Next Fish Comes: Stop! Sei endlich authentisch!
Von Peter Herwig
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Über dieses E-Book
Das Buch ermöglicht seinem Leser das Setzen von eigenen klaren Remindern und Ankern, um diese für sich bei anstehenden Entscheidungen oder persönlichen Fragestellungen nutzen zu können. Eine Anregung zur Reflexion und Selbstausrichtung."
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Buchvorschau
Next Fish Comes - Peter Herwig
Herwig
Die Begegnung
I am the one and only
Gerne möchte ich Sie, liebe Leser, auf einen kleinen Ausflug mitnehmen, auf den Sie sich vielleicht einlassen können. Die Thematiken dieses Buches ergeben sich daraus.
Vor nunmehr 16 Jahren war ich mit einer Segelyacht in den Grenadinen, die zu den kleinen Antillen gehören, unterwegs.
Neben einem Freund als Skipper war meine Rolle einerseits die des Co-Skippers, andererseits Coach für eine Gruppe Unternehmer, die zukünftig intensiver zusammenarbeiten wollten und dabei waren, gemeinsam ein neues Unternehmen auf der Basis ihrer Erfahrungen aufzubauen.
Je weiter Sie in den Windward Islands und je weiter südlich in den Grenadinen von den Routen der großen Kreuzfahrtschiffe entfernt sind, desto ursprünglicher wird die Landschaft trotz aller Entwicklungen und dem Tourismus.
Wir waren auf dem Weg ins Horse Shoe Reef, das Union Island vorgelagert ist. Es ist unbebaut und seit ewigen Zeiten auf der Innenseite ein sicherer Ankerplatz - auf der Außenseite tödliches Riff bei Sturm. Es hat den Namen von seiner Form: das Riff ist als Teil der Grenadinen geformt wie ein Hufeisen. Politisch gehört es zu dem kleinen Insel-Staat St. Vincent und die Grenadinen.
Das Gebiet dort wird auch Tobago Cays genannt.
Vielleicht war der ein oder andere von Ihnen ja schon einmal in der Region und kennt als Segler diese wunderschöne Ecke der Karibik. Die wenigsten Touristen beschäftigen sich mit der Geschichte der Einwohner, die in den früheren Generationen unsägliches Leid haben ertragen müssen und auch in unserer Zeit schauen müssen, wie sie ihr Leben gestalten können.
Unser Skipper hatte mir bereits avisiert, dass wir dort einen seiner Freunde kennen lernen würden und - wenn ich irgendwann einmal wieder dorthin käme mir dieser Freund immer helfen würde, wenn ich seine Unterstützung bräuchte.
Strahlend blauer Himmel aber recht stürmischer Wind begleitete uns damals an diesem Tag auf dem Weg von Mustique ins Riff, untermalt von allen erdenklichen karibischen Wasserfarben; wir mussten eine gewisse Tageszeit für eine sichere Einfahrt einhalten, um das Riff genau sehen zu können. Nur über die Farbe des Wassers bei höherem Stand der Sonne ist diese sogenannte eyeball navigation
- Augapfelnavigation - möglich. Die einheimischen Fischer und Segler in der Karibik bewegen sich sowohl mit Motorbooten als auch mit Segelyachten in den Riffs und ufernahen Passagen recht schnell, auch in gefährlichen Abschnitten, wo wir Europäer eher erhöhten Blutdruck bekommen. Wir vergleichen GPS mit den Karten und fahren dort extrem langsam.
Einige allgemeingültige Grundsätze zur Augapfelnavigation in Kürze:
Segeln ist im dunkelblauen Wasser erlaubt, Ankern und Ansteuern im hellgrünen (türkisfarben) Wasser, wobei ich im Laufe der Jahre lernen konnte, dass sich selbst durch die Farbunterschiede die Tiefe auf 30-50 Zentimeter genau bestimmen lässt. Im braunen Wasser sollte man sich nicht aufhalten, es ist auch ein Zeichen von Korallen oder Felsen. Voraussetzung für die Farberkennung ist aber, dass die Sonne scheint. Noch besser für dieses Prinzip ist, wenn die Sonne einen gewissen Stand erreicht hat. Einige Passagen sollte man nur gegen Mittag ansteuern, wenn die Sonne hochsteht. Die Farben im Wasser sind dann eindeutig. Diese Methode funktioniert in der Praxis ganz ausgezeichnet, erfordert aber auch Übung und Konzentration.
Bei unserer Crew schwankten an diesem Tag die Gefühle zwischen Begeisterung für die Natur und die Umgebung bei doch gleichzeitiger Anspannung für die Einfahrt ins Riff.
Unser Skipper hatte uns schon über Funk avisiert, soll heißen: er hatte gefragt, ob jemand Bob gesehen hatte. Jemand
über Funk soll heißen: die Boatpeople haben immer den Funk eingeschaltet und versorgen oder unterstützen die Yachten, die im unbewohnten Riff ankern. Dann werden - wie überall in der Karibik, wenn das Mobilnetz nicht funktioniert (damals war es kaum verbreitet) - Nachrichten über Funk auf gewissen Frequenzen weitergegeben. Wir suchten uns einen ruhigeren Platz im Windschatten einer der wirklich sehr kleinen Inseln des Riffs, ankerten problemlos und fingen an, uns zu entspannen.
Einer der Boatpeople (Händler in kleinen Holzbooten, die die Segler am Ankerplatz besuchen und ihre Waren anbieten oder auch für die Versorgung mit Lebensmitteln wichtig sind) grüßte uns im Vorbeifahren: Bob ist unterwegs, ich sag ihm, wo ihr ankert!
.
Die Kommunikation im Riff schien wie selbstverständlich über Funk zu funktionieren.
Unsere Crew war im Wasser schwimmen und schnorcheln, genoss die Abkühlung nach dem Sonnentag an Deck bei doch recht rauen Wellen. Plötzlich kam ein karibisch-buntes langes Holzboot mit großem röhrendem Außenborder direkt auf uns zu.
Das musste Bob sein, wie mir das Lächeln und Nicken unseres Skippers auf die nicht gestellte Frage verriet.
In dem tiefschwarzen Gesicht blitzen weiße Zähne in dem breiten Grinsen. Das Boot machte achtern fest und ein großer, kräftiger Karibe stieg die Heckleiter hoch, nahm den Skipper in den Arm, der in dieser freundschaftlichen Begrüßung fast verschwand, obwohl er auch nicht gerade schmächtig war. Die beiden wechselten einige Worte, die ich nicht verstand.
Eine tiefe, volle Stimme wand sich dann an mich:
Hello Peter! I am Bob, the one and only Bob!
(Hallo Peter! Ich bin Bob, der einzige und wahre Bob!
)
Schaut mich mit seinen dunklen, lachenden Augen an, die Zähne blitzen weiß in der Sonne, streckt mir seine Pranke hin (solche Hände hatte ich zuvor noch nie gesehen), schaut mir fest in die Augen und sagt schlicht und einfach: Welcome!
.
Der Anfang einer Freundschaft.
Da steht dieser Hüne vor mir und sagt diese Begrüßung, die aus irgendeinem Grunde überhaupt nicht überheblich klang; ich habe das viele Jahre lang mit Seminarteilnehmern immer wieder einmal geübt - wir hatten viel Spaß, aber niemand konnte es überzeugend und einfach so im Rollenspiel sagen.
Mein Name ist … Ich bin der einzige und wahre …
Diese Begrüßung I am the one and only
- da gab es nichts zu widersprechen, anzuzweifeln oder zu hinterfragen. Das war einfach so, Schluss. Und: es war in keinem Bruchteil einer Sekunde arrogant oder überheblich!
Was für eine Klarheit und Präsenz!
Mein Thank you, nice to meet you!
war eher lau, aber dann lud ich ihn auf ein Bier ein, ein Caribbean aus der Dose, zumindest immer noch kühl zum Glück. Dann sagte er einen Satz, den ich in Europa viele Jahre nicht mehr gehört hatte, und zwar genauso selbstverständlich, wie den seiner Begrüßung:
As you are his (Skipper’s) friend, you are my friend. If I can do something for you or you need any help in this area, just let me know. I´ll be there.
(Da Du sein Freund bist (mit Handzeichen auf den Skipper) bist Du auch mein Freund. Wenn ich irgendetwas für Dich tun kann oder Du in der Region Hilfe brauchst, lass es mich wissen. Ich werde da sein.
)
Lässt breit grinsend seine Pranken auf meine Schulter fallen und springt auf sein Boot. See you later, for the BBQ.
Der Skipper schaut mich breit grinsend an wohl wissend, dass ich etwas perplex war angesichts dieser Begegnung, die ja nur einige Minuten gedauert hatte.
Bob und ich haben uns die Jahre danach recht oft getroffen und viel gelacht aber auch viel geredet. Davon später mehr.
Was aber war hier geschehen, wenn wir uns das im Detail anschauen? Was können wir hieraus lernen?
Zunächst war da jemand, bei dem nur bei der Vorstellung mit 10 Worten klar war: da steht eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung vor dir. Klare feste volle Stimme, gerader Rücken und Schultern, ein klarer Blick, durchaus musternd und dann der Satz, der eine Freundschaft begründete. Und dieser Satz kam aus fester Überzeugung seiner Werte:
Der Freund meines Freundes ist auch mein Freund - ein großer Vertrauensvorschuss!
Da stand ein junger Mann vor mir, der kaum die Chance auf Schulbildung in seinem Leben hatte, keine Universität oder sonstige Seminare besucht hatte, außer für seine Fischerei- und Bootslizenz. Keine Management-Trainings. Und der gleichzeitig all das hatte und richtig machte, was wir in Verkaufstrainings oder Managementseminaren für Führungskräfte oft mühsam versuchen zu trainieren.
Was waren das also für Komponenten, die ein derartiges klares, eindeutiges und absolut überzeugendes Auftreten ermöglichten? Was stand dahinter an Werten, an Eigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmalen?
Natürlich kennen Sie einige der Antworten aus