ICH BIN WERTVOLL - Ich zeige mich, wie ich bin: Wenn ICH Ich bin, sehen mich die Anderen als ICH
Von Susanne Honold
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Über dieses E-Book
Denn: Die ausgesprochene Wahrheit heilt.
Ähnlich wie ICH BIN WERTVOLL - Ich zeige mich, wie ich bin
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Buchvorschau
ICH BIN WERTVOLL - Ich zeige mich, wie ich bin - Susanne Honold
VORWORT:
Der Hinweis, das Cover meines Buches würde erkennbar machen, von einem Laien gestaltet worden zu sein, nach Aufmerksamkeit schreien und Bedürftigkeit ausdrücken, möchte ich aufgreifen. Ich möchte allen Menschen vermitteln, es geht mir in diesem Buch nicht um die Professionalität und/oder die Vermarktung des Buches. Es geht mir darum Gefühle auszudrücken, Traumatisierungen aufzudecken und zu heilen und andere Menschen anzuregen gleiches zu tun. Für das eigene Wohlbefinden und für die eigene Entwicklung zum
eigenen ICH
Dieses Buch ist eine Biographie über mich. Es beinhaltet meine Entstehung, meine Lebensgeschichte und meine Persönlichkeitsentwicklung. Ich versuchte, den Zusammenhang in Worte zu fassen, wie ich zu dem Mensch geworden bin, der ich jetzt und heute bin. Ich gebe einen Einblick in meine Familie und in die Strukturen meiner Generationen. Gleichzeitig beleuchte ich meine Erfahrungen in Partnerschaften und die Zusammenhänge mit meinen schon in meiner frühesten Kindheit und im Bauch meiner Mutter erlebten Traumatisierungen.
Ich beleuchte mit meinen Worten mein eigenes Opfersein und die nicht ausbleibenden Täteranteile in mir, durch die ich Traumatisierungen an meine eigenen Söhne weitergegeben habe.
Ich beschreibe den von mir eingeschlagenen Weg, meine Traumatisierungen zu heilen und in meine eigene Identität zu kommen = ein eigenes ICH zu entwickeln. Manchmal beschreibe ich in diesem Buch wiederholt Lebenssituationen von mir. Dies zeigt mir deutlich, wie belastend diese Situationen für mich waren und teilweise immer noch sind.
Gleichzeitig versuche ich in diesem Buch meine Begeisterung für die IoPT als Unterstützung auf meinen Weg auszudrücken. Mir hat diese Methode ein völlig neues Lebensgefühl vermittelt. Ich bin allen Resonanzgebern, die mir bei meinen eigenen Selbstbegegnungen zur Seite standen sehr dankbar.
Ich fühle mich, nachdem ich jetzt zwei Jahre mal mehr und mal weniger an dieser Biographie arbeitete, befreit und glücklich. Diese Biographie hat mir selbst geholfen, mich, mein Leben, meine eigene Opferschaft und meine eigene Täterschaft zu erkennen und zu verstehen. Dieses Buch gab und gibt mir die Kraft, mich zu zeigen, wie ich bin.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch auch für andere Menschen als Ansporn dient, über das eigene Leben, die eigene Opferhaltung und Opfersein und die eigene Täterhaltung und Tätersein, nachzudenken. Es ist etwas Besonderes, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und diese in Worte zu fassen. Vielleicht hat durch dieses Buch der eine oder andere Mensch den Mut, auch sein eigenes Leben aufzuschreiben und sich damit so befreit und glücklich zu fühlen, wie ich mich jetzt fühle.
DENN DIE AUSGESPROCHENE WAHRHEIT HEILT!!!
Es kommen immer wieder Situationen, die mich an meine Kindheit erinnern und damit Schmerz in mir auslösen. Allerdings gelingt es mir immer besser, diese Situationen bewusst anschauen zu können, zu fühlen, zu weinen und darüber zu reflektieren. Hilfreich sind für mich: Menschen, von denen ich weiß, dass sie mir wohlgesonnen sind und mich annehmen – genau so, wie ich bin.
Ich wünsche auf jeden Fall allen Menschen, die mein Buch lesen, gute eigene Erkenntnisse und Wahrnehmungen für ihre eigenen Traumatisierungen, für ihre eigenen Gefühle und die Kraft, diese zu bearbeiten, in Worte zu fassen, diese auszusprechen und damit zu heilen. In diesem Buch schreibe ich sehr oft von der Anliegen-Methode die von Professor Franz Ruppert weiterentwickelt wurde und von IoPT (Identitäts orientierte Psychotrauma Theorie), von „Selbstbegegnungen von meinem „Ich
, und von „Resonanzgebern".
PROFESSOR FRANZ RUPPERT IST PSYCHOLOGISCHER PSYCHOTHERAPEUT UND PROFESSOR FÜR PSYCHOLOGIE. ER IST SEIT 30 JAHREN AN DER HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE WISSENSCHAFT IN MÜNCHEN TÄTIG. ER IST TRAUMA THERAPEUT UND ARBEITET THERAPEUTISCH IN EIGENER PRAXIS IN MÜNCHEN. ER BEGLEITET VIELE MENSCHEN AUF IHREM WEG ZU EINER EIGENEN UND GESUNDEN IDENTITÄT.
DAZU BIETET ER INSBESONDRE THERAPEUTISCHE UNTERSTÜTZUNG BEIM HEILEN TRAUMATISCHER LEBEN-SEREIGNISSE AN. ER FÜHRT WEITERBILDUNGEN FÜR DIE LOPT DURCH UND HÄLT WELTWEIT LIVE WIE ONLINE SEMINARE UND VORTRÄGE. ER GIBT ZAHLREICHE INTERVIEWS, DIE IM INTERNET, AUF SEINER EIGENEN HOMEPAGE UND UNTER WWW.IOPTINFORMEDSOCIETIES.COM VERFÜGBAR SIND.
SEINE ELF BÜCHER SIND IN VERSCHIEDENE SPRACHEN ÜBERSETZT WORDEN. ZWEI NEUE BÜCHER ENTSTEHEN ZURZEIT. WEITERE INFORMATIONEN ZU SEINEM WERK UND SEINER PERSON SIND AUF SEINER INTERNETSEITE ZU FINDEN.
Ich würde mich freuen, wenn es Menschen gibt, die ich mit diesem Buch neugierig machen kann. Meine Begeisterung für IoPT ist sehr groß. Es ist für mich die genialste Methode, um sich selbst näher zu kommen. Mit Hilfe der IoPT ist es meines Erachtens möglich, auch tief verborgene Traumata, die evtl. bislang nicht bewusst sind, mit Hilfe von Resonanzvorgängen zu erkennen und zu heilen. Meist ist es schmerzlich und emotional anstrengend, weit zurückliegende Verletzungen, die in der Kindheit stattfanden, anzuschauen und zu fühlen. Mittlerweile freue ich mich über jegliche Gefühle, die in mir lebendig werden.
Das Glücksgefühl, nachdem die traumatisierenden Situationen gefühlt wurden, ist unbeschreiblich. Ich durfte schon einige Male solche Glücksgefühle bei mir erleben. In jeder Gruppe, die sowohl in München, als auch über Zoom oder in anderen Städten stattfindet, war ich schon sehr oft Zeuge solcher Glücksgefühle. Ich als Zuschauerin bin immer wieder berührt, wenn ich die strahlenden Gesichter der Anliegeneinbringer und der Resonanzgeber nach einer Selbstbegegnung beobachten kann. Berichte, sowohl von Anliegeneinbringern als auch von Resonanzgebern über positive Ereignisse, die regelmäßig nach Selbstbegegnungen stattfinden, erfreuen mich besonders.
Ich bin gerne bereit, mehr über die IoPT und meine Erfahrungen damit in persönlichen Gesprächen zu teilen. Über Kontakte, per E-Mail oder telefonisch, freue ich mich. Ich bin glücklich, wenn ich Menschen durch dieses Buch auf die Anliegen Methode aufmerksam machen konnte. Mein Bestreben ist es, vielen Menschen die Möglichkeit zu bieten: Durch eine Selbstbegegnung mit Hilfe der IoPT eine eigene gesunde Identität zu entwickeln und erlebte traumatisierende Situationen anschauen zu können, zu betrauern und zu heilen.
Fast hätte ich vergessen zu erwähnen:
2020 verinnerlichte ich in acht Modulen während 12 Monaten innerhalb der Weiterbildung bei Professor Franz Ruppert die IoPT. Anschließend organisierte ich selbständig, mit Beginn im Januar 2021, einmal monatlich eine Gruppe in München und in Nürnberg, in der ich Menschen in ihrer Entwicklung mit Hilfe der Anliegen-Methode bei einer Selbstbegegnung begleite und unterstütze. Bei Interesse freue ich mich über jeden Kontakt. Alle meine Termine stehen auf meiner Website https://sumasigm.wixsite.com/susannehonoldwebsite
Zusätzlich gestalte ich seit einigen Monaten Holzscheiben, auf die ich durch Handarbeit markante Sätze einbrenne. Diese Sätze entstanden während und nach Selbstbegegnungen. Den Impuls für diese Sätze gab Professor Franz Ruppert, indem er die Menschen anregte, in ihren Selbstbegegnungen einen Satz zu den Resonanzgebern zu sagen.
Meist löst das Aussprechen eines bestimmten Satzes ein heilsames Schmerzgefühl des Anliegeneinbringers und / oder bei den Resonanzgebern aus. Regelmäßige neue Erkenntnisse durch das Beobachten von vielen Selbstbegegnungen und die anschließenden Erklärungen von Professor Ruppert tragen zu meiner persönlichen Weiterentwicklung bei.
DANKE AN ANNEMARIE DENK
DIE MICH ALS GEDULDIGE KORREKTURLESERIN UNTER-STÜTZTE. SIE IST MIT DER LOPT BESTENS VERTRAUT, SIE BIETET SELBST LOPT WEITERBILDUNGEN AN UND BEGLEITET MENSCHEN IN IHRER ENTWICKLUNG
WIE ALLES BEGANN
„Du bist weniger wert als die Anderen! „Dich will man nicht
! Diese Glaubenssätze verfolgen mich schon mein gesamtes Leben. Anfangs hörte ich diese Sätze von meiner Oma und später blockierte ich mich selbst damit. Ich bin bestrebt, diese Muster aufzudecken. Leider wirken sie immer noch, bis heute. Ich denke ich gab diese Glaubensmuster, mehr oder weniger bewusst, an meine Söhne weiter.
Alles fing damit an, als meine Mutter 1965 einen Mann auf einem Dorffest kennenlernte. Dieser Mann verheimlichte, laut Aussage meiner Mutter, seinen richtigen Namen und verschwieg ihr Einiges mehr. Meine Mutter verliebte sich in ihn – so ihre Geschichte. Er wollte einfach nur Spaß mit ihr, in Form von Sex. Mittlerweile denke ich, bzw. weiß ich, durch einige Selbstbegegnungen, meine Mama wollte auch „nur Spaß – also Sex, ohne ein Kind zu bekommen. Laut Aussage meiner Mutter trafen sie sich zwei Mal und hatten „Spaß
. Ob dieser Spaß auch angenehm für meine Mutter war, bezweifle ich, denn in einer Selbstbegegnung zeigte sich, der sexuelle Akt entsprach nicht den Vorstellungen und Wünschen meiner Mutter. Vielleicht war der sexuelle Akt auch mit Gewalt und Druck verbunden.
Nachdem der „Spaß" zu Ende war, verschwand dieser Mann und ließ meine Mutter zurück, mit dem neu wachsendem Leben in ihr:
Nämlich mit „MIR".
Zeitgleich war die Hochzeit von ihrer Zwillingsschwester.
Die Sorge und Angst meiner Mutter wuchs. Sie konnte den Mann, der sie schwängerte, nicht finden. Letztendlich war ihre verstärkte Recherche nach ihm doch erfolgreich. Nur war mein Vater nicht sehr erfreut über die Realität. Schließlich wollte er nur „Spaß, bzw. Sex. Andererseits war er bereits mit einer Frau verheiratet, die nichts von seinem „Sexabenteuer
wusste. Gleichzeitig gab es in dieser Beziehung eine fünfjährige Tochter. Um seine Ehe/Familie nicht zu gefährden, versuchte er meine Mutter zu einer Abtreibung zu überreden bzw. zu drägen – schonungslos und wahrheitsgemäß ausgedrückt: Zu erpressen. Er übte - laut meiner Mutter - viel psychischen Druck aus.
Sie sollte mit ihm in der Schweiz das Ergebnis des Spaßes beseitigen. So war immer ihre Erzählung. Ob dies stimmt, oder ob sie selbst auch gerne dieses in ihr heranwachsende Kind – also MICH – loswerden wollte, weiß ich nicht.
Durch einige Selbstbegegnungen erfuhr ich: Meine Mutter wollte mich nie, weder als sie mit mir schwanger war, noch als ich auf der Welt war. Sie versicherte mir zwar immer, dass sie mich liebt, doch diese Aussage beschönigte die Realität und entsprach nicht der Wahrheit. Ihr Verhalten widersprach ihren Worten. Ich lebte bis zu meinem 55. Lebensjahr in der Liebesillusion, dass mich meine Mutter zwar erst abtreiben wollte, doch mich später liebte. Diese Wunschvorstellung musste ich sehr schmerzlich aufgeben, als sich durch Resonanzgeber bei einigen Selbstbegegnungen anderes zeigte.
Meine Mutter erzählte mir, dass sie anfangs eigenständig ein pflanzliches Mittel einnahm, um mich los zu werden. Sie redete von dieser Situation, als ob sie mit pflanzlichen Mitteln etwas Überflüssiges, ein Geschwür, ein Ekzem, etwas Lästiges, … loswerden wollte. Was ihr in keinster Weise bewusst war: „Es ging bei ihrer Rede um MICH, das sie loswerden wollte. Die Einnahme des pflanzlichen Mittels stellte bereits den Versuch einer Abtreibung dar! Es „funktionierte allerdings nicht
. Die Worte hörte ich damals, doch ihre Bedeutung verleugnete ich. Es war für mich leichter, in der Illusion zu leben – „meine Mama liebt mich. Deshalb denke ich heute, meine Mutter fuhr auch mit ihrer eigenen Überzeugung mit in die Schweiz, um eine Abtreibung durchführen zu lassen, also MICH weg zu machen. Wäre ihre Angst vor „göttlicher Bestrafung
, da Abtreibung in Deutschland damals nicht erlaubt war, nicht so groß gewesen, so hätte sie die Abtreibung auch bestimmt ausführen lassen. Ich überlebte den Abtreibungsversuch mit pflanzlichen Mitteln – mein Zwilling schaffte es nicht, wie sich später, durch mehrere Selbstbegegnungen, heraus stellte.
Laut der Erzählung meiner Mutter, fuhr sie gemeinsam mit meinem Vater in dessen Auto in die Schweiz. Dort sollte die Abtreibung von mir vorgenommen werden.
Wie sich das anfühlt für mich:
„Die wollten mich einfach wegschmeißen !!! "
Auslöschen und Entsorgen –
TÖTEN !!!
Meine Mutter erzählte mir, dass sie sehr unter Druck gesetzt wurde. Mit meinem heutigen Wissen denke ich, dass immer Zwei dazu gehören – Einer der unter Druck setzt und Eine, die sich unter Druck setzen lässt. Vielleicht war es ja auch nur eine schön geredete „Ausrede" meiner Mutter. In der Hoffnung, sich freisprechen zu können und um mir später zu suggerieren, sie trage keine Schuld. Damit bleibt die volle Wahrheit, sie selbst wollte auch abtreiben, verdeckt. Zusätzlich war ihre Situation zuhause sehr schwierig, denn sie wohnte mit ihren 25 Jahren bei ihrer Mutter – meiner Oma - zusammen mit ihrer jüngeren Schwester, die auch zwei uneheliche Kinder hatte. Doch diese war mit dem Vater der Kinder in einer Beziehung. Sie wollten später zusammen in eine Wohnung ziehen, wenn sie den Autounfall, den ihr Partner verursachte, lebend überstanden hätte.
Wenn ich das so schreibe, fühle ich immer noch – auch wenn ich jetzt 55 Jahre ait bin, meinen Magen zusammen krampfen und meine innere Leere und Erstarrung. Auch ist es ein Gefühl irgendwie blockiert zu sein. Jetzt, nach einigen Selbstbegegnungen zu diesem Thema, kann ich meine Worte, die ich vor einem Jahr schrieb, ohne Tränen lesen. Nach weiteren Selbstbegegnungen kann ich sogar meine Worte von damals revidieren und schmunzeln, weil ich mich jetzt mehr fühle. Die Leere ist gewichen, denn mein Selbst füllt und fühlt sich immer mehr und immer häufiger mit MIR. Nach einigen Seibstbegegnungen weiß ich auch, dass nicht ich blockiert bin, sondern meine Mama blockiert war und sie verhinderte, dass ich mich entwickle, indem sie mich blockierte.
ZUR VORGESCHICHTE
Der Mann meiner Oma also mein Opa starb an Leberzirrhose, als meine Mutter 17 Jahre alt war. Er war Küfermeister und stellte große Weinfässer aus Holz her. Der Alkohol war ein wichtiger Teil in seinem Leben. Laut Erzählungen meiner Mutter wurde er mehrmals nach seinen „Saufaktionen in der Gaststätte mit der Schubkarre abgeholt. Dies erledigten seine Kinder oder seine Frau – meine Oma -, weil er zu betrunken war, um selbständig heim zu gehen. Über dieses Thema und alle anderen „unangenehmen
Themen, wurde in meiner Familie (meine Oma, meine Mama und ich) nicht viel gesprochen.
Dafür wurde mehr über all die anderen Menschen in der Nachbarschaft gesprochen. Dies ist leichter, als bei sich selbst zu bleiben und eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen. Jetzt, Jahre später, forsche ich in meinem Leben und ich bedauere, dass ich nicht neugieriger war und mehr wissen wollte, über die Beziehung von meiner Oma und Opa. Wie sie als Eltern mit ihren Kindern umgingen und wie sich meine Mutter als Tochter fühlte. Ein paar Geschichten hat mir meine Mama erzählt. Sie berichtete von ihrem sehr strengen Vater, der beim gemeinsamen Essen den Rohrstock auf seinem Schoß liegen hatte und keines seiner zehn lebenden Kinder durfte beim Essen sprechen. Alle hatten Angst, den Rohrstock zu spüren. Sie erzählte auch, es war nicht bekannt, dass bei ihrer eigenen Geburt Zwillinge im Bauch meiner Oma heran gewachsen waren. Meine Mama als Zweitgeborene wurde erst in Wäschekorb gelegt, weil kein zweites Bettchen vorhanden war.
Aus Geldmangel gab es nur Jungen-, bzw. Herrenfahrräder. Meine Mama erinnerte sich: um Fahrradfahren zu lernen, fuhr sie mit dem Herrenfahrrad, indem sie die Beine unter der Stange auf die Pedale setzte, ansonsten wäre ihr das Rad zu groß gewesen und sie hätte mit ihren Füßen nicht treten können. Meine Oma besaß früher eine Kuh, auf der meine Mutter als Kind geritten ist.
Es war wohl eine schwierige Zeit, denn meine Mutter erinnerte sich auch daran, dass meine Oma in früheren Zeiten anscheinend einige Male auf dem Heuboden saß und daran dachte, in den Tod zu springen, weil sie es nicht aushielt. Was sie genau nicht aushielt, erzählte meine Mutter nicht ausführlich. Nur, dass nicht alle elf Kinder mit Spaß und Freude entstanden sind. Mit meiner Oma sprach ich nie über Themen wie Beziehungen oder sexuelle Gefühle. Ich kannte meine Oma nur als Oma, die für die gesamte Verwandtschaft Socken strickte. Es gab nie einen Mann im Leben meiner Oma, zu der Zeit, als ich auf der Welt war. Ich denke, meine Oma hatte kein wirkliches Interesse mehr an Beziehungen zu Männern, nachdem ihr Mann, von dem sie elf Kinder geboren hatte, verstarb.
Meine Mutter wurde schwanger in einem kleinen Dorf mit 250 ! Einwohnern auf der Schwäbischen Alb in Baden Württemberg. Ich wuchs dort auf und lebte bis zu meinem 14. Geburtstag zusammen mit meiner Mama und meiner Oma im Haus meiner Oma.
Zu der Zeit herrschte im Dorf eine konservative Überzeugung der Menschen. Dies bedeutete 1965 in dem Dorf und auch in der Gesellschaft: Eine schwangere, unverheiratete Frau genießt weniger Ansehen, als Familien, mit Kindern in denen Mama und Papa verheiratet sind. (Auch wenn die verheiratete Frau die komplette Aufgabe mit den Kindern allein bewältigt und ihr Ehemann beruflich weg ist! Oder nur physisch anwesend ist, aber emotional nicht erreichbar ist.)
Meine Tante wohnte mit ihren zwei unehelichen Kindern ebenfalls bei meiner Oma. Der Ärger meiner Oma war groß als meine Mutter schwanger wurde von einem Mann, der bereits Frau und Kind hatte. Es gab viel Streit, so erzählte meine Mutter. Ich erlebte diesen Streit im Bauch meiner Mutter mit. Ich denke, später wollte meine Oma den ganzen Stress und den Streit, der zwischen ihr und meiner Mama stattfand, wieder gut machen, indem sie mich als kleinen Sonnenschein sah, der Freude und Lachen in ihr tristes Leben brachte. Meine Oma mochte mich (so dachte ich zumindest bis vor kurzem in meiner Liebesillusion) gleichzeitig bin ich davon überzeugt, meine Oma war nur begrenzt in der Lage, mir liebevolle Fürsorge zu geben. Ich bin überzeugt davon, sowohl meine Mama als auch meine Oma waren traumatisiert, von den Kriegszeiten und von der Umgangsart, die damals innerhalb der Familien stattfand.
Meine Oma wurde 1903 geboren in einem anderen Dorf ca. zwei km entfernt. Sie starb 1985 an Gallenkrebs. Sie brachte elf Kinder, vier Jungs und sieben Mädchen, zur Welt. Meine Mutter zusammen mit ihrer Zwillingsschwester wurde 1940 geboren, als neuntes Kind (die zweite von Zwillingen). Nach meiner Mutter kam ein Junge zur Welt, der im Alter von ein paar Monaten starb, weil er anscheinend heiß und kalt gebadet wurde und dies nicht überlebte – so wurde es mir erzählt. Man härtete damals wohl die Kinder mit Wechselbädern ab. Diese Tortur verkraftete das kleine Baby nicht. Momentan bin ich mir nicht sicher, ob der Tod des Babys durch diese Tortur der Wechselbäder (bewusst) in Kauf genommen wurde. Nach dem Tod dieses Kindes kam noch ein Mädchen zur Welt.
Das verstorbene Kind bekam einen Namen und erstaunlicherweise hat sich sowohl meine Mutter (erst später, 1980, als ich 14 Jahre alt war), die vor dem verstorbenen Kind geboren wurde, als auch ihre jüngere Schwester, die nach dem verstorbenen Kind geboren wurde, jeweils einen Mann ausgesucht, den sie heirateten. Beide Männer hatten denselben Namen wie das verstorbene Kind. Auch die älteste Schwester wählte sich einen Mann, der genauso hieß, zum Heiraten. Auch ich hatte einmal eine kurze Liebesbeziehung mit einem Mann mit demselben Namen.
Durch den Druck von meinem Erzeuger (ich kann diesen Mensch nicht als Vater bezeichnen, denn für mich war er niemals ein Vater, er hat lediglich zu meiner Zeugung beigetragen), ließ sich meine Mutter überreden oder war vielleicht selbst davon überzeugt: ihr gemeinsames Sex-Abenteuer bleibt besser ohne Konsequenzen. Vielleicht fühlte sie sich auch nicht in der Lage, für ein Kind zu sorgen.
Heute weiß ich und kann aus voller Gewissheit und Überzeugung sagen, ich hatte mein ganzes Leben eine überwältigende Sehnsucht nach meinem Papa, der mich liebt, der mich sieht, der mich will. Bisher war der Hass auf meinen „Erzeuger" und meine Wut immer größer, weil er mich nicht wollte und nicht zu mir stand. Durch einige Selbstbegegnungen konnte ich die Sehnsucht bei den Resonanzgebern sehen und mitfühlen. Ja es war regelrecht eine Erleichterung für mich endlich zu wissen:
„Ja ich habe einen Papa" – „ich liebe meinen Papa aus vollem Herzen, und „es tut so weh, dass er mich töten will
. „An mir liegt es nicht, ich kann nichts dafür".
Durch diese Überzeugung entsteht bei mir ein Gefühl des „Dazugehörens" zu den Menschen, die eine Mama UND einen Papa haben. Das fühlt sich gut an. Bisher fühlte ich mich immer so, als ob ich anders bin, denn ich hatte NUR eine Mama und keinen Papa. Mit dieser Tatsache fühlte ich mich immer irgendwie ausgeschlossen.
Als sie in der Schweiz waren, flüchtete meine Mutter laut ihren Erzählungen, vom Behandlungsstuhl und entschied sich die Abtreibung nicht vornehmen zu lassen und die Konsequenz vom Spaß /Sex – also MICH - zu behalten. Während der Schwangerschaft sagte meine Oma zu meiner Mutter: „Du mit deinem dicken Bauch (Schwangerschaftsbauch) gehst in die Kammer, dich brauchen die Leute nicht sehen, wenn Besuch kommt."
Und wieder krampft sich bei mir der Magen zusammen.
Ich machte im November 2019 meine erste Selbstbegegnung mit der Anliegen Methode – (ntitätsorientierte Psychotrauma Theorie - IoPT) nach Franz Ruppert, in der ich eigentlich andere Themen beleuchten und anschauen wollte. Doch es kam genau dieses traumatische Erlebnis am meisten zum Vorschein. Und so ist es bis heute, bei meinen Selbstbegegnungen geblieben. Allerdings ist dies nicht nur bei mir so. Es ist generell so: Es kommt genau das Thema in der Selbstbegegnung zum Vorschein, das gerade besonders stark von dem Menschen gefühlt wird, der eine Selbstbegegnung macht, oder das Thema, das besonders stark verdrängt wird. Bedingung dafür ist allerdings die Bereitschaft des Menschen, ein bislang nicht bewusst wahrgenommenes Thema anschauen und fühlen