Vom Kollegen zum Vorgesetzten: So entwickeln Sie Ihre Führungsstrategie
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Über dieses E-Book
Die Übernahme von Führungsverantwortung ist eine große Herausforderung. Gerade für Aufsteiger aus den eigenen Reihen entstehen knifflige Situationen: Wie gehe ich mit den Erwartungen meiner Mitarbeiter, Kollegen und meines Chefs um? Wie vermeide ich unnötige Fehler und Fallstricke? Wie entwickle ich meinen eigenen Führungsstil? Wie führe ich ein effektives Mitarbeitergespräch? Wie kann ich motivieren und delegieren, mich aber auch durchsetzen und positionieren?
Ein klar strukturierter Ratgeber mit vielen Handlungsempfehlungen, Beispielen und Checklisten, Quick-Start und Zusammenfassung am Ende jedes Kapitels. Jetzt in der 3. Auflage.
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Buchvorschau
Vom Kollegen zum Vorgesetzten - Christian Stöwe
Christian Stöwe, Lara Keromosemito und Alexander FritzVom Kollegen zum Vorgesetzten3., überarb. u. erw. Aufl. 2014So entwickeln Sie Ihre Führungsstrategie10.1007/978-3-658-02163-4_1
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
1. Die neue Rolle als Führungskraft
Christian Stöwe¹ , Lara Keromosemito² und Alexander Fritz¹
(1)
Düsseldorf, Deutschland
(2)
Köln, Deutschland
Christian Stöwe (Korrespondenzautor)
Email: Christian.Stoewe@Profil-M.de
Lara Keromosemito
Email: lara@keromosemito.de
Alexander Fritz
Email: Alexander.Fritz@profil-m.de
1.1 All Animals Are Equal, Some Animals Are More Equal
1.2 Was bedeutet eigentlich „Mitarbeiterführung"?
1.2.1 Vertikalität als Bestandteil von Führung
1.2.2 Führung heißt Bestimmung ausüben
1.2.3 Bewirken, dass andere folgen
1.3 Der eigene Führungsstil: Wie will ich die Führungsrolle wahrnehmen?
1.4 Umgang mit den Mitarbeitern: Sollte ich alle immer gleich behandeln?
1.5 Wie bringe ich meine Mitarbeiter hinter mich?
1.6 Zusammenfassung
1.6.1 Warum ist dieses Thema für Sie als ehemaligen Kollegen besonders herausfordernd und wichtig?
1.6.2 Typische Fehler und Fallstricke
1.6.3 Das sollten Sie besonders beachten
Übersicht
In diesem Kapitel
erfahren Sie, was genau Führung ist und welche Konsequenzen sich daraus für Ihre Rolle als Führungskraft ergeben,
lernen Sie Wege kennen, wie Sie als Führungskraft Einfluss ausüben, ohne autoritär oder dominant zu sein,
bekommen Sie einen Überblick, welche Führungsstile es gibt und welcher der richtige für Sie ist,
finden Sie Anleitungen, wie Sie bei einem Wechsel vom Kollegen zum Vorgesetzten die Beziehung zu Ihrem Team gestalten.
Bevor Sie Führung ausüben, sollten Sie verstehen, was Führung eigentlich ist. Dazu ein kurzes Fallbeispiel:
1.1 All Animals Are Equal, Some Animals Are More Equal
Die Situation
Die neue Teamleiterin, Michaela König, bekommt am Freitagmorgen von ihrem Vorgesetzten mitgeteilt, dass eine bestimmte Aufgabe ganz dringend bis Montagmorgen um 10 Uhr zu erledigen ist. Aufgrund der damit verbundenen Konsequenzen für einen sehr wichtigen Kunden des Unternehmens steht es für sie und ihren Chef außer Frage, dass es sein muss. Direkt nach dem Gespräch wird Michaela König klar, dass das nur zu schaffen ist, wenn wenigstens einer ihrer Mitarbeiter am Samstag ins Büro kommt und eine Extraschicht einlegt. Sie denkt darüber nach, wer für diese Aufgabe in Frage kommen könnte, und ihr fällt sofort Markus Traut ein. Als ehemalige Kollegin von Markus Traut weiß sie, dass dieser sehr gut in der Lage wäre, die Aufgabe zu übernehmen, und dass sie sich dann sicher sein könnte, dass die Arbeit in der entsprechenden Qualität bis Montagmorgen erledigt ist. Also geht sie gleich in sein Büro, um ihn zu bitten, am Samstag zu arbeiten. Zuerst hat sie noch kurz überlegt, ob sie nicht selbst am Samstag arbeiten soll, dann ist ihr aber eingefallen, dass sie ohnehin am Sonntag noch einige Unterlagen zu Hause lesen will, und daher sollte wenigstens der Samstag frei sein.
Nachdem sie Markus Traut den Fall erklärt hat, antwortete dieser: „Oh, ja, ich verstehe… hm… ich sehe die Notwendigkeit, aber am Wochenende habe ich schon einige private Dinge vor. Ehrlich gesagt, habe ich wenig Lust, dafür ins Büro zu kommen." Nach einigem Hin und Her verständigt sich Michaela König mit Herrn Traut darauf, dass er am Samstag die Aufgabe übernimmt, sie ihn aber dafür von einem ungeliebten internen Projekt befreit und damit die Kollegin Sabine Sauer beauftragt. Außerdem bittet er Frau König darum, für den Samstag als Ausgleich direkt am darauffolgenden Mittwoch einen Tag Urlaub nehmen zu können. Frau König stimmt zu und ist froh, dass sie jemanden gefunden hat, der diese wichtige Aufgabe am Wochenende übernimmt.
Daraufhin spricht Frau König Sabine Sauer an und eröffnet ihr, dass sie die Abteilung in diesem ungeliebten Projekt vertritt und sich entsprechend dafür Zeit reservieren soll. Frau Sauer ist zwar nicht begeistert, sieht aber die Notwendigkeit für das Projekt und akzeptiert ihre Teilnahme. Alles scheint geregelt, als plötzlich am Freitagnachmittag Frau Sauer in Frau Königs Büro auftaucht und ihr schwere Vorwürfe macht: „Hör mal zu, Michaela, das ist ja wohl das Letzte! Ich habe gerade erfahren, dass Markus schon für dieses blöde Projekt eingeteilt war und ich jetzt dahin gehen muss, nur weil er keine Lust mehr darauf hatte. Und dann erfahre ich in dem gleichen Gespräch auch noch, dass du ihm am Mittwoch einen Tag Sonderurlaub gibst, und das nur, weil er am Samstag ein paar Stunden reinkommt. Wenn das so läuft, dann mache ich das Projekt nur, wenn ich am Donnerstag einen Tag freinehmen kann als Ausgleich für meine Überstunden!"
Wie hätten Sie dieses Problem gelöst?
Wie hätten Sie Markus Traut für das Projekt gewonnen?
Wie hätten Sie auf die Weigerung von Markus Traut reagiert?
Wie hätten Sie Sabine Sauer über die Übernahme der ungeliebten Projekttätigkeit informiert?
Wie wären Sie mit der Kritik von Sabine Sauer umgegangen?
Was wäre Ihnen in dieser Situation leichtgefallen und wo hätten Sie sich noch eher schwergetan?
Sollte Michaela König die Anweisung geben, dass Markus Traut am Wochenende arbeitet und trotzdem das Projekt übernimmt?
Sollte Frau König auf die Forderungen von Sabine Sauer eingehen?
Hat Michaela König sich in dieser Situation gerecht verhalten?
Sie merken sicherlich, dass die Überlegungen, wie sich Michaela König in dieser Situation als Führungskraft hätte verhalten sollen, nicht ganz einfach sind. Wir werden uns im weiteren Verlauf des Buches mit all diesen Aspekten beschäftigen. Beginnen wollen wir aber mit einer einfach erscheinenden, jedoch sehr grundlegenden Frage: „Was ist eigentlich Führung?"
1.2 Was bedeutet eigentlich „Mitarbeiterführung"?
Überlegen Sie zunächst einmal für sich selbst, was Sie unter Mitarbeiterführung verstehen. Notieren Sie bitte mit einigen kurzen Stichworten, wie Sie Führung für sich definieren:
A286004_3_De_1_Figa_HTML.gifNaturgemäß sind die Antworten auf diese Frage sehr unterschiedlich. Gerade neue Führungskräfte konzentrieren sich bei der Definition des Führungsbegriffs verstärkt auf unterschiedliche Verantwortungen. Typische Nennungen sind dabei:
Aufgaben koordinieren und Mitarbeiter zuteilen
Kommunizieren und informieren
Vorbild sein
Mitarbeiter auf ein Ziel hin steuern
Mitarbeiter coachen und entwickeln
Ressourcen managen
Motivieren
Sich für Mitarbeiter einsetzen
Mitarbeiter beurteilen
Bei einem Blick auf die oben genannte Liste fällt insbesondere auf, dass viele Führungskräfte speziell unterstützende und aufgabenbezogene Tätigkeiten mit dem Führungsbegriff verbinden. Führung wird leider oft mit Motivation gleichgesetzt. Fast scheint es so, als würden diese Begriffe analog verwendet, und es wäre die Hauptaufgabe einer Führungskraft, die Mitarbeiter für alle Aufgaben in allen Situationen zu motivieren. Zusätzlich lässt sich festhalten, dass die oben genannten Begriffe stark auf die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter fokussieren. Aber ist die Rolle der Führung wirklich klar, wenn die Führungskraft Vorbild für den Mitarbeiter ist, diesen motiviert und informiert? Wahrscheinlich eher nicht – also bleibt die Frage, was den Kern von Führung tatsächlich ausmacht.
Betrachten wir noch einmal die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter: Was unterscheidet diese von anderen Beziehungen? Ähnlich wie in familiären oder freundschaftlichen Konstellationen stehen zwei Menschen für eine nicht unerhebliche Zeit des Tages in Kontakt, versuchen gemeinsame Ziele zu erreichen und wissen häufig eine Menge – bisweilen auch persönliche – Dinge über den anderen. Dies trifft ebenso auf eine gute Freundschaft oder eine Ehe zu. Also, was macht den