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Eiskaffee mit Schokostreuseln
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eBook209 Seiten2 Stunden

Eiskaffee mit Schokostreuseln

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Über dieses E-Book

Kessedy, kurz Kess genannt, ist nicht nur wegen ihres Namens unglücklich. Bereits in der Schule ist sie deswegen gehänselt worden und der ihr damals verliehene Spitzname haftet noch immer an ihr. Nun hat sie die einmalige Chance, sich beruflich zu profilieren und gleichzeitig ihre Geldbörse aufzubessern. Ihr Arbeitgeber, eine renommierte Werbeagentur, hat sie beauftragt, ein Konzept für einen dringend benötigten Auftrag zu erstellen und Kess steckt ihre ganze Energie in dieses Projekt. Allerdings ist es als Ehefrau, Mutter und Oma nicht so einfach, in Ruhe zu arbeiten. Schlussendlich sitzt sie aber doch mit einer fabelhaften Idee im Besprechungssaal von Lohse Media und alle warten gespannt auf ihre Präsentation. Diese entpuppt sich jedoch als Katastrophe und alles läuft aus dem Ruder. Aber nicht nur das.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum17. März 2014
ISBN9783849577742
Eiskaffee mit Schokostreuseln

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    Buchvorschau

    Eiskaffee mit Schokostreuseln - Romana Knötig

    Kapitel 1

    Herein!", donnerte Lohses tiefe Stimme, der Elvis Presley unserer Werbeagentur.

    Ich öffnete die Tür zum Büro meines Chefs. Er saß hinter seinem gläsernen Schreibtisch und kritzelte etwas in ein Notizbuch. Ohne aufzusehen, bedeutete er mir, Platz zu nehmen. Da er keine Anstalten machte, seine Beschäftigung zu unterbrechen, nützte ich die Zeit, um ihn ungeniert zu mustern. Lohse war ein groß gewachsener Mann Ende vierzig, schlank, dunkles Haar, mit Designerbrille und ebensolcher Kleidung. Seine dunklen Augen saugten alles wissbegierig in sich auf und wenn er lachte, vertieften sich seine Grübchen in den Wangen. Alles in allem wäre mein Chef ein durchaus attraktiver Mann gewesen, dem Frauenherzen nur so entgegengeflogen wären – hätte da nicht dieses hässliche Ding die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Genau zwischen seinen Augen, am Ende des Nasenrückens, saß eine dicke, schwarz behaarte Warze. Wenn man ihn beim Sprechen ansah, was ja bekanntlich zum guten Ton gehörte, kam man also nicht drum herum, auch diese anzustarren.

    „Schön, schön, meinte Lohse und legte den schwarzen Füller in ein Pennal. „Kaffee?

    „Nein, danke."

    Er drückte auf einen Knopf der Gegensprechanlage und als eine Stimme am anderen Ende ertönte, sagte er: „Für mich Kaffee. Zwei Löffel Zucker, wenig Milch."

    Ich fragte mich, ob ihm in all den Jahren nie der Gedanke gekommen war, dass dies seine Sekretärin inzwischen auswendig wusste.

    „Also, die Lebensmittelkette Söhnle möchte eine neue Produktpalette in ihr Programm nehmen. Alles biologische, heimische Ware. Beginnend mit Getreideprodukten: Müsli, Teigwaren, Mehle, Kekse, et cetera, später auch Milchprodukte, Öle, Tiefkühlkost."

    Ich lauschte neugierig.

    „Unsere Agentur wurde damit beauftragt, ein erstes Konzept zu erstellen. Werbename, Logo,… Sie wissen schon, das volle Programm. Wenn es ihnen zusagt, wird sofort in Produktion gegangen."

    „Sind wir die Einzigen?"

    Er lachte auf. „Zwei Konkurrenten. Und die werden sich bestimmt genauso den Arsch aufreißen wie wir."

    Moni brachte den Kaffee und stellte ihn vor Lohse auf den Schreibtisch.

    „Auch zwei Löffel Zucker?"

    „Alles wie gewünscht."

    „Schön, schön." Er nippte vorsichtig an dem dampfenden Getränk und als ich Moni beim Hinausgehen zuzwinkerte, verdrehte diese die Augen.

    „Frau Köhler, fuhr Lohse fort, „ich möchte, dass Sie sich um dieses Konzept bemühen. Trauen Sie sich das zu?

    „Ich weiß nicht… "

    „Es geht erstmals nur darum, einen groben Entwurf auszuarbeiten, eine erste Idee. Und dass Sie davon genug originelle besitzen, haben Sie uns allen in den letzten Jahren ja eindrücklich bewiesen. Wenn mir und dem Ausschuss Ihre Präsentation gefällt, stell ich Ihnen alle Grafiker und Texter zur Verfügung, die Sie brauchen und übertrage Ihnen die Projektleitung."

    Ich überlegte.

    „Natürlich wird Ihr Bemühen auch mit einer dementsprechend großen Provision belohnt."

    Jetzt war mein Interesse geweckt.

    „Wie sag ich immer? Kleine Aufträge – kleine Zuwendungen, große Aufträge – große Provisionen."

    Ich lächelte entzückt. Vor meinem inneren Auge türmten sich bereits die Geldscheine und Lohses Warze blinkte mir als Goldnugget entgegen. „Ich mach’s!"

    „Schaffen Sie es bis übers Wochenende?"

    „Natürlich!"

    „Nähere Informationen zu Söhnle wird Ihnen Rolf geben. Es ist eine große Sache Frau Köhler und unsere Agentur könnte diesen Auftrag dringend gebrauchen. Wir dürfen es nicht vermasseln!"

    „Ich werde Sie nicht enttäuschen!"

    Beschwingt tänzelte ich den Gang entlang zu Rolfs Büro und klopfte. Keine Antwort. Nach wenigen Augenblicken probierte ich es erneut. Wieder keine Reaktion. Ich überlegte kurz und machte mich auf den Weg zum Sekretariat. Vielleicht hatte er dort eine Nachricht für mich hinterlassen oder die Papiere für mich hinterlegt.

    Monika Kovic, kurz Moni genannt, war im selben Alter wie ich und hatte vor rund zehn Jahren ihren Dienst hier angetreten. Sie war eine äußerst genaue und hilfsbereite Kraft, was immer in der Firma kaputt ging, wo immer jemand Hilfe benötigte – Moni war mit vollem Einsatz stets zur Stelle. Wir hatten uns von Anfang an gut verstanden, teilten die Vorliebe für Kaffee und Pralinen und hatten denselben Modegeschmack.

    „Was machst du da?"

    Moni kniete auf dem Fußboden, unzählige Büroklammern vor ihr verstreut. Eine Strähne ihres goldblonden, mit einer Spange im Nacken festgehaltenen Haars hatte sich gelöst und hing ihr ins Gesicht. Sie blickte genervt auf. „Ich hab von Lohse den Auftrag bekommen, all seine Klammern nach Farbe zu sortieren. Es störe ihn und er meint, dann effektiver arbeiten zu können, da jede Farbe für etwas Bestimmtes stehe und wenn jemand aus der Agentur zusammengeheftete Unterlagen von ihm erhalte, so wisse er gleich anhand der farbigen Büroklammer, um was es sich handle."

    Ich sah sie mit großen Augen an. „Das ist doch krank, oder?"

    Sie zuckte mit den Achseln. „Was soll’s, heut ist eh nix los."

    „Dass du dir das gefallen lässt!"

    „Tja, ich bin aufs Geld angewiesen und somit letztendlich am kürzeren Ast."

    Ich seufzte. Wo sie recht hatte… „Sag mal, weißt du, wo ich Rolf finde? Sein Büro ist abgeschlossen."

    „Er ist schon vor einer Stunde weg."

    „Hat er was für mich hinterlegt?"

    „Bei mir nicht."

    „Mist!" Ich erzählte Moni von Lohses genialem Auftrag an mich und den sich daraus ergebenden fabelhaften Konsequenzen.

    „Warte, ich seh nach, ob Rolf sich eingetragen hat. Ihr ausgestreckter Finger flog über den Terminkalender an der Wand. „Ja, Samstag Vormittag.

    „Okay, dann schau ich vorbei."

    Wir wünschten uns ein schönes Wochenende und Moni wandte sich wieder den bunten Büroklammern zu.

    Calypso, der kleine Rauhaardackel von Lohse, saß in einer Ecke des Sekretariats und beschnüffelte den hoch gewachsenen Gummibaum. Calypso - auch so ein origineller Name! Bestimmt hätten sich Lohse und meine Mutter prächtig verstanden! Gar nicht auszudenken, wenn Lohse ein paar Jährchen älter gewesen wäre und sie sich im realen Leben kennengelernt hätten. Als er ihn vor neun Jahren zum ersten Mal in die Firma mitgebracht hatte, in eine babyblaue Flauschdecke gehüllt, hätte ich ihm fast mein Herz geschenkt. Aber nur fast. Denn als ich ihm liebevoll den Kopf tätscheln wollte, hatte er mich übel in den Finger gezwickt, sodass dieser ums Doppelte angeschwollen war und fünf Tage lang geschmerzt hatte. In all den Jahren hatte der Hund in meiner Gegenwart kein einziges Mal mit dem Schwanz gewedelt oder freudig gejapst. Im Gegenteil: Er stellte sofort die Nackenhaare auf und begann leise zu knurren. Und sein sonst so unschuldiger Dackelblick hatte etwas Böses, Teuflisches an sich. Es war ja nicht so, dass ich mich nicht um ein gutes Verhältnis bemüht hätte, ich liebte Tiere, hatte in meiner Jugendzeit selbst zwei Meerschweinchen und eine Schildkröte besessen und Nachbars Collie war oft zu Besuch gewesen, außerdem wusste ich, dass ich nun mal die Ältere von uns beiden und ihm naturgemäß im Denken überlegen war. Also hatte ich ihm des Öfteren kleine Leckereien ins Büro mitgebracht und das erste Jahr zu Weihnachten eine Gummiente als Spielzeug gekauft. Aber dieser hatte er gleich den Kopf abgebissen und meine Hundestangen stets verschmäht. Es half nichts, Calypso und ich waren Erzfeinde. Ich nannte ihn deshalb auch schlichtweg Scheusal!

    Ich schloss die Tür zu meinem Büro ab und ging, die Aktentasche unter den Arm gepresst, Richtung Tiefgarage.

    Als ich vor sechsundzwanzig Jahren bei Lohse Media angefangen hatte, war es noch Lohses Vater gewesen, der die Geschäftsführung innehatte. Schon damals war es ein gutes mittelständisches Unternehmen gewesen und über die Jahre hatte es seinen guten Ruf beibehalten können. Allerdings war mir in letzter Zeit vermehrt zu Ohren gekommen, dass es nicht gut um die Agentur stünde und die schwindende Auftragslage in den vergangenen Jahren durchaus aufgefallen. Umso wichtiger war es nun, diesen fetten Auftrag an Land zu ziehen und in meinem Gehirn glühten bereits alle Leitungen. Ich liebte meinen Beruf, hatte eine rege Vorstellungskraft und die Gabe, aus einem Sandkorn eine Wüste zu schaffen.

    Mein Corsa parkte unweit der Ausfahrt, ich warf meine Sachen auf die Rückbank und trat aufs Gas. Als ich die Stadtautobahn erreichte, schob ich eine selbst gebrannte CD ein, kurbelte das Fenster herunter und ließ mir den Wind um die Ohren blasen. California Dreamin‘ von The Mamas & The Papas war mein zweites absolutes Lieblingslied, ich hatte es mindestens an die tausend Mal gehört. Bei The Moody Blues‘ Nights in White Satin ging mir das Herz über.

    Unser Haus lag in einer halbwegs ruhigen Siedlungslage. Als wir es gekauft hatten, war es in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand gewesen und einige Reparaturen standen noch immer an. Gerfried verdiente als Immobilienmakler zwar ganz gut, aber für ein neues Dach wäre mindestens sein gesamtes Jahreseinkommen draufgegangen und so hofften wir, dass es noch einige Stürme aushielt, bevor wir genug erspart hatten. Gerfried war kein Handwerker, er prahlte zwar immer vor seinen Freunden damit, aber in Wahrheit hatte er zwei linke Hände. Selbst wenn es nur darum ging, eine Glühbirne auszuwechseln, war ich diejenige, die auf die Leiter stieg und herumschraubte.

    Als ich die zwei Stufen zum Haus hinaufhopste, überlegte ich, ob sich von einem Monatsgehalt plus Provision wohl eine neue Eingangstür ausgehen könnte. Vor wenigen Monaten hatte ich im Abverkauf eine solche erspäht, die mir sehr zugesagt hatte, der Preis hatte bei über dreitausend gelegen, dazu kam die Montage, aber immerhin hatte Lohse von „riesig" gesprochen. Im Haus war es stickig, ich legte die Schlüssel auf die Garderobe und öffnete als Erstes alle Fenster in den unteren Räumen. Esszimmer und Wohnbereich waren mit modernen, hellen Möbeln eingerichtet, Ahorn. Wie sagte ich immer: Alt bin ich selber! In der Küche hingen selbst gehäkelte Scheibenvorhänge, die noch aus Zeiten meiner Mutter stammten. Darunter reihten sich violett und weiß blühende Orchideen, die ich nicht zuletzt wegen ihrer unkomplizierten Pflege allen anderen Pflanzen vorzog.

    Ich öffnete den Kühlschrank. Der Topf mit Gulasch vom Vortag stand unangerührt darin, ich erkannte es an der vorhandenen Menge. Also war mein Mann noch nicht von der Arbeit zurückgekehrt. Ich schaltete den Ofen ein und während sich das Gulasch erhitzte, schnitt ich Weißbrot in Scheiben und deckte den Tisch. Dann holte ich eine Mineralwasserflasche aus der Vorratskammer und befüllte den Wasserkrug. In diesem Moment hörte ich jemanden die Treppe herunterpoltern. Gerfried! Sein Hemd war zerknittert, das schon schüttere graumelierte Haar stand ihm zu Berge.

    „Ich dachte, du bist noch im Büro?"

    „Heut war nicht viel los, drum hab ich früher Schluss gemacht. Hab mich ein Stündchen hingelegt."

    „Du hast ja noch gar nichts gegessen."

    „Ach, ich dachte, ich warte auf dich und wir essen gemeinsam."

    Die Wahrheit war: Gerfried war auch kein begnadeter Koch! Selbst ein Essen aufzuwärmen, verlangte ihm alles ab und als er kürzlich Würstchen kochte, ließ er diese so lange im Wasser baden, dass sie aufplatzten und jeder Zahnlose sie hätte essen können.

    „Wie war dein Tag?" Er setzte sich auf seinen angestammten Platz, schenkte uns beiden zu trinken ein und biss in ein Brot.

    „Fantastisch! Du wirst es nicht glauben, Lohse hat mich beauftragt, ein Konzept für Söhnles neues Biosortiment zu erstellen. Und das Beste ist, ich stellte einen vollen Teller vor ihm ab, „wenn es ihnen gefällt und wir den Auftrag bekommen, winkt mir eine Provision, die sich sehen lassen kann!

    „Wow!" Er stand auf, um den Salzstreuer zu holen.

    „Es ist genug gesalzen!"

    Mein Mann besaß die Angewohnheit und Unart, alle Speisen zu würzen – Salz, Pfeffer, Tabasco – ohne auch nur einen Bissen zuvor gekostet zu haben.

    „Jaja, nur ein bisschen", meinte er und klopfte dabei kräftig mit dem Zeigefinger auf die Rückseite des Streuers.

    „Gerfried!" Ich schüttelte tadelnd den Kopf und stellte das Salz ans äußerste Ende des Tisches.

    „Also, Söhnle sagtest du? Das wär ja der Knüller!"

    „Ja, ich kann mich nicht erinnern, dass wir je einen Auftrag von solcher Dimension hatten. Aber ich will nicht voreilig sein, noch haben wir ihn nicht."

    „Hast du schon Ideen?", fragte er kauend.

    „Nicht wirklich."

    „Hmm. Du hör mal, ich hab mich heut noch mit Michael zum Kegeln verabredet."

    „Das trifft sich gut. Ich brauch ohnehin Ruhe zum Nachdenken, ich hab nur dieses Wochenende Zeit dafür."

    „So wenig?"

    „Leider. Aber du weißt ja, unter Druck bin ich am besten."

    Er löffelte seinen Teller leer und tunkte den restlichen Saft mit Brot auf. Dann stand er auf, gab mir einen Kuss auf die Wange und ging durchs Wohnzimmer. „Ach ja, Mutter hat angerufen. Sie bringt uns morgen die Schlüssel vorbei."

    „Wann denn?"

    „So gegen drei hab ich ihr gesagt."

    „Na prima", murmelte ich, „das heißt auch noch nen Kuchen

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