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Kopfsteinpflaster Susannenstraße: Geschichten und Geschichte einer Straße im Hamburger Schanzenviertel
Kopfsteinpflaster Susannenstraße: Geschichten und Geschichte einer Straße im Hamburger Schanzenviertel
Kopfsteinpflaster Susannenstraße: Geschichten und Geschichte einer Straße im Hamburger Schanzenviertel
eBook132 Seiten1 Stunde

Kopfsteinpflaster Susannenstraße: Geschichten und Geschichte einer Straße im Hamburger Schanzenviertel

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Über dieses E-Book

Die Susannenstraße liegt mitten im Hamburger Schanzenviertel, dem Struwwelpeter unter den Hamburger Stadtteilen. In seiner Entwicklung vom hafennahen Arbeiterquartier, zum bunten Multikulti- Studenten- und Gastarbeiterbezirk, "Drogenhandelszentrum" und nun zur Partymeile mit den teuersten Mieten ist die "Schanze" dem Ruf nach immer noch ein linkes Viertel geblieben.
Martin Musiol ist bei seinen Recherchen zur Stadtteilgeschichte auf viele Ereignisse und Personen gestoßen und daraus ist ein lebendiges Geschichten- und Geschichtsbuch der letzten 200 Jahre entstanden.
Viele verschiedene Menschen wirkten hier, in ganz unterschiedlichen Zeiten, aber immer am selben Ort, auf dem Kopfsteinpflaster der Susannenstraße.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum15. Nov. 2016
ISBN9783734571947
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    Buchvorschau

    Kopfsteinpflaster Susannenstraße - Martin Musiol

    Ballermann Mai 2012

    „Susanne, langsam werden wir ja zum Spezialfilmteam für die Schanze, das ist jetzt unser dritter gemeinsame Dreh hier." Behäbig schultert Peter K. die große Kamera mit dem NDR-Emblem. Die angesprochene Susanne B. schaut nur kurz auf von ihren Karteikarten: „Lebensgefühl im Schanzenviertel, Kneipenszene, Konflikte zwischen Anwohnern und … ja, wem? Ballermänner, das sind die Stich- und Schlagwörter, die wir mitgekriegt haben," nuschelt die Journalistin. „Wo fangen wir an, jetzt am Sonntag Vormittag?"

    „Lass es uns doch ein bisschen enger fassen, ..Wie lebt es sich in ….in der Susannenstraße hier, Susanne, dir zur Ehren, ist doch lustig." Peter grinst und tut so, als würde er mit der Kamera Susanne zu einer extremen Nahaufnahme heranzoomen.

    Sie hatten ihren NDR-Transporter in der Bartelsstraße geparkt und nun stehen sie auf dieser merkwürdigen Knochenkreuzung in der Susannenstraße. Von links kommt eine Susannenstraßeneinbahnstraße, von rechts kommt eine Susannenstraßeneinbahnstraße und kurz bevor sie zusammenprallen, biegt jede Einbahnstraße vor dem Knochen in einen Bartelsstraßeneinbahnstraßenflügel.

    „OK, Peter, mir zu Ehren, du bist nur zu faul, das ganze Schanzenviertel abzulaufen! Geh mal rum und fang ein paar Bilder ein für den Schnitt, aber bitte nicht so viele Schwenks und Unschärfen, etwas Ruhiges, die Wände hier sind schon unruhig genug."

    Sie streckt das Kinn vor und schaut ihn humorlos an und dann hinterher, wie der Kameramann sich etwas breitbeinig mittig auf das Kopfsteinpflaster stellt und eine Totale der Straße filmt.

    „Jetzt macht er doch wieder einen Schwenk die Straße entlang!" stöhnt unsere Journalistin. Sie selbst begibt sich auf die Suche nach einem geeigneten Background für ihre Interviews, bleibt an einem Torweg zu einem Hinterhof stehen, beide Wandseiten die reinsten Kunstwerke aus Graffiti-Tags, Schmierereien, Plakatresten und Streetartpaperkleber. Mittendrin eine große Papiermutter, wie einem Kochbuch der 50iger entsprungen mit einer Sprechblase „Pass bloß auf!"

    „Hey, Peter, ich hab den Hintergrund fürs Bild!"

    Mehrere Menschen bleiben schon auf der anderen Straßenseite stehen, neugierig, wer hier wohl was filmt.

    Unsere Susanne spricht eine blonde Frau an, um die 40, die einen Kopf größer ist als die Filmerin. „Würden Sie mir ein paar Fragen vor der Kamera zur Susannenstraße beantworten? „Warum nicht! Die Frau hat eine angenehme, tiefe Stimme.

    Peter K. ist inzwischen herangekommen und dirigiert die beiden Frauen unter die Papiermutter ins Licht.

    „Hier in der Susannenstraße ist die Fläche für die Außengastronomie immer größer geworden, Anwohner befürchten, dass die Straße immer mehr zur Partyzone wird. Kein Ballermann in der Susannenstraße .. steht dort an der Wand." moderiert die NDR-Mitarbeiterin in die Kamera. Ihren Kopf hat sie weit in den Nacken geschoben, ihre sonst so leicht arrogant erscheinende „Hochnäsigkeit" wirkt jetzt grotesk, da ihre Interviewpartnerin so groß ist.

    Die Frau, die sich als Mieterin aus der Straße auf dem Weg zum Bäcker zu erkennen gibt, kommt schnell in Fahrt: „ Wir schlafen nach hinten raus, im 2. Stock, wenn hier dann junge Leute stehen und trinken und lachen, dann hat man das Gefühl, die stehen bei uns im Schlafzimmer. Hier wird doch die ganze Spaßgesellschaft reingelotst aus der Metropolregion!"

    Unbemerkt hat sich ein älterer, untersetzter Mann mit runzeligem, roten, rundem Gesicht von hinten der Moderatorin genähert und drängt sich ins Bild. Susanne B. wirkt erfreut, vielleicht, weil sich ihre Nackenmuskulatur entspannt und sie den kleineren Eindringling nun von oben herab anschauen kann.

    „Diese alten Pisser pissen uns doch dauernd in den Hausflur und zerdeppern Flaschen, ich bastel gerade an so einer Art Elektrozaun, da werden die ihr blaues Wunder erleben", stößt das Rotgesicht hervor. Die Moderatorin schaut sich etwas hilfesuchend nach ihrem Kameramann um, der ist gerade damit beschäftigt, sich in das Runzelgesicht hinein zu zoomen, deshalb entgeht ihm auch dieser Halbwüchsige mit der FC St. Pauli-Kapuzenjacke und der Schirmmütze mit den Buchstaben ACAB vor dem Frontalhirn. Sein Ins-Bild-Springen und Blöken lassen Peter K. die Kamera hochreißen. Susanne B.´s „ Lass uns aufhören … für heute!" geht fast unter in der Kakophonie der sich vergrößernden Menschenmenge.

    Stefanie F., unsere Anwohnerin aus der Interviewszene hat den kleinen Fernseher im Nähraum ihrer Boutique im Karoviertel aufgestellt, ihn angestellt und Svenja, ihre Tochter, die ab und zu im Laden hilft, nach hinten bestellt. „Heute muss der Beitrag im NDR-Hamburg-Journal kommen, wenn sie ihn nicht ganz gestrichen haben! Ah, da ist sie ja, diese Tussi ."

    Die Moderatorin steht erkennbar in der Susannenstraße, es ist abends. Während sie Wörter wie Wandel, Gentrifizierung, Verdrängung, Mietenexplosion spricht, strömen dichtgedrängt meist junge Leute durch den Lichtkegel um Susanne B. herum, viele schauen sich kurz um und feixen in die Kamera, mehrfach bekommt Susanne von hinten „Hasenohren" und mit der Bierflaschenhand wird gegrüßt. „ Wenn ich in die Schanze ziehe, dann weiß ich doch, was mich erwartet, hier ist eben Party., „ Nein, ich wohn hier nicht, hier treff ich meine Leute, irgendwie ein gutes Gefühl und wir mittendrin.

    „Mama, da bist du ja!" Svenjas Satz lässt Stefanie zusammenzucken und stöhnt: „Wie sieht denn meine Frisur aus? Und hinter mir steht ja Lenny mit seiner AllCopsAreBastards-Käppi, so.... und das war der ganze Beitrag? Das waren doch höchstens 30 Sekunden Susannenstraße!"

    Nach der Gebietsreform von 2008 ist das Bezirksamt Altona für das ganze Schanzenviertel und somit auch für die Susannenstraße zuständig. Dem Trend zu mehr Außengastronomie und Partyszenenviertel bediente das Bezirksamt Altona mit einer Vergrößerung der Draußenstellfläche in der Susannenstraße auf das Dreifache. Nach Protesten 2010 von Anwohnern über Lärmbelästigungen bis in die Nacht („Kein Ballermann in der Susannenstraße) wurde diese Fläche wieder etwas verringert („Ermöglichen des Kinderwagendurchschiebens auf dem Fußweg). Die Kneipenwirte bekamen dazu die Auflage, Schallschutzschirme anzuschaffen und aufzustellen. Die Belästigungssituation für die Anwohner veränderte sich dadurch aber kaum, da die Geräuschkulisse in der Nacht besonders durch feiernde Szenebesucher entsteht, die sich ihre alkoholischen Getränke aus den offenen Kiosken auch in der Susannenstraße kaufen und umherwandern.

    Taz 28.01.2010

    Elbe-Wochenblatt Mai 2010

    Eigenes Erleben

    Quartiersnachrichten der STEG Schanzenviertel 45/ 2007

    Hamburger Abendblatt , 'Susannenstraße – der Streit geht weiter' ,

    26.4.2007

    Der alte Bebauungsplan 2012

    Er streicht den alten vergilbten Bebauungsplan glatt und legt den Zollstock genau über die fraktur geschriebene Zeile 'St. Pauli 34 Susannenstraße', liest ab und murmelt: „Zwölf Zentimeter, also beim Maßstab 1:1000, ist die Susannenstraße 120 Meter lang und, wart mal, sieben Meter siebzig breit."

    Er hatte sich hier im Staatsarchiv schon länger in die alten Landkarten über das ehemalige Gelände des Rosenhofs, Pachtgelände des Klosters Harvestehude, eingearbeitet und den Staub eingeatmet. Er hatte erfahren, dass diese Hamburger Straße im ersten Bauabschnitt 1860 angelegt wurde, danach gründerzeitlich bebaut und erst um 1900 Jugendstil beeinflusst bis zum Schulterblatt durchstochen

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