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Fahrschein zum Tod: Ticket to Death
Fahrschein zum Tod: Ticket to Death
Fahrschein zum Tod: Ticket to Death
eBook280 Seiten3 Stunden

Fahrschein zum Tod: Ticket to Death

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Über dieses E-Book

Colin Fox ist der attraktivste, talentierteste und auch erfolgreichste Student seines Jahrgangs. Sein gesamtes Leben verläuft absolut nach Plan, bis eines Tages, wenige Wochen vor seinem zweiundzwanzigsten Geburtstag, zwei Männer in einem Hörsaal der University of Oxford stehen und mit ihm sprechen wollen. Nachdem er sich darauf einlässt, findet er sich wenig später in den Büroräumen eines im Auftrag der Vereinten Nationen neu gegründeten Geheimdiensts wieder. Als er das Angebot, eine Probezeit beim ESS zu durchlaufen, annimmt, ahnt er noch nicht, dass er in den folgenden Wochen einem Verbrecher-Trio hinterherjagen muss, das die gesamte Energieversorgung der Welt kontrollieren will und bei seinem Plan nicht einmal vor dem Mord an etlichen Menschen zurückschreckt…
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum3. Aug. 2016
ISBN9783741835599
Fahrschein zum Tod: Ticket to Death

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    Buchvorschau

    Fahrschein zum Tod - Callum M. Conan

    Fahrschein zum Tod

    Ein Agententhriller aus der

    Im Geheimauftrag von Callum Conan-Reihe

    Englischer Titel: Ticket to Death

    ePubli-Verlag

    Alle Charaktere sind frei erfunden und beziehen sich auf keine lebenden Personen. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und in keinster Weise beabsichtigt.

    Impressum:

    2. Auflage

    Copyright © 2015 Callum M. Conan

    Umschlaggestaltung by ML

    Lektorat: Susanne Schmidt-Lepski

    Lektorat: Ilona Schmidt

    Überarbeitung durch Bernd und Mathis Lepski

    Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    ISBN: 978-3-7375-2771-2

    Arnsberg, 9.11.2010

    Mit Überarbeitungen zum 2.1.2012 und zum 22.01.2015

    Für meine leider viel zu früh verstorbene Oma Margret!

    Prolog

    Selbst in den Ausbildungscamps des MI6 war sie bei ihren zahlreichen Trainingsstunden bisher niemals so schnell gelaufen. Und nun ging es bereits um Alles oder Nichts: Bridget Henderson rannte um ihr Leben.

    Sie rannte über den kleinen Parkplatz des Eilean Donan Castle und über die schmale Brücke auf den unebenen Trampelpfad, der in das angrenzende Wäldchen führte, um die Verfolger endlich abzuschütteln. Doch der Landrover-Jeep ließ sich auch von dem engen Parcours zwischen den Bäumen hindurch nicht aufhalten. Während Bridget über die schmalen Pfade hechtete, schossen ihr Bilder des gerade Erlebten durch den Kopf.

    Sie war mit einigen ihrer Kollegen im Eilean Donan Castle gewesen, wo der MI6 seit einiger Zeit eine schottische Kontaktstelle eingerichtet hatte. Nachdem die Sonderkommission, zu der Bridget gehörte, in den letzten 72 Stunden den Plan eines größenwahnsinnigen neuseeländischen Unternehmers größtenteils aufgedeckt hatte, wollten sie nun MI6-Chef John Sawers in London über ihre Ergebnisse informieren. Bridget war gerade auf dem Weg von der Wohnküche, wo sie und ihre Kollegen gemütlich beisammen gesessen hatten, in ihr Arbeitszimmer um die MI6-Zentrale zu verständigen, als ein lautes Klirren sie aufhorchen ließ. Verzweifelte Schreie drangen durch die Gänge. Schüsse, vermutlich von einem Maschinengewehr, übertönten die angsterfüllten Stimmen. Dann war eine plötzliche und beunruhigende Stille eingetreten. Ihr war sofort klar gewesen, dass dies eine Gefahrensituation der Stufe drei darstellte. Während ihrer kurzen Abwesenheit waren vermutlich alle ihre Kollegen von irgendwelchen Eindringlingen erschossen oder zumindest überwältigt worden. Ihr Gewissen hätte ihr vermutlich geraten nachzusehen und ihren Kollegen, von denen einige überdies auch noch gute Freunde waren, zu helfen. Aber an der Stelle, wo andere Menschen ein Gewissen haben, hatte sich durch ihre Ausbildung beim Britischen Geheimdienst etwas entwickelt, das ihr in dieser Situation befahl, ihre Pflicht zu tun und alles andere zu vergessen.

    Schnell und mit den eleganten Bewegungen einer Katze schlich sie in ihr Büro und wählte die Nummer des MI6-Headquarters. Das heißt, zumindest die Londoner Vorwahl. Weiter kam sie nicht, denn eine maskierte Gestalt war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und kam bereits mit bedrohlich schnellen Schritten auf sie zu. Entsetzt sah Bridget sich um. Wie konnte sie sich retten? Ihr Blick wanderte abschätzend durch das Büro. Da sah sie das offene Fenster hinter dem Eindringling. Riskant, aber einen Versuch war es allemal wert. Bridget nahm all ihren Mut zusammen, rannte blitzschnell auf ihn zu, nutzte das Überraschungsmoment und schwang sich geschmeidig aus dem Fenster.

    Nun rannte sie also, gefolgt von dem Jeep, durch das kleine Wäldchen am Loch Ashmore. Die Situation wurde immer auswegloser. Der Wagen kam trotz der riesigen Schlaglöcher immer näher – Bridget sah jetzt flüchtig die maskierten Gestalten darin. Sie würde dieses Rennen nicht mehr lange durchhalten, so viel stand fest. Sie musste einen Ausweg finden, um jeden Preis… Plötzlich kam ihr die Idee: In ihrer linken Hosentasche ergriff sie das Handy, in dem auch die Nummer der MI6-Zentrale gespeichert war. Bridget würde zwar nur die Zentrale des MI6 erreichen, aber Sawers könnte sofort einen Trupp Polizisten aus dem Nachbarort rüberschicken lassen. Sie musste nur etwas Zeit gewinnen um wählen zu können. Doch während sie noch über einen letzten Selbstrettungsversuch nachdachte, wurden all ihre Hoffnungen zunichte gemacht: Sie stolperte über eine große Wurzel und fiel auf den feuchten Waldboden.

    Jetzt ist es aus.

    Der Jeep hielt neben ihr. Die Gestalten stiegen aus dem Wagen, ihre Gewehre im Anschlag. Bridget wusste nicht, was sie tun sollte. Sie schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Aufspringen und Wegrennen würde nichts nützen, nach zwei Metern wäre sie bereits von einem Kugelhagel durchlöchert. Aber es musste doch eine letzte Möglichkeit geben, dem Tod zu entkommen. Dies durfte nicht das Ende sein…

    Die beiden Gestalten richteten die Gewehrläufe auf sie und entsicherten ihre Waffen. Eine unendlich lange Sekunde verstrich, danach hörte Bridget zweimal kurz hintereinander ein lautes Knallen.

    Der erwartete Schmerz blieb aus. War sie schon tot? Ihr Gefühl verneinte. Sie öffnete die Augen einen Spalt breit und sah sich um. Die beiden Gestalten fielen rückwärts zu Boden, sie waren blutüberströmt.

    Ohne über den Grund ihrer Rettung nachzudenken, nahm Bridget entschlossen das Handy und öffnete die Kontaktliste während sie aufstand. Hinter einem Baum vernahm sie ein Geräusch. Hastig blickte sie sich um. War es denn immer noch nicht vorbei? Da kam ein Mann auf sie zu; er musste ihr Retter sein. Langsam trat er ins Mondlicht und nun erkannte Bridget ihn:

    -„Du?", fragte sie überrascht.

    Weiter kam sie nicht, denn da hatte bereits die Kugel einer Heckler und Koch USP ihre linke Herzkammer durchbohrt. Bridget fiel neben den beiden Gestalten auf den schlammigen Waldboden. Ihr Kopf allerdings berührte genau die Wahlbestätigungstaste ihres Handys. Sie war in der Kontaktliste nicht bis M wie MI6 gekommen, nur bis E wie ESS…

    Währenddessen in der ESS-Zentrale in Deutschland:

    Das Telefon klingelte. Es klingelte ein zweites Mal. Und ein drittes Mal. Keiner nahm ab. Dass Miss Maytree sich ausgerechnet heute ihren freien Tag genommen hatte, passte Rebecca Lavoir gar nicht. Es half allerdings nicht, sich darüber aufzuregen, denn ihre zuverlässige Sekretärin würde heute nicht mehr erscheinen. Also nahm die Chefin des European Secret Service missmutig den Hörer ab.

    -„Rebecca Lavoir am Apparat, was kann ich für Sie tun?"

    Am anderen Ende der Leitung meldete sich niemand.

    -„Hallo? Wer ist denn da?"

    Dass man sich jetzt auch noch einen Scherz mit ihr erlaubte, war für Rebecca Lavoir die Höhe. Als sie gerade wutentbrannt auflegen wollte, hörte sie ein Geräusch am anderen Ende der Leitung. Es war ein kratzendes Knistern; eben genau so ein Geräusch, das man vernimmt, wenn man einen alten Weihnachtsbaum durch den Garten zum Komposthaufen schleift. Dann erklang plötzlich ein lautes Scheppern, auf das ein dumpfer Knall folgte. Dann wieder ein Knall, diesmal allerdings weniger dumpf, eher wie das Zuschlagen einer Tür. Das letzte Geräusch das Rebecca Lavoir vernahm, war ein Motorengeräusch. Danach herrschte unendliche Stille.

    Für einen Scherzanruf klangen die Geräusche selbst und vor allem ihre Abfolge zu realistisch. Außerdem hatte sie in ihrem Ärger ganz vergessen gehabt, dass die Nummer der ESS-Zentrale in keinem Telefonbuch zu finden war. Nachdenklich lehnte sie sich in ihrem Bürosessel zurück und überlegte.

    Rebecca Lavoir konnte es drehen und wenden, aber ihr fiel einfach nichts zu diesen mysteriösen Geräuschen ein. Allerdings wurde sie das dumme Gefühl nicht los, dass es sich bei diesem „Telefonat" um etwas Entscheidendes gehandelt haben musste.

    Also beauftragte sie das Rumpfteam der Abteilung Gamma, das „Gespräch" einmal zu untersuchen. Vielleicht wurden sie ja schlau daraus. Die Abteilung bestand derzeit immerhin noch aus rund dreißig Mitarbeitern. Allerdings fehlte ihnen ihr genialer Cheftechniker Opal Gamma. Und so war die Produktivität dieser Abteilung doch stark eingeschränkt. Rebecca Lavoir würde ihrem Kollegen vom Ausrüstungsstab aber bestimmt nicht unter die Nase reiben, wie wichtig er für ihre Organisation war, sonst würde er ihr monatelang damit in den Ohren liegen und das wollte sie um jeden Preis vermeiden. Vorerst ging es nur darum, dass seine Mitarbeiter auch ohne ihn etwas Produktives zustande brachten. Und die Methode dazu war ihr so ziemlich egal.

    1

    Colin Fox

    Oxford ist eine allseits bekannte englische Industriestadt an der Themse, etwa neunzig Kilometer von London entfernt, deren Gründungsdatum weit ins achte Jahrhundert nach Christus zurückgeht. Seit dem Jahr 1542 trägt sie den Titel City of Oxford und beherbergt mittlerweile rund hundertfünfzigtausend Einwohner. Das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist die University of Oxford, die in den Top Ten der führenden Universitäten der Welt vertreten ist und bereits seit 1167 besteht. Neben einigen kleineren privaten Teams sind die Ruderer der Universitätsauswahl die wohl schärfsten Konkurrenten des Cambridge-Teams. Trotz dieser offensichtlichen und seit einigen Jahrhunderten bestehenden Rivalität zwischen den beiden Hochschulen, gibt es immer mal wieder Studenten, die an beiden akademischen Institutionen studieren.

    Colin Fox war einer von ihnen. Als Sohn eines deutschen Akademiker-Ehepaares hatte er schon früh sein Talent im Umgang mit so gut wie allem und jedem unter Beweis gestellt. Trotz seiner offensichtlichen Hochbegabung hatte er nie ein Problem damit gehabt in den angesagtesten Cliquen mitzumischen und beendete aufgrund der Solidarität zu seinen Freunden, wie er es nannte, erst mit siebzehn die Schule, wobei keiner seiner Lehrer je daran gezweifelt hätte, dass er sein Abitur problemlos bereits einige Jahre früher mit der Bestnote hätte abschließen können.

    Mit siebzehn Jahren meldete er sich also an der Cambridge University an und schaffte bereits zwei Jahre später einen Postgradual-Abschluss in den Fächern Sprachen und Medienkulturwissenschaften. Sein darauffolgender Wechsel an die University of Oxford wurde anfänglich von einigen Schwierigkeiten im Bezug auf die Sympathie der Kommilitonen überschattet, doch nachdem er zweimal als Sieger aus spontan angezettelten Duellen hervorgegangen und ein wichtiges Mitglied des Ruderteams geworden war, galt er schnell als mehr oder weniger unantastbar.

    Man konnte also meinen, nachdem Colin Fox auch in Oxford bereits nach dreieinhalb Jahren einen Postgradualabschluss in den Fächern Politik und Wirtschaft gemacht hatte (Naturwissenschaften hatten ihn nie besonders interessiert, wobei auch in diesen Bereichen sein Talent mindestens zu einem gehobenen Abschluss ausgereicht hätte), wäre sein Leben ein reines Freudenspiel. Und es stimmte auch in gewisser Weise: Dem Traum von einer Karriere in der Filmwirtschaft schien so gut wie nichts im Wege zu stehen. Doch den Enkel eines schottischen Großvaters (daher das Fox) bedrückte etwas.

    Wie bereits erwähnt, war Colin Fox durchaus nicht nur auf das Ausleben seiner Fähigkeiten im akademischen Bereich fixiert. Seit jeher war er auch ein angesehenes Mitglied in den Amüsier-Bereichen des Lebens; soll heißen: Auch auf Partys war er ein gern und vor allem häufig gesehener Gast. Nicht nur sein gutes Aussehen hatte ihm außerdem bei Mädchen und Frauen einen guten Ruf eingebracht; es war vielmehr sein Charisma, sein Talent im Umgang mit Menschen. Sein galantes, vornehmes und kultiviertes Auftreten machten ihn zu einem idealen Frauenverführer.

    Das Problem allerdings war recht einfach zu beschreiben, es hatte sogar einen Namen: Lavinia Lichtsteiner. Schon seit er sie das erste Mal auf dem Schulhof seines Heimatgymnasiums gesehen hatte, wusste er, dass er mit genau diesem Mädchen würde zusammenleben wollen. Kein anderes Mädchen, das er bisher kennengelernt hatte, hielt einem Vergleich mit ihr stand und er war sich sicher, auch in Zukunft würde keine Andere je eine Chance bei ihm haben. Das Problem war, dass ihm bei diesem Mädchen sein durch und durch attraktives Äußeres wie Inneres nichts half. Nicht seine maronenbraunen kurzen Haare, nicht sein freundliches Gesicht, das genau an den richtigen Stellen kantig war, nicht seine grau-blauen Augen, nicht seine Größe von einem Meter dreiundachtzig und nicht sein makelloses Auftreten; kurz gesagt: rein gar nichts.

    Nun könnte einem schnell der Gedanke kommen, dass das Leben des mittlerweile Einundzwanzigjährigen, der an einem Samstagmorgen nach den Geschehnissen in Schottland in einem Hörsaal der Oxforder Universität saß und einer Lesung beiwohnte, die in Zusammenhang mit einem Ferienprojekt, für das er sich vor den Semesterferien angemeldet hatte, stattfand, in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren relativ problemlos und unspektakulär ablaufen würde. Dem war allerdings nicht so. Mit dieser Vermutung läge man sehr schief. Und eine romantische Lovestory sollte sein Leben auch nicht werden.

    Colin nahm sein iPhone aus der Jacketttasche. Die Zeitanzeige teilte ihm mit, dass sein erstes Date mit Lavinia seit längerem noch eine ganze Zeit auf sich warten lassen musste. Er hoffte inständig, dass seine Nachricht, in der er ihr mitgeteilt hatte, wann sein Flieger in Düsseldorf ankommen würde und was er mit ihr heute Abend vorhatte, sie bereits erreicht hatte. Er erkannte an diesem wunderschönen Augustsamstag die Chance seines Lebens. Endlich würde er die Insel wieder einmal hinter sich lassen. Der Duft von Freiheit lag in der Luft. Auf dem Kontinent war es doch deutlich angenehmer als bei den spießigen Briten mit ihrem Royalistenquatsch. Er wusste, dass sein Großvater diese Gedanken lieber nicht hören sollte. Dieser hatte es nie verwunden, dass seine deutsche Frau ihn als stolzen Schotten dazu verpflichtet hatte, in ihre Heimatstadt Dortmund zu ziehen. Aber Colin hatte das Leben auf der Insel so langsam satt. Da bot sich der Trip in seine westfälische Heimat geradezu an.

    Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, als er an den wundervollen Abend dachte, der vor ihm lag. Er hörte gerade noch, wie der Professor ihn mit der Frage: -„Was meinen Sie denn dazu, Fox?" aus seinen Gedanken riss, als zwei Männer durch die Schwenktüren des Hörsaals traten. Beide trugen schwarze Kleidung, die aus Cordhose, langem Mantel und einem Hut mit breiter Krempe bestand. Unvermittelt gingen sie auf den Professor zu. Die drei Männer wechselten ein paar Worte miteinander und nach kurzem Zögern winkte der Professor Colin zu sich.

    -„Sie sollen kurz etwas mit diesen beiden Herren klären. Es geht um ein nicht uninteressantes Angebot. Tun Sie das aber bitte vor der Tür. Ich werde meinen Vortrag derweil fortsetzen."

    Colin Fox folgte den beiden Männern nach draußen.

    -„Also, meine Herren, um was für ein Angebot handelt es sich denn genau? Er versuchte seine aufkeimende Neugierde zu verbergen. Wenn der Professor von einem „nicht uninteressanten Angebot sprach, dann musste es zweifelsohne lukrativ sein. Der eine der beiden Männer schlug vor, ein paar Schritte zu gehen. Colin stimmte zu und ging voraus in Richtung Ausgang. Es dauerte nicht lange und sie waren im Universitätspark angekommen. Während Colin zwischen den Männern über die breiten Wege des Parks schlenderte, begannen die beiden mit ihrem Vortrag. Nach den üblichen einleitenden Floskeln, die zumindest einen der beiden Männer als Amerikaner auswiesen, kamen sie zur Sache:

    -„Die Harvard-Universität bietet Ihnen die Möglichkeit ihre Abschlüsse ideal einzusetzen. Sie können sich mit einem Forschungsprojekt Ihrer Wahl auf eine Professur vorbereiten und dann eine entsprechend dotierte Stelle übernehmen. Geld spielt dabei keine Rolle. Die Universitätsleitung wird alle anfallenden Kosten tragen."

    Colin war skeptisch. Mal abgesehen davon, dass er nicht vorhatte ein solches Angebot anzunehmen, zumal für ihn spätestens nach diesem Ferienprojekt die Zeit der Universitätsbesuche zu Ende sein sollte, sprach die Darstellung dieses Angebots nicht gerade für die Überzeugungskraft der beiden Abgesandten. Während er sich bereits eine höfliche Absage zurechtlegte und der Amerikaner die Vorzüge der Harvard-University anpries, nahm der andere Mann plötzlich ein kleines Gerät aus der Tasche, das Colin nur aus dem Augenwinkel wahrnahm. Er bemerkte gerade noch, wie ihm das Gerät gegen den Hals gedrückt wurde und wollte etwas unternehmen, aber da war er bereits bewusstlos.

    Ein leichtes Schaukeln ließ ihn eine ganze Zeit später wieder zu sich kommen. Anfangs interpretierte er die Bewegung als Nachwirkung des elektrischen Schocks. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Vorerst orientieren! Wo war er? Ein kurzer Blick nach rechts und links gab ihm die Antwort: Colin befand sich in einem Kleinbus, dessen Fahrersitz von den restlichen Passagieren durch eine Scheibe getrennt war. Außer ihm befand sich niemand in dem Fahrzeug. Colin blickte aus dem Fenster. Der Kleinbus war eingekeilt zwischen Dutzenden von anderen Vehikeln. Rechts eine Reihe und links zwei Reihen mit Autos, Bussen und Lastkraftwagen. An die äußeren Reihen angrenzend konnte Colin eine riesige Glasfläche erkennen, die den Blick auf das Wasser freigab. Erst jetzt realisierte Colin, wo er sich wirklich befand: auf einer Fähre mitten auf dem Meer. Auf dem Meer? Dafür war das Ufer auf beiden Seiten eigentlich zu gut zu erkennen. Aber eine andere Erklärung hatte er vorerst nicht. Wie war er überhaupt hierhergekommen und warum? Er erinnerte sich vage an eine Unterhaltung mit zwei Männern in schwarzer Kleidung. Was dann geschehen war, wollte ihm nicht einfallen.

    Unterdessen war der Fahrer des Kleinbusses an seinen Platz zurückgekehrt. Colin klopfte an die Scheibe, doch der Mann zeigte keinerlei Reaktion. Bei einem Blick aus der Frontscheibe erkannte Colin den Fährhafen, der nun lediglich noch wenige Meter vor ihnen lag. Langsam fuhr das Schiff an den Anleger. Neben ihnen startete gerade eine weitere Fähre, allerdings deutlich älteren Datums. Keine riesige Fensterfläche. Keine Designerlampen an der Unterkante des oberen Decks. In schlichtem Weiß und Hellblau gehalten, außerdem mit etlichen Rostflecken versehen, wirkte sie reichlich heruntergekommen. Als die schwimmende Brücke direkt neben ihm war, konnte er den Namen der Fähre lesen: „Konstanz" stand in großen Lettern auf der Außenwand des Schiffes. Aber natürlich, dass er nicht sofort darauf gekommen war! Das Gewässer, das er gerade überquert hatte, war der Bodensee. Und der Fährhafen, in dem sie soeben anlegten, war der des Konstanzer Vorortes Staad. Ein Ruck ging durch das Schiff, als sie an den Anleger andockten und die Fahrrampe in die Verankerung einrastete. Der Fahrer des Kleinbusses startete den Motor und löste die Handbremse.

    Kurze Zeit später fuhren sie in einer langen Schlange von der Fähre auf das Konstanzer Festland. Dann ging es im Eiltempo in Richtung Stadtzentrum. Vorbei an den wartenden Fahrzeugen im Hafen, vorbei am Klinikum und über die alte Rheinbrücke in Richtung Laube. Noch einmal bogen sie rechts ab, um kurz darauf abermals rechts abzubiegen und dann fuhren sie geradewegs auf die Fahrradbrücke über den Rhein zu. Kurz davor, neben einem gelblichen Sandsteingebäude mit roter Backsteinverzierung hielten sie an. Der Fahrer stieg aus und öffnete die hintere Tür. Mit einer Handbewegung wies er Colin an, ihm zu folgen. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Sein Verstand riet ihm allerdings, den Anweisungen dieses Mannes zu gehorchen. Colin folgte dem Mann um das Haus herum, zum Haupteingang des Gebäudes. Zwischen zwei großen Handwerkerstatuen aus Stein gingen sie ein breites Treppenportal hinauf zu einer Tür, neben der ein Schild angebracht war, auf dem stand:

    Handels- und Handwerkskammer Konstanz

    Webersteig 3

    Geöffnet an Werktagen von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr

    Sie betraten das Gebäude und im Innern wurde Colin von einem Mann in Hausmeisterkleidung zu einer Treppe gebracht, die vermutlich in den Keller führte. Er stieg die wenigen Stufen hinab und fand sich in einem hell erleuchteten Gang wieder. Der Innenarchitekturstil passte so gar nicht zu der äußeren Fassade der Handels- und Handwerkskammer: helle Fliesen, nobel wirkende Lampen, edle

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