Gipsy - Mein erstes Jahr als Hund: Die Tagebuch-Aufzeichnungen der Gipsy du Moulin à Vent
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Rezensionen für Gipsy - Mein erstes Jahr als Hund
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Buchvorschau
Gipsy - Mein erstes Jahr als Hund - Siegfried Schneider
Beschreibung
Der Griffon d'arrêt à poil dur Korthals
Der Griffon ist ein rauhaariger Vorstehhund, der unter verschiedenen Na-men überall in Europa anzutreffen ist. Der griechische Schriftsteller und Politiker Xenophon hat diesen Hund bereits im 4. Jahrhundert v.Chr. als 'Vogelhund' erwähnt. Aufgrund seiner länderübergreifenden Ursprungs-geschichte könnte man den Griffon d'arrêt à poil dur als 'Europäisches Kind' bezeichnen. Der Beiname Korthals geht auf den Niederländer Eduard Korthals zurück, der 1886 in Frankfurt zum ersten Mal einen Standard für diese Rasse festgelegt hat. Obwohl die Zucht in Deutschland stattfand, wird der Griffon d'arrêt à poil dur Korthals als französische Rasse geführt.
Äußere Erscheinung
Der Griffon d'arrêt à poil dur ist ein mittelgroßer, kräftiger Hund und dank seiner Nase und der Vorliebe für Wasser ideal für die Jagd.
Charakteristisch sind Bart und Schnurbart, die Kraft und Entschlossenheit ausdrücken.
Die vorherrschende Gangart bei der Jagd ist der Galopp, unterbrochen
vom Trab. Der Trab ist weitgreifend und das Anpirschen katzenartig.
Rüden werden bis zu 60 Zentimeter groß (Schulterhöhe), Hündinnen bis zu 55 Zentimetern. Das Gewicht liegt zwischen 20 und 26 Kilo.
Sein Haar ist hart und derb und fühlt sich wie Wildschweinborsten an.
Das Fell ist meist dunkel; stahlgrau mit kastanienbraunen Flecken oder einfarbig kastanienbraun.
Charakter
Der Griffon d'arrêt à poil dur gilt als angenehmer und treuer Familien-hund mit einem ausgeprägten Schutztrieb.
Er ist freundlich, gehorsam, intelligent, unerschrocken und ausgesprochen kinderlieb.
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Quellen:
FCI-Rassestandard Nr. 107
Hunderassen-Lexikon
Wikipedia
dogSpot.de
Mein Stammbaum
Von Hunden und Menschen. Das ist eine lange Geschichte. Meine fängt gerade erst an. Und geht hoffentlich gut aus. Ich stamme aus Donceel, einem kleinen belgischen Ort in der Nähe der französischen Grenze. Heute ist mein letzter Tag hier. Ich werde verkauft.
21.9.
Zum Abschiednehmen bleibt nicht viel Zeit. Die Leute, die mich abholen, sind schon da. Ich weiß nicht, wohin die Reise geht. Aber ich bin sehr traurig. Georges und Madame Bertrand, meinen Züchtern, scheint das
nichts auszumachen. Sie lachen. Sie sind es gewohnt, ihre Zöglinge
nach wenigen Wochen abzuschieben und auf Nimmerwiedersehen in fremde Hände zu geben.
Wir sind zu sechst auf die Welt gekommen; Gerald, Geoffrey, Gustave, Ginger, Ginette und ich. Mehr hätten es auch nicht sein dürfen, weil es sonst bei der täglichen Milchausgabe unter dem Bauch unserer Mutter zu eng geworden wäre. Warum unsere Namen alle mit dem Buchstaben G anfangen? Wir sind der siebte Wurf, und G ist der siebte Buchstabe im Alphabet. Gustave und Ginger waren die ersten, die ein neues Herrchen gefunden haben. Jetzt bin ich also an der Reihe: Gipsy, 10 Wochen und
5 Tage alt, französischer Jagdhund, weiblich und noch etwas schüchtern. Heute ganz besonders.
Sie stehen vor meinem Zwinger, Georges und diese Herrschaften, die mich mitnehmen wollen, und sprechen über mich. Georges sagt, sie ist zwar nicht die Schönste, aber die Intelligenteste. Manch einer, der sich auf seine Schönheit etwas einbildet, könnte an einer einfach so dahin gewor-fenen Bemerkung zerbrechen. Intelligente Hunde schlucken einmal kurz und stecken das weg. Schönheit ist Geschmacksache, sagt der fremde Mann. Dabei hat er mich angesehen und mir mit einem Auge zugezwin-kert. Und in diesem 'Augenblick' ist etwas sehr Schönes passiert. Ich konnte plötzlich seine Gedanken lesen. Ich wusste, was er dachte, ohne dass er es aussprechen musste. Er hat mich hoch gehoben, seine Nase an meiner Nase gerieben und mich gestreichelt. Und auf einmal war der Ab-
schiedsschmerz nur noch halb so schlimm.
Die Frau streichelt mich auch. Lächelt mich an. Dann nimmt sie mich, et-
was unbeholfen, auf den Arm und setzt mich auf die Rückbank des Autos, auf eine weiche Decke, die sie für mich ausgebreitet hat. Mir geht's gar nicht so schlecht.
Von meinem Kuschelplatz aus kann ich sehen, wie Georges dem Mann ein blaues Büchlein in die Hand drückt. Das ist mein Pass. Darin steht mein vollständiger Name Gipsy du Moulin à Vent, übersetzt Gipsy von der Wind-mühle, und dass ich ein grau-brauner Griffon d'Arret à Poil Dur bin. Außer-dem mein Geburtsdatum, was die Buchstaben bedeuten, die sie mir ins
rechte Ohr tätowiert haben und wann ich geimpft worden bin. Und dann geht's los. Ein letzter Blick zurück. Gerald, Geoffrey und Ginette lassen die Köpfe hängen. Adieu les copains. Indianer und Hunde weinen nicht.
22.9.
Mein erster Eindruck hat sich bestätigt. Die beiden –Max und Marie – ha-ben keine Ahnung, wie man mit Hunden umgeht. Nicht weit von meinem Zwinger entfernt haben sie an einem Geschäft angehalten und verschie-dene Sachen für mich eingekauft. Meine Erstausstattung. Ein braunes Le-derhalsband mit Stickmuster, eine Leine, ein Hundekissen, eine Fellbürste und jede Menge Spielzeug. Am besten gefällt mir die Gummischildkröte, die quietscht, wenn man darauf beißt. Um meine Ernährung muss ich mir vorläufig keine Gedanken machen. Georges hat ihnen eine Tüte von dem Futter mitgegeben, an das ich gewöhnt bin.
Die Nacht haben wir in einem Schlosshotel am Stadtrand von Brüssel
verbracht. Das war krass. Einen größeren Kontrast zu meiner Hütte kann man sich nicht vorstellen. Überall Marmorfußböden, Teppiche auf den Flu-ren, ein Fahrstuhl, eine Suite im 2. Stock, Lampen über Lampen und
Vorhänge, die bis zur Erde reichen – eine unbekannte Welt. Und nirgend-wo darf man hinpieseln.
Machen wir unser Geschäft eben draußen, hat Max vorgeschlagen. Zwei Stunden ist er mit mir durch den finsteren Park gelaufen. Mitten in der Nacht. In strömendem Regen. Der Mann hat sie nicht alle. Ich habe vor Kälte und Angst gebibbert wie ein nackter Pudel. Und alles umsonst. Ich kann nicht, wenn ich soll. Erst als wir oben im Zimmer waren, hab' ich in die Ecke gemacht. Schwamm drüber, hat Max gesagt, und Marie hat die
Überschwemmung aufgewischt. An die neue Sprache muss ich mich noch
gewöhnen. Die alten Kommandos 'Tais-toi', Séjour', 'Viens ici' sind passé.
Ab sofort wird Deutsch gesprochen. Das Wort, das ich am schnellsten ge-
lernt habe, heißt 'Leckerli'.
Die Nacht im Hotel ist schnell vergessen. Mit Leon und Robin, den Enkeln
von Marie, die in Brüssel leben und sich hier gut auskennen, waren wir im Park von La Hulpe. Wir haben Pferde gesehen, und Schwäne, und einen Baum, der ein Gesicht hatte wie ein Mensch. Max hat gesagt, dass es auch Menschen gibt, die wie Bäume aussehen. Leon und Robin haben ihm nicht
geglaubt. Ich auch nicht. Nach dem schönen Tag bin ich todmüde in mein Hundebett gefallen.
24.9.
Gestern Abend sind wir nach einer langen Fahrt in München angekommen. Autofahren ist ein Vergnügen. Eine fahrbare Hundehütte. Man steigt ins Auto oder wird hinein gehoben, wenn man noch zu klein ist, um allein ein-zusteigen, schläft, träumt vor sich hin, stellt sich zwischendurch auf die Hinterpfoten, wenn's einem zu langweilig wird, sieht draußen Autos, Häu-ser und Bäume vorbei fliegen, manchmal schaukelt es ein bisschen, das
Auto hält, man wird wieder heraus gehoben, vertritt sich die Beine, macht sein Geschäft und weiter geht's.
Einmal wär' mir fast das Herz stehen geblieben. Auf einem Rastplatz an der Autobahn ist ein Mann auf uns zugekommen und hat Max angespro-
chen. Das ist doch ein Griffon. Max hat genickt. Der Mann hat sich zu mir runter gebeugt und wollte meinen Schwanz anfassen. Sie wissen, dass man Griffons den Schwanz kupiert. Abschneidet. Ich denk', ich höre nicht richtig. Wie soll ich zeigen, dass ich mich freue, wenn ich keinen Schwanz zum Wedeln habe. Oder dass mir jemand unsympathisch ist, wie in die-sem Moment; dass ich Angst habe oder mir sonst was nicht passt, wenn ich meinen Schwanz nicht einklemmen kann. Max hat ihm einen Vogel gezeigt und ihn angeraunzt: Was für einen Blödsinn reden Sie denn da. Stellen Sie sich vor, man würde Ihnen den... Den Rest hab' ich nicht verstanden, weil gerade ein großer Laster vorbei gefahren ist. Der Mann hat seinen Mittelfinger ausgestreckt und ist pikiert abgezogen. So ein Idi-ot, hat Max gesagt und mich in den Wagen gehoben.
In München regnet es Bindfäden. Max denkt, weil ich ein Jagdhund bin,
brauche ich viel Bewegung. Stimmt. Aber nicht bei dem Wetter. Können wir nicht einfach im Haus bleiben, aus dem Fenster sehen und warten, bis
der Regen aufgehört hat. Aber nein; ich muss raus in dieses Sch...Wetter.
Ich hab' ihm jeden Baum, jeden Hauseingang, jedes Vordach gezeigt, wo
wir uns hätten unterstellen können. Sogar eine kleine Kapelle, an der wir
vorbei gekommen sind. Er hat immer nur den Kopf geschüttelt und alle
meine Vorschläge ignoriert. Nass wie die Bisamratten waren wir nach zwei Stunden wieder zuhause. Marie hat mich trocken gerieben und mit Max geschimpft. Mit Recht. Ich muss ihm diese Bewässerungstouren unbe-dingt abgewöhnen. Sonst laufe ich noch ein.
25.9.
Ein Anflug von Heimweh. In der Nacht habe ich von Donceel geträumt und von meinen Geschwistern. Ich habe ihnen von dem Hotel erzählt, in dem
wir übernachtet haben, was ein Fahrstuhl ist, eine Autobahn, ein Hunde-
kissen – das kennen sie ja alles nicht. Und ich hab' ihnen gesagt, sie sol-len um Gottes Willen auf ihren Schwanz aufpassen.
Das Wetter ist besser geworden. Es regnet nicht mehr. Gleich vor dem
Haus ist die Hochleite, ein lang gezogenes Waldstück mit einem Laufweg für Hunde und ihre Begleiter. Es wimmelt hier von Zwei- und Vierbeinern. Max und ich werden freundlich begrüßt. Man kommt schnell ins Gespräch. Einige von den Hunden, die mich beschnüffeln und wissen wollen, wer ich bin und woher ich komme, dürfen frei herumlaufen. Das sind Verführer. Sie wollen mich überreden, mit ihnen abzuhauen. Tut mir Leid, Freunde. Keine Chance. Max lässt mich nicht von der Leine.
Eine ältere Dame ist bei Max stehen geblieben und unterhält sich mit ihm. Der kleine Kerl, den sie auf dem Arm hat, hat sich die Pfote vertreten und muss getragen werden. Wir Harlachinger lieben unsere Hunde, verrät sie und erzählt, dass in der Nähe ein berühmter Schauspieler gewohnt hat,
der für seine Hundeliebe bekannt war. Und der soll gesagt haben, dass man zwar ohne Hunde leben kann, dass sich das aber nicht lohnt. Das hört man gern. Und noch was ist mir aufgefallen. Jeder Hund scheint hier einen eigenen Lieblingsbaum zu haben.
26.9.
Wieder auf der Hochleite. Heute sind die Jogger in der Überzahl. Das sind Menschen, die in aller Herrgottsfrühe, freiwillig und ohne Leine, schnau-fend durch den Wald rennen. Ab