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Wenn Peter zu der Hure geht: Die Angst vor der Angst
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eBook187 Seiten3 Stunden

Wenn Peter zu der Hure geht: Die Angst vor der Angst

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Über dieses E-Book

Ausgerechnet den stadtbekannten, in die Jahre gekommenen Lebemann Peter, ereilt die Diagnose "Peniskarzinom."
Bis auf ein paar wenige Zipperlein, und hin und wieder Rückenschmerzen, meinte es das Leben bisher gut mit ihm. Peter war groß und attraktiv. Nicht wirklich gut aussehend, aber mit einem umwerfenden Charme ausgestattet. Sein Lächeln brachte Steine zum Schmelzen.
Schon in jungen Jahren wurde er zum erfolgreichen Unternehmer, der über ein stattliches Vermögen verfügen konnte. Er war zum richtigen Zeitpunkt am genau richtigen Ort. Obwohl er vorzeitig die Hauptschule abgebrochen hatte, fehlte es ihm zu keiner Zeit an Ideen und Innovationen um erfolgreiche Geschäfte auf den Weg zu bringen. Mit der nötigen Bauernschläue ausgestattet, marschierte er unaufhaltsam immer größerem Reichtum entgegen. Das Glück war ihm immer wohl gesonnen. Was er auch auf die Beine stellte, es gelang. Auch in den Spielcasinos des ganzen Landes war er als Besucher mit "einer guten Hand" gefürchtet. Frauen musste er nie umwerben, notfalls kaufte er sie. Mit einer Ausnahme: …Eine, die sein Weltbild ins Wanken brachte. Eine die ihm entglitt, ihn verließ. Die Beziehung zu seinen Kindern war eher von Dissonanz als von Harmonie geprägt. Nach außen hin wurden die Probleme totgeschwiegen, und mit Geld unter den Teppich geregelt. Wenn man immer das macht was man immer macht, bekommt man auch immer das was man immer bekommt. Einzig und alleine zu seinen beiden Freunden führte er eine wirkliche Beziehung. Und verehrt hat er in seinem Leben nur eine Frau. Seine Mutter.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Jan. 2015
ISBN9783737529358
Wenn Peter zu der Hure geht: Die Angst vor der Angst
Autor

Lele Frank

Die Autorin Lele Frank – sie selbst bezeichnet sich als Schreibwerkerin - wurde 1957 in Bad Kreuznach geboren, ist Bauingenieurin und hat über 35 Jahre in dieser Ellbogen-Branche gearbeitet. Ende 2012 gab sie Beruf und Firma aus persönlichen und gesundheitlichen (ausgebrannt) Gründen auf. Nach dem Ende einer dramatischen Beziehung entdeckte sie die Liebe und Leidenschaft Bücher zu schreiben. Mit ihrem ersten Buch „Tanz der Optimisten“, welches eigentlich nur einen therapeutischen Zweck erfüllen sollte, hat sie sich ins Leben zurückgeschrieben. Sie lebt an der Nordsee und bezeichnet ihre jetzige Tätigkeit als: „Das Leben genießen.“

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    Buchvorschau

    Wenn Peter zu der Hure geht - Lele Frank

    Das Buch

    Ausgerechnet den stadtbekannten, in die Jahre gekommenen Lebemann Peter, ereilt die Diagnose „Peniskarzinom."

    Bis auf ein paar wenige Zipperlein, und hin und wieder Rückenschmerzen, meinte es das Leben bisher gut mit ihm. Peter war groß und attraktiv. Nicht wirklich gut aussehend, aber mit einem umwerfenden Charme ausgestattet. Sein Lächeln brachte Steine zum Schmelzen.

    Schon in jungen Jahren wurde er zum erfolgreichen Unternehmer, der über ein stattliches Vermögen verfügen konnte. Er war zum richtigen Zeitpunkt am genau richtigen Ort. Obwohl er vorzeitig die Hauptschule abgebrochen hatte, fehlte es ihm zu keiner Zeit an Ideen und Innovationen um erfolgreiche Geschäfte auf den Weg zu bringen. Mit der nötigen Bauernschläue ausgestattet, marschierte er unaufhaltsam immer größerem Reichtum entgegen. Das Glück war ihm immer wohl gesonnen. Was er auch auf die Beine stellte, es gelang. Auch in den Spielcasinos des ganzen Landes war er als Besucher mit „einer guten Hand" gefürchtet. Frauen musste er nie umwerben, notfalls kaufte er sie. Mit einer Ausnahme: …Eine, die sein Weltbild ins Wanken brachte. Eine die ihm entglitt, ihn verließ. Die Beziehung zu seinen Kindern war eher von Dissonanz als von Harmonie geprägt. Nach außen hin wurden die Probleme totgeschwiegen, und mit Geld unter den Teppich geregelt. Wenn man immer das macht was man immer macht, bekommt man auch immer das was man immer bekommt. Einzig und alleine zu seinen beiden Freunden führte er eine wirkliche Beziehung. Und verehrt hat er in seinem Leben nur eine Frau. Seine Mutter.

    WENN PETER ZU DER HURE GEHT

    Die Angst vor der Angst.

    Lele Frank

    Impressum

    © 2015 Lele Frank

    Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    ISBN 978-3-7375-2746-0

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Oh, ein Gott ist der Mensch wenn er träumt, ein Bettler wenn er nachdenkt.

    Friedrich Hölderlin (1770-1843)

    Wenn alles Sinn verliert.

    Er sitzt in dem jadegrünen, alten Ohrensessel, den er vor zwei Jahren als seine Mutter verstorben war, aus purer Sentimentalität aus ihrer Wohnung in sein Haus mitgenommen hatte. Dies war schon der fünfte neue Bezug. So lange war dieses Möbelstück aus den vierziger Jahren schon im Hause der Schneiders. Ein Geschenk von Gretels zweitem Gatten zur Geburt ihres Sohnes Peter. Dort saß Gretel tagein, tag- aus nach getaner Arbeit und hörte Musik, oder schlief ein.

    Das einzig freudige Ereignis in ihrem Leben war die Erfindung des Radiogerätes. Nur so konnte sie die Welt bereisen und die täglichen Pflichten abends aus ihrem Kopf verbannen.

    1945, während der Kanzler über Rheuma klagte, und die Stadt Lübeck kampflos den britischen Besatzern nachgab, klagte Gretel über Wehen, ihr Muttermund öffnete sich, und gab ebenso kampflos den Weg für Peter frei. Eine hurtige Angelegenheit ohne viel Aufhebens, denn Gretel war eine robuste Natur. Das Neugeborene war knappe siebenundfünfzig Zentimeter lang, und nur dreieinhalb Kilo schwer. Mit einer stark geröteten Haut gab es den Anschein als handele es sich um ein abgezogenes Karnickel. Diese Umstände ließen darauf schließen, dass Peter einmal ein großer, schlanker Mann werden würde. Er hatte diese Erwartungen die man damals hatte, erfüllt, und jetzt saß er hier mit Einmeterfünfundneunzig stattlicher Körpergröße in eben diesem jadegrünen Ohrensessel und sah mit starrem Blick durch das bodentiefe, breite Fenster hinaus in seinen ver-schneiten, parkähnlichen Garten. Es dämmerte bereits, und der frisch gefallene Neuschnee verschluckte alle Geräusche. Es war viel Schnee in diesem Jahr gefallen. Man konnte die Konturen der sorgsam beschnittenen Buchsskulpturen nur noch erahnen. Kein Schlappschnee wie im letzten Jahr, der die Stimmung der Menschen ins bodenlose zog und sie über das schlechte Wetter klagen ließ. Es sah wunder schön aus.

    Die Stadt war so sauber, und stiller als sonst. Das Haus - ein großer, hässlicher Kasten aus den Sieb-zigern - mit annähernd dreihundertfünfzig Quadratmetern Wohnfläche, war innen mondän und luxuriös ausgestattet. Am Ende des großen Grundstücks war durch eine Buchshecke getrennt, ein unbefestigter Fußweg. Dahinter floss die Wakenitz die man aber vom Haus aus nur aus dem oberen Stockwerk sehen konnte. Eine gute und teure Wohngegend. Er hatte es gekauft als die Beziehung zu einer Frau - die ihm alles an Geduld abverlangt hatte - unwiederbringlich zu Ende war. Einer Frau, die ihm heute noch immer ab und an im Kopf herumspukte, und ihn seine jetzige Beziehung in Frage stellen ließ. Die Be-ziehung mit einer guten Frau. Treu, fleißig und unscheinbar, sich ihrer Rolle an der Seite eines erfolgreichen Geschäftsmannes bewusst, und nicht nach unliebsamer Emanzipation strebend. Fraglos alles hinnehmend und still drängte sie nicht auf Heirat. Denn dazu war er nicht bereit. Eine Wohngemeinschaft de Luxe. Mehr nicht.

    Im Haus brannte kein Licht. Er hatte es beim Betreten nicht eingeschaltet. Eigentlich wusste er nicht einmal genau wie er hierhergekommen war. Nachdem der Termin im Krankenhaus beendet war, fuhr er nicht wie gewohnt zurück in seine Firma, sondern wie von Ferne gesteuert - einem seltsam schützenden Automatismus unterworfen - durch die Stadt nach Hause.

    Alle Geräusche auf dem Weg dorthin waren dumpf und verzerrt, so als würde jemand versuchen mit einem großen Daumen die Erde an ihrer Umdrehung zu hindern. Die Aktentasche lag noch im Auto das nicht - wie gewohnt - in der Garage stand, sondern vor dem Haus auf der Straße abgestellt war. Seinen dunkelblauen Kaschmirmantel hatte er noch an. Ohne es zu registrieren hatte er die Haustüre geöffnet, durchquerte die großzügige Diele, vorbei an kostbaren Bildern, von denen er bis heute nicht wusste, wie die Maler hießen. Es war ja auch egal, dienten sie doch lediglich dazu zu repräsentieren. Und schön bunt waren sie auch. Die schweren Teppiche im Wohnzimmer verschluckten seine Schritte. Bei der Anrichte angelangt, nahm er die Flasche Ziegler No.1, die zwischen kostbaren Karaffen stand, gezielt heraus, und leerte die viertelvolle, elegante Flasche in einem Zug, ohne sich eines Glases zu bedienen. Dann nahm er in dem jadegrünen Ohrensessel, der vor dem großen, bodentiefen Fenster zum Garten stand, Platz. Seine Hände waren rechts und links von ihm auf den Armlehnen platziert. Der Blick in den Garten gerichtet, ging ins Leere. Die Wärme in seinem Inneren, erzeugt von diesem edlen Tropfen, spürte er nicht.

    Die Reise nach „rückwärts" begann.

    Wie sag´ ich´s meinem Kinde.

    Als Holger am Morgen mit fünfminütiger Verspätung die ultramoderne, schwarz-weiße Küche betrat, trug er eine Grabesmine zur Schau. Die Stirn in tiefe Falten gelegt, nahm er am Tresen Platz um seinen Kaffee zu trinken. Dem Käsebrot schenkte er keine Beachtung. Seine Frau Christel, die ebenso wenig kochen wie still sein konnte, feuerte auch sogleich ihre erste Frage – was denn los sei? – auf ihn ab. Auch wenn sie nicht unbedingt sensibel im Gemüt war, so bemerkte sie doch sofort, dass die Stimmung äußerst betrüblich war. -Sie solle ihn doch erst einmal einen Schluck Kaffee trinken lassen. Er käme schon noch ins Reden. Es sei nicht so einfach hier einen Anfang zu finden. Christel spürte die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, und hielt ihren Mund. Jedoch ließ sie ihren Blick keine Sekunde von ihm ab. Holger ergab sich diesem stillen Drängen, und begann ihr seine Besorgnis mitzuteilen. Erst noch zaghaft, dann aber sprudelte es aus ihm heraus. Peter - sein Tennisfreund seit vielen Jahren - darüber hinaus jedoch trennten sich ihre Wege, sei vor kurzem, auf Anraten seines Hausarztes Dr. Hille-brich, bei ihm in der Klinik gewesen. Es wurde ein Verdacht geäußert, dem auf den Grund gegangen werden müsse, und zwar schnellstens. Dieser Verdacht habe sich nun, nach Abschluss der Unter-suchungen leider bestätigt. Mehr noch. Es war höchste Eile geboten die Symptome in ihre Schranken zu weisen und sie zu bekämpfen. Das Ergebnis duldete keinerlei Aufschub, so auch die Meinung seiner Kollegen in der onkologischen Abteilung des Universitätsklinikums zu Lübeck. Nun hob Holger seinen Blick, und sah seiner Frau hilflos in die Augen. Sie stand mit dem Rücken an die gegen-überliegende Arbeitsplatte gelehnt, und schien die Tragweite seiner Auskunft nicht recht zu verstehen. Ihr Mund war zu einem Strich zusammengepresst, die Augen weit geöffnet. Nach einer längeren, bedrückenden Pause stellte sie die Frage wie sie Laien zu formulieren pflegten. „Hat er etwa Krebs?"

    Holger beantwortete diese simple Frage, deren Antwort einen lebensverändernden Inhalt für den Betroffenen mit sich führte, mit einem stillen Nicken.

    Nach einer Weile des Verstehens ließ er sie wissen dass er nicht wüsste was er tun solle. Peter käme heute Nachmittag zu ihm in die Klinik um das Ergebnis der Untersuchungen zu erfragen. Am liebsten würde er sich kurzerhand krank melden. Dies jedoch sei ausgeschlossen, weil er für die bevorstehenden Operationen eingeteilt sei, und seine Kollegen nicht im Stich lassen wolle. Worauf hin seine Frau Christel meinte, dass es zwar eine niederschmetternde Diagnose sei, aber doch wohl nicht hoffnungslos in Anbetracht der vielen Siege die man über den Krebs, sogar routinemäßig schon, erringe. Natürlich sei es wichtig in welchem Stadium sich die Krankheit bereits befände. Sie stockte und hielt inne als sie ihrem Mann in die Augen blickte. „Oh mein Gott. So schlimm schon?" Holger erzählte ihr – in Sachen Schweigepflicht konnte er sich auf seine Frau verlassen – dass er bei der zurückliegenden Untersuchung die der endgültigen Diagnose vorausgegangen war, einen völlig anderen Menschen vor sich hatte als er ihn bisher zu kennen glaubte. Der souveräne, eloquente Geschäftsmann sei vor seinen Augen zu einem ängstlichen Kind zusammengeschrumpft. Zuerst habe er die Untersuchungen gänzlich ver-weigert, dann aber wollte er das Ergebnis sofort nach dem er sich wieder angekleidet hatte. Ignoranz gab sich hier mit Panik ein Stelldichein.

    Und nun sah es so aus, als hätte der Lübecker Richard Luckner und Automatenkönig, wie er in der Stadt auch gerne genannt wurde, in der nächsten Zukunft nicht einmal mehr die Kraft für einen Spatz, geschweige denn für einen Kolibri. Holger überschlug kurz in Gedanken den Lebens-wandel seines Tennisfreundes, und dachte bei sich: „es gibt auch noch einen Reichtum jenseits des Geldes. Fluch und Segen lagen in dem neuen Medikament, welches nun schon seit Jahren mit dem klagvollen Namen „Viagra auf dem Markt war. Als er Peter damals - das erste Rezept welches er überhaupt ausgestellt hatte – den Zettel in die Hand drückte, meinte er scherzhaft zu ihm: „damit kannst du es nicht besser, aber länger." Von da an ließ er sich als Dealer missbrauchen.

    Peter hatte ein neues Geschenk für sich und seine Freunde entdeckt. Zur Entschuldigung dieser „männlichen Krücke muss man aber beifügen, dass es nicht die Ursache der jetzigen Diagnose war. Hier handelte es sich um eine genetische Disposition, oder um eine Strafe „von oben.

    Für einen Mediziner natürlich eine verwegene Er-klärung, aber in diesem Fall nicht von der Hand zu weisen. Sein Tennisfreund Peter war ein Avatar in der Welt der Frauen mit geringer Intelligenz. Kein Vorurteil, gewiss nicht. Tatsächlich waren alle seine Frauen – zumindest diese von denen er Kenntnis hatte – bis auf Eine, von bescheidener Begabung.

    Holger wurde von seiner Frau aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte nicht verstanden was sie gesagt hatte und fragte noch einmal nach. „Wenn man einen Berg besteigen will, glaube ja nicht, dass warten ihn kleiner macht", hatte sie gesagt. Seine Frau war lebensklug? Holger sah sie erstaunt an und nickte schweigsam. Er stand auf und ging.

    Freunde lasst uns ewig leben.

    Am anderen Ende der Stadt schälte sich am späten Vormittag Calle aus den warmen Kissen. Gähnend schielte er zur Uhr und kratzte sich dabei ausgiebig an einem Körperteil welches ausschließlich Männern vorbehalten ist. Heute hatte er keine Kaffeefahrt auf dem Tagesprogramm, und konnte sich Zeit lassen. Damit verdiente er das Geld welches er dazu be-nötigte seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die anderen Luxusgüter wie ein Motorrad, häufiges essen gehen, Clubbesuche und kostspielige Urlaube, wurden von seinem Freund Peter finanziert, der ohne ihn nur ein halber Mensch war. Diese Freundschaft war für Calle ein Glückstreffer. Peter brauchte auf seinen Streif-zügen einen Begleiter um den Tatbestand der Jagd nach leicht zu überzeugenden Frauen zu vertuschen. Calle war Peter treu und loyal ergeben. Ohne ihn hätte er vom „Dolce Vita in der Stadt nicht viel mitbekommen. Auch wenn er als „Heizdeckenverkäufer - wie ihn viele abfällig bezeichneten - ganz gut Geld verdiente, so blieben ihm nach Zahlung der Alimente und Unterhaltskosten für seine Exfrau, nicht genügend übrig um große Sprünge zu machen. Auf geistiger Ebene waren Calle und Peter als Gespann so ausgewogen wie eine im Gleichgewicht erstarrte Waage. Das machte es einfach, und gab ihm nicht gänzlich das Gefühl ein Loser zu sein. Außer einem langjährigen Geschäftsfreund von Peter brauchte er keine große Konkurrenz zu fürchten. Peter war zwar ein schwerreicher Geschäftsmann, aber die Branche durch die er es zu Wohlstand gebracht hatte, hielt die honorigen davon ab, mit Peter im Privaten zu verkehren. Zumal Peter den Ruf eines Playboys hatte, was natürlich die gut situierten Ehefrauen auf den Plan rief um ihre Ehemänner davon abzuhalten, näheren Kontakt zu pflegen. Peters Lebenswandel war für alle Bewohner der Stadt ein offenes Geheimnis. Man hatte sich daran gewöhnt, und sprach kaum noch darüber. Nur gelegentlich, wenn die Damen in seiner Begleitung allzu jung erschienen, dann zerriss man sich kurz das Maul, aber nur kurz, weil es eben sehr häufig vorkam. Calle wurde aus seinen Gedanken gerissen, als in seiner Zwei-Zimmerwohnung in der Geniner Straße das Telefon läutete. Er nahm das Gerät von der Basisstation und meldete sich mit einem müden „Hallo, wer da?" Am anderen Ende fragte Peter ihn, ob er ihn geweckt habe. Nein, er sei gerade eben aufgestanden, erwiderte er wahrheits-getreu. Peter ließ ihn wissen, dass er am Nachmittag doch wohl lieber alleine ins Krankenhaus fahren wolle. Es sei ihm lieber so, zumal er nicht wüsste wie lange sich dieser unselige Termin hinauszöge.

    Wenngleich Calle auch erleichtert war über diese Entscheidung, so wollte er sich doch nichts anmerken lassen, bot erneut – wenn auch halbherzig – seine Dienste an, und wahrte den Schein. Peter bekräftigte seinen Entschluss erneut, und vereinbarte mit ihm ein Treffen auf den kommenden Freitagabend. Wenn es etwas Erwähnenswertes zu berichten gäbe was den heutigen Krankenhaustermin anginge, wolle er sich kurz melden, und legt auf. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging Calle zurück auf sein Couchbett und setzte sich nieder. Er kannte seinen Freund in- und auswendig, und wusste, dass Peter dazu neigte etwas wehleidig zu sein. Deshalb maß er dem Unwohlbefinden seines Freundes, welches er in letzter Zeit registriert hatte, keine große Bedeutung bei. Das wird schon wieder, tröstete er sich selbst. Mit dreiundsechzig Jahren kann es schon einmal hie und da zu kleineren Unpässlichkeiten kommen.

    Kinder, Kinder.

    Zu diesem Zeitpunkt lag Peters Sohn, Peter jun. noch im Bett und schlief seinen Rausch aus. Bei diesem Sohn war Hopfen und Malz, sowie jegliche Hoffnung auf irgendeine Besserung verloren.

    Seine Mutter – die ehemalige Edelhure und Exfrau seines Vaters – deckte ihn, und wies alle Schuld von sich am Misslingen der Erziehung beteiligt gewesen zu sein. Schließlich sei „das Kind ja so gut wie ohne Vater aufgewachsen. Immer sei sie alleine gewesen, auf sich gestellt, weil der Vater – und damals noch Ehemann – sich viel lieber bei seinen Huren herumgetrieben hätte. „Das Kind, nunmehr an die Dreißig, hatte wenig Erfolg in der Schule, wenig Erfolg in der Schule, und danach alle Lehrstellen abgebrochen. Eine Ausbildung im väterlichen Betrieb kam nicht in Betracht, weil dort mit großen Geldsummen hantiert wurde. Als er damals den Führerschein nach dem dritten Anlauf

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