyon
55. Kapitel
England, London
56. Kapitel
Deutschland, Berlin
57. Kapitel
England, London
58. Kapitel
England, London
59. Kapitel
Deutschland, Berlin
Epilog
Deutschland, Berlin
Frankreich, Lyon
Bahamas, Nassau
Danksagung
Die Reihe um Liz Croll und Michael Korn
Projekt Lucien:
Das Ikarus Puzzle:
Spur der Todesengel:
Ein tödliches Komplott:
Eiskaltes Grab
Prolog
England, Leeds
Schon seit einigen Stunden parkte ein blauer Transporter vor dem alten Haus in der Saint Martins Road im nördlichen Teil von Leeds. Nach und nach trugen einige Männer Möbel und andere Einrichtungsgegenstände aus dem Haus. Bis vor Kurzem wohnte darin ein alter Herr. Sein Enkel musste jetzt nicht nur die Beerdigung organisieren, sondern auch das alte Wohnhaus seines Großvaters ausräumen. Es war unglaublich, was sich im Laufe seines langen Lebens in dem Haus ansammelte.
Am frühen Morgen hatten sie bereits angefangen, die meisten Möbel in Einzelteile zu zerlegen, und sie auf die Ladefläche des Transporters zu legen. Typisch für England war das stark bewölkte Wetter. Der Nieselregen hörte erst kurz vor Sonnenaufgang auf. Die alte Straße mit dem neuen Belag war fast so rutschig wie im Winter. Dabei war es erst September und noch nicht kalt. Die Temperatur auf der Insel hielt sich konstant bei angenehmen siebzehn Grad.
Gegen Mittag verließ der Sohn des ehemaligen Bewohners das Haus und fuhr in die Innenstadt von Leeds. Die Mägen knurrten schon und er wollte ein Mittagessen besorgen, um seine drei Helfer bei Laune zu halten. Die verbliebenen drei Männer trugen noch einige Kartons zu dem Transporter. Darin waren die letzten Habseligkeiten des kürzlich Verstorbenen verborgen. Das Haus war schon nahezu leer geräumt.
Sie hatten am Freitag Mittag schon begonnen und das Wochenende über gearbeitet. Während Ben Isherwood das Mittagessen besorgte, ließen sich seine drei Helfer zu einer Pause im ehemaligen Wohnzimmer nieder. Dort lag noch ein abgenutzter alter Teppich, den sie als Unterlage verwendeten. Zwei der Männer strichen sich den Schweiß von der Stirn und fummelten ihre Zigaretten aus der Tasche. Die anstrengende Arbeit hinterließ deutliche Spuren.
Die kleineren Verletzungen ignorierten sie einfach. Trotzdem war die Kraft schon fast aufgebraucht. Immerhin war ein Ende schon absehbar. Es fehlten nur noch wenige Kartons, die sie in dem Transporter unterbringen mussten. Den kompletten Keller und das Erdgeschoss des Häuschens hatten sie schon ausgeräumt und entsorgt. Anfangs hatten sie das Gefühl, dass es gar nicht weniger wurde. Der alte Veteran sammelte in der Zeit doch einigen Mist an.
Ben entschied sich dazu, das meiste davon zu entsorgen. Die alten Möbel konnte er komplett verbrennen. Sie hatten schon viele Jahre auf dem Buckel, waren abgenutzt und nicht mehr hübsch anzuschauen. Früher versuchte Ben seinem Großvater noch wenigstens ab und zu ein neues Möbelstück anzudrehen. Allerdings stieß er dabei immer auf taube Ohren. Der alte Mann wollte nichts neues mehr. Er fühlte sich in seiner Einrichtung wohl.
Viele Erinnerungen hingen an der Einrichtung, die er sich so bewahrte. Ben war unweit von hier aufgewachsen und groß geworden. Sein altes Kinderzimmer was er im Haus des Großvaters bewohnte, wurde nach seinem Auszug zu einer Abstellkammer. Sein Großvater lagerte dort einige Haushaltsgeräte, die er aufgrund seines Alters nicht mehr benötigte. Der alte Haudegen erreichte das stolze Alter von 103 Jahren, bevor sein Herz den Dienst endgültig einstellte. Eigentlich wollte er sein Arbeitsleben als Buchmacher verbringen.
Sein Schicksal entschied sich aber anders. Gerade als er in das Berufsleben eintreten wollte, rief man ihn zum Dienst an der Waffe auf. Der letzte Weltkrieg machte aus ihm einen Soldaten im Dienste der Royal Air Force. Er war aber kein Flieger, sondern nur Besatzungsmitglied, die damals für die Bomber im Kampf gegen die Nazis gebraucht wurden. Nach dem Krieg blieb er Soldat und brachte es bis zum Chief Technician. Dann war sein Dienst aber vorbei und er zog sich in das Häuschen in Leeds zurück.
Ben kam erst viele Jahre nach dem Krieg zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er mit seiner Mutter und dem Vater und dem Großvater in diesem Haus, was er jetzt ausräumen musste. Schweren Herzens verkaufte er sein Elternhaus nach dem Tod seines Großvaters. Er lebte schon einige Jahre in Birmingham mit seiner Frau. Kinder hatten die beiden nie gewollt. Ben war handwerklich begabt und arbeitete als Schreiner. Seine Frau verbrachte ihre Zeit als Lehrerin einer Grundschule.
Nach dem Tod seiner Mutter besuchten die beiden, Bens Vater so oft sie konnten. Er freute sich immer sehr, die beiden bei sich zu haben. Aber sein Vater war nie bei guter Gesundheit und erlag schon im jungen Alter von 59 Jahren einem Herzinfarkt. Der Großvater hingegen war noch sehr lange fit. Durch seinen langen Militärdienst stellte man ihm im Alter alle Annehmlichkeiten zur Verfügung. Die Armee besorgte ihm nicht nur eine Pflegerin, sondern auch noch eine Haushälterin, die sich um ihn kümmerte.
Offiziell gehörte das Haus jetzt Ben, aber er musste es doch verkaufen. Sein Lebensmittelpunkt lag zwei Stunden weiter südlich auf der Insel in Birmingham. Diese ständige Pendelei konnte sich niemand erlauben und das Haus selbst lag in einer eher unscheinbaren Gegend. Das meiste, was sich hier fand, waren Kirchen und der Großteil der Bevölkerung lebte in anderen Stadtteilen mit mehr Arbeitsplätzen. Leeds war in den vergangenen Jahren immer mehr vernachlässigt worden.
Die meisten Papiere hatte Ben bereits nach Birmingham gebracht. Dort setzte er sich nach Feierabend hin und kontrollierte, was noch alles zu erledigen war. Die Versicherungen waren zu kündigen und der ganz normale Irrsinn nach jedem Todesfall in der Familie begann. Den letzten Teil würde er auch noch ohne seine drei Helfer schaffen. Das Haus musste besenrein übergeben werden und auf dem kleinen Dachboden standen nur noch drei kleine Koffer herum.
Darin lagerte sein Großvater die alte Militäruniform und wenige Erinnerungsstücke an die Zeit des Krieges mit seinen Kameraden. Ben wollte sie aus sentimentalen Gründen noch behalten. Sie würden auf seiner letzten Fahrt nur wenig Platz im Kofferraum einnehmen. Nun galt es erst einmal die drei Helfer mit Essen zu versorgen. Sie hatten die Arbeiten schon eingestellt und warteten auf Ben, der gerade wieder vor dem Haus ankam.
Er besorgte Getränke und Pizzen für sich und die Helfer. Am Nachmittag wollten sie bereits fertig sein und sie lagen deutlich besser in der Zeit, als sie es erwarteten. Eine längere Mittagspause war für alle eine gelungene Abwechslung. Auch Ben musste morgen wieder bei der Arbeit sein. Immerhin war es dann Montag und die neue Arbeitswoche begann. Bis zum Abend wäre er schon längst fertig. Dann musste er nur noch nach Hause zu seiner Frau, die sicher schon mit dem Essen auf ihn warten würde.
Nach der Stärkung rafften sich die drei Männer wieder auf und kümmerten sich um die letzten Kisten, die noch verschwinden mussten. Irgendwie ging nach der Mittagspause alles besser von der Hand. Sie brauchten nur knapp zwei Stunden bis auch der letzte Karton auf der Ladefläche des Transporters stand. Seine Freunde durften den verdienten Feierabend antreten. Die Ladung des Transporters entsorgte morgen ein befreundeter Mitschüler. Er hatte sich in Leeds ein Entsorgungsunternehmen aufgebaut und ihm den Transporter bereitgestellt.
Sie verabschiedeten sich voneinander. Die drei Helfer hatten es verdient die letzten Stunden des Wochenendes noch mit ihren Familien zu verbringen. Natürlich würde sich Ben bei ihnen revangieren. Früher oder später gab es weitere Elternhäuser, die ausgeräumt werden mussten, wo er dann auch mit von der Partie war. Alte Freunde halfen sich untereinander. Dabei war es egal, wo man sich auf der britischen Insel aufhielt.
Die drei Helfer nahmen noch ihre Habseligkeiten mit und ließen Ben dann alleine. Erst stand er nachdenklich in dem Raum, in dem gestern noch die Küche stand. Was sollte er zuerst angehen. Ausfegen oder die Koffer vom Dachboden holen? Er entschied sich, erst zu fegen. Die Arme schmerzten noch ein wenig von der ewigen Tragerei und so bekam er eine längere Verschnaufpause. Damit der aufgewirbelte Staub besser abziehen konnte, öffnete er die Fenster.
Quälend langsam kehrte er einen Raum nach dem anderen aus. Den ganzen Staub fegte er zu kleinen Häufchen zusammen, die er später in einem Müllsack in der halb vollen Mülltonne entsorgte. Nachdem er die ganzen Räume gereinigt hatte, war es an der Zeit die Koffer vom Dachboden zu holen. Schwer waren sie nicht, aber er musste sie über die schmale Leiter zum Ausklappen herunter balancieren. Nach den ganzen Anstrengungen des Tages war das nicht wirklich erholsam und ihm fehlte schon langsam die Kraft.
Nachdem die Koffer in seinem Kofferraum verstaut waren, schaute er sich noch einmal in dem nun leeren Haus um. Die vielen vergangenen glücklichen Zeiten gingen ihm durch den Kopf. Obwohl die komplette Einrichtung schon lange verschwunden war, konnte er sie noch vor sich sehen. Diese Erinnerungen hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Bilder aus glücklichen Tagen mit seinem Vater und der Mutter und der betagte Großvater mit dem zahnlosen lächeln.
Der alte Veteran liebte seinen kleinen Enkel und beschäftigte sich oft stundenlang mit ihm. Vor allem kannte er Tausende Geschichten, die er ihm immer und immer wieder erzählte. Ben liebte das als kleiner Junge. Er konnte seinem Großvater tagelang zuhören. Zusammen saßen sie mit einem Tee und etwas Gebäck an dem alten Küchentisch. Das waren wundervolle Zeiten für den kleinen Jungen. Die Bilder davon waren auf ewig in seinen Erinnerungen gespeichert.
Zum letzten Mal verließ er das alte Haus, verschloss die Haustür und setzte sich in sein Auto. Als er davonfuhr, beobachtete er das kleine Häuschen im Innenspiegel, bis es endgültig verschwand. Die zwei Stunden Fahrt nach Birmingham verliefen ohne Zwischenfälle. Die Schnellstraßen des Vereinigten Königreichs waren gut ausgebaut und an diesem Sonntag nicht groß befahren. Aufpassen musste Ben nur wegen der Nässe, die sich in dem Asphalt scheinbar noch tagelang halten würde.
* * *
Aber die britische Insel war auch nicht mit viel Sonne gesegnet. Irgendwo regnete es ständig und es wurde auch nicht wirklich heiß im Sommer. Daran konnte man einfach nichts ändern. Ben erreichte seine Wohnung in Birmingham. Durch das kleine Küchenfenster sah er schon seine geliebte Mary, die in der Küche am Herd stand. Vergnügt und singend rührte sie in einem Topf. Er liebte seine Frau. Sie war einfach immer bei bester Laune. Da wurde eine Runde mit dem Staubsauger auch gerne mal zu einer Tanznummer.
Mary Isherwood war eine wahre Frohnatur. Ohne laufendes Radio im Hintergrund summte sie sich ihre eigene Musik, zu der sie vergnügt tanzte. Ihre gute Laune verlor sie nie, da konnte passieren, was wollte. Sie hatte Ben bei einem Konzert kennengelernt. Mittlerweile waren sie schon seit acht Jahren verheiratet. Ben war immer glücklich, wenn er sie sah. Ihre gute Laune wirkte immer ansteckend auf ihn. Mit ihr zusammen konnte man nur gute Laune haben.
Er schloss die Haustür auf und brachte die Koffer ohne Umweg in den kleinen Flur. Dann lief er mit schwingenden Hüften zu seiner Frau, die gerade ihren Kochlöffel als Mikrofon verwendete und eine Textzeile mitsang. Ben legte zärtlich seine Arme um seine Frau. Sie drehte sich um, hauchte ihm einen Kuss auf und dann standen sie auch schon zusammen tanzend in der Küche. Noch vor zwei Stunden plagten ihn die Erinnerungen an die glücklichen Zeiten mit seinen Vorfahren. Jetzt erlebte er das genaue Gegenteil davon.
Das Essen brauchte noch ein paar Minuten. Bis es fertig war, kümmerte sich Ben schon dem ersten Koffer. Mary sang im Hintergrund, während er die zusammengelegte Uniform seines Opas aus ihrem langen Schlaf weckte. Es war die Ausgehuniform der britischen Royal Air Force. An der linken Brust klimperten die Orden seines Großvaters. Melancholisch strich er über das kühle Metall. Auch die anderen Stücke aus seiner Militärzeit lagen in dem Koffer.
Bens Opa fand bei der Truppe viele gute Freunde, die er aber schon vor Jahren verlor. Er war einer der Letzten, dessen Lebensspanne ablief. Ben staunte, was sein Opa alles in diesen Koffern lagerte. Der Letzte der drei war schon lange verstaubt. Da schien niemand seit dem Krieg dran gewesen zu sein. Scheinbar stand er schon seit 1945 unberührt auf dem Dachboden. Ben war gespannt, was ihn darin erwartete. Vorsichtig öffnete er die Schnallen und starrte auf ein cremefarbenes Tuch.
Eingewickelt in dem alten Stoff fand er alte Bilder und Papiere die schon vergilbten. Sogar ein altes Bild aus Ölfarben lag darin versteckt. Ben hatte keine Ahnung, ob es einen gewissen Wert hatte, aber es gefiel ihm. Würde sich sicher sehr gut in einem Rahmen über seinem Schreibtisch machen, fand er. Auch Mary kannte dieses Bild nicht. Allerdings machte sie sich direkt auf die Suche danach im Internet. Wie sie herausfand, war es ein altes Gemälde aus einem Museum in Berlin. Der gegenwärtige Wert wurde mit weniger als 2000 Pfund angegeben.
Wertvoll war es ja nun nicht gerade. Mary fand die Idee, es über dem Schreibtisch aufzuhängen auch passend. Außer dem Ölgemälde waren nur noch einige alte Papiere in dem Koffer. Gemeinsam mit Mary sah sich Ben die Schriftstücke an. Sie stammten alle noch aus der Zeit kurz nach dem Krieg. Einige Anweisungen, die sein Opa aufbewahrte. Der Sinn erschloss sich dem Ehepaar aber nicht. Vielleicht waren es nur Erinnerungen für seinen Großvater, die er bewahren wollte.
Gerade als sie dachten, der Koffer wäre leer, stießen sie auf eine Naht im hinteren Bereich des Leders. Dahinter fühlten sie eine Versteifung. Scheinbar war dort ein ganzer Stapel Papiere eingenäht. Mary nahm eine Klinge zur Hand und trennte die Naht vorsichtig auf. Als sie offen stand zog Ben die Papiere heraus. Beide staunten über die dicht in Plastik eingepackten Blätter. Sie stammten definitiv aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Datum darauf war angegeben mit Juni 1943 und sie waren auf Deutsch geschrieben. Weder Ben noch Mary konnten Deutsch.
Sie riefen einen Übersetzer im Internet auf und tippten die Überschrift ab. Darüber stand nichts Besonderes. Es nannte sich einfach nur Konzept Leuna. Weder Ben noch seine Mary wussten, was damit gemeint war. Da sie ohnehin das Internet zur Verfügung hatten, suchten sie nach dem Begriff ›Leuna‹. Die Suchmaschine im Internet lieferte sofort ein Ergebnis. Leuna war der Markenname eines synthetisch hergestellten Ottokraftstoffs, der von der I.G. Farben seit 1927 vertrieben wurde.
Der Kraftstoff basierte auf verflüssigter Kohle und wurde über Tausende Tankstellen vertrieben. Staatlich gefördert von der Naziherrschaft in Deutschland seit der Machtübernahme. Das Ehepaar saß zusammen am Schreibtisch und ließen sich über das Internet die einzelnen Absätze übersetzen. Ihre Augen wurden immer größer. Es ging dabei um einen synthetisch hergestellten Kraftstoff, der aus normalem Sand herzustellen war. Die Papiere waren 1944 aus Berlin geraubt worden und seither nie wieder aufgetaucht.
Bens Großvater war in Berlin während des Krieges. Es war allgemein bekannt dass die Siegermächte Tausende Patente der Nazis gestohlen. In der Forschung waren die Deutschen damals führend und die Armeen plünderten systematisch alles, was ihnen brauchbar erschien. Synthetisch hergestelltes Benzin aus Sand wäre ein deutlicher Vorteil gewesen. Nur warum fanden sich die Papiere bei den Hinterlassenschaften von Bens Großvater?
Diese Papiere mussten Millionen wert sein. Synthetisch hergestellten Ottokraftstoff gab es zwar mittlerweile schon, aber nicht aus überall verfügbarem Sand. Das war etwas völlig Neues und die Deutschen schienen damals schon den Heiligen Gral gefunden zu haben. Damit wären sie deutlich im Vorteil gewesen. Das Patent hätte damals den Krieg noch um Jahre verlängern können.
* * *
1. Kapitel
Bahamas, Nassau
Der Himmel über Nassau war noch dunkel gefärbt. Nur langsam erhob sich die Sonne im Osten aus den tiefblauen Fluten des Meeres. Auf einer Liege mit herrlichem Ausblick auf die dichte Vegetation lag Dolores Paredes mit einem Kaffee in der Hand. Sie konnte nicht mehr schlafen und war als Erstes aufgestanden. Seit mehr als einer Stunde verbrachte sie ihre Zeit auf der Liege und genoss die erwachende Natur.
Ihr Kaffee war schon wieder leer getrunken. Die Tasse schien ein Loch zu haben. Dolores war komischerweise ausgeschlafen und erhob sich, um die Maschine um ein weiteres Heißgetränk zu erleichtern. Der Sommerurlaub war vorbei und sie alle waren wieder zurück in der Heimat. Die beiden Mädchen waren jetzt schon sechs Jahre alt und besuchten die erste Klasse der Grundschule. Valeria und Emilia, die beiden Kinder fanden die Schule noch richtig toll.
Viel gab es für die beiden nicht zu lernen. Lesen konnten die beiden schon ein bisschen, nur das Schreiben bereitete ihnen noch kleinere Problemchen. Ihre kleinen Hände mussten sich erst daran gewöhnen, nicht zu fest aufzudrücken. Michael nahm sich gerne die Zeit, um mit den beiden zu üben. Dabei durfte aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Der Urlaub war noch nicht vergessen. Die drei Wochen die sie in Deutschland verbrachten waren einfach zauberhaft.
Sie mussten mit den beiden Mädchen tausendfach die verschiedenen Achterbahnen fahren. Die beiden waren kaum davon zu trennen. Eigentlich waren sie noch zu jung, um damit zu fahren, aber sie hatten ihnen eingetrichtert, dass sie das verlangte Mindestalter angeben sollten, falls man sie fragte. Nur einmal wurden die beiden gefragt, wie alt sie waren. Wie aus der Pistole geschossen sagten sie völlig überzeugend, dass sie acht Jahre alt waren.
Meistens wurden sie nicht einmal beachtet. Michael regelte das meiste mit einem vernichtenden Blick zu den Aufsichtspersonen. Die Mädchen wurden nur durch die stark beanspruchten Beine behindert. Es dauerte nicht lange, bis sie ihnen schmerzten. Dafür durften sie dann aber abwechselnd auf Michaels Schulter sitzen und wurden durch den Park getragen. Sie machten sich einen Spaß daraus, ihren Vater wie ein Pferd an den Ohren zu halten und ihn so zu steuern.
Michael machte den Spaß einfach mit und lief wie ein Pferd mit den Mädchen in die Richtung, in die sie ihn lenkten. Meistens endeten die Wege aber wieder ziemlich schnell im Anstellbereich der nächsten Achterbahn. Durch den Fast Pass den sie schon im Vorfeld besorgten, konnten sie die Wartezeit auf ein Minimum verkürzen. Ihre beiden Töchter wollten beinahe nicht mehr nach Hause. Am liebsten würden sie nur noch in den Freizeitparks ihre Tage verbringen. Sie hatten in den drei Wochen einen riesigen Spaß.
Damien besuchte in den Sommerferien mit Jason und Liz ihre alte Heimat England. Ihm gefiel London so gut wie überhaupt nicht. Die Stadt war ihm viel zu hektisch und die Menschenmaßen in den Straßen schreckten ihn eher ab. Allerdings durfte er das alte Revier besuchen, auf dem Liz vor ihrer Zeit bei Interpol arbeitete. Das gefiel ihm schon deutlich besser. Die alten Kollegen von Liz freuten sich über den Besuch und führten Damien herum. Besonders die Computerabteilung ließ seine Augen leuchten.
Nachdem sie wieder zu Hause waren, durften sie ihre neuesten Spielzeuge ausprobieren. Damien bekam einen neuen Computer von seinen Eltern. Mike half ihm beim einrichten und hängte direkt noch einige Lehrstunden für den Sohn der Chefin an. Den halben Urlaub verbrachte Damien vor der Kiste und probierte sich an Spielen. Das machte ihm unglaublichen Spaß. Vor allem hatte er jetzt einen eigenen Computer. Liz bestand allerdings darauf das Mike den Zugang zum Internet begrenzte. Ohne diese Begrenzung war Damien kaum mehr ins Bett zu bekommen.
Emilia durfte den neu gebauten Schießstand im Garten einweihen und bekam zum ersten Mal das unterirdische Trainingsgelände zu sehen. Dort klebten an der Wand schon verschiedene Waffen, mit denen sie üben durfte. Leonie besorgte ihr diese Auswahl. Dolores und Michael mussten mit der Kleinen stundenlang durch den Keller hetzen, wenn sie nicht gerade wieder oben lag und mit den Gewehren auf die Scheiben schoss.
Valeria hingegen wunderte sich über den Umschlag, den sie stattdessen nur bekam. Sie fühlte sich benachteiligt. Allerdings war das gleich vergessen, nachdem sie las was darauf stand. Sie bekam eine komplett neue Reitausrüstung und durfte Springreiten. Die Eltern mussten sie jeden Morgen ohne Umweg zum Reiterhof fahren und brauchten sie vor dem Abendessen erst gar nicht wieder abholen.
Ihre Geburtstage waren noch einmal etwas Besonderes. Die beiden waren ja nur zwei Wochen auseinander. Valeria durfte ihre Geburtstagsparty allerdings schon eine Woche davor feiern. Emilia musste darauf eine Woche länger warten. Die große Party verlegten die Eltern genau in die Mitte zwischen ihren Ehrentagen. Natürlich bekamen sie an ihren jeweiligen Geburtstagen ihre Geschenke. Nur an der großen Party bekamen sie die größeren Geschenke.
Liz und Jason spendierten den beiden Kleinen eine riesige Party in der Bar. Alle ihre Freunde waren eingeladen und sie durften die ganze Strandbar auf den Kopf stellen. Niemand sonst war zugelassen außer die eingeladenen Freunde der beiden Mädchen. Von Mike und Karyani bekamen sie selbstfahrende Autos geschenkt. Das waren so durch einen Elektromotor angetriebene Fahrzeuge, die gerade genug Platz für einen boten.
Emilia und ihre Halbschwester freuten sich wie verrückt. Nach der Party durften die beiden mit ihren Autos selbst nach Hause kurven. Micha fuhr mit dem großen SUV vor ihnen her und blockierte die Straße für seine beiden Töchter. Währenddessen schauten Dolores und Leonie nach hinten und passten auf sie auf. Die Miniautos fuhren maximal 15 km/h, brachten den Mädchen aber viel Freude.
Am nächsten Morgen mussten sogar die Katzen eine Runde mit ihnen drehen. Den Stubentigern gefiel das überhaupt nicht. Sie waren nicht gerade entspannt während der Fahrt. Besucht wurden die beiden auch noch von Bernand Roussel, der sich von den Katzen durch seine Allergie fernhielt. Sogar François Pierlot und Rhonda Miller flogen aus Lyon ein, um mit ihnen ihren Geburtstag zu feiern. Sie blieben aber nur zwei Tage, dann mussten sie wieder zurück.
Mika, der Sohn von Karyani und Mike verbrachte seine Sommerferien als Einziger in Nassau. Der Dreijährige hatte große Freude daran von Mike in einem Wäschekorb gesetzt zu werden. Dann hob er seinen Sohn auf die Höhe des großen Fernsehers und ließ nacheinander die Fahrt einer Achterbahn ablaufen. Mika konnte alles sehen, wie wenn er wirklich auf der Bahn saß. Sein Vater neigte den Wäschekorb mit seinem Sohn, um die verschiedenen Fliehkräfte zu simulieren.
Aufhören durfte Mike nicht mehr damit. Für den kleinen Sohn war das ein großer Spaß und die Eltern mussten ihm versprechen, dass mindestens einmal am Abend, bevor er ins Bett sollte, eine Fahrt für ihn stattfand. Es wurde zu einer festen Einrichtung. Jeden Abend, vor dem schlafen gehen, kletterte er voller Vorfreude in den Wäschekorb. Als er voller stolz davon erzählte musste Mike die Filme an Jason und Michael weitergeben.
Für Damien war das auch ein Erlebnis, als er von Jason vor den Fernseher gehalten wurde und die Fahrten erlebte. Nur Emilia und ihre Halbschwester waren alles andere als begeistert. Sie kannten das Fahrgefühl einer echten Achterbahn und damit konnte diese Variante nicht mithalten. Leonie musste den beiden versprechen in jedem Urlaub mindestens einen Freizeitpark zu besuchen. Ganz egal, wo der auch war, aber das gehörte dazu. Sie stimmte lachend zu.
Hinter Dolores kam Michael als Erstes die Treppe nach unten. Sein erster Weg führte eigentlich in die Küche. Heute aber führte ihn der Weg direkt auf die Terrasse, wo Dolores ihren Kaffee auf der Liege genoss. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und tauchte die Welt des Gartens in ein zartes helles Licht. Michael legte sich zu Dolores, die sofort ihren Kopf auf seiner Brust bettete. Ohne ein Wort zu sagen, beobachteten sie den Garten, der durch einen sanften Wind ein fröhliches Rauschen verursachte.
Der erste Kuss war dann auch gleichbedeutend mit einer Erlaubnis etwas zu sagen. »Hat dich der Vollmond geärgert?«, fragte Michael fast flüsternd.
»Nein, ich bin einfach aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen«, antwortete sie ihm leise. »Hast du gut geschlafen Schatz?«, fragte sie zurück.
Über sein Gesicht huschte ein kleines lächeln, »Wie ein Stein Liebling. Ich habe die schönsten Frauen an meiner Seite, da schlaf ich wunderbar.«
»Ja, es sei denn, Leonie steht mitten in der Nacht auf. Dann steht jemand senkrecht im Bett«, grinste sie und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
»Erwischt«, gab er zu. »Ich habe immer noch unglaubliche Angst, sie zu verlieren, obwohl wir verheiratet sind. Wenn sie nicht neben mir liegt, fehlt mir einfach das wichtigste.«
»Verstehe ich gut Micha. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Leonie würde dich nie verlassen. Wir beiden sind immer an deiner Seite, auch wenn ich nie den Stellenwert von Leonie erreichen werde«, beruhigte sie ihn.
»Du bist aber deswegen hoffentlich nicht sauer.«
»Unsinn. Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse, Micha. Außerdem warst du anfangs auch nicht vorgesehen mein Schatz. Erst kam wie bei dir Leonie und jetzt will ich auf euch beiden auch nicht mehr verzichten.«
Dann gab sie ihm einen liebevollen Kuss und sah wieder in den Garten hinaus. Wenige Sekunden später musste sich Michael aber von der Liege erheben. Hinter ihm begannen die vier Katzen zu schreien. Es war kurz nach fünf Uhr früh und sie standen wie gewöhnlich kurz vor dem verhungern. Man konnte die Uhr danach stellen, so pünktlich fingen sie an zu jammern. Punkt fünf Uhr morgens musste ihnen jemand etwas zu essen geben. Wer das war interessierte die Vier nicht.
Schon bevor Micha stand, warteten die flauschigen Raubtiere schon mit freudig wedelnden Schwänzen in der Küche. Er war eigentlich der Erste morgens und übernahm diese Arbeit für seine Familie. Nachdem die Katzen versorgt waren, machte er sich auch einen Kaffee und legte sich neben Dolores. Noch bevor er seine Tasse leer hatte, tanzte auch schon Leonie gut gelaunt die Treppe nach unten. Sie entdeckte ihre beiden Ehepartner auf der Terrasse und legte sich direkt dazu.
Die drei Erwachsenen mochten diese Zärtlichkeiten am Morgen, bevor der ganz normale Wahnsinn wieder das Kommando übernahm. Dieser Wahnsinn hatte im Haus Korn/Paredes den wundervollen Namen Emilia. Direkt nach dem Aufstehen rannte sie schon nach unten und ließ sich von irgendjemandem den Schlüssel zu ihrem Waffenschrank geben. Dann flitzte sie wieder in ihr Zimmer, nahm sich eines ihrer Gewehre zur Hand und bekam für den Schlüssel ein volles Magazin.
Beides parkte die Schülerin dann auf dem Sofa und schlürfte ihren Kakao. Sie durfte erst schießen, wenn auch ihre Halbschwester aufgewacht war. Valeria würde sonst jeden Morgen durch den ersten Knall geweckt, was ihr überhaupt nicht passte. Sie brauchte erst ein paar Minuten Zeit, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Die Schwestern hatten das untereinander so abgesprochen. Von klein auf mussten sie sich zusammen einig werden. Was beide betraf, musste erst abgestimmt werden. So bekamen sie es auch von den Eltern vorgelebt.
Emilia konnte am frühen Morgen noch vor der Schule ihrem Hobby nachgehen und ein paar Schüsse abfeuern. Dafür wurde Valeria direkt nach dem Essen zu ihren geliebten Pferden gebracht, während ihre Schwester warten musste, bis sie wieder zu Hause waren. Am Wochenende brachte man Valeria schon nach dem Aufstehen zu ihren Vierbeinern in den Stall. Da lag dann Emilia schon mit Leonie auf dem privaten Schießstand und trainierte. Danach war dann Training mit Michael und Dolores angesagt.
Die drei absolvierten ein Training in ihrem neu gebauten Keller. Hinterher reinigte Emilia die benutzten Waffen und Michael kümmerte sich um das Mittagessen. Eine der beiden Mütter holte dann auch Valeria wieder ab, die zum Ausgleich auch den großen SUV steuern durfte. Dolores und die beiden anderen Erwachsenen hatten da kein Mitspracherecht mehr. Das war fest ausgemacht und wurde auch eingehalten.
Am Nachmittag konnten sie dann Zeit mit ihren Katzen verbringen oder im neuen Pool planschen. Beide hatten mittlerweile auch das Schwimmen gelernt. Michael achtete trotzdem darauf, dass in dem Pool nur so viel Wasser war, dass beide stehend den Kopf über der Wasseroberfläche hatten. Eigentlich war das unnötig geworden, aber er hatte trotzdem Angst um seine beiden Töchter. Kurz nach halb sieben stand dann auch Emilia schon in ihrem Nachthemd auf der Terrasse.
Nach dem Kuss für die Eltern bekam sie auch endlich den ersehnten Schlüssel zu ihrem Schrank. Valeria war inzwischen auch schon aufgewacht und stürmte mit ihrer Schwester die Treppe nach unten. Sie durfte sich zwischen die Mütter legen und bekam von Michael ihren Kakao serviert. Unterdessen richtete sich Emilia schon auf ihrem Platz ein, um ein paar Schüsse abzufeuern. Die ganze Familie schaute ihr zu, wie sie routiniert ihr Gewehr in Anschlag brachte, und dann anfing, das eingesteckte Magazin zu leeren.
Das tägliche Training zahlte sich aus. Die jüngste Schützin verzog kaum noch einen Schuss. Leonie war sichtlich stolz auf ihre Tochter. Danach machten sich alle fünf fertig, um das Haus zu verlassen. Die beiden Kinder mussten in die Schule und die drei Agenten wurden im Büro erwartet. An diesem Morgen durfte Valeria auf den Schenkeln von Michael Platz nehmen und den SUV zur Schule steuern. Fröhlich machten sie sich auf den Weg in ihre Klasse. Erst als sie in der Schule verschwunden waren, startete Michael die Fahrt zum Büro.
Dort angekommen begab er sich direkt in die Küche. Wenn die restlichen drei Mitglieder des Teams ankamen, wartete bereits der Kaffee auf sie. Jeder Morgen begann mit einem kleinen Frühstück der Freunde. Liz hatte darauf bestanden gemeinsam einen Kaffee zu trinken und sich zu unterhalten. Dabei ging es grundsätzlich nie um die Arbeit. Sie hatten ohnehin nicht viel zu tun. Rhonda Miller, die Direktorin von Interpol und ihre Chefin ließ sie in Ruhe. Schreibkram war etwas was niemand von ihnen gerne erledigte. Stattdessen sollten sie sich weiterbilden, bis sie wieder einen Auftrag übernehmen mussten.
Als Liz ins Büro kam brachte ihr Michael schon automatisch ihren Kaffee. Sie hatte noch nicht einmal Zeit Leonie und Dolores in den Arm zu nehmen. Es war zwar Montag aber die Laune der Teamchefin konnte nicht besser sein. Sie strahlte mit der Sonne um die Wette. Wenig später kamen auch Karyani und Mike zur Tür herein. Die Agenten zogen sich in ihre Sofaecke zurück und begannen sich über das Wochenende zu unterhalten. Es herrschte eine sehr gute Stimmung.
* * *
2. Kapitel
England, Birmingham
Die Papiere die bei den Hinterlassenschaften von Bens Großvater waren inzwischen vollständig übersetzt. Ben und Mary Isherwood berieten, was sie damit anfangen sollten. Sollten sie ebenso wie der Vorbesitzer das Konzept einfach nur aufbewahren oder sollten sie versuchen, den Kraftstoff herzustellen. Weder Ben noch Mary hatten Ahnung davon. Sie waren sich bewusst, dass sie damit eine Menge Geld verdienen konnten. Sand gab es haufenweise in Großbritannien, wie überall auf der Welt.
Aber um das synthetisch hergestellte Benzin zu produzieren, fehlte ihnen das nötige Kapital. Sie hatten gesucht, welche Apparaturen sie dafür brauchten. Die waren aber so teuer, dass sie einen Kredit aufnehmen mussten, um sich einen kleinen Teil davon leisten zu können. Das war einfach nicht realisierbar. Entweder brauchten sie einen Sponsor oder mussten wirklich ganz klein anfangen. Allerdings hatten sie nur die Papiere. Es konnte auch sein, dass die erfundene Technologie einfach nicht funktionierte. Möglich war alles.
Im schlechtesten Fall brachten sie eine Menge Geld auf für etwas, was einfach nicht möglich war. Auch die Beschreibung auf den Papieren war alles andere als einfach verständlich. Die Details fehlten gleich komplett. Mary durchsuchte das Internet, woraus synthetische Kraftstoffe eigentlich hergestellt wurden. Mehrheitlich bestanden sie aus verflüssigter Kohle, oder Gas bis hin zu Biomasse. Sie waren bis heute nicht wirklich praxistauglich.
Die Herstellung war extrem energieintensiv und durch den Ölpreis nicht wirtschaftlich zu betreiben. Außerdem legte man heute mehr ein Augenmerk auf den Schadstoffausstoß. Insbesondere das Kohlenstoffdioxid stand im Fokus. Beim Verbrauch des Kraftstoffs entstand lediglich eine geringe Menge, nur das Herstellungsverfahren erzeugte viel zu viel davon. Das war der Bevölkerung nicht zu vermitteln. An allen erdenklichen Ecken hieß es, dieses Edelgas wäre schädlich und sorgte für steigende Temperaturen.
Natürlich war das völliger Unsinn. Niemand konnte ernsthaft behaupten, zu wissen, wie sich die Temperatur auf der Erde änderte. Die Wissenschaftler behaupteten zwar, dass der hohe Ausstoß dieses Gases zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur führen würde. Allerdings behaupteten die Wissenschaftler vor 50 Jahren schon, die Erde würde auf eine neue Eiszeit zusteuern. Diese vorhergesagte Eiszeit blieb allerdings aus.
Man konnte davon ausgehen, dass sie es einfach nicht wussten. Beweisen konnten sie es ohnehin nicht. Einmal hieß es, die hohe Temperatur im Sommer wären die ersten Vorboten der Apokalypse. Nicht mal ein Jahr später blieb der Sommer, bis auf ein oder zwei Wochen, viel zu kalt, was ebenfalls damit erklärt wurde. Die gleichen Wissenschaftler behaupteten auch, dass erst seit der industriellen Revolution so viel Spurengas emittiert wurde. Die Bohrkerne, die man aus dem ewigen Eis an den Polen holte, bewiesen allerdings das der mittlere Wert von CO² schon vor Hunderten von Jahren deutlich höher lag als heute.
Kurz gesagt sie vermuteten nur, aber keiner wusste, was wirklich passieren würde. Das war aber auch völlig unwichtig. In erster Linie diente diese endlose Diskussion, nur dafür den Menschen Angst zu machen. Das war politisch so gewollt. Menschen die man mit Horrorszenarien in Angst versetzte, waren deutlich einfacher unter Kontrolle zu halten. Man behauptete auch schon, dass es spätestens ab 1970 auch kein Erdöl mehr geben würde. Das war jetzt auch schon über 50 Jahre her und obwohl der Rohölverbrauch jedes Jahr kontinuierlich stieg, förderte man es noch immer.
Angst war in jedem dieser Fälle die eigentliche Antriebsfeder, um etwas durchzusetzen. Meist zielte es darauf ab, den Menschen mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das war bisher bei jeder vorhergesagten Katastrophe der Fall und würde sich vermutlich auch in Hunderten Jahren nicht ändern. Solange es funktionierte, ritt die Politik auf diesem Pferd. Stellte sich dann heraus das die Wissenschaftler wie immer falsch lagen, zogen sie eine neue Horrorvorstellung aus dem Hut. Dann begann das Spiel wieder von vorne.
Das Ehepaar musste sich entscheiden, was sie mit den Papieren endgültig anfangen wollten. Die Möglichkeiten waren vielfältig. Mary und Ben fingen an, sich ihre Gedanken darüber gegenseitig mitzuteilen. Beide waren eigentlich mit ihrem Einkommen zufrieden. Das Häuschen gehörte ihnen, ein bisschen Erbe blieb ebenfalls übrig und Kinder, für die eine Vorsorge nötig wäre, wollten sie nicht. Es wäre also sinnlos, mit den Papieren Millionen zu verdienen.
Wozu also ein Risiko eingehen? Sie konnten eigentlich ganz entspannt damit umgehen. Das einzige Problem waren die einzelnen Gruppen mit den gegenläufigen Interessen. Aber was würde wohl passieren, wenn man die Papiere einem Museum spendet? Da waren sie öffentlich und wirklich jeder hatte darauf Zugriff. Außerdem fehlten die ganzen Details. Im besten Fall würde das eine neuerliche Forschung anstoßen. Spätestens dann würde es sich herausstellen, ob der Treibstoff auch wirtschaftlich ist.
Mary und ihrem Mann schien das ein guter Kompromiss zu sein. Auf diese Weise würde für das Ehepaar vielleicht sogar noch eine kleine Belohnung herausspringen. Die beiden wollten sich in der laufenden Woche noch einmal intensive Gedanken darüber machen. Ihnen war es nicht wichtig, als Helden gefeiert zu werden. Sie wollten das für alle Menschen machen und nicht um sich daran zu bereichern. Bens Opa hätte sicher nichts anderes gewollt. Vielleicht hatte er die Papiere aber auch genau aus dieser Überlegung heraus die ganzen Jahre versteckt.
* * *
England, Leeds
Schon seit Freitag morgen parkte in einer uneinsehbaren Einfahrt schräg gegenüber des Elternhauses von Ben Isherwood ein dunkelgrauer SUV. Hinter den verdunkelten Scheiben lagen zwei Männer auf Beobachtungsposten. Sie konnten leider nicht so offensiv vorgehen, wie sie das im Sinn hatten. Ausgerechnet an diesem Wochenende begannen die Arbeiten der vier Freunde. Schon seit Jahren versuchten sie in das Gebäude zu gelangen und sich auf die Suche zu machen.
Der alte Haudegen, der bis vor Kurzem noch dort lebte, war allerdings nicht so wehrlos, wie sie sich das wünschten. Immer wieder hatten sie versucht, in das Haus zu gelangen und es zu durchsuchen. Jedes Mal wurden sie allerdings durch den alten Bewohner gestört, der das Haus mit Waffengewalt verteidigte wie eine Festung. Sie suchten nach einem anderen Weg und konnten ihre Schwester dort drin als Haushälterin unterbringen.
Neben ihrer Tätigkeit für den Alten nahm sie sich das komplette Haus vor. Sie durchsuchte jeden einzelnen Schrank und die gesamte Einrichtung. Irgendwo musste der Alte die Papiere ja versteckt haben. Dennoch blieb ihre Suche erfolglos. Nach dem Ableben des Alten wollten sie das Haus erneut auf den Kopf stellen. Ein Eindringen war aber auch jetzt nicht mehr möglich. Der Enkel und seine Freunde begannen sofort damit alles auseinanderzunehmen. Wussten sie irgendetwas?
Das ganze Wochenende verfolgten sie die Arbeiten der vier Männer. Die Papiere des Alten wurden natürlich mitgenommen, aber die hatte ihre Schwester schon bei ihrer Arbeit frühzeitig unter die Lupe genommen. Es blieben eigentlich nur noch die ganzen unzugänglichen Wände übrig. Im Schutz der Dunkelheit verschafften sie sich Zutritt zu dem alten Haus. Mit den hellen Leuchten, die sie an Stirnbändern bei sich trugen, untersuchten sie jede einzelne Wand.
Überall wo sich Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche zeigten, begannen sie den Putz abzunehmen. Sie vermuteten irgendwo einen Hohlraum, in dem der Alte die Papiere lagerte. Er hatte sie damals während seines Einsatzes in Deutschland mitgehen lassen. Auf den Listen der erbeuteten Daten waren sie zuerst verzeichnet. Derjenige, der sie damals führte, übergab dem Oberkommando allerdings eine Liste, auf der deren Existenz nicht mehr verzeichnet waren.
Niemand fragte danach. Nur durch Zufall gelangte eine Abschrift der Liste zu ihrem Großvater. Seither versuchten sie, in den Besitz dieser Aufzeichnungen zu gelangen. Doch egal was sie auch versuchten, waren sie nicht aufzufinden gewesen. In den vergangenen Jahren hatten sie Bankschließfächer aufgebrochen und waren jedem, noch so kleinem Hinweis nachgegangen. Dennoch blieben die Papiere verschwunden.
Hatte er sie irgendwann vernichtet? Nein, das war nicht vorstellbar. Der Alte hatte irgendetwas damit vor. Scheinbar versprach er sich davon eine Menge Geld oder Ruhm. Es musste einen Grund geben, warum die Daten nie beim Oberkommando gemeldet wurden. Damit wäre das britische Empire nach dem Krieg zu einer Weltmacht aufgestiegen. Stattdessen konnten sich diese Amerikaner profilieren. Die Briten waren durch die Nazis schwer getroffen worden, erhielten aber nicht die Anerkennung, die ihnen eigentlich zustand.
Natürlich war der dicke Churchill daran schuld. Bis zum 26. Juli 1945 war dieser verdammte Idiot dafür zuständig. Seit 1940 leitete er zuerst als britischer Premierminister die Geschicke des Landes. Erst in der Kriegsregierung, und nach dem 23. Mai, dem offiziellen Kriegsende bis Juli in der Übergangsregierung. Es musste irgendeinen Hinweis gegeben haben, aber niemand hielt es für nötig dem nachzugehen. Die ganze Regierung wurde durch einen Chief Technician betrogen und niemand interessierte sich dafür.
Gerade jetzt war es notwendig, dem britischen Empire wieder auf die Beine zu helfen. Die geraubten Papiere würden da einen großen Unterschied machen. Synthetisches Benzin, was sich günstig in großen Mengen herstellen ließ, würde das Empire in einigen Tagen an die Spitze der Technologiestaaten katapultieren. Natürlich würde die Anerkennung für diesen Fund auch ihrer Familie zugutekommen. Auch der Geldsegen wäre ihnen sehr willkommen und mit dem Patent würden sie Milliarden generieren ohne einen Fingerstreich dafür zu tun.
Rohöl war der Treibstoff für jede Volkswirtschaft auf der Welt. Seit 1998 wurde die Erdölproduktion jedes Jahr weniger. Waren es im Jahr 2000 noch ganze 126 Millionen Tonnen, lag die Produktion nur 20 Jahre später nur noch bei 48 Millionen Tonnen. Das schwarze Gold wurde zwar immer teurer im Laufe der Jahre, aber trotzdem büßte England einen großen Teil der Einnahmen ein. Mit der Technologie einen Brennstoff aus einfachem Dreck zu erzeugen ohne die Reserven anzutasten ließ sich der jährliche Gewinn ins Unermessliche steigern.
Das alleine wäre schon viele Millionen wert und die Produktionsmenge diktierte den Preis am Weltmarkt. Sie konnten mit einer einfachen Produktion die Vormachtstellung der OPEC Staaten brechen. Die ganzen reichen Wüstenregionen könnten dann ihr Geschäftsmodell einstampfen. Niemand würde das teure Zeug noch von dort kaufen. Zwar verfügten sie über eine Menge Sand, aber England würde alleine am Patent dafür über Jahre hinweg mitverdienen.
Das ganze Haus sah mittlerweile aus, als wäre eine ganze Horde Büffel auf die Wände losgegangen. Überall lag der Putz herum und in der Luft hing der feine Staub. Nur einen Hohlraum fanden sie nicht. Isherwood musste die Papiere gefunden und mitgenommen haben. Der war aber garantiert einfacher zu überfallen, als der alte Militär. Ein Schreiner konnte sich nur mit einer Säge verteidigen. Natürlich hatte er eine ganze Reihe an alten Waffen übernommen, aber umgehen konnte er damit nicht.
Ben Isherwood war Pazifist durch und durch. Er würde nicht einmal eine Stechmücke verletzen, die ihm den Schlaf kostete. Man musste ihn nur ein bisschen unter Druck setzen, dann würde er schon damit herauskommen. Er und seine Frau waren ungefährliche Trottel, die geradezu danach verlangten unterdrückt zu werden. Sie waren das exakte Gegenteil ihrer Vorgänger. Der Opa war ein überzeugter Militär, der jedem Konflikt mit Waffengewalt begegnete.
Sein Sohn, der Vater von Ben Isherwood kam aus der gleichen Ecke. Ben selbst und seine Frau verabscheuten jede Form von Gewalt. Der Schreiner und seine Lehrerin stammten eher von Primaten ab. Die beiden würden garantiert auch ihren Urlaub in einem Wald verbringen, und jede abgeplatzte Rinde mit einem Verband heilen wollen. Nichts weiter als ökologisch verblendete Trottel. Jedenfalls würden sie bei diesen beiden viel einfacher an die Papiere gelangen.
Noch ahnten die beiden Männer allerdings nichts, von der weiteren Entwicklung die einige Meilen weiter südlich stattfand. Ihre nächste Station war Birmingham. Da würden sie den beiden mal richtig auf die Pelle rücken und sie ganz zärtlich befragen. Was man halt in ihrem Sprachgebrauch unter ›zärtlich‹ verstand. Andere würden eher Folter dazu sagen, aber das war ja eine Sache der Auslegung.
Im Haus des Verblichenen sah es inzwischen aus, als wäre eine ganze Armada an Sprengmeistern dabei das Gebäude in Schutt zu verwandeln. Als Ben es verlassen hatte, war es ordentlich ausgefegt und bereit zum Verkauf. Jetzt konnte man Vermuten das eine Reihe Jugendlicher hier nächtelang eine Party feierte und versuchte, die einzelnen Räume in eine einzige Halle zu verwandeln. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, sorgten sie für ein bisschen Farbe an den Wänden.
Jeder Polizist würde das als Jugendkriminalität einstufen. Die Ermittlungen würden sich zumindest in diese Richtung bewegen und sie entlasten, falls sie tatsächlich gesehen wurden. Da aber bisher keine Polizei vor der Tür stand und in den Nachbarhäusern die Stille der Nacht herrschte, waren sie unentdeckt geblieben. Sie schalteten die Stirnlampen aus und verließen das Haus über den Garten. Tief verborgen im Schatten der Sträucher kehrten die beiden zu ihrem Fahrzeug zurück.
Ohne das Licht einzuschalten, fuhren sie langsam davon. Erst als sie die Hauptstraße erreichten, flammten die Scheinwerfer auf und das Fahrzeug verschwand im dünnen Verkehr von Leeds in der Nacht. Den Weg nach Birmingham legten sie noch in der Nacht zurück. Es waren nur zwei Stunden Fahrt. Sie konnten sich eine lange Pause erlauben und kehrten in der Nähe von Manchester in einer Raststätte ein. Zeit hatten sie genug. Erst am frühen Morgen würde Ben in Birmingham das Haus verlassen. Bis dahin gab es nichts mehr zu tun.
Dann würden die beiden Männer erst einmal das Ehepaar im Auge behalten. Sie brauchten einen genauen Plan, wann sie die beiden verhören wollten. Die Papiere waren das wichtigste. Falls die beiden sie irgendwo versteckten, mussten sie genau wissen, wo sie zu finden waren. Vielleicht konnten sie auch ohne direkte Konfrontation in den Besitz gelangen. Das wäre ihnen unter den verbleibenden Möglichkeiten das liebste.
Ohne selbst in Erscheinung zu treten, war im immer noch am sichersten. Viele Möglichkeiten sie zu verstecken hatte das Ehepaar ja eigentlich nicht. Sie war Grundschullehrerin und er Schreiner. Die Kinder ihrer Klasse würden nicht einmal einen Satz begreifen und Ben selbst konnte sie ja kaum irgendwo bunkern. Seine Schreinerei wäre ein ganz einfaches Ziel. Sie war so gut wie überhaupt nicht gesichert. Jedes Kindergartenkind konnte dort mit einem Lolli in der Hand einsteigen. Außer Holz und einigen Plänen gab es dort ja nichts zu finden.
Auf einen Tag mehr oder weniger kam es nach all den Jahren nun wirklich nicht mehr an. Falls sie beiden allerdings Unsinn im Kopf hatten, musste es doch ziemlich schnell gehen. Die Papiere durften auf keinen Fall öffentlich bekannt werden. Ansonsten wäre es zu spät gewesen. Aber auf dem Weg dahin könnte ihnen ja immer noch etwas zustoßen. Wichtig war nur, dass sie nicht an die Öffentlichkeit gelangten, aber das bedurfte doch einiger Vorbereitung.
* * *
3. Kapitel
Bahmas, Nassau
Das Büro der Agenten von Interpol lag in der Mittagszeit komplett in der Sonne. Leichter Westwind strich sanft durch die dichten Blätter der Palmen vor dem flachen Gebäude. Den ganzen Morgen über hatten die Mitglieder des Teams fast nichts zu tun. Es fühlte sich beinahe wie Urlaub an, obwohl sie im Büro ihren Spaß hatten. Mike war gefordert den Agenten die französische Sprache näher zu bringen. Er konnte einige Sprachen und Liz hatte entschieden, neben Spanisch und Englisch ein bisschen Französisch zu lernen.
Micha lehnte das kategorisch ab. Er hielt nichts von dieser komischen Sprache. Statt dem Vortrag des Hackers zu lauschen verbrachte er seine Zeit lieber in der Küche. Liz versuchte, ihn zwar dazu zu bewegen, wenigstens ein bisschen daran teilzunehmen, aber er lehnte es immer wieder ab. Französisch rangierte für ihn noch weit unterhalb sämtlicher kreolischer Sprachen, die nur in einigen Gegenden der