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Ellipsenflibbs im All
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eBook306 Seiten3 Stunden

Ellipsenflibbs im All

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Über dieses E-Book

Fabian, ein Schüler aus Berlin im Jahr 2025, ist mit seinem Leben meistens zufrieden. Doch plötzlich wird er ins Weltall entführt.
Bewohner des Planeten Mycra brauchen seine Hilfe, denn sie glauben, er ist ein Held.
In diesem Weltraumabenteuer trifft Fabian auf viele besondere, ungewöhnliche und coole Außerirdische.
Wie die Geschichte ausgeht, steht in den Sternen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum23. Apr. 2020
ISBN9783347019867
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    Buchvorschau

    Ellipsenflibbs im All - Harald Böttcher

    Prolog

    Rosenblütenblätterkuchen habe ich für dich gebacken. Wollen wir ihn beide heute essen? – B.

    Wer war B? Vielleicht der neue Nachbarsjunge Benny? Ich kannte sonst kaum einen B. Ich schaute mir den Brief von allen Seiten an. Er war schön schnörkelig geschrieben auf rosa Papier und duftete besonders. Wieso auf Papier? Heutzutage schickt sich doch jeder Flobmails. Die riechen wenigstens nicht so komisch rosa. Außerdem hatte ich überhaupt keine Zeit. Ich musste trainieren. Ich zog meine Handschuhe an, tänzelte leichtfüßig vor und zurück und boxte in den Sandsack. Abwechselnd erst rechts, dann links, dann einmal antäuschen und voll in die Mitte. Wie immer verlor der Sandsack nach fünfzehn Minuten kläglich und ich gewann überlegen. Jubelnd reckte ich die Arme in die Höhe.

    Juhu! Ich zog meine Handschuhe aus, schnappte mir das Seil und hüpfte jetzt auf der Stelle. Mindestens einhundert Hüpfer musste ich schaffen, doch meine Gedanken kamen nicht zur Ruhe.

    Blubberbobby aus der Kuhle im Wald? Nein, der konnte ja nicht lesen. Oder etwa Barberella aus dem grünen Viertel am Rande der Stadt? Aber wieso sollte sie mir schreiben? Kannte sie überhaupt so Rosenblütenzeug?

    Beim zweiundzwanzigsten Hüpfer verhedderte ich mich und schlug lang hin, obwohl ich wahnsinnig toll versuchte, mich abzufangen. Mist, das hat jetzt sowieso keynen Sinn.

    Da seht ihr´s. Ich habe einen Sprachfehler, auch in meinen Gedanken. Wenn ich nervös bin, kann ich kein „ei sagen, sondern nur ein „ey. Den Unterschied hört man zum Glück fast gar nicht. Auch das B verhedderte sich immer mehr in meinen Gedanken.

    Schmeckt Rosenblütenblätterteig überhaupt? Ich duschte schnell, strich mir die lila Haare wild und zog Stachelkleidung über. Sorgsam steckte ich mir den Brief in die Hosentasche. Dann klingelte ich deutlich bei B, dem Nachbarsjungen.

    Benny öffnete die Tür und blinzelte müde. Er sah schon etwas seltsam aus. Blass und dünn. Seine Haarfarbe war krass, sie erinnerte an verblichenes Gelb. Ich glaube, er kommt von irgendwo ganz weit her.

    „Hi, ich bin Pynki, dreyzehn Jahre alt, von gegenüber. Hast du mir eynen Brief geschrieben?"

    „Nein, eher nicht." Benny blinzelte wieder.

    „Hast du mir eynen Kuchen gebacken?"

    „Nein, wieso sollte ich?" Benny wischte sich die Augen.

    Ich zog den Brief hervor und hielt ihn Benny vor die Nase. „Ist das deyne Schrift?"

    „Ja, das ist meine Schrift. Benny blickte mich hilflos an. „Möchtest du eine Limonade?

    „Ich möchte, dass du mir das erklärst. Ich rollte mit den Augen und streckte mich. „Limonade ist was für Kleinkinder. Ich trinke Starkmalz.

    „Okay, komm rein." Benny trat beiseite und führte mich in die Küche.

    Ich war gespannt und schaute mich zurückhaltend, aber interessiert um. Im Küchenregal entdeckte ich einen merkwürdigen alten Apparat. Er sah aus wie ein Kästchen mit Henkel zum Wegwerfen. „Was ist das denn?", fragte ich.

    Benny strahlte, als er mir antwortete: „Das ist eine Kaffeemühle von meiner Oma."

    Ich versuchte, nicht allzu dumm auszusehen, als ich mich an den Tisch setzte: „Und was – ähm – ist Kaffee?"

    Benny fischte uns eine Flasche Starkmalz und eine Flasche Limonade aus dem Kühlschrank, bevor er mir antwortete. „Entschuldige, das kannst du ja nicht wissen. Kaffee ist ein Getränk aus gemahlenen Kaffeebohnen. Die wachsen halt auf der Erde, wo ich herkomme. Bei euch auf Mycra wächst bloß Tee, oder?"

    Ich sprang vom Stuhl. „Du bist eyn Außer-, eyn Außer-"

    „Ich bin ein Mensch und kein Mycras, so wie du, ja. Aber du brauchst deshalb keine Angst zu haben, Pynki."

    „Ich habe keyne Angst! Das ist ja unglaublich! Ich griff mir schnell die Flasche, trank gierig daraus und musste sofort wieder spucken. „Igitt, Limonade, bäh. Ich stellte die Flasche auf den Tisch zurück und sah den großen Limonadenfleck auf Bennys T-Shirt. „Oh, das tut mir aber …" Ich konnte nichts mehr sagen, weil ich plötzlich anfing zu lachen. Nachdem ich mich dann beruhigt hatte, ging es mir besser.

    Benny erklärte es mir so: „Nach acht Jahren Flug durch das Weltall – wir waren in eine Art Winterschlaf versetzt worden – wachten wir hier auf Mycra wieder auf. Keine Ahnung, wie wir hierhergekommen sind. Seitdem versuchen wir hier klarzukommen. Mein Dad kann sich nur an wenig erinnern, deshalb habe ich für ihn auch den Brief geschrieben. Er ist für …"

    „Für meyne Mutter?, rief ich entsetzt. „Ich, ich … Ich konnte im Moment nicht klar denken. Schnell trank ich das Starkmalz aus und stand auf. „Ich muss jetzt gehen, Benny, war nett bey dir, vielen Dank."

    Zu Hause angekommen, riss ich mir die Stachelkleidung herunter, zog meine Joggingsachen mit den Springschuhen an und düste los. Ich musste das alles erst mal abschütteln. Raus aus der Wohngegend und hinein ins Gelände. Ich rannte über unwegsamen Boden, sprang über Wurzeln und schwang mich an Lianen durch den Dschungel. Das letzte Stück stakste und rutschte ich durch zuckerweichen Sandboden. Dies hier war meine Trainingsstrecke, denn ich wollte unbedingt auch in die Weiten des Kosmos fliegen. Dazu musste ich sportlich sein, besonders viel lernen und die Aufnahmeprüfung an der Ynterstella-Schule bestehen.

    Ich blöde Gans! Wenn ich Benny ausfrage, habe ich Spezialwissen und bin allen überlegen!

    Ich musste sofort wieder nach Hause und meiner Mutter den Brief geben. Vielleicht male ich ja noch ein paar von ihren Lieblingsblümchen dazu. Schwarzblaue Iris mit Goldtupfen. Oh, jetzt aber Tempo …

    Leider konnten wir uns nur ein paar Mal treffen, denn Benny und sein Vater zogen kurz danach in einen anderen Teil von Mycra, wo das Klima besser für sie war und sie Kaffee anbauen konnten. Sie hatten mir ungefähr erklärt, wo die Erde liegt. Eigentlich um die Ecke, nur in einem anderen Spiralarm der Milchstraße. Die Flugroute hatte ich auswendig gelernt.

    Das ist inzwischen alles drei Jahre her, meine Haare sind inzwischen blaubraun und Kaffee gibt es jetzt überall auf Mycra. Ob ihr es glaubt oder nicht, inzwischen ist ein Raumschiff auf dem Weg zu eurem blauen Planeten. Der Flug dauert zwar ein kleines bisschen. Aber das macht euch ja nichts. Bloß mir wird etwas langweilig.

    Kapitel 1

    Das Raumschiff schwebte lautlos über dem Meer.

    „Wir brauchen einen Helden", sagte Sepia zu ihrem Copiloten.

    „Und wo sollen wir den finden?", antwortete Rotko, während er mürrisch unter seinen Augenlappen hervorlugte.

    „Wir haben den eindeutigen Auftrag: einen Erdbewohner aus der Milchstraße, einen Helden suchen, finden (notfalls überreden) und mitnehmen." Sepia schaltete lässig in den Erdbewohner-View-Modus, welcher bisher nur als Testversion in ihrem Kapselgelee vorhanden war. Das Kapselgelee war das Ergebnis der neuesten Technologie eines sich ständig weiterentwickelnden Gelee-Computers. Gebaut in den Werkstätten ihres Heimatplaneten Mycra, dessen Entfernung zur Erde in etwa 50 000 Lichtjahre betrug, was bekanntlich einem Katzensprung gleichkam.

    Mit an Bord des in Form eines Bumerangs gearbeiteten Raumschiffs mit der Bezeichnung „Boomeye 3" befand ich mich, als Auszubildende – ihr kennt mich ja schon, ich bin Pynki.

    „Die besten Helden sind immer noch fünfzehn- bis achtzehnerdjährige Schülerinnen und Schüler, die haben die meiste Fantasie und eine Menge Zeit", sagte ich.

    „Und, wo sollen wir die finden?", fragte Rotko, ohne auch nur ansatzweise seine grünen Zellen anzustrengen.

    „Iich habe Helden in einer Schule gefunden!" Das Kapselgelee machte auf sich aufmerksam, sagte aber leider sonst nichts mehr. Dafür reagierten die Spürsensoren in der Außenhaut des Raumschiffes, welche sich für intergalaktische Flüge selbsttätig ein- und ausklappen konnten.

    „Achtung, Erdbewohner haben uns auf einem Überwachungsbildschirm entdeckt, sofortiger Ortswechsel wird angeraten. Zeitfenster 30 Sekunden."

    „Mist, warum immer so kurzfristig?, fauchte Sepia. „Könnt ihr nicht eher Bescheid …?

    „Zeitfenster 20 Sekunden."

    „Alle in Abflugposition! Kapselgelee aktivieren! Zielkoordinaten berech…"

    „Zeitfenster 10 Sekunden."

    „Dann eben nicht. Steuerung manuell, LOOOOS!"

    Die Luft dehnte sich um das Raumschiff wie bei einem Bogen, dessen Sehne gespannt wird. Die Ausrichtung wurde konzentrisch justiert. Der Abflug stand unmittelbar bevor. Nur jemand mit außerordentlichen, um nicht zu sagen außerirdischen Sinnen konnte das minimale Schwanken überhaupt bemerken, welches zu diesem Manöver nicht passte – so, als ob etwas uns anrempelte.

    So blieb ein leuchtender Rotationsfunke an der Stelle hängen, dort, wo gerade noch die „Boomeye 3" in der Luft geschwebt hatte. Nichts deutete auf ihre Existenz hin, außer einem in den Fluten des Meeres versinkenden Spürsensor. Seine letzten Worte

    „Zeitf… null … Sek…"

    waren nicht mehr zu hören.

    Bilderbuchschule

    „Es gibt zwei Arten von Affen, die etwas intelligenteren – die Menschenaffen – sowie all die anderen, die noch nie aus ihrem Dschungel herausgekommen sind. Fabian! Was habe ich gerade gesagt?"

    „Na, ähm, Herr Bio, dass es da erdgeschichtlich und biologisch zwei Arten gibt. Die Jüngeren, also die Kleineren, unterscheiden sich von den Größeren dadurch, dass …"

    In diesem Moment begann die Schulglocke zu läuten und Fabian atmete erleichtert auf.

    „Obligatorische Hofpause für alle, hinaus an die frische Luft. Wir sehen uns nach der Pause wieder hier. Fabian, du kommst bitte noch zu mir nach vorne."

    Was sollte das nun wieder? Er hatte sich alle Mühe gegeben, aufmerksam dem Unterrichtsgeschehen zu folgen.

    Fabian erhob sich von seinem Platz und legte die kurze Distanz bis zum Lehrerpult einigermaßen aufgeweckt zurück. Das war jetzt schon zum wiederholten Mal, dass …

    „Fabian, denk doch mal nach. Was willst du in deinem Leben erreichen? Glaubst du, mit deinem bisherigen Einsatz kannst du auch nur irgendwie erfolgreich sein? Was unterscheidet dich von den Affen? Doch nicht nur deine ausgebeulten Jeans oder so ein buntes T-Shirt. Schau mich an, durch lebenslanges Lernen habe ich es zu etwas gebracht. Sich immer wieder auf den Hosenboden setzen, aufraffen und nach Zielen streben, nach den Sternen greifen. Hast du denn keine Vorstellung davon, was alles möglich ist für den, der …"

    Fabian hatte bereits nach dem zweiten Satz seines Biologie- und Klassenlehrers, Herr Bio, seine Ohren auf Durchzug gestellt. Er wollte zur Pause. Seine Freunde warteten auf ihn, er hatte wirklich Wichtigeres zu tun.

    „… Fabian, ich will nur dein Bestes, sicher, auch ich war mal jung, aber …"

    Fabian merkte es zu spät, er wurde ohnmächtig.

    Kurz bevor er lang hinschlug, fasste Herr Bio ihn kräftig unter den Armen und verhinderte so einen Aufprall auf das frisch gewischte Linoleum.

    „Pausenaufsicht! Ich brauche Hilfe!", rief Herr Bio nervös.

    Frau Mathe, Herr Kunst und Frau Sport schauten zur Tür herein. Jeder griff sich ein Ende von Fabian, während Herr Kunst beiläufig anmerkte: „Ach Herr Bio, hast du schon wieder einen Schüler mit deinem Unterricht gelangweilt? Da wäre ich auch eingeschlafen."

    „Herr Kunst, Biologie ist das bedeutendste Fach an dieser Schule, sagte Herr Bio. „Ohne Biologie würde niemand sein Leben verstehen.

    „Als Nebenfach, Herr Kollege, antwortete Herr Kunst, „da hat deine Biologie seine Berechtigung. Jedoch ist Kunst allein maßgebend. Ohne Kunst wäre jede Schönheit nur einfarbig und fade.

    Daraufhin meinte Frau Mathe: „Herr Kunst, auf deine bunten Collagen können wir doch alle gut verzichten. Mathematik aber ist die Königin der Wissenschaften. Gäbe es keine Mathematik, sähen alle Kreise aus wie glibbrige Quallen."

    „Nur Sport ist essentiell, sagte Frau Sport. „Ohne Sport läuft doch hier gar nichts. So, und jetzt los! Zu viert joggten sie mit Fabian ins Krankenzimmer, legten ihn auf eine Trage, klatschten ihm einen nassen Lappen ins Gesicht, schlossen die Tür und entschwanden fröhlich in die Pause.

    Lee

    Lee-Wan-Loo spürte die Hitze auf seinem Gesicht. Nein, es war nicht die Heizung. Es war der blinkende Punkt, der sie verursachte. Tatsächlich zum ersten Mal auf seinem in den Schreibtisch eingearbeiteten Bildschirm. Auf SEINEM Bildschirm! Und diesmal kein grüner, sondern ein fetter roter Blinkpunkt.

    Endlich! Action, und Go!

    Er handelte in Sekundenbruchteilen, griff nach seiner Tasse Tee und verschüttete ihn heiß dampfend auf der Glasoberfläche.

    „Eieiei! Mist, Mist, Miist!" Fehlkoordination seiner beiden Hirnhälften. Er wischte eilig mit dem Ärmel seiner gelben Uniformjacke in senkrechten, waagerechten und kreisenden Bewegungen über das Sicherheitsglas des Überwachungsbildschirmes.

    Warum jetzt? Wo sind Laaki und Luuki? - Irgs, beim Reisfuttern in der Kantine. Er zerrte das Mikrofon zu sich heran.

    „Hallo, hier Lee-Wan-Loo! Alarmsignal, rot. Habe unbekanntes Objekt im ostchinesischen Meer, südlich von Ningbo, gesichtet. Die Koordinaten sind leider etwas verschwommen. Automatische Weiterleitung der Daten nach Peking in zwei Minuten. Übertrage sie mir digital und nehme den Düsenjet-one. Abflug in dreißig Sekunden, Ende!"

    Ohne sich dessen bewusst zu sein, verschob er damit genau die Weiche, welche seinem Leben eine völlig neue Richtung geben sollte.

    … Jacke zuknöpfen, durch die Schleuse in den Jet springen, Düsenjetelektronik hochfahren, Doppelgurt anlegen, Treibstoffzufuhr freigeben, ruhig bleiben …

    Auch dieser Ablauf, hundertmal geprobt, war maßgeblicher Teil des Trainingsprogrammes, welches Lee-Wan-Loo vor vier Monaten im militärischen Ausbildungszentrum von Ning-bo mit – nein, leider ohne – Auszeichnung absolviert hatte. Nur zwei Kameraden, Laaki und Luuki, hatten das geschafft. Aber die waren ausgerechnet jetzt nicht hier. Dafür war er mit seinen 18 Jahren aber auch der Jüngste hier.

    … vier Sekunden Aufwärmphase für die Technik, konzentriert den Helm aufsetzen – der Düsenturbo brüllte – beide Hände fest an die Lenkung, Startknopf vorwärts drücken …

    und START!

    Die Beschleunigung presste Lee die Luft aus der Lunge, Helmventile auf, langsam einatmen und nach vorne sehen, geschafft.

    … automatisches Einlesen der Koordinaten, Erreichen des Zieles in zwanzig Sekunden.

    Dort! Eine schillernde Banane über dem Wasser.

    Was will die hier? Sind das Feinde oder Chinesen? Ich muss das klären.

    „Hallo, hier spricht Lee-Wan-Loo, chinesisches Militär. Sie befinden sich unerlaubt in …"

    Bss-bss-bss

    „… bitte geben Sie sich zu erkennen!"

    Was ist jetzt passiert? Wo bin ich!

    Lee-Wan-Loo starrte auf seinen Bildschirm, dann aus dem Cockpit, egal, überall war dunkles Grün, kein Himmel und kein Meer war zu sehen.

    Die Lenkung – keine Reaktion, Bremsen, Beschleunigung, Schleudersitz – keine Reaktion. Heißer Tee aus dem Automaten – Ja, funktionierte! Brauchte er aber jetzt nicht. Er musste sich zusammenreißen. Was hatte er über Notfälle gelernt? Ging der Funkkontakt zur Basis in Ning-bo noch?

    „Ningbo! Könnt ihr mich hören? Könnt ihr mich sehen? Ich bin hier, ich lebe noch, ich bin´s, Lee!"

    Krks-krks-krks

    Das Knacken in der Leitung klang nicht gut. Was war jetzt noch möglich? Er war auf sich allein gestellt. Das war bei seinen bisherigen Notfällen unüblich. Irgendwer kam immer zu Hilfe, um ihn zu retten. Luft zum Atmen hatte er genug, laut Anzeige sogar für einige Tage. Verpflegung war auch in den dafür vorgesehenen Cockpitboxen. Er konnte leider überhaupt nicht erkennen, wo er sich befand. Flog er noch? Ein Blick auf seinen Bordcomputer brachte Gewissheit. Die Koordinaten änderten sich in rasantem Tempo. Er war unterwegs, fragte sich nur wohin und – wieso wurde er müde? Er hatte doch gut ausgeschlafen seinen Dienst angetreten. Der Kopf sackte ihm nach unten. Er versuchte noch einmal aufzusehen – vergeblich.

    Bilderbuchschule

    Ein gewöhnliches Schulgelände in Berlin. Altbau, Anbau, Sporthalle, Sportplatz, mächtige alte Bäume, Neupflanzungen und bunt zusammengewürfelte Mädchen und Jungen. Sie standen in einzelnen Gruppen auf dem idyllischen Pausenhof und konnten für ein paar Minuten das Lernen vergessen. Jan, Alexis und Bea drehten immer wieder ihre Köpfe zur Schultür. Sie warteten. Auf Fabian. Sie waren verabredet. Er kam nicht.

    „Er wollte mir die neuen Lyrics mitbringen für nachher, zur Probe", sagte Bea.

    „Er wird schon kommen, die Akkorde stehen ja. E-moll, D-Dur und so´n Major-sieben-Griff", antwortete Jan etwas genervt. Seit sie seine Schwester Bea gefragt hatten, ob sie als Sängerin in ihrer Band mitmachen wollte, war sie immer so zappelig, Mädchen eben. Jan war das glatte Gegenteil. Als Bassist war er eher etwas gröber veranlagt. Nachdenklich sah er zu Alexis, ihrem Schlagzeuger.

    „Alexis, du siehst fertig aus. Stresst die Schule, hast du schlecht geschlafen letzte Nacht, oder …?"

    „Ich musste den Rekord verbessern, bin jetzt bei Level 1024, habe ich echt hart erarbeitet", antwortete Alexis stolz.

    „Ok, Hauptsache du hältst den Beat nachher. Noch fünfzehn Minuten. Wieso …?", Jan zuckte kurz. Er spürte einen Luftwirbel um sich herum und bemerkte ein Rascheln in den Bäumen. Dabei war es eigentlich windstill. Seltsam. Jan hatte keine Erklärung für diese unergründliche Natur.

    Kapitel 2

    Das Raumschiff schwebte lautlos über der Schule. Es schwebte so dicht über dem Flachdach der Bilderbuchschule, dass es für Außenstehende so gut wie unsichtbar war. Als es genug vom Schweben hatte, landete es ebenfalls lautlos. Jetzt konnte es alle seine Sensoren und Fühler einmal richtig ausstrecken und sich den ganzen Sternenstaub von der Außenhülle abschütteln.

    „Alle Sensoren auf Automatik und Lagebesprechung! Sepia drehte sich auf dem Kontrollstuhl zu ihrem Copiloten. „Rotko, du bleibst hier und übernimmst das Kommando zusammen mit dem Kapselgelee. Wichtigste Aufgabe für euch: unbemerkt bleiben. Niemand darf unser Schiff entdecken. Wir bleiben in Kontakt. Folgender Plan: Ich gehe mit Pynki jetzt da raus und wir kommen mit dem Helden zusammen zurück. Alles klar?

    „Nehmen wir die Standard- oder die Spezialausrüstung mit?, wollte ich wissen. „Ich möchte bloß nicht nachher irgendwo zurückbleiben müssen, weil wir …

    „Pynki, haben wir dich jemals irgendwo zurückgelassen? Sepia überlegte kurz. „Nein.

    Rotko murmelte: „Wie denn? Pynki war doch bisher bei keinem einzigen Außeneinsatz mit dabei. Aber gut, irgendwann muss sie es ja mal lernen."

    „Pynki, es reicht der Standardanzug und ein Fangsack mit Luftlöchern plus Glöckchenband, falls der Held weglaufen möchte."

    Sepia, bereits seit zwanzig Jyl (1 mycrisches Jyl = 1 Erdjahr) Kapitänin der Boomeye 3, gab verschiedene Codes in die mit Armaturen bestückten Armlehnen ihres Kontrollstuhles ein, streckte sich und war schon auf dem Weg zur Schleuse.

    Das Kapselgelee hatte natürlich auch noch ein Wörtchen zu Gehör zu bringen.

    „Diie atmosphärischen Erddaten sind komplexer Struktur. Spezielle, ultraviolette Anteile im Sonnenlicht erfordern einen hohen Schutz. Ich empfehle Lichtschutzfaktor zwölf, insbes…", kwrgs, kwrgs.

    Mit einem lässigen Knopfdruck hatte Rotko das Gelee auf stumm geschaltet und machte es sich auf Sepias Kontrollstuhl bequem.

    Ich hastete aus meinem Sitz und eilte keine zwei Myl (2 Myl = 2 Meter) hinter Sepia her. Endlich – ich wollte Sepia zeigen, dass ich nicht bloß eine Auszubildende wie viele war, sondern eine der Besten. Yeah, jetzt kam mein erster echter Einsatz. Rein in die Schleuse, Jeans und T-Shirt anlegen, in die Turnschuhe steigen, die Sonnenbrille auf die Ohren, Sternenclips an die Ohren, Helm – ach nein, den nicht. Fehlte noch etwas? Wo war der Fangsack? Meine Finger strichen über die Schleusenwände. Ich zog die blaue Kristallbox hervor und riss den Stoffballen mit Band heraus. Währenddessen glitten die Schleusentore zum terrestrischen Ausstieg elegant auseinander.

    Ning-bo

    Wie war der Reis?

    „Der Reis war gut, danke, Herr Kommandant."

    „Laaki und Luuki, warum seid ihr nicht wieder auf eurem Posten?"

    „Wir wollten gerade die Reisschalen zur Geschirrrückgabe …"

    „WISST IHR, wer gerade angerufen hat?"

    „Nein, Herr Kommandant, wie sollen wir …?"

    „Der ehrenwerte, Herr Minister aus Peking, Minister Hao Zhao war am APPARRAT!"

    „Aaah, der ehrenwerte Herr Minister!"

    „Und, wisst ihr auch, weswegen er angerufen hat?"

    „… vielleicht, um sich nach der Qualität des Reises zu erkundigen?"

    Laaki und Luuki bemerkten zu spät, wie sich die Gesichtsfarbe ihres Kommandanten wandelte. Von Hellgelb über Hellorange bis ins Dunkelorange hinein. Andererseits passte das natürlich gut zu seiner dezent roten Krawatte und der grünen Uniformjacke. Bevor er anfing, zappelig zu werden, trat plötzlich Fräulein Ming-Foo zielstrebig an ihren Tisch.

    „Ich räume schnell ab, ehe etwas zerbricht?"

    „Wenigstens eine Person, die hier mitdenkt, vielen Dank, Fräulein Ming-Foo. Laaki und Luuki, bitte SO-FORT in die Kommandozentrale. Dringende Einsatzbesprechung. Lee-Wan-Loo ist verschwunden."

    Kapitel 3

    Warum ist das Weltall krumm? Welche Ausdehnung besitzt das Universum überhaupt? Wie groß will es einmal werden? Alles bewegt sich und manches kreist, manches ellipst umeinander. Die Entfernungen zwischen Galaxien, Sternen und Planeten sind so groß, dass sie in Lichtjahren, ja sogar in Millionen von Lichtjahren gemessen werden. Unsere Galaxie, die Milchstraße, misst immerhin schon gute 100000 Lichtjahre im Durchmesser.

    Auf der anderen Seite der Milchstraße, im Weltall verborgen vor neugierigen Erdfernrohren und insbesondere vor den Blicken des gefürchteten Hubble-Weltraumteleskops,

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