Rückspiegelungen Episode 2 - Vom Verspielen der Liebe
Von Christoph Klesse
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Über dieses E-Book
"Er saß ihr gegenüber, die Hände vor der Brust verschränkt, hielt seine Arme schützend vor die Liebe. Die Liebe war ein kleines verletzliches Tier, das er im Arm hielt, ähnlich einem mageren Lamm, aber nur halb so groß, ohne Fell, schutz- und wehrlos. Susanne bedrohte das unschuldige Wesen mit einem Messer. Stefan versuchte, das zarte Wesen zu schützen, wehrte das Messer zunächst ab. Vergeblich! Er konnte nicht verhindern, dass Susanne dem armen Ding die Klinge in den Leib stieß. Blut spritzte. Stefan versuchte vergeblich, die Blutung zu stillen. Das gequälte Tier zitterte, seine Augen brachen. Es schloss sie für immer und Stefan kehrte in die Gegenwart zurück. Er schaute Susanne verständnislos an. Warum wollte sie die Liebe töten?
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Buchvorschau
Rückspiegelungen Episode 2 - Vom Verspielen der Liebe - Christoph Klesse
Impressum
Christoph Klesse
Selbstverlag
Zweite überarbeitete Auflage
AUGUST 2019
Alle Rechte vorbehalten
Druck und Bindung epubli
(Holzbrinck Digital Content Group)
Printed in Germany
VORWORT
Stefan und Susanne, Mitglieder der studentischen Organisation NEXUS finden Gefallen aneinander. Sie behalten ihre Gefühle jedoch für sich. Freunde bringen sie schließlich zusammen. Susanne willl ihre Unabhängigkeit bewahren, sich keinem Mann unterordnen, keine Familie gründen. Stefan erfindet für sie einen inneren Kreis innerhalb des NEXUS. Wer diesem Kreis angehören möchte, muss sich einem Training seiner sinnlichen „Kompetenzen" unterziehen. Im Zuge ihrer Ausbildung steigert sich Susannes Wahrnehmen und Empfinden. Stefan inszeniert schließlich eine theoretische und praktische Aufnahmeprüfung in den inneren NEXUS. als nächtliches Theaterspiel. Danach ist er erschöpft. Auch muss er sich dringend um sein Studium kümmern. Susanne fühlt sich daraufhin vernachlässigt und bricht die Beziehung ab.
NACHWORT
Es gelingt Susanne und Stefan nicht, sich wieder zu versöhnen. Einen Rest Misstrauen können sie nicht ablegen. Schließlich akzeptieren beide, dass ihre Liebe in der Gegenwart misslungen und verspielt ist.
Im Scherz setzen sie einen Vertrag auf, in dem sie vereinbaren, in vierzig Jahren noch einmal zusammenzukommen, was auch immer ihre Lebensumstände dann sein werden.
Vorspiel
Ende und Beginn
Stefan, ein junger Mann mit hohen Ansprüchen an sich selber, und (ohne dass ihm dies bewusst war) auch an andere, studierte Informatik an der Technischen Universität Throningen. Gerade hatte ein neues Semester begonnen. Da erlitt seine Verlobte, Eva, einen schweren Autounfall, in dessen Gefolge Stefans heile Welt auseinanderfiel. Was genau passiert war, und welche Ursachen und Folgen der Unfall hatte, wurde ihm von Evas Verwandtschaft vorenthalten, aber auch von Eva selbst nicht erklärt, und nicht einmal von seiner eigenen Familie. Beide Familien standen sich plötzlich feindselig und unversöhnlich gegenüber. „Mit diesen Leuten wollen wir nichts mehr zu tun haben", kommentierte seine Mutter. Eva konnte vorgeblich nach dem Unfall keine Kinder mehr bekommen und war dauerhaft an den Rollstuhl gefesselt. Unter diesen Umständen schloss sie eine Heirat mit Stefan aus. Sie könne ihm den Verzicht auf Kinder und die Last, sie zu pflegen, nicht zumuten. Umfang und Ursache ihrer Behinderung blieben zweifelhaft. In langen Telefongesprächen (Besuche lehnten Eva und ihre Familie ab) versuchte Stefan vergeblich, Eva, die behauptete, ihn immer noch zu lieben, umzustimmen. So wurden die Telefonate kürzer, seltener und hörten schließlich auf. Stefan trauerte. Für einen letzten Monat hatte er sich völlig zurückgezogen. Nun wachte er auf wie aus einem hässlichen Traum. Langsam spürte er sich wieder. Durst und Hunger kehrten zurück. Beim Frühstücken machte er schon die ersten Pläne: Er musste raus aus dem Büchnerhaus, seinem Wohnheim, musste sich eine Umgebung suchen, in der attraktive Frauen darauf warteten, entdeckt zu werden. In diesem Männerheim hier gab es keine und in seinem Institut in der Uni genauso wenig. Ihm war bewusst, dass er in Liebesdingen vorgeschädigt war. Er hatte Eva nicht vergessen. War er in der Lage, eine neue Beziehung einzugehen und aufrechtzuerhalten?
Erscheinung im Leseraum
Jedenfalls machte sich Stefan auf in den Leseraum im Erdgeschoss. Als ersten Schritt in ein neues Leben wollte er die Wohnungsangebote in den Tageszeitungen prüfen. Als er die Tür zum Lesezimmer öffnete, traute er seinen Augen nicht: Eine junge Frau saß ihm gegenüber. Sie las Zeitung, und sie war attraktiv. Gerade eben noch war er überzeugt gewesen, dass in seiner Umgebung die Chance, einer interessanten Frau zu begegnen gleich Null war, und schon stolperte er über eine.
Er nahm an, dass sie mit einem Heimbewohner verabredet war und auf diesen wartete. Stefan grüßte und setzte sich ihr gegenüber. Sie schien ganz vertieft in die „Zeit", die sie in Händen hielt, und sie überflog die Seiten nicht, sondern las augenscheinlich ganze Artikel, Wort für Wort. Ihr Haar fiel schwarz und füllig. Ihr Teint war leicht gebräunt. Was ihn aber am meisten faszinierte, waren ihre Hände. Sie bewegten sich überlegt und zielstrebig. Sie erinnerten ihn an die Hände eines Mädchens, das ihm vor vielen Jahren im Sandkasten aufgefallen war, und ihm damals als die künftige Mutter seiner Kinder erschien [i] . Stefan gab sich den Anschein, in seine Zeitung vertieft zu sein, beobachte aber unauffällig sein Gegenüber. Sollte er sie ansprechen? Lieber wartete er noch. Wahrscheinlich würde gleich ihr Freund oder Verlobter auftauchen. Im Raum wurde es langsam dunkler. Oder bildete er sich das ein? Das Gesicht der jungen Frau schien sich dagegen aufzuhellen, als leuchte es von innen heraus. War es die Sonne, deren Schein durchs Fenster auf ihr Gesicht fiel? Er stand auf, ging zum Fenster und prüfte die Lichtverhältnisse. Die Sonne war hinter Wolken verborgen. Das Leuchten, soweit er es sich nicht bloß einbildete, kam von innen. Auch dieses Leuchten war ihm vertraut. Als er seine erste Liebe, Eva, erkannte, war ihm ihr Gesicht ebenfalls erschienen wie von einem hellen Schein umflossen.
Stefans Traum
Er fiel in einen Tagtraum, stellte sich die Verlobungsreise mit der unbekannten Schönen vor. Sie würden zusammen nach Paris fahren. Übernachten würden sie im Ritz. „Ritz" war die einzige Hotelmarke, von der er zuverlässig wusste, dass sie ein Hotel in Paris betrieb. Paris passte zu der Person. Sie hatte etwas charmant Französisches an sich. Ein ganz leichter Duft von Baguette und Café au Lait schien in der Luft zu schweben. Sie würden durch
Paris bummeln, sich in den Bistros und Restaurants verwöhnen lassen, Museen besuchen, Theatervorstellungen und Konzerte.
Ein Jahr später: die Hochzeitsreise. Sie führte ins Gebirge. Sie würden in einem abgelegenen Berggasthof wohnen. Er sah zu, wie die