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Reduktion - Der Mensch muss kleiner werden!
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eBook269 Seiten3 Stunden

Reduktion - Der Mensch muss kleiner werden!

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Über dieses E-Book

Der geniale Biologe Johann Baptist Schellberg nimmt an einem Kongress teil, der eine Lösung erarbeiten soll, um die Menschheit zu retten. Schellberg schlägt vor, die Körpergröße zukünftiger Menschen genetisch zu verkleinern. Er löst damit große Heiterkeit unter den Wissenschaftlern aus. Doch schnell wird klar: Kleinere Menschen verbrauchen wesentlich weniger Flächen, Nahrungsmittel und Rohstoffe.
Doch Genversuche mit Menschen sind heikel. Die staatlichen Universitäten wollen nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Eine private Gesellschaft richtet eine geheime Forschungsstation ein. Die Versuche verlaufen vielversprechend. Doch als eine genetisch verkleinerte Katze entwischt, gerät das Projekt in Gefahr...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum11. Mai 2012
ISBN9783844222968
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    Buchvorschau

    Reduktion - Der Mensch muss kleiner werden! - Christian Manhart

    Kapitel 1

    Der Mensch muss kleiner werden !

    24. April 2009, es war ein schöner, warmer und sonniger Frühlingstag. In Wurzbach, einem kleinen Ort, ganz in der Nähe von Tübingen, radelten die beiden Schwestern Amelie und Sophie, 11 und 9 Jahre alt, von ihrem Elternhaus zu einer ungemähten Wiese am Ortsrand. Sie wollten ihrer Mutter einen Strauß Frühlingsblumen pflücken, da die Familie geplant hatte, nachmittags einen Ausflug zu den Großeltern zu unternehmen. Sie stellten ihre Fahrräder ab und kichernd, wie kleine Mädchen eben so sind, begannen sie verschiedene Blumen zu pflücken. Es sollte schließlich ein schöner Strauß werden, den sie ihrer Mutter bringen wollten. Auch wenn Sophie die ganze Zeit über quengelte, sie sollten doch zwei Sträuße pflücken um Oma auch einen mitzubringen. Amelie versuchte ihr immer wieder zu erklären, dass Oma schon ein bisschen krank war und keine Blumen in ihr Zimmer stellen durfte.

    Als sie mit vollen Händen zu den Rädern zurückkehrten, wurden sie durch ein piepsendes Miauen aufmerksam. Sie brauchten nicht lange zu suchen, denn eine winzige Katze war für das Geräusch verantwortlich.

    Das kleine Tier mit schwarzen glänzenden Fell und weissen Pfötchen, war nicht größer als 10 cm. Eifrig und heftig miauend schmiegte sie sich an die Füße von Sophie. Amelie und Sophie waren hin und her gerissen vor Entzückung. Amelie erklärte ihrer kleinen Schwester sogleich, dass sie dieses putzige Kätzchen niemals alleine hier lassen könnten. Das sei viel zu gefährlich für so ein kleines Tier. Sophie hätte sie auch nicht überzeugen brauchen. Schon lange wünschten sich die beiden Schwestern eine Katze. Vielleicht war jetzt die passende Gelegenheit gekommen. Das Kätzchen ließ sich willig aufnehmen und Amelie hielt sie fest im Arm, entschlossen sie nicht mehr herzugeben. Amelie trug das liebliche kleine Tier im Arm und schob mit der anderen Hand ihr Fahrrad. Sophie hatte den Blumenstrauß in ihren Fahrradkorb abgelegt und schob aber ebenfalls ihr Rad neben Amelie her.

    „Lass sie mich auch mal halten, Ami. Du bist gemein. Wir haben sie zusammen gefunden."

    Sophie begann auf dem kurzen Weg ungeduldig zu werden.

    „Wir sind doch gleich zu Hause. Da darfst du sie dann haben."

    „Aber, aber..."

    „Sophie gib jetzt Ruhe!"

    Amelie, die Ältere, hatte bei den Beiden unangefochten das Sagen. Sophie fügte sich notgedrungen und trottete ärgerlich weiter.

    Zu Hause angekommen war die Aufregung groß. Das Kätzchen war beim näheren Betrachten kein junges Tier. Die Katze benahm sich nämlich wie eine große erwachsene Katze. Die Eltern von Amelie und Sophie stellten schließlich fest, das Tier war definitiv kein Katzenbaby. Nachdem sich alle eine Weile mit der Katze beschäftigt hatten, kamen die ersten Zweifel auf.

    Eine lebende Miniaturausführung einer ausgewachsenen Katze haben die Mädchen mitgebracht, stellte der Vater Peter Grodberg fest. Wo kam sie so plötzlich her? Hatte sie jemand ausgesetzt?, wollte ihre Mama Karin wissen. Während die Familie noch über dieser Frage grübelte, klingelte es an der Tür.

    Zwei Herren mittleren Alters und in dunkle Anzüge gekleidet, standen vor der Haustür ihres Einfamilienhauses. Ohne ein Wort zu sagen, oder einer Einladung einzutreten, drängten sie Karin zurück in das Haus.

    Dann ging alles ganz schnell. Keine Viertelstunde später, saß die Familie Grodberg mit den zwei unscheinbaren, grimmig dreinschauenden Herren in einem abgedunkelten VW-Bus. Zwei weitere Herren saßen vorne, einer fuhr, der andere hatte das Kätzchen auf dem Schoß.

    Keiner der Männer sagte ein Wort. Der Familienvater Peter Grodberg kochte innerlich. Karin, seine Frau saß zwischen den beiden Mädchen. Die Kinder hatten Angst bekommen. Sie klammerten sich eng an ihre Mutter. Der Bus raste mit hohem Tempo dahin. Keiner der Familienmitglieder war in der Lage, die Wege oder die Richtung, die das Fahrzeug nahm, zu bestimmen. Die Fahrt dauerte keine gefühlte zwanzig Minuten. In einer Tiefgarage parkte das Fahrzeug und sie mussten aussteigen, fuhren gemeinsam mit den vier Männern, die offensichtlich bewaffnet waren, mit einem geräumigen Aufzug einige Stockwerke nach oben. Als sich die Aufzugstür öffnete, wurden sie durch einen Korridor, der wie in einem Bürogebäude gestaltet war, zu einem großen Konferenzraum geführt.

    Dort warteten sie verteilt sitzend auf einer bequemen Sitzgruppe. Auf dem Tisch befanden sich Getränke, Kaffee, Wasser, Säfte und Schalen mit Plätzchen und Knabberzeugs. Keiner hatte Lust und traute sich etwas zu nehmen.

    Ein drahtiger, seriös gekleideter Mann, vielleicht um die vierzig Jahre alt, betrat den Raum. Er lächelte freundlich. Dann begrüßte er sie alle mit festem Handschlag und stellte sich als Dr. Klaus Timmen vor. Er lud sie ausdrücklich ein, sich doch zu bedienen, sich wie zu Hause zu fühlen. Er sei der Leiter einer noch sehr geheimen Forschungsgruppe.

    Die kleine Katze, erst jetzt fiel es ihnen auf, dass er sie in einem kleinen Katzenkorb mitgebracht hatte, sei ein ganz wichtiger Teil davon. Deshalb seien sie nun hier. Das Tierchen war ihnen dummerweise ausgebüxt. Kein Wunder, so klein wie sie ist. Haha.

    Während seiner Ausführungen blieb er die ganze Zeit über in einem unverbindlichen Plauderton.

    Dr. Timmen lächelte und drückte dann auf eine kleine Fernbedienung, die er aus seinem Sakko hervorzauberte. Ein an der Decke befestigter Beamer, warf ein großes Bild an eine weiße Wand des Raumes. Es zeigte die Erde aus dem Weltraum. Dr. Timmen stellte sich neben das große Bild und begann ohne weitere Ankündigung mit einem Vortrag. Ungläubig lauschten sie den Ausführungen eines Wissenschaftlers der ihnen von einem Regierungsauftrag erzählte, der sie alle vier, an Pläne von Wahnsinnigen erinnerte.

    „Vor ein paar Jahren gab es die ihnen bestimmt bekannte Kyhoto-Konferenz in Japan. Emissionen, Umweltschutz und solche Sachen. In einer weiteren geheimen Sitzung beauftragten die wichtigsten Teilnehmer die UNO nach Zukunftslösungen zu suchen. Ein Projekt wurde ins Leben gerufen. Das Projekt ,Terra‘. Zwölf unterschiedliche internationale Forschungsgruppen wurden darauf hin beauftragt, zu untersuchen wie die anstehenden Probleme der Zukunft gemeistert werden könnten. Das Ergebnis war mehr als überraschend: Alle, ich betone alle, die daran arbeiteten, waren sich einig und vertraten die Erkenntnis :

    Der Mensch muss kleiner werden

    Die gesamte deutsche Bundesregierung, sowie die europäische Gemeinschaft und alle ihre Mitgliedsländer, auch die USA, Russland, sogar China und Indien, die gemeinsam ungefähr 80 Prozent der Weltbevölkerung stellen, haben darauf hin die Umsetzung eines Planes beschlossen, der tollkühner nicht sein könnte. Warum? Warum werden sie fragen?

    Wir, die Menschen haben den Planeten Erde erobert, wir haben ihn nahezu komplett ausgebeutet. Unser Verbrauch an Ressourcen ist gelinde gesagt: enorm. Wir wollen doch alle weiterhin in Wohlstand leben. Oder nicht?

    Und damit das so bleibt, sich sogar noch steigern kann, müssen wir eine kleine, man beachte das Wort ‚kleine’ Änderung einleiten. Zukünftige Generationen werden ein Leben in paradiesischer Form verbringen. Wie soll das gehen?

    Ganz einfach. Der Mensch ist zu groß geworden. Viel zu groß. Daher ist es nötig geworden gegenzusteuern. Nachdem die Aufschlüsselung des menschlichen Erbgutes nun größtenteils gelungen ist, eröffnen sich den Molekularbiologen unzählige Möglichkeiten Einfluss zu nehmen.

    Vor allem die Wachstumsgene haben es uns Forschern angetan. Und was sage ich: Es ist gelungen.

    Einige Tierversuche gehörten natürlich dazu. Das niedliche Kätzchen hier ist eins davon. Putzig gell?

    Nach zugegebenen zu großen Erwartungen und damit verbunden Rückschlägen, haben wir die Probleme inzwischen umfassend gelöst. Die wichtigsten Politiker auf der Erde waren daher schnell überzeugt. Einer langfristigen angelegten Verkleinerung der Menschheit steht somit nichts mehr im Wege."

    Dr. Timmen legt eine Pause ein und lächelte der Familie zu. Die saß gespannt da und betrachtete mit offenen Mündern die Grafik auf der Leinwand. Dort waren zwei unterschiedlich große Menschen nebeneinander abgebildet.

    „Der Homo Sapiens Minimus, so wird er wahrscheinlich genannt werden, besitzt nahezu alle Fähigkeiten eines normal gewachsenen Menschen. Er wird ungefähr 50 cm groß und im Regelfall maximal 25 KG schwer. Seine körperliche Leistungsfähigkeit übertrifft bei weitem das von einem viermal so großen Menschen. Die geringere Schwerkraft hilft ihm dabei. Sein Nahrungsbedarf wird logischerweise auch nur ein Viertel betragen. Stellen sie sich das nur einmal vor, wie groß die Natur für die Menschen wird. Ich sage nur phan-tas-tisch. Wir haben plötzlich Platz. Keine kleinen, zu engen Mietwohnungen mehr. Nein, da wo heute dicht gedrängt die Menschen zusammengepfercht hocken, wird Platz sein. Platz in Hülle und Fülle. Dazu kommt der wirtschaftliche Boom, den wir auslösen werden, dieser wird wie ein gigantisches Erdbeben um die Welt zittern. Aus einem Auto werden vier oder sogar sechs. Die Kräfte, die bei Unfällen auftreten, werden ja um einige Faktoren kleiner. Alles wird kleiner und besser, sicherer. Glauben sie mir. Alleine der Umbau zur kleineren Generation wird Milliarden an Arbeitskräften beschäftigen."

    Dr. Timmen nickte ihnen zu.

    „Es wird im Übrigen von der WHO und der UNO ein Stichtag festgelegt, an dem sich die nationalen Regierungen verpflichten werden, ihre jeweilige Bevölkerung zu impfen, so dass nur noch kleine Erdenbürger auf die Welt kommen. Notfalls wird das eben mit Gewalt durchgesetzt. Militärische Einsätze, auch im Inneren, verabschiedete die UNO in einer Geheimsitzung. Der Plan ist kühn, ich weiß, aber notwendig um das Überleben der Menschheit zu sichern.

    Alle beteiligten Regierungen, haben sich dazu durchgerungen diesen Schritt zu wagen. Die Ressourcen des Planeten Erde sind eben leider endlich. Die freiwillige Verkleinerung der Menschen ist ein Schritt in die richtige Richtung für eine grandiose Zukunft. Alle Menschen werden von den gigantischen Vorteilen profitieren.

    Nach nur zwei Generationen, so der Plan, wird es nur noch vereinzelt ‚große’ Menschen geben. Für die neuen ‚kleinen’ Bewohner der Erde werden phantastische Zeiten anbrechen.

    Daher steht das Projekt unter dem Motto:

    ‚Der Mensch muss kleiner werden’

    merken sie sich dieses Motto gut, es wird sie noch viele Jahre begleiten."

    Der Spruch leuchtete grell von der weißen Wand. Es war total still. Nur das winzige Kätzchen miaute piepsend und ängstlich in seinem Körbchen. Auf einmal begannen die Mädchen zu kichern und loszuprusten. Die Eltern Grodberg sahen sich an und ihre lachenden Kinder. Sie wurde angesteckt und stimmten mit ein. Anfangs lachten nur die Grodbergs. Dann brachen alle in ein großes Gelächter aus.

    Dr. Timmen und die Security-Männer die er mitgebracht hatte, alle lachten und lachten. Endlos lange. Plötzlich schob Dr. Timmen seine Designerbrille etwas nach vorne und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

    Sein Blick wurde ernst, das Gelächter verstummte, er drückte auf die Fernbedienung um den Beamer auszuschalten. Mit Schwung drehte er sich um, nahm das Katzenkörbchen und ging zur Tür. Seine Wachmänner hatten sie ihm schon aufgehalten. Bevor er mit ihnen verschwand, drehte er sich noch mal um und verkündete mit fester Stimme:

    „Ihr dürft hier bleiben bis zum Tag X."

    Peter sprang auf und rannte zur Tür. Sie war bereits versperrt. Er klopfte mit beiden Fäusten dagegen.

    „Ja spinnt ihr denn?"

    Die Mädchen kicherten schon wieder. Nur Karin saß regungslos da. Peter ging zu ihr und legte den Arm um sie.

    Nun saßen sie aber ordentlich in der Bredouille.

    Kapitel 2

    Der Kongress

    Etwa fünf Jahre vor diesem Nachmittag

    Dr. Johann Baptist Schellberg, ein junger ehrgeiziger Biologe, arbeitete in einem Forschungsinstitut der Würzburger Universität.

    Dr. Schellberg, groß gewachsen, sehr schlank, mit einer kräftigen markanten Nase und braunen wenig ausdrucksstarken Augen, war insgesamt nicht sonderlich beliebt. Er hatte unter den Doktoranden, den Studenten und seinen Assistenten, den Ruf eines arroganten, besserwisserischen Ekels. Schon seit seiner Kindheit war er ein Außenseiter, der sich nicht viel aus anderen Menschen machte. Die Bücher, die Wissenschaft war seine Welt. Sie faszinierte ihn wie nichts anderes auf dieser Welt.

    Dr. Schellberg war jedoch auf seine Art ein Genie. Er war extrem wissbegierig und ausdauernd, was seine Forschungsarbeiten betraf. Einer der niemals aufgeben würde, bevor er nicht Erfolge vorweisen kann.

    Seine Habilitation, seine Professur, stand unmittelbar bevor. Er genoss das Wohlwollen der Universität und dessen Dekan, Professor Robert Welger. Unter seiner Leitung erhoffte sich die Universität, durch die Förderung eines Talents wie das von Dr. Schellberg ein größeres internationales Renommee.

    Welchen Umgang Schellberg wiederum mit seinen Mitarbeitern pflegte, war in diesem Fall von geringer Bedeutung.

    Würde man ihn mit den Biologen des 19. Jahrhunderts vergleichen, würde er ohne Zweifel einen Spitzenplatz in der Wissenschaft einnehmen. Denn Schellberg hatte völlig neue Entschlüsselungstechniken entwickelt und angewandt, um hinter die Geheimnisse der Gene zu kommen. Er wollte es ganz genau wissen, welche Bedeutung die Bausteine der Zellen im Einzelnen besitzen.

    Sein Spezialgebiet lag im Bereich der Molekularbiologie. Hier sah Schellberg die allergrößten Möglichkeiten. Moralische oder ethische Bedenken interessierten ihn nicht. Für ihn zählte nur die Machbarkeit. Das Wissen um die Konstruktion der Lebewesen hatte ihn schon früh fasziniert. Die in den letzten Jahren immer weiter fortschreitende Entschlüsselung von Gensequenzen der höher entwickelten Säugetiere und auch des Menschen lockte ihn. Sie trieb ihn voran. Er forschte um etwas zu entdecken. Aber nicht nur die reine Entdeckerfreude drängte ihn, nein auch das Gefühl Geheimnissen auf der Spur zu sein.

    Die Geheimnisse des Lebens. Gepackt in DNA Stränge. Er konnte es gar nicht abwarten, in diese Strukturen wissentlich einzugreifen.

    Den ihm unendlich erscheinenden Möglichkeiten etwas zu verändern, war er in seiner Forschungsarbeit schon sehr nahe gekommen. Insgeheim erhoffte er sich für seine Arbeiten, um seine wissenschaftliche Laufbahn einmal zu krönen, den Nobelpreis.

    Denn niemand zuvor, außer ihm, hatte weite Teile des menschlichen Genoms so katalogisiert, so detailliert zugeordnet, wie das kleine erlesene Team um Dr. Schellberg.

    Da er als besonderes Talent galt, wurde er von der Universität zusätzlich mit der Vertretung bei besonderen Kongressen betraut. Sein Dekan Professor Welger beauftragte ihn deshalb, auf einem ausgewählten speziellen Kongress die Universität zu vertreten.

    Als Schellberg aus dem Flughafengebäude in die brütende Hitze Kaliforniens trat, wäre er am liebsten wieder umgedreht. Die Sonne stand bereits tief und trotzdem war es immer noch heiss und stickig. Johann war schon oft in Amerika, aber noch nie in Kalifornien.

    San Francisco hatte er sich anders vorgestellt. Er hatte eine frische Brise vom Meer erwartet und nicht diese abgestandene Großstadtluft.

    Er schleppte seinen riesigen Trolli zu einem der Abfahrtspunkte der Airportshuttles. Die blauen Kleinbusse wurden in der Regel mit Menschen und Gepäck vollgestopft. Ein ständig mit mehreren Handys telefonierender Fahrer, kutschierte die Passagiere unermüdlich zu ihren Hotels. Das war praktisch, bezahlbar, aber nicht besonders komfortabel. Der Sitz in seinem Shuttlebus war so durchgesessen, das Johann bei jeder Bodenwelle schmerzhaft mit den Stahlstreben Bekanntschaft schloss. Aber die Shuttles waren pünktlich und sehr zuverlässig.

    Der Fahrer, ein Südamerikaner, der kaum verständliches Englisch sprach, setzte ihn vor seinem Hotel in der Down Town ab.

    Das Delaware Hilton Palace. Johann Schellberg war überrascht. Für einen Wissenschaftskongress hatte man einen noblen Ort gewählt.

    Die Universitäten in USA wurden traditionell von der privaten Industrie und Wirtschaft unterstützt. Sie konnten es sich leisten, etwas Besonderes zu bieten. Eine von diesen amerikanischen, renommierten Universitäten hatte zu diesem besonderen Kongress eingeladen.

    Noch am selben Abend gab es einen kleinen Stehempfang, um den Teilnehmern Gelegenheit zu geben, sich kennen zu lernen. Die Organisatoren hatten weltweit die Eliten der jeweiligen Universitäten gesucht und eingeladen. Insgesamt tummelten sich aber nur weniger als Hundert Wissenschaftler in dem Kongresssaal. Es war eine bunte Gemeinde, die sich eingefunden hatte. Es waren Teilnehmer aus allen Fakultäten gekommen. Die Organisatoren wollten nicht nur einseitige Fachmeinungen diskutieren, sondern heikle Themen mit Juristen, Religionswissenschaftlern, Sozialwissenschaftlern, Ingenieuren, Philosophen, Kunstprofessoren, kurz mit der ganzen Bandbreite der Wissenschaft erörtern.

    Das Thema über das konferiert werden sollte, wurde als äußerst heikel und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, bezeichnet. Um strenge Diskretion hatte man bereits bei der Einladung gebeten. Es ging, soviel hatte sich bereits herumgesprochen, um die Zukunft und um dementsprechend viel Geld.

    Die Gerüchte kursierten, dass es sich um hohe Summen von Forschungsgeldern handelte, die bei dem Kongress ausgelobt werden sollten. Vor allem deshalb hatten viele Universitäten ihre besten Leute geschickt.

    Professor Dr. Nicolas Messco, war der Leiter dieses doch recht ungewöhnlichen Kongresses. Messco stammte aus den USA, er war ein Stipendiat der Universität Harvard. Dr. Messco, 59 Jahre alt, eine gedrungene kräftige Gestalt, mit blauen, hellen, wachen Augen und einer Vollglatze. Er lehrte an der renommierten Universität von Harvard.

    Das Stimmengewirr der Anwesenden wurde von den dicken Teppichböden in dem Raum stark gedämpft. Niemand bemerkte wie Messco das Rednerpult betrat. Als er unvermittelt in das Mikrofon sprach, war seine Stimme so laut und von überall her zu hören, dass die Gespräche augenblicklich verstummten. Die Gesprächsgruppen lösten sich rasch auf und diszipliniert nahmen alle ihre Plätze ein. Einige griffen zu den Kopfhörern, obwohl die internationale Sprache der Wissenschaft Englisch war und jeder der Teilnehmer diese Sprache fließend beherrschte. Messco wartete noch einige Momente bis nur noch vereinzeltes Hüsteln zu hören war, bevor er mit seiner Ansprache begann.

    „Hallo, zusammen, es freut mich sie alle hier zu sehen. Ich hoffe sie hatten einen guten Flug und geniessen das schöne Wetter hier in Kalifornien. Mein Name ist Nicholas Messco von der Universität Harvard. Ich darf sie durch den Kongress begleiten und wünsche uns im Namen der Organisatoren viel Erfolg dabei.

    Das Thema unserer Zusammenkunft wird vielen von ihnen nicht viel zu sagen haben. Es wurde ein sehr simpler Begriff gewählt:

    ,Terra‘

    Das ist unser Motto. Es ist eine Kurzbezeichnung unseres Auftrages. Diesen Forschungsauftrag haben die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, viele westliche Länder, aber auch eine hohe Zahl an Staaten die nicht näher genannt werden wollen, ins Leben gerufen und mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet. Ein Teil der Mittel wurde auch aus der privaten Wirtschaft generiert. Unser Schirmherr und weiterer Geldgeber ist die UNO und die WHO.

    Um was geht es konkret?

    Die Welt, die Weltbevölkerung, wir alle, stecken in einem Dilemma. Dies haben nicht nur einige Regierungen schon lange erkannt, auch in unseren Kreisen ist diese Problematik hinreichend bekannt. Wie sollen wir unsere Probleme in Zukunft lösen? Wie werden wir der wachsenden Weltbevölkerung her? Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen um unsere Ressourcen vor der gnadenlosen und restlosen Ausbeutung zu schützen? Wie schaffen wir es, dass in 20 bis 30 Jahren 15 oder gar 20 Milliarden Menschen in Wohlstand leben können und ausreichend ernährt werden können?

    Diese und viele andere Fragen gilt es nun zu klären. Die UNO und unsere Auftraggeber, eine sehr große Anzahl von Staaten, erwartet von uns Antworten. Die Leute von der WHO machen sich große Sorgen, wie die Nahrungsmittelversorgung in einigen Jahrzehnten bewerkstelligt werden soll. Sie alle erwarten ein zukunftsfähiges Konzept. Einen gangbaren Weg, den die Welt beschreiten muss.

    Wir werden, nachdem wir mit den Wortmeldungen durch sind, Arbeitsgruppen bilden. Ich möchte sie bitten, sich hierzu schon mal Gedanken zu machen. Es ist ferner angedacht, die Arbeitsgruppen im dreimonatigen Rhythmus zusammenkommen zu lassen, um die Ergebnisse zu analysieren und auszuwerten.

    Ich darf sie noch darauf hinweisen, dass unser Projekt der allerstrengsten Geheimhaltung unterliegt. Das liegt daran, dass keine halbfertigen und unausgegorenen Konzepte oder Ideen an die Öffentlichkeit, namentlich unsere Freunde von der Presse gelangen. Eine strikte Geheimhaltung sichert uns allen ein weitgehend ungestörtes Arbeiten ohne Einflussnahme von Außen.

    Ich möchte ihnen viel Spass bei unserem Kongress wünschen und bitte um zahlreiche Wortmeldungen.

    Vielen Dank."

    Unter Applaus verliess er die Bühne, winkte ins Publikum und setzte sich in die erste Reihe auf einen freien Platz.

    Es bedarf noch ein paar Aufforderungen von Dr. Messco, bis sich zögerlich die Ersten aufs Podium wagten. Es folgte

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