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Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 3): Episode 11 bis 15 (Episoden aus dem Leben von Knut)
Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 3): Episode 11 bis 15 (Episoden aus dem Leben von Knut)
Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 3): Episode 11 bis 15 (Episoden aus dem Leben von Knut)
eBook223 Seiten3 Stunden

Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 3): Episode 11 bis 15 (Episoden aus dem Leben von Knut)

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Über dieses E-Book

Comedy & Satire (Roman, 3. Band)

Knut Pfosten ist ein armer, naiver Tollpatsch, der sein Glück sucht und stets mit höchster Zuverlässigkeit und Bravour volle Breitseite gegen die Wand fährt. Gnadenlos bestraft das Leben ihn mit dem Leben, und er fragt sich immer wieder: »Was mache ich hier eigentlich?«

Doch Achtung - ein Knut ist nicht zu unterschätzen. Er lässt sich seine Hoffnung auf die große Liebe, Freundschaft und Geborgenheit im Leben niemals nehmen und hält das Fähnchen des Lebens und der Liebe weiter hoch. Täuscht also der erste Eindruck, und es ist vielleicht doch noch was drin für Knut?

Dies ist der dritte Band (Episode 11 bis 15) der vierbändigen Comedy-&-Satire-Roman-Buchreihe von Frank Bresser.

(für Erwachsene & Jugendl. ab 16. J.)
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Nov. 2019
ISBN9783749755813
Autsch! oder: Was mache ich hier eigentlich? (Band 3): Episode 11 bis 15 (Episoden aus dem Leben von Knut)

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    Buchvorschau

    Autsch! oder - Frank Bresser

    Episode 11

    Episode 11 – Domino

    Also gut, ich fasse mein blühendes Sozialleben mal so zusammen: Es ist an sich total super! Aber irgendwie halt auch wieder nicht so ganz. Denn, ja, auf gewisse Weise vermisse ich etwas ganz Wichtiges! Und zwar echte, dauerhafte Bindungen in meinem Alltag!

    Ja! Die Liebe küsst mich zwar nach wie vor immer wieder ganz wild und macht mich so was von quicklebendig! Letztens zum Beispiel habe ich mit einer Frau im Kino mich sehr leidenschaftlich über Filme unterhalten und auch tatsächlich dann ein Kino-Ticket bei ihr erstanden! Das war toll! Oder: Ich war im Kölner Zoo und habe eine wundervolle Dame kennengelernt, die leichte Ähnlichkeit mit einer ehemaligen Klassenkameradin von mir hatte sowie einen ganz speziellen, eigenen Humor: Sie stand nämlich im Lama-Gehege! Das fand ich irgendwie originell und wollte sie sogleich zu einem Kaffee einladen. Oder gestern erst, als ich bei Lady Giiiiiiiiiiga auf einem Konzert war und ich sie ganz mutig aus der hintersten Reihe heraus lieb und höflich fragte, ob wir uns mal treffen könnten! Das wäre es doch auch gewesen! Aber die Liebe will und will bei mir halt einfach nie von Dauer sein! Sie währt nach wie vor immer nur ganz kurz!

    Auch Burkhard, ein wahrlich fantastischer und treuer Freund, wie er im Buche steht (z.B. in »Cäsar und Brutus«), ist ja eigentlich immer für mich da! Und das seit ewig! Und doch spreche und sehe ich ihn letztlich nur allzu selten! Warum? Weil sein Telefon ständig kaputtgeht, wenn ich ihn anrufe! Weil seine Flatrate (so ein Pech!) ausgerechnet für meine Telefonnummer nicht gilt, so dass er sich bei mir nur »mit ganz erheblichem Kostenmehraufwand« melden kann! Und weil er, selbst wenn ich ihn mal an die Strippe bekomme, in der Regel »sooo viel zu tun« hat, dass wir uns oft nicht groß unterhalten, geschweige denn treffen können!

    Meine Eltern sind natürlich auch ein Traum, die sehe ich aufgrund ihres konsequent betriebenen Geborgenheits-Prinzips aber ja praktisch auch nie! Und das Kind, das Katja und ich in der Präsidenten-Suite offenbar gezeugt haben? Ja, Wahnsinn! Toll! Starke Bindung im Alltag! Also. Hätte ich wahrscheinlich. Wenn ich es mehr sehen würde! Dazu mehr an anderer Stelle. Alles zu seiner Zeit.

    Von daher: Ja, ich vermisse etwas! Und zwar wirkliche, dauerhafte Bindungen in meinem tagtäglichen, normalen Alltag! Und damit meine ich eben mehr und etwas ganz anderes als die mir täglich auf den Kopf scheißenden Kölner Tauben! Als die ständig zu mir Kontakt suchenden Milben, Läuse, Flöhe, Ratten und Spinnen der Umgebung! Als die aus diversen Terrarien Kölns entflohenen, sich zu mir verirrenden, hochgiftigen Skorpione und Schlangen! Als die im tiefsten Grün jedes Mal mir mit Minimum Tempo 100 entgegensprintende Wildsau, die mich auf den nächsten Baum hochkatapultiert! Nein! Ich meine damit die echte, persönliche Bindung zu einem Lebewesen, das mich gleichfalls mag, mir auch treu ist, Liebe gibt und froh ist, den Alltag mit mir zu teilen! Tag für Tag!

    Natürlich habe ich auch schon oft darüber nachgedacht, mich in der Eifel oder, noch weiter weg, in völliger Einöde – zum Beispiel im Bayerischen Wald – nach einem Braunbären umzuschauen, um mit ihm eine Freundschaft aufzubauen und in der Wildnis einen aufregenden Alltag zu verleben. Doch ehrlich gesagt (dies würde man bei mir sicherlich gar nicht so vermuten) bin ich gar nicht so der Typ »Mann in der Wildnis«, Robin Hood, »The Revenant« oder Heidi! Nein! Ich bin eher der Robinson-Crusoe-Typ! Ja! Ein ewig Schiffbrüchiger! Der Anschluss sucht! Und kämpft wie ein Seepferdchen! Nach dem Motto: Verlieren kann jeder. Also tu es auch! Aber mit Anstand! Indem du alles versuchst! Und dir deine Hoffnung und deinen Stolz bewahrst! Zumindest das! Denn: Verlieren kann jeder! Wer aber erst gar nichts versucht, hat von vornherein schon verloren! Und zwar noch viel mehr: Sich selbst! Bäng!

    Und so schritt ich entschlossen nun einmal mehr zur Tat, machte einen weiteren, mutigen, neuen Bindungsversuch und traf jetzt die ultimativste und gewagteste aller in diesem Sonnensystem möglichen Robinson-Crusoe-Entscheidungen schlechthin: Ich erwarb ein Aquarium! Ja! Mit drei schönen Gold-Orfen darin! Ich nannte sie »Ulla«, »Schnulla« und »Vladimir«! Kaufte zudem eine kleine Wasserschnecke und gab ihr den Namen »Speedy-Glasreiniger«! Sie würde über die Aquarien-Scheiben kriechen und sie wunderbar sauber halten! Ja! Und: Ich kaufte das Aquarium aus Panzerglas, damit ich es nicht kaputt machen konnte!

    Das Geld dafür hatte ich übrigens dank einer kürzlichen Versicherungszahlung parat, weil mich auf einer Kirmes jemand blöd am Hintern getroffen hatte: Zunächst beim Schießstand mit dem Luftgewehr, dann beim Luftballonwerfen mit den Dartpfeilen und schließlich bei »Hau den Lukas« mit dem Hammer bei voller Ausholbewegung.

    Wie auch immer. – Auf dem Aquariumsboden legte ich liebevoll einen enorm schicken Linoleum-Boden mit Schachbrett-Muster aus. Zudem schüttete ich in eine Ecke des Aquariums ein bisschen Sand (aus dem Baustellen-Loch, in das ich tags zuvor hineingestürzt war) und stellte in die gegenüberliegende Ecke einen dicken Stein (der mir im Baustellen-Loch dann auch noch auf den Kopf gefallen war). Schließlich bastelte ich auch noch in liebevoller Kleinstarbeit ein Papierhütchen und setzte es für die drei Gold-Orfen als nette Insel oben auf das Wasser, damit sie zwischendurch bei Bedarf auch mal an die frische Luft kämen.

    Und, ja, was soll ich sagen: Es war ein einziges Fest! Jeden Tag sprach ich mit Ulla, Schnulla und Vladimir! Sang ihnen voller Inbrunst und Leidenschaft »My heart will go on« von Céline Dion vor! Und fütterte sie zuverlässig voller Hingabe! Sogar dreimal am Tag! Ja, okay, das musste ich irgendwann etwas einschränken – so dick, wie die zwischendurch wurden! Ich hatte mich für einen Moment schon tierisch gefreut, die wären allesamt trächtig und würden nun ganz viele kleine Ülchen, Schnülchen und Vladimirchen kriegen! Aber nix da!

    Egal. Jeden Tag schaute ich in das Aquarium und fand meinen Seelenfrieden. Immer wieder entdeckte ich bei den Orfen wunderschöne, neue Facetten in ihrem goldenen Glitzern und eleganten, olympiareifen Synchron-Schwimmen! Immer wieder lobte ich Speedy-Glasreiniger für seine rasant vollbrachte, getane Arbeit, insbesondere an der Frontscheibe! Ja, wir waren alle ein Herz und eine Seele! Natürlich war Speedy-Glasreiniger eher der Eigenbrötler, trotzdem gehörte er zu unserem eingespielten Team genauso fest dazu!

    Unser Glück war derart vollkommen, dass ich mich sogar schon bald in der Lage sah, bereits den nächsten, tollkühnen Schritt auf meinem Weg zu höchstqualitativen, dauerhaften, tagtäglichen Bindungen in meinem Leben zu wagen: Nämlich mir ein noch größeres und weiterentwickeltes Haustier zuzulegen, mit dem ich dann ganz wild auch noch balgen, schmusen und herumtollen könnte!

    Jawohl! – Nur welches? Mit welchem kuscheligen, warmen Tier würde ich am vergnügtesten und liebsten über all die Wiesen, Schächte und Betonböden Kölns und in all die Regen-Pfützen, Kläranlagen und Rhein-Hochwasser springen?

    Hm. Mit einem Hund vielleicht? Ich überlegte. Äh. Na ja. Also so recht wollte mich die Idee einfach nicht überzeugen: Chihuahuas zum Beispiel kläffen doch so fürchterlich! Bernhardiner sabbern so dermaßen schrecklich! Schäferhunde haben echt scheußlichen Mundgeruch! Russische Toys (kontinentale Zwergspaniel) werden oft nur 20 Zentimeter klein und sind nicht wesentlich größer als meine Gold-Orfen! Und frisierte Pudel sehen einfach aus wie Klobürsten! Ja! Das ist sicherlich exakt so als Norm in irgendeinem Gesetz festgelegt! Und okay, es macht natürlich auch Sinn, weil sie überall hin kacken. Aber sollte ich mir das wirklich antun? Hm. Nicht einfach zu entscheiden!

    Wie wäre es denn alternativ mit einer Katze? Ja, genau! Ich habe schon so viele Menschen von allen möglichen Katzen schwärmen hören! Aus persönlicher, eigener Erfahrung kenne ich allerdings bisher nur zwei Katzenarten: Schwarze Katzen, die direkt vor meiner Nase immer wieder von links nach rechts über die Straße laufen! Und weiße Katzen – halt diese großen, weißen Tiger – die supergefährlich sind und aus dem Nichts auftauchen können! Ja, klar! Also die konnte ich mir in meiner Wohnung jetzt wahrlich auch nicht gut vorstellen.

    Na ja, und Meerschweinchen sind für mich halt auch nicht der Super-Hit: Im ganzen Gewuschel weiß ich bei denen nie, wo vorne und hinten ist! Hamster wiederum laufen mir viel zu schnell in ihrem Hamster-Rad herum – da wird mir ja schon vom Zugucken schwindelig! Genau! Und Kaninchen? Nun, die finde ich halt echt sooooo süß, dass ich schon bei ihrem Anblick sofort losheulen muss! Also optimal wäre das von daher auch nicht!

    Hm, für was würde ich mich also letztlich entscheiden? Nun. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals wurde mir die Entscheidung kurzerhand abgenommen. Ja! Wie es der Zufall wollte, gab es in unserem Hochhaus nämlich einen Terrariumsbesitzer, der sich gerade erst in diesen Tagen eine neue Feder-Boa gekauft hatte und deshalb keinen Platz mehr für seinen »120 Zentimeter langen und 80 Zentimeter schlanken, sehr kommunikativen, agilen und äußerst verschmusten Jamaika-Leguan« hatte! Und, ja, wie ich seinem Aushang (unten im Erdgeschoss im Hausflur an einer Kork-Pinnwand) entnehmen konnte, suchte er jetzt doch glatt jemanden, der seinen Leguan »übernehmen« könnte! Er würde auch »nichts dafür verlangen«.

    Ich war natürlich sofort hellauf begeistert und sagte zu! Auf der Stelle! Allerdings hörte mich im Hausflur vor der Pinnwand leider keiner! Deshalb ging ich nun auch noch zur Wohnung des Leguan-Halters hoch. Ich klingelte, erwischte bei der vierundzwanzigsten Klingel sodann auch tatsächlich seine und konnte freudig nun mit ihm vereinbaren, dass ich mich fortan um den Leguan kümmern und er mir diesen in den nächsten Tagen vorbeibringen würde. Genial! Bingo!

    Ich freute mich im Folgenden so dermaßen auf meinen zukünftigen, neuen, netten Mitbewohner! Unglaublich! Eifrig besorgte ich jetzt natürlich auch alles, was ein Leguan halt so braucht. Und? Was ist das so? Nun, als Lebensraum schon mal »Buschland sowie Sandboden, um darin Ruhe-Höhlen zu graben«, wie meine intensive Recherche zu Tage brachte. Okay! Kein Problem!

    Denn da jedes käuflich zu erwerbende Terrarium ohnehin viel zu klein für den stolzen, wendigen Jamaika-Leguan gewesen wäre, verteilte ich nun einfach im Wohnzimmer um mein Sofa herum vierzehn 30-Kilogramm-Packungen Rindenmulch! Zudem besorgte ich ein paar größere Dornen-Büsche im coolen Western-Style in peppigen Blumentöpfen, die ich gleichmäßig im ganzen Raum platzierte und sich ebenfalls sehr schön machten.

    Zudem hatte ich vom sehr ausgeprägten Lichtbedürfnis der Leguane gehört. Deshalb stellte ich in meinem Wohnzimmer nun auch zahlreiche Gesichts-Bräuner auf, welche ich sehr günstig vom insolvent gegangenen Solar-Sonnenstudio »Ab in den Norden« ein paar Häuser weiter ergatterte.

    Beim Testlauf der Bräuner gab es übrigens einen klitzekleinen, kurzen Busch-Brand. Den bekam ich aber auch sogleich wieder unter Kontrolle! Nur fünf der acht Dornen-Büsche fackelten ab! Und fügten sich natürlich nun sogar noch besser in die für Leguane geradezu optimale Wüstenlandschaft meines Wohnzimmers ein!

    Gut, bei meinem Haustier handelte es sich um einen Jamaika-Leguan, nicht um einen Wüstenleguan! Aber egal, ich war mir absolut sicher: Mein Leguan würde sich in dieser Umgebung pudelwohl fühlen!

    Schließlich legte ich zum abwechslungsreichen Spielen auch noch einen Ast auf den Boden (der mir in der Woche zuvor beim netten Waldspaziergang unglücklich am Auge hängengeblieben war). Tadaaaaaaa! Schon war das Ein-Zimmer-Leguan-Terrarium fertig eingerichtet!

    Okay, meine Wohnung bestand nur aus einem kleinen Wohnzimmer, einem Mini-WC-Bad und einem winzigen Schlafzimmer. Aber gut. Der Leguan war mir halt wichtig!

    In diesem Sinne achtete ich beim Futterkauf auch entsprechend pingelig auf maximal gesunde und artgerechte Ernährung! Letztlich besorgte ich für meinen Leguan zwölf Bananen-Stauden, dreizehn große Kisten Pampelmusen, zwei Säcke Rhododendron-Blüten, eine Konservenbüchse Tomatensuppe, fünf Kilo zartestes Rumpsteak-Fleisch, eine Palette fair gehandelte Schokoplätzchen (mit hohem Kakaoanteil) und einen 30-Liter-Premium-Eimer »5-Sterne-Kartoffelsalat de Luxe«!

    Dass ich mir all dies leisten konnte, lag übrigens daran, dass mir ein Jahr zuvor an einer Bushaltestelle ein Linienbus mit seinem Seitenaußenspiegel volle Pulle ins Gesicht gefahren war! Und, als ich wieder aufgestanden war, gleich noch mal! Halt beim Zurücksetzen, um mich zu fragen, ob bei mir »wirklich alles okay« wäre! Dafür hatte ich nun eine hübsche Versicherungszahlung erhalten.

    Schließlich war es so weit: Yeah! Ich war mit allen Vorbereitungen fertig und der Leguan-Besitzer, den ich in diesen Tagen immer wieder mit seiner um den Hals geschwungenen Feder-Boa fröhlich singend und beschwingt tänzelnd durch die Flure schweben sah, brachte mir tatsächlich und endlich mein geliebtes, stolzes Haustier!

    Ja, und zwar auf einer Schubkarre! Die sah eigentlich auch sehr stabil aus. Ihr Rad verbog sich aber trotzdem immer weiter zur Seite, während mein Nachbar sie, mit dem Leguan darauf, in immer größeren Schlängellinien in mein Wohnzimmer fuhr! Merkwürdig war auch, dass er sie immer wieder zwischendurch absetzte. Na ja. Hauptsache geschafft! Jetzt galt es nur noch, den Leguan auch noch von der Karre runterzubekommen.

    Überraschenderweise machte der Leguan selbst überhaupt keine Anstalten, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen! Okay, dann mussten wir halt ran. Und tatsächlich: Mit vereinten Kräften und unter Zuhilfenahme zweier massiver Autoheber (die der Nachbar zwischenzeitlich aus der Garage holen musste, weil es ohne einfach nicht ging), gelang es uns, die Schubkarre zumindest ein wenig nach vorne zu kippen!

    Dadurch geriet das Tier auch prompt in Bewegung, krachte von der Tragefläche mit einem Riesen-»Rums« auf meinen wunderschönen, mit Rindenmulch bedeckten, artgerechten Wohnzimmer-Boden, rollte mit oder durch den Fallschwung sogleich dann aber auch wieder in seine alte, aufrechte Liegeposition und saß plötzlich exakt wieder genauso da wie vorher auf der Schubkarre!

    Irre! Nicht eine einzige, eigene Bewegung des Leguans war mit dem bloßen Auge auszumachen gewesen. Wahnsinn! War er tatsächlich sooo flink? Oder hatte er sich tatsächlich einfach nicht bewegt? Und war einfach nur cool geblieben? Oder war vor Aufregung erstarrt? Wie auch immer, eins stand jetzt schon fest: Ich liebte dieses Haustier heiß und innig! Von Beginn an!

    Vor lauter Dank wollte ich nun dem Feder-Boa-Nachbarn die Füße küssen und ihn natürlich auch noch nach den wichtigsten und nützlichsten Pflege-Tipps fragen, da stellte ich aber doch glatt fest: Mensch, der war ja längst mit seiner Schubkarre wieder verschwunden! Weg! Auf und davon!

    Flugs sprintete ich daraufhin zur Wohnungstür und rief ihm noch nach, er möge mir doch »bitte noch brüllen«, was ich bei der Leguan-Tierhaltung »so alles beachten« müsste und »wie der Racker« denn überhaupt hieße!

    Und tatsächlich, von irgendwoher aus den Tiefen des unendlichen Treppenhauses hallte es noch aus meines Nachbarn Munde: »Nix zu beachten! Der ist pflegeleicht und heißt ›Domino‹!«

    ***

    Und so saß ich nun da auf meinem Sofa. Vor Domino. Schaute ihn an. Bewunderte seinen stolzen, breiten, sehr stämmigen Körper, seinen megalangen Schwanz und seinen fantastischen Kamm mit all den gezackten Schuppen auf seinem Rücken! Ich war einfach nur begeistert.

    Sehr feierlich begrüßte ich ihn dann auch in meinem und im Namen von Ulla, Schnulla, Vladimir und Speedy-Glasreiniger und ging nach einem kurzen, aber äußerst netten und unverfänglichen Kennenlerngespräch sogleich zum Füttern über:

    Ich band ihm eine Serviette um den Hals, legte fein säuberlich Löffel, Gabel und Messer vor ihn auf den Rindenmulch und servierte ihm auf einem wunderschönen, silbernen Tablett den frischen, saisonalen 5-Sterne-Kartoffelsalat de Luxe samt drei delikater Pampelmusen-Scheiben auf feinsten, millimeterdünn geschnittenen, zarten Rumpsteak-Streifen, begleitet von einer üppigen Bananen-Staude und einer mit Rhododendron-Blüten garnierten 1-A-Tomaten-Suppe, abgerundet von einer britischen Tea-Time-Etagere voller leckerer Schokoplätzchen mit hohem Kakaogehalt und einem Gutschein für einen Espresso. Dabei lächelte ich ihn ganz warmherzig und gönnerhaft an und wünschte ihm schließlich einen »guten Appetit«.

    Aber komisch! Domino rührte ja gar nichts an! Und bewegte sich immer noch überhaupt nicht! Keinen einzigen Millimeter! Blieb einfach nur starr stehen, beziehungsweise liegen! Irgendwann ging mir dann aber plötzlich ein Licht auf und, ja, mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Der Feder-Boa-Nachbar hatte ihn bestimmt gerade erst gefüttert! Deshalb war Domino jetzt einfach nur pappsatt! Und halt etwas müde!

    Von daher konzentrierte ich mich im Folgenden erst mal darauf, dass sich Domino möglichst heimisch bei mir fühlte und sich so schnell wie möglich akklimatisierte und erholte! Dann würde er sicherlich auch ganz schnell auftauen und unheimlich wild hier überall herumspringen.

    Also schaltete ich, damit es so richtig schön mollig warm und hell wurde (wie in Jamaika halt), erst mal alle Gesichts-Bräuner an. Um in meinem Wohnzimmer einen allzu abrupten Klimawandel zu vermeiden, wählte ich allerdings zunächst lediglich die niedrigste Wärme-Stufe.

    Aber auch die erzeugte

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