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Ganz Ohr: Gedichte
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eBook99 Seiten23 Minuten

Ganz Ohr: Gedichte

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Über dieses E-Book

"Steinherrs Gedichte strahlen in einer knisternden Transzendental- erotik, die sich im Zusammenklang von Metaphysik und Profaneität, von Göttlichkeit und geblendeter Abgöttlichkeit innerhalb des Gedichtes auflädt und am Ende häufig in einer Pointe entlädt." Walter Fabian Schmid, poetenladen
SpracheDeutsch
HerausgeberAllitera Verlag
Erscheinungsdatum14. Sept. 2012
ISBN9783869064468
Ganz Ohr: Gedichte

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    Buchvorschau

    Ganz Ohr - Ludwig Steinherr

    GEHEIME WELT

    GEHEIME WELT

    Schalt das Licht aus

    und im Finstern beginnt die Mega-Party –

    Was sie nun treiben

    Sessel Couchtisch Bilder Regale

    kreuz und quer –

    mystische Besäufnisse

    metaphysische Orgien von denen du

    keinen Schimmer hast –

    Nur wenn du schlaftrunken noch einmal

    ins Wohnzimmer taumelst

    den Schalter berührst –

    Der entgeisterte Blick der Stehlampe

    als hätte sie sich eben noch

    durch Sonne Mond und Sterne geknutscht

    mit einem Erzengel

    DER GARTEN NACHTS, WENN ER UNBEOBACHTET IST

    Die Stunde da alle Büsche

    euphorisch zu duften beginnen

    nach dem vergessenen Frauenschal auf der Terrasse

    Die Stunde da die Ameisen Funkkontakt suchen

    zu dem Stern der sie fernlenkt

    Die Stunde da der Herzschlag in den Bäumen aussetzt

    –––––

    bis sie ein Katzenschrei reanimiert

    Die Stunde da von allen Zweigen

    Liebeszauber regnet und nur das Gras und die Käfer

    verrückt macht

    Die Stunde da die ersten Zeitungen eintreffen

    noch feucht von schwarzem Blut – und jeder Buchstabe

    ein apokalyptischer Reiter

    Die Stunde da der Totengott Anubis

    seinen Schakalskopf durch die Zaunlatten zwängt

    und sein Revier durchstreift

    WÄHREND ICH SCHWARZEN KAFFEE KOCHE

    Dieser Nachmittag ist eine Fliege

    eingesperrt in Caravaggios Kopf –

    Ich höre sie brummen

    Eine prachtvolle hoffärtige Schmeißfliege

    wie nur das Barock sie gebar:

    schillernd in allen Facetten der Sünde –

    Sie nippt am gemalten Weinkelch

    saugt an der blassen Brustwarze

    des jungen Bacchus – leider vergeblich

    Sie kriecht über den kahlen Schädel Abrahams

    jetzt übers Dekolleté der Judith

    als folgte sie dem Blutgeruch

    von Meuchelszene zu Meuchelszene –

    Schon fliegt sie weiter

    tiefer ins Dunkel des verwinkelten Ateliers

    verirrt sich zwischen all die aufgespannten Leinwände:

    rasende Entwürfe

    leuchtende Szenen die es noch gar nicht gibt

    Bilder die Caravaggio nie malen wird

    und die doch da sind –

    wie die Fliege die keiner sieht

    nur ihr tiefes Brummen ist zu hören

    wie sie weitertaumelt

    von Licht zu

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