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Gott B-Ware: Ein Transgender-Briefroman via Flaschenpost
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eBook150 Seiten1 Stunde

Gott B-Ware: Ein Transgender-Briefroman via Flaschenpost

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Über dieses E-Book

Seit seiner Ankunft auf dem Archipel Bañola Guartos, wo er versehentlich den Koffer einer Frau in Besitz nimmt, ist sich Michel sicher, ein Mädchen zu sein. Unter dem Namen Franziska schreibt er seinen Eltern und Freunden Flaschenpostnachrichten von seiner Äquatorinsel, auf der er mit einem Naturschutzteam die Flora und Fauna katalogisiert. Während die Eltern seine neue Identität schlicht ignorieren, versucht ihn sein Freund Lucas zur Vernunft zu bringen. Doch auch die Freundschaft zur einzig verständnisvollen Vroni beginnt zu bröckeln, nachdem er ihr von seinen Plänen erzählt, die verbotene Nebeninsel der Ur-Guartolesen zu betreten, um die dort endemische Azurschildkröte vor den Auswirkungen des Klimawandels zu retten.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Okt. 2022
ISBN9783347728417
Gott B-Ware: Ein Transgender-Briefroman via Flaschenpost
Autor

Lukas Wolfgang Börner

Am 30. Mai 1987 wurde Lukas Wolfgang Börner in Leipzig geboren, um bald darauf, noch vor dem Mauerfall, mit seiner Familie ins Allgäu zu gelangen. In der Ganghofer-Stadt Kaufbeuren vis-à-vis des Familienhauses Enzensberger verbrachte er seine Jugend mit Naturexkursionen, Gedichten und allerhand Bubenstreichen, die seine Geschichten, insbesondere die Endzeitjugend-Romane, fortan prägen sollten. Nach seinem Wehrdienst als Gebirgsjäger studierte er Germanistik, Geographie und Europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Börner ist Übersetzer/Nachdichter diverser internationaler Gedichtklassiker („Tomten“, „Befana“) sowie des toskanischen Volksmärchens „Fantaghirò Persona Bella“, das durch die Märchen-Filmreihe „Prinzessin Fantaghirò“ Berühmtheit erlangte. Inhalt seiner Geschichten und Dichtungen sind Freiheits- und Sinnsuche, Liebe, Lust und die volle Palette menschlicher Abgründe, wobei der Humor ebenso allgegenwärtig ist wie die Umwertung aller Werte à la Nietzsche. Das Selbstverlegen sieht Börner als willkommenes Mittel, „auch heute noch literarisch anspruchsvolle Kunst zu schaffen, ohne auf die kurzen Aufmerksamkeitsspannen des Mainstreams oder die Befindlichkeiten der Dauerempörten Rücksicht zu nehmen.“

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    Buchvorschau

    Gott B-Ware - Lukas Wolfgang Börner

    Franziska an ihre Eltern

    Liebe Mama, lieber Papa,

    bestimmt wundert ihr euch über die Flaschenpost, aber hier gibt es weder Internet noch ein einigermaßen funktionierendes Telefonnetz. Und die Post ist so langsam, dass es über diesen Weg schneller geht.

    Endlich bin ich auf Bañola Guartos angekommen!

    Der Flug war eine einzige Katastrophe – keine Wolke am Himmel und trotzdem Turbulenzen!

    Ich finde, dass „Turbulenz" ein viel zu schwaches Wort für das ist, was man da durchmacht. Wenn man vor Panik gar nicht mehr weiß, zu wem man eigentlich beten soll, wenn man sich hilfesuchend nach den Flugbegleiterinnen umschaut, nicht weil man glaubt, sie könnten an der Situation noch irgendwas ändern, sondern einzig darum, weil man jemanden sehen will, der noch Mensch ist und kein fixiertes Wildtier mit rollenden Augen – wenn man aber keinen Menschen mehr zu Gesicht bekommt, weil selbst die Flugbegleiterinnen ihr Pokerface verloren und sich in den vermeintlichen Schutz ihrer Höhle gerettet haben …

    Es ist, wie wenn man erzählt, dass man im Aufzug steckengeblieben ist. Da zucken die Leute auch nur mit den Achseln … sagt man das so? Oder zuckt man mit den Schultern?

    Das Team von FlechaZoóLogo ist echt superfreundlich. Die meisten sprechen spanisch und benutzen dabei englische Worte. Ich wohne in einem Bungalow aus moosbewachsenem Mangrovenholz – alles sehr einfach, aber ich brauche ja auch nicht viel. Ich werde mich gleich über das Lebende-Fossilien-Buch von euch hermachen, auf dem Flug hatte ich ja kaum Gelegenheit zum Lesen gehabt. Morgen wird mir Salvador die Insel zeigen – heute bin ich zu geschafft dafür.

    Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich hier ein ganzes Jahr verbringen werde. Irgendwie habe ich Angst und irgendwie find ich’s genial. Ich weiß auch nicht. Auf jeden Fall wäre es definitiv schöner mit euch und meinen Freunden.

    Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne der Vroni und dem Lucas Bescheid geben, dass ich heil gelandet bin. Ich werde die Tage auch mal eine Flaschenpost an sie rausschicken, aber nimmer heute.

    Allerliebste Grüße

    Franziska

    PS: Ich bin jetzt ein Mädchen.

    *

    Vroni an Franziska

    Hey Michel,

    ich höre, du bist gut angekommen. Deine Mom hat mich direkt angerufen. Ich hätte dir gern eine volle Flasche Sauren Apfel geschickt – sowas gibt’s auf deiner Insel bestimmt nicht. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, nach dem ganzen Abi-Upfuck mal ein bisschen auszunüchtern. Und eine volle Flasche schwimmt halt auch nicht so gut …

    Ich habe gehört, dass ein gewisser Salvador dich unter seine Fittiche nehmen wird. Du weißt ja, wie ich über den Verein denke – aber ich hoffe doch sehr, dass es sich nicht Salvador Perez handelt, der das mit den Makahs zu verantworten hat. Und wenn doch, dann hoffe ich, dass du mit ihm Tacheles reden und nicht alles abnicken wirst.

    Sorry, wenn das jetzt irgendwie scheiße rüberkommt, aber das Thema treibt mich echt um.

    Ich hoffe, du vermisst uns nicht allzu sehr. Wir vermissen dich schon. Gib doch gerne regelmäßig ein Flaschenpost-Update, wie es dir geht.

    Mir geht es gut. Ich tue, von den Freitagsdemos abgesehen, gar nichts.

    Allerdings merke ich auch, dass ich das nicht mehr ewig so durchziehen kann. Allmählich fällt mir echt die Decke auf den Kopf. Ich muss mir dringend irgendwas für das Jahr bis zum Studium überlegen.

    Seltsam ist das schon. Da freut man sich dreizehn Jahre auf das Ende der Schule und die viele Freizeit und wenn man sie hat, wird sie einem schon nach wenigen Wochen lästig. Da siehst du mal, in was für ein System wir da hineingezüchtet worden sind. Wir sind komplett durchkapitalisiert.

    Mein Dad will mich immer wieder dazu bewegen, mich doch noch für dieses Wintersemester zu immatrikulieren. Möglich wäre es ja noch. Er sagt, dass ich komplett verwahrlosen würde. Nur weil ich von Woche zu Woche eine Stunde später ins Bett gehe.

    … vielleicht hat er ja auch recht. Ich muss mich vielleicht wirklich mehr am Riemen reißen. Aber wenn ich tatsächlich schon kommendes Wintersemester studieren würde, wäre das der Beweis, dass ich ein willen- und ideenloses Rädchen im System bin.

    Eine superwarme Umarmung – ich vermiss dich so!

    Deine Vroni

    *

    Franziskas Eltern an Franziska

    Lieber Michel,

    wir sind froh, dass du gut angekommen bist und die Leute nett sind.

    Bei uns geht alles seinen gewohnten Gang. Meistens sind wir im Garten draußen. Gestern haben die Kartoffeln ihre ersten Blätter verloren. In zwei, drei Wochen können wir ernten. Ich bin schon richtig gespannt, wie groß die Ausbeute sein wird – Papa meint, es könnten bis zu 800 Kartoffeln sein. Mal schauen.

    Der Papa hat nun doch wieder Schneckenkorn gestreut, aber nur um die Kürbisse herum, großes Ehrenwort. Und ein wenig um die Bohnen. Das Jahr war so feucht und da ist den Schnecken mit Bier und Salz alleine nicht mehr beizukommen. Und wenn man sie zerschneidet, dann kommen ihre Verwandten zur Beerdigung.

    Wir überlegen, ob wir heuer mal wieder zum Einzug der Wiesnwirte gehen. Das haben wir früher, als du noch ein Kind warst, jedes Jahr gemacht und ich fand es eigentlich immer ganz hübsch. Vielleicht haben ja Wimmers Lust mitzukommen, wir sind in den letzten Jahren doch ziemlich zusammengewachsen. Wer weiß, vielleicht kommt ja auch die Vroni mit. Die weiß momentan nur wenig mit sich anzufangen, sagt die Petra.

    Ich habe mir auf jeden Fall schon eine neue Schürze fürs Dirndl gekauft, eine dunkelgrüne. Dem Papa muss ich noch einen Keil in die Lederhose nähen.

    Hab eine gute Zeit, mein Lieber, und schreib bald wieder!

    Mama und Papa

    *

    Franziska an Vroni

    Hi Vroni,

    schön, von dir zu hören! Es ist tatsächlich Salvador Perez – und ich hab ihn direkt drauf angesprochen. Er sagt, dass die Makah-Indianer, sogar nach eigener Aussage, nicht auf den Verzehr von Walfleisch angewiesen sind – es handelt sich eher um eine Tradition. Eine sehr grausame Tradition, wenn man den Schilderungen glauben darf. Ich für meinen Teil finde es gut, dass sie keine Wale mehr jagen dürfen, nur um ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Mit welchem Argument sollte man gegen die Norweger und Japaner vorgehen und den Makahs viel Glück beim Walfang wünschen? Und überhaupt – seit wann stellst du dich auf die Seite der Tierquäler?

    Ach, da findet sich schon was, was du machen kannst, da hab ich keinen Zweifel. Manchmal braucht man einfach Langeweile, um kreativ sein zu können.

    Was ganz anderes: Ich bin jetzt übrigens ein Mädchen. Ich hatte es meinen Eltern schon erzählt, aber ich denke, meine Mutter wird es dir nicht ausgerichtet haben. Zumindest ist sie bei ihrer Antwortflaschenpost mit keiner Silbe drauf eingegangen. Ich fände es cool, wenn du mich ab jetzt Franziska nennen würdest. Ich mag diesen Namen, weil ich so viele Franziskas in meinem Leben kennengelernt habe und es war tatsächlich keine einzige darunter, die nicht charismatisch und/oder hübsch war.

    Ich vermiss dich auch!

    Deine Franzi

    *

    Lucas an Franziska

    Servus Michel, du alter Saukerl,

    die Vroni hat mir erzählt, dass du gut gelandet bist und in einem Mangrovenhaus wohnst. Das klingt ja alles sehr romantisch, aber – Hand aufs Herz – gibt’s da überhaupt fließend Wasser? Wenn die Insel kaum besiedelt ist, wie du sagst, wie ist das dann bitte mit der Toilettensituation? Gibt es ein öffentliches Plumpsklo am Marktplatz, von dem aus alles ins Meer geleitet wird? Das ist ja widerlich!

    Warum ich dir so Hals über Kopf schreibe: Ab nächster Woche werde ich Sendling verlassen und nach Nürnberg ziehen. Du musst deine Antwort also Richtung Pegnitz schicken, sonst kommt sie womöglich ungeöffnet zurück. Ich werde nun sicherheitshalber doch BWL studieren.

    Gell, das hättest du nicht für möglich gehalten, dass dein alter Spezi Bayern mal verlassen würde!

    Gestern Abend hab ich mir gedacht, dass es ja gar nicht

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