Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre! Band 8: EU-Kommissionspräsident Frieder Bergmann bereist die USA, oder: Auch die Amis sollen ihn fürchten lernen!
Von Jörn Kolder
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Buchvorschau
Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre! Band 8 - Jörn Kolder
Die EU Zentrale entsteht in Wernesgrün
Frieder Bergmann war vor knapp 3 Wochen mit einem feierlichen Zapfenstreich der Bundeswehr als Kanzler verabschiedet worden. Es war ihm recht schwer gefallen diesen Job aufzugeben, aber insbesondere seine Familie hatte ihn gedrängt, etwas für die Heimat zu tun. Anke Meckel hatte auch Wort gehalten und die EU-Kommission gezwungen ihren Sitz in das sächsische Vogtland, genauer, nach Wernesgrün, zu verlegen. Dort hatte im vorigen Jahr eine rege Bautätigkeit eingesetzt wobei zu konstatieren war, dass sämtliche Firmen aus China stammten. Der Hintergrund war der gewesen, dass Anke Meckel schnellsten nach New York als UNO-Generalsekretärin wechseln wollte, Frieder Bergmann deshalb als ihren Nachfolger als Kommissionspräsident vorgesehen und ihn mit der Realisierung des Umzugs innerhalb von 18 Monaten beauftragt hatte. Es ging aber nicht nur um den Umzug, sondern vor allem um die Neuerrichtung sämtlicher erforderlicher Gebäude, Dienstleistungseinrichtungen wie Einkaufszentren, Gaststätten, Ärztehäusern, kulturellen Einrichtungen, Wohnungen, also der weichen Infrastruktur, und einer standesgemäßen Verkehrsanbindung. Dazu gehörten natürlich der Bau eines Regionalflughafens, eines hervorragenden Straßennetzes rund um Wernesgrün herum, sowie eine erstklassige Anbindung an die Autobahn. Letzteres war das größere Problem gewesen, denn die Vorgabe hatte gelautet, den neuen Sitz der Kommission von der Autobahnabfahrt Treuen aus schnell erreichen zu können.
Frieder Bergmann konnte bei den Projekten aus dem Vollen schöpfen, denn die damals noch in Brüssel befindliche Kommission hatte den Projekten aus verständlicherweise durchaus eigennützigen Gründen höchste Priorität eingeräumt und allerbeste Standards verlangt. Damit verbunden gewesen war eine Mittelbereitstellung in Milliardenhöhe. Somit ergab sich für Frieder Bergmann die Aufgabe geeignete Partner zu finden, die die Erde rund um Wernesgrün umwühlen, und die Gegend total anders gestalten sollten, als sie ehemals gewesen war. Der eilig einberufene Projektierungs- und Planungsstab eines großen Bauträgers war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Fertigstellung des neuen Kommissionssitzes sowie aller dazugehörigen infrastrukturellen Dinge mindestens 5 Jahre in Anspruch nehmen würde. Das würde vor allem an den langen Genehmigungsverfahren liegen. Insbesondere der geplante 14 Kilometer lange Tunnel von Treuen bis Wernesgrün wäre einer der Knackpunkte bei der Terminvorgabe. Frieder Bergmann hatte dies ungläubig zur Kenntnis genommen und die Frage gestellt, wie lange es denn dauern würde, wenn er die Genehmigungsverfahren zeitlich drastisch eindampfen würde.
Nach einigem Herumdrucksen wurden ihm 4 Jahre genannt. Bergmann war aus der Haut gefahren und hatte den Bauträger sofort gefeuert. Dann wies er den Wirtschaftsminister an, innerhalb einer Woche sämtlich in Deutschland üblichen Genehmigungsverfahren so zu überarbeiten, dass sie kein Investitionshemmnis mehr darstellten. Der von Bergmann durch das Parlament gepeitschte Gesetzesentwurf wurde in Kreisen der einheimischen Wirtschaft sowie ausländischer Investoren als bahnbrechend angesehen, so dass ein unerhörter Bauboom ausgelöst wurde. Da auch für die Bevölkerung somit erhebliche Hürden bei privaten Vorhaben abgebaut worden waren stieg Bergmanns Popularität nochmals immens an. Im Politiker Ranking lag er mit 98 Prozent Zustimmung mit der Qualität seiner Arbeit ganz klar auf Platz Eins.
Frieder Bergmann hatte dann sofort an jedem Tag ein Treffen mit potentiellen Bauträgern organisieren lassen und musste an sich halten, als er sich die verschiedensten fadenscheinigen Begründungen anhören musste. Nachdem keiner der Anbieter eine Frist von unter drei Jahren hatte zusichern können platzte Bergmann endgültig der Kragen und er flog zu einem Blitzbesuch nach Peking zum Vorsitzenden Deng Peng Kläng.
„Da wird sich sicher was machen lassen Frieder hatte ihm der Vorsitzende beim Mao Tai gesagt „eigentlich passt mir das ganz gut in den Kram, denn der Flughafen „BER
ist ja von uns errichtet und von dir schon eröffnet worden und auch die Stromtrasse kommt gut voran. Die Atomkraftwerke haben wir auch schon zu 75 Prozent abgebrochen. Mit anderen Worten: wir sind für neue Aufgaben bereit."
Frieder Bergmann kippte einen weiteren Mao Tai und antwortete:
„Weißt du Deng, manchmal habe ich einfach die Schnauze voll von unserer Langsamkeit und Umständlichkeit. Dieses Rumgebarme, warum etwas nicht geht, geht mir mörderisch auf den Sack."
„Aber Frieder, du musst gelassener werden. Schau, ich meditiere zusammen mit einem Zen Meister täglich eine Stunde. Danach bin ich voller Kraft und Energie. Das solltest du auch einmal probieren. Pass auf: ich stelle dir einen dieser Meister zur Verfügung. Du musst nur dafür sorgen, dass er eine angemessene Wohnung erhält, alles weitere Finanzielle regele ich. Schließlich haben wir ja mit deiner Hilfe den Fuß zu Großprojekten in Europa in die Tür gekriegt."
Deng Peng Kläng und Frieder Bergmann prosteten sich zu. Danach sagte Bergmann:
„Also jetzt mal Klartext, Deng. Kriegt ihr es hin, sämtliche Gebäude, den Flughafen, den Tunnel, sowie die gesamte Infrastruktur innerhalb von 18 Monaten auf die Beine zu stellen?"
„Natürlich."
„Ich habe aus Brüssel 8 Milliarden Euro erhalten. Kannst du die Kosten einhalten?"
„Keine Frage."
„Wie willst du den Tunnel in der kurzen Zeit fertigstellen?"
„Unsere Leute werden in 3 Schichten rund um die Uhr arbeiten."
„Und wenn es zum Beispiel geologische Probleme geben sollte?"
„Na und? Dann setze ich mehr Leute ein."
„Wo willst du die denn überhaupt unterbringen?"
„In mobilen Containern irgendwo im Wald. Dort ist doch viel Wald, oder etwa nicht?"
Frieder Bergmann trank einen weiteren Mao Tai.
„Also gut Deng. Ich nehme dich beim Wort. In 18 Monaten steht die neue Zentrale in Wernesgrün. Abgemacht?"
„Abgemacht! Verlass‘ dich auf mich Frieder."
Frieder Bergmann war zufrieden zurück geflogen und hatte das Parlament informiert. Gegen seine Entscheidung gab es keinen Widerspruch und somit grünes Licht für die Chinesen. Die Gegend um Wernesgrün wurde innerhalb kürzester Zeit von einem Arbeitsheer von Chinesen sowie von Baumaschinen aller Art überflutet und rief bei den Eingeborenen zunächst höchste Skepsis hervor. Als sich zeigte, dass die Ausländer eigentlich nur rund um die Uhr arbeiteten, und sich sonst unauffällig und höflich verhielten, waren die Bedenken schnell ausgeräumt. Im Gegenteil, die ansonsten etwas verschlossenen aber grundehrlichen und arbeitssamen Vogtländer sahen in den Chinesen gleichberechtigte Partner, die nicht nur die Kassen der Restaurants oder Supermärkte füllten, sondern auch Leben in die sonst eher beschaulichen umliegenden Städte und Dörfer brachten. Da für die Abgeordneten des EU Parlamentes eine Vielzahl von Wohnungen in der sanften und hügeligen Landschaft vorzugsweise in der Nähe von Schnarrtanne entstehen sollten, ergaben sich für die Einheimischen ganz andere Zukunftsaussichten als bisher. Auch die Infrastruktur würde das ihre dafür tun, dass der Bereich um Wernesgrün enorm prosperieren sollte. Nach Ende der Bautätigkeiten und dem Umzug der Leute aus Brüssel fiel die Arbeitslosenquote auf nicht mehr richtig messbare 0,2 Prozent. In der Gegend um Wernesgrün herum herrschte somit Vollbeschäftigung und die Löhne waren deutlich gestiegen. Das pro Kopf Einkommen war das höchste in Deutschland und überflügelte sogar jenes der Schweizer.
Auch die Wernesgrüner Brauerei bekam ein ordentliches Stück von dem chinesischen Kuchen ab. Da die Bauarbeiter den etwas herben Geschmack des einheimischen Bieres nicht so sehr zu schätzten wussten entschlossen sich die Manager der Brauerei zu investieren und die Kapazitäten deutlich auszuweiten. In der neuen Brauhalle entstanden dann Biere nach chinesischer Rezeptur. Die Nachfrage war enorm und man kam kaum hinterher, den Bedarf zu befriedigen. Als schöner Nebeneffekt stellte sich heraus, dass auch die Deutschen immer mehr dem Geschmack der bislang unbekannten Biere viel abgewinnen konnten. Mutig geworden baute man nochmals an. Davor hatte es eine Analyse der ländermäßigen Zusammensetzung der Kommission gegeben, so dass dann noch zusätzlich Biere aus aller Welt ins Angebot kamen. Die Brauerei war zum Zeitpunkt der Neueröffnung des Kommissionsitzes die größte in Europa geworden und die Vogtländer hatten noch ordentlich zugekauft, so dass sie den europäischen Biermarkt damit vollständig beherrschten.
Der Bau des Tunnels war tatsächlich eine Herausforderung gewesen. Das lag nicht unbedingt an der beachtlichen Länge von 14 Kilometern, sondern daran, dass die Wernesgrüner Brauerei ihr Brauwasser von genau dort bezog, wo der Tunnel langsam wieder ansteigen und an die Oberfläche kommen sollte. Das Reservoir lag in Tiefen zwischen 30 und 50 Metern. Da die Brauerei außerordentlich boomte kam es nicht in Frage deren Wasserversorgung zu gefährden. Kurzerhand änderten die Chinesen die Pläne und schlugen einen Haken um den Wasservorrat. Wie es der Zufall wollte, stießen sie in der neuen Bohrrichtung auf einen Salzstock von höchster Reinheit. Da die Chinesen nicht lange herumfackelten entstand sofort der Plan, dort eine gigantische Salzgrotte zu errichten. Die Atemluft in diesem Bereich war um ein Vielfaches sauberer als die Luft über Tage. Dazu kam, dass die hohe Luftfeuchtigkeit dort eine schleimlösende Wirkung hatte und die niedrige Temperatur entzündungshemmend auf die oberen Atemwege wirkte. Die Chinesen gruben sich tief in den Salzstock hinein und so entstand die größte europäische Salzgrotte für therapeutische Zwecke. Den scheinbar gestressten EU Beamten, die bei den lang andauernden Sitzungen eine Zigarette nach der anderen rauchten, würde dies ganz hervorragend zugutekommen.
Einen Monat vor dem Fertigstellungstermin flog Frieder Bergmann erneut nach Peking.
Deng Peng Kläng hielt ihm sein Glas mit Mao Tai entgegen und fragte grinsend:
„Zufrieden, Frieder?"
„Ich muss den Hut ziehen, Deng! Ich hätte niemals gedacht, dass ihr das schafft! Wenn wir europäische Firmen eingesetzt hätten würden wir wahrscheinlich um Jahre verspätet umziehen müssen. Ihr wollt ja sogar 3 Wochen vor dem Termin fertig werden! Wie macht ihr das bloß?"
Frieder Bergmann kippte seinen Mao Tai herunter.
„Ganz einfach. Für uns ist die Arbeit ein Mittel, zu Wohlstand zu gelangen. Ihr Europäer seid satt und zufrieden geworden. Strebsamkeit ist euch schon lange verloren gegangen, die technische Entwicklung stagniert, die Infrastruktur verfällt. Innovationen sind selten geworden. Nenne mir ein europäisches Land mit bedeutender Batterieproduktion. Na? Es gibt keins. Wie wollt ihr die Elektromobilität so in den Griff bekommen? Die EU ist keine Wachstumslokomotive, so wie das einmal geplant war. Stattdessen habt ihr die Stabilitätskriterien immer mehr aufgeweicht und die Staatsverschuldung hat allerorten immense Ausmaße angenommen. Wenn du als EU-Präsident das Ruder nicht herumreißt, Frieder, nimmt das ein böses Ende."
„Was soll ich denn machen, Deng?"
„Als Kommissionspräsident hast du die Richtlinienkompetenz. Da jeder Mitgliedstaat je ein Kommissionsmitglied als Kommissar entsendet ist deine erste Aufgabe, diese Typen genauer unter die Lupe zu nehmen. Schnapp sie dir einzeln und gehe mit ihnen einen Trinken. Dann füllst du sie ab und fühlst ihnen ganz genau auf den Zahn. Wenn du merkst, dass da absolute Totalversager dabei sind, wie zum Beispiel dieser Öttker, dann musst du sie auf geeignetem Wege abservieren."
Frieder Bergmann trank nachdenklich seinen Mao Tai aus.
„Wie soll ich das denn machen, Deng?"
„Lass deine Phantasie spielen. Wie sind Männer zu packen? Mit Weibergeschichten natürlich. Das sind ja alle nicht mehr die Jüngsten und von ihrer superwichtigen Rolle in der Kommission so überzeugt, dass sie denken, keiner kann ihnen etwas, und sie könnten jede Frau rumkriegen. Setze auf die alten geilen Böcke ein paar gekaufte scharfe Weiber an und lasse alles überwachen. Dann lancierst du die Fotos oder Videos in die Presse, und der Fall hat sich geklärt."
„Und die Frauen, Deng?"
„Die sind noch machtgeiler als die Kerle, weil sie es als Frauen so weit geschafft haben. Wie werden sie sich verhalten? Na klar, diese Tussis werden jegliche Vergünstigung mitnehmen wollen und wenig Aufwand treiben. Lasse die Sitzungsprotokolle überprüfen, die Dienstreiseabrechnungen, die Telefongebühren. Jede Wette, dass du sie wegen falschen Abrechnungen hochzuziehen kannst. Nachdem du also ordentlich ausgesiebt hast gehst du auf Reisen in die betreffenden Staaten die ihre Kommissare eingebüßt haben. Dort redest du mit den Regierungschefs und drückst deine Wunschkandidaten durch."
Frieder Bergmann nahm den nächsten Mao Tai.
„Und wie kriege ich raus, wer die überhaupt sind?"
„Nichts leichter als das. Du