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Das Dunkle Erbe
Das Dunkle Erbe
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eBook1.011 Seiten17 Stunden

Das Dunkle Erbe

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Über dieses E-Book

Schweren Herzens muss Henry seinen geliebten Sklaven Amanoue zurücklassen, um seine Truppen vor dem nahenden Winter zu retten. Während der Tross über den Pass zieht, bleibt Amanoue bis zu seiner Genesung mit Hauptmann Falco und einigen Soldaten im ehemaligen Lager zurück. Nach dem ersten Schneefall wird es immer schwieriger für die Zurückgebliebenen noch genügend Wild zu erlegen und so beschließt Falco auch noch die anderen über den Pass zu schicken und den Winter über mit Amanoue allein zu bleiben. Die beiden kommen sich bald näher und verleben einige schöne Wochen voller Glück, zumindest für Amanoue, der in Falco seine große Liebe sieht, doch der wird mehr und mehr von schweren Gewissensbissen geplagt. Hin und hergerissen zwischen seiner verbotenen Liebe zu Amanoue und seiner unerschütterlichen Treue zu seinem König, die letztendlich überwiegt, entschließt er sich letztendlich doch dem zu folgen und Amanoue zurückzubringen, der aber weiterhin an eine gemeinsame Zukunft zwischen ihnen festhält. Da geschieht etwas Unfassbares, Amanoue begegnet Ravios Geist, der ihn vor seiner bedingungslosen Liebe zu Falco warnt und es ist nicht die einzige unheimliche Begegnung, die dem "Licht von Asconien" wiederfährt. Denn da greift noch etwas Anderes nach Amanoue und versucht ihn ins Dunkle zu ziehen…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum9. Sept. 2019
ISBN9783748560623
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    Buchvorschau

    Das Dunkle Erbe - R.S. Volant

    Prolog

    Das Licht von Asconien

    Teil 2

    Sie waren nun schon seit Stunden unterwegs, ohne dass Henry auch nur ein einziges Wort gesprochen hatte. Immer wieder versuchte sein Onkel, Herzog Richard, den König in ein lockeres Gespräch zu verwickeln, doch alle seine Bemühungen waren vergebens und so gab er es schließlich frustriert auf. Am späten Nachmittag ließ der General den Zug anhalten und wandte sich zu Henry um. „Wir werden hier unser Lager aufschlagen, Eure Majestät, sagte er zu ihm, „es hat keinen Sinn, bei Dunkelheit den Pass zu erreichen. Morgenfrüh, gleich nach Sonnenaufgang, werden wir weiterziehen. Wenn alles gut geht und noch kein Schnee auf dem Pass liegt, könnten wir es an einem Tag schaffen. Ansonsten werden wir, oder zumindest ein Teil Eurer Truppen, die Nacht dort oben, er zeigte auf den Gipfel des vor ihnen liegenden Berges, „verbringen müssen. Ohne Zelte und Feuer, bei eisiger Kälte. Henry blickte ihn kurz an und nickte schwach. „Ich danke Euch, für Eure Belehrung, raunte er zynisch. „Veranlasst alles Nötige, fügte er abweisend hinzu, stieg von seinem Pferd und streckte sich stöhnend. Ohne einen weiteren von ihnen anzusehen, drehte er ihnen seinen Rücken zu und ging einige Schritte, nur um sich auf einen Felsen zu setzen. „Langsam fange ich an, mir ernstlich Sorgen zu machen, sagte Herzog Richard leise. „Er hat die ganze Zeit über, kein Wort gesprochen. Er hat mich nicht einmal angesehen! „Er wird`s überleben!, erwiderte General Laurentis hart. „Der ganze Zirkus, nur wegen dieser kleinen Hure! Wir hätten schon vor Wochen, den Pass überqueren können! „Ihr habt wohl vergessen, was Amanoue für uns getan hat! Wenn die kleine Hure, äffte Richard den General sarkastisch nach, „nicht gewesen wäre, wären wir schon alle tot! Oder wärt Ihr lieber ohne unseren König heimgekehrt?, fragte er und sah ihn ärgerlich an. „Natürlich nicht! Ihr habt ja recht, brummte Laurentis zurück. „Dann mäßigt Euch das nächste Mal und wählt Eure Worte geschickter! Amanoue hat Henry das Leben gerettet und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein! Ganz gleich, was er einmal war!, sagte Richard wütend. Der General zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Und trotzdem, seine Majestät wird darüber hinwegkommen, meinte er und deutete mit seinem Kopf auf einen Reiter, der auf sie zukam. „Der kleine Satory wird ihn schon trösten und Benny ist ja auch noch da! Hauptmann Satorius ritt geradewegs auf sie zu und sprang lächelnd von seinem Pferd. Er grüßte den Herzog, salutierte vor General Laurentis, schlenderte hinüber zum König und verbeugte sich tief vor dem. „Eure Majestät, mein Vater schickt mich. Er lässt fragen, warum wir schon haltmachen, sagte er auf seine unbekümmerte Art und lächelte Henry unverwandt an. Der König blickte kurz auf und sah dann zu seinem obersten Feldherrn. „Laurentis, schickt einen Boten zum Herzog von Savoy!, befahl er und wandte sich wieder dem jungen Hauptmann zu. „Ich möchte, dass du bleibst, Nicolas. Du bist der Einzige, der mich versteht, sagte er und stockte. Er konnte nicht mehr weitersprechen und seine Augen hatten sich längst mit Tränen gefüllt. Mühsam schluckte er einige Male, holte tief Luft, um sich wieder in den Griff zu bekommen und schließlich schaffte er es sogar, Satory anzulächeln. Der junge Hauptmann nickte verständnisvoll, trat näher an Henry heran und berührte ihn mitfühlend am Arm. Der General deutete eine Verbeugung an. „Wie Ihr wünscht, Eure Majestät. Ich werde mich um alles Weitere kümmern, erwiderte er und blickte den Herzog vielversprechend an. „Seht Ihr, Satory wird ihn schon auf andere Gedanken bringen, murmelte er ihm zu, doch der Herzog schnaubte nur kurz.

    Nachdem sie das Lager errichtet hatten, ging der König sofort in das Zelt seines Onkels und Satory folgte ihm wie selbstverständlich. Der Herzog zögerte noch einen Moment, bevor er mit einem tiefen Seufzen ebenfalls sein Zelt betrat und erst einmal abwartend stehen blieb. Henry saß mit Satory am kleinen Tisch des Herzogs und Henrys Leibdiener Sebastian schenkte ihnen gerade Wein ein. Wieder zögerte Richard, bevor er herantrat und sich schließlich auf einen Wink seines Königs hin, zu ihnen setzte. „Bitte Onkel, sagte Henry, ohne ihn direkt anzusehen, „lasst noch ein Feldbett neben meines aufstellen. Ich will, dass Nicolas bei mir schläft. Demonstrativ legte er dabei seine Hand auf Satorys Arm. „Ihr habt doch sicher nichts dagegen einzuwenden?, fragte er provokativ nach und Richard schnaufte tief durch. „Wie du wünschst, lieber Neffe, antwortete er leicht frostig und sah zu dem jungen Mann. „Fühlt Euch ganz wie zu Hause, Hauptmann Satorius, raunte er spöttisch und der neigte ebenso höhnisch sein Haupt. „Habt Dank, Eure Gnaden, erwiderte er grinsend, doch dann wandte er sich wieder an Henry. „Seid Ihr sicher, dass ich bleiben soll?, fragte er etwas unsicher und der König nickte. „Ich brauche dich jetzt. Bitte bleib, ich weiß sonst nicht, wie ich es schaffen soll, antwortete er leise, „oder meinst du, dass ich nicht weiß, dass alle insgeheim hoffen, dass Amanoue es nicht überlebt?, fügte er wesentlich lauter hinzu und warf einen zynischen Seitenblick auf seinen Onkel. „Heinrich, das ist doch nicht wahr!, wiedersprach der sofort. „Du weißt genau, dass ich mir nichts mehr wünsche, als dass Amanoue wieder gesund wird! Ich werde nie vergessen, was er für uns getan hat! Aber du weißt auch, was ich davon halte, ihn mit nach Austra zu nehmen. Ich kann dich nur immer wieder davor warnen und dir davon abraten! Wie willst du es bei Hofe handhaben? Als was oder wen, willst du ihn in Austra vorstellen? Als Prinz von Asconien, der dir plötzlich so zugeflogen ist? Oder als was sonst? Als deinen Geliebten, kannst du ihn dort nicht halten! Wie erklärst du das Sybilla? Und was ist mit Wilhelm? Der wird das sicher nicht verstehen! Und der Bischof, erst recht nicht! Niemand, wird es verstehen! Man wird dich exkommunizieren und du wirst deinen Thron verlieren! Oh Gott, sieh das doch ein! Der Herzog fuhr sich mit beiden Händen über sein Gesicht, sah dann Henry geradezu flehend an. „Ich weiß selbst, dass es nicht einfach wird! Aber ich kann ohne ihn, nicht mehr leben. Ich liebe ihn, mehr als alles andere auf der Welt. Für Amanoue, würde ich alles aufgeben!, fuhr der König ihn an. „Dann helfe dir Gott, mein lieber Junge! Deinen Ring, trägt er ja bereits! Den Ring, deiner Mutter! Er hätte deiner Königin gehören sollen und nicht …, Richard sprach nicht weiter, schüttelte nur seinen Kopf. Er nahm seinen Becher, trank einen großen Schluck und wandte sich Satory zu. „Vielleicht könnt Ihr ihn ja zur Vernunft bringen, Hauptmann Satorius!, sagte er voller Verzweiflung zu ihm. Satory hob überrascht beide Augenbrauen und legte seufzend eine Hand auf Henrys Arm. „Was soll ich sagen? Seine Majestät wird schon eine Lösung finden! Es wird schon irgendwie gehen. Ich weiß nicht, aber warten wir doch erst einmal ab, bis er seine Majestät in Averna wiedertrifft. Diese ganze Streiterei und Eure ständigen Vorwürfe, helfen jetzt auch nicht weiter, meinte er und zuckte mit den Schultern. Henry lächelte ihn dankbar an, Richard leerte seinen Becher und knallte ihn auf den Tisch. Wieder schüttelte er verständnislos seinen Kopf, ließ sich von Sebastian nachschenken und stützte seinen Kopf in beide Hände. „Nicolas hat recht! Was, wenn Falco ihn nicht zu mir zurückbringt?, sagte Henry bitter. „Wollt Ihr Euch schon vorher, mit mir entzweien? „Eure Majestät, Heinrich, davon kann nicht die Rede sein! Richard sah Henry erschrocken an und legte nun seinerseits seine Hand auf dessen anderen Arm. „Was du auch tust, ich werde stets zu dir halten und hinter jeder deiner Entscheidungen stehen!, rief er schnell, bevor er ihn liebevoll ansah. „Das weißt du doch, als mein geliebter Neffe und mein König. Ich würde mich nie, von Euch abwenden, Eure Majestät, sagte er milde stimmend und hob seinen Becher. „Lasst uns auf die Zukunft trinken! Was immer sie bringen mag, prostete er ihnen zu. Henry und Satory stießen mit ihm an und nickten beide. „Auf das Amanoue wieder gesund werde und Falco ihn mir bald wiederbringt!, sagte Henry voller Hoffnung und schloss kurz seine Augen. „Worauf Ihr Euch verlassen könnt!, raunte Satory. „Wie ich Falco kenne, wird er sicher alles nur Erdenkliche, dafür tun! Er wird Eure Majestät sicher nicht enttäuschen, nicht der stets pflichtbewusste und überaus ehrbare Hauptmann Falco, murrte er und seine letzten Worte trieften geradezu vor Hohn und Neid.

    Falco

    Falco hatte Amanoue noch lange in seinen Armen gehalten, bis er ihn schließlich sanft zurück auf die Kissen bettete. Er deckte ihn sorgfältig zu, schnaufte tief durch und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Eine Weile beobachtete er ihn noch, dann stand er auf und verließ das Zelt. Draußen saßen seine vier Kameraden und blickten ihn fragend an. Sie hatten direkt unter dem großen Vordach des königlichen Zeltes ein Feuer entfacht, um die Flammen vor dem Regen zu schützen, der schon eine ganze Zeitlang fiel. „Und?, fragte Mati, „wie geht’s ihm, ist er wach? Falco schüttelte den Kopf. „Nein, er schläft immer noch. Dabei hätte ich schon vor Stunden seinen Verband wechseln sollen. Er sah Brac an. „Hilfst du mir? Irgendjemand muss ihn stützen und er vertraut dir, sagte er zu dem riesigen Soldaten mit dem gutmütigen Gesicht. „Ja, sicher! Das Wasser kocht schon ewig. Wir haben auch die Schüsseln ausgekocht, genauso, wie du es gesagt hast, antwortete Brac zu ihm hin. „Willst du einen Becher heißen Wein? Er stand auf, schenkte, ohne auf Falcos Antwort zu warten einen Becher voll und reichte ihn seinem Hauptmann. „Danke, den kann ich jetzt brauchen! Falco nahm das dampfende Getränk entgegen und nippte vorsichtig daran. Er schnaufte tief durch und setzte sich neben Mati, seinem besten Freund. „Nun mach nicht so ein Gesicht, sagte der. „Der Kleine kann doch nichts dafür! „Ach ja? Wenn er nicht wäre, würden wir hier nicht festsitzen! Gott weiß, wie lange!, brummte Falco zurück. „Du weißt ja gar nicht, was für eine Verantwortung auf mir lastet! Was, wenn er stirbt? Denkst du allen Ernstes, dass seine Majestät mir einfach so vergeben wird? Sein kleines Kätzchen? Wenn dem Miststück was passiert, bin ich dran! Er trank einen größeren Schluck und stierte missmutig ins Feuer. Mati zuckte kurz mit den Augenbrauen und klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter. „Der Kleine ist zäher, als wir alle denken! Das hat er ja schon öfter bewiesen! Glaub mir, das schafft er schon und du bist ja nicht allein. Wir werden alle, unser Bestes tun und falls er doch stirbt, war es Gottes Wille, das hat auch Gregorius gesagt und der ist der beste Heiler, den ich kenne! „Hoffentlich, hast du recht, knurrte Falco, erhob sich und sah zu Brac. „Kommst du? Der große Soldat nickte seufzend, holte die sauberen Schüsseln, folgte seinem Hauptmann ins Zelt und nachdem sie den Kräuteraufguss, den sie für die Wundwaschung benötigten zubereitet hatten, traten sie gemeinsam zum Bett. „Hallo, rief Brac erfreut, „da ist ja jemand wach! Der sanfte Riese setzte sich auf die Bettkante, die sich daraufhin bedrohlich knarrend senkte und lächelte breit. „Na Kleiner, wie geht’s dir denn? Amanoue blickte ihn kurz an und drehte sich weg. Seine schönen Augen waren völlig verweint und dunkle Schatten lagen darunter. „Aber, aber! Wer wird denn hier weinen? Echte Kerle weinen doch nicht! Komm mal her, Kleiner, das wird schon wieder, hm, brummte Brac gutherzig, nahm ihn vorsichtig in seine mächtigen Arme und zog ihn sanft an sich. Amanoue schmiegte sich sofort an ihn und schluchzte herzzerreißend dabei. Angesichts Bracs Größe, wirkte er noch schmächtiger als sonst schon und verschwand beinahe in dessen Umarmung. „Oh, oh, Kleiner! Der alte Brac ist doch da, hm? Papa Brac hilft dir schon, wirst sehen, ist alles halb so schlimm! Wir sehen uns jetzt erst mal deine Wunde an, ja? Er drückte ihn noch einmal an sich, klopfte ihm sanft den Rücken und schob ihn dann sachte zurück. Amanoue saß vor ihm, wie ein Häufchen Elend, mit gesenktem Blick und noch immer leise schluchzend. „Na dann, komm, sagte Falco und wirkte beinahe verlegen dabei. Er hatte die Schüssel mit dem Aufguss auf den Stuhl gestellt, setzte sich ebenfalls auf die Bettkante und begann Amanoues Verbände zu lösen. Brac hielt Amanoue vorsichtig fest und stützte ihn dabei so gut es ging, doch als Falco die alte, durchgeblutete Kompresse löste, keuchte Amanoue schmerzerfüllt auf. „Sch, sch, Kleiner. Halt dich nur an mir fest! Ich weiß, dass es wehtut, flüsterte Brac ihm ins Ohr und streichelte wieder seinen Rücken. Falco verzog sein Gesicht, als er die Wunde sah. Sie war verklebt und erneut deutlich an den Rändern gerötet. Vorsichtig fing er an sie auszuwaschen und Amanoue stöhnte laut. Er zitterte bereits vor Schmerzen und krallte sich in Bracs kräftige Unterarme. „Ist ja gut, hast es gleich überstanden, Kleiner, versuchte der ihn zu beruhigen und verzog dabei ebenfalls ein wenig sein Gesicht, als er Amanoues Fingernägel spürte, die sich tief in seine Haut gruben. „Bist `n ganz Tapferer, kam es etwas gequält über seine Lippen, während Falco einen neuen Verband anlegte. Tief durchschnaufend stand er danach auf, ging mit der Schüssel zurück zu dem großen Tisch und wusch sich die blutigen Hände. „Siehst du, ist schon vorbei, hörte er Brac sanft sagen, der Amanoue noch immer wie ein kleines Kind im Arm hielt und hin und herwiegte. „Isch muss mal, hauchte Amanoue leise zu ihm und Brac ließ ihn nickend los. Sofort sank Amanoue zurück in die Kissen und der große Mann deckte ihn fürsorglich zu. „Ich hol dir `ne Schüssel, sagte er, stand auf und holte die Nachtschüssel, die auf einem Hocker neben dem Waschtisch stand. Dabei warf er einen fragenden Blick zu Falco, der sich wieder zu ihnen umgewandt hatte. „Lass ihn ja nicht aufstehen!, sagte der Hauptmann barsch und kam mit großen Schritten zurück zum Bett. Er sah Amanoue streng an, schlug die Decke wieder zurück, nahm Brac die Schüssel weg und stellte sie zwischen dessen Beine. „Aber so kann isch nischd, nuschelte Amanoue und schob verschämt ein Bein hoch, um seinen Schambereich damit zu bedecken. „Dann wirst du es lernen! Du stehst auf keinen Fall auf! Hast du verstanden?!, schnauzte Falco ihn an, „wenn du mal musst, wirst du`s hier im Bett machen! Stell dich nicht so an, wir haben dich schon oft genug nackt gesehen und das schien dir nicht gerade peinlich zu sein! Amanoue schüttelte leicht seinen hübschen Kopf, der deutlich errötete, schob die Schüssel mit dem Fuß weiter nach unten und zog die Decke wieder über sich. „Isch muss doch nischd, sagte er matt, drehte sich auf die rechte Seite und damit ihnen seinen Rücken zu. Ohne sich noch weiter zu rühren, weinte er leise vor sich hin und Brac räusperte sich verlegen. „Ähm, ja, weißt du was, Kleiner? Der Hauptmann und ich, wir gehen jetzt mal nach draußen, vielleicht geht’s ja dann, hm?, meinte er und strich ihm noch einmal tröstend über den Kopf. „Ich bring dir später `ne Schüssel voll leckeren Eintopf und einen Becher heißen Gewürzwein, danach geht’s dir gleich besser, wirst schon sehen! Bis später, ja? Gemeinsam gingen sie zum Ausgang, doch bevor Falco das Zelt verließ drehte er sich nochmals um. „Steh ja nicht auf, du Miststück! Ich warne dich, Amanoue, ich prügle dich windelweich!, rief er drohend zum Bett und trat nach draußen. „Was sollte das, denn? Meinst du, dass das was bringt? Warum bist du so, zu ihm?, fuhr Brac ihn an und hielt ihn am Arm fest. „Warum ich so zu ihm bin?, schrie Falco aufgebracht und riss sich los. „Dieses asconische Flittchen hat mir von Anfang an, nur Ärger gemacht! Ich habe nicht vergessen, dass ich wegen ihm beinahe meinen Rang als Hauptmann los gewesen wäre! Diese Schmach, als ich zu Satory versetzt worden bin und erst die Demütigung, als er mich bei dem tiranischen Reiterspiel geschlagen hat! Vor den Augen des Königs und allen anderen! Hör mir bloß auf, ich mag ihn einfach nicht und jetzt auch noch dies! Er deutete um sich. „Jetzt muss ich mich auch noch um ihn kümmern! Ihn waschen und pflegen! Ich hab`s so satt, sein Kindermädchen zu spielen! Ich bin der Hauptmann der königlichen Garde und keine Krankenpflegerin! Voller Wut nahm er seinen Becher, schenkte ihn randvoll, trank ein bisschen zu schnell und verbrannte sich die Lippen, an dem heißen Wein. „Verdammte Scheiße!, rief er aufgebracht und hielt sich die freie Hand an den Mund. Die anderen versuchten ruhig zu bleiben, konnten sich aber ein Lachen nicht verkneifen und selbst Alecto grinste kurz mit hochgezogenen Augenbrauen. „Beruhige dich, Falco, sonst haben wir womöglich bald noch einen Pflegefall!, rief Mati und sie lachten schallend. „Idioten! Falco setzte sich und musste zwangsläufig ein wenig mitschmunzeln. „War das heiß, verdammt, brummte er. „Aber eines müsst Ihr zugeben, Hauptmann, auch wenn Amanoue `ne richtige, kleine Metze ist, er hat wirklich einen süßen, kleinen Arsch und sein Gesicht ist auch echt hübsch!, warf Matto ein. „Und wenn ich daran denke, dass ich ihn hätte vögeln können, bedauere ich es fast, dass ich es nicht getan habe. Damals, als er so besoffen war. Das hättet Ihr erleben müssen, er war wirklich heiß! Der wär` mit jedem mitgegangen, wie `ne richtige Schlampe eben! Und das als Kerl!, lachte er kopfschüttelnd auf und sie stimmten in sein Gelächter mit ein. „Ja, bloß hätte ich dir `n paar auf die Fresse gegeben, wenn du ihn angerührt hättest!, erwiderte Brac grinsend. „Der Kleine hat doch gar nicht mehr gewusst, was er tat, so blau wie der war und ihr habt das alle ausgenutzt! Ich glaube, dass er gar nicht so ist, wie ihr ihn alle einschätzt! Amanoue ist schon in Ordnung, ich jedenfalls mag ihn. Immerhin war`s nie langweilig, wenn er bei uns hinten mitgeritten ist! Sie nickten bestätigend, außer Falco, der wieder mürrisch das Gesicht verzog. „Ja, ihr hattet Euren Spaß und ich den Ärger, brummte er. „Also, ich mag am liebsten seine Haare, sagte Alecto auf seine monotone Art und alle blickten zu ihm hin. „Ehrlich, habt ihr schon jemals solches Haar gesehen? Diese Farbe, wenn die Sonne oder die Flammen es beleuchten, dieser Glanz! Manchmal scheint es regelrecht zu glühen!, schwärmte er und Mati schüttelte seinen Kopf. „Noch nie! Kein Weib, das ich kenne, hat solche Haare! Wenn er es offen trägt und seinen Kopf nach hinten schüttelt, hat ihm jeder dabei zugesehen, auch du!, bestätigte er und sah zu Falco, der ihm einen geringschätzigen Blick zuwarf. „Wenn du dich da mal nicht täuschst! Ich hasse seine Haare! Ich hasse alles an ihm! Schon, wie er einen ansieht, die Art und Weise, wie er seine Augen niederschlägt und einen mit gesenktem Blick von unten herauf ansieht, als hätte er es einstudiert und dann noch dieses Grün! Manchmal läuft es mir eiskalt über den Rücken, wenn er mich mit diesen Katzenaugen ansieht!, sagte er, schüttelte sich dabei wie ein Hund und alle lachten herzlich auf. „So, meinte er schließlich, „Brac, wie sieht es aus, mit deinem Eintopf? Langsam bekomme ich Hunger und Amanoue sollte auch etwas essen! Ich werde ihm etwas bringen. Der Hauptmann stand auf, schenkte einen Becher voll Wein und Brac reichte ihm einen Teller Suppe mit Brot. Falco nickte ihm noch einmal seufzend zu, schlurfte damit ins Zelt und blieb wie angewurzelt stehen. Das Bett war leer. Amanoue lehnte am Waschtisch, hielt sich mit beiden Händen daran fest und als er sich leicht wankend umdrehte erschrak er sichtlich, als er Falcos Blick begegnete, der ihn unverhohlen musterte. Mit einer Hand angelte Amanoue sich ein Laken, hielt es schützend vor seinen nackten Unterleib und senkte beschämt seinen Kopf. „Was fällt dir ein? Hab ich dir nicht verboten, aufzustehen?! Falco stellte den Teller und den Becher auf den Tisch, war mit wenigen Schritten bei ihm und hob die Hand wie zum Schlag. Amanoue wich taumelnd zurück, verfing sich im Laken und wäre beinahe gestürzt, doch Falco war schneller und fing ihn gerade noch auf. „Bitte nischd schlagen, `err, wimmerte Amanoue und wagte nicht dabei aufzusehen. Er hatte seinen rechten Arm schützend erhoben und zitterte vor Angst, dann gaben seine Beine nach und er sank in Falcos Arme, der ihn hochhob und zurück zum Bett trug. Vorsichtig legte er ihn darauf und dabei glitt sein Blick über Amanoues nackten, wunderschönen Körper. Wie von selbst streckte er seine Hand nach ihm aus, berührte Amanoues samtweiche Haut, strich mit den Fingerspitzen über dessen Brust und Bauch, bis hinab zu dem kleinen herzförmigen Leberfleck, der direkt über Amanoues Schambereich lag. Schweratmend zeichnete er einen Kreis um das Mal, fuhr die Linie der Härchen nach, dann zog er ruckartig seine Hand zurück und verließ fluchtartig das Zelt. Schnellen Schrittes lief Falco an seinen Kameraden vorbei, die ihm verblüfft nachsahen und erst als er etwa zehn Meter von ihnen entfernt war, blieb er abrupt stehen. Mit beiden Händen fuhr er sich mehrmals über sein Gesicht, atmete dabei tief ein und aus und drehte sich schließlich zu ihnen um. „Brac, bring ihm sein Essen und bleib bei ihm! Ich reite eine Runde, sagte er beinahe atemlos und marschierte ohne sich noch einmal umzusehen weiter zum Pferch, in dem die Pferde untergebracht waren. Brac brauchte noch einen Moment, bevor er aufstand und die anderen reihum ansah. Alecto hob nur seine Augenbrauen, Matto grinste verstohlen und Mati schüttelte wie zu sich selbst langsam seinen Kopf. „Wenn ihr mich fragt, irgendetwas stimmt nicht, mit unserem Hauptmann. So, hat er sich früher jedenfalls nicht benommen!, raunte der große Mann ihnen zu, doch dann schnalzte er mit der Zunge und betrat das Zelt. „Was war denn wieder los?, fragte er, als er mit dem Teller Suppe und dem Becher warmen Würzwein vor dem Bett stehenblieb. „Der Hauptman hat sich gerade benommen, als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihm her! Amanoue blickte ihn an und schüttelte nur matt seinen Kopf. „Isch bin aufgestanden, weil ich so durstig war. Isch dachte, dass Wasser im Krug wäre, antwortete er leise und deutete zum Waschtisch. „Ach du Scheiße, Kleiner! Hat er dich etwa wirklich geschlagen?, erschrak Brac und setzte sich. „Nein, aber er … Amanoue senkte verschämt den Blick. „Was denn?, fragte Brac neugierig nach. „Nischds, antwortete Amanoue leise, „es war nischds, nuschelte er schluckend und Brac nickte verständnisvoll. „Ist ja klar, dass du durstig bist! Hier, trink erstmal einen Schluck, deine Kehle ist sicher ganz trocken, so wie du eben geschluckt hast, meinte er und hielt ihm den Becher an die Lippen. „So, das reicht erstmal. Jetzt isst du die Suppe und dann bring ich dir noch frisches Wasser, ja", sagte er mitfühlend und begann ihn mütterlich zu füttern.

    Als Falco zum Lager zurückkam, dämmerte es bereits stark. Nachdem er Latiago versorgt und zurück in den Pferch gebracht hatte, ging er zum Zelt, doch niemand war von seinen Soldaten zu sehen. Das Feuer war heruntergebrannt, er warf einige Holzscheite hinein und betrat das Zelt, aus dem mehrere Stimmen und Gelächter zu hören waren. „Sonst geht’s euch gut, ja?, maulte er, „das Feuer ist fast aus und ihr haltet hier drin ein Saufgelage ab! Was soll das?! Warum steht keiner Wache?, fuhr er seine Männer an und die sahen zu ihm hin. „Hast du dich wieder beruhigt? Anscheinend nicht, fragte Mati schmunzelnd. „Ich weiß nicht, was du meinst!, fauchte Falco ihn an und sein Freund schüttelte verständnislos den Kopf. „Was ist nur los, mit dir? Du führst dich auf, dass ich dich nicht wiedererkenne! Warum sollen wir da draußen rumsitzen? Das können wir auch hier drinnen! Glaub bloß nicht, dass wir während deines kleinen Ausritts nichts getan haben! Wir haben alle Glutbecken gefüllt, frisches Wasser geholt, Matto hat einen Hasen erlegt, den Brac dann sofort geschlachtet und gebraten hat und außerdem hat er noch mit Alecto Amanoues Verbände gewechselt! Du warst ja nicht da! Der Kleine hatte ziemliche Schmerzen und Fieber, aber das scheint dich ja offenbar nicht zu interessieren!, schnauzte er zurück und Falcos Blick ging hinüber zum Bett. Brac und Alecto saßen bei Amanoue und während Alecto Amanoues schwachen Körper stützte, hielt Brac einen Teller mit Fleisch und Brot in seinen Händen. „Er will nichts essen, sagte Brac bestürzt und sah seinen Hauptmann an. „Er hat nur Durst, ich glaube, dass das Fieber wieder steigt. „Wenn er hungrig ist, wird er schon essen!, gab Falco grob zurück, setzte sich auf seinen gewohnten Platz und nahm sich selbst etwas. Er fing seelenruhig an zu essen, reagierte nicht auf ihre verständnislosen Blicke, schenkte sich einen Becher voll Wein und trank einen großen Zug. Schließlich sah er genervt auf. „Was glotzt ihr mich so an?! Wenn dieses verdammte Luder doch nur verreckt wäre! Dann säßen wir jetzt nicht hier in der Scheiße! Ach, ihr kotzt mich alle an!, schrie er sie an, stand auf und verließ wutentbrannt wieder das ehemalige Zelt des Königs. Mati erhob sich schnell und folgte ihm nach. „Falco! So warte doch, bitte!, rief er, lief ihm hinterher und hielt ihn am Arm fest. „Was ist nur mit dir? Wie kannst du so etwas nur sagen? Vor ihm? Ich kann ja verstehen, dass du wütend bist, aber er kann doch nichts dafür! Er hat unserem König das Leben gerettet! Denkst du nicht, dass wir, du! Ihm damit etwas schuldig bist? Als Hauptmann der Garde hat dich seine Majestät damit beauftragt, für ihn zu sorgen und dich um ihn zu kümmern! Es ist deine Pflicht, diesen Auftrag zu erfüllen und ihn ihm wiederzubringen! Falco sah ihn an und riss sich los. „Du hast ja keine Ahnung! Ihr wisst gar nichts! Ich soll ihn gar nicht über den Pass bringen, raunte er wesentlich leiser, „die Herzöge und der General, haben mich ständig bedrängt, ihn zurück zu bringen, oder sterben zu lassen. „Zurück? Wohin?, Mati war sichtlich erbleicht und trat einen Schritt zurück. „Ins Hurenhaus? Oder nach Asconien, irgendwohin! Ganz gleich, aber bloß nicht, über den Pass!, antwortete Falco zynisch. „Sie sagten, dass der König dann ganz sicher seinen Thron verlieren würde und ich somit auch Schuld daran hätte! Verstehst du? Sie sagten, dass, wenn ich meinen König wirklich lieben würde, ich dies niemals zulassen dürfe! Ja, ich liebe meinen König und ich habe ihm den Treueeid geschworen und den soll ich nun brechen und meinen König hintergehen! Aber ich möchte auch nicht die Schuld daran tragen, wenn er deswegen seinen Thron verliert. Ich fühle mich innerlich zerrissen und weiß einfach nicht, was ich tun soll, sagte er bekümmert und hielt sich eine Hand an die Stirn. „Das kannst du doch nicht tun! Nicht zurück ins Hurenhaus! Der arme Junge! Dann bringen wir ihn eben in seine Heimat!, sagte Mati entschlossen. „Wieso? Das ist er doch gewöhnt, du hast Matto doch heute Nachmittag gehört! Und Magiyar ist auf jeden Fall näher, als Asconien!, wiedersprach Falco kalt. „Wenn er doch nur gestorben wäre, murmelte er kopfschüttelnd, bevor er seinen besten Freund wieder direkt ansah. „Dir ist doch wohl klar, dass ich nie wieder nach Austrien zurückkehren kann, wenn ich ihn nicht über den Pass und zu Henry bringe! Ich werde meine Familie nie wiedersehen und Marianna! „Du meinst wir, sagte Mati mitfühlend und berührte seinen besten Freund wieder sanft am Arm, doch Falco schüttelte energisch seinen Kopf. „Auf gar keinen Fall! Wenn Amanoue überlebt, werde ich ihn allein fortbringen! Ich ziehe euch da nicht mit hinein. Keinen von euch und dich schon gar nicht! Ihr werdet alle gemeinsam über den Pass reiten und nach Averna reisen! Das ist allein, meine Angelegenheit, wiedersprach er erneut. „Das ist nicht dein Ernst! Falco, wir sind die besten Freunde, schon von Kindesbeinen an! Hast du vergessen, welche Pläne wir hatten? Wir haben noch fünf Jahre. Fünf verdammte Jahre und dann sind wir frei! Das wirst du doch nicht aufs Spiel setzen?, fragte Mati und sah ihn verzweifelt an. „Mati, ich weiß nicht, was ich tun werde. Jetzt jedenfalls noch nicht. Bitte, lass mich jetzt einfach in Ruhe und sag den anderen nichts davon!, bat Falco ihn eindringlich und Mati nickte. „Gut! Aber bitte, tu es nicht! Überstürze jetzt nichts, du hast recht, der Asconier ist es nicht wert, dass du deine Zukunft für ihn aufs Spiel setzt und auch kein König! Lass uns einfach über den Pass ziehen und dann geht uns das alles nichts mehr an. Bitte, Falco, denk darüber nach. Was scheren uns Henrys Liebschaften? Du trägst an nichts irgendeine Schuld! Lass uns einfach unsere Dienstzeit beenden und zurück nach Hause kehren, zu unseren Familien!, erwiderte er darauf. „Geh jetzt bitte ins Zelt und kümmere dich um alles! Und lass ja eine Wache aufstellen! Die anderen können ruhig im Zelt schlafen, ich komme später nach, aber ich muss jetzt erstmal allein sein, bitte Mati, antwortete Falco betroffen, drückte die Hand seines Freundes, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.

    Brac saß vor dem Zelt und summte leise vor sich hin, als er ein leises Knacken hörte. „Halt! Wer da? „Wer wohl? Holzkopf! Ich natürlich! Falco trat in den Schein des Feuers und grinste ihn an. „Alles klar, Hauptmann?, fragte Brac und sah ihn abschätzend an. „Na klar! Es geht mir besser! Ich musste einfach mal alleine sein und meine Gedanken ordnen, antwortete Falco lächelnd. „Und nun bin ich hundemüde, gute Nacht, Brac, sagte er und streckte sich etwas gequält. Brac nickte ihm noch zu und Falco betrat das Zelt, das nur spärlich beleuchtet war. Er blieb kurz stehen, doch nichts rührte sich. Alle schliefen und so ging er zum großen Bett des Königs und beugte sich über Amanoue, der ihn aus fiebrigen Augen ansah. „Warum schläfst du nicht?, fragte er flüsternd. „Mir ist so kalt und es tut so weh, antwortete Amanoue so leise, dass Falco Mühe hatte, ihn zu verstehen. Er setzte sich. „Hör zu, es tut mir leid, dass das so mit uns gelaufen ist, bisher, raunte Falco ihm zu und Amanoue nickte schwach. „Isch weiß, dass Ihr misch nischd über die Pass bringen werdet, Benny `at es mir ersählt. Ihr werdet misch surückbringen, nischd wahr?, hauchte er traurig. Falco atmete schwer durch. „Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Du musst erstmal wieder gesund werden und dann sehen wir weiter, antwortete er sanft. Amanoue zitterte jetzt am ganzen Leib. „Mir ist so kalt, flüsterte er kläglich. „Du hast Schüttelfrost, ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, um dir zu helfen. Deine Wunde hat sich wieder entzündet, sagte Falco mitfühlend. „Ihr braucht nischds su tun, `err. Isch werde nischd sterben, weil isch nischd sterben kann, macht Eusch deswegen keine Sorgen. Isch bin verflucht, von Gott, weil isch versagt `abe, nuschelte Amanoue mit klappernden Zähnen. „Bald, wird es mir besser ge`en, ob Ihr etwas tut oder nischd. Ihr braucht Eusch keine Mü`e su geben, lasst misch einfach liegen, selbst wenn isch sterbe, so wache isch wieder auf und außerdem weiß isch, dass es Eusch suwider ist, sagte er noch leiser. „Was redest du da nur? Ja, ich war wütend und habe meine Wut an dir ausgelassen, aber mittlerweile habe ich eingesehen, dass ich sehr ungerecht dir gegenüber war. Es tut mir sehr leid, alles, was ich gesagt habe, glaube mir und du bist mir nicht zuwider, erwiderte Falco bedauernd und begann sich bis auf seine Hose auszuziehen. „Ich werde dich wärmen, sagte er, legte sich zu ihm und nahm ihn in seine Arme. Amanoues warmer, weicher Körper in seinen Armen, die Hitze, die er ausstrahlte und sein betörender Veilchenduft hüllten ihn ein und raubten ihm fast die Sinne. Seine Hand strich sanft über Amanoues Arm, spürte die unsagbar zarte Haut, streichelte weiter und blieb schließlich auf dessen Brust liegen. „Ich will nicht, dass du stirbst, flüsterte er ihm ins Ohr, „ich möchte, dass du lebst. Bitte, Amanoue, lebe. Falco schmiegte sich noch enger an ihn und blies ihm immer wieder seinen heißen Atem ins Genick. Langsam lies das Zittern nach und Amanoues Atem wurde immer ruhiger, bis er scheinbar eingeschlafen war. Falco strich ihm vorsichtig das Haar zurück und küsste zart seinen Nacken. Sein Verlangen wurde immer stärker und seine Hand rutschte immer tiefer, glitt hinab über den zarten, flachen Bauch, spürte die ersten weichen Härchen, seine Finger kraulten kurz das ungewöhnlich samtige Schamhaar, fuhren dann über die Hüfte, strichen ihm über den Schenkel, berührten seine kleinen, runden Pobacken und wie von selbst fanden sie den Weg hin, zur Mitte. Er glitt mit seiner Hand von hinten zwischen die Beine, erkundete diese für ihn fremde Region, ertastete den zarten Muskel und drang mit einem Finger leicht dabei ein. Amanoue stöhnte leise auf, schob sich ihm entgegen und der Finger drang dadurch tiefer in ihn ein. Amanoue stöhnte erneut, voller Verlangen diesmal und Falco nahm einen neuen Duft an ihm wahr. Süß und schwer, wie der berauschende Duft von Lilien, legte er sich über ihn und hüllte sie ein. Falco zog seine Hand schweratmend zurück, öffnete begierig seine Hose und wälzte sich auf ihn, Amanoue spreizte bereitwillig die Schenkel, ließ ihn dazwischen gleiten und Falco spürte, wie sich Amanoue ihm entgegendrängte. Dann war er plötzlich in ihm, stieß ein paarmal heftig zu und kam sehr schnell. Er konnte ein unterdrücktes Stöhnen nicht verhindern, verblieb noch kurz in ihm und löste sich wieder von ihm, ohne ihn jedoch loszulassen. „Was hast du nur mit mir gemacht, keuchte er, „du hast mein ganzes Leben zerstört!, flüsterte er heiser, aber er konnte nicht damit aufhören ihn zu streicheln und immer wieder seinen zarten Nacken zu küssen. Amanoue schluchzte leise auf, doch Falco hielt ihn nur noch fester in seinen starken Armen, bis sie schließlich engumschlungen einschliefen.

    Falco erwachte schlagartig, als er die Stimmen der anderen hörte. Er ruckte sofort von Amanoue weg, zog seine Hose hoch und stand auf. Niemand außer ihnen war im Zelt und so zog er sich zügig an und trat nach draußen. Mati und Brac saßen am Feuer, blickten zu ihm auf und nickten ihm zu, doch Falco sah sie kaum an. Mit verlegen gesenktem Blick setzte er sich neben Mati und räusperte sich leise. „Ähm, wo sind die anderen?, fragte er und vermied es tunlichst, aufzusehen. „Füttern die Pferde! Hast du gut geschlafen?, erwiderte Mati seltsam kühl und ohne ihn anzusehen. „Nein, nicht wirklich. Amanoue hatte die halbe Nacht starkes Fieber und Schüttelfrost, da hab ich mich zu ihm gelegt, um ihn zu wärmen, antwortete Falco so belanglos wie möglich. Er nahm einen Stock und rührte damit im Feuer herum. „Klar, was sonst! Mati warf ihm einen abschätzigen Seitenblick zu. „Hm?, machte Falco und sah irritiert zu ihm. „Ich meine nur! Muss dich jede Menge Überwindung gekostet haben, da du ihn ja nicht magst, wie du immer wieder beteuerst!, sagte Mati sehr zynisch. Falco atmete tief ein und blickte zu dem anderen Gardisten hinüber. „Brac, kannst du eine Ziege melken? Der große Mann nickte. „Klar, Hauptmann!, antwortete er, stand auf, nahm einen sauberen Eimer und tippte sich kurz grüßend an die Stirn. Vor sich hin pfeifend schlenderte er davon und verschwand Richtung Pferch. Falco legte den Stock weg und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Und, hast du dich entschieden?, fragte Mati nach einer ganzen Weile. Die beiden hatten ohne sich anzusehen, einfach nur schweigend nebeneinandergesessen. Falco schüttelte den Kopf und schnaufte tief durch. „Ich habe ihn nicht nur gewärmt, ich habe mit ihm geschlafen, letzte Nacht, kam es plötzlich über seine Lippen und er sah zu seinem Freund. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, plötzlich lag ich auf ihm. Er schloss seine Augen, stützte seinen Kopf in beide Hände und schüttelte ihn dabei leicht. „Ich weiß! Ich war noch wach, weil ich auf dich warten wollte und dann habe ich dich gehört und ihn, obwohl er ungewohnt leise war! Matis Stimme klang barsch. „Und die anderen?, fragte Falco schluckend und sah ihn wieder an. „Glaub nicht. Jedenfalls hat heute Morgen keiner so ausgesehen! Sie haben sich benommen, wie immer!, meinte Mati schroff, ohne Falcos Blick zu erwidern. Er hatte den Stock an sich genommen und haute damit vor sich auf den Boden, so als wolle er einen unsichtbaren Gegner peitschen. „Oh großer Gott, wie konnte das nur passieren, stammelte Falco und vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen. Dann packte er Mati an den Oberarmen und drehte ihn zu sich. „Bitte, Mati, glaube mir! Ich wollte es nicht, ich habe mich immer wieder dagegen gewehrt. Aber er macht mich verrückt, nur wenn ich ihn sehe! Er hat sich mir regelrecht entgegen gedrängt! Diese zarte Haut, sein Geruch, ich war plötzlich nicht mehr Herr meiner Sinne! Aber was noch schlimmer ist, ich glaube, ich liebe ihn! „Nein!, rief Mati und stieß ihn von sich. „Du bist nicht so einer! Ich kenne dich, schon mein ganzes Leben! Es liegt nur, an ihm! Sein Haar, seine Figur! Er sieht aus wie ein verdammtes Weibsstück, nur deshalb, hast du es getan! Er war aufgesprungen und fuchtelte aufgebracht mit seinem Finger vor Falcos Gesicht herum. „Genau wie Ravio! Oder glaubst du, dass der `ne Schwuchtel war und es mit Alecto getrieben hat? Nein! Nie und nimmer! Es liegt nur, an ihm!, schnauzte er und deutete dabei ins Zeltinnere. Aufgeregt marschierte er einige Male auf und ab und blieb dann direkt vor Falco stehen. „Das wird nie wieder vorkommen! Er hob drohend seinen Zeigefinger, „gut, du musstest eben mal Dampf ablassen, fuhr er ruhiger fort, „wird ja auch langweilig, es sich ständig selbst zu machen! Aber wenn wir erst wieder zu Hause sind, wird alles wieder gut sein! Denk an Marianna, sie wartet auf dich! Und du liebst sie, dass weiß ich! Falco nickte. „Ja, du hast recht, sagte er kleinlaut. „Du wirst dich von ihm fernhalten! Hast du verstanden! Brac kann sich um ihn kümmern, der macht das eh besser! Es wird jetzt ständig, einer von uns, bei ihm bleiben. Aber nicht du! Geh jagen, das wird dich auf andere Gedanken bringen!, sagte Mati grob. Falco nickte nur erneut und stand auf. „Bitte, Mati, sag ihnen nichts. Es wird nie wieder vorkommen, das schwöre ich dir, sagte er leise und schlich sich wie ein geprügelter Hund davon. Am späten Nachmittag kehrte Falco von der Jagd zurück. Er hatte lediglich zwei Rebhühner dabei. „Ist das alles?, fragte Mati, als Falco sie auf den Tisch legte. „Der Wald ist wie leergefegt. Die verdammten Viecher haben sich wohl weiter ins Tal zurückgezogen. Es ist ja auch saukalt geworden. Ich denke, dass es bald Schnee geben wird, murrte Falco, zog seine Handschuhe aus und setzte sich. Brac schenkte ihm sogleich einen Becher heißen Wein ein. „Danke, Brac. Wie geht es dem Asconier?, fragte er leichthin und legte beide Hände um den Becher, um sie zu wärmen. „Ein bisschen besser. Ist echt seltsam, aber das Fieber scheint seit letzter Nacht zu sinken. Was hast`n dem gegeben? Hat wohl Wunder gewirkt, dass du bei ihm lagst! Er hat die ganze Ziegenmilch getrunken und sogar etwas Brot gegessen. Jetzt schläft er. Auch die Wunde sieht viel besser aus, aber sie blutet wieder. Weiß der Deibel, warum, antwortete Brac und knetete weiter an seinem Brotteig. „Naja, dann gibt’s eben wieder Suppe, murmelte er seufzend vor sich hin und warf einen bekümmerten Blick auf die mickrigen Vögel.

    Falco hielt sich von Amanoue fern, betrat eigentlich nur noch zum Essen und schlafen das Zelt und verbrachte die meiste Zeit damit, mit Mati und Matto nach Wild zu jagen. Um Amanoue kümmerten sich nun ausschließlich Brac und Alecto. Sie schliefen sogar abwechselnd bei ihm, um ihn zu wärmen und einer von beiden war ständig bei ihm, bis es Amanoue schließlich zusehends besser ging. Nach einer Woche, konnte er wieder alleine essen und Alecto ging sogar ein paarmal mit ihm vor dem Bett auf und ab. Amanoue trug nun seine asconische Hose und darüber eines von Henrys Hemden, das ihm fast bis zu den Knien reichte. „So, das reicht, meinte Alecto, als sie wieder einige Male auf und abgewandert waren und führte ihn wieder zurück zum Bett. Amanoue legte sich zurück, deckte sich zu und sah Alecto an. „Darf isch disch etwas fragen? „Sicher, was denn? Alecto setzte sich zu ihm. „Wie war Ravio? „Was meinst du?, fragte Alecto ein wenig überrascht. „Was war er für ein Mensch?, sagte Amanoue, blickte kurz auf seine Hände und dann wieder zu ihm. Alecto holte tief Luft. „Er war sehr großzügig. Man konnte alles, von ihm haben, wenn man mit ihm befreundet war. Er hätte einem sein letztes Hemd gegeben, wie man so schön sagt. Und, er war immer gutgelaunt. Manchmal ging mir das gehörig auf die Nerven. Er sagte dann immer zu mir, auch wenn wir in der größten Scheiße steckten, `wirst sehen, Alec, bald lachen wir darüber´ und er hatte immer recht! Alecto senkte kurz seinen Blick. Es fiel ihm sichtlich schwer, weiter zu sprechen. „Wir waren wie Brüder, obwohl wir so unterschiedlich waren, sagte er und atmete erneut tief ein. „Er fehlt mir so, sagte Amanoue leise, „dass es wehtut, in meine `ers. Isch `abe ihn so geliebt, schluchzte er auf, fasste sich dabei ans Herz und fing an zu weinen. „Warum muss isch immer `eulen? Isch will es gar nischd, aber die Tränen kommen einfach, schniefte er und legte seinen Kopf leicht schräg. „Weine ruhig, ich habe auch um ihn geweint, flüsterte Alecto erstickt und sah auf die Seite. Er hatte Mühe seine eigenen Tränen zurückzuhalten, dann nahm er Amanoues rechte Hand. „Was auch kommen mag, ich werde immer auf dich aufpassen! Das bin ich ihm schuldig! Du, bist jetzt mein kleiner Bruder, sagte er gefasst. Amanoue begann augenblicklich zu weinen, entzog ihm seine Hand und schüttelte seinen schönen Kopf. „Er wird misch nischd über die Pass bringen, flüsterte er tränenerstickt. „Er bringt misch surück, schluchzte er bitter, drehte ihm den Rücken zu und weinte ins Kissen. Alecto schüttelte verwirrt den Kopf. „Was meinst du? Ich versteh nicht … Meinst du, Falco? Amanoue sah ihn wieder an und nickte. „Er bringt misch surück ins `uren`aus. Benny `at es mir ersählt. Isch darf nischd su `enry surück, sonst verliert er seine Thron und ist nischd mehr eure König, meinte er schniefend. „Das glaube ich nicht, sagte Alecto kopfschüttelnd, „das würde Falco nie tun! Nein, niemals! Amanoue sah ihn traurig an. „Isch wäre gerne deine kleine Bruder gewesen, aber du wirst se`en, dass isch rescht `abe. „Unsinn, Kleiner, du täuschst dich! Glaube mir und jetzt schlafe ein bisschen. Du brauchst die Ruhe, versuchte Alecto ihn zu beruhigen, doch seine Stimme klang unsicher dabei. „Bleibst du noch bei mir?, bat Amanoue und nahm seine Hand. Alecto nickte, zog sich die Stiefel aus, legte sich zu ihm und nahm ihn in den Arm. Amanoue weinte noch lange, bis er endlich vor Erschöpfung einschlief. Irgendwann, spät in der Nacht, erwachte er und blickte zum Zeltdach hinauf. Eine Weile lag er einfach nur auf dem Rücken und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen Alectos und der anderen, als etwas sanft auf das Zeltdach fiel, immer und immer wieder, bis es sich leicht senkte. Amanoue hob seine Augenbrauen und rüttelte vorsichtig an Alectos Arm. „Alecto, flüsterte er aufgeregt, „da ist was, auf die Selt. „Hm? „Da oben!, raunte Amanoue und rüttelte stärker an ihm. Alecto gähnte müde und blickte hinauf. „Da ist nichts, schlaf weiter, murmelte er. „Doch! Siehst du nischd? Die Seltdach, `at sisch gesenkt! Es sieht aus, als `ätte sisch eine Decke darübergelegt! „Blödsinn, schlaf weiter! Ist doch alles ruhig und außerdem steht draußen einer Wache, brummte Alecto, legte einen Arm um ihn und zog ihn zu sich heran. Amanoue seufzte, kuschelte sich aber an ihn und war bald wieder eingeschlafen. Als er morgens erwachte, drang von Draußen immer wieder ausgelassenes Lachen und Gejohle zu ihm herein und nachdem er einen vorsichtigen Blick nach oben riskiert hatte, stellte er fest, dass sich das Zeltdach noch stärker herabgesenkt hatte. Mit einem unguten Gefühl im Magen, richtete er sich auf und sah sich suchend um. „`allo? Alecto? Brac? Wo seid ihr?, rief er unsicher. Gleich darauf kam Alecto grinsend herein und ging schnurstracks auf ihn zu. „Komm, steh auf, ich hab `ne Überraschung, für dich!, sagte er und bekam das Grinsen dabei nicht aus dem Gesicht. Er half ihm auf, reichte ihm die schönen asconischen Stiefel und legte ihm noch den pelzgefütterten Umhang um. „Mach die Augen zu, sagte er geheimnisvoll, hob ihn hoch und trug ihn auf seinen Armen nach draußen. „Nicht blinzeln, raunte er ermahnend, Amanoue presste nickend die Augen zusammen, schlang seine schlanken Arme um Alectos Hals und drückte sich etwas ängstlich, an ihn. „Du brauchst dich nicht zu fürchten, ich möchte dir nur etwas zeigen, beruhigte Alecto ihn und grinste noch breiter. Vor dem Zelt blieb er stehen und beugte seinen Kopf ganz nah an Amanoues Ohr. „So, jetzt darfst du die Augen aufmachen, raunte er und hauchte einen zarten Kuss darauf, wie ein Vater es bei seinem Kind tun würde. Ganz langsam und vorsichtig öffnete Amanoue seine Augen, atmete hörbar ein und hielt vor Überraschung die Luft an. Um sie herum, war alles weiß und eine dicke Schneedecke lag über allem. Die Bäume schienen weiße Pelze zu tragen und manche bogen sich weit herab unter der schweren Last, so als wollten sie sich vor Ehrfurcht verbeugen und die schroffen Felsen um sie herum wirkten auf einem Male, wie dicke, flauschige Bodenkissen, die Riesen überall verteilt hatten, um sich darauf niederzulassen. Die Sonne schien von einem azurblauen, wolkenlosen Himmel und ließ alles in einem gleißenden, funkelnden Licht erstrahlen, so dass Amanoue zunächst nur blinzelnd seinen Blick umherschweifen ließ, doch dann sah er mit weitaufgerissenen Augen zu Alecto auf. „Ist das Schnee? Oh Gott! Wie wunderschön!, rief er aufgeregt, wie ein kleines Kind. „Lass misch runter, isch will es anfassen!, zappelte er in seinen Armen, Alecto sah fragend zu Falco, der daraufhin lächelnd nickte und so stellte er ihn vorsichtig auf die Beine. Amanoue machte langsam ein paar Schritte, bis er eine noch unberührte Stelle erreicht hatte, bückte sich und strich geradezu ehrfurchtsvoll über den Schnee. Seine Stiefel waren bis über die Knöchel darin versunken, er tauchte seine Hände in die für ihn unbekannte, weiße Pracht, schaufelte mit beiden Händen und warf, sich dabei aufrichtend, den lockeren Schnee hoch in die Luft, woraufhin der gleich wieder glitzernd auf ihn niederfiel. Lächelnd vor Verzückung, legte er seinen Kopf in den Nacken, schloss seine Augen und drehte sich langsam dabei im Kreis. Sein langes, seidenweiches Haar fiel ihm in sanften Wellen über den Rücken und bewegte sich leicht im schwachen Wind. Es glänzte im Schein der Sonne wie glühendes Kupfer und die Soldaten, die ihm gefolgt waren, konnten ihn nur, beinahe ergriffen von seinem Anblick, anstarren. Amanoue blieb ihnen zugewandt stehen und sah sie mit seinen großen, wie grüne Jade leuchtenden Augen an. Dabei umspielte ein zartes Lächeln seine sinnlichen Lippen und er sah so wunderschön dabei aus, dass ihnen fast der Atem stockte. Keiner von ihnen traute sich ein Wort zu sagen, so als wollten sie diesen Augenblick nicht dadurch zerstören, doch auch auf ihren, sonst so manches Mal verbissenen und harten Mündern, erschien ein geradezu sanftes Lächeln. Amanoue lächelte immer noch voller Verzückung, bückte sich erneut, schaufelte wieder den Schnee mit seinen Händen und kam zu ihnen. Reihum hielt er ihnen seine zarten Hände entgegen, ganz so, als hätte er etwas ganz Kostbares in ihnen, dass er ihnen zeigen wollte und jeder von ihnen nickte ihm dabei freundlich zu. „Uuuuh, ist die Schnee kalt!, rief er plötzlich, warf ihn wieder hoch in die Luft und jetzt erwachten auch die anderen aus ihrer Erstarrung und grinsten sich und ihn breit an. „So schön! Aber auch soooo kalt!, rief Amanoue wieder und wandte sich Falco zu. „Ihr `attet rescht, `err! Es ist wirklisch, alles weiß!, lachte er entzückt, „isch konnte es nischd glauben! Und nun se`e isch es mit meine eigene Augen! Es ist so wunderschön, `err, das Schönste, was isch je gese`en `abe! Falco nickte ihm lächelnd zu, bückte sich, machte einen Schneeball und reichte ihm die weiße Kugel. Amanoue nahm sie verwundert an und drehte sie in seiner Hand hin und her. „Eine Kugel! Eine Kugel aus Schnee! Sieh nur, Brac!, sagte er verdutzt und hielt dem neben ihm wie ein Riese wirkendem Mann den Schneeball entgegen. „Ja, Kleiner, is`n Schneeball. Weißt du, was man damit machen kann? Brac nahm den Schneeball und als Amanoue erwartungsvoll den Kopf schüttelte, warf er ihm den Ball mitten ins Gesicht. Amanoue zuckte zuerst völlig erschrocken zurück, doch dann fing er an zu lachen und alle lachten herzlich mit ihm mit. „So, ich denke, dass reicht erstmal, sagte Falco und zwinkerte Amanoue zu. „Nicht, dass du dich überanstrengst! „Oh bitte, nur noch eine kleine Bisschen! Es ist so schön, quengelte Amanoue augenblicklich wie ein kleiner Junge, legte seinen Kopf schief und sah Falco herzerweichend an. Er sah so zauberhaft und unschuldig dabei aus, dass Falco fast schwindelig wurde, als er in dieses überirdisch schöne Gesicht blickte. Sein Herz fing an schneller zu schlagen und der Drang, ihn in diesem Moment einfach an sich und in seine Arme zu ziehen, wurde beinahe übermächtig und Falco musste sich mit aller Gewalt zurückhalten. Er schloss kurz seine Augen, schnaufte einige Male tief durch und als er sich wieder im Griff hatte, schüttelte er energisch seinen Kopf. „Nein! Schluss jetzt, es reicht! Ich möchte nicht, dass du dich verkühlst! Morgen ist auch noch ein Tag, sagte er entschlossen und keinen Widerspruch duldend. „Alecto, bring ihn wieder ins Bett! Amanoue senkte zwar enttäuscht seinen hübschen Kopf, folgte aber brav Alecto nach, als der ihn an der Hand nahm und sanft mit sich zog. „Komm, kleiner Bruder, du frierst ja schon, sagte Alecto liebevoll und führte ihn zurück ins warme Zelt.

    Als sie später alle am Tisch saßen und ihre Brotsuppe löffelten, war es ungewöhnlich still und lange sprach keiner von ihnen ein Wort. Amanoue schlief bereits, er hatte sich lange nicht beruhigen können, vor Aufregung über sein erstes Schneesehen, doch nachdem er seinen Teller Eintopf mit gutem Appetit gegessen und dazu noch einen Becher des starken Gewürzweines getrunken hatte, war er beinahe augenblicklich vor Erschöpfung eingeschlafen. Schließlich sah Alecto auf. „Ich habe, in meinem ganzen Leben, noch nie etwas so Schönes gesehen, sagte er auf seine monotone, ruhige Art. „Er ist der schönste Mensch, den ich kenne. Augenblicklich hielten alle inne und sahen ihn verwundert an. „Findet ihr nicht? Vorhin, als wir draußen waren, da dachte ich, so müssen die Engel im Himmel aussehen! Er hat geleuchtet, habt ihr das nicht gesehen? „Das war der Schnee, sagte Falco, „und die Sonne. Er aß weiter, doch Alecto schüttelte überzeugt den Kopf. „Nein, Hauptmann! Das Leuchten, kam von ihm! Es war ein richtiger, heller Schein, um ihn! Das müsst ihr doch gesehen haben und ist euch nicht aufgefallen, wie es hier drinnen riecht? Er sah sie reihum an. „Nach Blumen!, fügte er hinzu, als keiner antwortete und Matto räusperte sich. „Was meinst`n damit? Meine Güte, das ist das Zelt des Königs! Hier riechts halt besser, als bei uns, meinte er achselzuckend. „Blödsinn! Der furzt auch nicht anders, als wir! Es ist Amanoue! Er riecht nach Blumen! Leg dich doch mal zu ihm! Mensch, Brac, das muss dir doch auch aufgefallen sein!, widersprach Alecto und stieß Brac an, der neben ihm saß. „Oh, ich würde mich gerne mal zu ihm legen! Besonders auf ihn, aber das Bett ist ja ständig von euch beiden besetzt, besonders von dir, warf Matto ein und lachte dreckig. „Was willst du damit sagen?, fuhr Alecto ihn an. „Ich hab ihn nicht angerührt! „Wer`s glaubt! Matto trank spöttisch einen Schluck. „Du Arschloch! Nicht jeder, denkt wie du! Alecto rückte seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ach halt doch die Klappe, raunte Matto spottend, „ich würde mich auch lieber die ganze Nacht zu ihm legen und mich mit ihm vergnügen, anstatt deine Wache zu übernehmen und mir den Arsch draußen abzufrieren! „Hört sofort auf!, befahl Falco scharf. „Seid ihr total durchgeknallt? Jetzt ist augenblicklich Ruhe! „Das würde ich dir ebenfalls raten, Matto, sagte Brac mit einem finsteren Blick auf den, „sonst hau ich dir `n paar auf die Fresse! Weder Alecto noch ich, haben den Kleinen angerührt und der Hauptmann auch nicht! Er deutete auf sich und seinen Kameraden, sah dann zu seinem Kommandanten und deutete kurz auf ihn, doch Falco wich seinem Blick aus und sah rasch zur Seite. „Und Alecto hat recht!, fuhr Brac unbeirrt fort, „der Kleine duftet wie tausend Veilchen! Matto schnaubte nur höhnisch und widmete sich wieder seinem kargen Essen, während Alecto hinüber zum Bett schlenderte und Amanoue mit einem unübersehbar zärtlichen Blick bedachte. Und nicht nur Mattos eifersüchtige Augen waren dabei auf ihn gerichtet.

    In dieser Nacht lag Falco noch lange wach und verging beinahe vor Eifersucht, nachdem Alecto sich am Abend wie selbstverständlich zu Amanoue gelegt hatte, um ihn zu wärmen. Matto hatte sich danach nochmals bei ihm beschwert und offen kundgetan, dass er es nicht für gerecht hielt, dass Alecto anscheinend eine Sonderbehandlung zuteilwurde und er nicht länger einsehe, jetzt da es Amanoue doch augenscheinlich besser ginge, Alectos Wachdienst weiterhin zu übernehmen. Falco hatte ihn still angehört und Matto daraufhin versprochen, eine neue Regelung zu treffen und nun grübelte er schon ewig vor sich hin. Ruhelos wälzte er sich auf seiner schmalen Pritsche hin und her und die Sehnsucht nach Amanoue nagte unaufhörlich an ihm, wie ein böses Geschwür. Er musste endlich eine Entscheidung treffen, für seine Männer und auch, für sich! Und das würde er, gleich am nächsten Morgen, dachte er noch, bevor ihm endlich die Augen zufielen. Gleich nach ihrem dürftigen Frühstück, schickte Falco sie alle nach draußen. Die Soldaten saßen um das Feuer und blickten ihrem Hauptmann fragend nach, der ruhelos vor ihnen auf und ab ging. Schließlich blieb er stehen, wandte sich ihnen zu und holte tief Luft. „Hört zu! Ich will, dass ihr über den Pass reitet, nach Averna!, sagte er ruhig. Mati verzog sein Gesicht, als hätte er einen Schluck sauren Wein geschluckt und schüttelte den Kopf. „Falco! „Was? Es ist das Beste! Ich habe lange darüber nachgedacht! Das bisschen Wild, das wir noch finden, ist viel zu wenig, für uns alle! Und die Vorräte werden auch schon knapp! Die Pferde finden auch kaum noch etwas zu fressen, jetzt, da Schnee liegt! Wie lange sollen wir noch warten? Bis der Schnee meterhoch liegt und keiner mehr von uns, über den Pass kommt? Nein! Ihr werdet ohne uns weiterziehen! Ich werde mit Amanoue noch einige Zeit hierbleiben und wenn er kräftig genug ist, reite ich mit ihm ins Tal. Dort werden wir in einem Dorf oder bei einem Bauern überwintern!, sagte er mit Nachdruck und blickte gereizt auf seinen Freund nieder. „Du willst uns doch nur loshaben!, rief Mati aufgebracht und sprang auf. „Aber das kannst du dir abschminken! Ich werde nicht gehen! Er sah Falco herausfordernd an. „Das war keine Bitte, sondern ein Befehl!, sagte Falco ruhig, aber entschieden. „Ihr wollt ihn gar nicht, über den Pass bringen. Das war nie Eure Absicht!, rief Alecto plötzlich dazwischen und stand ebenfalls auf. „Manou hatte recht, ich fasse es nicht, raunte er ungläubig und die anderen sahen ihn verblüfft an. „Was soll`n das heißen?, fragte Brac. „Manou hat mir erzählt, dass der Hauptmann ihn zurückbringt, ins Hurenhaus! Ich wollte es nicht glauben, aber anscheinend hat er nun genau das vor, antwortete Alecto und machte eine wütende Kopfbewegung in Falcos Richtung. Einen Moment herrschte absolute Stille, dann stand auch Brac auf. „Das ist doch nicht wahr? Falco?, stammelte er und sah seinen Hauptmann fassungslos an. Falco zuckte mit den Schultern. „Nun, ich weiß zwar nicht, wie er darauf kommt, aber ins Hurenhaus wollte ich ihn eigentlich nicht bringen, sondern nach Asconien, erwiderte er trocken. „Das hast du dir ja sauber ausgedacht!, schrie Mati wutentbrannt, „du wirfst also alles, einfach weg! Alles, unsere ganzen Pläne, unsere Freundschaft! Ist dir das alles, egal geworden? Für ihn? Seine Stimme überschlug sich fast, vor Zorn und Fassungslosigkeit. „Mati, bitte. Du weißt, dass das nicht stimmt! Aber der Herzog, hat recht! Amanoue darf nicht zu Henry zurück! Das wäre Henrys Untergang! Und ich möchte nicht, daran mitschuldig sein! Bitte versteh das doch, es muss sein, sagte Falco beschwörend, machte einen Schritt auf seinen Freund zu und streckte ihm seine Hand entgegen, doch Mati schüttelte nur seinen Kopf und wich zurück. Er war den Tränen nahe. „Ich glaub dir kein Wort! Du willst uns nur loshaben und ihn für dich allein haben! Damit du ihn weiterhin vögeln kannst! In aller Ruhe!, schrie er erneut. Falco zuckte zurück, wie unter einem Schlag. Er drehte sich ruckartig um und ging eilig davon. „Falco! Oh Gott, bitte warte! Es tut mir leid!, rief Mati und rannte ihm nach. Er packte ihn am Arm und Falco blieb zwar stehen, riss sich aber los. „Ich sagte es bereits. Das war ein Befehl! Ich bin immer noch, euer Hauptmann, sagte er ruhig, aber energisch. Er blickte dabei von einem zum anderen und zuletzt sah er Mati kalt an. „Und wer mir den Befehl verweigert, den werde ich auf der Stelle richten!, raunte er, drehte sich wieder um und ging weiter. Mati stand noch einen Moment wie angewurzelt da und kam zurück zum Feuer. Ohne einen von ihnen anzusehen, setzte er sich und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Brac sah auf ihn nieder und setzte sich seufzend neben ihn. „Das war doch nicht dein Ernst, vorhin? Oder? Ich meine, dass Falco, ähm, und Manou? Mati schüttelte schwach seinen Kopf. „Was ist nur in mich gefahren? Wie konnte ich nur so etwas zu ihm sagen? Das wird er mir nie verzeihen, murmelte er bedauernd. „Also, ich, werde dem Hauptmann die Stange halten, warf Matto ein, „er hat schon recht! Das Königreich ist wichtiger, als die kleine Metze! Wir haben doch alle miterlebt, was der Asconier aus unserem König gemacht hat! Henry war nicht mehr, er selbst und Alecto, ohne dir zu nahe treten zu wollen, Ravio war auch mein Freund, aber das war nicht mehr der Ravio, den wir kannten. Er war dem Kleinen genauso verfallen! Und wenn ich ehrlich bin, ich war auch schon fast soweit! Immerhin wären wir uns beinahe gegenseitig an die Gurgel gegangen, wegen ihm!, sagte er und schnaufte tief durch. „Es ist wirklich, besser so! „Nein!, rief Alecto, „das hätte Ravio nie gewollt! Er hat ihn wirklich geliebt, glaubt mir! Er wollte sogar mit ihm fliehen, das weiß ich! „Setz dich, raunte Brac zu ihm hin und wartete, bis Alecto sich wieder neben ihm niedergelassen hatte. „Es tut mir zwar leid, aber ich muss Matto zustimmen, sagte er und hob schnell einhaltgebietend seine riesige Pranke, als Alecto ihn protestierend ansah. „Und außerdem, will Falco ihn nach Asconien bringen! In seine Heimat. Dann wäre Amanoue frei! Also damit, könnte ich schon leben. Der Kleine hat so viel durchgemacht, unter Henry! Alecto, ich glaube schon, dass das Ravios größter Wunsch gewesen wäre, denkst du nicht auch? Alecto sah ihn mit tränengefüllten Augen an, dann nickte er langsam. „Ja, erwiderte er heiser, „das, hätte Ravio so gewollt."

    Falco kehrte erst am späten Nachmittag zurück. Er betrat das Zelt und warf ein Kaninchen auf den Tisch. „Hier, sagte er, „das wird wieder eine üppige Mahlzeit, heute! Ich wünsche euch, einen guten Appetit!, meinte er zynisch, setzte sich, schenkte sich Wein ein und kippte den Becher in einem Zug hinunter. „Hör mal, Falco, sagte Brac und räusperte sich, „also, wir sind uns alle einig. Du bist unser Hauptmann und wir befolgen deinen Befehl, natürlich. Falco atmete tief durch und nickte ohne aufzusehen. „Gut! Dann ist jetzt alles klar! Morgen früh, werdet ihr aufbrechen. Du wirst sie führen, Brac! Und seiner Majestät, wirst du folgendes sagen: Ihr seid auf meinen ausdrücklichen Befehl hin, nach Averna gereist, weil die Vorräte knapp wurden und Amanoue noch zu schwach war. Und dass wir deshalb den Winter im Tal verbringen werden!, sagte er leise und schenkte sich nach. „Du weißt, dass du nie mehr zurückkommen kannst? Das wird dir Henry nie verzeihen, raunte der große Soldat und sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und großen Respekt an. Falco schnaubte verächtlich und lächelte ihn an. „Ja, dessen bin ich mir durchaus bewusst! Aber wer weiß, vielleicht wird mir mein König doch irgendwann vergeben, so Gott will und er irgendwann einsieht, dass ich es nur zu seinem Wohle getan habe. Brac legte seine Hand auf Falcos Arm und drückte ihn leicht. „Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden und dies kein Abschied für immer sein wird, mein Freund! Und, sei gut, zu ihm! Der Kleine hat`s wahrlich verdient, sagte er etwas belegt und Falco nickte ernst. „Das werde ich! Danke Brac", raunte er ehrlich ergriffen zurück.

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