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Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1
Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1
Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1
eBook459 Seiten6 Stunden

Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1

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Über dieses E-Book

Märchen haben fast alle Menschen durch die Kinder- und Jugendzeit begleitet. Manche haben uns traurig gestimmt, andere erschreckt, und einige zum Nachdenken angeregt. Allen aber war gemein, dass sie die Phantasie sehr befördert und die Geschichten uns gefesselt haben. In diesem Buch werden einige der althergebrachten Erzählungen mit einem hohen Verfremdungsgrad in die Jetztzeit übertragen. Die einzelnen Märchen sind in eine durchgängige Handlung eingebunden, so dass manche der Protagonisten der Geschichten an mehreren Stellen und in unterschiedlichen Situationen auftauchen und die einzelnen Märchen in einem gemeinsamen und spannenden Handlungsstrang miteinander verwoben werden. Dass man die früher durchaus ernst gemeinten Aussagen der Märchen auch humorvoll interpretieren kann, ist eines der Hauptanliegen dieses Buches. Jedem der Märchen sind Kernaussagen vorangestellt und selbstverständlich wird auch eine zeitgemäße Moral der Geschichte formuliert. Tauchen Sie ein in Geschichten, die locker präsentiert werden, aber auch dem Sinn der Märchen Rechnung tragen: nämlich zum Nachdenken über menschliches Verhalten anzuregen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum19. Nov. 2016
ISBN9783741868429
Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1

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    Buchvorschau

    Alte Hausmärchen - Humorvoll, spannend und zeitgemäß für Erwachsene neu erzählt, Band 1 - Jörn Kolder

    Klein, aber oho!

    Kleinwüchsiges Mitglied einer Großfamilie wird von seinen Brüdern gemobbt

    Eltern geraten nicht ganz unverschuldet in Hartz IV und verlassen die Bedarfsgemeinschaft der Kinder

    Kleinwüchsiger entpuppt sich als mental stark und lenkt die Geschicke der Brüder

    Mitglieder der Großfamilie (ohne Eltern) interessieren sich für junge Frauen eines anderen Clans

    Vater dieses Clans ist strikt gegen so eine Verbindung und entwickelt kriminelle Energie bis hin zum geplanten vorsätzlichen Totschlag

    Kleinwüchsiger rettet die Situation und bringt gegnerischen Clan Chef wieder auf den richtigen Weg

    Eine sensationelle Entdeckung führt beim Clan Chef zum Mäzenatentum

    Die Leiden des jungen W.

    Es war einmal ein armer Korbmacher, der hatte mit seiner Frau sieben Jungen, da war immer einer kleiner als der andere. Zwar ist der Kleinste hernach noch etwas gewachsen, doch nicht gar zu sehr. Doch war es ein gar kluger und pfiffiger kleiner Knirps, der an Gewandtheit und Schlauheit seine Brüder alle in den Sack steckte. (1)

    Alle Versuche seines Arztes ihn zu überzeugen, dass er aus medizinischer Sicht nicht kleinwüchsig sei, waren in den vergangenen Jahren fehlgeschlagen. Bernd Wollmann war der festen Überzeugung, dass der Mediziner ihn, aus welchen Gründen auch immer, nach Strich und Faden belog. Mit dreiundzwanzig Jahren maß der junge Mann einen Meter und siebenundvierzig Zentimeter, für ihn ein eindeutiges Indiz, dass er unter Mikrosomie, also Kleinwüchsigkeit, litt. Er wurde in dieser Auffassung auch noch dadurch bestärkt, dass in seiner Familie, ihn eingeschlossen, sieben Jungen zur Welt gekommen waren, von denen kein einziger der anderen diese Besonderheit aufwies, im Gegenteil: seine sechs Brüder waren allesamt größer und kräftiger gebaut als er, scheinbar hatten sie die Gene ihres Vaters mitbekommen. Paul Wollmann war jetzt fünfundfünfzig Jahre alt. Zusammen mit Hilda, seiner Frau, hatte er regelmäßig aller zwei Jahre ein Kind gezeugt weil er der Überzeugung war, dass die Söhne ihn im Alter versorgen würden und der von ihm ausgeübte Beruf ihn wegen seiner körperlichen Belastung möglicherweise früher als andere aufs Altenteil schicken würde (er war Gerüstbauer). Mit dieser Profession konnte er natürlich keine Reichtümer anhäufen, zumal Hilda die ganzen Jahre zu Hause blieb, um sich der Erziehung der Kinder zu widmen. Paul Wollmann war ein schlichter Mann aber er verstand es sehr gut, die Segnungen des Sozialstaates in Anspruch zu nehmen, so dass die Familie zwar bescheiden, aber nicht in Armut leben musste und damit auch zwei PC mit Internetanschlüssen bereitstanden, um deren Nutzung die Jungen fortwährend konkurrierten.

    Bernd Wollmann fiel es schwer sich gegen seine kräftigen Brüder durchzusetzen, er reichte ihnen kaum bis zur Brust und die muskulösen jungen Männer schubsten ihn mühelos weg, wenn er an einem der Computer Platz nehmen wollte. „Troll dich, du Zwerg und „Hier scheint jemand zu sein, aber ich sehe ihn nicht waren die noch harmlosen Sprüche, die er erleiden musste. Anders als seine Brüder verfügte Bernd über eine wache Intelligenz, so dass er nicht wie sie Maurer, Tischler, Straßenbauer oder Kraftfahrer wurde sondern seine Ausbildung zum Bürokaufmann mit Bravour absolvierte und zusätzlich ein mehrjähriges Fernstudium als Wirtschaftsingenieur abschloss. In der Familie wurde dies jedoch überhaupt nicht gewürdigt. Man hielt viel darauf als richtiger Kerl ordentlich ranzuklotzen und Muskelpakete wesentlich wichtiger als Verstand zu betrachten (auch Paul Wollmann dachte so und er schätzte seinen jüngsten Sohn nicht sonderlich, aber eigentlich quälten ihn Selbstzweifel, weil er Hilda insgeheim einen Seitensprung unterstellte, denn Bernd konnte nicht von ihm gezeugt worden sein, so wie er aussah und sich verhielt). Hilda Wollmann (die Mutter) beobachtete die Entwicklung von Bernd jedoch mit Freude. Er war der erste, der in der langen Familientradition Akademiker wurde. Sie wagte es allerdings nicht das vor den anderen zu artikulieren, weil diese dann sofort kübelweise Spott und Häme über den Kleinen (wie sie ihn liebevoll für sich nannte) ausschütten würden, denn in ihren Augen war er wegen seiner schwachen Konstitution vollkommen lebensuntauglich, er würde nicht einmal eine Prügelei (in die die anderen regelmäßig bei ihren Kneipenbesuchen verwickelt waren) überstehen können.

    Die schwere körperliche Arbeit der anderen und ihr ausschweifendes Leben führte dazu, dass sie meist zeitig zu Bett gingen (wenn sie nicht gerade wieder Händel in einer Kneipe suchten), nicht ohne davor noch eine Runde Killerspiele zu zocken oder sich auf schlüpfrigen Internetseiten herumzutreiben, dann kam Bernds Zeit, in der er sich am PC beschäftigen konnte. Die Anforderungen seiner Arbeitsstelle (einer Behörde) waren nicht sonderlich hoch, so dass er deutlich ausgeruhter als die anderen war und seine seit langem bestehenden Schlafprobleme ihn ohnehin noch lange wach hielten.

    Wenn die Familie am Wochenende zum Mittag saß drängten sich die muskulösen jungen Männer um den Tisch. Die Stirnseiten gebührten Paul und Hilda Wollmann und Bernd musste mit einem Platz nahe dem Eingang zu einer der Toiletten der Wohnung Vorlieb nehmen (man verfügte über drei, die waren auch erforderlich, denn wenn die Brüder früh gleichzeitig aufstanden herrschte großer Ansturm und auch bei der Rückkehr von ihren Kneipenrunden war entsprechender Nutzungsbedarf vorhanden). Ansonsten herrschte keine Raumnot, denn das Gebäude in dem sie wohnten war ein ehemaliger Kindergarten, den die chronisch klamme Kommune seit Jahren nicht saniert hatte und dessen Mietpreis demzufolge für die Wollmanns erträglich war. Jeder der Brüder verfügte über ein eigenes Zimmer, die Eltern hatten ein gemeinsames Schlafzimmer und die verbleibenden Räume wurden als Lager, Kraftsportraum und Gemeinschaftsbad (mit fünf Wannen) genutzt. Die Gespräche beim Essen drehten sich vorwiegend um die Taten der Männer auf Arbeit und selbstredend wurde zum Essen ordentlich und ausdauernd Bier getrunken, nur Bernd blieb bei seiner Cola light, was ihm immer wieder mitleidige Blicke eintrug. Die Mahlzeiten waren verständlicherweise deftig und schwer, denn die jungen Männer hatten die Angewohnheit, am Sonnabendabend geschlossen die einschlägigen Lokale unsicher zu machen. Da ihr Durst mit zunehmender Tageszeit immer mehr anwuchs war eine gute Nahrungsbasis der Garant für einen erfolgreichen Abend, der nicht selten damit endete, dass der eine oder andere der Brüder die Nacht im Gewahrsam der Polizei verbringen musste, was sie in den Augen der anderen zu Helden stempelte. Der Wollmann-Clan trug seinen zweifelhaften Ruf in der Stadt mit Stolz, nur Bernd wurde nicht wahrgenommen, man ignorierte ihn schlichtweg.

    Dabei war er in seiner Behörde durchaus anerkannt. Höflich, zuvorkommend und fachlich sicher wurde er von den Beschäftigten dort sehr geschätzt und insbesondere seine herausragenden analytischen und planerischen Fähigkeiten beförderten ihn die Karriereleiter immer wieder ein Stückchen höher, seine Ernennung zum Referatsleiter scheiterte lediglich an einer noch fehlenden Qualifizierung. Was er nicht wusste war, dass er seinen Aufstieg neben seiner hohen Fachlichkeit auch der Tatsache zu verdanken hatte, dass er als Quotengnom (wie ihn der ihm vorgesetzte Regierungsdirektor hämisch hinter vorgehaltener Hand nannte) missbraucht wurde. Nämlicher Regierungsdirektor war so indiskret gewesen, den Amtsarzt auf die Besonderheit von Bernd Wollmann (seine Körpergröße) hinzuweisen und dieser schlussfolgerte, ohne ihn jemals zu Gesicht bekommen zu haben, dass er damit mindestens eine Behinderung von vierzig Prozent aufwies. Bernd Wollmann selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen einen entsprechenden Antrag zu stellen, er fühlte sich normal. In der Behörde schlug man indes so zwei Fliegen mit einer Klappe: ein fähiger Mann stieg auf und man erfüllte die vorgeschriebene Behindertenquote jetzt locker. Das Leben in der Familie von Bernd Wollmann verlief recht gleichförmig und ohne größere Verwerfungen, allerdings sollten Paul und Hilda Wollmann eines Tages ein großes Problem bekommen, bei denen ihnen ihre kräftigen und muskulösen Kinder nicht helfen konnten, nur der Kleine würde mit seinem Verstand in der Lage sein, die Situation zu beherrschen.

    Seltsamen Fremden sollte man misstrauisch gegenüber treten

    Großmutter leidet im Altersheim an zu geringer Speisenversorgung

    Enkelin versucht Versorgungsengpässe durch Lieferungen von Nahrung und Getränken abzumildern

    Unheimlicher Fremder mit seltener Krankheit bedroht Großmutter und Enkelin

    Wird bei kriminellen Handlungen erwischt und soll festgenommen werden, kann aber entkommen

    Findet später auf den richtigen Weg zurück und legt eine sensationelle Karriere hin

    Ein problematischer Weg

    Es war einmal ein kleines süßes Mädchen, das hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm:

    Komm, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf, bevor es heiß wird, und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Wege ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiß nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in allen Ecken herum! (2)

    Britta Friedrich war wütend. Diese blöde Frisöse hatte ein viel zu kräftiges Rot genommen, zusammen mit ihrer Pagenfrisur (die momentan mächtig angesagt war) entstand so der Eindruck, dass sie einen farbigen Helm trug. Gerade heute sagte sie sich, wie ärgerlich, denn am Abend wollte sie ihre Großmutter, Frieda Wackerstein, besuchen, die in einem Pflegheim wohnte, welches der gewiefte Betreiber mitten im Wald errichtet hatte, so dass er mit diesem Schachzug und der daraus resultierenden Werbung („Im Herzen der Natur, nur das Beste für unsere Senioren") das Haus ständig bis auf den letzten Platz füllen konnte.

    Zweifellos verstanden die Leute dort ihren Job, denn auch die Großmutter äußerte sich sehr anerkennend über die Betreuung. Der einzige Kritikpunkt blieb die etwas knappe Verpflegung, was zwar zum Teil durch die herausragende Qualität der Speisenversorgung wettgemacht wurde, aber oft verspürte die alte Dame gerade am Abend noch einen kleinen Heißhunger. Dem Küchenleiter waren die Hände gebunden, denn die Pflegekassen versuchten fortlaufend die Kosten des Heimes zu drücken, doch das Credo des Künstlers der Speisenzubereitung (ein ehemaliger Sternekoch, der wieder Bodenständigkeit suchte) war, das Gutes eben teuer und die Menge nicht so entscheidend ist. Damit lag er in Bezug auf die erforderlichen Mengen für die überwiegende Anzahl der Senioren nicht falsch, nur Brittas Oma war als ehemalige Fleischerin eben andere Portionen gewöhnt. Es hatte sich eingebürgert, dass Britta sie an den Wochenenden besuchte und stets einen kleinen Korb mit deftigen Wurstspezialitäten füllte, darunter versteckte sie eine Flasche Rotkäppchen Sekt. Es war nicht so, dass den Heimbewohnern der Genuss von Alkohol untersagt wäre, bloß wollte das Heim dieses Geschäft lieber selbst machen.

    Die junge Frau war also immer ordentlich bepackt und die ersten Male ging sie noch am ehemaligen Kindergarten vorbei, suchte sich aber bald einen anderen Weg, denn die aus den Fenstern hängenden muskulösen Männer riefen ihr Anzüglichkeiten zu und schwenkten ihre Bierflaschen. Britta Friedrich war nicht auf den Mund gefallen und gab Kontra, was die Männer offenbar noch mehr anstachelte. Als sie noch ein zweites Mal dort vorbei ging trat ein klein gewachsener junger Mann aus dem Haus und sprach sie an.

    „Bernd Wollmann, ich möchte mich ausdrücklich für das Verhalten meiner Brüder entschuldigen, seien Sie bitte nicht böse, es sind halt einfache Jungs" sagte er höflich.

    „Das sind Ihre Brüder fragte sie überrascht „Sie sind doch so klein und die anderen wahre Riesen.

    Als sich der kleine Mann wortlos abwandte rief sie ihn nach:

    „Bitte, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen" aber er ging ohne sich umzudrehen wieder in das Haus.

    Aus den Fenstern drang höhnisches Lachen, so dass sie die Beherrschung verlor.

    „Haltet die Klappe, ihr blöden Ärsche" rief sie ärgerlich.

    „Zeig doch mal deinen, der scheint ja gar nicht schlecht zu sein" brüllte einer betrunken zurück. 

    Um nicht noch mehr zu entgleisen ging sie zügig weiter, bald war sie im nahe gelegenen Wald und der Förster knatterte ihr auf seinem alten S 50 Moped entgegen, mit einem kurzen Zeichen grüßte er sie.

    Auch „Hunter, wie sich der Jäger Martin Kunze in seinen Internet-Chats nannte, war den Verbalattacken der streitlustigen Brüder fortwährend ausgesetzt aber er hatte gelernt, damit umzugehen. Eines Tages eskalierte die Sache allerdings. Als er am Haus vorbei fahren wollte bildeten die sechs Brüder eine Sperre auf dem Weg, so dass er nicht weiterfahren konnte. „Hunter war keineswegs ein Feigling, aber gegen diese geballte Testosteronwolke war er chancenlos. Er hatte zwei Optionen: er drehte um und nahm einen riesigen Umweg in Kauf oder spielte den starken Mann. Er entschloss sich schließlich für Letzteres. Als er die Flinte von der Schulter nahm und sie auf die Männer richtete brachen die in lautes Gelächter aus denn sie ahnten, dass die Waffe nicht geladen war. Demonstrativ griff sich „Hunter" eine große Patrone aus seiner Tasche und lud die Waffe durch, da bröckelte die Barrikade etwas und die lautstark johlenden (und schon wieder angetrunkenen Männer) ließen ihn passieren.

    Anders als „Hunter" nahm Britta lieber einen Umweg, der sie zwar eine gute halbe Stunde mehr Zeit kostete, aber keinen Ärger mit den Wollmann Rabauken einbrachte.

    Wer angibt, hat mehr vom Leben

    Geschickter Gewerbetreibender prahlt gern

    Legt sich mit Stärkeren an und trickst diese aus

    Entgeht einem Mordanschlag und beeindruckt damit Rüpel

    Liquidiert zwei riesige stadtbekannte Kriminelle ohne aufzufliegen

    Muss tierische Aufträge erledigen

    Soll von seiner Frau getrennt werden aber die Sache steigt doch nicht, weil er Hilfe bekommt

    Der Fliegentöter vor dem „Rudi’s"

    An einem Sommermorgen sass ein Gewerbetreibender auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und arbeitete aus Leibeskräften. Da kam eine Bauersfrau die Strasse herab und rief: Gut Mus feil! Gut Mus feil! Das klang dem Gewerbetreibender lieblich in die Ohren, er steckte sein zartes Haupt zum Fenster hinaus und rief: Hier herauf, liebe Frau, hier wird sie ihre Ware los. Nun, das Mus soll mir Gott gesegnen, rief der Gewerbetreibender, und soll mir Kraft und Stärke geben, holte das Brot aus dem Schrank, schnitt sich ein Stück über den ganzen Laib und strich das Mus darüber. Das wird nicht bitter schmecken, sprach er, aber erst will ich den Wams fertig machen, eh ich anbeisse. Er legte das Brot neben sich, arbeitete weiter und machte vor Freude immer grössere Stiche. Indes stieg der Geruch von dem süssen Mus hinauf an die Wand, wo die Fliegen in grosser Menge sassen, so dass sie herangelockt wurden und sich scharenweis darauf niederliessen. Ei, wer hat euch eingeladen? sprach der Gewerbetreibende und jagte die ungebetenen Gäste fort. Die Fliegen aber, die kein Deutsch verstanden, liessen sich nicht abweisen, sondern kamen in immer grösserer Gesellschaft wieder. Da lief dem Gewerbetreibenden endlich, wie man sagt, die Laus über die Leber, es langte aus seiner Hölle nach einem Tuchlappen, und wart, ich will es euch geben! schlug es unbarmherzig drauf. (3)

    Richard Franke saß mürrisch an seinem Arbeitsplatz, denn er hatte einen Terminauftrag und lag weit hinter seinem Zeitplan zurück, weil er wie üblich, zu spät aus den Federn gekommen war. Scheiß Sauferei sagte er sich, gestern war er mit ein paar Kumpels wieder einmal um die Häuser gezogen und die bohrenden Kopfschmerzen signalisierten ihm, dass er wohl den einen oder anderen Schnaps besser weggelassen hätte. Seine Entscheidung, die „Schneider Manufactur" zu gründen, bereute er dagegen allerdings überhaupt nicht. Als Selbstständiger war er schließlich sein eigener Herr und da er geschickt war entstanden unter seinen Händen wahre Meisterstücke, die reißenden Absatz fanden. Seine Auftraggeber kamen sogar aus dem Ausland. Leider war er manchmal (wie am Vorabend) zu undiszipliniert und die gestrige Zechtour war nicht der erste Ausrutscher. Den schlimmen Kater bekam er erfahrungsgemäß am besten in den Griff, wenn er Schwarzbrot mit Pflaumenmus zu sich nahm. Da er öfter nach seinen Kneipenbesuchen daran litt hatte er lange herumexperimentiert: mit Rollmops, mit Tabletten, mit kalten Umschlägen, nichts half, bis er zufällig auf das Pflaumenmus stieß.

    Der Tag würde warm werden und er hatte das auf den Hof weisende Fenster geöffnet um frische Luft zu bekommen und kaute gedankenverloren auf der Schnitte herum, als das Telefon klingelte. Er stellte den Teller mit dem Brot ab und meldete sich, ein Kunde wollte einen Termin vereinbaren und man war sich schnell einig. Immer noch missmutig wollte er die Schnitte wieder nehmen stellte aber fest, dass sich darauf etliche Fliegen niedergelassen hatten. Er versuchte sie mit der Hand zu verscheuchen, aber die die Insekten ließen sich nicht davon beeindrucken, sondern saßen wie festgeklebt auf dem Brot. Da er, was Lebensmittel anging, ausgesprochen pingelig war würde er die Schnitte sowie so nicht mehr anrühren. Wütend griff er nach einem herumliegenden Stoffstück und schlug es über den Teller. Als er es wegzog sah er, dass er einige der Fliegen erwischt hatte, insgesamt waren es sieben.

    „Das habt ihr davon, ihr blöden Viecher" grummelte er zufrieden und beschloss diese Tat beim nächsten Kneipengang mit seinen Kumpels ordentlich auszuschmücken, denn er neigte zur Prahlerei und aus den sieben Fliegen würde er sieben Typen machen, die ihn belästigt und die er mit Karateschlägen außer Gefecht gesetzt hätte. Diese Sportart betrieb er zwar wirklich zum Ausgleich, war allerdings noch nicht über das Niveau eines Anfängers hinausgekommen, da er bekannter Weise Probleme mit der Disziplin hatte und so auch das Training schleifen ließ.

    Als er sich für die Kneipentour vorbereitete zog er ein Shirt an, auf dem ein stilisierter Karatekämpfer abgebildet war, dem sieben Gegner in verrenkten Stellungen zu Füßen lagen (das hatte er selbst angefertigt, eine leichte Übung für ihn als Schneider). Es sollte ihm später unerklärlich bleiben wie der Käse in seine Jackentasche geraten war (möglicherweise hatte er ihn im Zustand der Trunkenheit auf der letzten Tour in einer Gaststätte mitgehen lassen aber daran fehlte ihm aufgrund der großen Trinkmenge jegliche Erinnerung). Dass er aber den kleinen Vogel, der sich in einem Busch vor dem Haus in den Zweigen verfangen hatte befreite und leicht abwesend in die andere Tasche steckte, war ihm im Gedächtnis geblieben.

    Das „Rudi’s war eine angesagte Kneipe, in der ein kleiner, spitzbärtiger und redseliger Mann (der gern irgendeine Kappe auf dem Kopf trug) alle kulinarischen Wünsche erfüllte und dem ihm insbesondere seine Fischgerichte bereits einen dritten Michelin Stern eingebracht hatten. Rudi Rulofs war ein gewiefter Geschäftsmann und bediente auch die Bedürfnisse nicht so sehr anspruchsvoller Gäste, in dem er im Keller des Gebäudes eine Tabledance Bar etabliert hatte. In dieser verdiente er vor allem an den Mixgetränken, aber seiner Philosophie folgend (dem Gast immer etwas Besonderes zu bieten), experimentierte er mit Molekularküche und hatte es im Verlauf der Zeit zu von anderen Vertretern seiner Zunft nie zu erreichender Perfektion brachte. Die Portionen hielt er knapp, aber die Preise hoch, so dass sich das „Rudi’s Dancefloor als wahre Goldgrube herausstellte. Das war für ihn nicht so wichtig, vielmehr strotzte das Gästebuch von begeisterten Einträgen und seine beiden Etablissements waren weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, so dass stets ein enormer Andrang herrschte, dem Rudi nur mit dem Einsatz eines Bestellsystems und von Türstehern Herr werden konnte.

    Richard Franke stand vor einem dieser bulligen und furchteinflößenden Männer der ihm geduldig erklärte, dass die Restaurants überfüllt wären und er doch wo anders sein Glück versuchen sollte. Der Schneider hatte sich allerdings in den Kopf gesetzt unbedingt hinein zu gelangen, da Victoria Bustier heute Abend ihre Künste an der Stange zeigen würde. Die junge äußerst attraktive Frau war an den wichtigen Stellen so perfekt gerundet, dass Richard fast jede Nacht von ihr träumte.

    Der Riese sah den Schneider verächtlich an und sprach: Du Lump! du miserabler Kerl! Das wäre! antwortete das Schneiderlein, knöpfte den Rock auf und zeigte dem Riesen den Gürtel, da kannst du lesen, was ich für ein Mann bin. Der Riese las: Siebene auf einen Streich meinte, das wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte, und kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Doch wollte er ihn erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand, und drückte ihn zusammen, dass das Wasser heraustropfte. Das mach mir nach, sprach der Riese, wenn du Stärke hast. (4)

    Mit aller Entschlossenheit trat er an den Türsteher heran und sagte:

    „Lass’ mich rein Kumpel, ich will ja keinen Ärger, aber ich muss dir sagen, dass ich den schwarzen Gürtel in Karate trage, du verstehst mich sicher, hier schau mal" sprach er ihn an, öffnete seine Jacke und zeigte dem Mann das Shirt mit den sieben niedergeschlagenen Gegnern.

    Der andere sah ihn spöttisch an, schob den Ärmel seines Hemdes hoch und ballte die Faust, so dass sein mächtiger Bizeps sichtbar wurde (der Mann war diszipliniert und trainierte dreimal die Woche im Fitnessstudio).

    „Schieb’ ab, du halbe Portion sagte er lässig „versuch’ doch mich umzuhauen, das schaffst du nie. Pass’ mal auf fuhr er fort und riss einen dicken Zweig von einem nahe stehenden Baum ab „was jetzt passiert."

    Er drückte den Zweig mit einer Hand zusammen, der Baum Saft tropfte daraus hervor und der Mann schaute Richard grinsend an. Dieser tat so, als würde er einen Stein vom Boden aufheben (denn in diesem Moment fühlte er den Käse in seiner Jackentasche), platzierte sich vor dem Türsteher, sah ihm in die Augen und presste den Käse zusammen, den er genau vor das Gesicht des anderen hielt. Wie um eine gewaltige Kraftanstrengung zu simulieren verzog er das Gesicht zu einer Grimasse und auch aus seiner Hand tropfte es (allerdings nur der sich verflüssigende Käse), dem anderen fielen fast die Augen aus dem Kopf aber er gab noch nicht auf.

    Der Riese wusste nicht, was er sagen sollte, und konnte es von dem Männlein nicht glauben. Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, dass man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte: Nun, du Erpelmännchen, das tu mir nach. (5)

    Auch er ging in die Knie und nahm einen Stein, dann sagte er:

    „Siehst du den Kirchturm dort gleich gegenüber? Wenn du es schaffst einen Stein bis auf das Dach zu werfen, kannst du vielleicht rein, ich fange an."

    „Nichts leichter als das" antworte Richard cool, denn er spürte, wie sich der kleine Vogel in seiner Jackentasche bewegte.

    Der Türsteher holte weit aus, der Stein schlug auf dem Dach auf, verharrte einen Moment dort und rutschte wieder nach unten, dann prallte er polternd auf dem Pflaster auf. Es war dunkler geworden und Richard ging zu dem Stein, bückte sich (und kickte ihn unauffällig weg), dann nahm er den Vogel in die Hand und lief zurück zum Türsteher. Er tat so, als ob er Anlauf nehmen würde, entfernte sich damit von den anderen und öffnete seine Hand. Der kleine schwarze Vogel schoss befreit empor, überflog das Kirchdach und stieg so weit in den Himmel auf, so dass er bald nicht mehr zu sehen war.

    Dem Türsteher stand der Mund offen, vielleicht hatte er die halbe Portion doch unterschätzt.

    Eine Frau will erobert werden

    Intellektuell leicht minderbemittelter aber entwicklungsfähiger junger Mann ist hilfsbereit und findet ein glänzendes (und offensichtlich wertvolles) Federvieh

    Federvieh hat die Eigenschaft, sehr anziehend zu wirken

    Tochter eines Beamten hat das Lachen verlernt

    Wer sie wieder dazu bringt darf sie heiraten, muss aber noch ein paar Aufgaben erfüllen

    Eine große Menge Alkohol trinken

    Mächtig viel Nahrung verdrücken

    Ein Schiff organisieren, das zu Wasser und zu Lande fährt 

    Holzschlagen mit Überraschungen

    Blödmann, Volltrottel und Idiot waren die Begriffe, mit denen der Vater und seine beiden Brüder ihn titulierten, dabei war Peter Henschel zwar keine Geistesleuchte, aber auch nicht als beschränkt zu bezeichnen. Da seine Familie allerdings zum Sozialadel gezählt werden konnte (alle, außer ihm, er arbeitete auf dem Bau, gingen keiner regelmäßigen Arbeit nach) blieben sie etwas hinter dem allgemeinen Bildungsniveau zurück und die Umgangsformen waren eher rau, so dass die Beschimpfungen an Peter meist abprallten und ihn nur wenig verunsicherten, weil er es halt nicht anders kannte. Dennoch ärgerte es ihn schon, wenn die anderen ihn als Streber bezeichneten, denn er las viel, besuchte die Volkshochschule und hatte sich in den Kopf gesetzt, irgendwann das Abitur nachzuholen, um nicht wie seine Brüder von der Stütze leben zu müssen. Obwohl sie sich in dieser Hinsicht deutlich unterschieden sahen sich die Brüder aber wie ein Ei dem anderen gleich: sie waren Drillinge und andere Leute hatten große Mühe, sie auseinander zu halten. Um Geld zu sparen gingen die Brüder ab und zu in den Wald Holz schlagen, denn sie beheizten ihre Wohnung mit diesem Material. Dass sie dies illegal taten verstand sich von selbst und sie gaben Obacht, nicht vom Förster oder anderen Leuten dabei entdeckt zu werden. Da sie aber vieles aus dem Bauch heraus und ohne große Überlegung taten hatten sie sich einen Ort nahe des Altersheimes ausgewählt, weil der Transport der geschlagenen Bäume über die dorthin führende Straße zu ihrer Wohnung nicht so mühevoll war, wie der durch den Wald.

    Frank Henschel, der Vater, schickte seinen ältesten Sohn Dieter (der damals 20 Minuten vor den beiden anderen Jungen geboren worden war) wieder zu dieser Arbeit in den Wald und packte ihm Brötchen und Knacker sowie zwei Flaschen Bier in den Rucksack. Als der junge Mann kurz vor dem Heim in den Wald abbiegen wollte begegnete ihm ein alter verschrumpelter Mann mit einer dicken Hornbrille auf der Nase und einem Knotenstock in der Hand (dessen Griff dem einer Gans nachempfunden war), der ihn um etwas Nahrung bat.

    Als er in den Wald kam, begegnete ihm ein altes, graues Männlein, das bot ihm einen guten Tag und sprach: „Gib mir doch ein Stück Kuchen aus deiner Tasche und laß mich einen Schluck von deinem Wein trinken! Ich bin so hungrig und durstig. Der kluge Sohn aber antwortete: „Geb ich dir meinen Kuchen und meinen Wein, so hab ich selber nichts, pack dich deiner Wege! ließ das Männlein stehen und ging fort. Als er nun anfing, einen Baum zu behauen, dauerte es nicht lange, so hieb er fehl, und die Axt fuhr ihm in den Arm, daß er mußte heimgehen und sich verbinden lassen. Das war aber von dem grauen Männchen gekommen. (6)

    „Das Essen im Heim ist ja nicht schlecht, aber die Portionen sind schon etwas schmal, kannst du mir etwas von deiner Wegzehrung abgeben, junger Mann" fragte der Alte hoffnungsvoll.

    „Sag’ mal, hast du sie nicht mehr alle Opa erwiderte Dieter mürrisch „du kannst doch hier nicht um Essen betteln, so ein Platz im Heim kostet doch sicher ne Menge Kohle und da muss es ja eigentlich möglich sein alle satt zu bekommen, das kann doch nicht wahr sein.

    „Hast du eine Ahnung sagte das Männchen „die sparen an allen Ecken und Enden. Ich hab mal gelauscht, da hat der Küchenchef gebrüllt, dass er mit nicht einmal vier Euro Lebensmitteleinsatz nicht hexen kann.

    „Ach, lass’ mich mit deinem Geschwätz in Ruhe, verdrück’ dich, du alter Sack, ich hab’ zu tun" erwiderte Dieter und schlug sich ins Dickicht.

    Als er die Axt an den Baum ansetzte prallte diese zurück und hinterließ keinerlei Wirkung, wütend holte Dieter abermals aus, das Ergebnis war das gleiche. Mit der Axt öffnete er erst einmal ein Bier, biss in einen Knacker und versuchte es erneut. Wieder nichts, er trank das Bier aus und schimpfte vor sich hin, dann legte er alle Kraft in den nächsten Schlag, rutschte aber ab und die Axt fuhr ihm in den Arm, zwar nicht tief, aber recht schmerzhaft. Er brüllte auf und meinte aus den Augenwinkel heraus eine graue Gestalt hinter den Bäumen zu erkennen, die sich die Hände rieb und dann verschwand. Dieter band sich ein Tuch um die Wunde und wankte heim. Der Vater schaute sich die Verletzung an, säuberte sie mit Jod (so dass Dieter wieder aufbrüllte) und legte einen frischen Verband an.

    „Du Pfeife, hör’ auf zu flennen, das ist kein Fall für den Arzt, in drei Tagen ist wieder alles in Ordnung belehrte er seinen Sohn „morgen geht Detlef in den Wald, vielleicht kann der das besser als du, du Versager.

    Darauf ging der zweite Sohn in den Wald, und die Mutter gab ihm, wie dem ältesten, einen Eierkuchen und eine Flasche Wein. Dem begegnete gleichfalls das alte, graue Männchen und hielt um ein Stückchen Kuchen und einen Trunk Wein an. Aber der zweite Sohn sprach auch ganz verständig:

    „Was ich dir gebe, das geht mir selber ab, pack dich deiner Wege!" ließ das Männlein stehen und ging fort. Die Strafe blieb nicht aus, als er ein paar Hiebe am Baum getan, hieb er sich ins Bein, daß er mußte nach Haus getragen werden. (7)

    Auch Detlef begegnete dem offensichtlich verwirrten Heimbewohner (in der Einrichtung war für 82 Prozent der Klienten die Diagnose Alzheimer gestellt worden) fast an der gleichen Stelle wie sein Bruder tags zuvor und der alte Mann trug wieder sein Begehr nach Essen vor.

    „Verpiss’ dich, du Vogelscheuche sagte Detlef genervt „beschwer’ dich beim Heimbeirat oder sonst wo, ich hab’ nichts abzugeben. Was treibst du dich übrigens hier draußen rum, musst du nicht in deinem Heim sein?

    „Eigentlich schon erwiderte das Männchen verschmitzt „aber ich habe meine Mittel und Wege da raus zu kommen, verstehst du?

    „Willst du damit sagen, dass du regelmäßig abhaust" fragte Detlef ungläubig.

    „Na klar, ich bin schon mal bis in die Nachbarstadt gekommen. Was denkst du, was das für einen Eindruck bei den Mädels im Heim gemacht hat als die Polizei mich zurück gebracht hat, sie nennen mich dort Copperfield."

    „Der Zauberer staunte Detlef „du bist sozusagen der Ausbrecherkönig?

    „Genau, und jetzt gib mir was zu essen."

    „Kannst du dir abschminken, ich hab’ noch was vor" beendete Detlef das Gespräch und verschwand im Wald, wo er sich erst einmal stärkte und ein Bier trank.

    Tatendurstig schlug er auf den Baum ein aber nicht der geringste Schnitzer zeigte sich in der Rinde.

    Er hämmerte mehrfach auf den Baum ein, plötzlich prallte das Beil zurück und grub sich in seinen linken Fuß. Schmerzgeplagt sprang er auf und nieder und zog das Werkzeug heraus, um die Wunde zu verbinden. Als er mühsam nach Hause humpelte glaubte er eine verschrumpelte Gestalt hinter den Bäumen zu sehen, die sich Richtung Heim zurückzog.

    Sein Vater schüttelte nur mit dem Kopf und warf ihm Schimpfausdrücke an den Kopf, dann befahl er Peter am nächsten Tag in den Wald zu gehen. Ihm packte er einen Kanten altes Brot und schon mehrfach aufgekochten Tee in den Rucksack und gab ihm zu verstehen, dass er daran zweifelte, dass er, als der Trottel der Familie, mehr Erfolg als seine Brüder haben würde.

    Da sagte der dritte: „Vater, laß mich einmal hinausgehen und Holz hauen ! Antwortete der Vater: „Deine Brüder haben sich Schaden dabei getan, laß dich davon, du verstehst nichts davon. Der dritte aber bat so lange, bis er endlich sagte: „Geh nur hin, durch Schaden wirst du klug werden. Die Mutter gab ihm einen Kuchen, der war mit Wasser in der Asche gebacken, und dazu eine Flasche saures Bier. Als er in den Wald kam, begegnete ihm gleichfalls das alte, graue Männchen, grüßte ihn und sprach: „Gib mir ein Stück von deinem Kuchen und einen Trunk aus deiner Flasche, ich bin so hungrig und durstig. Antwortet der Junge: „ Ich habe nur Aschenkuchen und saures Bier, wenn dir das recht ist, so wollen wir uns setzen und essen." Da setzten sie sich, und als der Junge seinen Aschenkuchen herausholte, so war’s ein feiner Eierkuchen, und das saure Bier war ein guter Wein. Nun aßen und tranken sie, und danach sprach das Männlein: „Weil du ein gutes Herz hast und von dem deinigen gerne mitteilst, so will ich dir Glück bescheren. Dort steht ein alter Baum, den hau

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