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Das Christkindl im Walde: Märchenhafte Weihnachtsgeschichten mit bezaubernden Illustrationen
Das Christkindl im Walde: Märchenhafte Weihnachtsgeschichten mit bezaubernden Illustrationen
Das Christkindl im Walde: Märchenhafte Weihnachtsgeschichten mit bezaubernden Illustrationen
eBook216 Seiten2 Stunden

Das Christkindl im Walde: Märchenhafte Weihnachtsgeschichten mit bezaubernden Illustrationen

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Über dieses E-Book

Lass dir, lieber Leser, bitte nicht die Besinnlichkeit rauben. Weder von den Rentiergeweih tragenden X-Mas-Fans, noch weniger aber von den Weihnachtsmuffeln, die das Christfest in die Heuchler&Konsum-Schublade zu stecken versuchen – du weißt ja, wie ähnlich sich die beiden Parteien in ihrer Unfähigkeit, kindliche Glückseligkeit von Kitsch zu unterscheiden, sind.

Begleite denn lieber die kleine Silvia und ihre sprechende Puppe in den Wald, um noch kurz vor der Bescherung das Christkind aufzuspüren, stehe dem armen Richard angesichts des entsetzlichen Wilden Heeres während der Kriegsweihnacht 42 bei, verfalle der bezaubernden Nixe Juveline am Reschensee – und nutze die freie Zeit zwischen den Jahren, um tief in die gleichermaßen befremdlichen wie anarchischen Gesetzmäßigkeiten des kindlichen Spiels vorzudringen.

In zahlreichen liebevoll illustrierten Geschichten wirst du viele alte Bekannte, wie das Christkind, St. Nikolaus, die wilden Perchten sowie den Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht, wiedertreffen, aber auch den schwedischen Wichtel Tomte und Italiens wohl berühmteste Gabenbringerin – die Hexe Befana.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Nov. 2023
ISBN9783384055125
Das Christkindl im Walde: Märchenhafte Weihnachtsgeschichten mit bezaubernden Illustrationen
Autor

Lukas Wolfgang Börner

Am 30. Mai 1987 wurde Lukas Wolfgang Börner in Leipzig geboren, um bald darauf, noch vor dem Mauerfall, mit seiner Familie ins Allgäu zu gelangen. In der Ganghofer-Stadt Kaufbeuren vis-à-vis des Familienhauses Enzensberger verbrachte er seine Jugend mit Naturexkursionen, Gedichten und allerhand Bubenstreichen, die seine Geschichten, insbesondere die Endzeitjugend-Romane, fortan prägen sollten. Nach seinem Wehrdienst als Gebirgsjäger studierte er Germanistik, Geographie und Europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Börner ist Übersetzer/Nachdichter diverser internationaler Gedichtklassiker („Tomten“, „Befana“) sowie des toskanischen Volksmärchens „Fantaghirò Persona Bella“, das durch die Märchen-Filmreihe „Prinzessin Fantaghirò“ Berühmtheit erlangte. Inhalt seiner Geschichten und Dichtungen sind Freiheits- und Sinnsuche, Liebe, Lust und die volle Palette menschlicher Abgründe, wobei der Humor ebenso allgegenwärtig ist wie die Umwertung aller Werte à la Nietzsche. Das Selbstverlegen sieht Börner als willkommenes Mittel, „auch heute noch literarisch anspruchsvolle Kunst zu schaffen, ohne auf die kurzen Aufmerksamkeitsspannen des Mainstreams oder die Befindlichkeiten der Dauerempörten Rücksicht zu nehmen.“

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    Buchvorschau

    Das Christkindl im Walde - Lukas Wolfgang Börner

    Nikolausspruch.

    Wenn lange Schatten wie Gespenster

    diese Ortschaft schwarz bemalen,

    wenn durch eisbeblümte Fenster

    warme Kerzen nachtwärts strahlen,

    wenn die Stille wie ein Schleier

    heimelig auf Erden lastet,

    wenn im Tann wie im Gemäuer

    alles döst, was sonsten hastet,

    dann macht sich der Winter breit.

    Was unsre wirkliche Gestalt ist,

    zeigt die graue Jahreszeit,

    denn Wärme spürt man, wenn es kalt ist.

    In der Wiege kalten Schnees,

    hoch oben in der Wolkenklüften

    bat das Christkind mich indes

    zu prüfen, was wir immer prüften:

    Ob die Kinder hier auf Erden

    artig oder boshaft seien,

    würdig, reich beschenkt zu werden,

    oder nach der Rute schreien.

    „Steige," sprach das Heilge Kind,

    „hinab zur Erde in den Tann,

    dort, wo die rauhen Perchten sind,

    und gehe zu den Kindern dann."

    Und ich stieg hinab vom Himmel,

    und auf eine Waldeslichtung.

    Das Spektakel, das Gebimmel

    drang wie sonst aus jeder Richtung.

    Finstre Schemen, grimme Schatten

    huschten, hetzten immerfort,

    wo Flocken braunes Moos bestatten:

    Spukgestalten hier wie dort!

    Ich sah sie jäh die Nüstern weiten,

    „Kinder, Kinder", schnurrten sie.

    „Nur einer darf mich heut begleiten!",

    schimpfte ich – da murrten sie.

    Der größte Krampus unter ihnen

    trabte mit mir durch Gesträuch,

    erstarrten Schlamm, durch weiße Dünen

    stetig nach der Stadt: Zu euch.

    Ich bin in Persien geboren

    und ich kenne Prunk und Pracht,

    Paläste, blau, mit goldnen Toren

    wie in Tausendeiner Nacht.

    Ich weiß, wie appetitlich südlich,

    wie man köstlich östlich thront.

    Ach, aber nochmal so gemütlich

    scheint das Heim, das ihr bewohnt.

    Rote Kerzen glühen heilig,

    duftend glänzt das Tannengrün,

    die Weihrauchschwaden träumen bläulich

    sich zum fernen Frühling hin.

    Am Tisch der Keks das Kipferl küsst,

    der süße Punsch tanzt durch die Wohnung –

    horcht nur, liebe Leut: Das ist

    für rechtes Leben die Belohnung.

    Also bleibt mir nur zu hören:

    Habt ihr Kinder euch benommen?

    Darf ich Naschwerk euch bescheren

    oder muss der Krampus kommen?

    ***

    Das Christkindl im Walde

    Stadtkinder sind so blöd, dachte Silvia, während sie verlegen in ihrem Griffelkasten kramte. Ihre Mitschüler lachten. Frau Haberfelder stand vor der Tafel und bemühte sich, die Klasse ruhig zu kriegen. Doch der Umstand, dass sie selber sich das Lachen kaum verkneifen konnte, machte jeden ihrer Versuche überflüssig.

    „Schschsch!", feixte die Musiklehrerin hinter einem erhobenen Zeigefinger hervor.

    Silvia war ein kleines Mädchen mit runden Bäckchen und schulterlangem dunkelblonden Haar. Sie schaute zu ihrem Schulranzen hinunter. Polly schaute ihr entgegen. Früher hatte sie ihre Puppe nicht mit in den Unterricht genommen. Ja, selbst in den Kindergarten war sie stets allein gegangen. Da hatte sie auch genug Freunde gehabt. Doch Irmi, Dani, Heidi und Ingi waren in ihrem Dorf geblieben und besuchten dort die zweite Klasse bei Frau Gschwendtner. Und auf dem Platz neben der Irmi, wo sie einst gesessen war, saß nun vermutlich die Dani.

    Ihre Klassenkameraden lachten noch immer und Frau Haberfelder hatte noch immer nicht zum nötigen Ernst gefunden. Polly, die in einer Seitentasche des Schulranzens saß, rümpfte die Nase über die Lehrerin.

    „Wenn ich so eine buschige Blödfrisur hätte wie die, würde ich mal ganz still sein!", sagte Polly und strich sich mit ihrer Plastikhand durch das glänzend blonde Haar. Silvias Laune besserte sich ein wenig. Wenigstens Polly hielt zu ihr. Sie war zwar nur eine Puppe, ganz aus Plastik und ein bisschen arrogant, aber sie war hier in der Stadt ihre beste und treuste Freundin. Auch wenn Silvia vom Charakter ganz anders war, fühlte sie sich doch von ihr verstanden.

    Hier in Tupfing war sie hingegen nur angeeckt.

    Es war Dezember. Das heißt, sie besuchte die zweite Klasse erst seit gut drei Monaten. Und bereits im September hatte sie sich einen Mahnbrief an ihre Eltern eingehandelt. Die Anklage lautete: „Vulgärstes Vokabular gegenüber einer Mitschülerin". Aber Silvia hatte gar nicht vorgehabt, ihre Mitschülerin Saskia so zu beleidigen. Sie hatte nur gesehen, dass Saskia keine Lust hatte, ihr Federmäppchen zu benützen. Stattdessen warf sie all ihre Buntstifte, den Radiergummi und den Füller einfach so in den Ranzen. Und wenn sie mit dem Spitzer ihre Stifte spitzte, warf sie die Späne nicht in den Papierkorb, sondern grad wieder in den Ranzen. Daraufhin hatte sie zu Saskia gesagt, dass sie eine alte Schlampe wäre. Im Dorf war das kein schlimmer Ausdruck gewesen, aber hier hatten sich gleich vier Schüler gemeldet und sie bei der Lehrerin verpetzt. Gott sei Dank hatten Mama und Papa nur gelacht und den Wisch unterschrieben. Wenigstens sie waren die gleichen geblieben.

    Ihre neuen Mitschüler waren ganz anders als ihre alten. Sie petzten ständig, ja, selbst, wenn man ihnen nur die Zunge raustreckte, verpetzten sie einen. Außerdem redeten sie alle wie Nachrichtensprecher, ganz aufgesetzt und geschwollen. Man durfte hier nicht „Was? oder „Ha? sagen, wenn man etwas nicht verstanden hatte. Nein, man bekam immer die gleiche blöde Antwort zu hören: „Das heißt: Wie bitte? Silvia hatte in ihrem achtjährigen Leben noch niemals jemanden „Wie bitte? sagen hören. Kein normaler Mensch redete so!

    Der Grund, warum die ganze Klasse lachte, war folgender: Frau Haberfelder hatte eine Auswahl an Musikinstrumenten mitgebracht und wollte diese von ihren Schülern richtig benannt kriegen. Da waren einige seltsame Gebilde dabei mit noch seltsameren Namen wie Dreh-Angel oder Kastanietten. Deshalb verstand es Silvia gleich dreimal nicht, warum es so schrecklich witzig oder furchtbar war, dass sie auf eine Mundharmonika gezeigt und dazu „Fotznhobl" gesagt hatte.

    In der darauffolgenden Stunde schrieben sie eine Arbeit. Die Schüler sollten sich alle ein Stück voneinander wegsetzen, damit sie nicht vom Nachbarn abschreiben konnten. Silvia fand solche Maßnahmen lächerlich. Denn warum sollte man in Deutsch oder Rechnen abschreiben? Wo war denn da die Schwierigkeit? Sie hatte nur ein einziges Mal in einer dieser Arbeiten nicht die volle Punktzahl erhalten. Das war, als verschiedene Namenwörter auf dem Papier standen und man die richtigen Artikel davor schreiben musste. Da hatte sie vor das Wort „Radio „der geschrieben, also „der Radio. Richtig wäre aber „das Radio gewesen. Aber von diesem Fehler abgesehen, hatte sie immer alle Aufgaben richtig gelöst.

    Diesmal hatten sie kleine Bilder auf dem Blatt und sollten die richtige Bezeichnung dafür hinschreiben. Die Arbeit bezog sich offensichtlich auf die letzte Stunde, in der sie über Milch- und Eiweißprodukte geredet hatten. Abgebildet waren eine Kuh, ein Gockel, eine Geiß, ein Ei, eine Portion Schlagrahm, ein Käs und ein Topfen im Becher. Gähnend schrieb Silvia die Worte „Kuh, Hahn, Ziege, Ei, Sahne, Käse, Quark" hinter die Abbildungen und drehte das Blatt um. Sie ließ ihren Blick durch die Reihen schweifen. Die meisten Kinder schrieben fleißig. Zwei, drei andere waren auch schon fertig und hatten ihr Blatt umgedreht. Silvia wechselte einen Blick mit Polly, die ihre schmalen Augenbrauen lupfte.

    „So was ist doch kinderleicht!, sagte sie und Silvia nickte. „Schau nur, wie der neben dir sich abrackert!, fügte Polly mit einem gehässigen Grinsen hinzu und deutete auf Silvias Banknachbarn.

    Basti saß vor dem Blatt Papier und kaute an seinem Lamy herum. Obwohl Silvia ihre Puppe gewöhnlich tadelte, wenn sie andere Leute derart ausrichtete, konnte sie sich diesmal das Grinsen nicht verbeißen. Vor einer Stunde hatte Basti genau wie die anderen über sie gelacht. Dass er nun selbst so hilflos war wie sie vorhin, fand sie irgendwie gerecht.

    Basti saß da und wirkte, als wäre er gerade auf dem Wege zum Schafott. Er tat sich in der Schule enorm schwer, obwohl er sich bemühte wie kein anderer. Er hatte rehbraune Haare, einen runden Kopf und dunkle Augen, die nun zusehends verzweifelter dreinschauten. Je länger Silvia ihn so beobachtete, desto mehr stieg Mitleid in ihr auf. Denn Basti hatte im Grunde einen guten Charakter, aber Silvia wusste, dass er auch ein bisschen dumm war. Er war der einzige aus der Klasse, der selbst seinen eigenen Namen falsch schrieb.

    Während sie ihn so beobachtete, bemerkte sie, dass Basti begonnen hatte, unter seiner Bank herumzukruschen. Dann schaute er zu Frau Amsler, ihrer Deutschlehrerin, auf, die vorn am Pult saß und selbst irgendetwas schrieb, zog vorsichtig ein Heft unter seiner Bank hervor und blätterte mit einer Hand darin. Silvias Augen weiteten sich, als sie sah, dass es das Deutsch-Schulheft war. Basti spickte!

    „Verpetz ihn!, zischte Polly aus dem Ranzen heraus, die den Vorgang ihrerseits beobachtet hatte. „Verpetz ihn! Er würde dich auch verpetzen!

    Doch Silvia rührte sich nicht. Gebannt schaute sie zu, wie Basti ein Wort nach dem andern nachschlug und in seine Arbeit eintrug. Noch einmal vergewisserte er sich, dass Frau Amsler nichts bemerkte, dann erst schaute er sich um, ob er vielleicht von Mitschülern beobachtet wurde, und blickte direkt in Silvias gebanntes Gesicht. Basti versteinerte. Sein Mund klappte auf und seine Haut wurde leichenblass. Er begann, den Kopf zu schütteln, als wollte er sagen: Du verpetzt mich doch nicht, oder?! Bitte verpetz mich nicht!?

    Silvia betrachtete ihn und grinste. Dann hob sie ihren rechten Arm. Nun schüttelte Basti noch energischer den Kopf. Sein Gesicht hatte einen flehenden Ausdruck, seine Haut einen ungesund gräulichen Farbton angenommen. Er war ohnehin schlecht in der Schule. Null Punkte wegen Spicken konnte er sich auf gar keinen Fall leisten. Während sich Frau Amsler erhob und auf sie zukam, kramte Basti aus seinem Ranzen eine Wurstsemmel. Er deutete auf die Semmel und dann auf Silvia. Doch sie grinste nur und ließ ihren Arm oben. Immer heftiger und verzweifelter gestikulierte er, doch seine Banknachbarin ging nicht darauf ein. Als die Deutschlehrerin vor ihr stand, war Basti in sich zusammengesackt.

    „Ja? Was ist?", flüsterte Frau Amsler Silvia zu.

    „Ich bin fertig", entgegnete sie so laut, dass Basti es hören konnte, und gab ihre Arbeit ab.

    Während die Lehrerin mit ihrer Arbeit zum Pult zurückging, lächelte Silvia ihrem schweißgebadeten, aber vollkommen erleichterten Banknachbarn zu.

    *

    Die Schulglocke läutete. Die sechste Stunde war endlich vorbei.

    „Ferien!", rief Silvia und Basti nickte.

    „Gehen wir jetzt zusammen heim?", fragte er zögernd. Er wohnte nur ein paar Straßen von Silvias Familie entfernt. Trotzdem waren die beiden bisher nie zusammen gegangen.

    „Ach, wie süß, lästerte Polly vom Schulranzen herauf, „ich glaube, da ist jemand verknallt.

    „Psst!", zischte Silvia mit unterdrücktem Kichern und zog den Reißverschluss ihres Ranzens zu. Dann wandte sie sich an Basti und schüttelte den Kopf.

    „Geht nicht. Heute ist Freitag und da holt mich meine Schwester immer ab, weißt du. Da gehen wir shopping!"

    In Wirklichkeit gingen Anna und sie gewöhnlich nur etwas zu Mittag essen und danach Kleider und Schaufenster anschauen. Nur ein einziges Mal hatte sich ihre große Schwester einen Jeansrock gekauft. Aber Silvia liebte es trotzdem, vom Shopping-Tag statt vom Freitag zu reden. Erstens, weil sie gerne durch die Innenstadt mit all ihren Geschäften schlenderte, was sie als einzigen Vorteil der Stadt gegenüber dem Dorf betrachtete. Zweitens verbrachte sie gern Zeit mit ihrer Schwester. Die Tage, an denen sie etwas gemeinsam unternahmen, waren nämlich rar geworden. Anna war dreizehn und hatte sich hier viel besser eingelebt als Silvia. Sie besuchte die siebte Klasse des benachbarten Gymnasiums und war die letzten zwei Jahre jeden Tag zwischen Tupfing und ihrer Heimat hin- und hergependelt, weil es auf dem Dorf kein Gymnasium gab. Und sie war fast jeden Tag mit ihrer Freundin Marie zusammen, die in einem großen Haus am Waldrand wohnte. Silvia mochte auch Marie und wäre schon manches Mal gerne mit den beiden herumgezogen oder hätte ihnen in ihrer geheimen Waldhütte Gesellschaft geleistet. Doch Anna ließ sie nur ganz selten dabei sein. Doch der gemeinsame Shopping-Freitag war auch ihr immer heilig gewesen. Das war ein halber Tag, der nur den beiden Schwestern gehörte.

    „Oh, sagte Basti und zog sich seine orangene Straßenverkehrsmütze über die Ohren. „Sagst du’s der Frau Amsler auch wirklich nicht?, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu.

    Silvia, die sich gerade den Schal um den Hals wickelte, schüttelte den Kopf und Basti bedankte sich. Dann verließen die beiden das Schulgebäude.

    Anna wartete wie immer an der Kreuzung. Die Autos mussten langsam fahren, weil der Schnee in dicken Flocken auf die Erde fiel. Silvia kam ihr entgegengelaufen. Sie hatte ein so dickes Daunen-Jopperl an, dass sie fast wie eine Kugel aussah. Auf dem Kopf trug sie ihre rote Lieblingsmütze. Anna hingegen war vom Kopf bis zu den Stiefeln in Creme, Beige, Greige und Braun gekleidet. Silvia fand, dass ihre Schwester von weitem ein bisschen wie der Latte Macchiato aussah, den ihre Mama so gerne trank.

    „Und? Was essen wir heute?, fragte Silvia. Ein wenig flehend fügte sie hinzu: „Aber bitte nicht schon wieder Germknödel!

    Die letzten

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