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Das Euro-Attentat: The Kiss Of Death
Das Euro-Attentat: The Kiss Of Death
Das Euro-Attentat: The Kiss Of Death
eBook436 Seiten5 Stunden

Das Euro-Attentat: The Kiss Of Death

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Über dieses E-Book

Eine Anschlagsserie erschüttert Europa. Colin Fox soll für den European Secret Service auf die Jagd nach den Attentätern gehen. Doch die anfänglichen Hinweise auf religiös motivierte Terroristen aus Libyen erweisen sich als falsch. Während Fox im winterlichen Budapest neuen Spuren nachgeht, weitet sich die Krise auf die gesamte Welt aus. Das ohnehin schon krisengeschüttelte Europa und dessen Wirtschaft haben die Anschläge auf den großen Stabilisator Deutschland nicht verkraftet. Ein finaler Gipfel, an dem neben den wichtigsten Wirtschaftsmächten Europas auch der US-Präsident und hochrangige Vertreter aus China teilnehmen werden, soll die Rettung bringen. Doch ein Unbekannter hat es auf den Gipfel abgesehen...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum3. Aug. 2016
ISBN9783741835612
Das Euro-Attentat: The Kiss Of Death

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    Buchvorschau

    Das Euro-Attentat - Callum M. Conan

    Prolog

    Es war ein kühler Novemberabend in der deutschen Hauptstadt. Zu dieser Jahreszeit war Berlin nicht gerade der gemütlichste Ort Europas. Die Temperaturen sanken in den frühen Abendstunden bereits unter den Nullpunkt und in der Dunkelheit kamen einem Pendler die Wartezeiten an Bahnhöfen und Haltestellen noch unerträglicher vor, als an normalen Tagen sowieso schon. Daran änderte auch die durch den Adventsschmuck und die aufgestellten Verkaufsbuden bereits auf Weihnachten eingestellte Bahnhofshalle des Hauptbahnhofes nichts. Der Intercity aus München fuhr gerade ein und brachte eine weitere kalte Welle mit sich.

    Gerhard Bröker rückte seinen Hut zurecht und band seinen langen beigen Mantel zu. Diese Treffen der Hoteliers wurden immer langweiliger. Und dann durfte er nun auch noch in der Kälte auf seinen Zug warten, der ihn zurück in die Heimat nach Stuttgart bringen sollte. Die alten Zeiten seien vorbei, hatte ein Kollege aus Hamburg gemeint. Niemand wolle heutzutage noch in gemütlichen, aber überhitzten Zimmern sitzen. Ein Hotel brauche Erlebnischarakter. Häuser der hanseatischen Art, wie das seine in Stuttgart, hätten eine Überholung dringend nötig, eigentlich ihre besten Tage sogar hinter sich. Wie blöd diese Ignoranten doch waren, dachte Bröker. Nicht jeder Gast zieht einen Luxusschuppen mit Wellness, Spa und kostenlosem W-Lan den guten alten Häusern mit Tradition vor. Mit der Zeit würden sie vielleicht den Fehler in ihrer Kalkulation bemerken. Und dann würden sie Hotels wie das seine wieder in den Himmel loben. Ja, die Zeit war schon etwas Gutes. Wenn man sie denn hatte und nicht in der Kälte am Berliner Hauptbahnhof verbringen musste. Dieser bescheuerte Zug hatte bereits einige Minuten Verspätung und noch immer war nichts von ihm, geschweige denn einer Meldung über die Verspätung auf der digitalen Anzeige zu sehen.

    Der Bahnsteig war für einen Montagabend erstaunlich leer und doch breitete sich unter den wenigen Wartenden eine gewisse Unruhe aus. Bröker beobachtete einige Tauben, die von einem Stahlträger zum andern flogen und sich dann auf ein Paar Brotkrumen auf dem Bahnsteig stürzten. Der kurze Signalton, der eine Ansage ankündigte, ließ den Hotelier aufhorchen. Na endlich, nun würde der Intercity-Express angekündigt werden und in den Bahnhof einfahren. Er nahm seinen Koffer und schlenderte näher an die Bahnsteigkante heran.

    „An Gleis dreizehn, bitte beachten Sie: ICE-Sprinter 1093 von Berlin Ostbahnhof zur Weiterfahrt nach Stuttgart Hauptbahnhof über Berlin-Spandau, Frankfurt am Main und Mannheim; ohne Halt zwischen Berlin-Spandau und Frankfurt am Main Hauptbahnhof; planmäßige Abfahrtszeit 18:05 Uhr, wird heute voraussichtlich eine Stunde später abfahren. Die Platzreservierungen bleiben erhalten." Die Frauenstimme verstummte. Auf dem Bahnsteig wurde es dafür lebhafter. Alle Gedanken an die Kälte schienen verflogen. Bröker wandte sich um und ging in Richtung Treppe. Typisch Deutsche Bahn, dachte er, nicht einmal das kurze Stück vom Ostbahnhof hierher schaffen die, ohne sich Verspätung einzuhandeln. Die Reaktionen der anderen Menschen auf dem Bahnsteig waren ähnlich. Mal etwas lauter, mal etwas leiser ereiferten sich im Stich gelassene Kunden über die üblichen Zustände im System der Deutschen Bahn. Seinen Koffer in der rechten und die linke Hand in der Manteltasche schritt er verärgert die Stufen in die Aufenthaltshalle im ersten Obergeschoss hinab. Er würde sich die verbleibende Zeit irgendwo im Bereich des Brandenburger Tores vertreiben. Seine Frau schwärmte schon eine ganze Weile von so einer Souvenir-Schneekugel mit einem Brandenburger Tor im Inneren. Vielleicht hatten sie ja etwas in der Art in den Souvenirshops im Angebot.

    Wenige Minuten später passierte Gerhard Bröker bereits die Greifskulptur aus rotem Sandstein auf der Südostseite der Moltkebrücke und schlenderte gemütlich durch den Spreebogenpark entlang der Willy-Brandt-Straße in Richtung Regierungsviertel und Brandenburger Tor. Trotz Kälte und Dunkelheit waren die Wege der Grünanlage nicht vollkommen leer. Einige verrücke Berliner liefen bei lauter Musik aus einem Ghettoblaster in kurzen Hosen und Hotpants in Richtung Spreeufer, während andere, etwas seriöser wirkende Männer in Anzügen auf das Kanzleramt zusteuerten. Die Laternen warfen ein freundliches Licht auf den Gehweg und die nun leiser werdende Musik überließ dem üblichen Verkehrslärm das Geräuschfeld. Ruhe durfte man hier nicht erwarten. Zu keinem Zeitpunkt. Bröker sah auf seine Uhr. Er lag gut in der Zeit. Wenn sein Zug wirklich erst mit einer Stunde Verspätung abfahren sollte, würde er es locker schaffen, pünktlich wieder zurück zu sein. Er schlenderte weiter in Richtung Schweizer Botschaft, die nun direkt in seinem Blickfeld lag und an der er vorbei käme, bevor er den Platz der Republik vor sich hatte. Berlin war wirklich eine interessante Stadt. Sehenswürdigkeiten ohne Ende und jede Menge Baumaßnahmen, die in einigen Monaten zu weiteren großartigen Bauwerken führen würden. Oder eben nicht.

    Dass sich besonders hier im Stadtteil Mitte schon einige große Architekten versucht hatten, war durchaus erkennbar. Zu den imposantesten Bauwerken gehörte sicher auch der Hauptbahnhof auf der gegenüberliegenden Seite der Spree. Bröker drehte sich um. Jetzt, da die vielen Glasflächen des Bahnhofsgebäudes von etlichen Lichtern beschienen wurden, wirkte der Komplex noch eindrucksvoller als ohnehin schon. Der hellerleuchtete Haupttower mit dem Bahnlogo versperrte ein wenig die Sicht auf das eigentliche Lichterspektakel, das die vielen unterschiedlichen Farbsignale innerhalb des Bahnhofes, entstehend durch Züge, Lampen, Signale und Werbeanzeigen boten. Gerade wechselte das Licht von einem dunklen Rot in ein helles Orange. Bröker, fasziniert von der Lichterschau, lächelte. Er hätte noch eine ganze Weile hier stehen und auf die Fassade des Hauptbahnhofs blicken können.

    Plötzlich schoss aus einer Glasfront zwischen Haupttower und westlichem Hallenkomplex ein Feuerball. Ein lauter Knall folgte und Bröker wurde gemeinsam mit einigen anderen Passanten von der folgenden Druck- und Hitzewelle erfasst und zu Boden geworfen. Der Hotelier wusste nicht, wie ihm geschah. Er lag auf dem Boden und anstelle der eben noch herrschenden Kälte breitete sich nun eine fast unerträgliche Hitze um ihn herum aus. Weitere Explosionen an und im Bauwerk verwandelten die eben noch so anmutige Lichterschau in ein tosendes Inferno. Die großen Stahlträger, um die es beim Bau des Bahnhofs so große Diskussionen gegeben hatte, fielen mit einem Krachen, das selbst aus dieser Entfernung noch wie ein lauter Donnerschlag klang, zu Boden. Stöhnend versuchte Bröker aufzustehen. Es ging nicht. Der Schock hatte ihn gelähmt. Er tastete nach seiner Tasche. Sie war zumindest noch da, wenngleich sein Laptop darin wohl zerstört sein durfte. Um ihn herum kreischten die Menschen voller  Panik; einige hatten sich schon wieder aufgerappelt und liefen verängstigt durch die Gegend. Gerhard Bröker versuchte zu realisieren, was da gerade eigentlich passiert war, aber seine Gedanken ließen sich nicht ordnen. Vom Boden aus konnte er noch erkennen, dass einige kleine Trümmerteile in seine Richtung flogen. Kurz darauf traf ihn etwas Hartes, Spitzes mit unglaublicher Wucht an Oberkörper und Kopf. Er zuckte noch einmal kurz, dann entspannten sich seine Muskeln.

    Wenige Stunden später saßen Rebecca Lavoir (Opal Alpha), die Chefin des European Secret Service, und ihr Führungsstab bei einer eilig einberufenen Krisensitzung zu den aktuellen Geschehnissen in einem Konferenzraum des neuen ESS-Headquarters in Konstanz vor einer heruntergelassenen Leinwand und verfolgten die Berichterstattung im Fernsehen. Gerade wurde ein Interview mit einem Terrorismus-Experten unterbrochen, um die aktuellen Zahlen von Toten und Verletzten zu präsentieren. Gespannt blickten alle auf die Leinwand. Als die kurze Aktualisierung beendet war, stellte Opal Alpha den Ton auf stumm.

    -„Also, meine Herren, Sie sehen, wir stehen vor einigen Problemen. Die Ausmaße des Anschlags sind jetzt noch gar nicht abzusehen. Noch können wir zumindest hoffen, dass dies der einzige war und die Lage alsbald unter Kontrolle zu bekommen ist. Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise haben wir schon genug Probleme in Europa, da hat uns eine nationale Krise in Deutschland gerade noch gefehlt. Wie steht es mit weiteren Hintergrundinformationen? Die Medien haben ja bislang herzlich wenig geboten." Sie blickte fragend in die Runde. Niemand schien so wirklich eine passende Antwort parat zu haben. Opal Alpha schüttelte verärgert den Kopf. Gerade wollte sie die Anwesenden zurechtweisen, als Opal Gamma nach kurzem Klopfen die Tür öffnete.

    -„Haben Sie wenigstens etwas Brauchbares?", fragte sie barsch.

    -„In der Tat, so ist es. Ich habe gerade ein Telefonat mit einem befreundeten Sprengstoffexperten hinter mir, der mit der Untersuchung der Sprengsätze in Berlin beauftragt ist. Zu Einzelheiten will er sich noch nicht äußern, aber er meint, man könne mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das verwendete Material aus Libyen stammt."

    -„Welche Anhaltspunkte hat denn Ihr Kontakt?"

    Opal Gamma setzte sich auf einen der freien Bürosessel an dem ovalen Konferenztisch. Das herunter gedimmte Licht ließ eine Kommunikation mit Blickkontakt so gerade noch zu.

    -„Wie bereits gesagt: Details hat er noch keine, aber soweit ich alles verstanden habe, hat er die Sprengstoffmischungen und Detonationswellen bereits analysiert und obendrein den Anhaltspunkt, dass Sprengsätze dieser Art bei den NATO-Einsätzen in Libyen gefunden wurden. Ich werde in den nächsten Stunden eine Probe von meinem Kollegen bekommen und habe dann die Möglichkeit diese auszuwerten."

    -„In Ordnung. Opal Alpha schien für den Moment zufrieden. „Wenigstens einer, der hier seine Arbeit erledigt.

    Opal Gamma nahm das Lob mit einem Lächeln zur Kenntnis und nickte. Opal Alpha hingegen wandte sich bereits wieder den anderen Männern in der Runde zu.

    -„Wir haben also zumindest einen Anhaltspunkt. Ich will alle Informationen, die über libysche Terroristen zu finden sind; wirklich alles. Das übernehmen Sie, Ekholm." Der Schwede, Leiter der Informationsbeschaffungsabteilung Delta, stand auf und ging, ohne ein Wort zu sagen. Opal Alpha überlegte einen Moment. Dann nahm sie die Fernbedienung und schaltete den Ton wieder ein.

    -„Eine grobe Einordnung können wir also vornehmen, sagte sie laut, um die Stimme der Reporterin zu übertönen. „Wie sieht es eigentlich mit…; sie unterbrach sich. Die Bundeskanzlerin erschien mit besorgter Miene auf dem Bildschirm. Hinter ihr konnte man Blaulichter erkennen; sie schien noch im Kanzleramt zu sein. Opal Alpha stellte den Ton lauter.

    -„Meine Damen und Herren. Dies ist eine schwere Stunde für unser Land. Die Kanzlerin unterbrach sich, ihre Finger krampften sich in das Rednerpult. „Der vor wenigen Stunden verübte Anschlag hat den Frieden unseres Landes und das Gefühl von Sicherheit in Deutschland in einem bislang unvorstellbaren Ausmaß beschädigt. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Sie sind Opfer eines schrecklichen Verbrechens, das die Lage nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa erheblich verschlechtert. Bislang hatten wir Probleme finanzieller und wirtschaftlicher Art. Aber all diese Probleme, und mögen sie auch noch so groß gewesen sein, sind nichts gegen das, was uns hier ereilt hat. Der Terror war und ist eine der größten Bedrohungen für das gesicherte Leben auf dieser Erde. Nicht erst seit dem 11. September 2001 ist uns diese Gefahr allgegenwärtig, aber einen Anschlag von dieser Härte hätte wohl niemand hier für möglich gehalten. Ich habe vor wenigen Minuten mit dem Innenminister telefoniert. Die Analysen der Anschläge sind bereits angelaufen und wir hoffen, dass bald nähere Informationen vorliegen werden. Wir haben noch kein abschließendes Bild von der Tat und auch die Analysen werden nicht alle Fragen beantworten können. Vor knapp einer halben Stunde hat uns allerdings ein Bekennerschreiben erreicht, in dem die Terrororganisation Al Kaida die Verantwortung für das Geschehene übernimmt. Unser oberstes Ziel, neben der Aufarbeitung dieses einen Szenarios muss also sein, den Kampf gegen den Terror neu aufzunehmen. Wir alle, die wir an die Freiheit, den Respekt und das friedliche Zusammenleben glauben, wir alle müssen diesem Feind, dem Terror mit aller Macht entgegentreten. Das ist es, neben der Trauer und dem Mitgefühl, was mich heute bewegt und was unser Land und all unsere Verbündeten auch in Zukunft leiten sollte. Die Kanzlerin nickte noch einmal und verschwand dann aus dem Bild. Opal Alpha blickte nachdenklich auf die Leinwand. Nach einer Weile schaltete sie erneut den Ton aus.

    -„Al Kaida also? Doch nicht Libyen. Oder beides?"

    Opal Omega meldete sich das erste Mal in dieser Nacht zu Wort:

    -„Ich könnte mir einen Zusammenhang vorstellen. Wir sollten ihn zumindest nicht ausschließen. Die Libysche Islamische Kampfgruppe soll unseren Informationen zufolge enge Kontakte mit den Führern von Al Kaida pflegen. Ihr Durst nach Vergeltung scheint noch immer nicht gestillt. Gegründet wurde diese Organisation in den Neunzigern von heimkehrenden Mujaheddin aus Afghanistan. Der Kampf, der für sie viele Jahre im Mittelpunkt stand, ist nun gewonnen. Gaddafi ist tot und das Land von seiner Herrschaft befreit. Aufgrund der wirtschaftlichen Beziehungen und des demokratisierenden Einflusses Europas und vor allem Deutschlands auf Libyen könnten die Terroristen der Kampfgruppe uns als nächsten großen Feind ansehen. Zwar ist eine gewisse Kartei vorhanden, die uns bei der Einreise von Anhängern der Organisation hätte alarmieren müssen, jedoch leben einige von ihnen als Asylanten in Großbritannien. Es ist also durchaus möglich, dass sie so nach Deutschland gelangten."

    Opal Alpha nickte, ging dann zu dem Videoprojektor, schaltete ihn aus und dafür das Licht ein. Sie blickte zum wiederholten Male in die Runde, die mittlerweile aus einem Mann weniger bestand.

    -„Was denken Sie, wäre das Beste in dieser Situation? Ich erwarte Vorschläge. Bedenken Sie aber bitte, dass wir nicht im Namen Deutschlands handeln. Als Regierungsunabhängiger Geheimdienst haben wir den Auftrag, die Weltsicherheit zu gewährleisten und nicht Vergeltungsmaßnahmen im Sinne des deutschen Volkes oder der Bundesregierung zu unternehmen. Die Bundeskanzlerin lag schon richtig mit der Aussage, dass der Kampf gegen den Terror die Zukunft bestimmen wird. Aber wir werden diesen Kampf mit verdeckten Karten führen. Und? Schon irgendwelche Ideen?"

    -„Mein Vorschlag wäre, diese Terrorgruppe in Libyen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, merkte Opal Omega an. „Und zwar nicht durch die Abteilung Delta, sondern vor Ort. Wir wissen, dass die Organisation die Rekrutierung vorwiegend im Nordosten, in der Kyrenaika, vornimmt. Das wäre ein Anhaltspunkt, der uns helfen könnte.

    -„Haben wir einen Mann in Libyen?", fragte Opal Alpha an Opal Sigma, den Leiter der Kommunikations- und Verwaltungsabteilung gewandt, wohl wissend, dass Opal Omega diese Frage eigentlich auch hätte selbst beantworten können.

    -„Derzeit leider nicht. In Nordafrika fehlen uns schon seit geraumer Zeit die Agenten. Wir müssten jemanden hinschicken. Ich.."

    -„Die Aufgabe sollte einer unserer Besten übernehmen, unterbrach ihn Opal Omega. „Die Sache darf nicht vermasselt werden. Die Sicherheit der ganzen Welt steht auf dem Spiel.

    Opal Alpha blickte den Spanier (Opal Omegas bürgerlicher Name war Orlando Gomez) fragend an. Da der nicht antwortete, ergriff sie wieder die Initiative.

    -„In Ordnung. Wir brauchen also einen unserer Besten. Vielleicht sogar den Besten. Wo genau hält sich Colin Fox eigentlich zurzeit auf?"

    1

    Back in Action

    Die beißende Kälte, die derzeit auf den Straßen Sankt Petersburgs herrschte, war in dem gemütlichen Tanzlokal am Nevsky Prospekt in der Nähe der Fontanka nicht einmal zu erahnen. Die rund dreihundert Hochzeitsgäste tranken verschiedene alkoholische Getränke, tanzten, unterhielten sich oder saßen einfach in einer Ecke und erfreuten sich am Hochzeitstanz, den das Brautpaar gerade aufführte. Colin Fox saß am Tresen, vor ihm eine Schale mit Kaviar, etwas Brot und mehrere leere Wodka-Gläser. Diese Party war im Grunde die beste Ablenkung, die es für einen Mann wie ihn, mit etwas annähernd ähnlichem wie Liebeskummer überhaupt geben konnte. Er bestellte einen weiteren Wodka. Dann überließ er sich wieder seinem Elend und blickte nachdenklich, den Kopf in der linken Hand abgestützt, durch das leere Glas in seiner rechten. Seit über vierzehn Monaten hatte er seine große Liebe nun nicht mehr länger als wenige Stunden gesehen, geschweige denn etwas Nächtliches mit ihr unternommen. Daran hatte auch das kurze Telefonat, das er vor sechzig Stunden, an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag, mit ihr geführt hatte nichts geändert. Vielmehr hatte es ihn in seine augenblickliche Depression geführt. Lavinia Lichtsteiner hatte ihn nicht etwa darum gebeten, endlich wieder einmal mit ihr auszugehen, um wenigstens ihren Geburtstag zu einem schönen zu machen; nein, sie hatte es sich sogar erlaubt, ihm von ihrem neuen Freund zu berichten, ihrer ersten ernsthaften Beziehung, seit er sie kannte und die erste echte Bedrohung für die Erfüllung seines innigsten Wunsches, irgendwann einmal dieses zauberhafte Mädchen mit den wunderschönen Augen und dem herzerwärmenden Lächeln zu heiraten. Allmählich wurde ihm klar, was die letzten Jahre über sein Fehler gewesen war. Die Frau Deiner Träume kommt nicht einfach auf Dich zu. Du musst schon etwas dafür tun, um Dein Leben mit ihr zu verbringen und vor allem: nicht zu lange warten!

    Nun war es passiert. Sie hatte einen Anderen. Und alle Mühe, die er sich bislang bei ihr gegeben hatte, schien umsonst. Fox nahm einen tiefen Schluck aus seinem neuen Glas. Es hatte ja schon einen Hauch von Ironie, dass er hier über den Problemen in seinem Liebesleben verzweifelte, während um ihn herum dreihundert Menschen die Hochzeit seines guten Freundes Alexander Kessel mit dessen ihm nun angetrauten halbrussischer Ehefrau Anna Stan  feierten. Das Brautpaar hatte seinen Tanz gerade beendet und der Bräutigam kam an den Tresen.

    -„Du siehst aber nicht gerade fröhlich aus. Ich habe so die leise Ahnung, dass es mit Lavi zu tun hat, habe ich Recht?"

    Fox nickte langsam.

    -„Ich kann ja verstehen, wenn Dir nicht gefällt, dass Du jetzt einen Konkurrenten hast, der im Moment die Pole-Position innehat, aber das hier heute ist meine Hochzeit und ich möchte, dass alle Gäste fröhlich und zufrieden sind. Erst recht wenn ich seit über zehn Jahren mit ihnen befreundet bin. Kessel nahm seine Fliege ab, hängte sie sich offen um den Hals und klopfte Fox freundschaftlich auf die Schulter. „Komm schon. Heute Nacht kannst Du sowieso nichts mehr machen. Also amüsier Dich wenigstens und füll Dich nicht mit diesem widerlichen Zeug ab.

    -„Vermutlich hast Du Recht", bestätigte Fox gequält.

    -„Natürlich habe ich das. Übrigens hat die Cousine meiner Frau offensichtlich ein Auge auf Dich geworfen. Also vielleicht hilft sie Dir ja, Deinen Kummer zu vergessen. Was meinst Du? Wie in den alten Zeiten? Und diesmal könnte ich Dir sogar eine vorab-Bewertung geben. Im Gegensatz zu früher bewerte ich nicht nur nach Eindruck von außen, ich habe sie bereits getestet." Die beiden fingen an zu lachen.

    -„Was für Drogen geben die Euch eigentlich in der Kommission in Brüssel?, witzelte Fox. „Du wirst ja immer verrückter.

    -„Lass bloß meine Arbeit aus dem Spiel. Ich bin froh,  dass ich wenigstens jetzt Ruhe habe. So wie es aussieht, wird es nicht mal etwas mit ungestörten Flitterwochen. So, jetzt muss ich mich aber mal wieder auf der Tanzfläche sehen lassen. Dir wünsch ich viel Spaß." Mit einem Zwinkern ließ er Fox wieder allein.

    Vermutlich hatte sein Freund Recht, er sollte wirklich versuchen sich zu amüsieren. Nur das Wie würde er sich noch einmal überlegen. Zuerst einmal musste er sich ein wenig aufpäppeln. Er machte sich langsam auf den Weg, durch den Verbindungsgang neben dem Tresen in einen großen Hinterraum, vorbei an weiteren Gästen und dann die Treppe hinunter, in den Keller, wo sich die Toilettenräume der Herren befanden.

    Als er bereits die Hand auf die Klinke gelegt hatte, stockte er plötzlich. Was hatte er da gerade aus dem Augenwinkel gesehen? Nein, es konnte nicht sein. Unmöglich, ganz ausgeschlossen!

    Fox ging ein paar Schritte zurück, um sich zu vergewissern. Vorsichtig drückte er sich an die Wand und blickte durch den größeren Spalt in einer Tür. Tatsächlich, er hatte sich nicht getäuscht. In dem Raum, der durch ein Schild an der Tür als Hausmeisterraum gekennzeichnet war, erkannte er Anna Stan, wie sie einen Mann küsste. Und dieser Mann war nicht ihr Ehemann.

    Fox verspürte den Drang, die Tür weit aufzureißen und die Frau seines guten Freundes zur Rede zu stellen. Aber er nahm sich zurück und versuchte, sich das Gesicht des Mannes einzuprägen. Der insgesamt kleine Kopf, wie auch die kleine Gestalt und die schmalen, tief liegenden Augen verliehen dem Mann ein asiatisch angehauchtes Aussehen. Das übrige Gesicht und der kräftige Oberkörper deuteten allerdings doch eher auf russische Herkunft hin. Vor allem die typisch slawische Nase verbuchte Fox als klares Indiz dafür. Als der Mann sich nach dem Kuss kurz abwandte und  lächelnd in Richtung Tür blickte, speicherte Fox noch die hohe Stirn und die dünnen blonden Haare, sowie die durch das Lächeln hervortretenden starken Wangenknochen und das kurze Kinn. So hatte er die wichtigsten Fakten, um den Kerl beschreiben zu können, falls er seinem Freund von diesem Kuss berichten sollte. Sein photographisches Gedächtnis würde ihn nicht im Stich lassen. Die Frage aber war, ob er Alexander Kessel überhaupt von diesem Kuss erzählen sollte. Wäre dieser Ort für einen Kuss nicht so absurd, hätte man ihn vermutlich unter Glückwünschen für die Braut verbucht, wenngleich auch die Leidenschaft der beiden, die Fox zu sehen glaubte, ein wenig verwunderte. Er entschied sich, zumindest erst einmal, abzuwarten und das Gesehene für sich zu behalten.

    Nachdem er die Toilette besucht und sich frisch gemacht hatte, betrachtete er sein Gesicht im Spiegel. Abgesehen von seinem Kummer rund um Lavinia kam diese Party eigentlich genau richtig. Die letzten Monate waren die reinste Hölle für ihn gewesen. Langweilige Recherchearbeit noch und nöcher. Anstatt ihr bei seiner Einstellung gegebenes Versprechen zu halten, er würde keine langweiligen Arbeiten verrichten müssen, hatte Opal Alpha ihn auf die Fährte von William St. John-Smith gesetzt und diese Verfolgung durfte er in keinster Weise körperlich aufnehmen. Obwohl Colin Fox offiziell zur Abteilung Omega gehörte, jener Abteilung, die für Operationen aller Art im Service zuständig war, musste er auf ihren Befehl hin die Aufgaben eines Beamten in der Informationsbeschaffungsabteilung übernehmen. Und das hieß Langeweile am laufenden Band. Etliche Wochen und Monate vor Bildschirmen und Akten hatten auch in seinem sonst so vor Energie sprühenden Gesicht Spuren hinterlassen. Zahlreiche dubiose Hinweise auf den Aufenthaltsort des neuseeländischen Multi-Milliardärs, der vor gut einem Jahr die gesamte Energieversorgung der Welt als ein zu monopolisierendes Geschäft angesehen hatte und vor unlauteren Mitteln nicht zurückgeschreckt war, um sich dieses Monopol zu sichern, waren beim ESS eingegangen. Alle mussten bearbeitet werden, jedem noch so kleinen Ansatz wurde nachgegangen und Fox verfluchte zeitweise sogar, dass er unter tatkräftiger Mithilfe der jungen Australierin Amy Wells den Plan des Ozeaniers zerschlagen und diese virtuelle Hetzjagd so erst ermöglicht hatte. Dieser Dienst nach Vorschrift fand wenigstens jetzt eine Unterbrechung, da er sich für diese Feier in St. Petersburg eine Woche Urlaub genommen hatte. Noch einmal fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, dann machte er Anstalten zu gehen, als plötzlich der Mann durch die Tür trat, den Fox vor wenigen Minuten noch in den Armen von Anna Stan gesehen hatte. Als er Fox bemerkte, verzog sich sein Gesicht zu einem gezwungenen Lächeln. Stumm ging er an ihm vorbei zu den Kabinen und drückte die Klinke hinunter. Die Tür ließ sich nicht öffnen, was offensichtlich an dem Münzschloss lag, das die Toiletten hier noch besaßen.

    -„Wohl dem, der Kleingeld hat", bemerkte der Mann.

    Fox lachte kurz und reichte ihm ein Fünfzig-Kopeken-Stück.

    -„Oh, vielen Dank. Kann ich mich dafür vielleicht gleich an der Bar mit einem Wodka revanchieren? Er reichte Fox die Hand. „Mein Name ist übrigens Andrej Koroljow. Ich bin ein Bekannter der Braut.

    Aha, ein Russe also. Wie er vermutet hatte. Fox schüttelte die angebotene Hand und sagte:

    -„Sie müssen sich doch nicht revanchieren. Aber wenn Sie darauf bestehen, werde ich Sie nicht daran hindern, mir einen auszugeben." Er grinste.

    -„In Ordnung, erwiderte Koroljow. „Wie stehen Sie denn überhaupt zum Brautpaar?

    -„Ich bin ein guter Freund des Bräutigams. Noch aus alten Schulzeiten."

    -„Also dann bis gleich, Mister…"

    -„Fox, Colin Fox. Sie werden mich an der Bar finden."

    Fox verließ den Toilettenraum, während Koroljow ein Salutieren andeutete und ihm ein „Alles klar" nachrief. Aus der Damentoilette lief ihm draußen Anna Stan in die Arme.

    -„Oh, entschuldige Anna."

    -„Aber das macht doch nichts, Colin", lächelte sie. Fox überlegte, ob er sie auf den Kuss ansprechen sollte und auch Anna Stan schien etwas sagen zu wollen, als sein iPhone klingelte. Er entschuldigte sich und nahm das Gespräch entgegen. Noch bevor er etwas sagen konnte, meldete sich am anderen Ende der Leitung Opal Alpha mit erregter Stimme.

    -„Keine Zeit für große Erklärungen, Fox. Sie müssen umgehend nach Konstanz kommen. Ich schicke Ihnen einen Wagen nach Kloten, der Sie abholen wird. Bis später."

    Die Nacht war noch nicht vorbei, als Colin Fox die wenigen Stufen in den Innenhof des ESS-Headquarters nahm und den gläsernen Aufzug betrat. Durch die Glasdecke des offiziell als Competence-Center Konstanz erbauten Komplexes schien das helle Mondlicht. Fox warf einen Blick auf den Seerhein, in dessen Wasser sich das Mondlicht spiegelte. Zur Wasserseite hin schien diese Stadt nachts wie ausgestorben. Vor dem Haupteingang auf der Reichenaustraße allerdings staute sich schon der morgendliche Verkehr, der in den nächsten rund achtzig Minuten die Straßen der Stadt vollkommen verstopfen würde. Leise drang der Verkehrslärm an sein Ohr, als die Fahrstuhlansage mit weiblicher Stimme die Ankunft im dritten Stock ankündigte. Der Fahrstuhl stoppte und Fox trat auf den Gang hinaus, der quer über den Innenhof des Gebäudes führte. Einen Moment blieb er stehen und sog den Duft des Neuen ein. Das neue Hauptquartier des European Secret Service war erst vor wenigen Monaten fertiggestellt worden und hatte noch den Glanz der ersten Tage an sich. Durch die erfolgreiche Arbeit bei ihrem ersten richtigen Fall hatte sich der Ausschuss der Vereinten Nationen dazu überreden lassen, den Umzug des ESS aus dem alten Gebäude der Handwerkskammer am anderen Rheinufer in dieses neue ultramoderne Zentrum zu genehmigen und den Mitarbeiterstab um eine erhebliche Anzahl zu vergrößern. Opal Alpha hatte für die Neuaufstellung des Stabes freie Hand bekommen und ein vierköpfiges Führungsteam unter ihrer Leitung zusammengestellt. So bestand der Service nun aus vier Abteilungen, die sich um die operativen Einsätze, die Ausrüstung und das Training, die Informationsbeschaffung und auch um die Verwaltung kümmerten. Auch wenn ihm diese Änderungen alle relativ egal waren, so erfreute er sich doch des Öfteren an der Verwaltungsabteilung, die überwiegend aus jungen Frauen bestand, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit damit zubrachten, im Aufenthaltsraum zu tratschen und ab und an mit ihm zu flirten. Das Beste aber war, dass Lisa Maytree nun seine Privatsekretärin war. Als klar wurde, dass er eine gewisse Zeit am Schreibtisch anstatt in der weiten Welt zubringen würde, hatte Opal Alpha ihm den Gefallen getan, eine Unterstützung an seine Seite zu stellen. Während er nun auf die breite Glasschiebetür zuging, die sich bei einer kurzen Berührung eines Fingerabdruckscanners automatisch öffnete, kam Lisa Maytree bereits auf ihn zu. Sie trug die Haare offen und lächelte ihr schönstes Lächeln.

    -„Einen wunderschönen guten Morgen und herzlich willkommen zurück, begrüßte sie ihn. „Sie wartet bereits im Konferenzraum auf Dich. Wie war der Flug?

    -„Zu verschmerzen. Was hat sie denn auf dem Herzen?"

    ‚Sie‘ war zwischen Fox und Miss Maytree das geflügelte Wort für Opal Alpha. Seit geraumer Zeit sprachen sie nur noch so von ihrer Chefin.

    -„Hast Du etwa noch nichts von dem Anschlag in Berlin gehört?" Sie schien verwundert, während sie nebeneinander in Richtung Multimediatrakt gingen.

    -„Doch, aber nur so nebenbei im Flugzeug, eine französische Familie unterhielt sich drüber. Al Kaida hat sich also dazu bekannt?"

    -„Ja, das stimmt soweit. Aber wenn ich richtig informiert bin, sieht sie Verbindungen nach Libyen. Du wirst es sicher gleich erfahren."

    -„Was meint Gomez?"

    -„Opal Omega hat sich mir gegenüber noch nicht dahingehend geäußert, ob er Dich einsetzen will. Wart’ s doch einfach ab."

    Fox brummelte irgendetwas Unverständliches und nahm sein iPhone hervor, um es gleich darauf wieder wegzustecken. Kurz bevor sie den Konferenzraum betraten, hielt Lisa Maytree ihn zurück. Noch ehe er sich versah, hatte sie ihn in ihre Arme geschlossen und ihn fest an sich gedrückt.

    -„Es ist wirklich schön, dass Du wieder da bist", flüsterte sie. Dann ließ sie ihn los und ging vor ihm her in den sinnlos verdunkelten Konferenzraum.

    -„Da sind Sie ja endlich, Fox. Rebecca Lavoir zwang sich zu einem Lächeln, als die beiden eintraten. Zumindest meinte Fox diesen Zwang in ihrem Lächeln zu sehen. An dem ovalen Tisch saßen neben der ESS-Chefin noch zwei weitere Mitglieder des Führungsstabes: Opal Omega und Opal Gamma. Beide nickten Fox freundlich zu. „Da Sie den Weg hierher ja nun doch gefunden haben, können wir anfangen, denke ich. Setzen Sie sich doch. Es könnte ein paar Minuten in Anspruch nehmen, Ihnen die Sachlage zu erläutern.

    Innerhalb der nächsten knapp fünfzehn Minuten erläuterte Opal Alpha mithilfe einiger Animationen die Geschehnisse in Berlin und die ersten Hinweise auf Verantwortliche. Dabei bemerkte Fox wieder einmal, wie gefasst er grausame Bilder und Nachrichten mittlerweile aufnahm. In den letzten fünfzehn Monaten hatte sich sein Empfinden in dieser Hinsicht ganz schön verändert. Immer wieder ertappte er sich, wie er für Bilder von verstümmelten Leichen oder in Blutpfützen liegenden Menschen nur wenige Empfindungen übrig hatte und nicht einmal mit der Wimper zuckte. Früher hätte sein Idealismus ihn daran erinnert, dass es etwas Schreckliches war, was da über die Bildschirme lief, und er hätte ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürt. Aber seit er diesen Job beim ESS angetreten hatte und spätestens seit seinem ersten richtigen Einsatz, war dieses Gefühl praktisch verflogen. Diese Dinge gehörten jetzt zu seinem Leben.

    Nicht zuletzt der Besuch des Fach-Psychologen, den Opal Alpha ihm nach seinen Gewissensbissen, die durch die Tötung eines feindlichen Killers entstanden waren, verordnet hatte, trug zu dieser Entwicklung bei. Der Psychologe hatte eine moralische Schizophrenie bei ihm diagnostiziert und ihm einen dreimonatigen Kurs verschrieben, in dem Fox lernte, sein Gewissen in bestimmten Situationen gezielt auszuschalten. Diese Kurse wurden von der Europäischen Union finanziert, sodass er nie daran dachte, das Ziel dieses Kurses sei, aus ihm einen gefühllosen Killer zu machen. Und auch jetzt kam dieser Gedanke ihm nicht in den Sinn,

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