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Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 4): Episode 16 bis 20 (Episoden aus dem Leben von Knut)
Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 4): Episode 16 bis 20 (Episoden aus dem Leben von Knut)
Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 4): Episode 16 bis 20 (Episoden aus dem Leben von Knut)
eBook260 Seiten3 Stunden

Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 4): Episode 16 bis 20 (Episoden aus dem Leben von Knut)

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Über dieses E-Book

Comedy & Satire (Roman, 4. Band)

Knut Pfosten ist ein armer, naiver Tollpatsch, der sein Glück sucht und stets mit höchster Zuverlässigkeit und Bravour volle Breitseite gegen die Wand fährt. Gnadenlos bestraft das Leben ihn mit dem Leben, und er fragt sich immer wieder: »Was mache ich hier eigentlich?«

Doch Achtung - ein Knut ist nicht zu unterschätzen. Er lässt sich seine Hoffnung auf die große Liebe, Freundschaft und Geborgenheit im Leben niemals nehmen und hält das Fähnchen des Lebens und der Liebe weiter hoch. Täuscht also der erste Eindruck, und es ist vielleicht doch noch was drin für Knut?

Dies ist der vierte Band (Episode 16 bis 20) der vierbändigen Comedy-&-Satire-Roman-Buchreihe von Frank Bresser.

(für Erwachsene & Jugendl. ab 16. J.)
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Nov. 2019
ISBN9783749755844
Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 4): Episode 16 bis 20 (Episoden aus dem Leben von Knut)

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    Buchvorschau

    Autsch! oder - Frank Bresser

    Episode 16

    Episode 16 – Kämpferherz

    Welch ein Glück, dass ich damals aus dem Koma erwacht bin! Ja! Ich war endlich wieder zurück im Leben! Also: Auf zu neuen Taten! Die ganze Geschichte bis dahin, rund um die BWL-Maus und meinen Sohn, war ja auch wirklich zu spektakulär gewesen! Ich kann mich noch genau an nichts mehr erinnern.

    Als Überblick und Erinnerungsstütze für mich selbst daher nun der Versuch einer superkompakten, knackigen 1-A-Zusammenfassung all dessen, was bisher geschah! Ja! Ob mir diese gelingt? Hm. Also das, was nun kommt, ist jedenfalls schon die hunderteinunddreißigste Fassung. Egal, los geht´s!

    Also: Vor vielen Jahren hatte ich ja die legendäre BWL-Maus auf einer tollen After-Work-Party kennengelernt. Und, na ja, eigentlich war sie ja auch erst nur total an Burkhard interessiert, und er an ihr! Aber als ihr dann all meine supercoolen Berufs-Zukunftsvisions-Visitenkarten (u.a. die als Spitzen-Air-Pilot, Schönheits-Chirurg, Hollywood-Blockbuster-Produzent und Boss einer Topmodel-Agentur) in den Schoß fielen, schwenkte sie halt plötzlich um, hatte auf einmal nur noch Augen für mich und sprach von Heirat! Ja! Ging mit mir gleich an demselben Abend noch in die Hotel-Präsidenten-Suite und machte mit mir wilden Sex! Ja! Und tat gleich danach auch noch weitere Dinge – damit wir in dieser Nacht definitiv ein Kind zeugten! Überredete mich vor unserer unmittelbar bevorstehenden Las-Vegas-Hochzeit zudem auch noch, eine schulmäßige Schönheits-OP bei ihr durchzuführen, was ich dann auch tat! Ebenso wie einige der besten, amerikanischen Top-Schönheits-Chirurgen nach mir, wodurch Katja am Ende noch langweiliger und schablonenhafter aussah, als sie es ohnehin schon war. Ja, und dann heirateten wir halt! Ja! Nur eben nicht, wie geplant, im asturischen Las Vegas in Nordspanien »auf hoher Kläranlagen-See« durch Capitan Pedro, sondern – wegen Anreiseproblemen – nur online! Ja! »Auf hoher Internet-See«! Aber auch mit Capitan Pedro! Yeah!

    Als ich mich nach der Hochzeit jedoch dann mit Katja auf dem Neumarkt traf, um ihr meine kompletten Finanzen zu übergeben (inklusive meines tollen Spar-Schweins Ernie mit den Fünf-Cent-Münzen), kam es zu gewissen Meinungsverschiedenheiten – ausgetragen per Elektroschocker und Plastik-Tüte auf meinem Kopf! Und, ja, nur das beherzte Eingreifen von zwei Streifenpolizisten sollte mir an diesem Tag das Leben retten!

    Wegen dieser Vorfälle und Katjas fortan nicht mehr enden wollender, frei erfundener Fantasie-Vorwürfe gegen mich (wie zum Beispiel »Gewalttätigkeit«, »Angriffe« auf ihr »Leben«, und »versuchte Vergewaltigung«) verbrachte ich im Folgenden dann erst mal einige Zeit unschuldig im Gefängnis. Ja. Immer wieder! Durch das glückliche Auftauchen eines Neumarkt-Videos, diverser Ungereimtheiten in den Aussagen der BWL-Maus und der Tatsache, dass mir zwei Polizei-Beamte, die mich unbedingt überführen wollten, grundlos einen Schädelbasis-Bruch und ein Schädelhirn-Trauma zufügten, wurde ich aber schließlich doch noch rehabilitiert und von allen Vorwürfen entlastet. Yippie-yeah! Bingo!

    Daraufhin – ja, die Entscheidung fiel mir wirklich schwer – trennte ich mich damals von Katja. Und, wie es das Schicksal wollte, sollte erfreulicherweise nun auch plötzlich noch herauskommen, dass unsere vollzogene Heirat letztlich komplett ungültig war! Ja! Weil Capitan Pedros »Online-Petition zur Durchsetzung der Wirksamkeit der Eheschließung auf hoher Internet-See beim Surfen im weiten Meer des Internets« trotz der beachtlichen 100.000 Unterschriften, die er hierfür gesammelt hatte, am Ende keinen Erfolg haben sollte.

    Vier Jahre später nach diesen Ereignissen bekam ich dann einen Brief von der BWL-Maus, in dem sie mir mitteilte, dass wir einen gemeinsamen dreijährigen Sohn namens »Katja« hätten. Ja! Sie hätte ihn tatsächlich genauso wie sich selbst genannt – »Katja«! Der Name wäre »sehr praktisch und effizient«, schrieb sie damals. Und im Brief forderte sie mich auch auf, etliche Summen an Kindesunterhalt zu zahlen, was ich natürlich sofort tat! Und, ja, Gott sei Dank auch konnte! Durch die Entschädigungszahlungen für meinen früheren Schädelbasis-Bruch und das Schädelhirn-Trauma!

    Burkhard, der die BWL-Maus seit seinem abrupten Abblitzen bei ihr auf der After-Work-Party nur noch »billig und ätzend« fand, war damals auf der Party ja dreißig Minuten später dann auch schon mit der nächsten, an der Bar sitzenden Frau von dannen gezogen und hatte mit ihr eine seiner »allerbesten und intensivsten Sex-Nächte seines Lebens überhaupt« gehabt, wie er mir tags darauf sehr stolz erzählt hatte. Er meinte jedenfalls dann zu mir, dass »das Kind ja wohl niemals« von mir wäre, wenn es denn »überhaupt existieren« würde. Und ich sollte, wenn ich schon »so blöd« wäre, »so viel Geld zu berappen«, doch wenigstens dafür sorgen, »es zumindest einmal zu Gesicht zu bekommen, damit der ganze Fake endlich auffliegt«!

    Für mich war natürlich mehr als sonnenklar, dass mein geliebter Sohn existierte! Ja, selbstverständlich! Dennoch bin ich irgendwann dann auch einfach mal zur Adresse von Katja & »Katja« gegangen, weil ich die Idee an sich ja gar nicht so verkehrt fand, meinen zu der Zeit nun mittlerweile schon sechsjährigen Sohn überhaupt mal zu sehen.

    Dort stieß ich zu meiner großen Überraschung dann auf ein vornehmes, herrschaftliches Luxus-Anwesen. Ja! Von einem gewissen »Herrn Fürst Kasper von und zu Schnöselohnhirn, dem richtig fetten Erben des XXL-Burger-Imperiums ›Fettleib‹ und seiner über alles geliebten Gemahlin«, wie es auf einem der Grundstücks-Schilder dort hieß! Und: Ich begegnete einem Angestellten des Hauses, der sich unheimlich aufregte, nur weil ich meinte, ich sei »der Vater des hier lebenden, sechsjährigen Jungen«! Ja! Warum war er denn derart aufgebracht? Beharrte immer wieder so vehement darauf, dass ein gewisser, hier wohnender »Maurice-Favergé-de-Viande-Pomme-Antoine« eindeutig, ja, ganz zweifellos »der Sohn von Frau Katja und dem Fürsten« sei! Auch wenn dies, wie er ergänzte, »ein Wunder gewesen« sei, da der Fürst wohl gerade erst vom Urologen erfahren hatte, dass er »eigentlich gar keine Kinder bekommen könnte«! Da erwiderte ich nur, dass »das doch überhaupt kein Wunder« wäre! Auch mein Urologe hätte mir ja mitgeteilt, dass ich »wohl nicht zeugungsfähig« wäre. Und trotzdem hätte Katja »vor sechs Jahren ja auch meinen Sohn zur Welt gebracht«!

    All diese Irritationen sollten sich sodann aber auch wieder in Wohlwollen auflösen. Es fiel mir nämlich wie Schuppen von den Augen, dass die BWL-Maus sicherlich nur eine eineiige Zwillingsschwester hatte, die halt auch »Katja« hieß und ebenfalls hier wohnte! Natürlich! Zwillinge halt! Und dass der Angestellte hier bestimmt von dieser anderen »Katja« sprach, die eben ganz offenbar mit diesem Fürsten Kasper verheiratet war und witzigerweise auch just vor sechs Jahren einen Sohn bekommen hatte! Ja! Halt diesen »Maurice-Favergé-de-Viande-Pomme-Antoine«! Logo!

    Warum der Angestellte allerdings die Männer in den weißen Kitteln rief, als ich ihm all dies genauestens im Detail erklärte – keine Ahnung! Und warum ich dann auch nicht sofort wieder aus der Tipptopp-Bekloppt-Klinik entlassen wurde, obgleich die BWL-Maus mehrfach ein sehr ausführliches und informatives Gespräch mit der Klinik-Leitung führte – mir ein Rätsel! Aber gut, nach einigen Monaten konnte ich die Klinik wegen des dortigen Riesen-Skandals ja dann doch verlassen!

    Danach hatte ich mich ja sehr inkompetent vom Elternverein »Kinder-und-Eltern-Hilfe mit Naivität« (KUEHN e.V.) beraten lassen, um neue Versuche zu starten, meinen Sohn zu sehen: Die dortigen Experten Frau Arglos und Herr Fromm empfahlen mir erst, ich sollte doch einfach die BWL-Maus anschreiben und mit ihr einen Besuch vereinbaren! Das brachte allerdings nichts, denn Katja lehnte ab.

    Dann schickten sie mich zur angeblich neutralen Familienberatung Family-Mega-Glückslos e.V., bei der sich herausstellte, dass sie gar nicht neutral war! Nein! Familienberater Herr Kuschelwuschel ließ mich ja gar nicht ausreden! Schmuste die ganze Zeit nur mit Katja rum! Und stellte ihr ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung auch noch eine eidesstattliche Erklärung aus, ich sei »gefährlich«! (Katja hatte in die Familienberatung übrigens auch nur eingewilligt, weil Burkhard mich dazu gezwungen hatte, ihr zu schreiben, ich würde »ansonsten die monatlichen Kindesunterhaltszahlungen kürzen«! Das hatte wohl gewirkt.)

    Anschließend legte mir der Elternverein ja dann auch noch den Weg zum vermeintlich »unvoreingenommenen und konstruktiv vermittelnden Jugendamt« ans Herz, das »sicherlich sehr positiv auf die Mutter einwirken« würde! Ja. Tat es aber nicht! Frau Gegenmann vom Jugendamt, passionierte Verfechterin der Frauenrechte, solidarisierte sich eben leider auch – ein bisschen zu sehr und schnell – mit Frau Katja! Ja! Und zwar nur mit ihr! Von Beginn an! Sie besprach mit ihr alles im Vorfeld! Glaubte ihr alles! Und hatte mich bereits als endgültig gewalttätig vorverurteilt, bevor ich auch nur einen Schritt ins Jugendamt tun konnte! (Die BWL-Maus hatte der Vermittlung durch das Jugendamt übrigens zugestimmt, weil ich ihr diesmal, auf Anraten von Burkhard, eine »Erhöhung des Kindesunterhalts« in Aussicht gestellt hatte.)

    Und zu guter Letzt navigierten Frau Arglos und Herr Fromm mich dann ja auch noch zum Familiengericht! Ja! Meinten doch glatt, dieses sei »objektiv und unabhängig«, und das »ordnungsgemäße Gerichtsverfahren und die richterliche Entscheidung« würden ja dann sicher auch endlich meinem Sohn und mir »Gerechtigkeit widerfahren lassen«! Ja! Das wäre ja auch echt super gewesen. Dem war nur leider nicht so! Nein! Bei Herrn Richter Schmidt-Biedermeier-von-Bismarcks stockkonservativem Mutter- und Familienbild gab es nie den Hauch einer Chance eines fairen Verfahrens!

    Dass der Richter dann doch noch »einem kurzen Treffen von mir und meinem Sohn im Beisein von bewaffneten Wachmännern, Frau Gegenmann vom Jugendamt, der Psychologin Frau Müller, der BWL-Maus und ihm selbst im Hochsicherheits-Trakt eines Kölner Gefängnisses zustimmte, war ja einzig und allein dem fulminanten, einmaligen Genie-Streich meines Rechtsanwalts zu verdanken, ein »arrangiertes Zusammentreffen unter maximalen Sicherheitsbedingungen« vorzuschlagen! Und der Richter willigte ja auch nur deshalb ein, weil er, wie er selbst sagte, »ein für alle Mal beweisen« wollte, dass »jeglicher Umgang zwischen Vater und Sohn keinen Sinn macht«, und damit ich danach, wegen der mir aufgebürdeten Verfahrenskosten, »endgültig Ruhe geben« würde mit meinen »abstrusen Fantasie-Forderungen«!

    So erreichten wir, über das Gerichts-Verfahren, aber ja zumindest, dass mein Sohn und ich uns tatsächlich das erste Mal sehen konnten! Ja! Teilziel erreicht! Er existierte! Es gab ihn! Wir begegneten uns! Yippie! Und was für ein Pracht-Junge er war! Ja! Sein 1-US-Dollar-George-Washington-Gesicht! Seine Burger-Statur! Seine Noblesse-Kleidung! Ich liebte ihn! Genau so, wie er war! Er war perfekt!

    Gut, okay, dass ich während des gesamten Treffens, von oben bis unten fixiert, in dieser einen komischen Hannibal-Ganzkörper-Hochsicherheits-Apparatur aus Metall stecken und stehen musste – gewöhnungsbedürftig! Und auch, dass mein Sohn, als er von der BWL-Maus an einer Kette hereingeführt wurde, diese eine sehr merkwürdige Metall-Maulkorb-Zuschnapp-Vorrichtung mit »Death«-Funktion auf seinem Kopf trug – nicht optimal!

    Aber das Ding wurde ihm ja dann auch abgenommen! Entgegen dem Willen der BWL-Maus! Ja! Erst Frau Gegenmann, dann die Psychologin Frau Müller und schließlich auch Herr Richter Schmidt-Biedermeier-von-Bismarck hatten darauf gepocht! Und nachdem Katja nicht nur vergeblich versucht hatte, alle gegeneinander auszuspielen, sondern auch begonnen hatte, mit dem konservativen Richter zu flirten, obwohl dieser ja nur seine Zwiebelstullen-Ilse liebte, ordnete dieser in einem Wutanfall kraft der Macht seines Amtes nun endgültig an, »die abstoßende Gerätschaft jetzt und hier sofort vom Kopf des Jungen zu entfernen«!

    Ohne diese auf seinem Haupt, schrie der Junge nun aber unerträglich laut los wie eine grelle Sirene! Ja! Alle hielten sich die Ohren zu! Außer mir halt. Ich fand, er hatte eine schöne Stimme! Und dann, als er mich erblickte, kam er sogar zu mir! Berührte mich am Ärmel, der an einer Stelle aus meiner Ganzkörper-Apparatur lugte! Hörte jäh auf zu schreien! Fragte mich: »Papa? Scheiß Papa? Papa Verbrecher?« (Worauf ich »Ja, Katja, ich bin dein Papa!« antwortete.) Er lachte laut auf! Umarmte und drückte mich samt meiner Apparatur mit beiden Armen! Und jauchzte schier vor Glück! Genauso wie ich! Ja! Überall war nur noch Licht! Warmes, helles Licht! Unsere Herzen leuchteten!

    Alle waren beeindruckt (bis auf Katja), und es sah jetzt tatsächlich so aus, als würde der Richter nun überraschenderweise vielleicht doch noch meinem Klageantrag stattgeben, meinen Sohn regelmäßig sehen zu dürfen! Da zündete die BWL-Maus jedoch die ultimative Atombombe: Sie bezichtigte mich jetzt auf einmal doch glatt, aus völlig heiterem Himmel, obwohl sie wusste, dass es nicht stimmte, des »sexuellen Missbrauchs« meines eigenen Sohnes! Ja! Mein Gott! In meiner Schock-Starre war mir nur noch nach Lachen und Kotzen zugleich zumute! Schließlich verlor ich das Bewusstsein und fiel ins Koma!

    Zuvor bekam ich aber auch noch mit, wie Katja auf kritische Nachfragen – insbesondere von Frau Gegenmann – antwortete, unser Sohn hätte ihr »alles erzählt und anvertraut« und sie selbst hätte mich auch »mehrmals« über ihre Terrasse »huschen« sehen! Deshalb würde er halt so schreien. Aufopferungsvoll würde sie sich »bereit erklären, jederzeit alle erforderlichen Aussagen zu machen«! Ihren »traumatisierten Sohn« aber dürfe »niemand« außer ihr befragen. Das würde sie »strikt untersagen«! Als »Mutter«! Zu seinem »Schutze«!

    Meinem Sohn, der daraufhin wieder zu schreien begann, stülpte sie nun auch gleich wieder die Gerätschaft über den Kopf und sagte dazu grinsend: »Zum Schutze aller, nicht wahr?« Ja. Keiner im Raum glaubte ihr diese ganze Story, aber allen waren die Hände gebunden: Alle sagten, sie müssten »leider auf Nummer sicher gehen« und untersagen, dass ich das Kind wiedersehen könnte, »zumindest solange diese Vorwürfe im Raum« stünden! Kein Wunder also, dass ich ins Koma fiel!

    Zugleich waren es die Gedanken an meinen Sohn, die mich aus meinem Schwebezustand zwischen Leben und Tod auch wiederum zurück ins Hier und Jetzt, ins saftige Leben holten! Ja! Sogar viermal hintereinander! Weil ich die ersten drei Male beim Aufwachen jäh hochschnellte, gegen eine Gerätschaft knallte und gleich wieder ausgeknockt zurück in Ohnmacht fiel. Ja! So ist das halt manchmal, wenn Krankenhäuser hochtechnisiert sind! Aber egal. Ich fühlte mich jedenfalls großartig! Wie neugeboren! Bereit für neue Taten! Ja! Willens mehr denn je, meinen Sohn zu sehen! Ja! Ich würde weiterkämpfen! Wie ein Einhorn!

    Und eines Tages obendrein dann bestimmt auch noch die Liebe meines Lebens finden! Ja, auch dieser Traum lebte ja nach wie vor in mir weiter! Natürlich! Jetzt erst recht! Mehr denn je! Mein endgültiges Erwachen aus dem Koma war für mich wie ein geschenktes, neues Leben! Wie eine einhundertzweite Chance! Ja! Ein Knut ist halt unkaputtbar. Das Schicksal meinte es gut mit mir! Yeah!

    So! Ich finde, die Zusammenfassung habe ich doch gar nicht mal so schlecht hingekriegt, wenn auch erst bei diesem x-ten Versuch! Ich kann mich jetzt auch tatsächlich wieder an fast alles erinnern! Also: Los geht´s mit der weiteren Handlung!

    Und die verspricht natürlich nur lauter Erfolge und Highlights! Ja, klaro! Wie sollte es denn auch anders sein? Bei so einem Winner-Typ, der ich bin! Mir käme was anderes ja gar nicht in den Sinn!

    ***

    Entsprechend gab es sofort zu Beginn, als ich aus dem Koma erwachte, auch gleich schon die absolute Knaller-Überraschung. Ja! Ein ganz tolles, positives Omen für den weiteren Verlauf der Dinge: Ich durfte vom Krankenhaus aus, wo ich erwachte, doch glatt sofort wieder zurück an den Ort der liebevollen, ersten Begegnung mit meinem Sohn, nämlich in den Gefängnis-Hochsicherheits-Trakt!

    Ja! Das hatte ich Katja zu verdanken! Sie war am Tag unserer dortigen Zusammenkunft gleich so freundlich gewesen, offiziell »Strafanzeige wegen sexuellen Missbrauchs« gegen mich zu stellen, so dass ich nun, nach der Genesung, sofort wieder zurück ins Gefängnis überstellt wurde. Ja! Ich war während meines Komas die ganze Zeit schon in Untersuchungs-Haft gewesen – yippie! Auf diese Weise war ich meinem Sohn ja nun besonders nah.

    Damit sich in meinem Viertel wiederum keiner um mich Sorgen machte (es war ja plötzlich gar keiner mehr da, der mitten auf der Kreuzung mit dem Fuß im Gully-Deckel steckenblieb oder ausversehen mit den Supermarkt-Regalen Domino-Reihen-Umkippen spielte), hatte die BWL-Maus netterweise auch längst überall auf den Straßen Info-Flugblätter zu den Gründen meiner Inhaftierung verteilt. Ja, klar! Und die Info obendrein auch sämtlichen Knastbrüdern zukommen lassen, damit sie mir einen warmen Empfang bereiten würden!

    Die polizeiliche Aufklärungs-Arbeit war ebenfalls exzellent: Die sehr akribisch recherchierenden Polizei-Beamten und top geschulten, auf alles gefassten Polizei-Psychologen untersuchten Katjas Aussagen auf Herz und Nieren! Und kamen zum Ergebnis: Nicht nur ihr Argument, dass »der Junge zum Schutze aller die Apparatur besser aufbehalten« solle, war stimmig. Nein. Auch ihre oscarreifen, theatralischen Darstellungen meiner angeblichen Taten – sie sollen von mir »im Kinderzimmer ›Wolkenkuckucksheim‹ in der zweiten Etage ihres frisch renovierten ›Luftschlosses‹ im Flügel 5 D« begangen worden sein – seien »in jeder Hinsicht überzeugend«! Ja. Es gab allerdings einen kleinen Haken: An allen drei Tatzeiten, die sie angab, hatte ich Alibis! Ja! Ich kam gar nicht als Täter in Frage!

    An einem der drei besagten Tage war ich nachweislich in einem Zoo gewesen und am Krokodil-Becken-Rand ausgerutscht, ins Wasser geplumpst, lange herumgeschwommen (weil sich die Zähne eines Krokodil-Babys unglücklich in meiner Zebra-Kleidung verbissen hatten) und »wegen unerlaubten Fütterns« mit einem Bußgeld bedacht worden! Zur zweiten Tatzeit war ich gerade unter Zeugen die Außenfassade des Kölner Doms am Hochkraxeln! Ja! Man könnte »den Dom so gut besteigen« und hätte von oben eine »ganz fantastische Aussicht«, hatte mir halt mal jemand gesagt. Und zum vermeintlich dritten Tatzeitpunkt war ich zweifelsfrei auf der Kölner Möbel-Messe gewesen. Ja! Dort war ich nämlich in einer besonders außergewöhnlich designten, hochmodernen Sitz-Landschaft so unglücklich in eine kleine Kuhle gerutscht, dass das ganze Messe-Team den ganzen Tag brauchte, um mich darin wiederzufinden und zu befreien!

    Tja, und so musste auch der Staatsanwalt am Ende reuig einräumen: »Herr Pfosten, ich kann Sie nicht hierbehalten! Sie dürfen gehen! Was haben Sie für ein Glück, dass die besorgte Mutter in ihrer verständlichen, inneren Verzweiflung und Aufgelöstheit sich nicht mehr an die richtigen Tage erinnern kann und wir nach wie vor nicht alleine mit dem Jungen sprechen können, weil sie es zu seinem Schutze weiter untersagt! Nur dadurch können wir Ihnen keine konkreten Taten nachweisen!«

    Ja, cool! War das also auch überstanden! Yeah! Erst war ich aus dem Koma erwacht! Und jetzt auch noch aus der Haft entlassen? Wow! Ich hatte ja gerade so was von einen Lauf! Befand mich mitten auf der Gewinnerstraße! Jetzt hieß es nur noch – aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei – auch noch das Gerichtsverfahren zu einem guten Ende zu bringen. Was ja ein Leichtes sein dürfte: Denn alle hatten doch gemeint, sie könnten jeglichen weiteren Treffen ja nur nicht zustimmen, »solange die Vorwürfe im Raum« stünden! Aber die waren ja jetzt passé! Ich war ja wieder ein freier Mann!

    Tatsächlich kam es dann auch – recht zeitnah – zu einer abschließenden Gerichtsverhandlung. Ja! Welche allerdings nur zwei Minuten dauerte und der lediglich Herr Richter Schmidt-Biedermeier-von-Bismarck, Katjas Anwältin, mein Anwalt und ich beiwohnten! Und in der mein Klage-Antrag vom Richter doch glatt – oh Graus – abgewiesen wurde! Ja! Abgewiesen! Mit der Begründung, es wäre »zwar in der Tat nicht nachgewiesen«, dass ich das Kind sexuell missbraucht hätte. Aber am Ende aller Tage könne er das ja »leider auch nicht gänzlich ausschließen«! »In dubio pro Kind« müsse daher hier Vorrang haben! Nicht »in dubio pro reo«! Ja, es täte ihm ja auch leid, aber es wäre »weiter ausgeschlossen«, dass ich meinen Sohn »in den nächsten Jahren« sehen würde. Denn die Vorwürfe stünden ja halt »immer noch irgendwo im Raum«!

    Ich konnte es echt nicht glauben! Es ging um meinen Jungen! Ich hatte mir nichts zu Schulden kommen lassen! Man konnte uns – mir nichts, dir nichts – doch nicht einfach wieder so auseinanderreißen! Das konnte und wollte ich nicht akzeptieren! Und fasste einmal mehr den Entschluss: Ich kämpfe weiter! Immer weiter! Bis zum erneuten Umfallen! Und noch weiter! Ja! Ich gebe nicht auf! Ich löse mich nicht auf! Ich falle auch nicht wieder

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