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Sawische - Shalom Herr Kaiser: Ein neuer Fall für den BKA - Ermittler Ion Kaiser
Sawische - Shalom Herr Kaiser: Ein neuer Fall für den BKA - Ermittler Ion Kaiser
Sawische - Shalom Herr Kaiser: Ein neuer Fall für den BKA - Ermittler Ion Kaiser
eBook252 Seiten3 Stunden

Sawische - Shalom Herr Kaiser: Ein neuer Fall für den BKA - Ermittler Ion Kaiser

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Über dieses E-Book

Dritter Teil der Ion Kaiser Reihe. BKA-Ermittler
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum14. März 2022
ISBN9783347578593
Sawische - Shalom Herr Kaiser: Ein neuer Fall für den BKA - Ermittler Ion Kaiser
Autor

Matthias Liebkopf

Matthias Liebkopf, Baujahr 1970, Sternzeichen Zwilling, gelernter Kfz.-Schlosser, ehemaliger Rennfahrer, Selbständiger, Rastloser, ehemaliger Bestatter, Weltenbummler, Wüstenliebhaber und unfallgefährdeter Autonarr, lebt in Berlin. Autor und Schriftsteller beim Tredition Verlag. Freiberuflicher Journalist seit 2018 für diverse Motorsport Magazine, Djerba Scoob und North Africa - Al Arabia.

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    Buchvorschau

    Sawische - Shalom Herr Kaiser - Matthias Liebkopf

    Sawische

    Shalom Herr Kaiser

    Es war so ein normaler Augusttag. Schön warm schon am frühen Morgen, aber doch durch den leiser gewordenen Klang der Vogelstimmen in den Bäumen und den leicht über der Spree in Berlin stehenden Nebelschwaden, den nahen Herbst ahnend.

    Ich hatte bald Urlaub, dringend nötig ge-worden war er. Zu lange hatten unge-klärte Fälle auf meinem Schreibtisch gelegen und auf ihre Bearbeitung gewartet. Nun war ich fast fertig mit dem angesammelten Mist.

    Auch war, wie fast immer vor meinem Urlaub, mein Chef wieder einmal auf die Idee gekommen, mich auf Auslands-einsätze zu schicken, um ungeklärte Kriminalfälle und Tötungsdelikte an deutschen Staatsbürgern zu unter-suchen, meist mit mäßigem Erfolg.

    Die wirklich interessanten Fälle lagen schon wieder reichlich lange zurück.

    Meine Arbeit hatte mal wieder den Punkt erreicht, mir eher eine Last zu sein als Gefallen an ihr zu finden.

    Man kann auch sagen, ich befinde mich im Strudel des Alltags; jeder Tag als hätte man ihn schon hundertfach erlebt und könnte den nächsten minutiös vor-aussagen.

    Auch privat lief es leider nicht viel anders.

    Sie kennen das?

    Ach ja, ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Ion Kaiser, Sie kennen mich vielleicht aus meinen vorigen Erzählungen.

    Lang ist es her, als ich mit meiner jetzigen Frau den Fall der in Rumänien verschwundenen Touristen aufgeklärt oder mich danach an der Jagd nach dem verschollenen Brennstab aus dem bulgarischen Arkutino beteiligt hatte.

    Das waren noch Zeiten, da war ich gefragt, wurde gebraucht, auch inter-national als Polizist beachtet und an-erkannt.

    Es ist doch ruhiger geworden, die Fälle beschränken sich meist nur noch auf hässliche Eigentums- und Raubdelikte, manchmal auch einem Mord oder Suizid eines deutschen Touristen im Ausland, oder einem Steuerflüchtling, der dem deutschen Fiskus nicht auf die Schnelle entwischen soll.

    Meine Frau Hannah lernte ich ja im Fall der verschwundenen Touristen in Ru-mänien kennen. Sie war mir von Europol, der europäischen Polizei-behörde, einfach vor die Nase gesetzt worden.

    Mein Gott, was hatten wir für schöne Zeiten miteinander!

    Auch beim Fall der Plutoniumbrennstäbe in Bulgarien war sie an meiner Seite und natürlich auch Sonja, der bulgarische sexy Wirbelwind und Dritte im Bund.

    Wir hatten zusammen eine schöne Zeit damals, alle Drei, dann kam Nachwuchs bei Hannah und mir. Es wurde irgendwie schwieriger, die Leichtigkeit des Seins zu genießen, im Privaten wie im Beruf.

    So kam es wie es kommen musste, unser Kind wurde größer und unsere Ehe wurde eine angenehme Begleiter-scheinung. Nichts konnte einen am Anderen noch faszinieren, wir waren nur noch Mama und Papa. Und das, obwohl meine Mutter doch eher Mama Nummer zwei war. Ein Omakind, wohnt am liebsten in der Woche gleich dort. Angeblich ist der Weg zur Schule kürzer, aber wohl eher, Oma erlaubt Sachen, die bei uns niemals durchgehen würden.

    Ach ja Sonja, zu ihr haben wir immer noch einen super Kontakt. Sie ist irgendwie ein Stück Familie in Bulgarien für uns.

    Ja und meine Hannah! Mensch, da muss ich mich auch wieder etwas mehr kümmern. Zu lange leben wir irgendwie aneinander vorbei, Tag für Tag, ohne es zu ahnen, den Alltag als Normalität zu akzeptieren. Die kleinen Fluchten aus dem Alltag fehlen unserer Beziehung komplett. Mal nett Essengehen be-schränkt sich meist am Dönerstand um die Ecke an der Dienststelle.

    Aber das wollte ich gar nicht erzählen.

    An diesem Augusttag ging ich also zum Briefkasten, um mal wieder die ver-gessene Post von gestern heraus zu holen. Werbung, Möbelhäuser mit Lock-angeboten und Gratis-Zeitungen fielen mir entgegen.

    Alles landet normalerweise sofort in der Papiertonne, als mein Blick auf einen Brief mitten in den Werbeprospekten fiel.

    Anwalt und Notar aus Dresden, an mich adressiert!

    Kann nichts Gutes bedeuten, Post mit solchem Absender verspricht meist die Ankündigung von Ärger und Stress.

    Oben in der Wohnung angekommen, nahm ich Platz auf der Couch im Wohnzimmer und öffnete dieses ominöse Briefkuvert. Die merkwürdige Art des komischen Gefühls in der Magengrube werde ich nie vergessen.

    Was ich las, war keinesfalls eine schlimme Nachricht für mich, konnte ich doch mit der Person, um die es ging, recht wenig anfangen.

    Der Wortlaut ging in etwa so!

    Hiermit muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Tante mütterlicherseits, Frau Renate Höft, geborene Leibner, am 4. Juni des Jahres in Dresden verstorben ist.

    Als Verwandter der Verstorbenen möchte ich Sie zur Nachlasseröffnung am unten angegebenen Datum in mein Büro bit-ten.

    Na toll, die Schwester meiner Mutter, das Biest!

    Sie war immer die Hexe der Familie, meine Mutter hatte schon damals kein Wort mehr mit ihr geredet und es flogen schon die Fetzen, wenn sie sich nur begrüßt hatten. Meine Mutter war das Nesthäkchen der Familie. Wohl ein Nachzügler und nicht geplant. Ihre Eltern waren bei ihrer Geburt schon fast zu alt für Kinder.

    Drei Schwestern waren es eigentlich mal. Gerda war schon im Krieg gestorben, von ihr weiß ich so gut wie gar nichts. Doch beim reiflichen Über-legen kommt mir der Ort ihrer Bestattung in den Sinn. Crossen an der Oder. Meine Mutter hatte dort auf dem Friedhof ihr Grab gesucht. War über die Jahrzehnte aber eingeebnet worden.

    Als mein Vater damals starb, war unsere gesamte kleine Familie zur Beisetzung erschienen. Nur meine Tante war nicht zur Beisetzung erschienen, ich hatte ihr extra einen Brief geschrieben und sie über die Dienststelle ausfindig gemacht.

    Auch auf meinen Anruf reagierte sie nicht, der Anrufbeantworter von ihr, den ich erreichte, war genauso unfreundlich wie sie selbst.

    Also war die Sache für mich beendet.

    Das Schicksal sah es aber wohl etwas anders. Ich liebe es, wenn mir das Leben mal wieder in meine Planung spuckt.

    Ich rief meine Mutter an, sie hatte auch einen Brief vom Notar erhalten mit der Aussage, Schwester gestorben, geerbt wird nichts. Sie wurde wegen Diffe-renzen miteinander aus dem Testament gestrichen. Damit konnte sie wohl gut leben. Ihrer Aussage nach war meine Mutter froh, dass es das Familienbiest endlich erwischt hatte.

    Na gut, lassen wir das mal un-kommentiert im Raum stehen. Wer weiß schon, was in den Jahren so alles in einer Familie passiert.

    Beim Abendessen erzählte ich Hannah eher beiläufig, was mir so ins Haus geflattert sei. Ihre Warnung habe ich noch im Ohr. Es könnte doch sein, dass ich jetzt die Schulden meiner Tante bezahlen soll. Die suchen bestimmt bloß einen Idioten, der alles finanziell über-nimmt.

    Die nächsten Tage war ich etwas mit meinem Privatkram beschäftigt, ließ ich doch ein wenig den Namen meiner Tante durch die Polizei- und Justizcomputer laufen.

    Viel war es nicht, was sich so darin fand. Adresse, Bankverbindung, natürlich ohne Höhe des Saldos auf dem Konto, ehe-malige Ehemänner. Insgesamt vier, sehr interessant!

    So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt, hatte sie nach außen doch den Charme eines alten Dachziegels verströmt.

    Die Wohnadresse von Erbtantchen war reizvoll, Dresden im Außenbezirk an der Elbe in Hanglage, Ortsteil Loschwitz.

    Per Google war wenig zu sehen, hohe Mauern von der Straße und von oben, nur große Bäume ohne Ende.

    Hannah wollte oder konnte an dem besagten Tag im Oktober nicht mit nach Dresden kommen, also war ich Einzelkämpfer beim Advokaten.

    Ich hasse diese Typen, meist schleimig und gewand, wie eine Schlange, um einem mit einem Biss die Halsschlagader zu durchtrennen.

    Die topgestylten Halbmänner in teuren Anzügen und teuren Autos! Okay, ein wenig Neid spricht da schon aus mir. Durch meinen Job hatte ich öfter mit dieser Klientel zu tun. Geld ohne Ende, selbstsicher und von sich eingenommen.

    Es war also Oktober geworden, als ich sehr früh in Berlin Richtung Dresden fuhr und einen Tag Urlaub entbehren musste.

    Pünktlich stand ich vor einem schön restaurierten Gründerzeithaus in einer recht wohlhabenden Wohngegend Dresdens.

    Ein dunkelhaariger junger Mann im teuren Nadelstreifenanzug kam mir entgegen, nickte mir kurz höflich zu und schien auf ein Taxi oder einen Abholer vor dem Grundstück zu warten.

    Der Neid beschlich mich wieder, auch nach dem Blick auf den neuen Porsche auf dem Hof und die niedliche Bürokraft, die mir im netten, kurzen blauen Kleid öffnete.

    Sie bot mir Kaffee und Kekse an, die ich gerne annahm, um einen Blick in ihre tief ausgeschnittene Bluse zu erhaschen, was mir auch gelang.

    Als sich die Tür zum Anwaltsbüro öffnete, stieg meine Anspannung etwas an, war doch das Leben meiner Tante an mir spurlos vorbei gegangen und hatte nur durch die Erzählungen meiner Mutter einen stark negativen Beigeschmack hinterlassen. Meist fielen Worte wie Biest, Zicke, Miststück oder ähnliche Nettigkeiten.

    Ein älterer, grauhaariger Mann begrüßte mich freundlich kühl und wies mir einen Platz zu. Schon wieder gab es Kaffee, bis er endlich zum Thema kam.

    Meine Tante war im Krankenhaus an Altersschwäche gestorben, sie hatte keine Kinder oder noch lebende Ehe-männer hinterlassen.

    Ich sag ja, verbrannte Erde, wo sie drüber lief! Der Teufel ist bestimmt bei ihr in die Lehre gegangen. Ihr Testament ist wohl bis zur heutigen Endfassung mehrfach geändert worden. Wie gesagt, Mutter flog aus ihm raus.

    Die Ausführungen des Anwalts endeten recht schnell. Der Satz, ob ich den Nachlass annehme, ohne die Hinter-gründe oder etwaige Schulden kennen zu können, war mir schon im Voraus von meiner Frau mehrfach aufgesagt wor-den.

    Ich war keine Spielernatur, noch weniger erpicht Schulden von einem Drachen zu übernehmen, als doch innerlich in mir eine leise Stimme zu vernehmen war. Ganz leise war sie erschienen, so leise, als wäre sie im lauten Alltagsstress eigentlich untergegangen. Doch sie war da, die Stimme, nenn es Neugier oder die Sucht, endlich mal eine Ab-wechselung in meinem Leben zu be-kommen.

    Ich nahm mit einem Nicken den Nach-lass meiner Tante an. Es reichte dem Anwalt noch nicht, wörtlich in Schrift und gesprochenem Wort musste es ge-schehen. Hannah wird mich dafür hassen, die Standpauke höre ich schon bis hier.

    Die Formalitäten dauerten fast zwei Stunden, doch danach hielt ich zwei Hausschlüssel und jede Menge Akten in meinen Händen. Den gut gemeinten Rat vom Notar inklusive. „Gut gemacht, Herr Kaiser, finanziell stand Ihre Tante noch gut da und das Grundstück erst! Wenn da Bedarf besteht, einen Verkauf in Erwägung zu ziehen, einfach Bescheid geben. Ich kenne da solvente Leute, die würden sich freuen, über so eine Adresse." Aalglatt der Typ, nett!

    Hannah informierte ich auf dem Weg zur Adresse meiner Tante per Handy. Begeisterung ist anders bei ihr, den Ton in ihrer Stimme kenne ich zu gut. Das war der Ton, Ion du Idiot!

    Die Fahrt ans andere Elbufer glich einer Urlaubsfahrt. Die Fenster offen, um die spärliche Sonne des Oktobertages in vollen Zügen zu genießen.

    Keine zehn Minuten später stand ich vor einem fast drei Meter hohen Zaun, einer schweren Holztür mit Briefkasten, der schon seit langem nicht geleert wurde und ohne, dass ich auf das Grundstück schauen konnte. Einer der Schlüssel passte in das alte Schloss. Mit lautem Geräusch gab die Tür nach innen nach und den Blick frei auf ein altes Grundstück mit ungewöhnlich viel Baumbewuchs, breiten Wegen und dunkler Mystik.

    Nur mit Mühe konnte ich das gesamte Tor dazu bewegen, sich zu öffnen, um mit meinem Auto auf das Grundstück zu gelangen.

    Die Nachbarn auf der gegenüber-liegenden Straßenseite waren vom Modell Horch und Guck, zuerst bewegten sich die Gardinen, dann wurde schnell der Besen bemüht, um die Straße zu fegen.

    Ich grüßte nur schnell herüber und knallte das Tor wieder zu. Schlimm solche Typen.

    Bunte Blätter der Bäume lagen überall herum und gaben dem Grundstück etwas Märchenhaftes.

    Das Haus stand etwas weniger an-sehnlich da, Putz bröckelte überall, die Farbe an den Holzfenstern war schon vor Jahren abgeplatzt, der Weg zum Tor fast zugewachsen. Ein weiterer Schlüssel passte und die Haustür öffnete sich.

    Kennen Sie den Geruch aus einem Haus, wo alte Leute gewohnt haben und dieses Geräusch beim Tür öffnen? Als wenn man eine neue Kaffeetüte öffnet. Das Haus sog förmlich die frische Luft ins Haus. Seltsam wie ich mich fühlte, wie ein Voyeur im Leben eines Anderen. Der Flur lag vor mir, als hätte jemand gerade das Haus verlassen. Am Haken an der Wand hing noch eine dünne Jacke und Frauenschuhe standen darunter. Ein seltsames Gefühl drückte mir auf die Brust und mein Blutdruck schnellte nach oben. Was suchte ich hier? Was glaubte ich, hier zu finden? Oder wollte ich nur meiner Mutter gerecht werden und das Schwesterbiest endlich zu Grabe tragen und bestätigen, sie kommt definitiv nicht wieder!

    Meiner Mutter hatte ich noch gar nichts weiter erzählt über die Erbschaft. War bestimmt nicht begeistert, ihr Sohn im Haus der Schwester und ohne sie.

    Der Gang durch das alte Haus fiel mir schwerer als gedacht, vor allem als ich im Schlafzimmer eine Kommode er-blickte, auf der alte Fotos standen, auch einige von meiner Mutter und mir als kleiner Junge.

    Mein Handy klingelte, Hannah schien etwas geahnt zu haben und sprach leise mit mir. Sie saß schon im Auto und war auf dem Weg zu mir. Es tat gut, ihre Stimme zu hören, noch besser tat das mitgebrachte Essen und die Flasche Rotwein am Abend.

    Aus dem Kofferraum ihres Autos zauberte sie zwei Campingschlafsäcke mit Unterlage, wir blieben also die Nacht über hier.

    Etwas unangenehm war es schon, in dem Haus meiner verstorbenen Tante zu übernachten, doch irgendwie ihre Privatsphäre zu durchbrechen und uns ihr Eigentum anzueignen.

    Davon war merkwürdigeweise kaum noch etwas da, scheinbar hatte wohl ein Pflegedienst schon kräftig die kleinen beweglichen Dinge aus dem Haus geschafft.

    Abdrücke im Staub auf den Möbeln zeugten von kleinen Dingen, die sich spurlos aufgelöst hatten. Da hat wohl ein Pflegedienst recht gut weggepflegt.

    Die Nacht in diesem Haus empfand ich mehr als beklemmend, mag es der Schlafposition auf dem Wohnzimmer-boden oder den ungewohnten Ge-räuschen im Haus geschuldet sein. Im alten Bett des Schlafzimmers war es bestimmt gemütlicher, aber Hannah war davon nicht zu überzeugen.

    Meine Frau holte schon früh Frühstück vom naheliegenden Bäcker, nicht ohne schon von Einheimischen auf unseren Besuch im alten Haus der Tante angesprochen zu werden.

    Neugier ist was Tolles!

    Nachdem ich meine recht unbequeme Liegeposition nach einer Drehung verlassen hatte, nahm ich von Ferne die Schiffsfanfare der Elbschifffahrt wahr, drehte mich zu diesem Geräusch um und genoss aus der großen Terrassentür den vollen Blick auf die Elbe. Nur eine alte Trauerweide im Garten stand etwas im Weg. War mir gestern gar nicht aufgefallen. Der Garten wirkte recht groß und trotz der fehlenden Pflege doch recht aufgeräumt und merkwürdig geradlinig.

    Am rechten Ende des Gartens stand ein kleiner Schuppen, fast schon ein Bungalow. Der Baustil deutete auf die letzten Jahre des neunzehnten Jahr-hunderts hin, cool die Gegend hier.

    In der Morgensonne gab sich der Garten wie aus einer längst vergessenen Zeit, als stünde hier die Zeit still.

    Hannah weckte mich aus meiner Tag-träumerei, der Geruch frischen Kaffees drang zu mir herüber und die frischen Brötchen wollten vertilgt werden.

    Mir war nach Frühstück auf der Terrasse, nur die alte Tür davor war so gar nicht davon begeistert und zickte mit mir herum. Seit Jahren war sie nicht mehr geöffnet worden. Ein paar Stühle aus der Küche und ein kleiner Beistelltisch aus dem Wohnzimmer und schon genossen wir die letzten warmen Sonnenstrahlen vor dem Winter noch einmal draußen.

    So richtige Wohlfühltemperaturen waren es nicht mehr, aber besser als der stickigen Luft im Haus ausgesetzt zu sein.

    Eine kleine Freitreppe führte von der Terrasse auf eine runde Rasenfläche, eher schon hoch gewachsenes Gras. Rechts und links vom Haus schlängelten sich Kieswege bis zum kleinen Bungalow und trafen sich dort. Nur die Trauer-weide schien wahllos ins Grün gesetzt worden zu sein.

    Von

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