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Bruderherz - Mein Weg mit Jesus
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eBook275 Seiten4 Stunden

Bruderherz - Mein Weg mit Jesus

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Über dieses E-Book

Du stehst an einem Punkt in deinem Leben, an dem es scheinbar nicht rund läuft? Dir passieren Schicksalsschläge und eine Angst, die tief in dir sitzt, kommt ständig bedrohlich näher? Du fragst dich, was das alles soll? Letztendlich fragst du nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens?
Die sehr persönliche und heilsame Erzählung "Bruderherz - Mein Weg mit Jesus" deckt genau diese Fragen auf und liefert tröstliche Antworten, die einen ganz anderen Ansatz haben, als du es von der Welt, die du siehst, gewohnt bist. Begib dich mit mir auf die Reise in dein Innerstes und entdecke dort deine eigene Macht und Stärke.
Ich teile mit dir meine ganz eigenen spirituellen Erfahrungen mit meinem geistigen Führer, der sich mir als Jesus vorstellt und nicht einmal im Ansatz so ist, wie ihn die Kirchen und Historie darstellen.
Wenn du wirklich froh werden und tatsächlich lieben willst, unabhängig von den äußeren Erfahrungen, die du in dieser Welt noch machst, dann ist diese Erzählung deine ganz persönliche und ich habe sie für dich aufgeschrieben...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. März 2021
ISBN9783347194557
Bruderherz - Mein Weg mit Jesus
Autor

Gaby Mrosek

Gaby Mrosek, Jahrgang 1971, wurde in Gelsenkirchen geboren. Bereits vor Schuleintritt brachte sie sich das Lesen und Schreiben selbst bei, um in die faszinierende Welt der Buchstaben eintauchen zu können. Sie hatte schon als kleines Mädchen einen tiefen Zugang zur geistigen Welt, verbunden mit dem Wunsch, das mit anderen teilen zu können. Menschen heilend auf ihrem Weg begleiten zu wollen, führte sie zunächst in das Studium der Sozialpädagogik und die Arbeit mit Kindern. Nach einem entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben, beschloss sie, Bücher und Texte für die Öffentlichkeit zu schreiben und Menschen als Mentorin zu coachen und zu beraten. Seitdem arbeitet sie als Buchautorin, Podcastsprecherin, Bloggerin und Wegbegleiterin. Hierbei liegt ihr Augenmerk stets auf der Heilung in Liebe. Sie erinnert Menschen in all ihrem Tun an die eigene Macht und Stärke. Ihre Leser und Zuhörer zurück in die innere Mitte zu bringen und somit in die Selbstliebe, ist ihr größtes Anliegen. Zur Zeit gibt es vier Bücher der Autorin bei Tredition: "Bruderherz - Mein Weg mit Jesus" "Lucy fällt" "Das ShineOn Projekt - Entdecke dein inneres Leuchten" (mit Co-Autorin Gauri Anzinger) "Das Labyrinth aus Sternenstaub und Träumen". Gaby Mrosek hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit ihrem Mann im Ruhrgebiet.

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    Buchvorschau

    Bruderherz - Mein Weg mit Jesus - Gaby Mrosek

    Prolog

    Was ist das Leben?

    Du entstehst scheinbar neun Monate lang im Bauch einer Frau, die du dann Mutter nennst, wirst geboren und irgendwann stirbst du wieder. Alles, was sich dazwischen abspielt, nennst du Leben.

    Für manche ist diese Zeitspanne verdammt kurz. Einige Jahre nur, womöglich Sekunden. Für andere ist sie lang. Bisweilen sogar 100 Jahre und mehr.

    Ganz schlicht ist genau das das Leben. Nüchtern betrachtet. Wozu es überhaupt da ist und womit man es füllt, das ist eine ganz andere Frage.

    Über den Sinn des Lebens wird philosophiert, seit wir denken können. Für jeden bedeutet er etwas anderes. Ebenso wie glücklich zu sein. Womit bin ich glücklich? Was will ich erreichen? Was kann ich überhaupt erreichen? Habe ich die Mittel dazu? Reicht meine mir mitgegebene Intelligenz, meine Schönheit, mein Einfluss? Wurde ich schon als Kind geliebt und gefördert? Wie sahen meine Chancen aus? Hatte ich Glück mit dem Ort und der Zeit, in die ich hineingeworfen wurde?

    Nicht zuletzt stellen sich die Fragen: Ist Leben gleich Leben? Gibt es wertvolleres Leben und weniger wertvolles?

    Hat ein Massenmörder das gleiche Lebensrecht wie eine Mutter Teresa?

    Brennt das Leben eines schwerst geistig und körperlich behinderten Menschen lediglich auf Sparflamme oder ist es gar ein verschwendetes?

    Kann man sein Leben verspielen oder wegwerfen? Oder für einen anderen opfern?

    Du siehst schon, die Fragezeichen türmen sich, und wir könnten so endlos weitermachen. Viele hunderte von Seiten über Sinn und Zweck, Antrieb und Zwänge, über die vielen religiösen und philosophischen Hintergründe, über Karma, Wiedergeburt und Hölle. Letztendlich über einen existierenden oder nichtexistierenden Gott und wozu das ganze Treiben überhaupt gut sein soll.

    Und genau jetzt, wo es kompliziert wird und wir ins Grübeln kommen, hören wir schon wieder auf damit.

    Ich möchte dir nun eine ganz andere Frage stellen, eine, über die es sich lohnt nachzudenken, nämlich die:

    Was, wenn genau das alles in allem gar nicht DAS LEBEN ist?

    Ja, du liest richtig.

    Ich formuliere es als Antwort:

    Das alles in allem ist nicht DAS LEBEN. Absolut nicht!

    Das ist der Punkt, an dem du mehr erfahren willst, über das wahre Leben. Etwas, das keine Art Puppentheater oder eine Verkettung irgendwelcher Umstände ist. Ob du nun mit mir gehst im Geist, der sämtliches Potenzial hat, die Wahrheit zu erkennen, oder ob du das mit einer einzigen Handbewegung vom Tisch fegst, ist einzig und allein deine Entscheidung.

    Falls du all das für Unsinn hältst, macht das gar nichts. Du kannst einfach weiter wie bisher leben – mit allen Höhen und Tiefen und mit dem Kreislauf von Geburt und Tod. Das alles wird es solange für dich geben, bis du dich freiwillig dagegen entscheidest. Und solange gilt: Es ist nichts bedroht. Niemals. Denn die Wahrheit lässt sich nicht bedrohen. Ewiges ist ewig und Leben kann nicht sterben. Du machst einfach weiter: Zeit, Raum, Illusionen – wenn du das so entscheidest, auch noch Millionen von Jahren.

    Wenn du dich aber entschließt, mehr zu erfahren, dann komm mit auf meine Reise zurück zur QUELLE. Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen und Wiedererkennen der Wahrheit. Denn die Wahrheit ist seit Anbeginn der Zeit bereits in dir.

    Ich danke dir für dein Bereitsein…

    Der Traum

    Ich laufe durch die finsteren Straßen. Es ist mitten in der Nacht. Rechts und links von mir ragen hohe Gebäude in die wolkenverhangene Dunkelheit. Ich schaue nach oben, in der Hoffnung, wenigstens einen Stern zu entdecken, und wenn er noch so klein sein möge. Doch nichts ist da, außer schwere Schatten, die mich zu erdrücken scheinen. Ich fühle deutlich, wie Angst in meine Glieder kriecht. Ich laufe schneller. Was mache ich hier, in der fremden Stadt, mitten in der menschenleeren Nacht? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß einzig und allein, dass ich mich verlaufen habe und nach Hause möchte.

    Die Straßen werden zu immer schmaleren Gassen. Nebelschwaden steigen aus Gullideckeln empor und formen sich zu unheimlichen Monstern. Mein Herz pocht wie verrückt. Ich möchte schreien, aber da kommt kein Ton aus meiner Kehle. Wo bin ich? Was will ich hier? Ich weiß es nicht…

    Da! Am Ende meines Weges sehe ich sie – die weiße Tür! Ich renne auf sie zu, bin schon fast da. Ich erkenne sogar den Lacktropfen, diesen kleinen Schönheitsfehler, der sich damals beim Streichen ganz unbemerkt eingeschlichen hatte. Ich greife nach der Klinke, fühle das kalte Metall, drücke sie nach unten und höre die quietschenden Scharniere. Für einen winzig kurzen Augenblick bin ich erleichtert, denn ich stehe tatsächlich im Schlafzimmer meiner Eltern. Ich kann sie in der Dunkelheit schemenhaft erkennen. Sie liegen da unter dicken Daunenbetten und schlafen. Unschlüssig bleibe ich mitten im Raum stehen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich blicke hinunter auf den dunkelblauen Teppichboden, der mir sonst so vertraut ist. Ich sehe ihn, aber er ist mir jetzt so fremd. Er beginnt, Wellen zu schlagen. Erst sachte, dann heftiger. Meine Eltern in ihren Betten verschwinden. Sie rollen einfach davon oder bin ich es, die ruckartig nach hinten gezogen wird? Ich will schreien: „Mama! Papa!" ich kann es aber nicht Im selben Moment stehe ich wieder auf der Straße und das Suchen beginnt erneut.

    Ich weiß nicht, wie oft ich in dieser Nacht noch das Schlafzimmer meiner Eltern betrete. Doch ich erinnere mich sehr wohl, welchen Verlust ich jedes Mal aufs Neue durchlebe, wenn ich auf die kalte Straße zurückgeworfen werde.

    Irgendwann lösen sich die Bilder auf. Sie wirbeln durcheinander: die großen Gebäude, die finsteren Schatten, meine schlafenden Eltern und hell in der Mitte die weiße Tür, die umgeben ist von einem Teppichozean. Mit deren Verschwinden schlage ich die Augen auf und stelle fest, dass ich geträumt habe. Statt Erleichterung zu empfinden, wie es nach einem Albtraum üblich ist, überkommt mich eine tiefe Gewissheit, die schrecklich ist. Ich bin zwar aus einem Nachttraum erwacht, bleibe aber in einem Tagtraum gefangen.

    Ich träume weiter, bin fremd hier und alles um mich herum ist ein Betrug.

    An diesem Morgen beschließe ich zu erwachen, und ich bin 5 Jahre alt…

    Wer ich zu sein scheine

    40 Jahre sind seit dem Traum vergangen – vierzig…

    Oft fühle ich mich noch immer wie dieses fünfjährige Mädchen, das erkannt hat, dass es träumt. Das Kind, das an jenem Morgen nach dem Traum beschlossen hatte, aufzuwachen. Der Beschluss war wie ein Versprechen, mehr noch, ein Schwur. Da gab es diese Gewissheit, dass alles gut werden würde. Ja, das würde es, denn ich wollte es so. Das Ganze war eine Frage der Zeit, die unaufhörlich verstrich – für jeden anderen und ebenso für mich. Mein Geist völlig zeitlos, mein Körper nicht die Bohne…

    Natürlich ist auf der körperlich materiellen Ebene alles anders. Es hat sich verändert, verändert sich ständig und unaufhörlich wie von Zauberhand. Aus diesem Kind ist ein Teenager geworden, eine junge Frau, eine Frau mittleren Alters. Wenn ich in den Spiegel schaue, bin ich mir oft fremd. Da sehe ich die Person, die sich ständig und auf magische Art zu verändern scheint.

    Als ich noch sehr jung war, glaubte ich, ich könnte ewig leben, mit diesem Körper, der für alle Zeit jung bleiben würde. Natürlich wusste ich mit meinem Verstand, dass jeder Mensch hier geboren wird, erblüht, eine Zeit lang im Saft steht und letztendlich wieder verblüht bis zum totalen Zerfall. Ja, ich wusste es – und dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass Leben sterben kann. Einfach zu sterben kam mir so unglaublich vor. So unglaublich falsch.

    Ich erinnere mich an meine Oma Johanna, die mir mit fast 90 Jahren sagte: „Mein Kind, das Leben ist wie ein Traum. Gerade eben war ich so jung und nun schau mich an."

    Darüber musste ich als 19-Jährige lachen. Ich dachte damals: „Ich bin schon immer jung und es kommt mir ewig vor." Dennoch nagte der Gedanke in mir und er wurde zu einem Puzzleteil.

    Das Leben ist nicht wie ein Traum. Das Leben, das ich als solches wahrnehme, ist ein Traum. Das wusste ich doch schon irgendwie.

    Obwohl ich mit dem Thema Zeit damals sehr locker kindlich umging, gab es aber von jeher diese Phasen des Innehaltens. Ich nannte es: das Puzzleteilchensuchen. Ausschlaggebend war dieser Traum, den ich mit 5 Jahren hatte. Ich konnte damals mit niemandem darüber reden. Zum einen fehlten mir die passenden Worte, zum anderen der Mut, das meinen Eltern zu erzählen. Trotzdem war ich nicht wirklich allein. Denn da gab es dieses Etwas, was stets bei mir war. Es redete keine Worte mit mir. Aber es war da. Oft. Eigentlich immer. Ich konnte es als Wärme spüren, als Schutz und Freude. Das war sehr schön und es fühlte sich so selbstverständlich an. Obwohl ich es genoss, dieses Wesen bei mir zu haben, begann ich, je älter ich wurde, das Wissen darum wieder zu verdrängen und zu verschleiern. So verfolgte ich irgendwann den Gedanken, ich lebe gar nicht wirklich als Mensch auf dieser Erde, sondern ich träume das alles nur, nicht bewusst und aktiv weiter.

    Die unangenehme Ahnung, ich sei so eine Art Alien in einer fremden Welt, blieb allerdings. Es machte sich als Unwohlsein bemerkbar. Irgendetwas schien mir immer zu fehlen. Ich begann ängstlich zu werden je älter ich wurde und zweifelte an mir und anderen. In meinem Inneren begann ich Puzzleteilchen zu sammeln, die ich im Laufe der Zeit in einer lauten und chaotischen Welt finden konnte. Puzzleteile, die zusammengesetzt das Bild der Wahrheit ergeben sollten. Getrennt von meinem Alltagswissen lagerte ich sie an einem stillen Ort in meinem Geist ein. Ich machte immer wieder Erfahrungen, die man spirituell nennen kann und die ganz plötzlich kamen, ohne mein Dazutun. Und es waren Worte und Sätze von Menschen, die mich umgaben und die wie Schlüssel in ein geistiges Schloss zu passen schienen. Sie ließen mich aufhorchen und hellwach werden. Da war zum Beispiel der Satz einer Mitschülerin. Wir saßen in der Pause zusammen und redeten über den zweiten Golfkrieg, der zu diesem Zeitpunkt gerade tobte. Nachdem wir uns ängstlich in Rage geredet hatten, meinte sie plötzlich sehr leise: „Wisst ihr, was ich glaube? Ich glaube, die Hölle ist hier! Wir sitzen mitten drin und haben uns da selbst hineinmanövriert…"

    Wir wurden alle sehr still und für mich war das eine unglaublich große Menge an Puzzleteilen.

    Die Hölle ist hier!

    Ich lebe also tatsächlich gar nicht da, wo ich eigentlich hingehöre. Ich träume mich in einem Traum oder bin ich gar in der Hölle? Nein! Ich träume mich in einer Hölle! Wie auch immer ich da hineingeraten sein mag…

    In meinen zahlreichen schlaflosen Nächten versuchte ich, all das „Wissen", diese Puzzleteile zusammenzusetzen, damit sie ein Ganzes ergeben würden. Doch nichts dergleichen geschah. Viel zu viele Teile fehlten mir. Ich sah vor meinem geistigen Auge ein überdimensionales Puzzle aus Millionen von Teilen. Und von diesen Teilen hatte ich gerade mal eine Handvoll und nicht einmal die, die direkt miteinander in Verbindung schienen.

    So ging es weiter und weiter. Zwischen suchen, finden, verwerfen, alles wieder verdrängen. Das machte mich sehr unzufrieden.

    So stolperte ich durch meine Kindheit und Jugend. Immer auf der Suche nach der Wahrheit, um diese Suche ständig wieder zu unterbrechen. Manchmal unterbrach ich sie, weil ich so viele Probleme zu haben schien und mich voller Selbstmitleid diesen hingab. Manchmal aber auch, weil ich plötzlich so glücklich war oder so verliebt und mich dann doch wieder als Kind dieser Welt fühlte. Es gab viele Lücken im Teppich und es waren meine totalen Tiefpunkte, die mich wieder auf Puzzleteilchensuche brachten.

    Während ich also nach Sinn und Zweck der ganzen Welt fragte und überlegte, wann dieser Traum wohl enden würde, tauchte dieses Es - dieses Wesen – intensiver bei mir auf. Manchmal konnte ich es körperlich spüren, manchmal im Geist als helles Licht erkennen. In den Nächten, in denen ich mich sehr vor der Dunkelheit fürchtete, umgab es mich wie eine Schutzhülle und ich wusste ganz genau, dass nichts und niemand die Macht hatte, durch diese Hülle zu dringen. Oft wurde ich mitten in der Nacht wach und fühlte jemanden an meinem Bett sitzen. Ich konnte ihn nicht mit meinen Augen sehen, aber er war da. Ich hatte keine Angst. Ganz im Gegenteil: Ich fühlte tiefen Frieden und einen starken Schutz. Meine Mutter erklärte mir damals, ich würde das nur träumen. Aber ich träumte nicht. Denn das war realer als mein körperlicher Wachzustand tagsüber.

    Das Wichtigste aber war, es fühlte sich völlig angstfrei an. Da gab es nur diese Stille, diesen Frieden und eine Gegenwart, die ich tagsüber nicht entdecken konnte. Zu groß war da meine Angst vor dem Leben selbst. Sie konnte Ausmaße annehmen, die mich komplett lähmten und mich kaum atmen ließen. Manchmal war es so schlimm, dass ich glaubte, nur der Tod wäre eine echte Alternative. Nachdem ich mit meinen destruktiven Gedanken auch destruktive Ergebnisse anzog, stürzte ich mich verzweifelt in meine Trauer und tiefe Depressionen überkamen mich. Ich war mitten in der Pubertät und ein Bündel aus Angst und Zweifeln. Nicht zuletzt beschuldigte ich insgeheim alle um mich herum – natürlich auch mich selbst. Ich quälte mich täglich aus dem Bett, zwang mich zur Schule, wo eine Horde lauter und gemeiner Schüler auf mich wartete. Ich ließ den stinklangweiligen Unterricht mit schimpfenden und unfairen Lehrern über mich ergehen und übernahm still das Urteil, dass mit mir etwas nicht stimmen würde. Ich zog hohe Mauern um mich herum, damit möglichst wenig von da draußen an mich herankam. An vielen Nachmittagen hockte ich lethargisch in meinem Zimmer und war bemüht allen Frust und Groll aus mir herauszuschreiben. Ich wollte die ganze Schuld und diese schlimme Angst irgendwie weghaben und so nutzte ich ein Tagebuch. Das half allerdings nur sehr kurz, ebenso wie die düstere Musik, die ich laut aufdrehte. Spätestens am Abend war sämtliche Erleichterung wieder dem tiefen Weltschmerz gewichen. Mir war klar, dass ich vor mir selbst nicht fliehen konnte und auch meine Ideen nicht einfach wegschreiben konnte.

    Schließlich hielt ich das alles nicht mehr aus und ich begann, meinen Selbstmord zu planen. Ich sah wirklich keinen Sinn in allem. Ich hatte mein Leben genau abgewogen, einen höheren Plan gesucht, einen Sinn, den das alles ergeben sollte. Aber soviel ich auch gesucht hatte, ich war zu null Ergebnis gekommen. Das Einzige, was ich sah, war, dass letztendlich alles Leben auf diesem feindlichen Planeten zum Tode verurteilt war.

    Selbst wenn mir eine Wahrsagerin vorausgesagt hätte, dass ich bei bester Gesundheit 100 Jahre alt werden würde, einen wundervollen Beruf hätte, viel Geld und Luxus, sowie die Liebe meines Lebens treffen würde und mit einer vollkommen glücklichen Familie gesegnet wäre, so wäre mir das zu wenig gewesen.

    War ich etwa undankbar? Nein, das war ich keinesfalls, denn was alles würde mir das schon bringen, wenn ich mit dem Tod bezahlen müsste. Und das würde ich ganz sicher irgendwann. Das war sowieso unausweichlich.

    Außerdem war mir von keinem solch glücklichen Menschen je berichtet worden. Die meisten schlugen sich doch mehr schlecht als recht durchs Leben. Überall wohin ich auch schaute, sah ich Krankheit, Leid und Tod. Bei manchen kam es knüppeldick, bei anderen lief es halt ganz gut. Trotzdem erkannte ich keinen Sinn. Ich dachte mir, ich könnte mir viel weiteres Leid ersparen, wenn ich freiwillig abtrete – sozusagen einfach eine Abkürzung nehme. Ein allerletztes Mal noch betete ich zu Gott – das machte ich übrigens sehr oft, auch wenn die erhofften Resultate und erfüllten Erwartungen irgendwie ausblieben. Bevor ich ging, wollte ich noch einmal wissen, warum er so etwas überhaupt zuließ oder womöglich eigenhändig tat. Ich wollte diesen verflixten Plan, der hinter allem Schmerz und Unglück steckte, erfahren. Wenn doch Gott ein liebender Gott war, wie konnte er das alles zulassen? Also betete ich inbrünstig und lange mit tiefen Hoffnungen auf ein Wunder.

    Ganz ehrlich? Ich hörte nichts. Rein gar nichts. Und so beschloss ich, es ihm zu zeigen und eben selbst nachzuhelfen, um vorzeitig dem Grauen ein Ende zu setzen. Angst zu sterben hatte ich nicht. Warum sollte ich auch? Es war schließlich das Leben, das mir Angst machte. Ich nahm mir vor, Schlaftabletten zu schlucken und friedlich aus dieser jämmerlichen Welt hinauszudämmern ins Nichts, was auch immer das war. Vorstellen konnte ich mir das Nichts nicht. Das war mir in Anbetracht meiner seelischen Qualen auch völlig egal.

    Doch dann geschah plötzlich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Diese Präsenz, die ich nachts so oft in meiner Nähe gespürt hatte, begann zu reden. Und zwar geradewegs in meine verqueren Gedanken hinein.

    „Du glaubst wirklich, du könntest das tun? Dich töten? Du kannst nicht sterben! Es gibt keinen Tod. Du machst es für dich selbst nur schlimmer, denn du wirst sofort wiederkommen, mit einem neuen Körper, aber mit denselben wahnsinnigen Gedanken. Räum auf in deinem Geist und finde, was du wahrhaftig suchst!"

    Ich erschrak fürchterlich. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich Verantwortung tragen musste. Das klingt simpel und es war auch so simpel. Ich hatte plötzlich eine andere Einsicht – so als hätte sich ein winziges Fenster geöffnet und ein Lichtstrahl wäre eingefallen. Ich wusste, es gibt für mich etwas zu tun, auch wenn ich noch immer keinen Plan hinter den Dingen sah. Ich nahm mir also die Worte zu Herzen, gab den Selbstmordplan auf und beschloss, weniger traurig zu sein und weniger ängstlich. Ich war der Stimme dankbar, weil sie mich auf eine andere Art zu trösten vermochte, die ich üblicherweise kannte. Gleichzeitig verdrängte ich sie, weil ich mit der übersinnlichen Erfahrung nicht klar kam.

    So überlebte ich meine Jugend ohne jeden Selbstmordversuch, auch wenn dieser Gedanke nicht völlig verschwand. Aber ich hatte keinen Drang mehr, ihn auszuagieren.

    Und so überlebte ich auch alles andere, was auf meinem Weg lag. Ich fühlte mich zwar weiterhin fremd in jeglicher Umgebung, mal mehr, mal weniger, aber ich begann, mich anpassen zu wollen. Anpassen an die Vorstellungen dieser Welt.

    Ich verliebte mich, machte einen ordentlichen Schulabschluss und studierte mit Erfolg Sozialpädagogik, weil ich glaubte, ich müsste etwas Sinnvolles machen. Und anderen helfen schien mir da am besten geeignet.

    Ich versuchte überall dort zu sein, wo man mich brauchte. Ich wollte gut sein und geliebt werden. So wurde mein Helfersyndrom geboren.

    Das konnte ich auch gut einsetzen, nachdem meine Kinder geboren waren. So lenkte ich alle Aufmerksamkeit nach außen und überlegte, was in den unterschiedlichsten Situationen für alle Beteiligten das Beste war. Für alle, außer mir. Denn wer ich wirklich war und was ich selbst wollte, das wusste ich überhaupt nicht.

    Mit Ende 30 entwickelte ich meine zweite Depression. Besser gesagt, ich öffnete den Käfig, in dem ich diese Trauer wie ein wildes Tier gebändigt hielt. Wenn das Fass mal wieder zum Überlaufen gebracht war, meinte ich, jetzt endlich mal nur an mich denken zu müssen. Da gab es in meinem Denken nur entweder oder, weiß oder schwarz. Ich las zahlreiche Selbstbehauptungsbücher, die mein Märtyrer-Ego aufpolieren sollten. Doch all die Ratschläge brachten nur kurzfristige Erleichterung und die verpuffte so schnell, wie sie gekommen war.

    Mit 38 Jahren befand ich mich am selben Punkt wie mit 15. Dieselbe Depression hatte mich eingeholt. Ich war zwar scheinbar in einer anderen Situation, das sah aber nur äußerlich so aus. Der Schmerz, die Angst und die pure Verzweiflung waren absolut identisch.

    Hatte ich denn gar nichts gelernt?

    Ich hatte 23 Jahre Zeit gehabt, um in meinem Geist aufzuräumen.

    Genutzt hatte ich das nicht. Ich war wie ein unwilliger Schüler gewesen. Und was passiert mit unwilligen Schülern? Sie bleiben sitzen. Und so steckte ich mitten in einer handfesten Midlife-Crisis. Herzlichen Glückwunsch…

    Mein Mann und ich hätten eigentlich sehr glücklich sein können. Wir waren wie füreinander geschaffen und liebten uns. Wir hatten zwei süße und kluge Töchter, ein neues schönes Haus in einer tollen kindgerechten Siedlung. Bei uns war immer etwas los – viele spielende und lachende Kinder und eine warme fröhliche Atmosphäre. Mein Mann hatte einen langjährigen festen Job und war als Vater sehr präsent. Ich konzentrierte mich voll auf mein Muttersein und arbeitete maximal halbtags als Sozialpädagogin in der Sprachförderung für Vorschulkinder.

    All das wollte ich so und ich war stets mit ganzem Herzen bei meiner Familie.

    Trotzdem war da etwas falsch. Es fehlte etwas! Dieses Etwas, das irgendwie im Hintergrund da zu sein schien. Etwas, das ich nicht greifen konnte, auch wenn es manchmal ganz nah war.

    Wie undankbar, könnte man sich denken. Aber es fühlte sich nicht richtig an, eher künstlich und aufgesetzt. Eine ganz natürliche Freiheit fehlte.

    Es war, als würde man versuchen, das Meer in Flaschen abzufüllen.

    Der Sommerurlaub kam mir gerade recht. Wir fuhren nach St.-Peter-Ording,

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