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MARWADOS: Band 3 - Das Geheimnis
MARWADOS: Band 3 - Das Geheimnis
MARWADOS: Band 3 - Das Geheimnis
eBook356 Seiten4 Stunden

MARWADOS: Band 3 - Das Geheimnis

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Über dieses E-Book

Es herrscht wieder Frieden in Marwados und Jaron tritt gemeinsam mit seinen Freunden das dritte Jahr des Dienstes in der Landeswache an. Bedingt durch den Tod seines Vorgesetzten muss sich Jaron an einen neuen Kommandanten gewöhnen.
Dieser General erkennt Jarons Potenziale und schickt ihn wieder auf die Insel, damit er weiter lernen und seine Kenntnisse erweitern und ausbauen kann. Jaron nutzt diese Gelegenheit, seine Eltern auf die Insel zu bitten und erfährt erschütternde Dinge, die sein ganzes Leben erneut auf den Kopf stellen und ihn selbst, aber auch seine Eltern und seine Vertrauten, in große Gefahr bringen.
Mit Hilfe seiner Freunde gelingt Jaron die Flucht und er taucht in den Bergen im Norden des Landes unter. Wird er jemals wieder nach Marwados zurückkehren können? Wem kann er noch vertrauen und wer ist er wirklich? Diese Fragen treiben Jaron um, bis er sich zu einem radikalen Schritt entschließt, bei dem er Gefahr läuft, entdeckt und getötet zu werden.
Seine Freunde drängen ihn schließlich, sich endlich aufzuraffen und die Missverständnisse um seine Person auszuräumen. Was er damit auslöst, hätte sich Jaron in seinen kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Juli 2017
ISBN9783743945838
MARWADOS: Band 3 - Das Geheimnis

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    Buchvorschau

    MARWADOS - Sören Jan Bang

    Worogol

    Eisiger Schnee wehte den Männern ins Gesicht. Schon seit ihrem Aufbruch aus Kados kämpften Jaron und seine Freunde gegen die Gewalt des kalten Winters an. Der seit Tagen wehende Wind, der inzwischen zu einem orkanartigen Sturm geworden war, machte das Vorwärtskommen auf den zugewehten Wegen beinahe unmöglich. Mühsam stapften die Pferde durch den tiefen Schnee und ertrugen geduldig die Unbilden dieses Wintersturms. Jaron musste sich immer wieder dicke Eiskristalle aus dem Gesicht wischen, die sich an seinen Augenbrauen und seinem Bart festgesaugt hatten. Jaron war müde und fluchte. Felix ritt hinter Jaron und fluchte ebenfalls leise vor sich hin. Auch ihm waren die Strapazen des Rittes anzusehen. Das unberührte Weiß der endlos erscheinenden Landschaft schmerzte in den Augen. Bald mussten sie doch ihr erstes Ziel erreicht haben.

    Nur Lucca und Jeremia schienen den Ritt wenigstens ein wenig zu genießen. Die beiden unterhielten sich angeregt miteinander. Aber sie redeten weniger, als dass sie gegen den heulenden Sturm anschrien. Aber dennoch konnte Jaron gelegentlich ein Lachen vernehmen. Die beiden schienen sich auch durch solche Mühsal die Lebensfreude nicht vertreiben zu lassen.

    „Dort vorn, endlich.", brüllte Felix plötzlich aufgeregt und zeigte mit dem ausgestreckten Arm in Richtung Norden, da er durch die dichte Wand aus treibenden Schneeflocken tatsächlich die ersten Gebäude der Hafenstadt Limansund ausmachen konnte. Auch Jaron schaute in die angegebene Richtung und atmete erleichtert durch. Es würde nun nur eine gute Stunde brauchen, dann endlich würden sie den Flusshafen erreicht haben und sich in einer Schankwirtschaft aufwärmen können.

    Jaron hoffte nur, dass die Flussboote bei diesem Wetter auch wirklich fahren würden. Sonst hätten sie kaum eine Möglichkeit, von Limansund aus rechtzeitig bis nach Birlick und schließlich weiter nach Worogol zu kommen. Aber erst einmal wollte Jaron nur noch diesem ekelhaften Sturm, dem Schnee, dem Eis und der Kälte entkommen, etwas essen und sich vielleicht auch ein Kräuterbier genehmigen.

    Nach einer weiteren, mit sehr vielen Mühen und Anstrengungen verbundenen Stunde, stellten die vier Reiter dann wirklich ihre Pferde in einem Stall unter, klopften sich den Schnee aus den dicken Decken und lächelten sich erleichtert an.

    „Was für ein beschissenes Wetter.", fluchte Felix und Jaron nickte müde.

    Seine Arme und Beine schmerzten, in den Füßen und in den Fingerspitzen schien jedes Gefühl erstorben zu sein. Jaron war nur froh, dass sie die erste Etappe ihrer Rückreise zur Schule der Landeswache halbwegs unbeschadet hinter sich gebracht hatten. Hier in diesem Stall wurde ihm allmählich klar, was es für ein Irrsinn war, bei einem solchen Wetter aufzubrechen. Aber sie mussten sich rechtzeitig bei ihrem Kommandanten, General Grünthal, zum Dienst melden. Und da Jaron, genau wie Jeremia, nun zum Sergeanten befördert worden war, fühlte er eine besondere Verantwortung dafür, dass sie auch rechtzeitig und vor allen Dingen gemeinsam zurück sein würden.

    „Ich hoffe, ich habe mir nicht den Schwanz abgefroren, lachte Jeremia, „ich hätte nicht gedacht, dass der Ritt von Kados hierher so übel werden würde.

    „Ihr habt doch so gewirkt, als ob ihr zu einem Sommerausflug unterwegs wärt.", schmunzelte Felix und klopfte Jeremia auf die Schulter.

    „Na, ich lasse mir doch von einem solchen Wetter nicht die gute Laune verderben", erwiderte Jeremia schmunzelnd.

    „Lasst uns etwas trinken gehen.", warf Lucca in die Runde. Auch sein Gesicht leuchtete im schönsten Rot.

    Er hüpfte auf und ab, um das Blut so langsam wieder zum Zirkulieren zu bekommen. Auch Jaron schlug immer wieder die Arme um den Körper. Er fror erbärmlich, dennoch verursachte er durch ein gequältes Lächeln von seiner Müdigkeit abzulenken und seine Freunde aufzumuntern.

    Den vier jungen Männern war die Anstrengung der letzten Tage schon von Weitem anzusehen. Sie waren unrasiert, hatten dicke Ringe unter den Augen, die Lippen waren aufgeplatzt und sie sahen müde aus.

    „Ich will erst einmal einen heißen Tee.", maulte Jeremia und gähnte herzhaft mit weit aufgerissenem Mund.

    „Na, dann los. Lasst uns in die Schankwirtschaft gehen, forderte Jaron seine Freunde auf, „um ein Flussboot kümmern wir uns später.

    Die Männer nickten zur Bestätigung und setzten sich mit müden Schritten in Bewegung.

    Limansund war die größte Hafenstadt in der südöstlichen Provinz Dogatal. Normalerweise bevölkerten unzählige Menschen die Straßen der Stadt. Heute begegneten ihnen nur einige dick vermummte Gestalten, die schnellen Schrittes versuchten, das nächste Gebäude zu erreichen. Auch wenn in der Stadt der Sturm nicht so sehr wütete, wie auf dem offenen Gelände, heute verließen nur die Menschen ihre Häuser, die das unbedingt mussten.

    Die Schankwirtschaft allerdings war überfüllt. Jaron öffnete die knarrende Eingangstür und sah sich einer Wand aus unzähligen Stimmen, aus Rauch vom Herdfeuer, aus Gerüchen nach Alkohol und Schweiß gegenüber. Schnell schlüpften sie durch die Tür und schlossen das knarrende hölzerne Ungetüm hinter sich. Niemand nahm Notiz von den vier jungen Soldaten der Landeswache, die sich schnell in eine Ecke verdrückten, nachdem sich jeder von ihnen einen heißen Tee mit Branntwein und einen Krug Kräuterbier bestellt hatte.

    Der Tee sorgte für die nötige Wärme und der Branntwein erweckte zumindest ein wenig ihre Lebensgeister. Die jungen Männer saßen schweigend an dem alten Holztisch, tranken mit kleinen Schlucken das heiße Gebräu und hingen ihren Gedanken nach. Keiner von ihnen hatte Lust, sich zu unterhalten. Jeremia schaute ab und zu aus dem Fenster, das einen Blick auf den fast zugefrorenen Flusshafen erlaubte. Lucca träumte wahrscheinlich von seiner Liliana und Felix starrte grimmig auf seinen Bierkrug, den der Wirt inzwischen auf den Tisch gestellt hatte. Auch Jaron war sehr Schweigsam. Er versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bekommen und überlegte, wie es nun weitergehen könnte.

    „Gut, sagte er nach einigen Minuten, „ihr bleibt vorerst hier und wärmt euch noch ein wenig auf, ich laufe hinüber zum Hafenmeister und schaue, ob ich für uns ein paar Plätze auf einem Flussboot ergattern kann, das uns nach Birlick bringt.

    „Danke, Jaron.", erwiderte Lucca mit müder Stimme, der wahrlich keine Lust hatte, schon wieder in die Kälte hinaus zu gehen. Jaron sprang entschlossen auf, zog seine dicke Decke enger um den Körper, band sich den noch immer feuchten Schal vor das Gesicht und stiefelte zur Tür. Die Kälte und der noch immer heftige Wind rissen Jaron gänzlich aus seiner Müdigkeit. Jaron hatte Glück, es waren nur wenige Schritte bis zu seinem Ziel.

    Der Hafenmeister war ein mürrisch dreinblickender Mann, der so um die fünfzig Jahre alt sein mochte. Jaron klopfte höflich an der Tür seiner Baracke.

    „Herein.", tönte es von drinnen dumpf durch die alte Holztür. Jaron hatte Mühe, diese doch recht große Tür zu öffnen. Der starke Wind drückte die Tür immer wieder in die entgegengesetzte Richtung. Schließlich stand Jaron in einem dunklen Raum, dessen Mitte ein beeindruckender Schreibtisch zierte. An den Wänden standen Regale, in denen unzählige Schriftrollen wild durcheinanderlagen. Durch ein kleines Fenster kam sogar etwas Licht hinein. Es war feucht und roch muffig.

    „Was willst du?", fragte der Mann.

    „Vier Soldaten der Landeswache wollen gerne auf dem Fluss nach Birlick reisen, erwiderte Jaron und sah dem Hafenmeister direkt in die Augen, „und ich frage mich, ob das wohl heute oder morgen noch klappen würde.

    „Ich kann es dir nicht sagen, antwortete der Mann freundlicher, als Jaron es vermutet hatte, „aber ich will sehen, was ich für die kühnen Kämpfer unseres Landes tun kann. Wo erreiche ich dich?

    „Wir sitzen drüben in der Schankwirtschaft. Mein Name ist Jaron Tymann."

    „Gut.", sagte der Hafenmeister nur und da es so schien, als ob er dem auch nichts mehr hinzufügen wollte, wandte sich Jaron schließlich um, um die kleine Baracke zu verlassen.

    „Danke.", sagte er noch im Hinausgehen und der Hafenmeister gab ein gutmütiges Brummen von sich.

    Jaron drehte sich noch einmal um und grinste den Mann freundlich an. Vielleicht hatte ihn der erste Eindruck doch getäuscht und der Mann würde ihm wirklich helfen.

    „Und? Können wir heute noch weiter?", bestürmte ihn Lucca gleich, als Jaron wieder in die Schankwirtschaft kam. Jaron zuckte nur die Schultern.

    „Keine Ahnung. Der Hafenmeister will uns Bescheid geben, sobald ein Flussboot bereit ist.", klärte Jaron seine Freunde auf und griff sich einen Krug Bier, den der Wirt eben vor ihm abgestellt hatte.

    „Von den Leuten hier scheint hier keiner auf einem Flussboot reisen zu wollen, erklärte Felix, „die meisten von ihnen sind Hafenarbeiter, die eher darauf warten, dass irgendein Flussboot oder ein Frachtkahn beladen oder entladen werden muss.

    „Na, dann besteht doch Hoffnung, dass wir Plätze auf einem Boot bekommen.", erwiderte Jaron, schon etwas optimistischer.

    „Wenn dann überhaupt ein Boot fährt.", ergänzte Jeremia, der noch immer sehr müde wirkte.

    „Warum denn nicht?", hob Lucca den Kopf.

    „Na, wenn der Danfort zugefroren ist, dann können wir bis Birlick laufen.", maulte Jeremia. Ihm täten mit Sicherheit ein kurzer Aufenthalt hier in Limansund und eine Pause ganz gut. Sie konnten im Moment nichts weiter tun, als zu warten und ihr Kräuterbier zu genießen. So blieben sie also sitzen, tranken, schwiegen und warteten.

    Nach etwa zwei Stunden wurde die Tür der Schankwirtschaft aufgerissen und der Hafenmeister stand im Raum. Er stampfte auf dem Boden auf, um den Schnee von den Stiefeln zu bekommen und schaute in die Runde.

    „Jaron Tymann von der Landeswache.", übertönte er lautstark das vielfache Gewirr aus Stimmen und Geräuschen.

    „Ja, hier.", rief Jaron, sprang von seinem Sitzplatz auf und winkte dem Mann zu.

    Der Hafenmeister ging mit schweren Schritten auf Jaron zu und legte seine große und kräftige Hand auf seine Schulter.

    „Du hast Glück. Morgen früh zur achten Stunde seid bitte bei mir an der Baracke. Dann wird ein Flussboot versuchen, bis Birlick durchzukommen.", grinste ihn der Mann an.

    „Ich danke ihnen.", antwortete Jaron und gab dem Mann die Hand. Der Hafenmeister schlug ein, lächelte, drehte sich um und stapfte wieder zum Ausgang.

    Jarons Freunde nickten zufrieden, als er sich wieder zu ihnen an den Tisch gesellte. Sie tranken noch ihr letztes Bier aus, verhandelten dann mit dem Wirt über einen Schlafplatz, den er ihnen dann auf dem Dachboden der Schankwirtschaft zu einem annehmbaren Preis überlies und fielen schließlich in einen tiefen Schlaf. Der Wirt weckte sie am nächsten Morgen und servierte ihnen noch ein reichhaltiges Frühstück. So gestärkt holten die vier Freunde ihre Pferde aus dem Stall und gingen die wenigen Meter zur Baracke des Hafenmeisters.

    Das Wetter hatte sich tatsächlich ein wenig gebessert. Der Wind hatte etwas nachgelassen. Große Wolkenfetzten zogen in einem beeindruckenden Tempo über den Himmel. Zwischendurch zeigte sich aber immer mehr ein freundliches Blau, das nun auch die wärmenden Strahlen der Sonne bis zur Erde hindurch ließ.

    Das Flussboot legte pünktlich ab, schob sich durch eine kleine befahrbare Rinne im Hafenbecken und erreichte schließlich außerhalb der Stadt das breite Flussbett des Danfort. Schnell drückte sich der breite Rumpf des Bootes durch eine Vielzahl von Eisschollen und bahnte sich seinen Weg nach Nordwesten. Die Landschaft in der Nähe des Flusses leuchtete im unberührten Weiß des dichten Schnees. Die Sonne ließ die Kristalle in ihrer hellen Pracht erstrahlen. Immer weniger Eis behinderte ihre Fahrt und so kam das schwere Flussboot auch gegen die Strömung gut voran. Der frische und ständig landeinwärts wehende Wind griff in die großen Segelflächen und sorgte für eine schnelle Fahrt. Nach vier Tagen hatten sie endlich Birlick erreicht. Vor ihn erhob sich, fast schon gegen den Schnee trotzend, die kreisrunde Festung, die die große Stadt einer Krone gleich auf ihren Haupt trug.

    Birlick zeigte sich heute von seiner romantischen Seite. Die dichten Schneewehen auf den Dächern der Häuser begannen, sich der tauenden Kraft der Sonne zu beugen. Hin und wieder schlug ein großer Eiszapfen klirrend vor den jungen Soldaten auf den Boden oder eine der Schneewehen erlag mit einem heftigen Getöse der anziehenden Kraft der Erde. Aber diese sonst so hektische Stadt wirkte heute ruhig und verschlafen.

    Die vier Freunde hatten sich entschlossen, nicht in Birlick zu verweilen, sondern gleich ihren Weg nach Norregat fortzusetzen. Sollte sich das Wetter halten, bräuchten sie noch etwa zehn Tage, um endlich wieder in der Schule in Worogol zu sein. Auf dem Flussboot hatten sie fast nur geschlafen und so fühlten sich die jungen Männer ausgeruht und stark.

    So ließen sie Birlick hinter sich und hofften nun, ohne Unterbrechung weiter zu kommen. Nach einem zügigen Tagesritt auf der breiten Straße, die sie nach Nordwesten führte, neigte sich der späte Wintertag seinem Ende zu. Die Sonne schickte sich an, hinter dem Horizont zu verschwinden. Die Kälte nahm nun wieder zu und ein eisiger Wind schnitt in die Gesichter der vier Reiter. Selbst die zahlreichen Bäume und Sträucher, die die Straße nach Norregat säumten, reichten nicht, um dieser frostigen Witterung ein wenig Einhalt zu gebieten.

    „Lasst uns ein Nachtquartier finden.", forderte Jaron, als er sich in seinem Sattel zu seinen Freunden umdrehte.

    Sein Gesicht war vom Wind und vom Frost gerötet.

    „Wo denn, du großer Häuptling, lachte Jeremia, „hier ist doch weit und breit nichts zu sehen.

    „Wir bauen uns ein Quartier.", jubelte Felix und sprang von seinem Pferd.

    Seitdem sie Birlick verlassen hatten, schien Felix von ungebremstem Tatendrang erfüllt zu sein.

    „Und wie?", wollte Lucca jetzt wissen und schaute seinen Freund fragend an.

    „Ich zeige euch jetzt, wie man relativ schnell eine Schneehöhle baut, in der es dazu noch warm ist.", lachte Felix vergnügt.

    Mit einem Spaten stach er große Quader aus dem Schnee, die er dann mit Hilfe seiner Freunde zu einer kleinen und runden Höhle zusammensetzte. Die Fugen füllten sie mit lockerem Schnee und verrieben sie so lange, bis keine Lücke mehr zu sehen war. Den Eingang hielt Felix sehr klein, um weder dem Wind noch herumstreunenden wilden Tieren Einlass zu gewähren, die sich zahlreich in den Wäldern tummelten und über jede Art von Nahrung dankbar waren. Und es gab in den dichten Wäldern auch Tiere, die, wenn sie denn hungrig genug waren, auch nicht davor zurückschreckten, Menschen anzugreifen. In die gerundete Decke der Schneebehausung baute Felix noch einen kleinen Rauchabzug und nach etwa einer Stunde Bauzeit war ihre kleine Unterkunft bereit, den vier Reitern als temporäre Unterkunft zu dienen. Felix strahlte und lud die Freunde mit einer Geste zur Besichtigung ein.

    „Jeremia und Lucca, ihr kümmert euch um die Pferde, befahl Jaron, nachdem er einen Blick in die Höhle genommen hatte und Felix anlächelte, „sucht einen windgeschützten Platz und gebt ihnen etwas Futter. Ich gehe mit Felix Holz sammeln.

    Als Lucca und Jeremia die Tiere versorgt hatten, erwartete sie in der Schneebehausung bereits eine wohlige Wärme. Das Feuer, das aus kleinen Birkenholzästen genährt wurde, knisterte leise und spendete ausreichend Wärme und Licht. Jaron röstete etwas Brot, bestrich es reichlich mit Fett und reichte den Leckerbissen an seine Freunde weiter.

    Nach etwa einer Stunde, einem ausgiebigen Abendessen und einem kleinen Schluck aus dem Krug des Großvaters, begaben sich die Männer dann zur Ruhe. Jaron hatte zuvor noch die Wachen eingeteilt und so konnten sie in ihrer Höhle wieder etwas Kraft tanken und ungestört einige Stunden Schlaf finden. In zwei bis drei Tagen konnten sie schon in Norregat sein, wenn ihnen denn das Wetter gewogen war.

    Ein kühler und sonniger Morgen erwartete die jungen Soldaten, als sie am nächsten Tag ihre Köpfe aus ihrer winzigen Behausung heraussteckten. Jaron lächelte zufrieden und so die kühle und klare Luft tief in seine Lungen. Der Herr der Elemente schien seine schützende Hand über sie zu halten.

    Dieses angenehme Wetter hielt sich tatsächlich die folgenden Tage und machte die Reise somit weniger beschwerlich. Zumindest gab es keinen Sturm und keine neuen Niederschläge.

    Das blendende Weiß des Schnees ließ die unendlichen Weiten der Ebenen vor Norregat noch gewaltiger erscheinen, als sie es ohnehin schon waren. Gelegentlich tauchte in der Ferne ein Rudel auf und unterbrach das weiße Einerlei, der endlos erscheinenden und wenig besiedelten Ebene. Der Schnee war tief, aber die Straße in die ehemalige Hauptstadt wurde oft genutzt und war durch den von vielen Reitern und Fuhrwerken fest eingestampften Schnee leichter passierbar. So kamen sie trotz der eisigen Kälte gut voran. In den nächsten Nächten fanden sie verlassenen Ställe und Gehöfte, die ihnen als Unterkunft dienten. So brauchten sie vorerst keine Schneehöhlen zu bauen und auch die Pferde standen wesentlich geschützter, als wenn sie im Wald angebunden worden wären.

    Der Frost, den auch die tagsüber scheinende Sonne noch nicht gänzlich vertreiben konnte, biss sich noch immer in die Gesichter der Reiter, als die ersten Häuser von Norregat, der altehrwürdigen Stadt im Norden, endlich am Horizont erschienen.

    „Na endlich.", stöhnte Jaron auf, der des Reitens nun so langsam überdrüssig war und sich auf die Weiterreise auf dem Flussboot freute.

    „Aber erst gehen wir etwas trinken.", lachte Felix.

    „Wir können sogar einen Tag in Norregat bleiben und erst morgen das Flussboot nehmen. Wir haben genügend Zeit.", antwortete Jaron und fand sofort die Zustimmung seiner Freunde.

    „Und ich….", fing Felix einen Satz an.

    „…gehe ins Haus der Liebesdiener.", ergänzten seine Freunde lachend und im Chor.

    Felix grinste und wurde ein wenig rot im Gesicht. Jaron klopfte ihm auf die Schulter und grinste ebenfalls. Felix war eben Felix und das würden und wollten sie auch nicht ändern. Sie liebten ihn, wie er war.

    „Na, los. Dann auf zur Schankwirtschaft. Lasst uns noch einen schönen Tag genießen.", freute sich Jeremia.

    Die Schankwirtschaft am Flusshafen, auf die sie nun zielstrebig zuliefen, hatte bereits einladend ihre alte Holztür geöffnet. Die jungen Männer banden ihre Pferde an und betraten lachend und gut gelaunt den Schankraum. Es war dunkel und still. Die Fensterläden waren geschlossen, es brannte kein Feuer im Herd und es war keine Menschenseele zu sehen. Nur die alte Holztür knarrte im Wind. Es wirkte irgendwie gespenstisch.

    „Hallo, rief Jaron, „ist jemand hier? Er bekam keine Antwort und sah seine Freunde nachdenklich an. Felix zuckte mit den Schultern. Auch Jeremia und Lucca schauten sich ratlos um, und wirkten verblüfft.

    „Wir sehen uns erst einmal um. Vielleicht ist der Wirt krank oder verletzt?", sagte Lucca mit unsicherer Stimme.

    Sie durchquerten langsam den großen Schankraum, schauten in die kleine Schlafkammer des Wirtes und erklommen schließlich die schmale Holztreppe, die auf den Dachboden führte. Die Stufen knarrten und ächzten unter der Last der vier Männer. Es roch muffig und war dunkel. Aber auch hier nichts, es war niemand zu sehen.

    „Das ist seltsam.", flüsterte Jeremia.

    „Find ich auch.", flüsterte Lucca ebenfalls.

    Plötzlich hob Jaron den Finger an seine Lippen und bedeutete seinen Freunden, dass sie still sein sollen. Er drehte sich langsam um die eigene Achse und zeigte auf eine kleine Tür neben der Treppe. Irgendetwas hatte er gehört. Mit langsamen Schritten nährte sich Jaron dieser Tür und legte lauschen seinen Kopf an das grobe Holz. Seine Freunde folgten dicht hinter ihm. Felix hatte seine Hand schon auf dem Schwertknauf.

    Der Riegel, ein einfacher Fallhaken, der von oben in einen Ring gesteckt wurde, war geschlossen. Dennoch waren unverkennbar Geräusche aus dem Raum hinter der Tür zu hören. Jaron nickte, drückte den Haken vorsichtig nach oben und riss schließlich mit einem Schwung die Tür auf.

    „Dem Herren der Elemente sei Dank.", stöhnte der alte Wirt, der schon sichtlich erschöpft neben dem Eingang der kleinen Kammer kauerte.

    Jaron sah den Mann verdutzt an, half ihm aber erst einmal auf die Beine und begleitete ihn die Treppe hinunter. Der Wirt setzte sich auch einen Schemel und trank einen Schluck Wasser. Er war blass und wirkte vollkommen entkräftet. Immer wieder schüttelte der Mann seinen Kopf, wurde aber zusehends munterer und er schien sein Lächeln nach und nach wiederzufinden.

    „Ich habe etwas aus der Kammer holen wollen, als der blöde Wind die Tür zuschlagen ließ und irgendwie muss der Riegel zugefallen sein. Ich hocke hier schon seit ein paar Stunden. Und ihr seid die ersten Menschen, die sich bei dieser Scheißkälte durch die Stadt zu bewegen scheinen.", erklärte der Mann seine missliche Lage.

    „Warum haben sie nicht gerufen, da oben in der Kammer war doch eine kleine Fensterluke?", erkundigte sich Jaron.

    „Ich habe gerufen, aber es ist ja bei dieser Scheißkälte keine Sau auf der Straße.", grinste der Wirt verlegen.

    Er sprang plötzlich auf, rieb sich die Hände und ging zum Herd, der großen Feuerstelle an der Stirnseite der Schankwirtschaft.

    „Es wird Zeit, dass ich mich auf Gäste einstelle. Könnt ihr mir ein wenig helfen?", fragte er die jungen Soldaten.

    „Natürlich helfen wir ihnen. Haben sie für die heutige Nacht ein Quartier für uns?", fragte Jaron direkt.

    „Selbstverständlich. Oben auf dem Dachboden liegen ein paar Strohsäcke. Die könnt ihr nehmen. Kostet euch auch nichts. Ihr habt mich ja schließlich gerettet.", erwiderte der Mann, der mit jeder Minute immer agiler und fröhlicher wirkte.

    Jaron grinste seine Freunde an, zumindest hatte er eine Unterkunft besorgt. Morgen könnten sie dann in aller Ruhe auf eines der Flussboote steigen und sich entspannt bis nach Worogol bringen lassen.

    Der Himmel war noch immer klar, aber in der Nacht waren die Temperaturen nochmals gefallen. Der eiskalte Wind wehte nun auch durch die Straßen von Norregat und die jungen Soldaten froren bereits nach den wenigen Minuten, die sie im Freien verbracht haben, um ihre Pferde zu satteln.

    Eine Stunde später standen sie vor der Baracke des Hafenmeisters am Flusshafen von Norregat. Der Mann öffnete nur eine kleine Luke und schaute die Männer fragend an.

    „Nach Norden oder nach Süden?", maulte er und wirkte eher genervt, als hilfsbereit.

    „Nach Worogol.", antwortete Jaron einsilbig und vor Kälte zitternd.

    „Das könnt ihr vergessen. Die Tanara ist vollkommen zugefroren. Da fährt die nächsten Tage kein einziges Flussboot hinauf.", war die wenig erfreuliche Antwort.

    Der Hafenmeister schloss die Luke. Er hatte seine Amtspflicht erfüllt. Was sollte er auch tun? Der Fluss war zugefroren und eine Fahrt nach Norden war eben nicht möglich.

    „Scheiße.", machte Felix lautstark seinem Unmut Luft.

    „Ja, Scheiße. Und nun?", fragte Lucca.

    „Dann müssen wir wohl reiten, erwiderte Jaron, „direkt am Ufer der Tanara führt ein schmaler Weg direkt bis Worogol. Ich habe aber keine Ahnung, wie gut passierbar dieser Weg ist.

    „Dann lass uns noch ein paar Decken und etwas Proviant besorgen, wandte Jeremia ein, „wir müssen ja schließlich rechtzeitig dort sein.

    Das stimmte und das war auch den anderen jungen Männern klar. Ihnen bliebt nichts weiter übrig, als bis nach Worogol zu reiten. So saßen sie wieder auf und besorgten in der Stadt noch weitere Decken und Proviant. Missmutig und frierend machten sie sich schließlich auf den Weg.

    Sie hatten Glück, im Laufe des Tages legte sich der eisige Wind, nur die Kälte blieb. Und es musste bereits schon einige bedauernswerte Seelen gegeben haben, die ebenfalls am Ufer der Tanara den Weg in Richtung Norden eingeschlagen hatten. Für die vier Freunde war dies ein Glück, denn der Schnee war unter den zahlreichen Hufen bereits ein wenig festgestampft und so kamen sie recht gut voran. Auch der Bau einer Schneehöhle war für die vier jungen Männer kein Problem mehr. Felix sagte nur noch, was sie machen sollten und in Windeseile war die kleine Nachtunterkunft fertig gestellt. So verbrachten sie zumindest die Nächte in einer etwas wärmeren Umgebung und waren vor Wind und Wetter und vor unliebsamen Eindringlingen geschützt.

    Jaron erwachte am frühen Morgen, es war noch dunkel. Ein lautes Tosen und Poltern hatte ihn aus seinen Träumen gerissen. Vorsichtig schob er seinen Kopf durch den schmalen Eingang und war entsetzt. Er sah auf eine weiße Wand, die im Sturm heulend rund um ihre kleine Schneehöhle einen wilden Tanz aufführte. Zweige, Äste und ganze Baumkronen wirbelten im wilden Gemisch mit Schnee und Eis über den Boden. An eine Weiterreise war nicht zu denken.

    „Scheiße. Richtig große Scheiße.", stöhnte er nur und verkroch sich wieder in seine wärmenden Decken.

    „Was ist los?", flüsterte Jeremia.

    „Ein gigantischer Sturm tobt draußen. Wir können nicht weiter.", flüstere Jaron.

    „Scheiße.", mischte sich jetzt auch Felix in das Gespräch ein.

    „Ja, Scheiße.", antworte Jaron nur.

    „Wir müssen aufpassen, dass uns kein schwerer Ast oder gar ein ganzer Baum auf den Kopf fällt.", sagte Felix nachdenklich, legt sich aber wieder zurück und schwieg.

    Auch Jaron legte sich wieder hin und versuchte, noch ein wenig Schlaf zu finden. Es blieb ihnen nichts weiter übrig, als abzuwarten bis sich der Sturm wieder gelegt hatte.

    „Mist.", brüllte Jaron nach wenigen Sekunden plötzlich los und nun war auch Lucca wach, der bis dahin noch in seinen seligen Träumen gefangen war.

    „Was ist los, Jaron?", fragte Jeremia müde.

    „Wir müssen die Pferde in Sicherheit bringen, antwortete Jaron, „Felix komm mit.

    Die beiden jungen Männer sprangen sofort auf, legten eine Decke um sich, krochen durch den kleinen Eingang und wurden von dem undurchdringlichen Schneesturm verschluckt. Die Pferde wieherten aufgeregt und zerrten wild an den Zügeln. Die Jungen griffen sich jeder ein Pferd und brachten so die Tiere in einen kleinen Wald in der Nähe ihrer Eishöhle. Aus kleinen Bäumen versuchten sie eine winzige Wand zu bauen, um den Tieren ein wenig Schutz bieten zu können. Ob dieser kleine Wall tatsächlich ein Schutz sein würde, wusste Jaron nicht. Aber zumindest schwächte der dichte Wald die Stärke des Sturms ein wenig ab. Schnell holten sie noch die anderen beiden Tiere. Jaron hoffte nur, dass der Sturm bald enden würde und ihre treuen vierbeinigen Begleiter nicht durchgehen würden. Vollkommen erschöpft und durchgefroren kehrten Jaron und Felix schließlich in die Schneehöhle zurück und wühlten sich wieder in ihre Decken.

    Ein paar Stunden später kauten sie an ihren Brotscheiben, die sie mit etwas Fett bestrichen hatten. Ein Feuer zu machen war im Moment nicht möglich, da auch der gesamte Rauchabzug zugeschneit war. Missmutig starrten die jungen Männer vor sich hin. Vor draußen war noch immer das wütende Heulen und Toben des Windes zu hören, das in der letzten Stunde scheinbar noch stärker geworden war.

    Erst zum späten Abend wurde es draußen schließlich etwas ruhiger und Jaron versuchte, sich durch

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