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Menschen und U-Boote: Mannschaften, Kommandanten, Konstrukteure, Befehlshaber und Waffenhändler. Weltweit, von den Anfängen bis heute.
Menschen und U-Boote: Mannschaften, Kommandanten, Konstrukteure, Befehlshaber und Waffenhändler. Weltweit, von den Anfängen bis heute.
Menschen und U-Boote: Mannschaften, Kommandanten, Konstrukteure, Befehlshaber und Waffenhändler. Weltweit, von den Anfängen bis heute.
eBook615 Seiten6 Stunden

Menschen und U-Boote: Mannschaften, Kommandanten, Konstrukteure, Befehlshaber und Waffenhändler. Weltweit, von den Anfängen bis heute.

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Über dieses E-Book

"Menschen und U-Boote" erzählt die Geschichte von Mannschaften und Kommandanten militärischer U-Boote sowie ihrer Konstrukteure, Befehlshaber und von Waffenhändlern. Weltweit, von den Anfängen bis heute.

Es spannt den Bogen von dem ersten, mit Muskelkraft angetriebenen Ein-Mann-U-Boot 1775 über die atomkraftgetriebenen Giganten der Gegenwart mit Interkontinentalraketen und bis zu 120 Atombomben an Bord bis zu den unbemannten Unterwasserdrohnen der Zukunft. Es bezieht 50 Länder Europas, Nord- und Südamerikas, Afrikas, Asiens sowie Australien ein. Es stellt die Kameradschaft, aber auch Konflikte zwischen den Mannschaften dar, ebenso wie schwierige Entscheidungen, wie bei Angriffen auf Passagierschiffe und bei der Hilfe für Schiffbrüchige. Die Unterstützung durch Befehlshaber, aber auch deren Skrupellosigkeit, werden ebenso beschrieben wie der aktuelle Rüstungswettlauf unter Wasser in Asien und die verbreitete Korruption beim Verkauf von U-Booten in die ganze Welt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum21. Feb. 2020
ISBN9783347007604
Menschen und U-Boote: Mannschaften, Kommandanten, Konstrukteure, Befehlshaber und Waffenhändler. Weltweit, von den Anfängen bis heute.

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    Buchvorschau

    Menschen und U-Boote - Manuel Schiffler

    Einleitung

    Das vorliegende Buch macht historische und aktuelle Entwicklungen anschaulich und greifbar, indem es Menschen, deren Entscheidungen und ihre Schicksale am Beispiel der Entwicklung, des Baus, des Exports, des Einsatzes von U-Booten sowie Unfälle mit ihnen beschreibt. Weltweit. Von den Anfängen bis heute. Dabei spannt es den Bogen von der Entwicklung des ersten U-Boots an der US-Ostküste in Yale 1775 bis zum ersten unbemannten U-Boot der US Navy im Jahr 2019. Es bezieht 50 Länder Europas, Nord- und Südamerikas, Afrikas und Asiens sowie Australien ein. Dabei zeigt es die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, die die Beschaffung und den Einsatz von U-Booten prägen.

    Zu den im Buch beschriebenen Ereignissen zählen die Versenkung eines Schiffs der Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg durch ein mit Handkurbeln angetriebenes U-Boot der Südstaaten; die mit der Versenkung von Handelsschiffen und Truppentransportern durch U-Boote in beiden Weltkriegen verbundenen völkerrechtlichen und ethischen Fragen und wie unterschiedlich die Menschen an Bord der U-Boote damit umgegangen sind; die Rolle deutscher U-Boote beim Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg; die Versenkung eines Schiffs voller begeisterter Freiwilliger aus aller Welt, die im spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus kämpfen wollten, durch ein von Italien insgeheim geliefertes U-Boot; die Lebensbedingungen an Bord von U-Booten im Laufe der Zeit; die in Deutschland wenig bekannten, oft faszinierenden Einsätze italienischer, polnischer, französischer, britischer, amerikanischer, sowjetischer und japanischer U-Boote im Zweiten Weltkrieg; der Einsatz von Zwangsarbeitern unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von U-Booten im Dritten Reich; die gefährliche und bisher wenig bekannte, nahezu permanente Beschattung sowjetischer U-Boote durch amerikanische Atom-U-Boote im Kalten Krieg; die Streitigkeiten um die Beschaffung von neuen U-Booten im amerikanischen Kongress; die schwer abschätzbaren Umweltschäden durch zahlreiche gesunkene Atom-U-Boote; die Umstände des Untergangs des russischen Atom-U-Boots „Kursk" und anderer U-Boote; die Korruption beim Verkauf deutscher U-Boote unter anderem an das hoch verschuldete Griechenland; die schädlichen Folgen des Einsatzes von Sonargeräten für Wale; die schwierige Entsorgung von Atombrennstäben und –reaktoren von Atom-U-Booten; der gegenwärtige Rüstungswettlauf in Asien; und die möglichen Folgen neuer technischer Entwicklungen wie des Baus autonom fahrender U-Boote und neuartiger Sensoren für zukünftige Konflikte.

    Diese und viele andere packende Ereignisse, die an ihnen beteiligten Menschen und die damit verbundenen Entscheidungen stehen im Mittelpunkt dieses Buchs.

    Neben den Mannschaften und Kommandanten von U-Booten behandelt das Buch auch die Kommandeure an Land, die Erfinder, Ingenieure und Arbeiter sowie die Verkäufer von U-Booten. Die Rolle deutscher U-Boote und ihrer Kommandanten im Zweiten Weltkrieg wird in dem Buch bewusst relativ knapp gehalten, weil deren Geschichte in vielen Werken bereits ausführlich dargestellt worden ist.

    Das Buch fußt auf einer umfangreichen Recherche der Literatur und verschiedener, im Text genannter Online-Quellen. Meine Beschäftigung mit U-Booten entspringt einem privaten Interesse; beruflich habe ich mit dem Bau oder dem Einsatz von U-Booten keinerlei Berührung. Dies hat es mir möglicherweise erleichtert, das Thema unabhängig und ausgewogen zu behandeln. Falls das Gesamtbild dennoch unvollständig oder unausgewogen erscheinen mag, dann bitte ich dies zu entschuldigen und bin für Hinweise dankbar, die dabei helfen können das Buch in einer zweiten Auflage zu verbessern.

    Mein herzlicher Dank gilt Sebastien Martin, Marta Méndez, Leonie Schiffler, Claudia Zeller und einem anonymen Lektor für das Lesen verschiedener Versionen des Manuskripts. Außerdem gilt mein Dank Fregattenkapitän a.D. Matthias Faermann für seine Erklärungen zur Funktionsweise von U-Booten und zum Einsatz der U-Boote der deutschen Marine. Die wertvollen Anmerkungen der genannten Personen sind mir beim Schreiben dieses Buchs eine große Hilfe gewesen.

    Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg

    Die Entstehung der U-Boote: Vom Ein-Mann-Tauchboot zu Jules Vernes‘ Traum

    Die Entstehungsgeschichte der U-Boote ist von waghalsigen Experimenten und vielfältigen Rückschlägen über einen Zeitraum von hundert Jahren gekennzeichnet. Dabei stand ihr militärischer Einsatz im Vordergrund. Bei dem Entwurf, dem Bau und der Erprobung von Unterwasserfahrzeugen stellten sich folgende Fragen: Wie konnte ein Boot zum Ab- und Auftauchen gebracht werden? Wie konnte es unter Wasser angetrieben werden? Wie konnte es bei rascher Fahrt unter Wasser stabil gehalten werden, ohne unvorhergesehen aufzutauchen oder auf Grund zu laufen? Wie konnte die Besatzung mit Atemluft versorgt werden? Und wie konnten Sprengladungen ins Ziel gebracht werden, ohne das U-Boot selbst zu beschädigen oder zu zerstören?

    Die amerikanische „Turtle": Das erste militärische U-Boot

    1775 entwarf der Amerikaner David Bushnell an der Yale-Universität kurz vor Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs das erste U-Boot, die „Turtle", um die Schiffe der überlegenen britischen Marine bedrohen zu können. Die holzförmige 2,30 Meter hohe eiförmige Holzkonstruktion war mit Pech abgedichtet und verfügte über Ballasttanks. In diese Tanks am Boden der Konstruktion wurden 450 Liter Wasser eingelassen, um das im Leerzustand 550 kg schwere Boot zum Tauchen zu bringen. Es gab nur einen einzigen Mann an Bord. Dieser konnte das Boot wieder zum Auftauchen bringen, indem er mit einer Handpumpe Luft aus dem Bootsinneren in die Ballasttanks pumpte und damit das Wasser wieder aus den Tanks hinauspresste. Um das Boot vorwärtszubewegen, musste der Mann über Pedale in nahezu völliger Dunkelheit einen Propeller bewegen, mit dessen Hilfe das Boot langsam vorankam. Am oberen Rand der Konstruktion befand sich eine Luke mit kleinen Fenstern, aus denen der Mann feindliche Schiffe erkennen sollte und durch die Licht in das Bootsinnere eindrang. Man vermutet, dass die Luft in dem Gefährt bei großer körperlicher Anstrengung nach etwa einer Viertelstunde aufgebraucht war.

    Nachbau der „Turtle" im Ozeanographischen Museum von Monaco

    Finanziert wurde das Boot größtenteils durch den Uhrmacher Isaac Doolittle, in dessen nur einen halben Straßenblock von Yale entfernter Werkstatt die mechanischen Teile des U-Boots gefertigt wurden. David Bushnells Bruder Ezra und ein befreundeter Zimmermann bauten die Hülle des Boots. David Bushnell hatte nicht nur die „Turtle entworfen, sondern auch in Versuchen nachgewiesen, dass Sprengstoff unter Wasser explodieren konnte. Außerdem erfand er den ersten Zeitzünder, der ebenfalls auf der „Turtle zum Einsatz kommen sollte.

    Die „Turtle war mit einer primitiven Zeitbombe ausgestattet, die am Rumpf eines feindlichen Schiffs befestigt werden sollte. Die Sprengladung war außen an der „Turtle befestigt. Der Mann im Inneren sollte mittels eines außen angebrachten Bohrers ein Loch in den Rumpf des Schiffs bohren und an diesem Loch anschließend die Sprengladung befestigen. Danach sollte er sich in Sicherheit bringen bevor der Zeitzünder die Explosion auslösen würde.

    Nach der Unabhängigkeitserklärung der USA am 4. Juli 1776 blockierten britische Kriegsschiffe amerikanische Häfen, um den Aufstand gegen die britische Krone zu ersticken. Die Revolutionäre setzten das U-Boot ein, um eines der britischen Kriegsschiffe vor New York zu versenken. Für den Einsatz wurden mehrere Freiwillige ausgebildet. Am 6. September 1776 wurde die „Turtle, so amerikanische Quellen, mit Leutnant Ezra Lee an Bord von Ruderbooten im Dunkeln aus dem Hafen von New York in die Nähe des britischen Kriegsschiffs „HMS Eagle gezogen, dem Flaggschiff der britischen Flotte. Es gelang Lee jedoch angeblich nicht, ein Loch in den Rumpf zu bohren, so dass er erfolglos zurückkehren musste. Für George Washington war Ezra Lee ein Held.¹ Der britische Marinehistoriker Richard Compton-Hall bezweifelt jedoch, dass der Angriff überhaupt stattgefunden hat. Aufgrund der Gezeitenströmungen und anderer technischer Probleme habe Ezra Lee die „HMS Eagle gar nicht erreichen können, ohne vor Anstrengung zusammenzubrechen. Der angebliche Angriff sei eine Finte amerikanischer Propaganda gewesen, um die Moral der Verteidiger zu stärken.² Wie dem auch sei: die „Turtle war das erste tauchfähige und bewaffnete U-Boot, gebaut mehr als hundert Jahre bevor U-Boote Teil des Standard-Arsenals von Seestreitkräften wurden.

    Die „Nautilus" von Robert Fulton: Wunderwaffe für Napoleon

    Das zweite U-Boot wurde ebenfalls von einem Amerikaner erfunden, dem Ingenieur Robert Fulton. Als 21-jähriger reiste er nach London und machte sich dort trotz seiner Jugend bald einen Namen als Erfinder von neuartigen Kanalschleusen. Außerdem versuchte er sich als Maler, allerdings mit begrenztem Erfolg. Als der inzwischen 32-jährige 1797 nach Paris kam, voller Sympathie für die Ideen der Revolutionäre, hatte er bereits seit einigen Jahren an Plänen für Dampfschiffe und auch für ein U-Boot gearbeitet. Seine Motivation beschrieb er wie folgt: Er wolle die Übermacht der europäischen Seestreitkräfte brechen und so den freien Seehandel fördern, der unter der „lizenzierten Räuberei der Europäer litte. Den Bau seines U-Boots finanzierte er mit Hilfe eines niederländischen Förderers und dadurch, dass er ein Panorama von Paris malte und dafür Eintritt verlangte.³ Das sechseinhalb Meter lange, aus Kupferplatten bestehende U-Boot „Nautilus wurde auf einer Werft in Rouen gebaut und im Juli 1800 erstmals auf der Seine getestet. Entgegen seiner hehren Bekenntnisse zur Befreiung der Meere hatte Fulton jedoch keine Hemmungen, sein U-Boot Napoleon anzupreisen. Die neue Wunderwaffe, so Fulton, könne bei der damals geplanten Invasion Großbritanniens gegen die überlegene britische Marine von Nutzen sein. Aber Napoleon blieb skeptisch und ernannte ein Komitee zur Begutachtung des Prototyps. Bei den darauffolgenden Tests bewegte sich das unter Wasser von zwei Mann mit Kurbeln über eine Schiffsschraube angetriebene U-Boot schneller voran als ein Ruderboot mit zwei Ruderern. Über Wasser konnte die „Nautilus durch ein Segel vorangebracht werden. Ballasttanks im Kiel des Boots erlaubten das Tauchen und Auftauchen. Die „Nautilus tauchte fast acht Meter tief. In geringer Tiefe konnte sie dank der Luftversorgung durch einen Schnorchel aus wasserdichtem Leder viereinhalb Stunden unter Wasser bleiben. Außerdem besaß sie ein primitives Periskop. Bewaffnet war die „Nautilus mit einer Sprengladung an einem „Spier am Bug des Schiffs. Dieser sollte die Sprengladung in den Rumpf eines feindlichen Schiffs bohren. Wenn sich das U-Boot dann entfernte, entrollte sich ein Seil, über das dann die Sprengladung aus sicherer Entfernung zur Explosion gebracht werden konnte. Insgesamt hatte die „Nautilus einen besseren Antrieb und eine bessere Bewaffnung als die vergleichsweise primitive „Turtle.

    Das Komitee der französischen Marine, das die Versuche im Juli 1801 in Le Havre beobachtete, war begeistert und empfahl den Bau von zwei weiteren, größeren U-Booten. Zwei Monate später kam Napoleon, um das U-Boot persönlich in Augenschein zu nehmen. Allerdings hatte Fulton den Prototyp zu diesem Zeitpunkt in seine Einzelteile zerlegen lassen, weil er leckgeschlagen war. Zudem hatte Fulton aus nicht näher bekannten Gründen wichtige Teile der „Nautilus zerstören lassen. Napoleon war darüber so erbost, dass er sich mit Fulton, den er für einen Betrüger hielt, überwarf. Die beiden weiteren geplanten U-Boote wurden nicht gebaut. Fulton ging daraufhin nach England und bat der Royal Navy seine Pläne an, die aber kein Interesse zeigte.⁴ Aus Sicht der Engländer verstieß der Einsatz von Unterwasserfahrzeugen gegen den Ehrenkodex der Marine. So schrieb die englische Marinezeitung Naval Chronicle 1805: „Unsere bedauernswerten Schlachtschiffe werden durch schreckliche und unbekannte Geräte, unsere Fregatten durch Unterwasserminen, unsere Steuermänner durch Taucher und unsere mutigen Matrosen durch Mörder unter Wasser ersetzt werden!

    Danach sollte ein halbes Jahrhundert lang vergehen, bis ein weiteres U-Boot gebaut wurde.

    Der deutsche „Brandtaucher": Ein misslungener Tauchgang

    Ab 1848 erstarkte in Schleswig-Holstein, das damals unter der Herrschaft des dänischen Königs stand, das deutsche Nationalbewusstsein. Die deutschen Nationalisten forderten eine Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund und griffen dänische Truppen an. Die dänische Marine beherrschte allerdings die See. In dieser Situation entwarf der Deutsche Wilhelm Bauer ab 1849 ein U-Boot namens „Brandtaucher, um es gegen die Dänen einzusetzen. Wie seine Vorgänger war es durch Muskelkraft angetrieben. Mit Stulpenhandschuhen und Greifarmen sollten aus dem Inneren des Boots Brandsätze an den Pfeilern hölzerner Brücken oder am Rumpf von Schiffen angebracht werden. Bauer wandte sich damit an die neu gegründete Flottille des Herzogtums Schleswig-Holstein, die eine Kommission einsetzte, um die Idee zu begutachten. Die Kommission empfahl, keine Mittel zu bewilligen, weil das U-Boot „nur unter sehr günstigen Umständen wird mit Erfolg angewendet werden können.⁶ Bauer ließ sich nicht entmutigen und sammelte mit Unterstützung von Offizieren der Flottille in ganz Deutschland Gelder für sein Projekt. Schließlich bewilligte das Herzogtum dann doch noch Mittel, die zusammen mit den Spenden zum Bau eines einfachen Boots ausreichten, aber nur unter Inkaufnahme von Kompromissen. So wurde die Bootswand halb so dünn gemacht wie geplant und es wurde auf die von Bauer vorgesehenen Ballasttanks verzichtet. Stattdessen wurde das Boot so gebaut, dass der Innenraum selbst teilweise geflutet werden musste, um abzutauchen.

    Modell des von Wilhelm Bauer entwickelten, mit Muskelkraft angetriebenen „Brandtauchers" im Historischen Museum in München

    Am 1. Februar 1851 fand in der Kieler Förde der erste Tauchversuch des Brandtauchers statt. Er ging in aller Öffentlichkeit gründlich schief. Bauer hatte um mehr Zeit gebeten, um Verbesserungen vorzunehmen, aber seine Bedenken wurden beiseite gewischt, da die Militärs hofften, den Brandtaucher bei einer Wideraufnahme der Kämpfe einsetzen zu können.

    Bauer und zwei andere Männer stiegen selbst in das Boot. Das Boot tauchte zweimal erfolgreich. Als das Boot ein drittes Mal geflutet wurde, kippte es nach hinten. Der Besatzung gelang es nicht, mit den an Bord befindlichen Handpumpen ausreichend Wasser aus dem Boot zu pumpen, um es zu stabilisieren. Während das Boot langsam auf den sieben Meter tiefen Grund sank, drang Wasser durch die undichten Wände ein. Die Männer konnten die Ausstiegsluke wegen des Wasserdrucks nicht öffnen. Sechs Stunden lang harrten sie in Dunkelheit und Kälte aus, während der Wasserspiegel im Boot langsam anstieg. Erst dann entsprach der Innendruck dem Außendruck: die Männer konnten die Luke öffnen, und es gelang ihnen aufzutauchen.⁷ Die Armee Schleswig-Holsteins wurde zwei Monate später auf Druck Preußens aufgelöst. Weder Schleswig-Holstein noch Preußen trieben die Entwicklung von U-Booten danach weiter voran.

    Die „Wilhelm Bauer" brachte keinen technischen Fortschritt gegenüber den Vorgängermodellen. Allerdings gelang ihrer Besatzung der erste, zwar unfreiwillige, aber erfolgreiche Ausstieg aus einem getauchten U-Boot.

    Die französische „Plongeur": Scheitern des Pressluftantriebs

    In Frankreich wurde zu jener Zeit an der Entwicklung eines weit fortschrittlicheren U-Boots gearbeitet. Das Boot namens „Plongeur wurde nicht mehr mit Muskelkraft, sondern mit Pressluft angetrieben, die wiederum einen Propeller antrieb. Die Pressluft wurde auf einem Begleitschiff durch eine Dampfmaschine erzeugt und über Röhren in Tanks im Inneren des U-Boots geleitet. Die Drucklufttanks nahmen den größten Teil des 45 Meter langen und 426 Tonnen schweren Stahlboots ein. Außerdem trug das Boot seine Sprengladung an einem sieben Meter langen „Spier, der vom Bug des Boots nach vorne ragte. Genau wie bei der „Nautilus sollte die mit einer speerförmigen Spitze versehene Sprengladung in einen hölzernen Bootsrumpf gerammt werden. Danach sollte das Boot rückwärtsfahren und über ein Kabel aus sicherer Entfernung den Zünder aktivieren. Die „Plongeur hatte eine zwölfköpfige Besatzung und konnte etwas über eine Stunde lang unter Wasser fahren.

    Der moderne Antrieb schuf jedoch ein neues Problem. Weil Pressluft zum Antrieb des Motors ausgestoßen wurde, musste gleichzeitig immer eine präzise Menge Ballastwasser mit eingelassen werden, um den Auftrieb konstant zu halten. Da dies nie genau gelang und das Boot nur hinten über ein Höhenruder verfügte, stieg das Boot während der Fahrt immer wieder an die Oberfläche und sank dann wieder auf den flachen Meeresgrund in etwa zwölf Meter Tiefe. Gelegentlich rammte es dabei mit dem Bug in den Meeresboden. Ein Ingenieur schlug vor, auch im vorderen Bereich des Boots ein Höhenruder einzubauen, um die Stabilität besser zu gewährleisten, was jedoch abgelehnt wurde. Stattdessen wurden die Testfahrten aufgegeben. Das Boot, das seiner Zeit weit voraus war, wurde zu einem Wassertankschiff umgebaut, ohne jemals wieder zu tauchen.

    Die amerikanische „C.S. Hunley": Die erste Versenkung eines Kriegsschiffs durch ein U-Boot

    Während des amerikanischen Bürgerkriegs kam ein einfacheres U-Boot als die „Plongeur zum Einsatz. Die Nordstaaten blockierten die Häfen der Südstaaten, die so vom Handel abgeschnitten waren. Die Südstaaten, die nur über wenige Kriegsschiffe verfügten, versuchten diese Blockade mit U-Booten zu brechen, die mit Muskelkraft angetrieben wurden. Die ersten Tests waren jedoch desaströs. Der Ingenieur Horace Lawson Hunley ließ drei U-Boote bauen und testen. Auf dem zweiten der Boote, der „American Diver, wurden zunächst ein primitiver Elektromotor und dann eine Dampfmaschine eingebaut. Elektromotoren und Batterien waren damals bei weitem nicht so leistungsfähig wie heute. Die Dampfmaschine funktionierte natürlich nur über Wasser. Daher entschieden sich Hunley und seine Mitstreiter, wie bereits bei der „Nautilus und bei ihrem ersten U-Boot, der „Pioneer, für Muskelkraft als Antriebsform mit Hilfe einer Kurbel. Technisch war das Boot kein Fortschritt gegenüber seinen Vorgängern.

    Die „American Diver hatte fünf Mann Besatzung. Das Innere wurde durch Kerzen beleuchtet. Das Boot tauchte nicht wirklich tief unter, sondern nur knapp unter die Wasseroberfläche. Aufgrund des begrenzten Luftvorrats musste es regelmäßig auftauchen und die Luken öffnen. Die Reichweite war auf wenige Kilometer begrenzt. Der „American Diver gelang es nicht, einen erfolgreichen Angriff durchzuführen, bevor sie bei einem Sturm sank. Daraufhin entwickelte und finanzierte Hunley ein drittes, größeres Boot, das von acht Männern angetrieben wurde. Am 29. August 1863 sank das Boot vor Charleston bei einem Unfall, dessen Ursache ungeklärt blieb. Möglicherweise bediente der Navigator versehentlich die Höhenruder falsch, so dass das Boot mit geöffneten Luken steil nach unten fuhr. Fünf der acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Das Boot wurde gehoben und wieder eingesetzt.

    Am 15. Oktober 1863 sank das Boot abermals. Hunley, der selbst mit an Bord war, und die übrigen sieben Besatzungsmitglieder erstickten vermutlich. Durch den Wasserdruck gelang es ihnen nicht mehr, die Luken des gesunkenen Boots zu öffnen. Erneut konnte das Boot gehoben werden. Die Leichen mussten vom Bergungskommando zersägt werden, um sie durch die engen Luken ziehen zu können. Von diesem Ereignis existiert ein Augenzeugenbericht:

    „Das Schauspiel, was sich uns bot, war unbegreiflich grausam. Die unglücklichen Männer krümmten sich in den absonderlichsten Haltungen. Manche umklammerten Kerzen, offenbar vergeblich bemüht, die Luken zu öffnen. Andere lagen am Boden, fest ineinander verhakt. Die geschwärzten Gesichter von Verzweiflung und Todesqualen entstellt."

    Die H.L. Hunley

    Kurz darauf wurde eine neue Besatzung aus Freiwilligen zusammengestellt. Mitglieder des Bergungskommandos, das die Leichen aus dem Boot geholt hatte, gehörten zu den Freiwilligen. Sie bereiteten einen weiteren Angriff mit dem jetzt nach dem verstorbenen H.L. Hunley benannten Boot vor. Das Boot war, so wie die „Plongeur, mit einem Spierentorpedo bewaffnet. Der neuen Besatzung gelang es schließlich, am 17. Februar 1864 vor Charleston ein Kriegsschiff der Nordstaaten, die „USS Housatonic, zu versenken. Beim gleichen Einsatz verschwand jedoch das zwölf Meter lange Boot mit seiner Besatzung spurlos. Man vermutet, dass der Sprengkopf explodierte, als die „Hunley noch in direkter Nähe des Schiffs war. In diesem Fall hätte die Druckwelle der Explosion die Lungen der Männer auf der „Hunley zerstört und sie sofort getötet. Seitdem wurden Spierentorpedos nicht mehr eingesetzt.

    Die „Hunley" wurde in den 1970er Jahren auf dem Meeresboden entdeckt und im Jahr 2000 gehoben. Forschern gelang es, die bis dahin unbekannten Männer der Besatzung zu identifizieren. Dazu analysierten sie zunächst die Chemie der Zähne und Knochen der Männer. Dabei fanden sie heraus, dass vier der Männer sich vorwiegend von Mais ernährt hatten und daher wahrscheinlich in den USA geboren waren. Die vier anderen Männer hatten sich vorwiegend von Weizen und Roggen ernährt und waren daher wahrscheinlich Europäer. Ahnenforschern gelang es dann durch Vergleiche der DNA der Männer mit der DNA von möglichen Verwandten, alle acht Männer namentlich zu identifizieren. Einer der Männer, Arnold Becker, war demnach ein Deutscher.⁹

    Die H.L.Hunley wird gehoben

    Die spanische „Ictíneo II": Das erste U-Boot mit chemischem Antrieb

    In Spanien war der Katalane Narcís Monturiol 1859 der erste Ingenieur, der U-Boote für zivile Zwecke baute. Die „Ictíneo (Fischboot) war ein mit Muskelkraft betriebenes U-Boot zum Ernten von Korallen. Monturiol war auch Chemiker und beschäftige sich mit der Frage, wie die Atemluft bei längeren Aufenthalten unter Wasser erneuert werden konnte. Die „Ictíneo war das erste U-Boot, das mit einem chemischen Gerät zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atemluft ausgestattet war. Sie war damit ihrer Zeit weit voraus.

    1867 entwickelte Monturiol dann die „Ictíneo II, das erste U-Boot mit einem luftunabhängigen Verbrennungsmotor, das seiner Zeit auch weit voraus war. Der Motor war eine Dampfmaschine. Das Besondere an ihr war, dass sie nicht mit Kohle angetrieben wurde, sondern mit einer chemischen Reaktion aus Magnesiumperoxid, Zink und Kaliumchlorat, bei der Hitze entstand. Als einziges Abgas entstand dabei Sauerstoff, der in Tanks gesammelt wurde. Der Sauerstoff wurde dann für Lampen genutzt, um das Innere des Boots zu beleuchten, und um die Atmung der dreiköpfigen Besatzung bei längeren Tauchfahrten zu ermöglichen. Das Boot mit seinem kupferbeschichteten Holzrumpf konnte bis zu 30 Meter tief tauchen und war an der Wasseroberfläche bis zu acht km/h schnell. Durch das Füllen und Entleeren der Ballasttanks tauchte das Boot ab und auf, wobei zum Entleeren Handpumpen genutzt wurden, die nur ein langsames Auftauchen ermöglichten. Monturiol wollte auch dieses Boot zum Ernten von Korallen verwenden. So wie Wilhelm Bauer hatte er in einer Art frühem „Crowdfunding mit einem „Brief an die Nation" private Geldgeber für den Bau des Boots gewonnen. Allerdings blieb der kommerzielle Erfolg aus. Erst danach wandte sich Monturiol an die spanischen Militärs, die letztendlich auch kein Interesse an Monturiols Vorschlägen zeigten, Raketen von dem U-Boot unter Wasser abfeuern zu lassen oder eine Kanone an einem Kran über Wasser heben und abfeuern zu lassen.¹⁰ Das Unternehmen von Monturiol musste schließlich Konkurs anmelden.

    Nachbildung des mit einer luftunabhängigen Dampfmaschine angetriebenen „Ictineo II" im Hafen von Barcelona

    Durch die künstliche Erzeugung von Sauerstoff beim chemischen Antrieb des U-Boots und die chemische Bindung von Kohlendioxid hatte Monturiol Lösungen für zwei wichtige Probleme gefunden, den Unterwasserantrieb und die Versorgung mit Atemluft. Diese innovativen Technologien sollten erst viele Jahrzehnte später wieder auf U-Booten genutzt werden.¹¹

    Die „Sub Marine Explorer": Tragischer Tod im Pazifik

    Etwa zeitgleich entwickelte der Deutsch-Amerikaner Julius Kröhl ebenfalls ein U-Boot, das dem Ernten von Korallen und Perlen diente. Den Bau und Einsatz des Boots finanzierte der Unternehmer durch die Ausgabe von Aktien an der New Yorker Börse. Die zwölf Meter lange „Sub Marine Explorer wurde im Dezember 1866 in Einzelteile zerlegt und mit dem Schiff nach Panama gebracht und dort wieder zusammengebaut. Das Stahlboot konnte 40 Meter tief tauchen. Die Besatzung konnte durch Schleusen am unteren Rand des Boots aussteigen, um Austern und Perlen zu fischen. Die „Sub Marine Explorer war, so wie die „H.L. Hunley", nur mit Muskelkraft angetrieben.

    Anders als die „H.L. Hunley verfügte sie jedoch über Presslufttanks. Aus diesen Presslufttanks konnte Luft abgelassen werden, um den Druckausgleich beim Abtauchen vorzunehmen, denn das Boot hatte unten zwei offene Luken. Außerdem konnte mit der Pressluft Wasser aus den Ballasttanks gepresst werden, um das Boot zum Auftauchen zu bringen. Die Energie dafür kam von einer Dampfmaschine auf einem Begleitschiff, mit deren Hilfe die Presslufttanks – so wie auf der „Plongeur – befüllt wurden.

    Das Wrack der „Sub Marine Explorer" auf der Insel San Telmo im Golf von Panama

    Nach den ersten Einsätzen starb Julius Kröhl, vermutlich an Malaria. Der zweiten Besatzung wurde genau die Fähigkeit, rasch auftauchen zu können, zum Verhängnis. Die Männer starben allesamt, und das U-Boot wurde aufgegeben. Noch heute liegt es verrostet am Strand der Insel San Telmo.¹² Sehr wahrscheinlich war die Todesursache die damals noch unbekannte Dekompressionskrankheit. Wenn Menschen längere Zeit unter hohem Wasser- oder Luftdruck stehen, akkumuliert sich in ihrem Blut Stickstoff. Wenn sie dann rasch auftauchen, bildet der Stickstoff Bläschen, die dann mit einiger Verzögerung zu Unwohlsein bis hin zum Tod führen können. Erst 2001 wurde das Wrack von einem Unterwasserarchäologen identifiziert, nachdem es Einheimische bis dahin für ein Wrack eines japanischen Klein-U-Bootes aus dem Zweiten Weltkrieg gehalten hatten.¹³

    Um 1870 ließ der Entwicklungsstand der U-Boote noch viel zu wünschen übrig. Die U-Boote waren langsam, ihre Reichweite war sehr begrenzt, sie verfügten über keine effektive Bewaffnung, und sie waren für ihre Besatzungen lebensgefährlich.

    Jules Verne beflügelt die Phantasie der U-Boot-Erfinder

    1869 veröffentlichte Jules Verne seinen Roman „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer. In dem Roman geraten Professor Aronax und zwei Begleiter an Bord des geheimnisvollen U-Boots „Nautilus unter seinem Kapitän Nemo. Die „Nautilus, deren Namen Jules Verne zu Ehren von Robert Fulton gewählt hatte, versorgt sich ausschließlich aus dem Meer: Die Nahrung kommt von Meerestieren, die Energie indirekt aus unterirdischen Kohleflözen. Mit der Kohle wird in einem Unterseehafen Meerwasser destilliert, womit einerseits Trinkwasser gewonnen wird, andererseits Natrium, aus dem zusammen mit Quecksilber Natriumamalgam gewonnen wird. Aus diesem wird chemisch Strom erzeugt, womit die „Nautilus mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern angetrieben wird. An Bord erleben Professor Aronax und seine Begleiter zahlreiche Abenteuer. Sie fahren zum Südpol, entdecken spanische Galeonen und das sagenumwobene Atlantis. Schließlich fliehen Aronax und seine Begleiter, während die „Nautilus" vor Norwegen in den Strudel des Malstroms gerät.

    Das Boot ist unbewaffnet bis auf einen Sporn, mit dem es Schiffe rammt. Damit sollen die nicht näher ausgeführten Ungerechtigkeiten gerächt werden, die Kapitän Nemo in seinem Leben auf Land erlitten hatte.

    In dem Roman spann Jules Verne verschiedene Erfindungen – den von Monturiol entwickelten chemischen Antrieb, die damals gerade erst entdeckte Erzeugung von Strom und die Ballasttanks früherer U-Boote – weiter zu einem Gefährt, das den heutigen U-Booten nicht unähnlich war. Sein Roman inspirierte viele Konstrukteure von U-Booten, vor allem in Frankreich und in Amerika.

    Die schwedische „Nordenfelt": Das erste U-Boot mit einem Torpedo

    Trotz der Inspiration durch Jules Verne gelangen in den folgenden knapp zwei Jahrzehnten nur wenige Fortschritte. Der erste wesentliche Fortschritt betraf die Bewaffnung. 1866 hatte der Engländer Robert Whitehead für die österreichungarische Marine den ersten Torpedo entwickelt. Er wurde mit Druckluft und Propellern angetrieben, aber zunächst nur auf Torpedobooten eingesetzt. Der englische Pfarrer und Erfinder George Garrett hatte erstmals Torpedos in externen Halterungen auf einem U-Boot anbringen lassen, der von ihm entworfenen und 1879 gebauten „Resurgam". Das Boot ging allerdings auf einer Überfahrt unter.¹⁴

    Der schwedische Ingenieur und Waffenhändler Nordenfelt beauftragte Garrett damit, 1885 ein weiteres U-Boot zu bauen, die Nordenfelt I. Dieses U-Boot feuerte erstmals einen Torpedo unter Wasser ab. Aber die Boote blieben militärisch dennoch wenig überzeugend. Das mit einer kohlebefeuerten Dampfmaschine angetriebene Boot hatte einen entscheidenden Nachteil. Beim Tauchen musste die Maschine abgestellt werden. Dank eines Drucktanks, in dem Dampf gespeichert wurde, konnte das Boot danach noch einige Stunden mit etwa 5 km/h halb untergetaucht fahren, während nur eine Glaskuppel aus dem Wasser ragte. Allerdings war das U-Boot schwer zu steuern und kam immer wieder vom Kurs ab. Nichtdestotrotz wurde die neue Erfindung aufwändig präsentiert. An den ersten Vorführungen des Boots ab dem 25. September 1885 bei Kopenhagen nahmen die dänische Königsfamilie, die dänischstämmige russische Zarin, der Prinz und die Prinzessin von Wales sowie Marineoffiziere aus zahlreichen europäischen Ländern, Japan, Brasilien und der Türkei teil. Das U-Boot feuerte bei dem dreitägigen Ereignis jedoch keinen einzigen Torpedo ab. Nordenfelt und Garrett, hatten nach dieser Demonstration auf Aufträge gehofft, die aber ausblieben.

    Hier kam jedoch der in der heutigen Türkei geborene 36jährige Grieche Basil Zaharoff ins Spiel. Zaharoff, der für Nordenfelt arbeitete, gelang es, die griechische Regierung zum Kauf eines U-Boots zu bewegen. Das Boot wurde im April 1886 ausgeliefert und machte erste Seeversuche, die jedoch wenig erfolgreich waren. Die griechische Marine verweigerte die Abnahme, hielt die peinliche Episode jedoch geheim.

    Zu dieser Zeit waren die Spannungen zwischen dem Osmanischen Reich und Griechenland auf einem Höhepunkt. Die Türken machten sich Sorgen, dass die Griechen sie mit ihrer neuen „Wunderwaffe", deren Existenz Zaharoff ihnen nicht verheimlicht hatte, bedrängen könnten. Zaharoff bot den Türken eine größere, angeblich deutlich bessere Version des U-Boots mit drei Torpedos statt nur einem an. Die Türken bissen an und kauften gleich zwei dieser U-Boote, die in Einzelteilen nach Istanbul geliefert und dort unter Aufsicht europäischer Ingenieure zusammengebaut wurden.

    Der Waffenhändler Basil Zaharoff verkaufte gleichzeitig U-Boote an Griechenland und an das Osmanische Reich, die kurz vor einem Krieg miteinander standen

    Das erste Boot, die „Abdül Hamid", lief im September 1886 vom Stapel. Die Tests waren allerdings ebenfalls wenig erfolgversprechend. Obwohl das Boot 30 Meter tief tauchen sollte, konnte es nur eine Tiefe von fünf Metern erreichen. Wenn das Boot durch den Wasserverbrauch der Dampfmaschine an Gewicht verlor, litt die Stabilität, ebenso wenn ein Torpedo abgefeuert wurde. Wenn die Besatzung sich im Boot nach vorne oder nach hinten bewegte, wippte es wie eine Schaukel nach vorne und hinten.

    Zu einem Kampfeinsatz kam es nicht. Es ist unklar, ob die beiden Boote noch weiter von der Marine genutzt oder aufgegeben worden sind.¹⁵ Zaharoff legte mit dem Deal den Grundstein für seine Karriere als korrupter europaweiter Waffenhändler, die ihn zu einem der reichsten Männer seiner Zeit werden ließ. Garrett wanderte in die USA aus und verlor sein gesamtes Geld beim Versuch sich als Farmer zu etablieren. Inzwischen war er an Tuberkulose erkrankt, die er durch die lange Zeit an Bord von U-Booten sicher verschlimmert hatte. Er trat in die US-Armee ein, wobei er seine Krankheit verheimlichte. Dort fiel er durch Trunkenheit und Ungehorsam auf und starb einsam und verarmt.

    Die ersten U-Boote mit Elektromotor: „Peral und „Gustave Zédé

    Ein Sprung in der Antriebstechnik und damit in der Reichweite und Geschwindigkeit der U-Boote gelang 1887. Dies geschah fast gleichzeitig in Spanien und in Frankreich. 1887 wurde im spanischen Cartagena die „Peral" auf Kiel gelegt, ein rein elektrisch angetriebenes U-Boot mit 22 Metern Länge und einer Reichweite von 150 Kilometern. Das Boot war mit einem Torpedorohr ausgestattet, anstatt Torpedos seitlich mitzuführen. Dadurch wurde die Hydrodynamik des Boots verbessert, und es konnten Torpedos nachgeladen werden. Die spanische Marine hatte das Boot finanziert, die Seeerprobung war erfolgreich und ein zweites Boot wurde in Auftrag gegeben. Das Boot war mit seiner Leistung seiner Zeit etwa zehn Jahre voraus. Der Erfinder, Leutnant Isaac Peral, geriet jedoch mit der Marineführung in einen Streit darüber, welche Werft das zweite Boot bauen sollte. Im Ergebnis zog die Marine den Auftrag zurück, und Peral zerstörte das Innere des gebauten Boots und alle seine Pläne.¹⁶ Spanien wurde dadurch beim Bau von U-Booten um Jahrzehnte zurückgeworfen und von anderen Ländern überholt.

    Die 18 Meter lange, ebenfalls elektrisch angetriebene „Gymnote wurde zeitgleich in Frankreich gebaut. Das Boot war von dem Erfinder Gustave Zédé, der mit Jules Verne befreundet gewesen war, entworfen worden. Nach dem Tod von Zédé wurde 1893 ein 45 Meter langes, nach ihm benanntes U-Boot gebaut. Auf der „Gustave Zédé waren leistungsfähige Batterien und ein starker Elektromotor installiert. Die Batterien alleine machten mit 130 Tonnen die Hälfte des Gewichts des Boots aus. Das Boot verfügte zunächst nur über externe Torpedos. 1897 wurde auf dem Boot ein Torpedorohr installiert. Außerdem verfügte die „Gustave Zédé erstmals über einen Turm mit Periskop. Das Boot konnte 400 km über Wasser oder 18 Stunden lang 200 km unter Wasser zurücklegen und hatte eine Besatzung von 16 Mann. 1901 gelang es der „Gustave Zédé, bei einem Manöver unbemerkt so nahe an ein französisches Schlachtschiff heranzukommen, dass sie das Schiff hätte versenken können. Danach begannen die Militärs aufzuhorchen: U-Boote konnten Kriegsschiffen also durchaus gefährlich werden.

    Die „USS Holland": Das erste U-Boote mit Verbrennungsmotor und elektrischem Antrieb

    Angesichts der französischen Erfolge beim Bau von U-Booten befürchtete die US Navy ins Hintertreffen zu geraten. Sie wandte sich daher an einen Ingenieur, der seit zwei Jahrzehnten fieberhaft experimentelle U-Boote baute: den irischamerikanischen Erfinder John Philip Holland. Er hatte nicht weniger als fünf U-Boote gebaut, die zwar einsatzfähig waren, aber aus den verschiedensten Gründen nie in Dienst gestellt wurden. Seinen ersten Entwurf bezeichnete die US Navy als „nicht einsatzfähig". Holland baute dennoch mit Geldern irischer Freiheitskämpfer zwei Boote, die mit ihnen gegen die Briten kämpfen wollten. Das erste, sehr kleine Boot wurde nach erfolgreichen Testfahrten versenkt, weil Gelder für ein größeres, wirksameres Boot in Aussicht gestellt wurden. Das zweite Boot wurde zwar gebaut, aber Holland geriet mit den irischen Freiheitskämpfern wegen der Bezahlung in Streit. Diese entführten es daraufhin und lagerten es in einem Schuppen ein, weil sie es ohne Hollands Hilfe nicht bedienen konnten.

    Danach musste Holland mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln arbeiten. Sein drittes Boot sank beim Stapellauf, das vierte wurde beim Stapellauf schwer beschädigt. Für das fünfte Boot fand Holland dann einen privaten Kapitalgeber und gewann eine lukrative Ausschreibung der US Navy. Das Boot musste allerdings einen Dampfmaschinenantrieb verwenden, weil die US Navy es so wollte. Holland war überhaupt nicht von diesem Konzept überzeugt und brach den Bau ab.

    J.P. Holland in der Luke eines von ihm entwickelten U-Boots

    Danach begann er, ein Boot nach seinem eigenen Konzept zu bauen, das durch die Kombination eines Petroleummotors mit einem Generator, einem Elektromotor und Batterien angetrieben wurde. Bei der Überwasserfahrt konnte der starke Petroleummotor den Generator antreiben und die Batterien aufladen. Bei der Unterwasserfahrt wurde das Boot durch den batteriegespeisten, schwächeren, aber luftunabhängigen Elektromotor angetrieben. Der Benzinmotor der „USS Holland hatte eine mehr als fünfmal größere Reichweite als der batteriebetriebene Elektromotor der „Gustave Zédé, nämlich 2.100 km. Die US Navy testete das 1897 gebaute Boot. Schließlich kaufte die US-Regierung die „USS Holland" nach zwei Jahren und stellte sie als erstes U-Boot in Dienst. Mit ihren sechs Mann Besatzung, 16 Metern Länge, 65 Tonnen Verdrängung und ihrem Torpedorohr war sie durch seinen Antrieb damals ein Quantensprung in der Technologie-Entwicklung. An diesem Antriebskonzept orientierten sich alle weiteren U-Boote bis zur Entwicklung der Atom-U-Boote.

    Die von Holland gebauten Boote hatten allerdings einen entscheidenden Nachteil: Sie nutzten keine Ballasttanks. Um zu tauchen wurden seitlich angebrachte Ruder genutzt, die das fahrende Boot unter Wasser drückten. Dadurch tauchte das Boot jedoch immer wieder abwechselnd auf und unter, wie eine Schildkröte, und konnte nicht lange im Verborgenen bleiben. Der amerikanische Ingenieur Simon Lake, der mit Holland konkurrierte, hatte ein U-Boot entwickelt, das mit Hilfe von Ballasttanks in horizontaler Lage ab- und auftauchen konnte. Der Petroleummotor seines Boots, der „Argonaut, wurde unter Wasser durch Presslufttanks mit Luft versorgt. Das Design von Lake war nach der Aussage eines Experten der US Navy dem Design von Holland überlegen. Dennoch hatte die US-Regierung, auch aufgrund des Einflusses des US-Kongresses, die Prototypen von Simon Lake zugunsten des Designs von J.P. Holland abgelehnt. Die Electric Boat Company hatte wirksame Lobby-Aktivitäten entfaltet, die von Lake als „zweifelhaft und verwerflich verurteilt wurden.

    Der amerikanische Patriot Lake, dessen Kapitalgeber ungeduldig wurden, bot daher nach zehnjährigen erfolglosen Verhandlungen mit der US Navy anderen Ländern, darunter Japan und Russland, sein Boot zum Verkauf an.

    Das erste russische U-Boot

    Iwan Bubnow, der Vater des russischen U-Boot-Baus, hatte mit 24 Jahren sein Ingenieursstudium an der Marineakademie Nikolajew in Sankt Petersburg abgeschlossen und zunächst am Entwurf und Bau von Schlachtschiffen gearbeitet. Im Januar 1901 entschied sich die russische Marine dafür, ein U-Boot entwerfen zu lassen und erteilte den Auftrag dafür einer dreiköpfigen Kommission unter der Leitung des 28jährigen Bubnow. Nach nur vier Monaten wurde der Entwurf fertiggestellt, nach einem Monat wurde er akzeptiert und bereits ein Jahr später lief das erste russische U-Boot, die „Delfin, vom Stapel. Das Boot verfügte, ebenso wie die „USS Holland, über einen Verbrennungsmotor für die Fahrt über Wasser und einen Elektromotor für die Fahrt unter Wasser. Es war mit zwei externen Torpedos bewaffnet und hatte eine Besatzung von 22 Mann. Allerdings war dieses erste Boot noch von einer Reihe technischer Probleme geplagt, wie sich bald herausstellen sollte.

    Der russischjapanische Krieg: U-Boot-Transport mit der Transsibirischen Eisenbahn

    In der Nacht auf den 9. Februar 1904 begann Japan einen Eroberungskrieg gegen Russland und China, indem es den russischen Flottenstützpunkt Port

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