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Remo.Killer
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eBook83 Seiten1 Stunde

Remo.Killer

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Über dieses E-Book

Moses lag mit gespreizten Beinen auf dem Boden, mit dem Rücken an den Fliesen der Pisswand gelehnt. Das Wasser der Spülung lief ihm über Kopf und Schulter. Seine weit aufgerissenen Augen starrten entsetzt ins Leere. Arme und Beine zuckten im Todeskampf. Er röchelte schwer. Aus seiner durchtrennten Kehle quoll in Schüben das Blut. Es platschte über sein Hemd, vermischte sich mit dem Wasser der Pissrinne und verschwand, kleine Kreise ziehend, im Abfluss. Sein Leben verschwand im Abfluss.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Mai 2017
ISBN9783742786333
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    Buchvorschau

    Remo.Killer - Bernhard StoEver

    Los Angeles 2010

    Für Helge

    Fluchend kämpfte sich O´Maley durch die fiebrige Hitze, die Los Angeles seit Tagen wie ein Leichentuch umhüllte. Die säuerliche Brise aus Schweiß und Urin, die aus Poren und Kleidung dampfte, vermittelte ihm ein Gefühl der Vertrautheit. Für heute konnte er zufrieden sein, auch wenn zwei Kisten Obst, in Zeitungspapier verpackte Essensreste und ein Dutzend leere Flaschen, für die es auf dem Markt ein paar Cent an Pfand gab, als Altersvorsorge kaum ausreichten. Seine Hand fuhr prüfend über die schäbige Jacke, sie suchte die Flasche mit dem billigen Fusel, den ihm ein Ladenbesitzer in einem Brei aus Mitleid und Verachtung zugesteckt hatte. Alkohol machte ihn unempfindlich, selbst gegen physische Attacken. Auch das Bein schien ihm keinen Ärger zu bereiten, kein Schmerz, kein Ziehen, einfach nichts. Er hatte es im Krieg gelassen, zerfetzt durch eine Granate. Ein ganzes Dorf musste dran glauben. Und sein Bein.

    Der Einkaufswagen, den er zielstrebig vor sich herschob, stoppte abrupt. Eine lose Steinplatte blockierte die Vorderräder, hart und absolut wie eine Wand aus Granit. Die oben liegenden Äpfel wurden nach vorne geschleudert und sprangen auf die belebte Straße. O`Maley reagierte instinktiv. Mit einer Geschwindigkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, humpelte er ungelenk hinterher.

    Der heranrasende Pick Up ließ ihm keine Chance. Es knallte dumpf, sein Kopf touchierte die Motorhaube, und er schleuderte im hohen Bogen auf die Fahrbahn. Er war bereits bewusstlos, als sein Körper auf den Boden klatschte, das falsche Bein im rechten Winkel abgeknickt. Der kleine dunkle Fleck, der sich unter seinem Kopf ausbreitete, vermischte sich mit dem Alkohol aus der zerbrochenen Flasche zu einer hellroten Lache.

    O´Maley riss die Augen auf. Das grelle Weiß, das sich explosions- artig in seinem Kopf ausbreitete, verblasste zu einem diffusen Grau, aus dem sich verschwommene Gestalten geisterhaft herausschälten. Stimmen durchdrangen in Wellen sein Bewusstsein und verschwanden wieder im Nichts. Der Boden öffnete sich, und er fiel zurück in ein tiefes, schwarzes Loch.

    Trotz ihrer Jugend mangelte es der Stationsärztin nicht an Erfahrung. Sie hob behutsam ein Augenlid des Patienten und schüttelte verwundert den Kopf.

    „Er träumt, muss über einen starken Willen verfügen. Erstaunlich, dass er solange durchgehalten hat."

    Die Nachtschwester an ihrer Seite nickte gleichmütig.

    „Das Leben ist ein mächtiger Motor. Was soll mit ihm geschehen?"

    „Er bleibt vorerst auf der Intensivstation, muss sich anstrengen, wenn er durchkommen will."

    Die beiden Frauen verließen das Krankenzimmer, ohne sich noch einmal umzusehen.

    Der mit dem Tode ringende Patient bekam von dem Gespräch nichts mit. Er trieb hilflos im Strudel seiner Erinnerungen, bis längst vergangene Geschehnisse sein Bewusstsein überfluteten und Ereignisse von damals wieder zum Leben erweckten.

    +

    Zaire, Kinshasa 1974, O´Maleys Erinnerungen I

    „Ali boma je, „Ali boma je!

    Es war die Nacht zum 30. Oktober, die Nacht aller Nächte. Ein fahler Mond verblasste hilflos bei dem Versuch, das tief hängende Wolkenband zu durchdringen. Die dumpfe Hitze, Vorbote des nahenden Monsuns, senkte sich wie ein Schleier über die wehrlose Stadt. Eine zügellose Menschenmenge drängte bis an die Tore des seit Wochen ausverkauften Stadions. Andere umringten ungestüm die zahlreichen Reporter, die aus aller Herren Länder nach Kinshasa geströmt kamen, um Zaire für das kurze Aufflackern eines Augenblicks in den Fokus der Weltöffentlichkeit zu drängen.

    Die Stimmung erreichte ihren Siedepunkt, als die Kontrahenten von einem, kaum noch der Sprache mächtigen Stadionsprecher angekündigt wurden. Das lange Warten hatte ein Ende, endlich war es gewiss. Selbst die letzten Skeptiker konnten befreit aufatmen, der Kampf der Giganten würde stattfinden, hier und jetzt, mitten im Herz des dunklen Kontinents.

    O´Maley befand sich in der obersten Etage eines sechsstöckigen Gebäudes, mit freier Sicht auf das Stadion. Die feuchten Flecken auf seinem Hemd waren nicht nur der drückenden Hitze anzulasten, auch seiner Anspannung und, er musste es sich eingestehen, seiner Angst. Angst war der Motor aller Dinge.

    Seitlich von ihm saß Dimitrij am geöffneten Fenster und blickte angespannt zum Stadion hinüber. Seine Hände umklammerten ein russisches Nachtsichtgerät. Das neueste Modell, sehr teuer, sehr effizient. Daneben lag in einem Gewehrkasten eine österreichische G69. Die Waffe eines Scharfschützen. Kein Profi würde sie mit dem Lauf an die Wand stellen. Dimitrij war Profi, ein argloser Profi, mit einem Verrat rechnete er nicht. Diesen Umstand machte O´Maley sich zunutze. Aber noch zögerte er, denn hatte er ihn erst getötet, gab es kein Zurück. Er wäre für immer ein Aussätziger, ein Paria, ständig auf der Flucht, mit einem vorbestimmten Ende.

    Egal, er hatte keine Wahl, er musste so handeln. Nicht aus Überzeugung, auch nicht aus moralischen Bedenken. Genau genommen waren ihm auch die beiden Boxer egal, die sich gleich die Köpfe einschlugen. Und Mobuto, dieser Schlächter, hatte den Tod tausendfach verdient. Nein, das alles war es nicht. Es war viel banaler. Er handelte auf Befehl. Er war ein Söldner, ein unbedeutender Handlanger, der Diener eines Herren.

    Jedes Leben braucht seine Zeit. Die jedoch stand auf seiner Seite. Irgendwann würde sie ihn vergessen lassen, sich für seine Taten zu verachten.

    Der Armeerevolver in seiner Hand fühlte sich kühl an, als er ihn unbemerkt aus dem Holster zog, Dimitrij an den Kopf setzte und abdrückte. Der Schalldämpfer reduzierte den Knall auf ein leises Plopp, nicht lauter als das Öffnen einer Bierflasche. Die Kugel durchschlug den Schädel, hinterließ ein faustgroßes Loch an der Austrittsstelle und einen Brei aus Knochensplitter, Blut und Gehirnmasse an der Wand. Den leblosen Körper zerrte er unter die Treppe und bedeckte ihn mit einer Plane. Dann verwischte er die Schleifspuren und entfernte die Reste des Gehirns von der Mauer. Das Gewehr zerlegte er in seine Einzelteile und verstaute es zusammen mit dem Nachtsichtgerät im Rucksack.

    Der zweite Scharfschütze hatte

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