Projekt Lucien: Michael Korn und Liz Croll Teil 1
Von Matthias Boden
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Projekt Lucien - Matthias Boden
Prolog
Mexiko, Irgendwo an der Küste
Mondlicht spiegelte sich auf dem leicht gewellten Karibischen Meer und tauchte den weichen Sandstrand des Hotels in ein sanftes Zwielicht. Der komplett in schwarz gekleidete Mann verbarg sich im Schatten der Sträucher und hohen Gräser, während er langsam und vorsichtig seinem Ziel immer näher kam. Die Luft roch nach Salz und Algen, die von den Wellen an den Strand gespült wurden. Ihm lief der Schweiß über die Stirn. Er war nicht sonderlich gut trainiert, und die vom Tag aufgeheizte Luft und der warme Sand unter seinen schwarzen Gummischuhen, sowie die hohe Luftfeuchtigkeit in dem subtropischen Land taten ihr Übriges. In seiner Hand hielt er ein kleines Kästchen, auf dem leicht rötliche Ziffern, in schneller Folge ihre Werte änderten. Zwischen zwei Gräsern, unweit vom Ufer, an den sich sanft die Wassermassen legten, fand er endlich den geeigneten Ort. Lange hatte er gesucht, während er in den vergangenen Tagen stundenlang am Strand umherlief. Seine Armbanduhr gab ein akustisches Signal von sich. Punkt 3 Uhr am Morgen. In knapp anderthalb Stunden würde sich wieder die Sonne aus den Fluten erheben und den paradiesischen weißen Sand in gleißendes Sonnenlicht tauchen. Bis dahin wollte er aber bereits wieder abgereist sein. Der Auftrag war erfüllt und er, wenn er zurückgekehrt ist, endlich reich genug sein, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Derjenige, der ihn angesprochen hat, wusste über wirklich alles in seinem Leben Bescheid und stellte ihm eine sehr hohe Summe in Aussicht. Doch zuerst müsste er noch den letzten Teil zu Ende bringen und sich ungesehen aus dem Staub machen. Er ging auf die Knie und zog aus seiner Tasche eine kleine Schaufel heraus. Der Sand war weich und er müsste nicht lange graben, um ein Loch auszuheben, in dem er den kleinen Kasten sicher verbergen konnte.
Wenige Minuten später war das Sandloch groß genug. Er steckte die kleine Schaufel wieder ein und befreite behutsam den etwa 10 cm großen Kasten aus seiner Tasche, und legte ihn in die Vertiefung. Dann nahm er seinen elektronischen Helfer und legte ihn direkt über das Kästchen. Die rötlichen Zahlen verströmen ein sanftes Licht, das er so gut es eben ging, abschirmte. Genauestens notierte er sich die Zahlen, die aufgehört hatten, sich zu bewegen. Nachdem er alles noch einmal überprüft hatte, verschwand sein Helfer in seiner Hosentasche, und er verteilte den immer noch warmen Sand über dem Kasten. Zuletzt beseitigte er noch gewissenhaft seine Spuren und verließ den Strand. Zwischen einigen Kokospalmen hielt er inne und stellte erleichtert fest das die komplette Hotelanlage, mit Ausnahme der Notausgangsbeleuchtung im Dunkeln lag. Niemand war zu sehen. Auf leisen Sohlen stahl er sich an der Anlage vorbei und lief zu seinem Wagen, der nicht weit vom Strand zwischen Palmwedeln versteckt war.
Zufrieden startete er den Motor und fuhr in Richtung Cancún davon. Auf zur letzten Etappe seinem neuen Leben entgegen.
In Playa del Carmen stoppte er unweit des Wasserparks Xcaret und ging bester Laune auf den Eingang zu. Neben einem Kassenhäuschen verlief ein kleines Rinnsal und verschwand in einem etwa handbreiten Rohr. Dort nahm er seinen Zettel mit den Ziffern zur Hand, faltete ihn dreimal und schob ihn in eine kleine verschließbare Plastiktüte. Diese befestigte er mit Knetmasse an der oberen Innenseite des Rohres und stapfte wieder zu seinem Auto zurück. Er ließ sich in den Fahrersitz fallen und griff nach seinem Smartphone. Er wählte eine Nummer und wartete, bis die Verbindung stand. Nach dem Zweiten läuten wurde das Gespräch angenommen. Er flüsterte: »Paket geliefert!«, und beendete die Verbindung. Sein Auftrag war beendet. Er verließ den Parkplatz und steuerte seinen Wagen direkt zum Flughafen von Cancún. Sein neues Leben in Reichtum konnte beginnen.
1. Kapitel
Deutschland, Köln
Michael Korn saß auf einem Korbstuhl vor der Cafeteria Kölle und beobachtete mürrisch die umherwandernden Menschen in der Kölner Innenstadt. Er rauchte eine Zigarette, deren Qualm er in die Mittagssonne blies. In seinem schwarzen Shirt und den ebenfalls schwarzen Cargohosen scannte er mit seinen blauen Pupillen die Umgebung. Wie hatte es nur so weit kommen können? Er, der ehemalige Bodyguard der Regierungsvertreter war gekündigt worden. Nur, weil er dem Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen etwas unsanft den Ellenbogen ins Gesicht gerammt hatte. »Was kann denn ich dafür, wenn der Idiot seinen Kopf ausgerechnet da hinhält, wenn ich gerade zur Waffe greife«, dachte er bei sich. Politiker, das mieseste Pack, das man sich vorstellen kann. Lügen wie gedruckt und träumen ihre Allmachtsfantasien, die kein normaler Mensch mehr versteht. Zu allem Überfluss gab es auch noch eine Anzeige wegen Körperverletzung. Als der Ministerpräsident ihm das sagte, stand Korn nur da und bedachte ihn mit einem finsteren Blick, bevor er zu ihm meinte: »Wo nichts ist, kann man auch nichts verletzen, du Brathahn. Außerdem solltest du dich vorsehen, sonst mach ich Ernst und stoße dich aus deiner Armani-Gardine!«. Manchmal sollte er sich vielleicht doch zu einer normalen Kommunikation herablassen, aber diese Fähigkeit war bei ihm schon lange nicht mehr abrufbar. Sein ganzes bisheriges Leben stand nicht unter einem guten Stern. Und wieder einmal glitten seine Gedanken dreißig Jahre in die Vergangenheit. Mühsam kämpfte er die Tränen aus seinen Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Er drückte seine Kippe im Aschenbecher aus und nahm einen letzten Schluck von seinem Kaffee. Michael erhob sich und ging auf die nahe gelegene Polizeiwache zu. Die Menschen vor ihm teilten sich wie ein Vorhang. Er war eine imposante Erscheinung und besaß eine gewisse natürliche Autorität, mit seinen wachen Augen und den harten Gesichtszügen. Ruhig betrat er die Wache und meldete sich am Schalter. Die junge Polizistin dahinter warf ihm einen abschätzigen Blick zu, bevor sie zum Hörer griff und eine Nummer wählte. »Ihr Besucher ist hier!«, flötete sie in den Hörer. Nach einer kurzen Pause fügte sie »Natürlich Herr Präsident!«, hinzu und legte auf. »Nehmen Sie bitte einen Augenblick Platz, sie werden abgeholt«, hörte er sie sagen, bevor sie sich wieder ihrem Monitor widmete.
Korn blieb lieber stehen und wartete einige Minuten, bevor ein Mann mittleren Alters in einer schmucken Uniform ihm die Hand reichte. »Mein Name ist Waldschmidt Herr Korn! Ich bin der Polizeipräsident und habe sie hergebeten, weil mich eine Nachricht aus Lyon erreicht hat. Bitte folgen Sie mir«, krächzte er mit etwas heiserer Stimme.
Korns Stiefel quietschten auf dem hellgrauen Linoleumboden, als er dem Präsidenten in ein ärmlich eingerichtetes Besprechungszimmer folgte. Die Tür fiel mit einem leichten Klicken wieder in das Schloss und Waldschmidt forderte Michael auf, Platz zu nehmen. Bevor der Präsident etwas sagen konnte, ergriff Korn das Wort. »Was zum Teufel habe ich denn mit Froschschenkeln zu tun? Mein einziger Aufenthalt bei den Schneckenschlachtern endete in einem Fiasko, als drei meiner Kollegen in einem Kugelhagel sterben mussten und ich leider überlebt habe. Das ist aber auch schon fünfzehn Jahre her. Ist denen jetzt eingefallen, dass ich damals das Croissant vor dem Oberpfosten auf den Boden getreten habe und sie mir jetzt einen Aufenthalt im Knast spendieren wollen?«
»Nein Herr Korn, es geht nicht um damals und hat mit der Polizei in Paris überhaupt nichts zu tun«, entgegnete Waldschmidt. »Man hat mich gebeten Sie, und nur sie zu mir zu bestellen und ihnen einen Brief auszuhändigen. Allerdings nicht von der Polizei, sondern von Interpol, die ihren Hauptsitz in Lyon hat.«
Ungläubig starrte Korn den Präsidenten an und sah ihn eine Mappe aufschlagen, aus der er einen Briefumschlag zog und ihm übergab.
»Den Inhalt dieses Briefs kennt nur Interpol selbst, aber es ging dabei um einen Job, den man ihnen anbieten möchte«, erklärte er.
Korn nahm den Briefumschlag, sah ihn sich fragend an, bevor er ihn öffnete. Darin befand sich eine Nachricht sowie ein Flugticket nach Lyon, ausgestellt auf seinen Namen. Die Nachricht lautete:
Herr Korn,
bitte besuchen Sie uns in der Interpol Zentrale in Lyon. Wir haben einen Job für sie und würden ihnen gerne alles Weitere persönlich erklären. Die ganze Angelegenheit muss vertraulich bleiben.
Bernand Roussel, Interpol.
Fassungslos steckte Michael Korn den Briefumschlag in seine linke Beintasche und betrachtete Waldschmidt der etwas unruhig auf seinem Stuhl saß. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, während sich seine Miene verdunkelte. Er konnte es nicht glauben. Ein Jobangebot von Interpol. Ist das die Belohnung, wenn man einem Ministerpräsidenten die Nase bricht?
Großbritannien, London
»Hände hinter den Kopf und ganz langsam umdrehen«, zischte Liz dem Jugendlichen zu, der versucht hatte einen Kiosk auszurauben, nur bewaffnet mit einem Taschenmesser aus der Schweiz. Der Junge drehte ihr langsam den Rücken zu und hatte seine Finger ineinander verschränkt in den Nacken gelegt. Die Powerfrau steckte ihre Waffe zurück ins Holster und nahm die Handschellen vom Gürtel. Vorsichtig trat sie auf den kaum 1,70 m großen Jugendlichen zu, der so viele Bolzen im Gesicht hatte, um einen zweiten Eiffelturm nieten zu können. Mit der Schulter donnerte sie ihn gekonnt gegen die Wand und fixierte die von Narben übersäten Arme hinter dem Rücken. Dann trat sie etwas zurück und griff sich das Funkgerät. »Ich hab ihn eingesammelt, ihr könnt ihn jetzt holen«, murmelte sie und behielt den jungen im Blick.
Etwas später stand Liz vor ihrem Streifenwagen, rauchte genüsslich eine Zigarette in dem diesigen und leicht verregneten Londoner Sommer. Plötzlich knackte ihr Funk und eine quälende Stimme erklang: »Croll, kommen sie zum Hauptquartier und melden sie sich umgehend beim Chief!«
Seufzend trat sie die Zigarette auf den Pflastersteinen aus, blies noch einmal den Rauch vor sich hin und bestätigte den Funkspruch. Was will der Alte nur wieder von mir, ärgerte sie sich im zähen Verkehr auf der regenreichen Insel. Sie war eine der besten der ganzen Truppe geworden, trotz ihres Handicaps mit nur knapp über 1,60 m Größe unter den ganzen Rekruten mit Gardemaß. Vor dem Hauptquartier stellte sie den Streifenwagen ab, verschloss ihn ordnungsgemäß und bewegte sich zielstrebig zum Büro des Chiefs. »Herein!«, bellte die dunkle Stimme ihres Vorgesetzten, als sie geklopft hatte. Liz öffnete die Tür und trat in das kleine Büro.
Chris Williams sah zu ihr, legte seinen Stift auf den Mahagonischreibtisch und sagte in ruhigem Ton »Ah, da sind sie ja endlich Croll. Setzen Sie sich, ich habe etwas mit ihnen zu besprechen!«
Liz setzte sich auf den Besucherstuhl und versuchte, die Miene ihres Chefs zu durchdringen.
»Sie haben mal wieder ganze Arbeit geleistet«, begann der Chief. »Allerdings sieht es so aus, als ob ihre Tage in London gezählt sind Croll.«
Liz war verwirrt. Ihre Tage in London gezählt? »Wie denn das Chief? Hab ich was falsch gemacht?«, fragte sie mit einem Vorwurf in der Stimme.
»Aber nein Croll, sie haben nichts falsch gemacht und ich wäre froh, wenn ich das über die meisten hier sagen könnte, aber um ehrlich zu sein, gibt es eine Entwicklung, von der sie vermutlich überrascht sein werden. Ich habe eine Nachricht von einem gewissen Bernand Roussel von Interpol bekommen. So wie es aussieht, will man sie dort haben. Wofür weiß niemand, aber es scheint geheim zu sein, weil sich wirklich alle darüber ausschweigen. Sie fliegen übermorgen von Heathrow nach Lyon rüber und werden aufgeklärt, worum es sich handelt. Ihr Flugticket habe ich bereits hier!«
»Soll das ein Witz sein? Ich habe mich nirgendwo beworben und will auch nicht in ein Büro gesetzt werden nur, um irgendwelche Stellen überall auf der Welt mit Informationen zu versorgen«, platzte es aus Liz heraus.
»Das ist kein Scherz. Es ist aber auch ihre Entscheidung, ob sie den Job bei Interpol annehmen. Ich würde sie gerne hierbehalten, das können Sie mir glauben. Es ist nur ein Angebot und niemand weiß genau, worum es geht. Also fliegen sie nach Südfrankreich, hören sich das an und treffen dann ihre Entscheidung. Ihre Stelle hier ist ihnen sicher, wenn sie ablehnen«, beruhigte sie Williams.
»Wer ist eigentlich dieser Roussel? Hat der was zu melden?«, fragte sie etwas lauter als beabsichtigt.
Chris Williams blickte sie lange an, bevor er schließlich hervorbrachte: »Ich habe mich informiert und dieser Roussel ist der Boss von Interpol. Ein Franzose, mehrfach ausgezeichnet, mittlerweile schon an die 60 Jahre alt und hat den Laden schon seit 13 Jahren in seiner Hand. Und über Interpol steht niemand mehr. Diese Stelle wird von niemandem kontrolliert. Selbst die Politik hat da nichts zu entscheiden. Völlig unabhängig.«
»Okay, ich werde mir das mal anhören Chief«, antwortete Liz kleinlaut.
2. Kapitel
Italien, Rom
Die Maschine aus Cancún rollte langsam an das Gate bevor die Fluggastbrücke zum Aussteigen in Position gebracht wurde. Er war wieder zurück in seiner Heimat und freute sich auf seine Frau. Endlich hatten sie finanziell ausgesorgt. Beschwingt verließ er die Boeing und schlenderte zur Einreisekontrolle. Nach den Formalitäten nahm er seinen Koffer vom Transportband in der Ankunftshalle und trat hinaus in die Ewige Stadt. Es war früh am Abend als er endlich gelandet war, aber die sechs Stunden Zeitunterschied gaukelten seiner inneren Uhr vor es wäre früher Nachmittag.
Er nahm sich ein Taxi nach Hause. Endlich wieder seine geliebte Frau in den Arm nehmen, dieses Mal um einige Millionen reicher und nicht mehr auf den Job angewiesen Computerbauteile überall auf der Welt auszutauschen, nur weil wieder irgendjemand zu blöde war das Zeug anständig zu warten. Nie wieder würde er seine Mariella alleine lassen und quer durch die Welt fliegen. Nur noch mit ihr zusammen in den Urlaub, ansonsten würde er in Rom bleiben in dem kleinen Haus, das er mit dem Geld kaufen wollte und sich mit Mariella um einige Bambini zu kümmern. Das Taxi erreichte die kleine Straße mitten in Rom, wo er in einer Bruchbude leben musste, weil das Geld, was er verdiente nicht ausreichte, um zu überleben. Aber das sollte jetzt der Vergangenheit angehören. In spätestens einer Woche hätte er das Geld für seinen Auftrag.
Es war ein Kinderspiel. Alles lag exakt da, wo ihm der Besucher gesagt hatte. Rein in das Labor, Computer aufmachen und das Laufwerk ausbauen. Niemand kümmert sich um einen kleinen Techniker, der ein Laufwerk aufschraubt, um es zu reparieren. Dann in einem unbeobachteten Moment die Box aus der Schublade ziehen, im Laufwerk verstecken und wieder zusammenschrauben. Einmal nach draußen gehen, um ein neues Laufwerk zu holen und am Ende mit dem alten Laufwerk das Labor zu verlassen. In seinem Hotel musste er nur wieder die Box aus dem Laufwerk holen und in den Kasten packen. Versiegeln, dann vergraben und die Geo-Koordinaten in einem toten Briefkasten hinterlassen. Was er da mit herausgeschmuggelt hat, wurde ihm zwar nicht verraten, aber wenn es dabei um fünf Millionen Euro geht, die in seine Taschen wandern, spielte das keine Rolle.
Er schloss die Haustür auf und schlüpfte leise hinein. Den Koffer stellte er in den Flur. Er würde ihn morgen auspacken. Er hörte den Fernseher im Wohnzimmer. Irgendeine Rateshow schon wieder. Mariella liebte diesen Quatsch. Er rief: »Ich bin wieder zu Hause mein Schatz. Hast du mich vermisst?«
Niemand antwortete. War Mariella wieder zu der Nachbarin gegangen und hatte den Fernseher angelassen? Er ging in die Küche und fand Spaghetti mit Meeresfrüchten, die er sich schnell in die Mikrowelle schob. Seine Frau war eine sehr gute Köchin und er freute sich auf die Spaghetti. Er betrachtete sehnsüchtig die Digitalanzeige die quälend langsam herunterlief, um dann mit einem schrillen Piepton verkündete, dass sein Essen fertig war. Er nahm den Teller aus der Maschine und ging damit ins Wohnzimmer. Als er durch die Tür trat, erstarrte er. Dort auf dem Sofa saß nicht Mariella. Ein Typ in einem dunkelblauen Anzug wartete auf ihn mit einer Waffe.
»Schön sie zu sehen Mister Bandini. Es freut mich, sie endlich einmal kennenzulernen. Verzeihen Sie das Eindringen in ihre Wohnung aber wir können keine Zeugen zurücklassen, die der Sache im Wege stehen könnten. Nachher reden sie noch mit den Carabinieri und bringen uns in Verlegenheit. Ach, nur noch eine Kleinigkeit. Ihre Frau wartet schon im Schlafzimmer, wenn sie bitte vorausgehen würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
»We, we, wer sind sie?«, stammelte Bandini und hielt krampfhaft den Teller mit seinen Spaghetti in der Hand.
»Nun, ich bin der Problemlöser Mister Bandini. Und mein Problem sind derzeit sie. Gehen Sie jetzt bitte ins Schlafzimmer ich möchte ungern meinen Anzug ruinieren, nur weil sie keine paar Schritte machen.«
Bandini suchte panisch nach irgendeinem Gegenstand, um sich wehren zu können, aber er fand nichts in seiner Reichweite. Langsam stellte er den Teller auf dem Schränkchen neben der Tür ab und ging mit bedächtigen Schritten zurück in den Flur. Sein Koffer könnte ihm helfen, wenn er schnell genug handeln würde. Vorsichtig bewegte er sich auf den Koffer zu und spannte seine Muskeln um sich auf den Angriff vorzubereiten. Gerade als er mit einem schnellen Handgriff zu dem Gepäckstück abtauchen wollte, spürte er einen Stich an seinem Hals. Mit weit aufgerissenen Augen drehte er sich um und sah den Problemlöser mit einer Spritze hinter sich. Dann fiel er zu Boden und das Letzte, was er sehen konnte, bevor die Welt im schwarzen Nebel verschwand, waren laubgrüne Teppichfasern.
Der Problemlöser zog den erschlafften Körper Bandinis in das Schlafzimmer und wuchtete ihn auf das Bett, in dem Mariella bereits seit einigen Stunden bewegungslos lag. Sie hatte die Spritze am Nachmittag bekommen und würde nicht mehr zur Besinnung kommen, bis die Bude abgebrannt ist. Er sah sich in dem Raum noch einmal um, ob er nichts vergessen hatte. Nur der Koffer im Flur musste noch verschwinden, dann war alles erledigt. Er nahm ihn auf und warf ihn schwungvoll auf den Kleiderschrank. Dann ging er zurück in das Wohnzimmer, stellte den Teller mit den Spaghetti auf den Tisch, griff sich seine Tasche und zog eine gräuliche Dose heraus. Er ging zurück zu den Bandinis und betätigte den Auslöser auf der Dose. Einige Sekunden später verwandelte sich das austretende Gemisch in eine Feuerfontäne, die er achtlos unter das Bett warf und dann im Schutz der Dunkelheit das Haus verließ.
Die Tasche auf der Schulter tragend lief er die Straße entlang und fischte sein Handy aus dem Jackett. Er wählte eine Kurzwahl und sagte dann: »Die Festplatte ist formatiert, alle Daten sind gelöscht und das BBQ wartet.« Dann legte er auf und verschwand in der Nacht.
3. Kapitel
Deutschland, Flughafen Köln/Bonn
Michael Korn wartete am Gate auf seinen Flug nach Lyon. Er hatte sich, nachdem er den Briefumschlag erhielt über Interpol Informationen eingeholt. 1923 in Wien gegründet, mit Hauptsitz in Lyon war Interpol zuständig, die Zusammenarbeit der verschiedenen Polizeibehörden in 194 Ländern der Welt zu verbessern. Sie war als Verein gegründet worden, nicht als Behörde und unterhielt keine eigenen Agenten. 2013 wurde Kritik laut als sich die Interpol von Tabakkonzernen und knapp 30 Pharmariesen ein Viertel ihres Etats bezahlen ließ. Als Grund galten Interessenskonflikte bei der Strafverfolgung und mangelnde Transparenz. Nicht gerade ruhmreich dachte Korn, aber wenn diese Organisation über einen Etat von 300 Millionen pro Jahr verfügt und ihm einen Job anbieten möchte, kann man sich ja mal ein Bild machen. Eigentlich war es ihm egal. Ein Job war nur dann etwas für ihn, wenn er in Gefahr bringen würde und ihm eine Aufgabe gibt. Er verfügte über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe und zwingende Logik. Für ihn war das nichts Besonderes, das können viele andere auch, vielleicht deutlich besser als er. Nur war vermutlich keiner der anderen bereit, sein Leben herzugeben für einen Job. Bei ihm war das allerdings etwas anderes. Aufregen konnte man ihn nicht, dazu bedurfte man Informationen, die er allerdings nie Preis gab. Das war der einzige wunde Punkt. Er verbarg sich hinter einer Mauer aus Schweigen und begegnete den Menschen ablehnend. Seine Art mit anderen zu reden war beleidigend mit fiesem Humor. Trotzdem war es weniger ratsam ihm etwas verheimlichen zu wollen. Aus den Reaktionen konnte er mit seiner Gabe erkennen, was die Wahrheit war und wer versuchte, ihm einen Bären aufzubinden. Sein Aussehen erledigte das Übrige. Grundsätzlich immer in Schwarz, hochgewachsen mit deutlichen Anzeichen von Kraft und einem Blick der Tote wieder erwecken könnte. Zynisch, rücksichtslos und nicht aus der Ruhe zu bringen.
Ein Signalton drang aus den Lautsprechern gefolgt von der Ansage: »Die Passagiere des Fluges LH1724 nach Lyon werden gebeten sich zum Boarding zu begeben!«
Korn erhob sich und ging mit seinem Ticket zum Schalter. Er liebte das fliegen. Wo sonst gab es so viele Möglichkeiten, ums Leben zu kommen? Die Schwerkraft verliert nie und es gab Millionen von Teilen mit einem kleinen defekt, die eine Maschine in Sekunden vom Himmel holen könnten. Sogar ein kleiner Vogel in einem Triebwerk konnte eine Katastrophe auslösen. Vielleicht klappt es ja heute, dachte er bei sich und ging in die silberne Boeing auf seinen Sitzplatz. In wenigen Minuten waren sie in der Luft, und Michael auf dem Weg zu einer neuen, hoffentlich gefährlichen, Aufgabe.
Großbritannien, Flughafen London Heathrow
Gelangweilt sah sich Liz am Gate um. Sie war viel zu früh am Flughafen angekommen und wartete ungeduldig wie ein Kind, auf das Boarding des Airbus A 320 von Heathrow nach Lyon. Mittlerweile war schon über eine Stunde vergangenen, nachdem sie aus dem Taxi, das sie hergebracht hatte, gestiegen war, den Check in hinter sich brachte und dann durch die Sicherheitskontrolle gegangen war. Der dampfende Kaffee in ihrer Hand bot nicht wirklich eine Erfrischung. Viel zu stark für ihren Geschmack und auch noch einen üblen Nachgeschmack. Aber was wollte sie auch erwarten? Das hier war Großbritannien und da trinken die meisten Tee, wie sollen die auch einen anständigen Kaffee zustande bringen.
Liz Croll war die Tochter eines Lehrers aus der Grafschaft Sussex an der Südspitze der britischen Insel. Ihre Mutter, eine Springreiterin, die leider bei einem Reitunfall ums Leben kam, als ihre Stute sie abwarf und sie mit dem Kopf auf einen Stein prallte, starb, als sie gerade 9 Jahre alt war. Sie war eine Kämpferin. Trotz ihrer kleinen Körpergröße konnte sie unglaubliche Fähigkeiten in sich vereinen. Jetzt mit Mitte 30 war sie zu einer hervorragenden Polizistin im Königreich geworden und galt als echte Spürnase. Was immer es zu finden galt, wenn Liz sich der Sache annahm, stiegen die Chancen, alles aufzuklären rapide an. Ihr Vater brachte ihr bei, hinter die Masken der Menschen zu blicken. Sie hatte ein fast unheimliches Gespür dafür, wer etwas zu verbergen hatte. Schon in ihrer Kindheit hatte ihr Vater ihr immer wieder verschiedene Spuren gelegt und sie hatte mit Begeisterung jeden Hinweis untersucht und war der Fährte nachgegangen. Dort warteten dann Süßigkeiten oder Spielzeug auf sie. Heute warteten nur noch Verbrecher am Ende der Spuren, aber das war fast genauso gut. Und ihr geringes Körpermaß hatte noch einen anderen Vorteil, sie war fast so schnell, wie eine Katze dabei möchte sie Hunde um einiges lieber.
Was würde nur in Lyon auf sie warten fragte sie sich, und warum wollte man ausgerechnet sie dort haben. Gab es in Großbritannien nicht genug Verbrecher, dass man sie in ein Büro abschieben konnte, um an einer Staublunge zu erkranken, weil sie sich wie ein Holzwurm durch alte Akten wühlen müsste. Das war nichts für Liz, sie mochte die frische Luft, die Spuren, das enträtseln und das Gefühl etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anzufangen. Augen durch und zu, wie das Sprichwort sagt. Sie würde sich das anhören und wenn ihr die Franzosen auf die Nerven gingen zurück nach England fliegen, um dort Verbrecher zu jagen.
Das Boarding begann endlich und Liz nahm ihre Handtasche, die auch gerne als Koffer hätte durchgehen können, und betrat den modernen Airbus. Für die 760 km würden anderthalb Stunden ausreichen.
4. Kapitel
Vereinigte Staaten, Houston (TX)
Das Fadenkreuz lag zwei cm oberhalb des Herzens der Zielperson. Auf die Entfernung von 300 m wäre das ein Volltreffer. Langsam atmete Lea aus und drückte den Abzug an ihrem M24, einer Variante des Remington 700, durch. Mit ihrem Zielfernrohr erkannte sie, das die Zielperson schon tot war, als der Körper auf dem Kiesboden aufschlug. »Sauber getroffen, Mission beendet. Fluchtpunkt Alpha in 10!«, hörte sie über ihr Headset.
Lea Enis ging hinter der Brüstung des Hochhauses in Deckung und nahm das M24 auseinander, verpackte die einzelnen Teile wieder in ihrer Umhängetasche. Sie legte sich die Träger auf die Schulter und ging geduckt zu der Tür, die auf das Dach führte. Im schummrigen Licht des Treppenhauses lief sie trittsicher nach unten bis zum 28. Stockwerk, schlüpfte durch die Tür zur Treppe und befand sich im Flur des Hotels. Dreißig Schritte links von ihr befand sich der Personalaufzug. Sie zog ihre Zugangskarte aus der Hosentasche und hielt sie vor das Lesegerät. Die Fahrstuhltür glitt auf und sie betrat die Kabine, des alten Aufzugs, der seine besten Zeiten lange hinter sich hatte. Nach dem Druck auf die Taste B1 schlossen sich die Türen und der Aufzug setzte sich ruckelnd in Bewegung. Unten angekommen verließ sie die Kabine, drehte sich nach rechts und lief durch die Großküche zum Seiteneingang. Sie wirkte wie ein junges Dienstmädchen in dem Hotel, das gerade ihre Schicht beendete und nach Hause wollte. Vor der Tür bog sie nach links ab und verschwand in der kleinen Seitengasse. Sie erblickte den dunkelblauen Van und eilte ihm entgegen. Im Schritttempo öffnete sich die Seitentür des Fahrzeugs und Lea sprang hinein. Die Tür fiel polternd hinter ihr zu. Es war warm in dem Van, doch Lea fröstelte. Etwas stimmte hier nicht. Sie sollte alleine in dem Fahrzeug sein, doch gegenüber auf dem hinteren Sitz saß eine Frau in Businessanzug, die verträumt aus dem verdunkelten Fenster blickte.
»Wo bin ich denn hier gelandet, das gehört nicht zum Plan«, eröffnete Lea.
»Ganz ruhig Miss Enis, es läuft alles so, wie es gedacht ist. Lehnen Sie sich zurück und genießen sie ihre letzte Fahrt in Freiheit. Sie werden sehr lange keine Gelegenheit mehr dazu haben«, entgegnete die Frau.
»Was soll das heißen?«, fragte sie.
»Das heißt, dass sie uns in die Falle gegangen sind und jetzt die nächsten Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis zubringen werden«, konterte sie kühl.
»Wer zum Teufel sind sie, und wieso glauben sie, ich würde still hier sitzen bleiben? Was sollte mich davon abhalten sie einfach zu killen? Ob jetzt nur einer dran glauben musste oder zwei spielt keine Rolle!«
»Das hatten wir erwartet Miss Enis. Ich bin Special Agent Turner vom FBI. Wir sind jetzt seit acht Jahren hinter ihnen her. Sie waren fleißig. Insgesamt gehen mehr als vierzig Leichen auf ihr Konto und das ist sicher nur die Spitze des Eisbergs. Sollten Sie auch nur den Versuch unternehmen, mich anzugreifen, werden sie dieses Fahrzeug nicht mehr lebend verlassen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Sie werden ihr blaues Wunder erleben!«, wütete Lea. »In spätestens zwei Stunden werden ihnen die Kugeln nur so um den Kopf sausen und es wird mir die größte Freude bereiten, sie mit einer rostigen Gabel auszuweiden!«
»Sparen sie sich die großen Reden Miss Enis. In zwei Stunden sitzen sie gemütlich in der Zelle und richten sich für einen sehr langen Aufenthalt in ihrer neuen Heimat ein!«
Lea konnte nicht glauben, was da eben passiert war. Der Plan war perfekt. Jetzt saß hier eine vom FBI vor ihr und erzählte was von Knast. Das kann einfach nicht wahr sein. Ich bin viel zu jung, um in den Knast zu gehen. Gerade mal 30 Jahre alt und in der besten Zeit meines Lebens. Was war da nur schiefgelaufen, und vor allem wo ist Dennis abgeblieben? Dennis war ihr Freund und war seit acht Jahren immer an ihrer Seite. Er sollte eigentlich den Fluchtwagen fahren, während sie hier alleine sitzend abtauchte. Nur wo war Dennis jetzt? Fragen über Fragen, aber keine Antworten.
Während ihr Tausende Gedanken durch den Kopf rauschten und sich zu einer breiigen Masse zusammenzogen, wurde das kleine Fenster zur Fahrerkabine geöffnet. Benommen vernahm sie eine vertraute Stimme, konnte aber die Worte nicht verstehen, zu sehr war sie in ihren Gedanken gefangen. Der Van fuhr weiter durch die Straßen von Houston in Texas, mit Lea auf der Reise in die ungewisse Zukunft.
5. Kapitel
Frankreich, Lyon
Surrend setzte sich das Transportband in Gang. Liz stand etwas abseits um nicht im großen Gedränge umgerannt zu werden. Um sie herum fielen sich Familien in die Arme, Kinder lachten und Jugendliche stellten ihre Coolness unter Beweis, indem sie einfach alles und jeden ignorierten. Der ganz normale Wahnsinn an einem Flughafen. Ihr Blick fiel auf einen komplett in schwarz gekleideten Mann, der nur einige Meter entfernt von ihr stand. Seine Aura wirkte düster und bedrohlich auf sie, obwohl die kantigen Züge ihm eine gewisse Attraktivität verliehen. Trotzdem wollte sie so jemandem sicher nicht nachts begegnen. Er stand wie ein Baum auf einer Stelle, doch seine blauen Augen waren hellwach und streiften unaufhörlich durch die Halle. Wie aus dem nichts setzte er sich in Bewegung und hielt auf das Band zu, auf dem eben eine schwarze Nylontasche erschien. Ohne Umweg lief er geradeaus, rempelte einen Jugendlichen fast um, der ihm auf Französisch irgendetwas hinterherwarf, was nicht besonders freundlich klang. Er ignorierte ein streitendes Ehepaar, lief direkt zwischen ihnen durch, packte die schwarze Tasche am Griff und ging dann auf den Ausgang der Halle zu. Mit dem ist sicher, nicht gut Kirschen essen, grinste sie in sich hinein. Die Reihen vor dem Band lichteten sich ein wenig und Liz erkannte ihren Koffer der seine Kreise drehte. Sie nahm ihn vom Band, stellte ihn auf den Boden und zog den Griff nach oben um ihn hinter sich herrollen zu lassen. Sie verließ die Halle auf direktem Weg, um nach draußen zu kommen, es wurde langsam Zeit den Nikotinspiegel auf ein normales Level zu bringen, der seit London ins Bodenlose gefallen war.
Draußen legte die Sonne Lyon in helles Licht, das in den Augen brannte. Liz kniff die Augen zusammen, damit sich die Pupillen verengen konnten. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, öffnete sie die Augen, fischte in ihrer Handtasche nach einem Glimmstängel und ihrem Feuerzeug. Da stand er wieder vor ihr, der Mann in Schwarz. Dieses Mal mit einer ebenfalls schwarzen Sonnenbrille vor den Augen zog er an seiner Zigarette und inhaliert tief. Sie versuchte ihn abzuschätzen. Groß war er, markantes Gesicht mit den harten Zügen, etwas rundlich um die Hüfte und ein Kreuz wie ein Bär. Aber irgendwas irritierte sie an ihm. Er wirkte unglaublich mächtig und doch spürte sie so etwas wie Unsicherheit. Interessanter Typ eigentlich, wäre da nicht sein Benehmen wie ein Elefant im Kühlschrank.
Dann entdeckte sie einen jüngeren Mann, der in einem schwarzen Anzug zwei Schildchen in die Höhe reckte. Auf dem linken stand L. Croll und auf dem rechten M. Korn. Das war wohl ein Bürohengst von Interpol, der zwei Personen abholen sollte, wobei er so dürr war wie ein kleiner Stock und auf sie wirkte, als könne er kaum einen Bleistift halten. Egal dachte sie sich, fahren wird er wohl können und so weit ist es ja auch wieder nicht. Sie winkte ihm zu und stellte sich als Liz Croll vor. Eine piepsende Kinderstimme drang aus seinem Mund, als er sagte, »Monsieur Roussel schickt mich, um sie abzuholen Miss Croll. Ist mir eine Freude, sie kennenzulernen. Wir warten leider noch auf Mister Korn, der eigentlich vor ihnen gelandet sein müsste.«
»Ich hab dich schon lange gesehen Bübchen!«, raunte eine tiefe Stimme hinter Liz.
Erschrocken drehte sie sich um und starrte auf ein schwarzes Shirt, erst als sie den Kopf hob, erkannte sie, dass es der Bulldozer, der vorher durch die Gepäckhalle gepflügt war. Das ist also Mister Korn, oder sollte ich ihn eher Mister Arsch nennen?
Die schrille Stimme legte wieder los, »Mister Korn, es freut mich, dass sie hier sind. Wie waren ihre Flüge?«
Ehe Liz etwas erwidern konnte, hatte schon Mister Arsch das Wort ergriffen und sah den jungen an, als wolle er, ihn gleich auf der Stelle zum ewigen Schweigen bringen, »Quatsch mir keine Frikadelle ans Knie du Knochengerüst. Hau die Hacken in den Teer und lass uns fahren sonst krieg ich schlechte Laune!«
»Noch schlechter als jetzt ist wohl kaum möglich Mister Korn, oder sollte ich sie besser Mister Arsch nennen?«, giftete Liz.
»Vorsichtig, das Zwergen werfen wurde letztes Jahr wieder erlaubt, vielleicht mach ich später noch Gebrauch davon«, hörte sie den dumpfen Bass seiner Stimme.
»Bevor wir fahren müsste ich sie bitten, sich auszuweisen!«, beharrte der Fahrer.
Korn griff in seine hintere Hosentasche und zog seinen Ausweis heraus, den er angewidert dem Fahrer vor die Nase hielt. Als er danach greifen wollte, zog Korn seine Hand zurück und machte ein finsteres Gesicht.
»Du behältst deine Pfoten bei dir, sonst breche ich sie dir!«, pflaumte er ihn an.
Liz nestelte in ihrer Handtasche nach ihrem Ausweisdokument. Ungeduldig beobachtet der schwarz gekleidete Bodyguard das Schauspiel und riet ihr dann, »Versuchen sie es im Keller der Reisetasche!«
»Danke für den Hinweis, aber ich werde meinen Ausweis auch ohne ihre Hilfe finden!«, warf sie ihm etwas ungehalten an den Kopf.
»Ich bezweifle ernsthaft, das sie einen Ausweis besitzen, eher vermute ich ein Entschuldigungsschreiben von Durex!«, gab Korn zurück.
Na das kann ja heiter werden, schoss es ihr durch den Kopf und sie bereute, dass sie ihre Waffe nicht mitnehmen durfte. Liz fand ihren Personalausweis zusammen mit ihrem Dienstausweis in einer inneren Seitentasche. Sie reichte das Dokument dem Fahrer, der es aufmerksam begutachtete und es ihr wieder mit einem schiefen Lächeln zurückgab. Korn hatte sich bereits auf den Beifahrersitz gesetzt und die Tür zugeschlagen. Seine Augen waren in den zartblauen Himmel über Lyon gerichtet. Liz nahm hinter dem Fahrer Platz und starrte böse auf Korn. Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf über das Verhalten des Mannes. Er nahm davon keine Notiz. Sein Kopf war zum Fenster gerichtet, durch das er starr und unbeweglich in den Himmel blickte.
Die Fahrt verlief still, mit Ausnahme der Chanson singenden Stimme aus dem Radio, die sich anhörte, als würde man ihr gerade den Blinddarm ohne Betäubung entfernen.
6. Kapitel
Vereinigte Staaten, Houston (TX)
Special Agent Turner lehnte in ihrem Ledersessel und hielt einen Monolog über die soeben verhaftete Lea Enis. Vor ihr blickte sie Agent Bloom an, der auf dem unbequemen Holzstuhl Platz genommen hatte.
»Mein lieber Agent Bloom, ich bin sehr froh, dass wir heute Miss Enis aus dem Verkehr ziehen konnten. Das alles ist so gut wie alleine ihr Verdienst. Sie haben dieses Monster jahrelang überwacht und konnten uns den entscheidenden Hinweis liefern, der letztendlich zu ihrer Ergreifung führte. In den letzten Jahren fielen ihr, nach offiziellen Zahlen, die wir auch ihnen verdanken, mehr oder weniger zumindest, nahezu 49 Personen zum Opfer. Hingerichtet, möchte ich beinahe sagen, in 23 Bundesstaaten dieses Landes. Die ganzen Opfer hatten eines gemeinsam, sie arbeiteten für die unterschiedlichsten Behörden dieses Landes. Bisher fehlen uns leider noch die ganzen Beweise, woher sie ihre Aufträge bekommen hat, und vor allem, auf welchem Wege. Die Computerdaten durch den von ihnen eingeschleusten Trojaner ergaben keinen einzigen Treffer oder Anhaltspunkte, woher die Aufträge kamen und wer dafür bezahlt hat. Sie sind der Held des Jahrzehnts. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie sie darunter gelitten haben müssen. Letzten Endes ist sie jetzt aber in der Zelle, bevor man sie in den nächsten Tagen in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt, in dem sie nach derzeitiger Schätzung wenigstens 120 Jahre verbringen wird. Dann wäre sie 150 Jahre alt, wenn sie rauskommt. Nur das wird nicht passieren, würde ich sagen. Was haben sie jetzt als Nächstes vor Agent?«
»Zuerst möchte ich gerne einen längeren Urlaub antreten, meine Familie besuchen, sowie eine riesige Party veranstalten«, lächelte Bloom.
»Wir müssen erst noch ihre Tarnung rückgängig machen, aber da kümmere ich mich bereits drum. Genießen Sie ihren Urlaub«, strahlte Turner ihn an.
»Ach eine Frage noch Misses Turner, dürfte ich die Gefangene noch einmal besuchen? Ich habe da noch ein persönliches Anliegen, das ich gerne mit Miss Enis klären würde«, erwiderte Agent Bloom.
Turner überlegte einen Moment, bevor sie die Erlaubnis gab. Agent Bloom erhob sich von dem harten Stuhl, drückte sein Kreuz durch, bedankte sich mit einem Nicken und schloss die Bürotür hinter sich. Auf seinem Weg zu den Verwahrzellen im Untergeschoss des Gebäudes musste er immer wieder stehen bleiben, um sich zu orientieren. Er war seit einer Ewigkeit nicht mehr in dem Gebäude gewesen. In den letzten Jahren hatte sich vieles verändert.
Unten angekommen lief er an den ersten Zellen vorbei, die allesamt leer waren. Erst im hinteren Bereich entdeckte er Lea Enis, die auf ihrer Pritsche lag und das Gesicht in der kratzigen Wolldecke vergraben hatte.
Er stellte sich an die Gitterstäbe und pfiff eine leise Melodie. Lea, die bis dahin bewegungslos und schwer atmend auf der Pritsche lag, drehte den Kopf etwas nach links. Als der Tränenschleier sich lichtete, erkannte sie, wer da vor ihrer Zelle stand, bevor sie überhastet zum Gitter stürzte, rief sie, »Dennis!«
Agent Bloom wich zurück und sagte in ruhigem Ton, »Nicht Dennis, für sie Agent Bloom Miss Enis.«
Lea verharrte eine Sekunde, bevor sie maulte, »Lass die blöden Scherze! Hol mich gefälligst hier raus Dennis!«
Der Agent lächelte und in süffisanten Ton merkte er an, »Mein Name war noch nie Dennis Wilcox, Miss Enis. Ich bin Agent Bloom. Übrigens bin ich der Grund, dass es uns gelungen ist sie zu ergreifen und der Gerechtigkeit zu übergeben.«
Leas ansonsten blasses Gesicht änderte die Farbe in ein dunkles Rot. Sie keifte, »Wenn ich hier raus bin, wirst du der erste Mord meiner Karriere den ich unbezahlt, aber mit höchster Befriedigung, langsam und qualvoll erledigen werde. Ich verspreche dir, dass ich, wenn nötig, mein gesamtes Vermögen ausgebe, um deine Qualen ewig zu verlängern!«
»Daraus wird wohl leider nichts, denn sie werden bis zum letzten Atemzug hinter Gittern verbringen«, lachte Bloom.
Dann wandte er sich um und verließ das Untergeschoss ohne ein weiteres Wort.
Lea konnte es nicht fassen. Ihr Freund, den sie seit acht Jahren an ihrer Seite wusste, war ein Agent des FBI. Wie hatte sie das nur all die Jahre übersehen können?
Lea Enis war seit frühester Kindheit mit Waffen aufgewachsen. Solange sie denken konnte, hat sie immer irgendwie den Abzug gedrückt. Als kleines blondes Mädchen in Texas, als ihr Vater noch lebte, hatte sie erst Spielzeugwaffen in den Fingern, die durch kleine Zündhütchen einen Knall abgaben. Mit zarten 8 Jahren hatte sie das erste Mal eine echte Waffe in der Hand und durfte unter der Aufsicht ihres Vaters mit Platzpatronen auf imaginäre böse Buben schießen. Mit 11 durfte sie das erste Mal in ihrem Leben mit scharfer Munition auf Getränkedosen anlegen. Nachmittags, wenn die Schule zu Ende war, übte sie auf ihrer Playstation das anvisieren. Sobald dann ihr Vater zu Hause war, durfte sie im Garten, oder bei Regen auf der Terrasse auf Tausende Ziele schießen. Ihre Mutter brachte ihr autogenes Training bei, was die Konzentration steigerte und ließ sie die Muskeln der Arme trainieren. Lea Enis wurde nur 1,58 m groß und wog bis heute nur knappe 45 Kilogramm. Sie war schon immer zierlich, aber ihr Ziel war es, die großen Gewehre abzufeuern, die mit dem Rückstoß für sie einfach nicht zu halten waren. Viele Jahre trainierte sie wie eine Besessene ihre Muskeln und die Haltung der Waffe bis sie mit 17 zum ersten Mal mit einem Gewehr auf weiter entfernte Ziele ihr Können unter Beweis stellen konnte. Mit 19 Jahren musste sie miterleben, wie ihre Eltern getötet wurden. Sie kannte die Männer nicht die ihre Eltern umgebracht haben, bis es ihr mithilfe einiger Freunde gelang, sie ausfindig zu machen. Sie überlegte sich einen genauen Plan wie sie die beiden, wann und wo, aus sicherer Entfernung erledigen konnte. Diese ersten Morde blieben nicht unbemerkt. Gut, die Cops tappten im Dunkeln und waren nie in der Lage das alles irgendwie aufzuklären. Aber einige Geschäftsleute erfuhren durch undurchsichtige Kanäle davon. Sie engagierten die junge Frau für einige Morde. Allerdings blieb ihr Grundsatz immer gleich. Sie würde nie einen unschuldigen Menschen erschießen. Sie überprüfte jeden einzelnen Auftrag bis zu den dunkelsten Hintergründen, bevor sie loszog, um sie zu eliminieren. Ihre Aufträge bezog sie über einen toten Briefkasten im Museum of fine Arts in Houston. Die Bezahlung ihrer Dienste lief ebenfalls über Tote Briefkästen in Houston.
Und jetzt saß sie in diesem Loch, weil sie einem verdeckten Ermittler auf den Leim gegangen war, der es geschafft hatte, ihr Herz zu stehlen. Sie musste raus aus dem Loch, die große Frage war nur wie.
7. Kapitel
Italien, Rom
Das kleine Häuschen in einer der miesesten Gegenden der Ewigen Stadt war bis auf die Grundmauern niedergebrannt, trotz des unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehrleute. Die beiden Bewohner, ein Computertechniker und seine Frau kamen bei dem Brand ums Leben. Brandermittler untersuchten die Überreste und kamen zu dem Schluss, dass es Brandstiftung gewesen sein musste. Sie fanden Spuren an den Dielen unterm Bett der Eheleute, die zweifelsohne durch einen Zündsatz entstanden. Das war auch der erste Brandherd. Unklar war den Ermittlern nur, warum das Ehepaar das Bett nicht verlassen hatte, nachdem der Brand ausgebrochen war. Aber noch etwas anderes fehlte den Carabinieri, nämlich das Motiv für einen Mord an einem Techniker der gerade mal genug verdiente, um sich und seine Frau über die Runden zu bekommen. Das passte alles hinten und vorne nicht zusammen.
Nach unzähligen Arbeitsstunden der Ermittler wurden die Ergebnisse zu den Akten gelegt. Eine Aufklärung wurde damit immer unwahrscheinlicher.
Vereinigte Staaten, Langley (VA)
Der Einsatzleiter der CIA John Clarkson blätterte in einigen Berichten auf seinem Schreibtisch. Der Einsatz in Cancún war nicht so gelaufen, wie er das geplant hatte. Lediglich sein Problemlöser hatte die Spuren in Rom beseitigt. Sie hatten nur die Hülle erbeutet, aber das eigentliche Material blieb verschwunden. Da klingelte sein Telefon.
»Was?«, fragte Clarkson.
»Sir, wir haben ein Problem in Cancún!«, berichtete sein Agent.
»Schön wenn es nur eins wäre! Was denn noch?«, seufzte er.
»Da, wo die Hülle vergraben war, belegt ein dicker Urlauber den Strand. Wir können nicht mehr dran!«
»Hat der Wind von der Angelegenheit bekommen und versucht jetzt selbst danach zu suchen?«, fragte er ärgerlich.
»Möglich Sir. Er verlässt den Platz so gut wie nie und immer wieder fingert er im Sand herum!«, bestätigte sein Agent vor Ort.
»Verdammt, das hat uns gerade noch gefehlt!«, blaffte Clarkson. »Behalten sie ihn unter allen Umständen im Auge. Durchsuchen sie sein Hotelzimmer, ob er das Material bereits in seinem Besitz hat. Wenn er es weitergibt, will ich wissen an wen und wo es dann zu holen ist!«
»Was machen wir mit dem Typ?«, fragte er.
»Falls es ein normaler Urlauber ist, braucht er nichts zu wissen, dann lassen sie ihn laufen. Besitzt er irgendwelche Kenntnis von uns oder der Angelegenheit, oder werden sie entdeckt machen sie ihn umgehend unschädlich!«, fauchte er.
»Wird erledigt Sir!«, sagte sein Agent und legte auf.
Ein Urlauber, der exakt an der Stelle mit den