Feminismus für die 99%: Ein Manifest
Von Cinzia Arruzza, Tithi Bhattacharya und Nancy Fraser
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Über dieses E-Book
"Die Zeit ist reif für eine neue feministische Bewegung." - Cinzia Arruzza
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Buchvorschau
Feminismus für die 99% - Cinzia Arruzza
Cinzia Arruzza
Tithi Bhattacharya
Nancy Fraser
Feminismus für die 99 %
Ein Manifest
Aus dem Englischen
von Max Henninger
Für das Combahee River Collective,
das den Weg früh erkannt hat,
und für die streikenden Feministinnen Polens
und Argentiniens,
die heute Neuland gewinnen.
Inhalt
Feminismus für die 99 Prozent. Ein Manifest
Nachwort
Eine Weggabelung
Im Frühjahr 2018 hat Facebook-Managerin Sheryl Sandberg erklärt: »Wir wären in einer weitaus besseren Lage, wenn die Hälfte aller Länder und Konzerne von Frauen, die Hälfte aller Haushalte von Männern geführt würde.« Wir »sollten nicht ruhen, bevor wir dieses Ziel erreicht haben«. Als führende Vertreterin eines unternehmensnahen Feminismus hat sich Sandberg einen Namen gemacht (und Geld verdient), mit ihrer an Managerinnen gerichteten Aufforderung, sich auf der Vorstandsetage »durchzusetzen« (lean in). Bereits als ehemalige Stabschefin des US-Finanzministers Larry Summers – des Mannes, der für die Deregulierung der Wall Street verantwortlich zeichnet – hatte sie keinerlei Bedenken, Frauen zu versichern, durch Zähigkeit errungener geschäftlicher Erfolg sei der Königsweg zur Geschlechtergleichheit.
Im selben Frühjahr hat ein militanter feministischer Streik Spanien lahmgelegt. Mehr als fünf Millionen Demonstrantinnen folgten dem Aufruf der Veranstalter dieser vierundzwanzigstündigen huelga feminista, sich einzusetzen für »eine Gesellschaft ohne sexistische Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt […], für Rebellion und den Kampf gegen jenes Bündnis von Patriarchat und Kapitalismus, das uns gehorsam, fügsam und still sehen will«. Als die Sonne über Madrid und Barcelona unterging, erklärten die streikenden Feministinnen: »Am 8. März verschränken wir die Arme und legen jegliche produktive und reproduktive Tätigkeit nieder.« Sie seien nicht bereit, »schlechtere Arbeitsbedingungen hinzunehmen oder uns für die gleiche Arbeit schlechter bezahlen zu lassen als Männer«.
Diese beiden Stimmen stehen für gegensätzliche Wege der feministischen Bewegung. Sandberg und ihresgleichen begreifen den Feminismus als Magd des Kapitalismus. Sie wollen eine Welt, in der sich Männer und Frauen der herrschenden Klasse gleichberechtigt die Aufgabe teilen, Ausbeutung am Arbeitsplatz und gesamtgesellschaftliche Unterdrückung zu verwalten. Das ist die erstaunliche Vision einer auf Chancengleichheit beruhenden Herrschaft: einer Herrschaft, die gewöhnliche Menschen im Namen des Feminismus aufruft, sich dankbar zu zeigen dafür, dass eine Frau und kein Mann ihre Gewerkschaft zerschlägt, einer Drohne den Befehl erteilt, die Mutter oder den Vater zu töten, oder das Kind an der Grenze in einen Käfig sperrt. Im scharfen Gegensatz zu Sandbergs liberalem Feminismus bestehen die Organisatorinnen der huelga feminista darauf, dem Kapitalismus ein Ende zu setzen: jenem System, das den Chef hervorbringt, nationale Grenzen produziert und die Drohnen herstellt, die diese Grenzen überwachen.
In Anbetracht dieser beiden Visionen des Feminismus können wir sagen, dass wir an einer Weggabelung stehen. Für welchen Weg wir uns entscheiden, hat außergewöhnliche Folgen für die Menschheit. Ein Weg führt zu einem verbrannten Planeten, wo menschliches Leben bis zur Unkenntlichkeit verelendet, wenn es überhaupt möglich bleibt. Der andere Weg weist uns in jene Art von Welt, die stets im Mittelpunkt der kühnsten Menschheitsträume gestanden hat: eine gerechte Welt, in der Wohlstand und natürliche Ressourcen von allen geteilt werden und in der Gleichheit und Freiheit nicht Ziel, sondern Ausgangspunkt sind.
Der Gegensatz könnte kaum deutlicher sein. Was die Entscheidung für uns heute jedoch so dringlich macht, ist die Abwesenheit jeglichen gangbaren Mittelwegs. Wir verdanken diesen Mangel an Alternativen dem Neoliberalismus: jener außergewöhnlich räuberischen, finanzialisierten Spielart des Kapitalismus, die in den letzten vierzig Jahren weltweit geherrscht hat. Indem sie die Atmosphäre vergiftet, jeden Anspruch auf demokratische Regierungsführung verhöhnt, die Kapazitäten der Gesellschaft bis zur Belastungsgrenze ausgezehrt und im Allgemeinen die Lebensbedingungen der überwiegenden Mehrheit der Menschen verschlechtert hat, hat diese Variante des Kapitalismus auch den Einsatz eines jeden sozialen Kampfes erhöht und aus nüchternen Bemühungen um die Durchsetzung bescheidener Reformen offene Feldschlachten um das blanke Überleben gemacht. Unter solchen Bedingungen ist die Zeit für Unentschlossenheit abgelaufen, und Feministinnen müssen Stellung beziehen: Werden wir darin fortfahren, eine »auf Chancengleichheit beruhende Herrschaft« zu verfolgen, während der Planet in Flammen steht? Oder werden wir eine neue, antikapitalistische Vorstellung von Geschlechtergerechtigkeit entwickeln – eine, die über die aktuelle Krise hinaus- und in eine neue Gesellschaft führt?
Dieses Manifest ist ein Abriss des zweiten Weges, das heißt eines Kurses, den einzuschlagen wir sowohl für notwendig als auch für möglich halten. Ein antikapitalistischer Feminismus ist heute denkbar geworden, unter anderem weil die politischen Eliten weltweit ihre Glaubhaftigkeit verlieren. Zu den Opfern dieser Entwicklung zählen nicht nur die Mitte-links- und Mitte-rechts-Parteien, die dem Neoliberalismus das Wort geredet haben – und die heute nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, der Verachtung ausgesetzt –, sondern auch ihre Verbündeten à la Sandberg, jene Vertreterinnen eines unternehmensnahen Feminismus, deren »fortschrittlicher« Anstrich mittlerweile an Glanz eingebüßt hat. Der liberale Feminismus hat mit der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 sein Waterloo erlebt, als die von viel Tamtam begleitete Kandidatur Hillary Clintons das Interesse wählender Frauen nicht zu erwecken vermochte. Und das nicht ohne Grund: Clinton verkörperte die wachsende Kluft zwischen der Besetzung hoher Ämter durch Frauen aus der Elite und der Verbesserung der Lebensumstände der überwiegenden Mehrheit der Menschen.
Clintons Niederlage ist unser Weckruf. Indem diese Niederlage den Bankrott des liberalen Feminismus offenbart hat, hat sie auch die Gelegenheit für eine Infragestellung dieses Feminismus von links geschaffen. Das vom Niedergang des Liberalismus hinterlassene Vakuum bietet uns die Möglichkeit, einen neuen Feminismus zu entwickeln: mit einer anderen Definition dessen, was als feministisches Thema gilt, mit einer anderen Klassenausrichtung und einem anderen Ethos – einem radikalen und transformativen.
Dieses Manifest ist unser Versuch, einen solchen anderen Feminismus voranzubringen. Wir schreiben nicht, um