Kriminalfälle aus der DDR, 1. Band: Nach Gerichtsakten, Vernehmungsprotollen und Stasi-Unterlagen
Von Walter Brendel
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Über dieses E-Book
Wir lesen nach dem Vorwort die zwöf Folgen des 1. Bandes: Tod eines Abschnittsbevollmächtigten, Doppelmord durch einen Sowjetsoldaten, Der Posträuber, Der Frauenmörder, Habgier und ein Doppelmord, Tatort "Leipziger Messe", Die Leiche im Kofferraum und der Medikamentenschmuggel, Klau der Trabanten, Mord an einem Volkspolizisten, Sexualmord an Monika, Obszöne Anrufe, An der Grenze getötet und eine Zusammenfassung des 1. Bandes.
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Rezensionen für Kriminalfälle aus der DDR, 1. Band
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Buchvorschau
Kriminalfälle aus der DDR, 1. Band - Walter Brendel
Vorwort
Um dem DDR-Bürger vorzutäuschen, dass ihr Land frei von Kriminalität wäre, wurde darüber in der Presse kaum berichtet. Dennoch legte der Staat großen Wert auf die Aufklärung dieser Verbrechen und so wurde mit hohem Personaleinsatz und großem Aufwand nach den Tätern gesucht. In vielen Fällen wurden die Ermittlungen sogar vom Ministerium für Staatssicherheit geführt, wodurch es nicht selten zu Bespitzelungen von Angehörigen von Verbrechensopfern kam, oder auch zu Vertuschungen, wenn die Tat von einem Partei-Funktionär, einem Stasi-Mitarbeiter oder einem Sowjetsoldaten begangen wurde.
Zur DDR-Zeit kontrollierten Partei und Geheimdienst, wie Verbrechen aufgeklärt, Täter bestraft und die Bürger informiert wurden. Wir wollen die spektakulärsten Fälle von damals näher betrachten. Unsere Folgenmacht deutsch-deutsche Geschichte anhand schicksalhafter Ereignisse erlebbar. Im Blickfeld stehen Opfer, Täter und Ermittler – und der Alltag im real existierenden Sozialismus. Auch im Arbeiter- und Bauernstaat wurde gemordet, geraubt und betrogen – wie in jedem Land der Welt.
Laut den veröffentlichten Statistischen Jahrbüchern der DDR gab es von 1969 bis 1989 insgesamt 2263 Mord- und Totschlagfälle in der DDR. Auch die Fälle von Vergewaltigung, Raub, Betrug und Diebstähle waren zwar geringer als in der BRD, aber dennoch waren es für sozialistische Verhältnisse viel zu viel.
In vertraulichen Sitzungen und in Fachblättern ereifern sich renommierte SED-Juristen über die wachsende Zahl von Bürgern des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates, die bourgeoisen Lastern verfallen: Die Existenz von Kriminellen und anderen Parasiten - Prostituierten, Alkoholikern, Arbeitsscheuen und Spekulanten - dürfe von den Parteipropagandisten und den sozialistischen Gesetzesmachern nicht länger ignoriert werden.
„Klarheit in den Köpfen der Funktionäre" über den notwendigen Kampf gegen parasitäre Außenseiter im Ulbricht – und Honecker Reich wurde viel gestritten, doziert und gelehrt.
Man kritisierte den unbegründeten Optimismus, den die meisten SED-Juristen in Sachen Kriminalität noch pflegen. Zwar sei unter sozialistischen Rechtsgelehrten kein Zweifel an der These erlaubt, dass es dereinst in der kommunistischen Gesellschaft keine Kriminalität mehr geben werde. Die Tatsache aber, dass sogar in der weit fortgeschrittenen Sowjet-Union die Bekämpfung von Verbrechenwiederhabe intensiviert werden müssen, beweise hinlänglich, wie wenig Ursache zum Leichtsinn die vergleichsweise rückständige DDR habe.
In der Tat hatten die Parteiführer nach der Devise, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, in den letzten Jahren so gehandelt, als werde der Aufbau des Sozialismus zwangsläufig zur Beseitigung der Kriminalität führen. Und die DDR-Statistik schien den Funktionären recht zu geben: Die Zahl der bekanntgewordenen Delikte ging von 1946 bis 1960 um mehr als zwei Drittel zurück, während sich in der Bundesrepublik seit 1954 die Zahl der Straftaten um etwa ein Drittel erhöht hat.
Allerdings: Die absoluten Zahlen bestimmter Verbrechen waren sogar angestiegen: Einem Rückgang der Eigentumsdelikte stand die Zunahme vor allem der Morde, der Notzuchtverbrechen und der Brandstiftungen gegenüber. Man dürfe aber nicht von der falschen Voraussetzung ausgehen, die dem Sozialismus zustrebende Gesellschaft der DDR habe schon die Anfälligkeit für Kriminalität überwunden.
Mit neuen DDR-Rechtsreformern sollte neuer Auftrieb erfolgen, die lieber die steigende Kriminalität radikal bekämpfen als fortschrittliche Illusionen pflegen wollen. Mit einen neuen Strafgesetzbuches wollte man es dementsprechend formulieren. Notwendig seien:
- differenziertere Strafsysteme für kriminelle und politische Delikte;
- spezielle Strafmaßnahmen gegen nichtkriminelle- „Parasiten der Gesellschaft, wie Prostituierte, Alkoholiker, Arbeitsscheue, Hausbesitzer und andere „Spekulanten
;
- strengere Strafen für unpolitische Delikte; Strafaussetzung zur Bewährung solle nicht mehr so häufig wie bisher gewährt werden.
Weiterhin soll der Kampf gegen die Kriminellen ohne großes Aufsehen geführt werden.
Das neue Strafgesetzbuch der DDR trat am 12. Januar 1968 in Kraft und löste das das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 ab.
Fakt ist, dass die neuen Strafgesetze einfacher zu handhaben waren, im Umfang stark verringert und durchaus progressive Züge aufwiesen. Allerdings auch politische Straftaten verschärften. Erst 1987 wurde die Todesstrafe offiziell abgeschafft. Authentische Dokumente aus dem umfangreichen Stasi-Unterlagen-Archiv, Zeitzeugen, Ermittler und Experten zeigen auf, unter welchen Umständen die meisten, aber nicht alle Fälle aufgeklärt wurden.
Verbrechen passen nicht in den Sozialismus, denn das sozialistische Menschenbild ist ein friedliches. Die DDR-Bürger sollen glauben, dass ihr Land frei von Kriminalität ist. Die DDR wollte ein Staat ohne Mord, Totschlag und Diebstahl sein. Auch Sexualverbrecher und Pädophile passten nicht zum sozialistischen Menschenbild. Soweit die Theorie. Doch die Theorie von der sozialistischen Moral und dem „guten Menschen" stimmte nicht mit der Realität überein. So gab es von 1969 bis 1989 laut den veröffentlichten Statistischen Jahrbüchern der DDR 2263 Mord- und Totschlagfälle. Die DDR veröffentlichte diese Zahlen und begründete diese mit den negativen Einflüssen des Kapitalismus, die auch vor der Mauer nicht Halt machten. Generell widmete der Staat der Verbrechensbekämpfung in der DDR besonders viel Aufmerksamkeit, um die Kriminalität möglichst gering zu halten. So gab es in jedem Bezirk personell und technisch gut ausgestattete Morduntersuchungskommissionen mit weitreichenden Befugnissen bei den Ermittlungen.
Allerdings wurden diese auch sehr schnell eingeschränkt oder massiv behindert, wenn die Staatssicherheit den Fall übernahm. Dann wurden häufig Fakten vertuscht und Ermittler behindert, um sozialistische Bruderstaaten zu schützen oder eigene Mitarbeiter der Staatssicherheit öffentlich nicht vorführen zu müssen. Das hatte in jedem Fall politische Priorität. Deshalb war die Kriminalpolizei bei ihrer Ermittlungsarbeit generell der Stasi unterstellt. Dabei