Spur der Todesengel: Michael Korn & Liz Croll Band 3
Von Matthias Boden
()
Über dieses E-Book
Mehr von Matthias Boden lesen
Projekt Lucien: Michael Korn und Liz Croll Teil 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Ikarus Puzzle: Michael Korn und Liz Croll Teil 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDamien und die Silbernadel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMichael Korn & Liz Croll Trilogie: Michael Korn und Liz Croll Trilogie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin tödliches Komplott: Michael Korn und Liz Croll Teil 4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpur der Todesengel: Michael Korn und Liz Croll Teil 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Spur der Todesengel
Titel in dieser Serie (4)
Spur der Todesengel: Michael Korn & Liz Croll Band 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Ikarus Puzzle: Michael Korn & Liz Croll Band 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEiskaltes Grab: Michael Korn & Liz Croll Band 5 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leuna Konzept: Michael Korn & Liz Croll Band 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Spur der Todesengel: Michael Korn und Liz Croll Teil 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe, Sünde, Tod: Zürich Krimi Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Stilles Töten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTödliche Mission Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJuwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schmiede der schwarzen Seelen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTara Calese Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnimus: Ein Köln Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Flug des Fasans Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGhostbound 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE AKTE NOSTRADAMUS (Project 6): Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Inselreich der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRevolver im Strumpfband: u.a. ein Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCäcilie: Eine Halloween-Novelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVermisst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTanz der Horror-Sichel: 15 gruselige Kurzgeschichten für Fans von Horrorliteratur! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTödliches Verlangen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFor ever young: Ella ermittelt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMagdeburger Mordsgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeidelberger Gold Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLouise und das Trollerbe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Vermächtnis des Arkh'Shok: Schnellfluss Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEducazione Inglese: Die englische Erziehung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKommissar Jopetho ermittelt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGALAXIS SCIENCE FICTION, Band 50: IM REICH DER 12 MONDE: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCommissaire Marquanteur und der Auftragsmörder: Frankreich Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlorene Engel: Das sechste Abenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStille Herzen: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Blick durch den Spiegel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachten in Paris: Zwei Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Thriller für Sie
Der Perfekte Fehltritt (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt—Band Achtzehn) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 06 - Dr. No Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Wartet (Das Making of Riley Paige - Buch 2) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sühne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaigret und Pietr der Lette Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie letzte Witwe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrau Helbing und der tote Fagottist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaigret im Haus des Richters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaigret zögert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPretty Girls: Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Geisterseher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 13 - Der Mann mit dem goldenen Colt Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Kopftuchmafia: Ein Stinatz-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerlin blutrot: 14 Autoren. 30 Tote. Eine Stadt. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLearning German Through Storytelling: Des Spielers Tod Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Rum Punch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas fünfte Flugzeug: Der 9/11 Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod und Teufel Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Beobachtet (Das Making of Riley Paige - Buch 1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMr. Robot: Red Wheelbarrow: Eps1.91 redwheelbarr0w.Txt Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Dunkle Seite: Krimi Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Wenn Sie Wüsste (Ein Kate Wise Mystery – Buch 1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Lautlos Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5City on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJakobshorn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Puzzlemörder von Zons Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sherlock Holmes – Der Bund der Rothaarigen und andere Detektivgeschichten: Vollständige & Illustrierte Fassung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Verwandte Kategorien
Rezensionen für Spur der Todesengel
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Spur der Todesengel - Matthias Boden
Prolog
Niederlande, Amsterdam
Die roten Strahler der Beleuchtung im Club Mystique blitzten im Takt der wummernden Bässe über die Tanzfläche. Für den Abend und die anschließende Nacht kam man hierher, um Frauen in einer gewissen Altersklasse kennenzulernen. Auch der 25-jährige Lieven De Graaf war auf der Suche nach einer hübschen Begleitung für die Nacht. Der Student der Wirtschaftswissenschaften hatte noch nie viel Glück mit dem anderen Geschlecht. Von einem Kommilitonen bekam er den Hinweis, dass im Club Mystique jeder einsame Student für einige gewisse Stunden eine junge Dame erlangen konnte. Er hatte sich entschieden, das an diesem Abend einmal zu versuchen. Mehr wie alleine nach Hause zu gehen, wie sonst auch immer, konnte ihm ja nicht passieren.
Es war erst kurz nach 21 Uhr und der Club war noch nicht besonders voll. Lieven hatte sich einen hübschen Platz an der Bar gesucht, von dem aus er die meisten Ecken des Clubs im Blick hatte. Er bestellte sich einen Cocktail mit dem tollen Namen ErdbeerColada bei der hübschen Bardame mit ihrem kurzen schwarzen Rock und der wilden braunen Mähne. Ihre weiße Bluse zeigte eigentlich mehr, als sie verdeckte. Die Liebesäpfel, die sich darunter versteckten, waren garantiert von Gott handgearbeitet worden. Ihre leicht gebräunte Haut war mit farbigen Tattoos übersät. An beiden Beinen waren die Oberschenkel farbig bemalt, und auch ihre Arme zeigten verschiedene Motive, die unter die Haut gestochen waren. Auch an der Hüfte konnte man die Zeichnungen sehen, wenn die Bluse den Blick freigab. Lieven fragte sich, ob die Dame überall damit verschönert war, konnte aber bei ihr nicht wirklich landen.
Mit seinen kurzen blonden Haare und dem fein rasierten Backenbart in Form eines Horns zu beiden Seiten, gepaart mit einigen Pfunden zu viel um die Hüfte war er nicht gerade ein Paradebeispiel für die Männerwelt. Vergnügt beobachtete er die beleuchtete Tanzfläche und das bunte Treiben darauf. Er war so darauf konzentriert, unter den Damen etwas Hübsches auszumachen, dass er gar nicht bemerkte, wie sich eine Lady auf dem Barhocker neben sich niederließ. Erst nach fünfzehn Minuten bemerkte er die schlanke Rothaarige mit ihrem hübschen Gesicht, die ihm schon die ganze Zeit immer wieder näher kam. Die rostroten Haare mit den hübschen braunen Strähnchen fielen leicht gewellt über ihren schmalen Rücken. Sie begann Lieven in ein Gespräch zu verwickeln, machte ihm leichte Komplimente und zeigte sich ihm sehr zugeneigt. Die ebenmäßigen Züge in ihrem Gesicht waren weich mit einem etwas schüchternen Lächeln, was immer mal wieder ihre schneeweißen Zähne aufblitzen ließ. Auf einem Schneidezahn, der sich zwischen den blutroten Lippen immer wieder zeigte, prangte sogar ein kleiner Schmuckstein aus Kristallglas.
»Hi, ich bin Roxy. Bist du neu hier?«, fragte sie ihn neugierig.
»Ich bin Lieven und tatsächlich zum ersten Mal heute hier. Woran merkst du das?«
Roxy lachte »Das ist schwer zu übersehen. Die meisten Neuen verkriechen sich an der Bar und checken den Laden aus sicherer Entfernung ab.«
»Ich bin etwas schüchtern, muss ich zugeben«, antwortete er.
»Ach was schüchtern. Keiner ist hier schüchtern. Alle sind nur aus einem einzigen Grund hier«, grinste sie.
Lieven stand die Frage schon ins Gesicht geschrieben, die er stellte »Aus welchem Grund?«
»Du bist mir ja einer«, lächelte sie ihn an und gab ihm einen leichten Klaps auf den Hintern, »Alle die hier sind suchen jemanden fürs Bett.«
»Ernsthaft?«
»Ja klar, was glaubst denn du? Alle Mädels hier haben es mal wieder nötig und die Jungs leiden sowieso unter ständigem Frauenmangel. Von hier geht niemand alleine nach Hause«, blitzte sie ihn an.
Lieven traute sich »Hast du es auch mal wieder nötig?«
»Ständig«, lachte sie offenherzig, »heute bist du mein bevorzugtes Opfer.«
Dem Studenten fiel die Kinnlade herunter. Sie nutzte die Situation für einen flüchtigen Kuss und biss ihm zärtlich ins Ohrläppchen. Dann flüsterte sie »Ich will dich! Jetzt!«
Überrascht riss er die Augen weit auf, als sie sofort auf Tuchfühlung ging und ihre Hand auf seinen Schritt legte. Ohne zu zögern, nahm sie seine Hand und führte sie an ihre Brust. Sanft knetete er die kleinen straffen Bälle unter ihrem weißen Top, während sie die Mitte seines Körpers streichelte. Die Bardame kannte das schon und beachtete die beiden nicht mehr. Im Club Mystique ging es nur um eines. Jeden Abend von 19 bis 2 Uhr morgens suchten hier die Singles der Stadt jemanden zum Mitnehmen. Lieven fühlte sich wie im Himmel. Einmal in den Club und schon hatte er eine hübsche Rothaarige an der Angel, die ihm deutlich sagte, dass sie mit ihm im Bett landen wollte. Sie machte auch keinen Hehl daraus nur jemanden für Matratzensport zu suchen.
Es dauerte nicht lange, bis sie vor dem Club in ein wartendes Taxi stiegen. Roxy wollte ihn zu sich mit nach Hause nehmen, was Lieven gut in den Kram passte. In seiner Wohngemeinschaft war die Privatsphäre mehr als eingeschränkt, was für zwischenmenschliche Kontakte eher hinderlich war. Das bestiegene Fahrzeug startete durch die Grachten bis zu ihrer Wohnung. Die ganze Fahrt über flüsterte sie ihm heiße Worte ins Ohr und massierte ungehemmt seinen Schritt. Der Bewohner seiner Hose machte einen langen Hals durch ihre fordernden Berührungen. Er wollte einfach nur noch mit in ihre Wohnung und die ganze Nacht mit ihr Spaß haben. Nach etwa zwanzig Minuten fummelte er mit erheblichen Schwierigkeiten vierzig Euro aus der Tasche, um die Fahrt zu bezahlen.
Zusammen stiegen die beiden die Treppen zu ihrer Wohnungstür hinauf und sie zog ihre Schlüssel aus der kleinen Handtasche, die über ihre Schulter hing. Während sie aufschloss, knetete er von hinten ihre Brüste durch den dünnen Stoff. Sie fielen fast in ihre Wohnung und sie schob ihn zu einem lederbezogenen Sofa im Wohnzimmer.
»Was willst du trinken, mein Hengst?«, fragte sie.
»Überrasche mich einfach«, stöhnte er und nestelte am Knopf seiner Hose, in der es schon lange viel zu eng war.
Roxy flitzte in die Küche und kehrte kurz darauf mit zwei Gläsern Weißwein zurück. Als sie sich hinsetzte, zog sie bereits ihr eng anliegendes Top aus und entblößte ihre sekundären Geschlechtsmerkmale. Die straffen, mild gebräunten Halbkugeln mit den dunklen Mittelpunkten hypnotisierten ihn mit den schaukelnden Bewegungen. Sie drückte ihm ein Glas in die Hand, stieß mit ihm an und kippte fast den gesamten Inhalt auf einmal in ihren Schlund. Lieven De Graaf tat das Gleiche mit seinem Glas und wollte sich gerade wieder über seine Gespielin hermachen, als es plötzlich vor seinen Augen dunkel wurde.
Als er wieder erwachte, blickte er auf eine bereits vergilbte Leuchtstoffröhre, die ein diffuses Licht verbreitete. Es sah fast so aus, als wäre sie im Staub festgewachsen, der in langen Fäden von der Decke hing. Die Luft roch nach abgestandenem Schweiß und Urin. Sein Kopf platzte fast vor Schmerzen und der Geschmack in seinem Mund kam ihm vor, als ob er Kupfermünzen gelutscht hätte. Er konnte seine Muskeln nicht bewegen. Seine Arme lagen wie Blei an seiner Seite und ihm war kühl. Die Finger und Zehen konnte er mit einiger Anstrengung bewegen, aber weder seine Beine noch die restlichen Muskeln reagierten auf seine Befehle. Nur mit den Augen versuchte er sich zu orientieren. Durch sein eingeschränktes Blickfeld erkannte er nur einige Liegen um ihn herum, die allerdings leer waren. Sie glänzten in verschmiertem Silber in dem trüben Licht der einzigen Leuchtstoffröhre über ihm. Weiter erkannte er nur kahle Wände, in einem dunklen Grau, keine Fenster oder eine Tür. Mit seinen Fingern fühlte er seinen nackten Oberschenkel. Habe ich keine Klamotten mehr an? Wo bin ich hier? Wo ist Roxy und wie bin ich hier hergekommen? Hämmerte es ihm durch seinen Kopf.
Er wollte rufen, aber aus seinem Mund kam nicht einmal ein leises röcheln. In dem Raum war kein Geräusch zu hören. Alles lag still neben ihm. Immer wieder versuchte er sich zu bewegen, aber er blieb steif wie ein Brett liegen. Dann hörte er leise Schritte näherkommen. Hinter ihm wurde eine Tür geöffnet und die wärmere Luft, die in den Raum drang, streichelte sanft seinen Körper. Er war komplett nackt. Über ihm erschien das milde Gesicht von Roxy, die ihre roten Haare unter einer blauen Haube versteckt hatte. Sie lächelte ihn milde an.
»Na Schlafmütze, wieder aufgewacht?«, sagte sie mit rauer Stimme.
Lieven fühlte ihre warmen Hände über seinen nackten Oberkörper streichen. Dann trat sie neben seine Liege und beugte sich zu ihm herunter. Nicht nur ihre Haare hatte sie unter dünnem, papierartigem Stoff versteckt. Auch ihr Oberkörper und die Arme wurden davon verdeckt. Dann dämmerte es ihm, was das war. War Roxy etwa Krankenschwester? Sie setzte unterdessen ihre sanften Berührungen fort, und strich über seinen Bauch und den Oberschenkel bis sie schließlich sein bestes Stück sanft in der Hand hielt.
»Du wirst wohl Tausende Fragen haben«, grinste sie, »zu schade, dass du nicht reden kannst. Aber das macht nichts. Dein kleines Teil hier in meiner Hand ist unbrauchbar mein Lieber, aber vielleicht ist was anderes brauchbar. Wir werden das jetzt mal checken!«
Als sie das leicht hämisch sagte, zeigte sie ihm eine Spritze vor seinen Augen, die sie zwischen ihren schlanken Fingern rollte. Dann stach sie die Nadel, wie ein Fleischer sein Beil, in seinen Oberschenkel und zog den Kolben nach oben. Der Schmerz brannte wie Feuer und breitete sich rasend schnell überall hin aus. Lieven wollte schreien, aber kein Ton verließ seine Lippen. Wie eine Trophäe zeigte Roxy ihm die Spritze mit der blutverschmierten Nadel. Sie hatte ihm Blut aus dem Schenkel gezogen. Grinsend zog sie die Nadel ab und warf sie unachtsam hinter seine Schulter. Als sie aufkam, hörte er noch weitere Nadeln klimpern.
»Hast du dich schon mal gefragt, warum keine mit dir ficken will?«, fragte sie. Ohne auf eine Erwiderung zu warten, setzte sie fort, »Dein Bart sieht aus wie Scheiße, was an deiner Fresse klebt. Der fette Bierbauch ist auch so ein Abturner und die kleine Nudel da, ist krumm wie eine Banane. Außerdem hast du eine Stimme wie eine geölte Geige. Das quietscht richtig in den Ohren, wenn man sie hört. Am liebsten hätte ich dir im Club schon die Lichter ausgeknipst, aber ich will da ja noch weitere Versager abholen und konnte es mir nicht erlauben die Schlampe an der Bar zu verärgern. Die denkt wirklich, ich gehe da hin, um mir einen zu suchen, der mir die Löcher stopft.«
Verärgert schüttelte sie den Kopf und kniff ihm in die Hoden. Lieven wollte erneut laut aufschreien, als ihn der Schmerz erfüllte. Sie lächelte und sagte, »Ich komm gleich wieder, muss nur eben das Blut hier abliefern. Lauf nicht weg, mein kleines Schweinchen.«
Roxy verschwand aus seinem Blickfeld und er hörte ihre Schritte verschwinden. Kurz danach konnte er leise Stimmen vernehmen, bis ihre Schritte wieder näher kamen. Als sie zurückkam, setzte sie sich auf seine Liege und begrub seinen Arm unter ihr. Wieder fühlte er heftige Schmerzen in sich aufsteigen. In seinem Kopf versuchte er einen Ausweg zu finden, aber das war aussichtslos. Er konnte sich nicht bewegen, hatte Kopfschmerzen von einem anderen Stern und diese Hexe verursachte ihm weitere Qualen.
»Das rote Zeug, was ich eben aus dir geholt habe, wird untersucht. Mal sehen, ob das wenigstens etwas taugt. Ich hätte große Lust, mit einer Schere das Anhängsel da abzuschneiden«, lachte sie und schlug ihm direkt auf den Hodensack. »Ich werd dir mal erklären, was hier eigentlich los ist. Du hast sicher schon bemerkt, dass du dich nicht bewegen kannst. Das liegt daran, dass wir dich festgeschnallt haben. Du sollst ja nicht weglaufen. Da ich deine Stimme nicht weiter ertragen wollte, haben wir dir eine Nadel in den Kehlkopf gestochen und die Stimmbänder lahmgelegt. Das heißt himmlische Ruhe für mindestens drei Monate«, lachte sie ihn an. »Jetzt ruhst du dich aus und wir erledigen den Rest.«
Als sie aufstand, gab sie ihm eine heftige Ohrfeige und trat dann wieder hinter ihn. Kurz darauf fiel die Tür wieder hinter ihm zu und er blieb alleine in dem stinkenden Raum zurück. Fieberhaft suchte er in seinem Kopf nach Antworten und einem Ausweg. Seine Glieder waren fixiert, was ihm keinen Bewegungsspielraum gab. Das Einzige, was er bewegen konnte, waren seine Finger und umsehen konnte er sich auch nicht. Lieven versuchte mit den Fingern nach einem Hinweis zu tasten, um sich irgendwie befreien zu können. Er wollte nur eine heiße Nummer erleben und lag jetzt hier nackt und unbeweglich in einem stinkenden Raum, während eine offenbar Verrückte Experimente an ihm machte.
Er fühlte die kalte Liege unter ihm. Sie war glatt und an den Rändern nach oben gezogen. Zu seinen Oberschenkeln hin ertastete er einen kleinen Spalt in der Liegefläche. Der Versuch, eine andere Liege genauer in Augenschein zu nehmen gestaltete sich schwierig, denn auch seinen Kopf konnte er nicht drehen. Schielend untersuchte er die Liege rechts neben ihm. Was er sah, wirkte wie eine Liege bei einer Operation. Im oberen Bereich war auf der Innenseite ein Einschnitt zu erkennen, die scheinbar dazu diente die Gliedmaßen mit Lederbändern zu fixieren. Auch im unteren Bereich waren Aussparungen zu sehen, die wohl für die Beine gedacht waren, und in der Mitte der Liege war ein weiterer Einschnitt am Rand, der wohl die Hüfte fixierte. Aus der Erinnerung heraus, als Roxy ihn gestreichelt hatte, ergab sich, dass auch um seine Hüfte ein Lederband gespannt war, denn die Berührung setzte für ein paar Zentimeter aus. Als er seine Hände zur Faust ballte, fühlte er mit den Fingerspitzen ein schmales Lederband, was über sein Handgelenk gespannt war.
Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, versuchte er seine Hand aus der Schlaufe zu ziehen. Seine Haut spannte und drückte über seine Knöchel, aber sie kam langsam nach hinten. Nach einer kurzen Pause um die brennenden Muskeln zu entspannen versuchte er es weiter. Er fühlte, wie das Lederband einige Millimeter über seine Finger gezogen wurde, bekam seine Hand aber noch nicht frei. Lieven benötigte eine weitere Pause. Danach zog er ruckweise seine Hand zu sich und er merkte, wie er immer mehr Spielraum bekam. Weiter, immer weiter, feuerte er sich selbst an. Dann hatte er es geschafft und seine rechte Hand war frei. Sofort tastete er an der Seite der Liege nach dem Lederband, was seine Hüfte auf dem kalten Untergrund festhielt. Alles, was er fand, war das gespannte Lederband, aber keinen Verschluss, den er aus der Position öffnen konnte.
Er versuchte, die linke Hand zu befreien, um von dort aus an den Verschluss zu kommen. Noch einmal bot er alle Kraft auf, die er in sich hatte, um den Arm nach oben zu ziehen. Seine Hand versuchte er so klein wie möglich zu machen, um am wenigsten Widerstand zu bieten. Lieven spürte, wie der Spielraum größer wurde und langsam nachgab. Mit einem heftigen Ruck bekam er die Hand frei. Er hatte es geschafft, zumindest die Hände aus den Fesseln zu befreien. Wieder griff er unter die Liege nach dem Lederband an seiner Hüfte. Er spürte den Verschluss und die Schnalle, die sich anfühlte wie aus einem Gürtel, aber er konnte das lose Ende nicht erreichen. Vor seinem inneren Auge bildete sich eine Idee für mehr Bewegungsfreiheit. Er drehte die Arme und versuchte das Band, hinter seiner Stirn zu lösen. Mit der rechten Hand tastete er danach und fand auch das lose Ende. Der Verschluss war das gleiche System wie an seiner Hüfte. Doch soviel er auch daran fummelte, es war ihm nicht möglich, den Verschluss zu öffnen. Lieven versuchte das stark gespannt Band, irgendwie auseinanderzureißen, konnte aber aufgrund seiner Armhaltung nicht genügend Kraft aufbringen. Seine Schultern brannten und die Muskeln verhärteten langsam, als er wieder Schritte auf dem Gang vernahm. So schnell er konnte, streckte er die Arme wieder an die Seite seines Körpers und schlüpfte in die dort gespannten Bänder. Vielleicht gab es die Möglichkeit, Roxy zu täuschen und zu überwältigen.
Wieder öffnete sich die Tür und die Frau kam wieder an seine Seite. Erneut setzte sie sich auf seinen linken Arm und die Schmerzen meldeten sich wieder zurück. Sie sah ihn einfach nur grinsend an. Sie schien lange zu überlegen, was sie sagen sollte, bis sie begann, »Ich habe tolle Neuigkeiten für dich. Wir können dich verwenden, allerdings muss das jetzt schnell gehen.«
Dieses Mal zeigte sie ihm eine bereits gefüllte Spritze mit einer weißlichen Flüssigkeit. Dann rammte sie ihm die Nadel unsanft in den Oberschenkel und versenkte den Kolben, bevor sie fortfuhr, »Deine Bemühungen dich zu befreien sind lächerlich gewesen. Meinst du, wir wären so bescheuert, dich hier zurückzulassen, ohne zu sehen, was du treibst?« Die Spritze zog sie wieder heraus und warf sie hinter ihn.
Roxy lächelte, als er langsam bemerkte, wie seine Kräfte schwanden und ihm die Augenlider immer schwerer wurden. »Ich bring dich jetzt hier weg. Schlaf schön, damit du dich erholst.«
Sie stand auf und packte die Liege hinter seinem Kopf. Mit einiger Anstrengung schob sie ihn auf seiner Unterlage durch die Tür und pfiff eine fröhliche Melodie dabei. Er versuchte noch, sich seine Umgebung einzuprägen, um sich zu befreien, wenn er wieder erwachte. Alles, was er sehen konnte, war eine blaue Tonne, in der die Spritzen und Nadeln gelandet waren, die sie verwendet hatte. Sie war fast schon bis zum Rand gefüllt, konnte er erkennen, als sie ihn auf einen staubigen Gang schob, dessen Wände schon seit gefühlten Jahrzehnten keine Farbe mehr gesehen hatten. Er merkte noch, wie ein Rad seiner Liege immer wieder blockierte und eierte. Das Gerüttel seines Körpers war das Letzte, was er mitbekam, bevor er in einen traumlosen Schlaf glitt.
Kapitel 1
Spanien, Sevilla
In Andalusien stand die Sonne bereits hoch am Himmel, als sie in ihrer neuen, großen Wohnung erwachte. Sie hatte dieses helle und freundliche Appartement, in der Innenstadt von Sevilla, erst vor Kurzem kaufen können. Priscila war 26 Jahre alt und arbeitete im Saint Helena Klinikum in Sevilla als Stationsleiterin der Transplantationsmedizin. Sie war die jüngste in ganz Europa, die so einen Posten bekleidete. In ihrer Freizeit ging sie mit Vorliebe zum Sport, um sich richtig auszupowern. Priscila war selbst herzkrank und musste täglich Tabletten nehmen, um die Auswirkungen ihrer Erkrankung zu unterdrücken. Durch einen Herzfehler waren ihre Herzklappen der linken Herzseite immer wieder nachgewachsen. Vor zehn Jahren bekam sie ein Spenderherz transplantiert. Ab und zu hatte sie das Problem, dass ihr Herzschlag etwas zu schwach war und es dabei zur Unterversorgung der Aorta führte. Durch ihre Medikamente war sie in der Lage genau so zu leben wie ein gesunder Mensch. Nur musste sie jedes Jahr einmal ein Herzkardiogramm über sich ergehen lassen.
Ansonsten war Priscila eher unscheinbar gewachsen. Mit ihrer Körpergröße von 1,55 m war sie deutlich kleiner als ihre Kollegen. Durch den vielen Sport, den sie fast exzessiv betrieb, war sie sehr schlank und konnte essen was sie wollte, ohne zuzunehmen. Mit ihren langen haselnussbraunen Haaren, die bis über die Brüste reichten, liefen ihr die Männer in Scharen hinterher. Die schlanke Frau allerdings war sehr wählerisch, was ihre Partner anging. Bisher war keiner dabei, der sie von sich überzeugen konnte. Sie liebte es, ihren bevorzugten Fußballclub FC Sevilla im Stadion anzufeuern, und wann immer es ihr Dienstplan erlaubte, war sie bei den Heimspielen dabei.
In den letzten zwei Wochen hatte sie ihren Sommerurlaub damit verbracht, ihre ganze Einrichtung aus ihrem kleinen gemieteten Appartement am Stadtrand, mithilfe ihrer Freunde in die neue Wohnung zu bringen und sich dort gemütlich einzurichten. Nun war sie unabhängig von Mietzahlungen und konnte die Vorteile einer umfassenden Sicherheitseinrichtung genießen. Der große freischwebende Balkon auf der Südseite im siebten Stock, bot einen wundervollen Ausblick über die Innenstadt von Sevilla. Das ganze Appartement war zusätzlich mit einer Klimaanlage ausgestattet, die auch in den heißesten Sommern die Wohnräume kühl hielt. Im Kellergeschoss des Gebäudes gab es für die Bewohner neben einem Swimmingpool noch eine Saunalandschaft und einen Fitnessraum. Für Priscila war das, neben der Ruhe so hoch über der Stadt, ein großes Verkaufsargument gewesen. Der Preis für das 120 qm große Appartement war auch nicht allzu teuer. Sie musste nur 650.000 Euro dafür aufbringen.
Heute war ihr erster Arbeitstag nach dem Sommerurlaub und sie musste zur Spätschicht in die Klinik. Die Sonne brannte über der Stadt und verbreitete eine große Hitze. Mit dem Fahrstuhl kam sie bis in die Tiefgarage, wo ihre beiden Autos parkten. Ihr war heute nicht nach dem roten Lamborghini Huracán EVO RWD Spyder. Stattdessen bestieg sie ihren schneeweißen Audi RS Q8, den sie mit ihrem Smartphone öffnen konnte. Durch NFC-Technik diente ihr Mobiltelefon als Fahrzeugschlüssel. Sie legte ihr Telefon auf die Mittelkonsole und startete den SUV. Dann fuhr sie durch die Innenstadt der viertgrößten Stadt Spaniens bis zur Saint Helena Klinik. Um die Mittagszeit waren die meisten Bewohner in den Innenräumen, um der Sommerhitze zu entfliehen. Auch Priscila aktivierte die Klimaanlage für die kurze Fahrt zur Klinik.
Der Pförtner staunte nicht schlecht, als sie mit dem teuren SUV auf ihren Parkplatz fuhr, auf dem sonst ihr roter Sportwagen parkte, während sie arbeitete. Sie schlüpfte durch die Personaltür und lief zur Umkleide im Keller des großen Komplexes. Sie öffnete ihren Spind und zog die frisch gewaschene Uniform heraus, die sie zwingend tragen musste. Ihr wäre lieber, sie dürfte mit normalen Klamotten arbeiten, aber die Klinik schrieb vor, dass alle Mitarbeiter in einer speziellen Uniform, mit aufgedrucktem Namensschild arbeiten mussten. Sie entledigte sich ihrer knappen blauen Shorts und dem türkisfarbenen Top, was ihre eher kleinen Brüste so schön zur Geltung brachte. Unter den Klamotten war sie mit bunten Tätowierungen übersät. Nur die Arme hatte sie, wegen Rücksicht auf ihren Beruf ausgespart. Es kam nicht besonders gut an in einem Krankenhaus, als Abteilungsleiterin von oben bis unten mit farbenfrohen unter die Haut gestochenen Bildern zu arbeiten. Nach Meinung der Klinikleitung erschreckte es die Patienten und deren Besucher.
Als sie fertig umgezogen war, richtete sie noch einmal ihre wunderschönen Haare. Sie waren ihr ganzer Stolz, und sie wusste über deren Wirkung auf die Männerwelt. Dann trat sie hinaus auf den Gang und wartete auf den Personalaufzug, der sie in den vierten Stock zu ihrer Abteilung bringen würde. Als die silberne Stahltür aufglitt, kam ihr der Oberarzt der Frühschicht entgegen. Dr. Eusebio Alcantara hatte schon mehrfach versucht, bei ihr zu landen. Aber er war mit seinen 48 Jahren viel zu alt für die junge Frau. Außerdem war er weder sympathisch noch in irgendeiner Form humorvoll. Ihre Figur und die kleine Körpergröße, in Verbindung mit den kleinen straffen Brüsten und den tollen Haaren weckten in dem alten Mann scheinbar einen Beschützerinstinkt, den er gerne mit sexuellen Fantasien anreicherte.
»Frau Acosta, schön sie zu sehen«, schleimte er mit seiner sonoren Stimme, »ich habe sie schon vermisst. Wo waren sie so lange?«
»Auf der Flucht vor alten Ärzten, die versuchen ihre verkrüppelten Pfoten in mein Höschen zu bekommen, was sie mit einschließt. Guten Tag!«, motzte sie ihn an und drückte sich an ihm vorbei in den Aufzug.
Als sich die Türen schlossen, sah sie die sehr enttäuschte Miene des Arztes, dessen Mundwinkel deutlich nach unten zeigten. Sie konnte diesen Typen einfach nicht ausstehen. Jedes Mal, wenn sie vor ihm stand, konnte sie sehen, wie er sie mit seinen Blicken auszog, und sich Schweinereien vorstellte. Er war zwar Oberarzt, aber auf der Gegenschicht und hatte mit ihr nicht viel zu tun. Der Oberarzt auf ihrer Schicht war ein völlig anderer Typ und behandelte sie mit Respekt. Von ihm kam selten ein böses Wort, sondern er zeigte Verständnis und war auch deutlich jünger. Auf ihrer Station liefen gerade die Übergabegespräche der einzelnen Schichten im Schwesternzimmer. Priscila öffnete die Tür und wurde freudig von ihren Kollegen begrüßt. Die Verwaltungsaufgaben der letzten zwei Wochen waren größtenteils liegen geblieben. Nur der Oberarzt ihrer Schicht hatte Priscila, während ihres Urlaubs, einige Aufgaben abgenommen. Dr. Alcantara hatte alles in ihrem Büro abgelegt und darauf gewartet, dass sie das alles übernahm.
Das Übergabegespräch zwischen den Schichten war schon fast beendet, als sie plötzlich eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Als sie sich umdrehte, stand Dr. Daniel Pineda, der Oberarzt ihrer Schicht hinter ihr und schenkte ihr ein schüchternes Lächeln.
»Frau Acosta, ich hoffe, sie hatten einen angenehmen Urlaub. Ich freue mich, dass sie wieder da sind.«
»Hallo Dr. Pineda. Mein Urlaub war ganz angenehm, nur viel zu kurz. Danke der Nachfrage!«, lächelte sie.
Er nahm die Hand von ihrer Schulter. Seine braunen Augen strahlten eine unglaubliche Wärme aus, als er sagte, »Es tut mir furchtbar leid, dass während ihrer Abwesenheit so viel Arbeit liegen geblieben ist.«
»Das macht nichts«, lächelte sie, »ein bisschen was kann ich ja auch noch erledigen. Was steht heute noch an?«
»Wir bereiten den Patienten auf 4028 für die neue Niere vor, die er morgen bekommen soll, ansonsten nur das übliche«, strahlte er sie an.
»Na dann ist es ja nicht so viel. Haben wir die Papiere dafür schon bekommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Die kommen erst morgen früh. Der Bruder des Patienten bringt sie mit. Dr. Alcantara legt sie sicher in ihr Büro.«
»Liegt denn viel in meinem Büro, was ich noch erledigen muss?«
»Das weiß ich leider nicht, Frau Acosta. Meine Transplantationen habe ich bereits erledigt, aber Dr. Alcantara hatte die letzten zwei Wochen sehr viele Operationen.«
Sie machte ein missmutiges Gesicht, als sie fragte, »Postmortale?«
»Das kann ich ihnen nicht sagen. Aber einige waren garantiert dabei. Soweit ich weiß, hat er in den letzten zwei Wochen drei Herzen verpflanzt.«
»Drei?«, fragte sie irritiert, »bevor ich in den Sommerurlaub gegangen bin, hatten wir acht Patienten, die auf ein Spenderherz gewartet haben. Sieben davon standen auf der Warteliste für ein Spenderorgan verdammt weit hinten, und wir hatten Sorge, sie durchzubringen.«
Er schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß nicht, wo sie so plötzlich hergekommen sind, jedenfalls wurden sie sie mit dem Hubschrauber gebracht und Alcantara hat sie verpflanzt.«
Priscila nickte nur stumm. Sie würde es in den Unterlagen sehen, woher die Spenderorgane kamen. Es war nur ziemlich ungewöhnlich für Patienten, die auf den hinteren Plätzen der Warteliste standen, dass sie so schnell ein neues Organ bekamen. Aber natürlich konnte man auch nicht vorhersehen, wann ein Organspender sterben würde, der genau die richtige Blutgruppe hat und die Organe noch zu gebrauchen waren. Das konnte teilweise sehr lange dauern, aber eben auch verdammt schnell gehen, je nachdem wie die Organisation Eurotransplant das richtige Organ gerade zur Hand hatte. Diese Organisation verteilte die Spenderorgane in ganz Europa an die Kliniken, die eine Anfrage stellten. Wann immer ein Organ verfügbar war, das in der nötigen Zeit geliefert werden konnte, wurden alle Stellen informiert. Der betreffende Patient wurde sofort ins Klinikum gebracht und die notwendigen Schritte unternommen. Direkt nach dem Eintreffen des gekühlten Gewebes wurde es sofort im Operationssaal eingesetzt.
Dr. Alcantara war eben der ältere und auch erfahrenere Oberarzt, der diese schwierigen Operationen schon öfter durchgeführt hatte. Dr. Pineda, der Oberarzt auf ihrer Schicht war gerade mal 34 Jahre alt, und obwohl er voll qualifiziert war eben noch nicht besonders erfahren. Trotzdem war er in Priscilas Augen eindeutig der nettere und bessere Arzt, auch wenn das einige ihrer Kolleginnen nicht so empfanden. Die Stationsleiterin machte sich auf den Weg in ihr Büro und konnte es nicht fassen, wie viele Patientenakten sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. Da lagen verteilt vier große Stapel mit Akten auf ihrem Tisch. Die Schreibunterlage war nicht mal mehr zu sehen. Schon auf den ersten Blick konnte sie erkennen, von wem diese ganzen Unterlagen in ihr Büro geworfen wurden. Dr. Alcantara machte das wohl extra, nur damit er ihr auf die Nerven fallen konnte.
Sie setzte sich auf ihren Stuhl und begann die gestapelten Unterlagen grob zu sortieren, damit sie etwas Platz auf ihrem Schreibtisch bekam. Langsam kam auch ihre Schreibunterlage wieder zum Vorschein. Kurz vor ihrer Pause hatte sie die erste Akte mit einem verpflanzten Herzen von Dr. Alcantara in den Händen. Das Organ wurde aus den Niederlanden mit dem Flugzeug gebracht und dann mit dem Hubschrauber in die Saint Helena Klinik geflogen worden. Die Verpflanzung war problemlos verlaufen und der Patient nach einer Woche auf der Intensivstation in eine Rehaklinik entlassen. Sowas nannte man bei ihnen einen Paradefall. Wenig später fand sie dann auch die zweite Akte, doch da war als Herkunftsland Tschechien angegeben. Der Verlauf allerdings war der gleiche wie bei dem ersten Patienten. Priscila machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Es kam öfter vor, dass jemand verstirbt, und die Organe dann weitergegeben wurden. Beide kamen aus Europa und anhand der Akten waren sie passend für die Transplantation.
Die Stationsleiterin ließ die Akten hinter sich und begab sich in ihre Pause. Auf dem Flur zum Pausenraum kam gerade Hektik auf als ein Notfall eingeliefert wurde. Sie stellte sich auf die Seite des Flurs, damit man den Patienten so schnell wie möglich versorgen konnte. Als sie wartend an der Wand stand, kam Lernschwester Herminia Molinero ebenfalls über den Flur. Die gerade 18-jährige Krankenschwester war noch in der Ausbildung, gehörte aber schon fest zum Team ihrer Schicht. Mit ihren jungen Jahren war sie nicht nur bei den Patienten sehr beliebt, sondern hatte auch sehr viele Sympathien bei den Kollegen gewonnen. Sie lächelte Priscila an, was ihre Sommersprossen so richtig zur Geltung brachte.
»Hallo Priscila, schön das du wieder da bist«, lachte sie mit breit ausgestreckten Armen.
»Herminia, ich dachte, du wärst noch in der Schule«, sagte die Stationsleiterin fröhlich und umarmte die Schülerin.
Die beiden waren gut befreundet. Kurz nachdem die Lernschwester begonnen hatte auf ihrer Station zu arbeiten, verbrachten sie auch viele Pausen zusammen. Priscila hatte als Stationsleitung auch immer ein Auge auf die junge Auszubildende und erlaubte ihr, aufgrund der guten Arbeit die sie leistete, ein paar Freiheiten. Es war auch nicht ungewöhnlich, dass Herminia mal eben einen Kaffee zu Priscila ins Büro brachte. Obwohl sie den eigentlich nur kurz abstellen wollte, um dann weiterzuarbeiten, behielt sie die Stationsleiterin einfach mal in ihrem Büro und die beiden quatschten. Immerhin waren die beiden altersmäßig gerade mal acht Jahre auseinander und Schwester Herminia eiferte ihrer Kollegin nach. Sie wollte auch in den jüngeren Jahren schon hoch hinaus, und das zeigte sie immer wieder. Oft saß sie während ihrer Pause über den Büchern und kaute ihr mitgebrachtes Brot.
»Willst du auch gerade Pause machen?«, fragte Priscila.
»Nein, ich hatte schon vor einer Stunde meine Pause. Hab dich nur gerade gesehen, als ich von einem Patienten kam«, erwiderte sie kopfschüttelnd.
»Dann würde ich sagen, machen wir unsere Pause zusammen«, lachte Priscila.
Herminia schüttelte den Kopf »Die warten doch im Schwesternzimmer auf mich, Priscila.«
»Gleich nicht mehr«, lachte sie und zog ihr Diensttelefon aus der Tasche ihres Oberteils. Das Telefon im Schwesternzimmer hatte sie auf die Taste 5 gelegt, die sie so lange gedrückt hielt, bis das Telefon die Nummer automatisch wählte. Als eine Schwester abnahm, sagte sie nur, »Lernschwester Molinero muss etwa eine Stunde auf der Inneren aushelfen. Ich habe sie schon hingeschickt, übernehmt bitte für die Zeit ihre Aufgaben.« Einen kurzen Moment hörte sie noch die Antwort und trennte die Verbindung. Herminia stand grinsend daneben.
Sie schaute die Lernschwester verschwörerisch an, »Frau Molinero, die Innere braucht sie nicht mehr, folgen sie mir bitte.«
Lächelnd liefen die beiden jungen Frauen zum Pausenraum am Ende des Flurs und setzten sich auf die minder bequemen Holzstühle. Molinero beklagte sich, »Das ist gemein Priscila. Jetzt sitze ich hier und muss dir beim Essen zusehen.«
»Quatsch, du kannst dir doch auch was bestellen.«
»Nein, ich habe kein Geld. Das kann ich mir mit dem bisschen, was ich bekomme, einfach nicht leisten«, murrte sie.
»Setz dich hin und bestell dir, was du willst. Ich übernehme das, wenn du mir versprichst nicht das billigste vom Billigen zu bestellen«, erklärte die Ältere der beiden.
»Das kann ich nicht annehmen, Priscila.«
»Ich bestehe darauf. Die paar Euro interessieren mich nicht.«
Die Lernschwester strahlte über das ganze Gesicht. Zusammen suchten sie sich aus dem Flyer eines Lieferservice, der an der Pinnwand hing, etwas zu Essen aus und bestellten. Priscila bestellte für die beiden noch eine große Flasche leckerer Limonade und kramte aus der kleinen Küche zwei Gläser heraus. Sie hielt sie gegen das Licht und schüttelte nur den Kopf. »Die wurden wohl seit Jahren nicht mehr gespült«, sagte sie leicht angewidert und stellte sie in das kleine Edelstahlspülbecken. Dann drehte sie das heiße Wasser voll auf und gab von dem halb leeren Spülmittel einen guten Schuss in das heiße Wasser. Während sie die beiden Gläser mit einem Tuch penibel reinigte, unterhielten sie sich über Herminias Ausbildung und wie weit sie schon gekommen war. Priscila trocknete die Gläser mit Papierservietten ab und stellte sie auf den Tisch. Auch das Besteck aus der Angestelltenküche konnte man nicht wirklich verwenden. Alles sah aus, als wäre es seit mehreren Wochen nicht gespült worden. Nach Absprache mit der Lernschwester verzichteten sie auf Teller, die schon einen schleimigen Rand angesetzt hatten.
»Entweder muss ich mal eine Schwester hier vorbeischicken, die das ganze Zeug sauber macht, oder ich bringe in Zukunft meine eigenen Sachen mit. Das darf man ja keinem erzählen, wie es hier aussieht. Das ist ein Krankenhaus, aber im Pausenraum sieht es aus wie in einem Schweinestall. Man muss sich fragen, warum keine Schwester halb tot auf der Station liegt«, schimpfte Priscila.
»Ich nehm mir morgen eine Stunde Zeit und mach hier sauber«, erklärte die Lernschwester.
»Das lässt du schön bleiben. Du sitzt hier jeden Tag mit deinem Brötchen in der Hand. Das lass ich die machen, die es auch angerichtet haben«, sagte die Stationsleiterin bestimmt.
Sie vertrödelten noch etwa zehn Minuten, bis der Pförtner anrief. Ihr Essen war geliefert worden und ein Azubi der Pforte würde es ihnen in den Pausenraum bringen. Kurz darauf stand ein großer schlaksiger Typ in der Tür, der zwei dampfende Plastiktüten in der Hand hatte, und eine Literflasche des Erfrischungsgetränks. Priscila nahm ihm die Sachen ab, stellte sie auf den Tisch und gab dem Azubi das Geld, was die Pforte für das Essen vorgestreckt hatte. Dann verschwand der junge Mann wieder und die beiden begannen zu essen. Während sie aßen, unterhielten sie sich über die Ausbildung, die Herminias gerade durchlief. Sie schaute zu Priscila auf, weil sie ihre Ausbildung mit sehr gut abgeschlossen hatte und dann weitere Lehrgänge besucht hatte, um dann da zu landen, wo sie jetzt war.
»Bis wann musst du denn heute arbeiten?«, fragte Priscila.
»Ganz normal 22 Uhr hoffe ich, es sei denn, es kommt noch etwas dazwischen, dann kann es auch was länger werden.«
»Wann fährt dein Bus?«
»Frag mich nicht. Wenn ich nicht um 10 nach an der Haltestelle stehe, muss ich eine Stunde warten, bis der Nächste kommt«, jammerte die Auszubildende.
»Wo musst du denn hin?«
»Nach Tiro de Línea. Da fährt der Bus nur jede Stunde«, beschwerte sie sich.
»Das ist ja bei mir um die Ecke. Du arbeitest ja immer die gleiche Schicht wie ich, außer wenn du Schule hast, dann nehm ich dich einfach mit«, schlug Priscila vor.
»Du wohnst doch in San Vicente, das ist genau die andere Richtung«, sagte sie verwirrt.
Priscila lachte. »Da habe ich gewohnt. Ich bin letzte Woche umgezogen und hab jetzt ein Appartement in Tiro de Línea.«
Herminia machte große Augen, »Das würdest du machen, mich einfach mit zurücknehmen?«
»Nein«, schüttelte Priscila den Kopf, »ich nehm dich mit hier hin und auch zurück. Macht es für dich wohl viel einfacher.«
Die Auszubildende fiel ihr um den Hals und bedankte sich tausendmal für das wahnsinnig tolle Angebot. Ihr würde das jeden Arbeitstag fast zwei Stunden Freizeit sparen, die sie zum Lernen verwenden könnte. Noch dazu hätte sie jeden Tag die beste Ansprechpartnerin an ihrer Seite. Zusammen spülten sie beiden ihre Gläser und das benutzte Besteck ab, und legten es zurück. Nach etwas mehr als einer Stunde machten sie sich wieder an die Arbeit. Sie verabredeten sich für die Schichtübergabegespräche im Schwesternzimmer. Dann machte sich die Stationsleiterin wieder an die Arbeit.
In ihrem Büro fühlte sie sich niedergeschlagen, als sie den Berg der Akten sah, die sie noch bearbeiten musste. Ihr nächster Blick ging zur Uhr, die sehr langsam mit den Zeigern über das Ziffernblatt schwebten. Priscila hatte noch fast drei Stunden Arbeitszeit vor sich. Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub zog sich immer wie Kaugummi. Sie hatte mit der jungen Auszubildenden ihre Pause schon um über eine halbe Stunde überzogen, um Zeit von der Uhr zu nehmen, und trotzdem war noch so viel Arbeitszeit übrig. Eine Stunde vor ihrem Feierabend entdeckte sie auch die dritte Akte, der Herztransplantation, die Dr. Alcantara während ihres Urlaubs durchgeführt hatte. Sie wunderte sich, dass dieses Organ ebenfalls aus den Niederlanden kam, dachte sich aber nicht mehr viel dabei.
Als es endlich kurz vor Feierabend war, begab sie sich ins Schwesternzimmer, in der sich bereits die Arbeitskräfte der beginnenden Nachtschicht niedergelassen hatte. Auch die Auszubildende wartete bereits dort und machte ein fröhliches Gesicht. Sie dachte zurück an die Stunde extra Pause und das warme Essen, die sie bekommen hatte. Die Aussicht, mit ihrem Vorbild nach Hause fahren zu dürfen, tat sein Übriges für die gute Laune. Da den ganzen Tag über nicht viel passiert war, und der Oberarzt in seinem Büro blieb, fiel das Übergabegespräch sehr kurz aus. Priscila und Herminia gingen zur Umkleide und wechselten sie Arbeitskleidung mit ihren kurzen Sachen für die Heimfahrt. Das, was dann kam, war etwas völlig Neues für die 18-jährige Lernschwester. Zum ersten Mal fuhr sie mit dem Aufzug zur Tiefgarage, wo Priscila ihren Wagen geparkt hatte.
Sie staunte nicht schlecht, als Priscila ihren Audi RS Q8 mit dem Smartphone aufschloss und sie bat auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Der weiße SUV war mit allen möglichen technischen Spielereien ausgestattet. Sogar starten konnte sie den Wagen, nur weil ihr Handy auf der Mittelkonsole in einer Schale lag. Die Stationsleiterin startete den 600 PS starken Boliden, und das dumpfe Dröhnen des Triebwerks hallte von den Betonwänden der Tiefgarage wieder.
»Was kostet so was?«, fragte die Auszubildende, als Priscila sich in den Stadtverkehr einfädelte.
»Der hier? So knapp 200.000 Euro musste ich dafür auf den Tisch legen.«
»Du meine Güte, so teuer ist der?«, staunte sie.
»Den richtig teuren habe ich heute zu Hause gelassen«, lachte sie, »mein kleiner roter Flitzer hat mich noch mal 150.000 Euro mehr gekostet.«
»Bis dahin muss ich noch ein paar Hundert Jahre sparen«, lachte die Auszubildende bitter.
Die Stationsleiterin setzte Herminia zu Hause ab und fuhr dann weiter bis in ihre Tiefgarage, neben dem roten Sportwagen. In ihrer neuen Wohnung setzte sie sich auf das Sofa und schaute noch ein bisschen das Nachtprogramm, bevor sie dann gegen halb eins morgens müde ins Bett ging und bis acht Uhr schlief.
Kapitel 2
Bahamas, Nassau
Südlich der Flamingo Gardens in Nassau am weißen Sandstrand der Bahamas, nicht weit des Hauses von Leonie Keller, war ein großer Bereich abgesperrt. Es war später Nachmittag als Karyani, Liz und Leonie in einem kleinen Zelt ihre Kleider anzogen. Im feinen Anzug warteten Mike, Jason und Michael im Schatten einer großen Palme auf ihre Herzdamen. Der Barbesitzer, dem Liz Croll zugetan war, stand direkt am Stamm der Palme und zitterte. Er war furchtbar nervös an diesem Tag. Auch der Hacker Mike Banks des Interpolteams hatte kaum Farbe im Gesicht und nestelte immer wieder an seinem Jackett herum. Sogar Michael Korn, der eigentlich kalt wie ein Stein war, stand an diesem Tag schwer unter Strom. Man sah ihnen ihre Nervosität schon von Weitem an. Dolores, die jetzt seit fast einem Jahr bei Leonie und Michael in Nassau lebte, trug ein wunderschönes rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt und kümmerte sich um die drei Babys in ihren Babykörbchen. Auch Amy Vaughn, die Chefin des zweiten Teams, das Interpol angeworben hatte, die mit ihrem Team in Italien lebte, war extra eingeflogen, um diesem Ereignis beizuwohnen. Bernand Roussel und François Pierlot, der Verbindungsmann für die beiden Teams und der Waffenwart waren ebenfalls anwesend und trugen einen schwarzen Frack.
Sogar die Direktorin Rhonda Miller von Interpol war aus Lyon gekommen. Inzwischen waren auch sie und Korn befreundet, was sogar Leonie gefiel. Nach den Wirrungen in ihrem letzten großen Fall, der in England sein Ende fand, war Miller immer noch hinter Michael her gewesen. Er allerdings hatte trotzdem nur Augen für seine Leonie, besorgte aber einen speziellen Freund für die Direktorin, der ihren Vorlieben nahekam. Ab diesem Zeitpunkt war sie wesentlich ausgeglichener und nicht mehr nur auf Michael fixiert, was ihr sogar Sympathien von Leonie einbrachte. Jetzt stand sie gerade bei Michael, der interessanterweise nicht ganz so ruhig war wie sonst. Man merkte ihm seine Anspannung wirklich an. Sie versuchte, ihn etwas zu beruhigen, was ihr allerdings nicht wirklich gelang.
Nach dem letzten großen Fall, den Liz für ihre Babypause genutzt hatte, war etwas mehr als ein Jahr vergangen. In der Zwischenzeit war nicht nur ihr Sohn Damien auf die Welt gekommen, sondern auch Leonie brachte ein kleines Mädchen zur Welt. Michael und sie tauften die Kleine auf den Namen Emilia, die jetzt gerade, zusammen mit Damien von Dolores betreut wurden. Auch Bernand Roussel schaute immer wider nach den drei kleinen, die aber die ganze Aufregung ihrer Eltern verschliefen. Nur Karyani und Mike wollten noch etwas warten, bis Nachwuchs zur Welt kommen sollte. Für Michael und Leonie war mit der kleinen Emilia ein lange gehegter Traum in Erfüllung gegangen, und zusammen mit Valeria, ihrer Halbschwester, die Dolores bekommen hatte, war die Familienplanung des Dreiergespanns auch abgeschlossen. Dolores Baby kam zwei Wochen nach Emilia, dass sie nach einer künstlichen Befruchtung ausgetragen hatte. Beide Mädchen stammten von Micha, der sich aufopfernd um die beiden kümmerte. Leonie und Dolores durften schlafen, wenn die beiden während der Nacht schrien. Micha stand dann auf und kümmerte sich um die beiden Kleinen.
In dem kleinen leicht grauen Zelt war das Öströgenlevel bis zum Anschlag angefüllt. Dort legten die drei Agentinnen, die heute ihren großen Tag hatten, ihre Kleider an. Unterstützt wurden sie von Mitarbeiterinnen eines Ausstattungshauses, wo sie ihre Hochzeitskleider anfertigen ließen. Karyani hatte sich für klassisches Elfenbeinweiß mit vielen Perlen entschieden, Liz Croll trug ein weit ausladendes schwarzes paillettenbesetztes Brautkleid und Leonie trug ein durchschimmerndes schwarzes schulterfreies Kleid mit rotem Unterrock. Dolores, die ein ebenfalls rotes Samtkleid angezogen hatte, kümmerte sich derweil um die drei Babys, die in ihren Bettchen im Schatten lagen, um den beiden Bräuten und ihren Vätern diese Sorge abzunehmen.
Karyani war extrem aufgeregt und zitterte permanent, während sie versuchte, ihr Kleid anzulegen. Mehrfach musste sie unterbrechen, weil sie kurz davor stand zu hyperventilieren. Auch Leonie brauchte öfter eine Pause, ihr Herzschlag war extrem beschleunigt und manchmal wurde ihr schwarz vor Augen. Liz Croll war die Einzige, die ruhig genug war ihr Brautkleid, ohne Pause anzuziehen. Sie saß bereits bei der Visagistin auf dem großen Stuhl und bekam ihr Make-up. Schon am frühen Morgen hatten sich die drei von ihren Männern getrennt und waren in Nassau beim Friseur der ihnen ihre Frisuren, die sie sich ausgesucht hatten, für die Hochzeitszeremonie bereiteten. Danach brachte eine gemietete Limousine die drei Bräute zum Strand, damit sie sich in dem Zelt, was extra aufgestellt wurde, ihre Brautkleider anziehen konnten.
Jason, der Vater von Damien und künftiger Ehemann der Teamchefin Liz Croll, trug einen hellgrauen Anzug mit blauem Hemd und wartete unter der Palme auf seine Braut. Mike, der Ehemann von Karyani, die zwar schon denselben Nachnamen mit ihr teilte, hatte sich in einen nachtschwarzen Dreiteiler gezwängt, dessen blütenweißes Hemd einen großen Kontrast bot. Michael hingegen hatte entgegen seiner Gewohnheit einen leuchtend weißen Anzug aus Seide angezogen, der sich farblich kaum von dem weißen Sand am Strand abhob. Die drei hatten die Brautkleider ihrer Damen noch nie vorher gesehen, nur aufgrund ihrer Farbwahl hatten sie passende Einstecktücher in der überflüssigen Brusttasche. Die Farben der Anzüge hatten die drei Frauen vorgegeben. Auch das Kleid, was Dolores trug, war passend zu Leonies Unterrock ausgesucht worden. Da aufgrund der Hochzeit zwischen ihrer Liebsten und Michael eine