Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre! Band 9: UNO-Generalsekretär Frieder Bergmann ist inkognito in Nordkorea auf Reisen oder: Bergmann zettelt aus Versehen den Aufstand an!
Von Jörn Kolder
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Ein Nachsatz:
Die Arbeiten an diesem Buch hatten bereits im Frühherbst 2014 begonnen und wurden keineswegs von einem ähnlich gelagerten Kinofilm inspiriert.
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Rezensionen für Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre! Band 9
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Buchvorschau
Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre! Band 9 - Jörn Kolder
Peinlicher Zwischenfall in Frieder Bergmanns Dienstwohnung
Der Weg, der von der Hauptstraße in den Wald abbog, war relativ unauffällig, zumal er nicht sonderlich gut asphaltiert war. Wer sich hier nicht auskannte und das Verbotsschild übersah musste vermuten, dass er direkt zum Seeufer hinab führte. Folgte man ihm ein Stück, wurde man aber bereits nach gut 100 Metern von einer den Wald weiträumig abtrennenden massiven Zaunanlage aufgehalten, die offensichtlich nur über ein stählernes Tor passiert werden konnte. Auch hier waren Verbotsschilder angebracht die darauf hinwiesen, dass der Zutritt zum Sperrgebiet strengstens verboten wäre. Das hinter dem Zaun liegende Grundstück schien riesig zu sein, wer es bewohnte musste wohl über erhebliche finanzielle Mittel verfügen. Auf der Zaunanlage waren in unregelmäßigen Abständen Überwachungskameras angebracht worden. Man konnte also davon ausgehen, dass ungebetene Besucher von irgendeiner Stelle her fortlaufend beobachtet wurden.
Frieder Bergmann hatte es sich gegen 11 Uhr an diesem schon warmen Werktag in legerer Kleidung in einem Liegestuhl bequem gemacht, trank Bier, und rauchte eine Zigarette. Gerade hatte er den Laptop nach einer Videokonferenz mit Deng Peng Kläng ausgeschaltet. Der chinesische Vorsitzende war bester Dinge gewesen und Bergmann wusste genau, warum. Als er selbst im vorigen Jahr Anke Meckel die Übernahme des Generalsekretärs Postens der UNO zugesagt hatte war sofort die Frage entstanden, wie man die von Bergmanns Tochter Claudia vorgeschlagene digitale Arbeitsweise der UNO überhaupt technisch umsetzen könnte. Anke Meckel hatte zwar mächtig aufs Gaspedal getreten, aber es fand sich weder in der EU noch in den USA ein Anbieter, der sich das innerhalb der Frist eines dreiviertel Jahres zutraute. Anke Meckel kannte Deng Peng Kläng selbstredend auch, aber da Frieder Bergmann den weitaus besseren Draht zu ihm hatte, sollte er mit dem Vorsitzenden über diese Angelegenheit sprechen.
Frieder Bergmanns Anwesen war damals schon auf UNO Kosten fertiggestellt worden. Absprachegemäß hatte Anke Meckel das Bundesliegenschaftsamt vorher mit der Suche eines angemessenen Grundstücks in Sachsen beauftragt und man war an einem ruhigen See, ohne weitere eventuell störende Anlieger, fündig geworden. Das Objekt besaß eine beeindruckende Ausdehnung von gut 600 Meter Länge direkt am Gewässer. Vom Seeufer bis in den nahe gelegenen Wald maß es ungefähr 200 Meter. Fast direkt am See, aber auf einer sanften Bodenanschüttung, war dann ein zweistöckiges Haus errichtet worden, dessen ebenerdige Etage an der zum See weisenden, gut 7 Meter breiten Front, komplett mit mehr als 2 Meter 80 hohen und massiven Glasscheiben verkleidet worden war. Die Glasfront bestand aus 5 Segmenten, die sich zum Öffnen einzeln längs verschieben ließen. Tat man dies, ergab sich so ein Zugang auf die große Terrasse. Natürlich war es wegen Bergmanns Status als UNO Generalsekretär erforderlich gewesen, dass das Glas extremen Beanspruchungen widerstehen sollte. Der Hersteller hatte Bergmanns Büroleiter Herbert Büchsenschuss ein Demonstrationsvideo zugestellt, welches die Güte des Produktes demonstrierte. Erst wurde gezeigt, wie ein Mann mit einer großkalibrigen Pistole auf so ein Glassegment schoss. Das Glasstück zeigte nicht den geringsten Schaden. Dann kam eine Maschinenpistole zum Einsatz, die mit ihren Geschossen das Glas nur minimal ankratzte. Auch ein Maschinengewehr konnte das Material nur wenig schädigen. Erst der Einsatz einer Panzerfaust führte dazu, dass kleine Fragmente absplitterten, aber die Struktur nicht im Geringsten beschädigten. Das war alles kein Wunder, denn das siebenlagige Verbundglas konnte selbst dem Geschoss eines Schützenpanzers Paroli bieten. So gesehen war Frieder Bergmann in seinem Haus absolut sicher untergebracht, zumal auch noch sämtliche Fenster abschließbar waren.
Um Störungen seiner Ruhe brauchte sich Bergmann keinerlei Gedanken zu machen. Das Grundstück war komplett eingezäunt, und die Bilder der Überwachungskameras kamen auf den Monitoren in einem kleinen separaten Gebäude an, wo sich die Leute vom Sicherheitsdienst um Bergmanns Schutz kümmerten. Die Seeseite wurde von einem ununterbrochen dort patrouillierenden Boot abgesichert. Dieses verfügte über einen leistungsstarken batteriegetriebenen Motor, um den Generalsekretär nicht mit unbotmäßigem Lärm zu belästigen.
Dass sich im Haus noch etliche andere Räume befanden, die Bergmanns Entspannung dienten, war selbstverständlich. Im Sommer war er oft auf dem Golfplatz zugange, bei schlechtem Wetter zog er sich dann in das Billardzimmer im Haus zurück. Die Sauna nutzte Frieder Bergmann mit höchstem Genuss, den Fitnessraum eher mehr widerwillig. Sein Lieblingsplatz war die Sitzecke, von der aus er in direkter Linie auf den See schauen konnte. Wenn seine Frau Petra zum Spätdienst im Krankenhaus war lümmelte er sich mit Vorliebe dort hin, und auf dem flachen Tisch standen dann stets ein wohltemperiertes Bier und ein Drink bereit. Die Auswahl an der Hausbar war sensationell. Frieder Bergmann konnte finanziell wegen seines üppigen Bewirtungsfonds aus dem Vollen schöpfen, und das verdeutlichten auch die an der Bar aufgereihten Getränke. Dem Kenner wäre sofort klar gewesen, dass der Whisky aus Japan oder der französische Wein sündhaft teuer waren. Etwas verschämt hatte Bergmann hinter den edlen Tränken eine Flasche Jagertee versteckt. Peter Petersen hatte ein paar Mal an den Köstlichkeiten genippt, aber Bergmann dann erklärt, dass ihm das alles nicht schmecken würde und seinen Freund letztendlich dazu gezwungen, sein Leibgetränk, eben den Jagertee, mit in die Flaschenbatterie aufzunehmen. Wenn sich Frieder Bergmann in der Sitzecke mit den Getränken entspannte genoss er noch Musik aus einer High-End-Musikanlage, deren leistungsstarke Lautsprecherboxen allesamt drahtlos an die Anlage angebunden waren.
Da er zur Tiefenentspannung immer auch eine Zigarette benötigte, aber im Haus nicht rauchen wollte, war Frieder Bergmann an einem milden Sommerabend so gegen 23 Uhr 30, durch einige Drinks schon etwas beschwingt, zum Ende des Bootsanlegestegs gegangen. Dort hatte er sich die Zigarette angezündet und stand dann vollkommen zufrieden mit sich und der Welt, breit grinsend, und ziemlich heftig schwankend auf den Holzbohlen. Er genoss den Panoramablick mit allen Sinnen, die allerdings durch den Alkoholeinfluss schon etwas gedämpft waren. Auch seine Reflexe waren nicht auf Beststand gewesen. Da er heftigen Harndrang verspürt hatte war ihm die Idee gekommen, sich die Zigarette zwischen die Lippen zu klemmen, und sich gleich an Ort und Stelle vom Steg aus zu erleichtern. Wegen seiner fehlenden Körperspannung hatte er aber große Mühe gehabt, sein Schwanken durch tänzelnde Schritte auszugleichen. So driftete er, kräftig in den See urinierend und mit der Zigarette zwischen den Lippen immer weiter nach rechts, also auf das Ende des Steges zu, um dann dort schließlich vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren, und dann ungebremst in den See zu stürzen.
Durch diesen Zwischenfall zeigte sich aber auch sehr deutlich, wie perfekt der Personenschutz funktionierte. Das Motorboot war innerhalb kürzester Frist bei Bergmann und ein Mann hechtete von Bord, um ihm Hilfe zu leisten. Auch an der Landseite waren sofort zwei Männer erschienen die den Steg entlang hetzten. Bergmann wurde aus dem Wasser gezogen und zum Haus getragen.
„Haben Sie sich verletzt, Herr Generalsekretär" fragte einer der Männer besorgt und schielte auf Bergmanns noch aus der nassen Hose heraushängendes Glied.
„Nein erwiderte der dann wieder schwankend dastehende Bergmann mit unsicherer Aussprache „ich war vollkommen in Gedanken bei der Formulierung einer Resolution und bin bloß auf dem Steg ausgerutscht. Da muss mal ein besserer Belag drauf. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Es ist alles in Ordnung. Ich werde jetzt wieder ins Haus gehen. Schönen Dienst noch. Ich muss jetzt noch einige Zeit an der Resolution arbeiten.
„Herr Generalsekretär bat einer der Männer des Personenschutzes „es ist bald Mitternacht. Bitte schonen Sie sich etwas. Auch Sie brauchen Ihren Schlaf!
„Die Welt braucht mich erklärte Bergmann mit schleppender Stimme „mein Schlafbedürfnis spielt da keine Rolle. Guten Abend.
Frieder Bergmann bewegte sich dann, ohne die Terrassentür abzuschließen und das Licht zu löschen, in seinen klatschnassen Sachen und auf unsicheren Beinen durch das Haus in Richtung Badezimmer. Dort wollte er die nassen Sachen ablegen und sich kurz abduschen. Als er dort angekommen war entkleidete er sich. Plötzlich fiel ihm ein, dass er seinen Schlafanzug nicht mitgenommen hatte. Er musste also erst ins Schlafzimmer gehen, um die frische Kleidung zu holen.
Die ziemlich paranoiden Sicherheitsexperten der UNO hatten in Bergmanns Haus allerlei technische Raffinessen einbauen lassen. Alle Türen besaßen zwar scheinbar ganz normale Klinken, aber der Schein trog. Das betraf auch die Türen selbst. Hinter dem edlen Holzfurnier verbargen sich mehrere Lagen von extrem widerstandsfähigen Titan- und Teflon Platten. Man hatte in aufwendigen Simulationen und Planspielen den außergewöhnlichen Fall angenommen, dass ein Terrorkommando den land- und seeseitigen Personenschutz komplett ausgeschaltet hätte und Bergmann dann ungeschützt allein im Haus wäre. So war der Gedanke entstanden, dem Generalsekretär die Möglichkeit zu bieten, sich in jedem Zimmer des Hauses in Sicherheit zu bringen. Das sollte mittels elektronisch zu schließender Türen erreicht werden. Im Normalfall ließen sich die Türen aber auch von Hand öffnen und schließen. Frieder Bergmann musste also im Fall der Fälle nur eine vierstellige Nummer rufen, dann würde sich die Tür des Raumes, in dem er sich gerade aufhielt, sofort schließen und verriegelt werden. Bergmann wäre dann vorerst in Sicherheit, denn auch vor den Fenstern wären dann Schutzplatten heruntergerauscht. Die täglich wechselnde Codenummer erhielt Bergmann exakt 9 Uhr über ein vielfach gesichertes Programm direkt auf seinen Dienstlaptop. Außer ihm kannte selbstredend niemand den Code. Wollte er die Sicherungsmaßnahmen – eventuell wegen eines Fehlalarms – wieder rückgängig machen, musste er die Zahlenkombination nur nochmals in den Raum rufen. Zusätzlich waren in allen Räumen noch Sensoren installiert worden, die dem Sicherheitsdienst in dessen Zentrale erlaubten, den dann verschlossenen Raum zu identifizieren. Die Zentrale lag gut 50 Kilometer von Bergmanns Haus entfernt und dort hielt sich ständig ein schwer bewaffnetes Einsatzkommando auf, um Bergmann im Gefahrenfall dann raushauen zu können. Man ging davon aus, dass das Kommando in knapp 30 Minuten vor Ort wäre. Das sollte ausreichen, denn die Schutztüren würden sämtlichen Aufbruchsversuchen mindestens 60 Minuten standhalten. Wenn das Einsatzkommando die Situation bereinigt hätte würde in dem entsprechenden Raum ein akustisches Signal ertönen und eine grüne Anzeige aufleuchten, die man per Funk von draußen aktivieren würde. Bergmann sollte dann einfach das Codewort rufen und so die Tür wieder öffnen. Das alles hatte man ihm natürlich zu seiner Beruhigung mitgeteilt und eingeschärft, ja nicht die Nerven zu verlieren.
Frieder Bergmann lief nackt und nur mit Hausschuhen bekleidet durch sein großes Haus zum Schlafzimmer. Dort griff er sich den Schlafanzug. Vor dem Duschen wollte er sich noch einen Schluck Bier genehmigen und nahm einen Umweg über den Kühlschrank. Als er die Tür öffnete sah er, dass er vergessen hatte, Flaschen nachzulegen. Verärgert ging er zum Lebensmittellagerraum. Da Bergmann des Öfteren internationale Gäste in seinem Haus hatte war dieser Bereich großzügig dimensioniert. Er bestand aus drei Räumen. Im ersten befanden sich konservierte Produkte, die nicht gekühlt werden mussten. Wenn man in den zweiten Raum ging spürte man Kühle, hier lagerten Fleisch, Fisch, Eier und ähnliches, sowie Bergmanns Biervorrat und diverse andere alkoholische Getränke. Die Temperatur dort betrug genau 7 Grad. Darauf hatte Bergmann vehement bestanden, denn so würde das Bier bestens temperiert sein. Der dritte Raum beherbergte zwei große Kühlzellen für länger aufzubewahrende Lebensmittel. Frieder Bergmann nahm seinen Bierlagerbestand in Augenschein. Dieser war durchaus umfangreich, aber er stellte fest, dass er nur aus zwei Sorten bestand: Radeberger und Wernesgrüner.
„Diese lieblose 0815 Auswahl geht mir tierisch auf den Sack" rief Frieder Bergmann wütend aus.
Im nächsten Moment schlossen sich die Türen zum ersten und zum dritten Raum krachend und er hörte wie Riegel knackten. Frieder Bergmann stand zwar mit Hausschuhen aber vollkommen nackt und schockstarr im Kühlraum. Was jetzt gerade geschehen war konnte er sich in seinem angetrunkenen Zustand nicht erklären. Die Männer in der Zentrale des Sicherheitsdienstes sahen im gleichen Moment auf ihren Monitoren, dass sich der Generalsekretär in den mittleren Lagerraum geflüchtet hatte. So etwas war noch nie passiert, und in der Aufregung vergaßen die Sicherheitsleute, die Situation durch einen Anruf bei den vor Ort befindlichen Personenschützern zu