Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre - Band 7: Bundeskanzler Frieder Bergmann auf Deutschlandtour oder: Auch die Heimat wird von ihm nicht verschont!
Von Jörn Kolder
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Rezensionen für Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre - Band 7
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Buchvorschau
Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre - Band 7 - Jörn Kolder
Frieder Bergmann wird Bundeskanzler und verzweifelt an BRABBEL Deutschland
„…. und versichere Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, meine ganze Kraft in den Dienst des deutschen Volkes sowie der europäischen Gemeinschaft zu stellen und rastlos daran zu arbeiten, dass der Wohlstand unseres Landes weiter wächst, und die Sicherheit in Europa und der Welt wieder erstarkt. Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: ein starkes Deutschland ist Garant für mehr Sicherheit! Nein, meine Damen und Herren von den Linken und Grünen, Sie müssen jetzt nicht buhen! Deutschland wird kein Hegemon sein, sondern Primus Inter Pares! Was? Sie wissen nicht, was das bedeutet? Dann setzen Sie sich doch noch einmal auf die Schulbank, es scheint ja dringend erforderlich zu sein! Ich bin Europäer mit Leib und Seele und werde niemals zulassen, dass es weiter Ungleichgewichte in Europa geben wird! Und dafür muss auch Deutschland seinen Beitrag leisten! Nein, meine Damen und Herren von der CDU und CSU. Europa ist nicht zum Nulltarif zu bekommen! Wer Prosperität will kann das nicht nur zu Lasten von anderen erreichen. Und auch Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, können nicht unbegrenzt in die Kasse greifen, um soziale Wohltaten zu vollbringen. Wir sollten uns eins über Parteigrenzen hinweg sagen: es geht um unser Land in der Mitte Europas, und weil es nicht isoliert existieren kann bitte ich um Ihre Mithilfe, dass wir unser Ziel der europäischen Einheit erreichen. Ja, wir müssen unseren Nachbarn auch weiterhin die Hand reichen und uns nicht über nationale Eigenarten und anderes Verhalten erregen. Sehen Sie, ich war letztes Jahr mit meiner Familie in Frankreich im Urlaub. Was habe ich dort erlebt? Ich habe freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, habe eine ganz andere Art des Lebens kennengelernt. Blicken Sie doch einmal über den Tellerrand und haben nicht immer bloß Weißwurst und Bier im Blick. Nein, Herr Seedoofer, Sie können Ihr Bier trotzdem weiterhin trinken, Sie müssen nicht auf Wein umsteigen. Und statt Baguette können Sie Ihre Brezeln knabbern.
Ich habe meine Agenda ganz klar erläutert. Durch den Wegfall der Umsatzsteuer werden wir erhebliche Wachstumsschübe haben und unsere Volkswirtschaft wird gewaltig aufblühen (Beifall von CDU und CSU). Das wird auch dazu führen, dass mehr Menschen in Beschäftigung kommen und prekäre Arbeitsverhältnisse wegfallen, weil die Menschen dann angemessen entlohnt werden können (Beifall von der SPD und den Linken). Durch die Hinwendung zu Hochtechnologien wird es möglich werden, speziell im Bereich des Umweltschutzes deutlich weiter voranzukommen (Beifall von den Grünen). Und was mir wichtig ist, ist der weitere Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur. Dort müssen wir unbedingt an Tempo zulegen, wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen.
Was mir besonders am Herzen liegt ist die Inklusion behinderter Mitbürger. Wir müssen den vielen guten Worten jetzt endlich Taten folgen lassen. Die Steuern sprudeln und ich werde den Haushalttitel kräftig erhöhen (starker Beifall aller Fraktionen). Lassen Sie mich unbedingt bitte noch eine Sache erwähnen. Die von uns alle hochgeschätzte Altkanzlerin Anke Meckel hat die Geschicke Europas jetzt in Brüssel in die Hand genommen. Sie wissen ganz genau, dass sie durchsetzungsfähig ist, und die Interessen unseres Landes dort wahrnehmen wird. Lassen Sie uns also daran arbeiten, dass unser Land zu einem Ort der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Hochkultur werden wird, in dem sich seine Bürger wohlfühlen und gut leben können!"
Frieder Bergmann verließ das Rednerpult und nahm auf seinem Sitz im Plenarsaal Platz. Während er dorthin ging hatte ihn heftiger Beifall begleitet. Nach dem er vor kurzem mit überwältigender Mehrheit zum Kanzler gewählt worden war hatte er erst einmal das Terrain sondiert und schnell festgestellt, dass er sich nicht großartig umstellen werden müsste. Alles kannte er schon aus seiner Zeit als Verteidigungsminister und konnte ziemlich gelassen an die Dinge herangehen. Sein Büroleiter Herbert Büchsenschuss zog im Hintergrund die Fäden und hielt mit taktischen Geschick viel von Bergmann fern, so dass sich dieser erst einmal mit dem internationalen Parkett vertraut machen konnte. Anke Meckel hatte ihm vor seiner Wahl empfohlen, sich die Chinesen warm zu halten, und diese mit dem Projekt „BER-Flughafen" zu ködern. Bergmann selbst hielt das für einen guten Einstieg, denn die Bauarbeiten an der total verkorksten Investruine waren fast vollständig zum Erliegen gekommen. Offenbar hatte dort niemand eine Idee wie es weitergehen sollte, geschweige denn einen realistischen Plan. Das wohl auch noch Schmiergelder geflossen waren und ein Hochstapler die verflixte Entrauchungsanlage projektiert hatte machte für Bergmann das Maß endgültig voll. Da war selbst der Einsatz des alten und durchtriebenen Fuchses Mähtorn vergebens gewesen. Frieder Bergmann hatte seinen Dienstreiseauftrag vom Kabinett ohne Mühe absegnen lassen. Sinngemäß lautete dieser so:
Komplettabriss und Neubau des Flughafens innerhalb von 18 Monaten
Zusätzlich Aufbau einer Magnetschwebebahn vom Flughafen bis Zentrumsnähe
Kostenrahmen 3 Milliarden Euro
Vertragsstrafe bei Fristüberschreitung:
10 Millionen Euro pro Verzugstag
In seinem Gefolge würden Experten mitreisen, die sich um die Details kümmern sollten. Bergmann war die Reise nicht geheuer, denn er würde nach China kaum mit dem Auto oder dem Schiff fahren können, denn für den Kanzler war Zeit ja Geld.
„Das wird nicht anders gehen als wie beim Flug mit der MiG 29 hatte Herbert Büchsenschuss zu ihm gesagt „dein Leibarzt wird dich soweit sedieren, dass dir alles am Arsch vorbeigeht, aber du noch entscheidungsfähig bleibst. Dann wird er dir ein Schlafmittel verabreichen und du wirst erst kurz vor der Landung wieder munter. Du wirst eine Aufbauspritze bekommen, so dass du dann sofort wieder voll da bist. Dann ziehen sich die Experten zurück und beraten mit den Chinesen. Du hast dann die Aufgabe, den hochrangigen Funktionären bei einem Essen ein bisschen um den Bart zu gehen und die für Industrieprojekte scharf zu machen, die wir selbst nicht realisieren wollen oder können. Drei sind besonders wichtig: die Sache mit unseren Atomkraftwerken, das heißt deren Abriss, das atomare Endlager, aber bitte nicht bei uns, und die Nord-Süd-Energietrasse. Wie du weißt, trinken die Chinesen vor allem bei Geschäftsessen gern einen und manchmal artet das in ein regelrechtes Kampftrinken aus. Du musst also gut vorbereitet sein, dass du auch dann noch die Kontrolle behältst, wenn es dann richtig zur Sache geht.
„Willst du damit etwa sagen, dass ich jetzt anfangen soll, mir jeden Abend eine Flasche Schnaps reinzuhauen?"
„Genau. Darum geht es."
„Wie bitte? Wie soll ich denn da früh aus den Federn kommen? Also, ich trink‘ schon gern mal einen aber doch nicht eine ganze Flasche Schnaps!"
„Frieder, es geht um Deutschlands Zukunft! Da kannst du dich nicht drücken!"
„Also wenn ich ab sofort nur noch an der Flasche hänge bin ich doch in ein paar Wochen ein Fall für die anonymen Alkoholiker."
„Quatsch. Du reist in 10 Tagen ab. Bis dahin trainierst du und trinkst die Schlitzaugen dann locker unter den Tisch. Vorher musst du denen aber die problematischen Projekte schmackhaft machen. Übrigens: es wird Mao Tai geben, den kennst du ja schon."
„Oh ja antwortete Bergmann aufstöhnend „der hat fast 60 Prozent und haut mächtig rein.
„Na eben erwiderte Büchsenschuss „du wirst dich doch nicht von diesen mickrigen Chinesen schlagen lassen. Du fängst heute Abend 19 Uhr mit der ersten Flasche an. Die Fahrbereitschaft hat sie bereits in deine Wohnung gebracht. Ich rufe dich dann aller Stunden an und teste dein Reaktionsvermögen. Alles klar?
„Ja, aber was soll ich denn meiner Frau sagen?"
„Die Wahrheit. Noch einmal: es geht um Deutschland!"
„Ich verstehe ja durchaus, dass zu deinen dienstlichen Aufgaben auch mal ein Umtrunk gehören wird sagte Petra Bergmann am Abend zu ihrem Mann „aber das, was du vorhast, geht aus medizinischer Sicht eindeutig zu weit!
„Was will ich denn machen antwortete Bergmann und goss sich das zweite Glas Mao Tai ein „es geht um deutsche Interessen. Die sind nun mal ein höheres Gut als meine Leber. Außerdem schmeckt der Mao Tai gar nicht schlecht. Willst du mal probieren?
„Niemals."
„Na gut. Das würde den Test ja auch verfälschen. Es ist jetzt kurz vor 20 Uhr, Herbert wird gleich anrufen."
Petra Bergmann ging zum Nachtdienst im Krankenhaus.
Punkt 20 Uhr meldete sich Büchsenschuss an Bergmanns Kryptohandy.
„Wie ist die Lage Frieder?"
„Bestens."
„Wie ist die Quadratwurzel aus 144."
„12."
„Wie nennt man einen Ausdruck wie „ein weißer Schimmel?
„Eine Tautologie."
„Okay. Bis in einer Stunde wieder."
Frieder Bergmann hatte es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht und trank den nächsten Mao Tai. Gar nicht übel das Zeug dachte er sich und verfolgte eine Sendung über gepanschten Alkohol in der Türkei. Warum die sich dort immer so die Rübe vollhauen fragte er sich verständnislos und nahm den nächsten Mao Tai zu sich. Das Telefon klingelte um 21 Uhr wieder.
„Wie ist die Lage Frieder?"
„Bestens."
„Wann steht ein Fußballspieler im Abseits?"
„Wenn er zum Zeitpunkt der Ballabgabe hinter dem letzten Spieler der gegnerischen Mannschaft steht."
„Kinetische Energie ist?"
„Ähm, ähm, hat irgendwas mit Masse zu tun. Du, Herbert, ich war in Physik nicht so gut."
„Okay, bis in einer Stunde."
Bergmann nuckelte an seinem Mao Tai und geriet jetzt in leicht euphorische Stimmung. Im Fernsehen lief eine Reportage über Organtransplantationen. Die Schnapsflasche war zu einem Viertel leer. Unscharfes Bild heute dachte sich Bergmann und nahm einen weiteren Schnaps. Muss ich mal den Fernsehmonteur bestellen, so geht das doch nicht. Ich drücke hier fast 50 Euro im Monat für die Flatrate ab und dann verschwimmen auch noch die Bilder. Ach ja, fiel ihm ein, die Internetinitiative muss ich ja auch noch anschieben. Ich gehe jetzt gleich mal die Downloadgeschwindigkeit testen nahm er sich vor und erhob sich. Dabei kam er etwas aus dem Gleichgewicht und lief in leichten Schlängellinien und vor sich hin kichernd in sein Arbeitszimmer. Als der Computer hochgefahren war startete er einen DSL Speed Test. Das Ergebnis war: 2,5 Mbit pro Sekunde. Bergmann schaute fassungslos auf den Monitor. Man hatte ihm aber eine Geschwindigkeit von 25 Mbit pro Sekunde verkauft! Vor Wut über das miese Ergebnis ging er ins Wohnzimmer zurück und trank noch einen Mao Tai. Im Fernsehen wurde gerade gezeigt, wie eine Leber transplantiert wurde. Bergmann kippte den nächsten Schnaps hinunter und erregte sich wieder über das schlechte Bild. Die haben wohl versucht einen Stereoeffekt einzubauen vermutete er, denn ihm kam es so vor, als würden sich zwei identische Bilder immer wieder überlagern, und dann das obere mal nach rechts, und dann nach links wegrutschen. Auch das klappt in Deutschland nicht sagte er sich verbittert, große Fresse von wegen technologisch führend, aber nicht mal in der Lage, eine vernünftige Internetgeschwindigkeit und einigermaßen passablen Fernsehempfang hinzukriegen. Gleich morgen lasse ich mir diese Pfeifen von BRABBEL Deutschland kommen und mache die rund. Wenn das schon hier in der Stadt nicht klappt, wie soll das erst in den Dörfern zugehen. Frieder Bergmanns Frust stieg immer mehr an, denn der Fernseher zeigte jetzt nicht bloß zwei, sondern vier sich immer wieder überlagernde Bilder. Die Mao Tai Flasche war halb leer. Um 22 Uhr klingelte das Telefon.
„Wie ist die Lage Frieder?"
„Ich will morgen den Betriebsdirektor, ähm, den Parteisekretär, ähm, den Chef von BRABBEL Deutschland sprechen Herbert. Stell‘ dir vor, ähm, Fern.. Fernseher zeigt vier Bilder. Un Internet geht viel zu lahm, ähm, zu langsam."
„Wieviel ist 16 mal 3?"
„167."
„Okay Frieder. Schluss für heute. Gute Nacht."
Frieder Bergmann hatte etwas Mühe den Fernseher auszuschalten, dann nahm er noch einen letzten Mao Tai und wankte ins Schlafzimmer. Warum er seinen Schlafanzug nicht angezogen hatte konnte er sich am nächsten Morgen nicht erklären.
Gegen 9 Uhr saß Bergmann mit mächtigen Kopfschmerzen an seinem Schreibtisch.
„Machen Sie dem Chef erst mal einen Kamillentee befahl Herbert Büchsenschuss einer Sekretärin „er hatte gestern eine bis in die Nacht andauernde und anstrengende Beratung.
Als die Frau gegangen war fragte er:
„Wieviel?"
„Was, wieviel?"
„Wieviel Schnaps?"
„Ne halbe Flasche."
„Na bitte. Du hast dich noch einigermaßen verständlich geäußert. Bis es nach China geht bist du trainiert genug, um die Typen dort unter den Tisch zu trinken."
„Herbert, ich hab‘ Kopfschmerzen. Wenn ich heute wieder so viel schlucken soll wird es mir morgen nicht anders gehen."
„Doch, es wird dir anders gehen. Nach und nach wirst du dich daran gewöhnen."
„Muss das wirklich sein, Herbert?"
„Es geht um Deutschland!"
„Okay. Was liegt heute an?"
„In einer Stunde kommt der Vorstandsvorsitzende von BRABBEL Deutschland. Du wolltest ja dringend mit ihm reden."
„Ähm, was wollte ich gleich mit dem besprechen?"
„Du hast etwas von schlechtem Fernsehempfang und lahmer Internetverbindung gesagt."
„Ach ja, stimmt. Was die bieten ist eine totale Mogelpackung. Den mache ich rund!"
„Sie müssen das so verstehen Herr Bundeskanzler sagte der in einen teuren Anzug gekleidete Mann „es heißt im Vertrag eindeutig „bis zu 25 Mbit
. Das bedeutet also, dass wir unter günstigen Bedingungen schon mal in Einzelfällen die 25 Mbit schaffen. Oft kommt das zwar nicht vor, aber manchmal klappt es doch."
„Dann liegt der Schluss nahe erwiderte der von furchtbaren Kopfschmerzen geplagte Frieder Bergmann „dass wir mit unserer Internetinitiative gar nicht vorankommen und Sie Ihre Kunden, also auch mich, bewusst täuschen.
„Keineswegs lächelte der Mann zurück „wenn Sie sagen würden, bis 2018 werden wir die Arbeitslosenzahlen „bis zu
30 Prozent senken, heißt das doch auch nichts anderes. Wenn Sie 10 Prozent schaffen liegen Sie doch durchaus richtig, aber auch wenn es nur 1 Prozent ist haben Sie nicht die Unwahrheit gesagt."
„Wie bitte fuhr Bergmann hoch „Sie unterstellen mir, dass ich die Unwahrheit sagen würde?
„Natürlich nicht" erwiderte sein Gesprächspartner lässig „aber sehen Sie doch, wir beide sind Verkäufer. Bei Ihnen geht es um manchmal unpopuläre politische Entscheidungen. Ich drehe den Leuten Produkte an, die nicht das bringen, was angepriesen wird. Wenn einer