Von Rausch zu Rausch
Von Bert Enge
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Bert Enge
Heurigengänger und Pensionist
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Buchvorschau
Von Rausch zu Rausch - Bert Enge
1. Auflage: POSS Verlag, Wien (A), 2020
Bilder aus dem Archiv des Autors Hintergrundbild Innenumschlag: POSS Verlag
www.poss-verlag.at
ISBN 978-3-900044-67-1
Bert Enge
Von Rausch
zu Rausch
POSS Verlag, Wien
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Mein erster Rausch – Neustifter Kirtag 1957
Bei der „Enzl" in Grinzing
Die blinden Musiker beim „Humme"
Die „Greinerin" in Sievering
Ein verhängnisvoller Wein-Ausflug ins Burgenland
Verbotene Autofahrt mit Joe
Bei den „Novaks" in Sievering
Beim „Weihrauch" im Kaasgraben
Beim „Graninger" in Ober-Sievering
Besuche bei alten Grinzinger Geheimtipps
Döblinger Heurigenlokale, nahe Saarplatz/Silbergasse
Ausgerechnet an einem Sonntag – mein zweiter Rausch
Ausg’steckt in Klosterneuburg
Beim „Steininger" in Kritzendorf
Im Kahlenbergerdorf
Beim „Pfarrer" von Dornbach
In Alt-Ottakring
Mit Reisekoffer zum Heurigen
In der „Wildgrube"
Der Rettungseinsatz (für deutsche Leser: Einsatz von Ambulanzwägen der Wiener „Rettung"
Nachwort
Vorwort
Viel, wahrscheinlich allzu viel, drehte sich in meinem Leben um lustige Besäufnisse im Kreis Gleichgesinnter, vorwiegend – schließlich bin ich ja Bewohner des 19. Wiener Gemeindebezirks mit offiziellem Namen Döbling, zu dem auch u. a. die bekannten Bezirksteile Nußdorf, Sievering, Grinzing und Heiligenstadt gehören – in den damals (bis zu den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts) noch viel zahlreicher zu findenden Buschenschenken. Der Unterschied zwischen Heurigen und Buschenschenken besteht zum Teil darin, dass Erstere fremden Wein zukaufen dürfen, für Zweitere ferner in der zeitlichen Begrenzung von Aussteckterminen und ebenso im eingeschränkten Speisenangebot.
Es waren zunächst die Grinzinger und Nußdorfer Heurigenlokale, die uns Jugendliche bzw. Früh-Twens anzogen. Unsere Zusammenkünfte fanden vorwiegend in den Lokalen nahe des Währinger Parks statt, wo wir uns in lauen Sommernächten aufhielten. Vor allem das Espresso „G2, benannt nach der seinerzeit vorbeifahrenden Straßenbahnlinie (später wurde daraus die Linie 37) war ein Sammelsurium der vielschichtigen Jugend – viele Studenten der BOKU (Bodenkultur) sowie der Hoch schule für Welthandel vermischten sich mit Jung-Twens der zahlreichen umliegenden Gemeindebauten. So war u. a. auch ein heute sehr bekannter Mann dort Stammgast – damals noch Student aus Kärnten, danach Mitbesitzer der sozialistischen Arbeiterzeitung und später einer der größten Unternehmer Österreichs in der Werbebranche, derzeit Präsident des besten Wiener Eishockeyvereins. Immer wieder fanden legendäre Pokerrunden statt, die weniger Kapitalkräftigen, zu denen auch ich zählte, spielten Tarok, Zensa, Preferance oder das beliebte neue Würfelpokerspiel „Escalero
. Es gab erstaunlich wenige Reibereien, eigentlich war es ein Ort gegenseitiger Toleranz, wo es niemandem einfiel, auf andere herabzusehen. Viele übermütige Exzesse, wenn nach Heurigenbesuchen alle wieder zusammenkamen, fanden natürlich dort statt. Und wie sollte es auch anders sein, klar war ich daran hin und wieder ganz schön beteiligt. So demolierte ich einmal in meinem jugendlichen Übermut einen kleinen Tisch und einen großen Spiegel. Und wenn ich mich darauf auch daheim in freiwillige Quarantäne begab, so erreichte mich doch der Schadensersatz-Brief vom Schwiegersohn des Espressobesitzers, der Rechtsanwalt war.
Ein anderes Erlebnis gab es, als ein wildes Mädchen, bekannt als „die Gräfin", sich offenbar in einem Zustand von sexuellem Notstand nackt auszog und allen Burschen im Lokal nachlief, während ich sitzenblieb und von ihr dennoch total übersehen wurde. Ich hätte wahrscheinlich auch nackt dort sitzen können, es wäre auch nichts passiert (das war für mein noch unausgereiftes Ego natürlich nicht sehr aufbauend).
In den Jahren ab 1962 lernte ich dort auch Susi, meine spätere Frau, näher kennen. Uwe, ihr damaliger Verlobter – er wohnte in einem nahen Gemeindebau – hatte sie aus dem Nachbarbezirk Währing ins „G2" verschleppt (das hätte er nicht tun sollen). Ich sehe heute noch das Bild vor mir, wie er, der ein Jahr älter als Susi war, mit ihr in einer Nische des Lokals an einem der beiden Fenster für ihre Matura büffelte.
Ich werde nun in diesem Buch einiges zum Besten geben, was ich auf feuchtfröhlichem Gebiet im Laufe meines Lebens so alles erlebt habe. Ich wünsche viel Vergnügen!
Ich möchte noch anmerken, dass ich bei der Erwähnung der Namen aller Freundinnen und Freunde bloß auf deren Spitznamen zurückgegriffen habe! Auch auf die korrekte Chronologie der Ereignisse habe ich weitgehend verzichtet!
Mein erster Rausch –
Neustifter Kirtag 1957
Mit zwei Freunden aus dem „G2, meinem Stamm-Espresso (benannt nach der vorbeifahrenden „Bim
= Straßenbahn) – einem gewissen Ösi und Wickerl aus der Oberdöblinger Pantzergasse (ein Brandschutzbeauftragter der Wiener Volksoper) – besuchte ich Mitte August 1957 den Neustifter Kirtag.
Bis heute ist dieses ländlichen Kirchweihfesten nachempfundene Event in seiner Art das größte und bekannteste in Wien. Jedes Jahr wird die jährliche Winzerkrone einem schönen Mädchen aus den Döblinger Weinanbaugebieten verliehen. Von weit und breit strömen heutzutage junge Menschen hin, hübsch anzusehen in ihren Trachtgewändern, nicht so konservativ gekleidet wie auf dem Land, aber dennoch ein Augenschmaus, wenn bereits am Nachmittag in allen Öffis rund um Döbling so fesche junge Burschen und Mädchen zu sehen sind. Sie heben sich wohltuend vom sonstigen Einheitslook der übrigen Jugend ab.
Nun, in den 50er-Jahren waren es meist eher rauflustige Banden aus bestimmten Teilen des 19. Bezirks (Döbling), so vor allem aus der „Krim, einem Sieveringer Stadtteil, sowie aus dem „Karl-Marx-Hof
, dem weltweit größten städtischen Gemeindewohnbau, die nach Neustift strömten. Wir drei hingegen, Teil einer gemütlichen Clique aus dem Währinger