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Das Kind der Königin
Das Kind der Königin
Das Kind der Königin
eBook1.075 Seiten15 Stunden

Das Kind der Königin

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Über dieses E-Book

Henry befindet sich mittlerweile mit seinem Sklaven Amanoue auf der Heimreise, als ihnen unverhofft die Königin entgegen zu kommen wünscht und damit ihren Gemahl in ernste Schwierigkeiten bringt. Denn Amanoue ist nicht nur ein gewöhnlicher Sklave, sondern auch der Geliebte des Königs und so möchte der natürlich unter allen Umständen ein Zusammentreffen der beiden vermeiden. Aber wie es der Zufall so will, begegnen diese sich doch und Amanoues Herz steht augenblicklich beim Anblick der überaus schönen Gattin seines Herrn in Flammen.
Auch Sybilla ist fasziniert von dem göttergleichen Jüngling und kann dessen verführerischem Charme nicht lange widerstehen. Nach einer zwar kurzen, aber stürmischen Affäre, distanziert sie sich jedoch wieder von ihm und weist ihn fortan ab, was Amanoue in eine schwere Krise stürzt. Hin und hergerissen zwischen Liebe und Trauer, schwört er Sybilla zu schweigen, da ihre Liebe beiden den Kopf kosten könnte. Kaum zu Hause angekommen, erkrankt er allerdings schwer und niemand kann sich seine mysteriöse Krankheit erklären. Selbst der Leibarzt des Königs scheint vollkommen ratlos zu sein, bis er eine erschreckende Entdeckung macht. Ein Geschwür befindet sich in Amanoues Leib und wächst unaufhörlich in ihm heran, was unweigerlich seinen Tod bedeuten würde und somit sieht sich Henry wieder in einem Gewissenskonflikt. Einige der Herzöge sind drauf und dran gegen ihn zu rebellieren und daher muss er sich so schnell wie möglich auf eine Rundreise durch sein Reich begeben. Ihm bleibt keine andere Wahl, als ohne seinen Geliebten aufzubrechen, kommt dabei aber auch seiner Gemahlin wieder näher und ist überglücklich, als diese dadurch endlich den lang ersehnten Erben erwartet.
Amanoue bleibt allein zurück und da er in einer vorangegangenen Vision erfahren musste, wer sein leiblicher Vater in Wirklichkeit ist, ahnt er auch bald, was dieses Ding in ihm tatsächlich ist. Es ist das absolute Böse, das sich seiner bemächtigen will und niemand scheint ihn davor bewahren zu können. Aber dies ist noch nicht alles, was Amanoue und Henry bedroht...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum8. Nov. 2020
ISBN9783752921342
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    Buchvorschau

    Das Kind der Königin - R. S. Volant

    1. Die Reise durch Austrien

    Amanoue saß wie ein Häufchen Elend auf dem Bett und blickte starr vor sich hin, als der König zu ihm trat und sich neben ihn setzte. Verstohlen sah sein Sklave kurz zu ihm auf, bevor er wieder betroffen den Blick senkte. „`err, sagte er leise, „es ist nischd so, wie Ihr denkt, erneut sah er schuldbewusst auf, „isch bin gerne, bei Eusch und mit Eusch susammen, wirklisch. Isch weiß selbst nischd, warum isch misch immer so dumm benehme und Eusch enttäusche, wahrscheinlisch, weil isch eben doch nur dumm bin, genau wie Ihr immer sagt. Isch…"

    „Sch", machte Henry sanft, beugte sich zu ihm hin und küsste ihn zärtlich. Dabei drückte er ihn zurück in die weichen Felle, wälzte sich auf ihn und begann ihn zu liebkosen. Voller Zärtlichkeit und Rücksicht liebte er ihn, doch so sehr er sich auch Mühe gab, Amanoue ließ alles nur still über sich ergehen, presste sein Gesicht in die Kissen, um ja keinen Laut von sich zu geben und krallte sich mit beiden Händen darin fest. Erst als Henry wohlig aufstöhnte, atmete er regelrecht erleichtert auf und lockerte langsam seinen Griff, während Henry ihm immer wieder sanfte Küsse in den Nacken hauchte.

    „Was ist mit dir, was hast du?, fragte er, noch immer etwas keuchend und außer Atem. „War es nicht schön, für dich? Oder habe ich dir wehgetan?, flüsterte er, ihn streichelnd und glitt neben ihn.

    Amanoue biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Doch `err, es war sehr schön und Ihr `abt mir nischd wehgetan", antwortete er vorsichtig und ohne ihn anzusehen.

    „Du lügst schon wieder, seufzte Henry. „Amanoue, wenn es schön gewesen wäre, hättest du dich anders verhalten, schließlich war es nicht unser erstes Mal und ich weiß sehr wohl, wenn du es genießt! Siehst du mich bitte mal an?!, sagte er durchschnaufend, da Amanoue noch immer auf dem Bauch und mit abgewandtem Gesicht neben ihm lag.

    „`err, isch, stammelte der verzweifelt, ohne der Aufforderung nachzukommen, „isch weiß nischd, wie isch misch ver`alten soll, schluchzte er auf, „bitte, isch `abe solsche Angst, dass isch wieder alles falsch mache und Eusch wieder enttäusche. Bitte, sagt mir, was isch tun soll, damit isch Eusch erfreue."

    Henry beugte sich zu ihm rüber und strich ihm über den Hinterkopf. „Du kleines Dummerchen, sei einfach wieder du, sei mein liebes, sanftes Kätzchen, so wie früher! Du weißt doch, dass ich es mag, wenn du stürmisch im Bett bist und wir uns leidenschaftlich lieben. Und ich genieße es sehr, wenn du unter mir kommst. Oder denkst du, dass es mir so wie eben, lieber ist? Wenn du nur still daliegst und wartest, bis ich endlich fertig bin? Ich mag es nur nicht, wenn du mir etwas vormachst und dich mir anbietest, als wäre ich einer deiner ehemaligen Freier! Verstehst du? Amanoue, wenn du dich so benimmst, dann verletzt du mich derart, dass ich meine, mein Herz müsste zerspringen, vor lauter Schmerz! Es ist in Ordnung, wenn du keine Lust empfindest, es macht mich zwar traurig, denn ich würde dir sehr gerne Lust bereiten und ich liebe es, wenn du es genauso genießt wie ich, wenn wir miteinander schlafen, erwiderte er mitfühlend und küsste ihn aufs Ohr. „Siehst du mich jetzt an?

    Amanoue drehte sich auf den Rücken und wandte ihm auch das zarte Gesicht zu, doch sein Blick blieb weiterhin gesenkt. „Es tut mir so leid, dass isch nischd Eure Erwartungen erfüllen konnte, wo Ihr doch so viel Geld für misch besahlt `abt. Vielleischd `ättet Ihr doch lieber die nordische Junge nehmen sollen, den Ihr mir ja anfangs auch vorgesogen `abt. Er `atte auch viel schöneres `aar, blond, wie Ihr es bevorsugt und seine `aut war weiß wie frischgefallener Schnee und nischd so schmudsisch braun, wie die von eine Bauernjunge, nach die `euernte", kam es leise über seine Lippen und Henry sah verdutzt auf ihn nieder.

    „Wie kommst du denn darauf?", fragte er, sich das Lachen verkneifend.

    „Benny sagt, dass isch so aussehe, eben, wie eine Bauernjunge, der su oft in die Sonne war", murmelte Amanoue frustriert und sah kurz zu ihm hoch, was Henry breit grinsen ließ.

    Wieder beugte er sich hinab und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Um nichts in der Welt, würde ich dich eintauschen wollen, mit keinem noch so blonden, weißhäutigen Jungen der Welt! Ich liebe dich, hörst du?! Alles an dir und gerade dein wunderschönes, braunes Haar und deine zarte, bronzefarbene Haut! Das habe ich dir doch schon einmal gezeigt, dass ich einfach alles an dir liebe und total verrückt nach dir bin", meinte er ernstgemeint und überzeugend nickend.

    „Wirklisch?", hauchte Amanoue tränenerstickt und als Henry erneut nickte, schlang er seine schlanken Arme um dessen Hals und drückte sich schluchzend an ihn.

    „Mein dummer kleiner Liebling, flüsterte Henry ihm ins Ohr, „alles wird wieder gut werden, ja? Beruhige dich, komm mein Kätzchen, sagte er, sich zurücklegend und Amanoue an sich ziehend.

    Amanoue konnte nur noch ergriffen nicken. Er schmiegte sich eng an ihn, legte wie früher ein Bein angewinkelt über Henrys Oberschenkel, während der beide Arme um ihn legte und ihn an sich drückte. Seit ewigen Zeiten schlief er endlich mal wieder mit einem kleinen, glücklichen Lächeln auf den sinnlichen Lippen, ein.

    Sie frühstückten gemeinsam im Bett und währenddessen warf Amanoue seinem Herrn immer wieder verstohlene Blicke zu, bis der sich zurücklehnte und ihn fragend ansah. „Kätzchen?"

    „`err?"

    Henry seufzte und hob die Augenbrauen. „Was?"

    „Nischds", antwortete Amanoue, den Blick senkend, aber nur um gleich darauf wieder verstohlen zu ihm aufzusehen. Dabei legte er den Kopf auf seine süße, einschmeichelnde Art leicht schräg und ein unschuldiges Lächeln umspielte seinen schönen Mund.

    „Amanoue! Wenn du so mit deinen Augen spielst und mich ansiehst, als könntest du kein Wässerchen trüben, willst du etwas von mir! Also, was?", gab Henry leicht genervt zurück.

    Amanoue nahm die Hand des Königs in seine, spielte kurz mit dessen Fingern, führte sie an seine Lippen und küsste jeden einzelnen zärtlich. „Isch, begann er sich verlegen windend, „also isch, würde so gerne wieder bei Bracs Männern mitreiten. Bitte, `err, flötete er honigsüß, drehte sich zu ihm um und schlug die Beine unter. Im Schneidersitz saß er nun vor Henry und schenkte ihm sein schönstes Lächeln, woraufhin der entnervt aufstöhnte.

    „Ich habe dir doch gesagt, dass du bis auf weiteres bei Sebastian im Wagen mitfährst", antwortete er und entzog ihm seine Hand, um seinen Becher zu ergreifen.

    „Aber wieso?, fragte Amanoue sofort auf seine kindlich trotzige Art und rutschte näher an ihn heran. „Die Jungs `aben gestern alle danach gefragt, warum isch nischd wieder bei ihnen `inten mitreite und isch reite doch so gerne! Oh bitte, `err! Meine Arm ist doch wieder gesund und isch werde auch nischds anstellen, gurrte er, Henry mit einem unwiderstehlichen Wimpernschlag von unten herauf ansehend. „Hm?"

    Henry seufzte erneut schwer. „Sieh mal, Kätzchen, ich sorge mich doch nur um dich! Du trägst noch immer den Verband und sollst den Arm in einer Schlinge tragen! Du hast also nur einen freien Arm und das ist mir eben zu gefährlich", erwiderte er und schüttelte auch gleich noch energisch seinen Kopf.

    „Bitte, bitte `err", begann Amanoue sofort zu betteln und rutschte noch näher heran, so dass Henry gezwungen war gleichzeitig weiter nach hinten zu rücken, um ihm zu entgehen.

    „Wenn du noch näherkommst, sitzt du gleich auf meinem Frühstückstablett", sagte er, hob es an und sein Diener Sebastian nahm es ihm sogleich ab.

    „Aber isch brauche die blöde Schiene doch gar nischd mehr!, versuchte Amanoue es wieder und wedelte demonstrativ mit seinem Arm vor ihm herum. „Seht Ihr? Alles wieder gut, die Schlinge ist völlig überflüssig!

    „Amanoue, jetzt ist Schluss! Ich sagte, nein! Du wirst im Wagen mitfahren und aus!", schimpfte Henry ihn, keinen Widerspruch mehr duldend und Amanoue ruckte augenblicklich mit einem wütenden Gesichtsausdruck von ihm fort.

    „Jawohl, wie die `err befiehlt", antwortete er schnippisch und verschränkte trotzig die Arme vor seiner aufgeplusterten Brust. Doch dann schien er regelrecht in sich zusammen zu sinken, stieß entmutigt die Luft dabei aus und ließ enttäuscht den Kopf hängen.

    „Na gut, pass auf, begann Henry nun doch davon erweicht und Amanoues Kopf schoss augenblicklich in die Höhe. „Hör zu, bremste ihn Henry allerdings sofort ab und hob die Hände, „ich werde heute noch mit Gregorius reden und wenn er es gutheißt, darfst du morgen mitreiten! Einverstanden?", fragte er versöhnlich und mit einem unweigerlichen Schmunzeln.

    Amanoue verzog zwar etwas schmollend die Mundwinkel, nickte aber einsichtig. „Ja, `err", murmelte er dabei mürrisch, was Henry herzlich auflachen ließ.

    Er zog ihn an den Schultern zu sich heran und gab ihm einen spontanen Kuss, den Amanoue mit einem leisen Knurren quittierte, doch Henry sah einfach darüber hinweg. „So, mein Schatz und jetzt raus, aus den Federn!", rief er fröhlich und stemmte sich hoch.

    Zwangsläufig schob sich auch Amanoue hinter ihm aus dem Bett und beeilte sich, noch vor Henry fertig angezogen zu sein. Doch als er wie selbstverständlich mit dem zusammen das Zelt verlassen wollte, hielt ihn Sebastian auf. „Halt! Hiergeblieben, mein Lieber, sagte er und fasste ihm ins Genick. „Du wirst schön brav mithelfen! Was siehst du mich so an? Na los!, rief der alte Diener und scheuchte ihn wieder nach hinten. „Du kannst gleich mit dem Bettzeug anfangen und es zu den Wagen bringen", befahl er unnachgiebig und Amanoue gehorchte murrend. Widerstandslos half er das Zelt leerzuräumen und fuhr anschließend brav in der Kutsche der Diener mit.

    Auch am Abend half er ohne zu meckern all die Sachen wieder zurück ins königliche Zelt zu schaffen und wartete anschließend am Eingang auf Henry. Er kniete nieder, als der König eintrat, erhob sich auf dessen Wink hin wieder und folgte seinem Herrn bis zum Reisethron, der wie immer an der kurzen Stirnseite des Tisches stand.

    Henry sah ihn kurz verwundert an, setzte sich und deutete auf den Stuhl neben sich. Amanoue ging mit gesenktem Blick um den Tisch herum und nahm Platz. „Und?", fragte er etwas zittrig und knetete dabei seine zarten Finger.

    „Was und?", fragte Henry zurück und bedeutete Falco, der hinter ihm das Zelt betreten hatte, sich ebenfalls zu setzen.

    „Gregorius! Was `at er gesagt?", gab Amanoue ungeduldig zur Antwort.

    Henry hob die Augenbrauen und lehnte sich mit einem erkennenden Gesichtsausdruck zurück. „Ach, das ist es! Ich habe mich schon gewundert, warum du schon da bist. Ich habe mir doch beinahe eingebildet, es wäre meinetwegen!"

    Amanoue zog etwas beschämt den Kopf ein und lächelte verlegen. „Aber ja, verseiht mir, `err. Ähm, `attet Ihr eine schöne Tag?"

    Henry lachte erst einmal kopfschüttelnd, nahm Amanoues Hand und küsste sie schmunzelnd. „Du!, sagte er und drohte ihm mit dem Zeigefinger. Doch dann wandte er sich einfach zu Sebastian um. „Was gibt es zum Abendmahl? Ich habe einen Mordshunger und der Hauptmann sicher ebenfalls! Schenk uns doch schon mal Wein ein, meinte er fröhlich, woraufhin sich der Diener leicht verbeugte.

    „Eure Majestät, es gibt gefülltes Rebhuhn", antwortete er, während Kai die Trinkbecher füllte.

    „Mmh! Lecker, grinste Henry und zwinkerte ihm verschmitzt zu. Es war ihm nicht entgangen, dass Amanoue währenddessen ungeduldig auf seinem Stuhl herumrutschte. „Ist irgendetwas mit deinem Stuhl nicht in Ordnung?, fragte er erstaunt.

    „Nein, `err", antwortete Amanoue, vor und zurück wackelnd.

    Der König bückte sich und warf einen Blick unter die Tischplatte. „Seltsam, der Stuhl scheint es nicht zu sein! Hauptmann, könnt Ihr mir vielleicht sagen, weshalb Amanoue so herumzappelt?"

    Falco schüttelte schmunzelnd seinen Kopf. „Eure Majestät? Keine Ahnung!", antwortete er achselzuckend.

    „Tja, vielleicht kann uns ja Gregorius weiterhelfen?, sinnierte Henry übertrieben nachdenklich, als der Heiler in diesem Moment das königliche Zelt betrat. Amanoue wollte schon aufspringen, doch ein strenger Blick von seinem Herrn genügte, um ihn zurück zu halten. „Mein guter Gregorius, Ihr kommt wie gerufen! Mit Amanoue scheint irgendetwas nicht zu stimmen! Seht nur, wie er herumzappelt, rief er seinem Leibarzt entgegen, woraufhin seinem Sklaven ein klagend-ungeduldiger Laut entfuhr.

    Endlich schien der König ein Einsehen zu haben und nickte leicht. Amanoue sprang sofort auf, stolperte um ihn herum und eilte dem verwunderten Heiler entgegen. „`ier!", rief er, dem seinen geschienten Arm entgegenstreckend und riss sich bereits die Schlinge vom Hals. Henry und Falco lachten, als sie mit amüsierten Blicken verfolgten, wie Amanoue den Heiler einfach an der Hand nahm und mit sich zum Bett zog.

    Gregorius versuchte noch, sich vor dem König zu verbeugen, doch Amanoue zerrte ihn ungeduldig weiter. „Halt, halt, mein junger Freund, nicht so ungestüm, rief er noch, „in meinem Alter komme ich da nicht mehr mit!

    „Ach was!, gab Amanoue zurück, „so alt, seid Ihr doch noch gar nischd und nun befreit misch endlisch von diese Ding!, rief er, sich setzend und begann auch schon sich den Verband abzuwickeln.

    Gregorius ließ sich neben ihm nieder und half ihm dabei, dann nahm er die Schiene fort und begutachtete kritisch Amanoues Unterarm. „Hm, machte er, drehte ihn zaghaft ein wenig hin und her und tastete vorsichtig den Knochen ab. „Tut das weh?

    Amanoue schüttelte hastig seinen hübschen Kopf. „Gar nischd! Und?"

    „Hm!"

    „Was, `m? Ist doch wieder gut, oder? So redet doch endlich!", entfuhr es Amanoue ungeduldig und ihn erwartungsvoll anblickend.

    „Und?", fragte schließlich auch Henry.

    Gregorius, der immer noch Amanoues Arm hielt, strich daran auf und ab und nickte lächelnd. Er ließ ihn los, stand auf und Amanoue sprang mit einem Freudenschrei auf. „Dann darf isch mitreiten?", rief er aufgeregt und mit glühenden Wangen.

    „Langsam, ermahnte ihn Henry grinsend, „warte erst einmal ab, was Gregorius dazu sagt und dann, ist da immer noch Hauptmann Falco, meinte er, den ansehend und Amanoue riss geradezu seine Augen auf. „Also, Meister Gregorius, was sagt Ihr?", wandte der König sich wieder dem Heiler zu, während Falco vor sich hin schmunzelte.

    „Eure Majestät, nun, von mir aus, spricht nichts dagegen. Vielleicht sollte er den Arm noch ein wenig schonen, aber Amanoue ist ein guter Reiter und schafft das sicher schon…"

    „Oh ja, gans sischer!", rief Amanoue dazwischen und nickte schnell. Dabei sah er Henry so bittend an, dass der augenblicklich laut aufseufzte.

    „Und, Hauptmann? Meint Ihr, dass Amanoue bei Euren Männern unterkommen kann? Habt Ihr ein Plätzchen für ihn in Euren Reihen?", fragte er und Falco verzog kritisch seinen Mund.

    „Nur, wenn er sich benimmt! In ordentlicher Kleidung erscheint und keinen Ärger macht", erwiderte er streng. Er sah Amanoue ernst an und der schluckte unwillkürlich, was Henry wieder auflachen ließ.

    „Kätzchen, wirst du dich benehmen und brav sein?", fragte er und winkte ihn zu sich heran.

    Amanoue kam zögernd näher und warf einen kurzen, fast ängstlichen Blick auf Falco, bevor er demütig die schönen Augen vor Henry senkte. Zu ihrer aller Überraschung zuckte er sehr hilflos wirkend mit den Schultern und all seine Fröhlichkeit schien mit einem Schlag verschwunden. „Isch weiß es nischd, antwortete er leise und mit einem bitteren Unterton. „Ob isch die `auptmann gereschd werden kann, meine isch, wo isch doch weiß, dass er misch nischd mag und misch so sehr ablehnt und es ihm suwider ist, wenn isch bei Brac `inten mitreite. Aber isch verspresche, dass isch es ehrlisch versuchen werde und misch escht anstrenge, ihn nischd su verärgern, obwohl es eigentlisch völlig gleisch ist, was isch mache oder wie isch misch benehme, die `auptmann kann isch es eh nie reschd machen, murmelte er traurig.

    Falcos Herz verkrampfte sich dermaßen, dass er sich unwillkürlich an die Brust fasste. Keiner erwiderte ein Wort darauf und irgendwie traute sich keiner, den anderen anzusehen, bis sich der König schließlich befreiend räusperte. „Kätzchen, das ist doch Unsinn! Wenn du artig bist und gehorsam, ist sicher auch Hauptmann Falco mit dir zufrieden und wird nichts dagegen haben, wenn du wieder bei der Garde mitreitest, sagte er sanft und wandte sich auffordernd zu Falco um. „Nicht wahr?

    „Er kann mitreiten", antwortete der Hauptmann mit einem knappen Nicken. Seine Kehle schien wie zugeschnürt und er schluckte trocken. Ohne Aufzusehen nahm er seinen Becher und trank einen großen Schluck.

    „Danke", sagte Amanoue leise und auch Henry musste erst einmal trinken.

    „Tja, da wäre allerdings noch was", meinte er danach übertrieben nachdenklich, um die Anspannung etwas zu entschärfen und Amanoue nahm fragend den Kopf zurück.

    „`err?", kam es vorsichtig über seine Lippen und Henry drehte sich um.

    „Sebastian! Er muss natürlich auch damit einverstanden sein, schließlich verliert er damit eine Hilfskraft! Wobei wir noch immer einen Diener zu wenig haben, seit Benedicto mein Knappe ist, raunte er zu seinem Leibdiener hoch. „Und?

    Sebastian, der das Spiel natürlich durchschaut hatte, zwinkerte schelmisch zurück und strich sich nachdenklich über sein Kinn. „Hm, machte er und sah schmunzelnd zu Kai. „Was meinst du, mein Lieber, werden wir es auch ohne Amanoues Hilfe schaffen?

    Amanoue schluckte zwangsläufig und der junge Diener konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Tja, ich denke, sagte er überlegend, „das schaffen wir schon. Er ist uns eh keine große Hilfe! Viel zu langsam, stöhnte er abwinkend und zum ersten Mal seit langem, lächelte Amanoue ihn wieder an.

    „Na dann, wäre die Angelegenheit also geklärt, meinte Henry nur achselzuckend dazu und deutete wieder neben sich. „Setz dich endlich und mach nicht so ein ernstes Gesicht, der Hauptmann wird dich schon nicht fressen, wenigstens nicht gleich heute! Allerdings bin ich mir fast sicher, dass du ihn in Kürze wieder so weit bringen wirst, seufzte er und alle lachten kurz auf.

    Amanoue schnaufte erleichtert durch, drückte sich um Henrys Stuhl herum und setzte sich etwas verspannt. „Isch werde misch wirklisch anstrengen und gans artig sein", beteuerte er nochmals verlegen und traute sich den ganzen Abend lang nicht, Falco anzusehen.

    ***

    Am nächsten Morgen beeilte sich Amanoue noch mehr. Er schlang regelrecht sein Frühstück hinunter, zog sich danach ohne auf Henry zu warten an und rief nur ein, „bis später", über seine Schulter zu den anderen hin.

    Der König räusperte sich laut und sah ihm vorwurfsvoll hinterher. „Na?!"

    Amanoue, der bereits am Zelteingang angelangt war, blieb wie angewurzelt stehen und lugte vorsichtig zurück. „`err?"

    „Hast du nicht etwas vergessen?", brummte Henry und deutete unmissverständlich vor sich.

    Amanoue biss sich auf die volle Unterlippe, machte kehrt und marschierte wieder zurück. Mit einem entzückenden Augenaufschlag blickte er verlegen zu Henry hoch und der lachte amüsiert auf, als er Amanoues peinlich berührtes Gesicht sah. Sanft legte er seine großen Hände an die zarten Wangen seines Sklaven und küsste ihn innig. „Na geh schon, raunte er, ihm einen liebevollen Klaps auf den kleinen Hintern gebend und Amanoue grinste übers ganze Gesicht. „Du kannst es ja kaum noch erwarten!

    „Danke", erwiderte Amanoue so zärtlich, dass Henrys Herz vor Freude einen kleinen Sprung machte, dann drehte sich sein kleiner Wirbelwind um und rannte hinaus.

    Natürlich warteten die Soldaten der Garde allesamt bereits in Reih und Glied, als Amanoue schnurstracks auf Maid zuhielt, die für ihn gesattelt worden war. Er trat wie selbstverständlich neben sie, grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd und alle aus Bracs Truppe, außer Benny selbstverständlich, umringten ihn sogleich und hießen ihn freudig wieder in ihrer Mitte willkommen. Erst als Mati mit ernster Miene an der Reihe entlangritt, stellten sie sich wieder neben ihren Pferden auf und nahmen Haltung an. Falcos Stellvertreter gab den Befehl zum Aufsitzen, die Soldaten bestiegen recht lässig ihre Pferde und auch Amanoue schwang sich in seinen Sattel. Er wartete kurz, besah sich die Positionen, die die Soldaten daraufhin einnahmen und erst als Brac ihn zu sich winkte, ritt er freudig auf den großen Mann zu. „Auf was hast`n gewartet?", fragte der Riese.

    „Isch wusste doch nischd, neben wem isch reiten soll, antwortete Amanoue stirnrunzelnd und blickte sich nochmals verwundert um. „Alles, ist anders, meinte er grübelnd und sah fragend zu seinem großen Freund auf.

    „Na klar, gab der achselzuckend zurück, „irgendwie, musste ich sie ja neu aufteilen, jetzt, da die Reihen wieder aufgefüllt sind!

    Amanoue nickte verstehend. Hinter ihnen ritten nun Matto und Alecto, vor ihnen Benny und Finn, dann kamen die beiden Savoyer Bernard und Luc und davor bildeten zwei ihm fremde Soldaten ein Pärchen, was ihn erneut erstaunt den Kopf zurücknehmen ließ. „Da vorne, sagte er und deutete in die Richtung der ihm unbekannten Männer, „die swei, kenne isch gar nischd und davor, sind das nischd swei von `erriks Leuten? Diese rodsfresche Lusius und Marcus?

    Brac nickte knapp. „Jepp! Hast `n gutes Gedächtnis! Die zwei neuen sind vom Herzog! Sie haben sich bei uns beworben und uns fehlten ja `n Haufen Leute, seit der Schlacht! Ich hab mir die Beiden natürlich genau angesehen, sind gute Männer und, was sehr wichtig ist, sie sind keine Frischlinge mehr sondern haben dem Herzog von Averna schon einige Jahre als Soldaten gedient! Das Gardemaß, haben sie auch, meinte er erklärend und Amanoue hob die Augenbrauen. „Sind ganz lustig, die zwei und passen irgendwie zu uns, wirst schon sehen, erzählte Brac weiter und grinste ihn augenzwinkernd an. „Und die anderen beiden, die von Hauptmann Herrik, wollten auch gerne zu unserem Haufen dazu, also hab ich mit ihm geredet und er hat sie mir überlassen. Herrik hat ja fast seine gesamte Truppe komplett und in Austra wird er dann `n paar Frischlinge rekrutieren, sozusagen als Ausgleich. Sonst würde ja unsere Abteilung zur Hälfte aus Rekruten bestehen und er hätte die ganzen alten Hasen, verstehst du?"

    Amanoue nickte erneut. „Und wie heißen die swei Neuen?"

    Brac deutete mit seiner riesigen Pranke nach vorne. „Der links, heißt Amadeus und der rechte Frowin! Wir haben sie auf der Burg kennengelernt und schon so manches Bierchen mit ihnen gebechert! Ich sag dir, die zwei können vielleicht `n Stiefel vertragen! Die saufen mich glatt unter den Tisch", antwortete er vergnügt.

    Amanoue zog seine glatte Stirn kraus und sah ihn zweifelnd an. „`aben die denn keine eigene? Isch dachte, Stiefel wären bei die Ausrüstung mit dabei?"

    Alle um ihn herum, fingen augenblicklich an schallend zu lachen, sogar Benny, so dass Amanoue sich verdutzt zu allen Seiten umblickte.

    „Oh Mann, Manou, keuchte Matto hinter ihm, „der war wieder mal echt hammermäßig gut!

    Finn drehte sich noch immer grinsend zu ihnen um. „Manou, das bedeutet nicht, dass die armen Kerle keine Stiefel haben, sondern dass sie eben so viel Bier saufen können, wie eben in einen Stiefel passt", erklärte er.

    „Ja, ja, isch weiß schon, das sagt man eben bei eusch so, winkte Amanoue genervt ab. „Ihr seid eine wirklisch komische Volk!

    „Der einzige, der hier komisch ist, bist wohl du", gab Benny spöttisch über seine Schulter zurück.

    Amanoue verdrehte seine Augen und warf Brac einen noch nervigeren Blick zu, doch der grinste ihn nur aufmunternd an. „Also ehrlisch, mit jedem könnte isch klarkommen, aber der, `at mir noch gefehlt! Konntest du den nischd auch eintauschen?", brummte er, was Brac erneut auflachen ließ.

    „Vielleicht beim nächsten Mal, hm? He, Benny! Willste nich lieber weiter vorne mitreiten? Da wärste auch viel näher bei seiner Majestät, wo du doch sein Knappe bist", rief der riesige Mann scherzhaft nach vorne.

    Benny drehte sich mit einem überheblichen Blick im Sattel um. „Ph! Das hätte unser asconisches Flittchen wohl gerne! Aber Pustekuchen, mir gefällt es hier außerordentlich gut und außerdem hat seine Majestät mich freigestellt! Er sagte, dass ich viel mehr lernen würde, wenn ich mit einem so erfahrenen Ritter, er deutete auf Brac und verbeugte sich spöttisch, „wie Euch, reiten würde!

    „Pass bloß auf, du Rotzlöffel, sonst reiten wir wirklich mal `ne Runde!, gab Brac empört lachend zurück. „Bengel!, meinte er noch kopfschüttelnd, als Benny es nur mit einer lässigen Handbewegung abtat.

    Amanoue sah Brac wieder zweifelnd von der Seite her an. „Brac?"

    „Hm?"

    „Isch denke, du bist su gutmütig! Wieso langst du ihm nischd eine paar?"

    „He!, schnauzte Benny zurück, „das habe ich gehört! Er drehte sich weit zu ihm um, „pass du bloß auf, sonst fängst du `n paar! Wäre nicht das erste Mal, dass du von mir Prügel beziehst", meinte er schnippisch.

    Jetzt stieß Amanoue nur ein arrogantes „Ph!" aus und tat so, als würde es ihn nicht im Geringsten kümmern.

    „Jetzt hört schon auf, alle beide! Sonst kann`s echt passieren, dass ihr beide eine von mir geknallt kriegt", raunte Brac zwar kopfschüttelnd, aber auch grinsend.

    Der restliche Tag verlief relativ ruhig und zur Mittagspause stellte Brac ihm die neuen Männer vor, die sich als recht sympathisch erwiesen. Lucius neckte daraufhin Amanoue sofort wieder und zog ihn bei jeder Gelegenheit an seinem langen Zopf, worüber sich Amanoue fürchterlich aufregte, was Lucius allerdings nur noch mehr anstachelte, ihn fortwährend zu ärgern.

    „So eine Blödmann, murrte Amanoue, als sie weiterritten und stopfte seinen zerrupften Zopf hinten in den Kragen. „Wieso musstest du ausgerechnet so eine Idiot bei dir aufnehmen?

    „Tja, meinte Brac achselzuckend und breit grinsend, „ich sagte dir doch, die passen zu uns!

    Am Abend versorgte er selbst sein Pferd, dann verabschiedete er sich und marschierte zum königlichen Zelt. Gut gelaunt trat er ein und sah zu seinem Erstaunen Henry über einige Briefe brüten. Er näherte sich ihm zögerlich und wollte gerade vor ihm niederknien, doch Henry hielt ihn auf und zog ihn stattdessen auf seinen Schoß.

    „So früh schon da, mein kleiner Schatz?", fragte der König und gab ihm einen Kuss.

    Amanoue lächelte zart und legte ihm seine Hände auf die breiten Schultern. „Isch wollte nischd wieder `erumstreunen, antwortete er schmunzelnd, „und außerdem `abe isch eine Bären`unger! Und, er sah ihn verschmitzt an, „die Jungs, `aben keine Birr mehr, meinte er, mit einer Achsel zuckend, „`ier gibt es wenigstens Wein, wenn er auch sauer wie Essig ist, sagte er noch und Henry lachte schnaubend auf.

    „Du kleines Biest, raunte er vorwurfsvoll, doch dann küsste er Amanoue liebevoll. „Warum bilde ich mir jedes Mal ein, dass du vielleicht doch Sehnsucht nach mir gehabt haben könntest?!, brummte er, ihn von seinem Schoß schiebend und gab ihm einen Klaps. „Geh und wasche dich, du riechst nach Pferd!", scheuchte er ihn fort und Amanoue schlenderte lachend nach hinten.

    Er zog sich aus, wusch sich gründlich und zog sich wie selbstverständlich Henrys Morgenrock über. Danach stiefelte er wieder zurück zum Tisch und spähte neugierig über Henrys Schulter. „Von wem, sind diese Briefe?, fragte er geradeheraus, „isch `offe, es sind gute Nachrischten?

    Der König rollte den Brief, den er gerade gelesen hatte, zusammen und legte ihn zu zwei weiteren Pergamentrollen dazu. Wie Amanoue erkennen konnte, trug eine der Botschaften das königliche Siegel und eine das Zeichen von Herzog Richard, Henrys Onkel. Das dritte Siegel war ihm allerdings unbekannt. „Ihr `abt eine Nachrischt von die Königin er`alten?", hakte er nochmals wie nebenbei nach.

    Henry sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du das?"

    „Es trägt die königlische Siegel und diese dort, ist doch die Siegel von Eure Onkel, nischd?"

    Henry nickte lächelnd. „Ja, mein Schatz! Richard bittet mich um Verzeihung und möchte sich mit mir aussöhnen", erwiderte er, wobei er nachdenklich die Briefrollen ansah.

    „Aber das werdet Ihr doch, oder `err?" Amanoue glitt wieder auf seinen Schoß und strich ihm mit beiden Händen über die Brust.

    Henry lehnte sich zurück und sah ihn ernst an. „Weißt du, Kätzchen, das ist nicht so einfach, wie du denkst. Er hat mich im Stich gelassen! Und ist einfach ohne meine Erlaubnis abgezogen! Gut, wir hatten einen heftigen Streit und ich war ziemlich ungehalten, aber das rechtfertigt nicht sein Verhalten, mir gegenüber! Schließlich bin ich der König und auch wenn er mir ein lieber Verwandter ist, kann er nicht so handeln! Das hat mich tief verletzt", sagte er betrübt.

    Amanoue nickte verlegen. „`abt ihr wegen mir gestritten?", fragte er vorsichtig.

    Henry seufzte tief und zog ihn an sich. „Kätzchen, es ist letztlich völlig gleich, über was wir gestritten haben, ich bin der König und Richard hätte meine Entscheidung akzeptieren müssen!"

    „Misch mitsunehmen", seufzte Amanoue und schmiegte sich an Henrys breite Brust.

    Der König strich ihm zärtlich über den Rücken, als Falco hereinkam und am Zelteingang salutierte. „Kätzchen, sei so lieb und setz dich auf deinen Stuhl, ja?", flüsterte er Amanoue ins Ohr und schob ihn sanft von sich.

    Amanoue blickte verwundert auf, folgte dann aber seinem Blick zum Eingang hin. „Oh", machte er, als er den Hauptmann dort erkannte und stand sofort auf. Ohne zu zögern trat er um den Tisch herum und setzte sich auf den ersten freien Stuhl neben Henry.

    „Hauptmann", begrüßte der den wartenden lächelnd und lud ihn mit einer Handbewegung ein, ebenfalls Platz zu nehmen.

    „Danke, Eure Majestät!", erwiderte Falco wie immer schneidig, marschierte gleich von vorne hinter den Tisch und setzte sich neben Amanoue. Beide sahen sich nur kurz verstohlen an und nickten dabei kaum merklich, während der König ein Zeichen gab, damit Kai die Briefe fortnahm.

    „Ähm, geht es der Königin gut?", fragte Amanoue, Henry wieder ansehend, doch der nickte nur knapp, ohne auf dessen fragenden Blick einzugehen. Durchschnaufend senkte Amanoue sein Haupt und spielte etwas enttäuscht mit seinen eigenen Fingern, während die Diener das Abendmahl auftrugen. Auch als sie speisten, unterhielt sich Henry durchwegs nur mit seinem ersten Hauptmann, ohne Amanoue mit in ihre Gespräche einzubeziehen und so lehnte er sich bald gelangweilt zurück und gähnte herzhaft.

    Henry sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm hin. „Langweilen wir dich?", fragte er und Amanoue zuckte ertappt zusammen.

    „Nein, `err, nischd im Geringsten!", antwortete er schnell und setzte sich wieder gerade hin.

    „Kätzchen, du kannst ruhig schon ins Bett gehen. Ich kann verstehen, wenn dich die Unterhaltung zweier Erwachsener nicht interessiert", meinte Henry dennoch und griff nach seiner Hand.

    Amanoue sah ihn so überrascht an, dass es schon einer echten Empörung glich, doch dann räusperte er sich deswegen verlegen und senkte wieder schuldbewusst seinen Blick. „Versei`ung, `err, stammelte er verlegen, „aber isch würde misch sehr gerne, mitunter`alten…

    Henry nahm skeptisch den Kopf zurück und ließ ihn los. „Kätzchen, über was denn? Du verstehst doch gar nichts davon! Und jetzt geh ins Bett! Ich mag es eh lieber, wenn es schon etwas angewärmt ist", setzte er noch nach und grinste ausgerechnet Falco dabei verschmitzt an, der seinen Blick auch noch genauso spöttisch erwiderte.

    Amanoue ruckte abrupt seinen Stuhl zurück und marschierte sofort nach hinten. Vor Wut und vor Trauer biss er die Zähne fest zusammen, um nicht loszuheulen und setzte sich frustriert auf die Bettkante.

    „Ihre Majestät haben Eurer Majestät eine Nachricht geschickt?", hörte er Falco fragen, woraufhin Henry freundlich nickte.

    „Ja, Hauptmann!, antwortete der Saukerl doch tatsächlich übererfreut, „sie möchte mir entgegenkommen und vielleicht schaffen wir es sogar noch, zusammen zum Osterfest, in Austra einzutreffen! Das wäre natürlich schon schön, schwärmte Henry versonnen lächelnd und spielte mit seinem goldenen Pokal. „Ihr wisst doch, wie sehr ich ihre Majestät schätze und ich freue mich wirklich sehr darauf, sie endlich wiederzusehen, sagte er zu Falco. „Was meint Ihr, könnten wir das schaffen?, fragte er seinen Kommandanten und Amanoue hatte das Gefühl, gleich zu platzen.

    Falco lächelte ebenso dämlich zurück. „Ich denke schon, Eure Majestät! Wenn das Wetter so traumhaft bleibt! Wir sind gut vorangekommen, die letzten Tage, antwortete er zuversichtlich. „Und es wäre sicher ganz wundervoll, wenn Eure Majestäten gemeinsam nach Austra zurückkehren würden. Auch für das Volk, wäre es ein Zeichen der Verbundenheit, zwischen Eurer Majestät und der Königin, schleimte er weiter.

    Henry nickte höchst erfreut und prostete ihm zu. Danach unterhielten sie sich wieder über Pferde und natürlich das Jagen, was ihre Lieblingsthemen zu sein schienen. Amanoue legte sich genervt seufzend zurück, schälte sich aus dem Morgenmantel und schlüpfte unter die Decken. Da es die letzten Nächte sehr frisch gewesen war, hatte Sebastian zusätzlich noch die Fuchsfelldecke darübergelegt und Amanoue kuschelte sich darin ein. Er bibberte noch etwas, doch dann wurde ihm langsam wärmer und er vernahm die Stimmen immer leiser, bis er schließlich eingeschlafen war. „Komm zu mir…", war das letzte, was er im Geiste hörte.

    Falco erzählte seinem König gerade von dem tiranischen Pferd, das ihm zugelaufen war und schwärmte begeistert von dessen Gelehrigkeit, als Amanoue sich plötzlich erhob und sich kurz im Zelt umsah. Er ging bis zur Mitte hin, blieb scheinbar gedankenverloren stehen und blickte direkt zu ihnen hin, ohne sie jedoch wahrzunehmen.

    Henry und Falco sahen erst ihn und dann sich, fragend an. „Liebling, was ist denn? Sind wir zu laut?", fragte Henry verwirrt.

    Amanoue reagierte nicht darauf, wandte sich wieder ab und ging zielsicher auf den Ausgang zu. „Kätzchen? Henry räusperte sich, „wo willst du denn hin? Er räusperte sich nochmals und wesentlich lauter, „Amanoue! Falls du es noch nicht mitbekommen hast, du bist nackt! Amanoue?!"

    Amanoue marschierte ungerührt weiter und wollte tatsächlich gerade das Zelt verlassen, als Sebastian ihm mit einer Decke hinterher stürmte und ihn aufhielt. Er musste sich ihm in den Weg stellen und legte ihm dabei die Decke um. „Liebes, so kannst du doch nicht hinausgehen, es ist doch viel zu kalt, sagte er, doch Amanoue schien geradewegs durch ihn hindurchzusehen und als er weitergehen wollte, warf Sebastian einen besorgten Blick zum Tisch. „Eure Majestät!, rief er hilflos und Henry erhob sich sofort.

    Auch Falco stand nun auf und beide gingen zum Zeltausgang. Verwundert beobachteten sie, wie der alte Diener sich inzwischen abmühte, Amanoue daran zu hindern, das Zelt zu verlassen. „Eure Majestät, rief er, „ich glaube, dass er wieder schlafwandelt! Was soll ich tun?

    „Lasst ihn nicht durch!", rief Henry den beiden Wachen zu, die sich mittlerweile umgedreht hatten und ebenfalls verdutzt die Szenerie beobachteten. Amanoue versuchte immer wieder, sich irgendwie an Sebastian vorbei zu schlängeln und die Decke lag längst auf dem Boden.

    „He, Manou, was ist los?, fragte eine der Wachen, „is`n bisschen zu frisch draußen, für einen kleinen Spaziergang im Mondschein, so ohne alles!, meinte er und grinste seinen Kameraden an, doch als Amanoue nicht reagierte, stellten sie sich ihm wie eine Wand entgegen.

    „Was soll `n das?, fragte nun auch der andere, „hast du nicht gehört? Seine Majestät hat befohlen, dich nicht durchzulassen, also mach `n Abgang! He! Verdammt, was soll denn das?, rief er dann aufgebracht, als Amanoue trotzdem versuchte sich zwischen ihnen durchzuquetschen. Dann wollte er sie umgehen, doch die beiden Soldaten bewegten sich jedes Mal mit, einmal einige Schritte nach rechts, dann trippelten sie wieder nach links und so sah es fast aus, als würden sie mit ihm tanzen, während Henry und Falco ihnen mit wachsender Unruhe dabei zusahen.

    „Verdammt!, rief Henry schließlich genervt, „sie sollen ihn einfach wieder hereinbringen! Sofort! Das halbe Lager glotzt schon her!

    Falco trat augenblicklich energisch heran. „Was ist los mit euch?, herrschte er seine Soldaten an, „seid ihr nicht in der Lage, mit so einer halben Portion fertig zu werden oder studiert ihr gerade einen neuen Tanz ein? Er packte Amanoue hart am Arm und riss ihn einfach herum. „Was soll das? Mach, dass du wieder ins Zelt kommst!"

    Amanoue starrte ihn erschrocken an, griff sich blitzschnell Falcos Dolch und streckte ihm die Waffe drohend entgegen. Falco ließ ihn daraufhin sofort los, hob beschwichtigend die Hände und trat gleichzeitig etwas zurück. „Amanoue, um Himmelswillen, was machst du denn?", raunte er so ruhig wie möglich.

    Amanoue stand geduckt vor ihm und sah ihn lauernd, zum Angriff bereit, wie ein in die Enge getriebenes Tier, an. „Liebes, oh mein Liebes, jammerte Sebastian, „bitte, gib dem Hauptmann den Dolch zurück! Es will dir doch niemand etwas tun, rief er verzweifelt, da machte Amanoue einen Schritt rückwärts, weg von ihm und sah sich kurz gehetzt nach den beiden Gardisten um, die nun ihrerseits einen Schritt zurückwichen. Fragend sahen sie ihren Hauptmann an.

    „Amanoue, erkennst du mich nicht?, raunte der leise und Amanoue fuhr wieder zu ihm herum. „Ich bin es, Falco. Es ist alles in Ordnung! Niemand will dir etwas Böses! Er streckte vorsichtig die Hand aus, Amanoue blickte darauf, wich zurück und stach gleichzeitig nach ihm, so dass Falco entsetzt zurücksprang.

    Henry, der fassungslos hinter ihnen stand, kam nun ebenfalls beherzt näher und schob sich vor Sebastian, dessen Hände an den runzligen Wangen wie festgeklebt schienen. „Eure Majestät, jammerte er völlig aufgelöst, „nicht!

    Doch Henry ignorierte ihn und stellte sich neben Falco, da ließ Amanoue plötzlich den Dolch sinken und sah ihm direkt ins Gesicht. Er murmelte etwas auf asconisch zu ihm und es klang wie eine Frage in ihren Ohren. „Kätzchen, ich verstehe dich nicht, entgegnete Henry bewundernswert ruhig und gelassen, „weißt du, wer ich bin?

    Amanoue zögerte kurz und legte leicht den Kopf schräg, so als müsste er darüber nachdenken, dann wandte er sich ungerührt von ihnen ab um seinen Weg fortzusetzen und die Wachen griffen zu. Sie stürzten sich auf ihn, begruben seinen nackten, zierlichen Körper geradezu unter sich und hielten ihn eisern fest. Amanoue wehrte sich zwar verzweifelt, doch gegen die großen Männer hatte er keine Chance. Schließlich versuchte er nur noch schreiend vor Angst freizukommen und strampelte wie ein Verrückter, bis Gregorius plötzlich auftauchte, neben ihnen niederkniete und Amanoues Gesicht festhielt. Er träufelte ihm etwas Opium in den gewaltsam geöffneten Mund und wenige Augenblicke später, erschlaffte Amanoues Körper.

    „Lasst ihn los!, schrie Henry sofort, „geht von ihm runter!

    Die Wachen zögerten noch einen Moment, doch als Falco nickte, ließen sie Amanoue endlich los und erhoben sich. Falco steckte seinen Dolch wieder zurück, hob Amanoue auf und trug ihn hinein, direkt zum Bett und legte ihn darauf. Sebastian, der nur noch hemmungslos schluchzte, stürzte ihm nach, deckte Amanoue zu und zog ihn in seine Arme. Der alte Mann streichelte ihn in seiner Bestürzung so heftig, dass Amanoues Kopf wie bei einer Puppe hin und her wackelte.

    Henry ging zu seinem Reisethron und ließ sich darauf fallen. Kopfschüttelnd hielt er sich die Stirn. Falco trat zu ihm, schluckte trocken und sah fassungslos auf ihn nieder. „Was war denn das?"

    Henry blickte auf. „Das hat er vor kurzem auch gemacht, natürlich nicht so schlimm und er hat uns nicht dabei bedroht, aber er ist neulich auch mitten in der Nacht aufgestanden und ist ruhelos im Zimmer herumgewandert. Er hat weder Sebastian noch mich dabei wahrgenommen und hat die ganze Zeit über asconisch gesprochen, so als würde er sich mit irgendjemandem unterhalten. Das war richtig unheimlich, fast wie gerade eben. Gregorius, was sagt Ihr dazu?"

    Der Heiler sah zu ihm hin und nickte nachdenklich. „Ich denke, dass Amanoue tatsächlich geschlafwandelt hat, Eure Majestät. Mehr nicht. Sebastian hat mir von dem Vorfall berichtet und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht viel über dieses Phänomen. Ich selbst, habe so etwas noch nie gesehen, sondern nur darüber gelesen. Es kommt meistens nur bei Kindern vor und sehr selten bei Erwachsenen! Es scheint sich mit zunehmendem Alter zu verlieren, aber was man dagegen tun kann, naja, da scheiden sich die Geister und manche Methoden halte ich für nicht gerade angebracht! Einige Gelehrte behaupten, man solle die Schlafwandler wecken, indem man sie in eine Schüssel mit kaltem Wasser steigen lässt, die man vors Bett stellt und andere sind wieder strikt dagegen, sie zu wecken, weil sie meinen, der Schlafwandler könne dadurch einen schweren Schock erleiden, tja, das könnte vielleicht gerade passiert sein. Amanoue hat sich gewehrt, als würde es um sein Leben gehen!" Gregorius blickte bedauernd zum Bett und Henry schnaufte entnervt durch.

    „Setzt euch, beide! Kai, Wein!", befahl er.

    Falco und Gregorius setzten sich beklommen und alle drei leerten schweigend ihre Becher, doch plötzlich runzelte der Hauptmann seine Stirn und lehnte sich etwas vor. „Eure Majestät, sagte er etwas betreten, „so etwas Ähnliches, habe ich auch schon mal bei ihm erlebt, er räusperte sich verlegen, „als ich, mit ihm, alleine im alten Lager war. Er ruckte unsicher seinen Stuhl zurecht, doch Henry sah ihn weiterhin gelassen an. „Ja, also damals, fuhr Falco fort, „war er plötzlich verschwunden, mitten in der Nacht. Ich habe es nicht mal mitbekommen, erst als er wiederkam und habe mich natürlich fürchterlich darüber aufgeregt und da sagte er, dass er sich nicht erinnern könnte und dass er lediglich spazieren gewesen wäre. Aber er machte einen völlig verwirrten Eindruck und hat wirres Zeug geredet, dabei sah er aus, als hätte er einen halben Acker umgegraben, und, Falco holte tief Luft, „das war nicht das erste Mal gewesen. Er muss vorher schon einmal, nachts das Zelt verlassen haben, während ich schlief. Er war danach ebenfalls in einem schlimmen Zustand und ich habe ihn vor dem Zelt liegend, vorgefunden. Er stammelte immer wieder etwas davon, dass jemand ihn gerufen hätte…

    Henry sah ihn fassungslos entsetzt an. „So habt Ihr also auf ihn achtgegeben?", fragte er vorwurfsvoll und trank zornig einen Schluck.

    „Eure Majestät, ich wusste es doch nicht", verteidigte sich Falco beschämt, doch Henry winkte ab.

    „Erzählt weiter", forderte er ihn barsch auf.

    „Jawohl, Eure Majestät, also, ich fand ihn vor dem Zelt liegend. Er weinte und hustete ganz fürchterlich und als er sich endlich beruhigt hatte, da erzählte er mir eine ganz und gar unglaubliche Geschichte! Falco räusperte sich zwangsläufig bei der Erinnerung daran unwohl, „er sagte, dass er die Schlacht gesehen hätte und Ravios Tod! Und behauptete sogar noch, dass er mit dem gesprochen hätte, raunte er beklommen, zuerst Henry und dann Gregorius ansehend. „Und, er klang völlig überzeugt!"

    Henry lehnte sich ungläubig zurück und schüttelte sich fröstelnd. „Kai! Wieso ist es so kalt hier drin? Füll die Glutbecken!", trug er dem jüngeren Diener mit einer fahrigen Handbewegung auf und Kai sah ihn betreten an.

    „Eure Majestät, die Glutbecken sind randvoll", meinte der kleinlaut.

    Henry stutzte kurz, lehnte sich wieder vor und stützte sein Kinn auf seine Hände. „Und, weiter?", richtete er sich erneut an seinen Hauptmann.

    „Ich habe beruhigend auf ihn eingeredet und ihm gesagt, dass er wohl nur schlecht geträumt hätte, aber ehrlich? Ganz wohl, war mir nicht dabei, meinte Falco und trank einen langen Zug. „Eure Majestät, wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich sehr viel besser darauf geachtet und selbstverständlich mit allen Mitteln verhindert, dass er nachts das Zelt verlässt! Selbst, wenn ich ihn ins Bett hätte fesseln müssen, dass müsst Ihr mir glauben! Ansonsten, hatte ich eigentlich keine Probleme mit ihm, er war sehr gehorsam und gefügig und wir sind ganz gut miteinander klargekommen, sagte er leichthin und Henry schnaubte verächtlich auf.

    „Das glaube ich Euch, aufs Wort, Hauptmann Falco!, brummte er zynisch, „besonders, was das Bett angeht!

    Falco lief so rot an, wie tiranischer Wein. „Eu, Eure Majestät, stotterte er, „so meinte ich das nicht! Ich schwöre…

    „Seid still!, fuhr Henry ihn an, „kein Wort mehr, bevor ich noch ausraste und meine gute Kinderstube vergesse! Er atmete tief durch und lehnte sich wieder zurück. „Was geschehen ist, ist nun mal geschehen! Und ich weiß sehr wohl, dass es nicht allein an Euch lag und Amanoue Eure damalige Lage auch ausgenutzt und Euch verführt hat! Er hat es mir erzählt und mir auch gesagt, dass es einzig und allein, zumindest anfangs, von ihm ausging und er auch nur mit Euch ins Bett ging, weil er sich rächen wollte und dass er einfach nur Angst davor hatte, dass Ihr ihn zurück ins Hurenhaus bringen könntet. Und mir ist durchaus bewusst, dass Amanoue sehr raffiniert mit seinen Reizen umgehen kann! Dabei dachte ich Narr wirklich, dass zumindest Ihr dagegen gefeit gewesen wäret! Ich hätte ihn niemals zurücklassen dürfen, also ist es in gewisser Weise auch meine Schuld, dass er mich mit Euch betrog!"

    „Eure Majestät, bitte", fiel ihm Falco flehend ins Wort und wollte voller Bedauern noch etwas hinzufügen, doch Henry verbat sich mit einer harschen Geste jedes weitere Wort.

    „Genug! Erneut schnaufte er schwer durch, bevor er sich an seinen Heiler wandte. „Und, Meister Gregorius, was soll ich nun tun? Ihn wirklich, am Bett festbinden, bevor er noch jemanden in seinem Wahn verletzt? Immerhin hat er nach Hauptmann Falco gestochen, wenn es auch nur nach dessen ausgestreckter Hand war, aber immerhin! Ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass er womöglich doch noch einen von uns absticht!

    Gregorius sah ihn beschwichtigend an. „Nun, vielleicht nicht gerade festbinden und ich kann nicht glauben, dass Amanoue wirklich zu einer Gefahr für Euch oder gar Sebastian werden könnte. Ich denke vielmehr, dass er sich in dem Moment einfach zu sehr in Bedrängnis fühlte, er hat Falco schlichtweg nicht erkannt…"

    Henry schnaubte auf seine zynische Art. „Aber genau darin, liegt das Problem doch! Er weiß offensichtlich nicht, was oder wer ihm in diesen Momenten entgegentritt! Nein, dieses Risiko ist einfach zu groß! Er hat ganz offensichtlich nicht mal Sebastian erkannt und auch wenn er bei mir den Dolch sinken ließ, ich habe keine Lust, irgendwann doch von ihm aufgespießt zu werden", brummte er spöttisch.

    Gregorius kaute kurz nachdenklich an der Innenseite seiner Unterlippe. „Das Ganze erinnert mich an einen Fall, aus meiner Lehrzeit. Der Medicus, der damals mein Meister war, hat mir davon berichtet. Er wurde eines Tages zu einem Kind gerufen, das ebenfalls schlafwandelte und nachts des Öfteren sogar das Haus verließ, wobei es einmal beinahe erfroren wäre. Er riet also der Mutter, ein Band am Handgelenk des Kindes und an ihrem eigenen, zu befestigen. Und jedes Mal, wenn das Kind nachts das Bett verlassen wollte, erwachte sie so und legte es vorsichtig wieder zurück. Nach einigen vergeblichen Versuchen, hörte das Kind tatsächlich auf schlaf zu wandeln und schlief fortan wieder durch! Nun, ein Versuch wäre es wert, meint Ihr nicht, Eure Majestät?", meinte er beinahe schmunzelnd.

    Nun nagte Henry stirnrunzelnd an seiner Unterlippe herum, dann nickte er, stand kurzerhand auf und ging zum Waschtisch. Er nahm ein Laken, riss von der Längsseite ein schmales Band davon ab und marschierte damit zum Bett, wobei Sebastian ihm entsetzt entgegensah. „Das gute Laken", murmelte der alte Diener vor sich hin, schlug aber auch die Bettdecke etwas zurück.

    Henry beachtete ihn kaum, band ein Ende an Amanoues zartem Handgelenk fest und drehte sich zum Tisch um. Falco und Gregorius hatten sich natürlich sofort mit ihm erhoben und sahen erwartungsvoll zu ihm hinüber. „Gut, meine Herren, wir werden sehen", sagte er achselzuckend und gab ihnen ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Die Beiden verbeugten sich, Falco vielleicht ein wenig zu tief, doch dann salutierte er schneidig wie immer und verließ hinter Gregorius das königliche Zelt.

    Henry zog sich aus, legte sich zu Amanoue und befestigte das andere Ende des Bandes an seinem eigenen Handgelenk. „So, mein kleiner Schatz, meinte er zärtlich, „jetzt sind wir wohl oder übel, tatsächlich fest miteinander verbunden. Er hauchte ihm noch einen sanften Kuss auf die Schläfe, nahm ihn seufzend in den Arm und beide schliefen friedlich bis zum nächsten Morgen.

    Amanoue setzte sich gähnend auf, als Kai ihn vorsichtig an der Schulter schüttelte. Verschlafen rieb er sich beide Augen und blickte dabei verwundert auf das Band, das locker von seinem Handgelenk herabbaumelte. „Nanu? Was ist das denn?", fragte er und zog daran.

    Henry sah ihn schmunzelnd an und hob winkend seinen Arm, was Amanoue noch erstaunter den Kopf zurücknehmen ließ. „Liebling, kannst du dich daran erinnern, was du gestern getan hast?, fragte der König und ein befürchtendes „Oje, stand sofort unausgesprochen in Amanoues Augen, was Henry augenblicklich zum Lachen brachte.

    „Was, denn?", kam es vorsichtig über Amanoues Lippen, während er achselzuckend leicht den Kopf schüttelte.

    „Du wolltest noch einmal das Zelt verlassen, splitterfasernackt und hast dich dabei noch mit zwei Wachen angelegt und, Henry machte mit seinem kleinen Finger eine unterstreichende Bewegung, „davor hast du noch Hauptmann Falco mit seinem eigenen Dolch bedroht, meinte Henry sachlich und als wäre es nichts Besonderes. „Kannst du dich denn an gar nichts erinnern?"

    Amanoue schüttelte skeptisch seinen hübschen Kopf. „Ist das eine Wids?", fragte er und sah zu Sebastian hoch, der allerdings nur mit hochgezogenen Augenbrauen seufzte.

    „Leider nein, mein Schatz! Tja, und um dich daran zu hindern, falls du eventuell mal wieder einen nächtlichen Spaziergang unternehmen willst, kam Gregorius auf die grandiose Idee, mit diesem Band! Ist doch nett, so können wir uns im wahrsten Sinne des Wortes, miteinander verbunden fühlen", antwortete Henry sarkastisch grinsend.

    Wieder nahm Amanoue ungläubig den Kopf zurück. „Aber wieso, sollte isch das getan `aben?"

    „Aber Liebes, mischte sich nun Sebastian doch ein, „weißt du denn gar nichts mehr? Es war wirklich schlimm und ich hatte entsetzliche Angst um dich!

    „Um misch? Au!, Amanoue verzog etwas gequält sein Gesicht und lehnte sich ächzend zurück. „Mir tut alles weh, `abt Ihr misch des`alb verprügelt, `err?, fragte er stöhnend.

    Henry lachte schnaubend. „Mitnichten! Das waren wohl die Wachen! Sie haben sich auf dich gestürzt und du hast dich gegen sie gewehrt, wie ein Besessener! Das wird wohl blaue Flecke geben, mein armer Schatz, aber es blieb ihnen leider keine andere Wahl", meinte er seufzend.

    Amanoues Blick ging nachdenklich ins Leere, dann nickte er langsam. „Isch glaube, isch erinnere misch, murmelte er vor sich hin, „er `at misch gerufen und gesagt, dass isch fort müsste, jeds gleisch, sonst würde etwas Schlimmes passieren, er sah auf und plötzlich weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. „Und dann, schluchzte er, „`aben sie misch überfallen! Sie wollten mir wieder wehtun, schluchzte er so verzweifelt, dass Sebastian ihn sofort in seine Arme zog.

    „Mein armes Kind, beruhigte er ihn, „du hast wieder einen Albtraum gehabt, niemand, will dir hier etwas Böses!

    „Doch, schniefte Amanoue über dessen Schulter hinweg, „da ist eine böse Mann, er kommt auf misch su und tut mir weh! Bald!

    „Liebling, versuchte es jetzt auch Henry und strich ihm übers Haupt. „Nie wieder, wird ein böser Mann kommen, das verspreche ich dir! Und die Wachen passen doch auch auf uns auf, Tag und Nacht! Hm?

    Amanoue sah ihn dennoch zweifelnd an. „Er wird kommen, sagte er leise, „und er sieht aus, wie Ihr, `err, nur böse.

    ***

    Den ganzen Tag über löcherten ihn die Soldaten und versuchten ihn über den gestrigen Vorfall auszufragen, doch Amanoue zuckte nur mit den Achseln und beteuerte ihnen immer wieder, dass er sich an nichts erinnern könnte. Allerdings war er auffallend ruhig, sogar als Lucius ihn mittags wieder ärgerte und Benny ihn mit seinen dummen Sprüchen provozierte, ging er nicht darauf ein. Schließlich gaben auch die es auf und so ritten sie nur noch still vor sich hin. Brac sang zwar ab und zu eines seiner schmutzigen Soldatenlieder und versuchte Amanoue damit etwas aufzuheitern, doch der schien gar nichts davon mitzubekommen, so als wäre er tief in seiner eigenen Gedankenwelt versunken.

    Am Abend bat er Matto seine Stute Maid mitzuversorgen, weil ihm jeder Knochen im Leib schmerzte und machte sich sofort auf den Weg zum königlichen Zelt, das noch nicht einmal komplett aufgestellt war. Er half Kai und Sebastian, die Sachen hineinzuschaffen, bereitete selbst das Schlaflager und legte sich gleich danach völlig geschafft ins Bett.

    Selbst als Henry kam, stand er nicht auf und er aß auch nichts, so sehr Sebastian sich auch bemühte und drängte. „So lass ihn doch in Ruhe", sagte der König endlich und verabschiedete Falco bald nach dem Essen.

    Nachdem Henry sich frischgemacht und ausgezogen hatte, legte er sich zu Amanoue und begann ihn zärtlich zu liebkosen, doch der verkrampfte sich wieder zusehends, als Henrys Liebesspiel immer leidenschaftlicher wurde. Amanoues Körper reagierte auf keine seiner Liebkosungen und so gab Henry es schließlich frustriert seufzend auf. Als Amanoue sich dafür weinend entschuldigen wollte, nahm er ihn einfach in seine Arme und streichelte ihn nur noch eine Weile zärtlich, dann band er sich und ihm wieder das Band um die Handgelenke und beide schliefen bald darauf ein.

    Tatsächlich versuchte Amanoue kurze Zeit später wieder aufzustehen und Henry erwachte augenblicklich, als er den heftigen Ruck an seinem Arm verspürte. Sein Sklave stand vor ihm und zerrte vergeblich an seiner „Fessel", Henry stand vorsichtig auf, näherte sich ihm langsam und führte ihn behutsam zurück zum Bett. Mit beruhigenden Worten drückte er ihn sanft nieder, legte sich zu ihm und deckte sie wieder zu. Amanoue kuschelte sich an ihn und schien augenblicklich weiter zu schlafen.

    An den nächsten Tagen war er wie ausgewechselt. Er frühstückte mit gutem Appetit und redete den ganzen Tag lang wie ein Wasserfall. Lachte und neckte sich mit den Soldaten, besonders mit Lucius, dem er einen Regenwurm in den Hemdkragen steckte und der sich daraufhin so gar nicht männlich stark verhielt. Kreischend und zappelnd fuhr der aus seiner Gewandung und riss sich fast das Hemd vom Leib, was seine Kameraden, die Amanoue zuvor dazu angestachelt hatten, grölend lachen ließ. Immer mehr Soldaten, schlossen sich nun mittags ihrer lustigen Runde an, deren Mittelpunkt meistens Amanoue war, was der auch in vollen Zügen genoss.

    Nur nachts, wenn Henry mit ihm schlief, schaffte er es nicht, sich zu entspannen, sondern ließ alles nur verkrampft über sich ergehen, da Henry es mittlerweile aufgegeben hatte, sich abzumühen und sich nur noch an ihm befriedigte. Nach draußen, klang dabei nicht ein einziger Ton.

    So vergingen die Tage, sie kamen weiterhin gut voran und die Sache mit dem Band klappte hervorragend. Amanoue hatte es noch einige Male versucht, nachts aufzustehen, doch Henry drückte ihn jedes Mal sanft wieder zurück in die Kissen und schließlich schlief Amanoue einfach wieder durch. Alles schien bestens zu laufen, bis auf eine einzige Sache, im Bett klappte es gar nicht mehr.

    Sobald Henry zärtlich wurde, verkrampfte sich Amanoues Leib und er lag da wie ein Toter, bis Henry es schließlich endgültig aufgab und sich nur noch mürrisch zu ihm ins Bett legte. Er wünschte ihm eine gute Nacht und Amanoue schmiegte sich seufzend an ihn, so als wäre alles in bester Ordnung.

    Zwei Wochen später, als sie wie gewöhnlich zur Mittagszeit anhielten, ließ Henry Gregorius zu sich rufen. Wie immer war für den König ein kleiner Tisch aufgestellt worden, an dem er gemeinsam mit Falco sein Mittagsmahl einnahm. Der Tisch stand im lichten Schatten einiger mit jungem Grün überzogener Bäume, die Sonne schien bereits ungewöhnlich warm für die Jahreszeit und nur an der nächtlichen Abkühlung merkte man, dass es eigentlich erst Anfang April war.

    Das Wetter war gut, genau wie die Laune der Soldaten um sie herum, was auch daran lag, dass sie immer öfter an Siedlungen und kleineren Städten vorbeikamen und sie jedes Mal von deren Bevölkerungen jubelnd begrüßt wurden. Dabei geizten die Bewohner auch nicht und versorgten ihren geliebten König und seine Truppen großzügig mit Speis und Trank. Auch mit Bier, was die Stimmung der Gardisten noch zusätzlich steigerte, nur Henry saß mit grübelnder Miene still vor seinem Teller und stocherte griesgrämig darin herum, als sein Heiler besorgt auf ihn zukam.

    „Eure Majestät, fehlt Euch etwas?", fragte der sogleich und verbeugte sich erst danach.

    Henry sah ihn mürrisch an. „Nein, macht Euch keine Sorgen! Es geht nicht, um mich, raunte er. Er machte eine kleine Pause und holte plötzlich tief Luft, wobei er seltsam betreten wirkte. „Setzt Euch bitte, Gregorius, hier, neben mich, sagte er und deutete auf einen freien, dritten Stuhl, der direkt neben ihm stand.

    Gregorius trat verwundert näher und setzte sich mit besorgter Miene. „Eure Majestät?"

    Jetzt runzelte auch Falco die Stirn und hielt bei seinem Mahl inne. „Seid Ihr hungrig?", fragte Henry und zeigte mit seinem Speisemesser auf die Speisen vor ihnen.

    „Danke sehr, Eure Majestät, aber ich habe schon etwas zu mir genommen, lehnte Gregorius höflich ab und sah ihn abwartend an. „Was fehlt Euch?, fragte er geradezu sanft.

    „Nichts! Kam die prompte Antwort, doch der König schien alles andere als glücklich und schnaufte erneut schwer durch. „Es, naja, also, raunte er, die Stimme senkend und lehnte sich zurück. „Es geht nicht, um mich, er schluckte nervös, „wie ich schon sagte, also, es betrifft eher, Amanoue.

    Wieder entstand eine kleine Pause. „Ist er krank?, hakte Gregorius nach, wobei er ziemlich überrascht wirkte. „Verzeiht, aber vorhin machte er nicht den Eindruck, als ich ihn auf dem Weg hierher sah. Ganz im Gegenteil sogar, er wirkte mir putzmunter, er sieht wieder sehr gut aus und scheint auch endlich etwas zugenommen zu haben! Das Soldatenleben, scheint ihm außerordentlich gut zu bekommen, meinte er recht verwundert.

    Henry nickte knapp und räusperte sich geradezu verlegen. „Ja, es ist alles wunderbar! Er hat einen guten Appetit und auch so, kann ich nicht klagen, alles läuft bestens, zwischen uns. Auch das mit dem Band, scheint zu funktionieren, denn seit einigen Nächten schläft er wieder friedlich wie ein Säugling an der Mutterbrust, durch. Aber…"

    „Aber?" Gregorius sah ihn gespannt an, genau wie Falco auf der anderen Seite.

    „Naja, wie soll ich es sagen, es gibt da ein Problem, was unser, naja, Ihr wisst schon, nachts, es klappt irgendwie nicht mehr, egal, was ich auch mache", stammelte Henry und schnaufte fast erleichtert durch, als es heraus war.

    Falco zog ein verdutztes Gesicht und Gregorius nickte wohlweißlich. „Ah ja, machte er, immer noch nickend, „Eure Majestät haben Potenzprobleme!

    Falco hätte sich beinahe verschluckt und Henry hob sofort abwehrend die Hände. „Aber nein! Nein!, rief er beinahe laut aus, bevor er die Stimme fast wieder zum Flüsterton senkte. „Nicht ich, er!

    „Wer?"

    „Na, er, Amanoue", flüsterte Henry raunend.

    Falco ließ sein Messer fallen, entschuldigte sich beklommen und hob es verlegen vom Boden auf, während Gregorius sich ungläubig zurücklehnte. „Ja, sagte Henry gedehnt, „es geht irgendwie, gar nichts mehr! Wieder räusperte er sich und hob fragend die Hände. „Ich mache wirklich alles, was ich kann! Liebkose ihn, genau da, wo er es sonst immer gerne hatte, bin zärtlich und gebe mir alle Mühe und trotzdem, es funktioniert nicht! Gar nichts! Er kommt einfach nicht mehr! Manchmal, habe ich zwar das Gefühl, dass es ihm durchaus gefällt und dass er auch davon erregt ist und er wird auch hart, aber dann liegt er nur noch wie ein Brett unter mir und rührt sich überhaupt nicht mehr! Außer, dass er sich im Bett festkrallt und in die Kissen beißt, einmal, hat er sich sogar selbst in die Hand gebissen, dass es fast geblutet hat", berichtete er und lehnte sich ebenfalls sehr genervt zurück.

    Gregorius sah ihn weiterhin mit gehobenen Augenbrauen an und Falco wäre am liebsten im Erdboden versunken. Er wagte es nicht, sich zu rühren, obwohl im fürchterlich die Nase juckte, doch er starrte nur betreten vor sich hin.

    „Und?", fragte Henry nun ungeduldig.

    „Aaaah", machte Gregorius wissend.

    „Was, aaah?"

    „Aha! Ich habe mich schon gewundert, dass es nachts so ruhig ist, erwiderte da Gregorius schmunzelnd, „und das ist nicht nur mir aufgefallen!

    „Was soll das heißen?", brummte Henry empört.

    „Verzeiht, Eure Majestät, aber wenn Ihr sonst mit Amanoue intim wart, hat das, das halbe Lager mitbekommen! Es war einfach nicht, zu überhören", meinte der Heiler fast grinsend und blickte dabei zu Falco hinüber, der sich auf die Lippe biss und tatsächlich leicht nickte.

    Der König erhob sich, ging um den Tisch herum und wandte sich wieder zu ihnen um. Er hatte die Arme hinter dem Rücken und hielt sich die Hände. „So laut?"

    „Oh ja, Eure Majestät", antwortete Gregorius frei heraus und wurde von Falcos Nicken noch unterstützt. Beide standen ebenfalls und während der Hauptmann eher sehr betreten wirkte, blickte der Heiler ihm offen entgegen.

    „Wie lange, geht das schon so?", wollte er wissen.

    „Naja, ich weiß nicht genau, lange jedenfalls! Ich kann mich gar nicht genau erinnern, wann er das letzte Mal gekommen ist. Auf der Burg noch, fing es schon an, also, nachdem ich, ihn, Henry senkte schluckend den Blick, „nachdem ich ihn so entsetzlich verprügelt hatte! Er fuhr sich mit beiden Händen über sein betroffenes Gesicht, „ich habe ihn angebrüllt und ihm schwere Vorwürfe gemacht, von wegen, dass er sich immerzu nur wie eine Hure benehmen würde, sagte er kleinlaut und sah wie Gregorius erkennend nickte. „Meint Ihr, dass das, der Grund sein könnte?, fragte er befürchtend und sein Leibarzt nickte erneut, zwar nur einmal, aber dafür mehr als deutlich.

    „Verzeiht, Eure Majestät, aber das liegt doch wohl auf der Hand! Ich denke, dass er sich einfach nicht mehr fallen lassen kann, vor lauter Furcht, vor Euch als Hure zu gelten", antwortete Gregorius geradezu verständnislos.

    „Aber das stimmt doch gar nicht, verteidigte sich Henry sogleich, „ich mag es ja, wenn er im Bett, naja, etwas wild ist!

    „Aber anscheinend weiß er das nicht", erwiderte Gregorius besänftigender.

    „Oh doch! Ich habe mit ihm darüber gesprochen und es ihm sogar bestätigt!", konterte Henry wieder.

    Gregorius räusperte sich. „Könnte ich etwas Wein haben?", fragte er und Falco, der sich noch immer nicht rührte, fühlte sich beinahe erleichtert.

    „Ja, sicher! Kai! Henry setzte sich wieder und bedeutete ihnen ebenfalls Platz zu nehmen. Kai schenkte die Becher voll und sie tranken einen langen Zug. „Was soll ich denn nun machen?, fragte der König und sah sie beide hilflos an. Falco senkte umgehend den Blick und Gregorius legte väterlich seine Hand auf Henrys Arm.

    „Eure Majestät, Amanoue ist sehr temperamentvoll und ich denke, es liegt schlichtweg in seiner Natur, etwas lauter, beim Liebesspiel zu sein! Das hat nichts, mit seiner Vergangenheit als Lustsklave zu tun und auch nichts mit Verdorbenheit! Es ist doch schön, wenn jemand mit allen Sinnen genießen kann und dies auch zeigt! Bringt ihn einfach zum Stöhnen und Ihr werdet sehen, das Problem wird sich von alleine lösen", sagte er lachend. „Verzeiht,

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