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Unheimliche Tage II: Rückkehr nach Zwielicht
Unheimliche Tage II: Rückkehr nach Zwielicht
Unheimliche Tage II: Rückkehr nach Zwielicht
eBook268 Seiten4 Stunden

Unheimliche Tage II: Rückkehr nach Zwielicht

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Über dieses E-Book

Erneut müssen Werner Caldenberg und seine zweite Frau Angelika für die Bakarer tätig werden. Erschwerend kommt hinzu, dass auch Christine, Werners erste Frau, deren Tod die Bakarer vorgetäuscht hatten und die sich auf Grund einer von den Bakarern zu verantwortenden Gedächtnisblockade nicht mehr an ihr vorheriges Leben erinnern kann, für das Vorhaben der Bakarer gebraucht wird. Dazu muss ihre Gedächtnisblockade aufgehoben werden. Als Christine daraufhin mit Werner und Angelika zusammen trifft, gibt es verständlicherweise erhebliche Komplikationen....

Sie müssen jedoch zusammen arbeiten und werden von den Bakarern auf den trostlosen Planeten Zwielicht gebracht. Werner und Angelika erhalten den Auftrag, Daten aus einer Station von einem raumfahrendn Volk, das sich als Heszen bezeichnet, zu sichern. Die Bakarer haben den Verdacht, dass sie von diesen in letzter Zeit mehrfach angegriffen worden sind. Sie haben dabei empfindliche Verluste erlitten.

Die menschliche Siedlung auf Zwielicht hat dagegen andere Probleme. Sie wurde in letzter Zeit vermehrt von Hornteufeln, einer aggressiven einheimischen Spezies, angegriffen.

Auch Werner und Angelika entgehen nur knapp dem Angriff dieser Bestien, als sie die heszische Station verlassen.

Die von ihnen dort gesicherten Daten bestätigen die Bakarer in ihrem Verdacht, dass es die Heszen sind, die iher Raumschiffe und Einrichtungen angreifen. Da es ihnen nicht gelingt, mit diesen eine Kommunikation herzustellen und sie Erkenntnisse haben, die darauf hinweisen, dass Menschen eher in der Lage sind, mit diesen zu kommunizieren schicken sie Werner mit der ihrer Meinung für eine Kontaktaufnahmen besonders geeigneten Christine mit einem neu entwickelten Raumschiff in den Sektor des Weltraums, in dem sie die Heszen vermuten. Sie sollen Friedensverhandlungen zwischen den beiden Völkern anbahnen.

Tatsächlich gelingt es den Beiden, Kontakt zu den Heszen herzustellen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Aug. 2014
ISBN9783847698319
Unheimliche Tage II: Rückkehr nach Zwielicht

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    Buchvorschau

    Unheimliche Tage II - Martin J. Ost

    Schock

    Fast zwei Jahre waren nun nach unserem denkwürdigen Abenteuer auf dem Planeten Zwielicht vergangen, in das wir von Außerirdischen, die sich Bakarer nannten, verwickelt worden waren. Diese hatten damals den Tod meiner Frau Christine vorgetäuscht. Durch die Bakarer lernte ich dann auch Angelika kennen, die genau wie ich eine äußerst seltene Immunität gegen die Strahlung eines Erzes hatte, welches für die Bakarer von unermesslichen Wert war. Christine, deren Verlust mich an den Rand der völligen Verzweiflung gebracht hatte, wurde von den Bakarern einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Sie lebte jetzt mit dem Mann von Angelika, dem von Seiten der Bakarer das Gleiche wie Christine widerfahren war, zusammen. Keiner der Beiden konnte sich auch nur im Geringsten an uns und sein früheres Leben erinnern, die Bakarer hatten alle Erinnerungen an das vorherige Leben konsequent ausgelöscht.

    Nach anfänglichem erheblichem Widerstand hatte ich mich in meine Begleiterin, mit der ich haarsträubende und gefährliche Erlebnisse auf Zwielicht überstehen musste, verliebt. In dem kleine Ort im ostwestfälischen Eggegebirge, in dem ich lebe, hatte ihr Einzug in mein Haus so kurz nach dem für die Einwohner realem Tod meiner einheimischen Ehefrau einige mehr oder weniger verständnislose Reaktionen hervorgerufen, aber die Wogen hatten sich rasch geglättet. Angelika hatte im Umgang mit den Menschen viel Fingerspitzengefühl gezeigt und ihr offenes, selbstbewusstes aber nie arrogant wirkendes Wesen brachte ihr mit der Zeit viele Sympathien ein. Obwohl sie vom Typ her völlig anders als Christine war, kamen wir beide sehr gut miteinander aus und bereits nach kurzer Zeit war ich mit ihr genau so glücklich, wie ich es vorher mit Christine gewesen war.

    Vor einem halben Jahr hatten wir Nachwuchs bekommen. Wir hatten für unsere neugeborene Tochter spontan den Namen Freya im Sinn gehabt, in Erinnerung an die charismatische Anführerin der Nachfahren der Cherusker, mit denen wir eine überraschende Begegnung auf dem eher ungastlichen Planeten Zwielicht, der sich tausende von Lichtjahren von der Erde entfernt befand, gehabt hatten. So nannten wir das Kind dann auch, was zu dem ein oder anderen Kopfschütteln bei Bekannten und Verwandten führte. Aber die kannten natürlich auch nicht den Hintergrund für unsere Namenswahl.

    Wir hatten noch einmal im September 2013 das seit über zweitausend Jahren für Menschen unerkannt unter dem Eggegebirge stationierte Raumschiff, das den Namen des germanischen Gottes Wotan trug, aufgesucht und Informationen, unter anderem auch Filme und Fotos aus unserer heutigen Umgebung, aus der auch die nun auf Zwielicht lebenden Cherusker stammten, dort deponiert. Kando, unsere Kontaktperson auf Seiten der Bakarer, hatte zugesagt, diese Dinge den Cheruskern zukommen zu lassen. Dieses Zugeständnis hatte Angelika damals dem Bakarer in der Raumstation über Zwielicht abgerungen, während ich am Boden zerstört und völlig lethargisch bereits im Raumschiff auf den Rückflug zur Erde wartete. Minuten zuvor hatte mir Kando mitgeteilt, dass ich mit meiner Frau Christine nie wieder zusammen leben würde.

    Seit jenen Tagen hatten wir nichts mehr von den Bakarern und den Cheruskern gehört. Trotz unseres Bedauerns, dass es keinen Kontakt mehr zu Freya und ihren Leuten gab, verblasste allmählich die Erinnerung an diese Zeit ein wenig. Vergessen würden wir die dramatischen Ereignisse aus jenen Tagen jedoch nie.

    Auf dem Rückflug zur Erde hatte mich Angelika damals in die Realität zurückgeholt. Ihr Einfühlungsvermögen, zusammen mit ihrem körperlichen Reizen bewusst eingesetzt, ließen meine seelischen Qualen relativ schnell verblassen. Gemeinsam hatten wir wenige Tage nach unserer glücklichen Rückkehr auf die Erde die Stadt Marburg aufgesucht, in der Christine nun mit Angelikas Mann zusammenlebte. Beide waren in dem Glauben, sich bereits lange zu kennen und miteinander verheiratet zu sein. Selbstverständlich hatten die Bakarer dies auch durch die entsprechenden Dokumente belegt.

    Wir sprachen die Beiden, nachdem sie ihr Haus gemeinsam verlassen hatten, unter einem Vorwand an, und keiner von ihnen zeigte auch nur das geringste Zeichen von einem Wiedererkennen. Trotz einer gewissen Trauer, die in meinem Kopf zurückblieb, waren danach meine letzten Zweifel und Vorbehalte an einer Verbindung mit Angelika ausgeräumt und als sich unsere Tochter ankündigte hatten wir im Mai 2014, gerade zehn Monate nachdem wir uns kennen gelernt hatten, geheiratet.

    Ein Jahr war seitdem vergangen. Freya hatte sich seit ihrer Geburt im Dezember 2014 gut entwickelt und war ein für ihr Alter hübsches und kerngesundes Kind. Da Angelikas Arbeitgeber ihr einen Raum zur Verfügung stellen konnte, in dem sie unsere Tochter bei Bedarf stillen und wickeln konnte, hatte sie bereits drei Monate nach der Geburt ihre Tätigkeit in einer Reparaturwerkstatt für Kraftfahrzeuge, die ihr sehr viel Spaß machte, wieder aufgenommen. Mittlerweile hatten wir uns beide an den anderen Rhythmus, den das Leben mit einem Kind bringt, gewöhnt.

    Als wir an diesem Dienstag, dem 19. Mai 2015 nach getaner Arbeit zu dritt gemütlich in der Küche zusammen saßen, konnten wir noch nicht ahnen, dass wir in wenigen Minuten den Auftakt zu einer Reihe von dramatischen Ereignissen erleben würden, die unser Leben, wieder einmal, gründlich durcheinander bringen würden.

    Angelika hatte Freya gerade gestillt, als die sich die Türklingel bemerkbar machte. Ich erhob mich. „Hast Du eine Ahnung, wer das sein könnte? - Angelika, die gerade ihre Bluse wieder schloss, hielt einen Moment inne. Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht die Amann. Ich hatte ihr einen Schmetterlingsflieder versprochen, der in unserem Garten übrig ist. Er steht schon im Flur. Gib ihr einfach den Topf. - „Kein Problem, wird gemacht." Ich begab mich in Richtung der Haustür. Frau Amann war unsere Nachbarin. Sie ließ kaum einen Kaffeeklatsch aus, an dem sie sich beteiligen konnte. Ihre scharfe Zunge wurde von vielen gefürchtet. Sie lag stets auf der Lauer nach Neuigkeiten, vor allem aus dem zwischenmenschlichen Bereich. So bekam sie viele Dinge mit, die sie dann anschließend mit dem größten Vergnügen und gegebenenfalls, wenn es der Erhöhung der Dramatik dienlich war, mit dem einem oder anderen frei erfundenen Detail an den Kaffeetafeln ihres Wirkungsbereiches wiedergab.

    Angelika und ich waren ihr, als wir so kurz nach dem Tod von Christine zusammen gezogen waren, aus nahe liegenden Gründen als „gefundenes Fressen" erschienen. Aber es war uns gelungen, sie auflaufen zu lassen. Wir ließen sie in dem Glauben, wir seien Geschwister und hätten eine Liebesbeziehung miteinander. Da jedoch bereits einige Dorfbewohner den wahren Sachverhalt kannten, was sie aber nicht mitbekommen hatte, wurde die Spötterin, als sie eine noch zusätzlich dramatisierte Version über unsere Beziehung aus ihrer Sicht verbreitete zur Verspotteten. In der Folgezeit fehlte sie mehrfach an den verschiedensten Kaffeetafeln. Angelika nutzte die Gunst der Stunde, besuchte sie mit einer Flasche Wein und einem selbstgebackenen Kuchen und unterhielt sich längere Zeit mit ihr. Abgesehen vom Altersunterschied waren die beiden Frauen viel zu verschieden, um Freundinnen zu werden, aber seit diesem Besuch verschonte uns Frau Amann mit und in ihrem Klatsch und gelegentlich tauschten wir auch schon einmal Gartenerzeugnisse oder andere Dinge miteinander aus. Heute sollte sie also von uns einen Schmetterlingsflieder bekommen.

    Ich schnappte mir den Topf, der im Flur bereit stand und ging damit zur Haustür. Als ich sie geöffnet hatte, kostete es mich große Mühe, ihn nicht fallen zu lassen.

    Sie stand vor mir. Christine. Meine ehemalige Frau, die offiziell als verstorben galt und nach ihrer „Gehirnwäsche" durch die Bakarer mit einer anderen Identität in Marburg lebte und sich nicht mehr, wie Kando, der Bakarer, versichert hatte, an ihr früheres Leben erinnern konnte.

    Das schien so jetzt nicht mehr zu stimmen. Christine sah mich an und auf ihrem Gesicht erschien ein amüsiertes Grinsen. „Hallo Werner, gut dass Du schon da bist, ich muss nämlich den Haustürschlüssel vergessen haben. Was hast Du eigentlich mit dem Topf vor? Und warum guckst Du so verdattert? Sie gab mir einen kurzen Kuss und ging an mir vorbei ins Haus. Im Flur hatte Angelika einige Bilder aufgehängt, die sie bei ihrem Einzug mitgebracht hatte. Christine blieb davor stehen, offensichtlich irritiert. „Hast Du die Bilder heute alle aufgehängt? Die meisten sind ja ganz hübsch, aber seit wann machst Du so etwas klammheimlich? Oder sollte das eine Überraschung sein?

    Ich starrte sie immer noch an, unfähig auch nur einen Ton heraus zu bringen. Mit Christines Erscheinen hatte ich nie gerechnet, dazu war mein Vertrauen in die Fähigkeiten der Bakarer zu groß gewesen. Christine interpretierte meine konfuse Verhalten anders. „Mensch Werner, Du siehst ja völlig überarbeitet aus. Die Bilder hier alle so perfekt aufzuhängen muss ganz schön anstrengend gewesen sein. Seit wann kannst Du eigentlich schon so früh mit der Arbeit aufhören? Sie schenkte mir ein warmes Lächeln, wie sie es früher oft getan hatte, bevor sie so plötzlich und brutal aus meinem Leben verschwunden war. „So einen Bärenhunger wie heute hatte ich schon lange nicht mehr. Komm her, ich mache uns etwas zu Essen. Sie öffnete die Tür zur Küche. Gleich darauf sah sie mich fragend an. Angelika und ich hatten in der Küche vor einiger Zeit verschiedene Änderungen vorgenommen. Daher sah die Küche ganz anders aus als zu dem Zeitpunkt vor knapp zwei Jahren, als Christine verschwunden war. Sie bemerkte die Veränderungen sofort. „Das gibt es doch gar nicht. Du hast ja hier auch….. Sie brach ab, als sie Angelika und das Kind erblickte. „Oh, wir haben Gäste. Entschuldigen Sie bitte meinen Auftritt, sagte sie zu Angelika gewandt und reichte ihr die Hand. „Ich bin Christine Caldenberg, Werners Mann." Erwartungsvoll blickte sie Angelika an. Ich war ihr in Erwartung der kommenden Katastrophe gefolgt und blickte nun über ihre Schulter auf die Szene in der Küche. Wie in Trance stellte ich fest, dass ich in der einen Hand noch immer den Topf mit dem Schmetterlingsflieder hielt. Ich konnte die Überraschung in Angelikas Augen erkennen, gleichzeitig wurde mir klar, dass auch sie genau wusste, wer da jetzt mit ausgestreckter Hand vor ihr stand.

    Ihre Irritation währte nur kurz. Sie verlagerte das Kind von dem rechten in den linken Arm, erhob sich und ergriff Christines Hand. Sie blickte ihr fest in die Augen. „Guten Tag, ich bin Angelika Caldenberg. Christines Irritation nahm zu. Sie blickte zwischen uns beiden hin und her. „Ist das eine Verwandte von Dir, die Du mir bisher unterschlagen hast? fragte sie mich. Mein Unbehagen wuchs immer mehr, während meine Gedanken mit einem derartigen Tempo Karussell fuhren, dass sie verwischten und nicht mehr greifbar waren. Mit einer energischen Willensanstrengung versuchte ich, das Karussell anzuhalten. Und tatsächlich kam mir plötzlich eine Idee. Ich wandte mich an Christine. „Du, Christine, sag mal, was für ein Datum haben wir heute? – „Willst Du mich auf den Arm nehmen? Das wirst Du doch wohl selber wissen! Deine Ablenkungsmanöver waren auch schon einmal besser. Dabei warf sie mir einen ihrer verführerischen Blicke zu, die ich immer besonders gemocht hatte. Auch dieses Mal erschauerte ich wieder innerlich. Aber das war jetzt wirklich nicht der richtige Moment, dieses Gefühl auszukosten, zumal sich in diesem Raum zwei Frauen befanden, die beide Anspruch auf mich erhoben und nach Lage der Dinge auch eigentlich hatten. „Bitte, es ist wichtig. Würdest Du meine Frage beantworten? – „Von mir aus. Dann werde ich Deinem maroden Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Wir haben heute den 10. Juli. Ihre Antwort traf mich wie ein Peitschenhieb. Am 10. Juli 2013, also vor knapp zwei Jahren, war Christine von einem Autofahrer tot im Wald aufgefunden worden. Dass dies nicht Christine, sondern lediglich eine perfekte, tote Nachahmung ihres Körpers gewesen war, hatte ich erst später erfahren. Außer Angelika und mir wusste auf der Erde niemand davon. „Welches Jahr? hörte ich mich wie aus weiter Ferne stammeln. „Werner, spinnst Du jetzt endgültig? Was soll bloß unser Gast denken? – „Bitte, welches Jahr haben wir? – „Ist Dir nicht gut? Der Schweiß, der mir mittlerweile auf die Stirn getreten war, ließ eine solche Frage durchaus logisch erscheinen. Christine blickte mich fragend an. Dann sagte sie: „2013 natürlich. Bist Du jetzt zufrieden?"

    Angelika griff mit ihrem freien Arm nach der Zeitung, die auf dem Küchentisch lag und beförderte sie mit einem Schwung in Richtung Christine. „Sehen Sie sich doch bitte einmal das Datum auf der Zeitung an, sagte sie zu ihr. Christine verstand nun überhaupt nichts mehr. Sie blickte erst zu Angelika und dann zu mir. „Kann es sein, dass ihr beide ein Problem habt, was ich bis jetzt noch nicht begriffen habe? – „Ich glaube, wir alle haben im Moment ein Problem. Sehen Sie sich die Zeitung an und Sie wissen, was ich meine, sagte Angelika mit ruhiger Stimme. Achselzuckend nahm Christine die Zeitung in die Hand und überflog die Schlagzeilen. Dann hielt sie inne. „Das ist merkwürdig. Da muss jemand ziemlich gepennt haben. Das Datum oben im Kopf und unten im Wetterbericht sowie bei den Börsennachrichten ist immer der 19. Mai 2015. Das kommt davon, wenn Unternehmen glauben, unendlich viel Personal einsparen zu können. Ich sah sie an. „Christine, das Datum stimmt. Heute ist der 19. Mai 2015. Du bist seit dem 10.Juli 2013 zum ersten Mal wieder in diesem Haus."

    Aus ihrem Gesicht wich die Farbe. Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich. Für eine ganze Weile war es völlig ruhig, niemand räusperte sich oder sprach ein Wort. Christine brach schließlich das Schweigen. Ihre Stimme hatte einen leichten, aber deutlich wahrnehmbaren schrillen Unterton, den ich bis dahin noch nie bei ihr bemerkt hatte. „Das ganze scheint mir irgendeine merkwürdige Inszenierung zu sein, deren Sinn ich offensichtlich noch nicht ganz begriffen habe. Als erstes möchte ich jetzt wissen, sie streckte energisch die Hand aus um mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Angelika zu weisen, „wer ist diese Frau und was hat sie hier zu suchen? Wieso heißt sie auch Caldenberg? Was ist das für ein Kind, das sie im Arm hat? Ich versuchte mit meinem Blick ihre Augen zu fixieren. Sie ließ es nicht zu. Auf ihrem Stuhl kauernd machte sie nun einen verwirrten und auch gleichzeitig verlorenen Eindruck. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und getröstet, aber das hätte uns in diesem Moment keinen Schritt weiter gebracht. Als ich jetzt zu sprechen begann, wählte ich meine Worte mit Sorgfalt und Bedacht. „Bevor ich Deine Fragen beantworte, möchte ich Dir, soweit ich davon Kenntnis habe, erzählen was in den letzten zweiundzwanzig Monaten passiert ist. Ich versucht noch einmal Augenkontakt mit ihr aufzunehmen. Dieses Mal hatte ich Erfolg. „Am 10. Juli 2013 fand ein Autofahrer etwas abseits der Landstraße Richtung Warburg einen toten Körper. Er sah aus wie Du und war auch so bekleidet. Dein Auto stand mit laufendem Motor und geöffneter Fahrertür auf der Straße. Niemand, auch ich nicht, zweifelte daran, dass es sich bei diesem toten Körper um Dich, Christine Caldenberg, handelte. Da keine offensichtliche Todesursache erkennbar war, wurde sogar eine Autopsie durchgeführt. Das Ergebnis lautete auf Tod durch plötzliches Herzversagen. Der Körper wurde schließlich als Christine Caldenberg begraben und ich, Deine Eltern und Andere waren traurig und verzweifelt. Später bekam ich heraus, dass Dein vermeintlicher Tod von Außerirdischen, die sich Bakarer nennen, inszeniert wurde. Sie manipulierten Dein Gedächtnis indem Sie die Erinnerung an Dein bisheriges Leben löschten und Dir einen neuen Lebenslauf „einprogrammierten. Seitdem hast Du mit einem anderen Mann als Ehemann in Marburg an der Lahn gelebt. Ich bin einmal dort gewesen und habe mit Dir gesprochen. Du hast mich nicht erkannt. Während meiner Schilderungen hatte ihr Gesicht eine zunehmend rote Farbe angenommen und als sie jetzt sprach, konnte ich mühsam unterdrückte Wut in ihrer Stimme wahrnehmen. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen solchen Schwachsinn gehört. Und am allerwenigsten hätte ich das von meinem Mann erwartet. Was soll der Mist? Ihr Blick fiel auf Angelika. Was jetzt kam, war mir klar. „Willst Du mich in die Psychiatrie einweisen lassen, damit Du bei dieser Schlampe freie Bahn hast? Wo hast Du die bloß aufgegabelt? Hast Du vielleicht auch schon etwas mit dem Früchtchen zu tun, das sie da im Arm hat? Da fährt man morgens nichts ahnend zur Arbeit und der Mann hat nicht besseres zu tun, als seine Gespielin ins Haus zu holen, es nach deren Geschmack umzuräumen und seiner Frau, die Abends wiederkommt, eine haarsträubende, lächerliche Geschichte zu erzählen. Sie schluchzte auf. „Gerade bei uns hatte ich gedacht, dass wir eine besonders gute Ehe führen würden. Aber Du bist so ordinär und erbärmlich wie die meisten anderen Männer auch. Tränen liefen jetzt über ihr Gesicht. Sie war nur noch ein Häufchen Elend.

    Hilflos blickte ich zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann kam mir eine Idee. Ich wartete, bis sich Christine ein wenig beruhigt hatte. Dann sprach ich sie erneut an. „Du meinst also, wir haben heute den 10. Juli 2013. Erzähl mir doch bitte einmal, was heute alles passiert ist. Fang mit dem Aufstehen an, erzähl mir über die Fahrt zur Arbeit, was Du alles an Deinem Schreibtisch im Büro gemacht hast und welche Straßen Du auf der Rückfahrt benutzt hast. Sie sah mich aus ihren verheulten Augen an. „Was soll der Quatsch? Ich bin nicht verrückt, und da wirst Du mich auch nicht hinbekommen. - „Das will ich auch gar nicht. Ich möchte Dir nur beweisen, dass wir jetzt im Jahre 2015 sind. - „Das ist lächerlich. - „Fang doch einfach an. Wie war das, als Du heute Morgen aufgestanden bist? - „Also gut. Ich weiß zwar noch immer nicht, was das bringen soll, aber wenn es Dich beruhigt, erzähle ich es Dir. Also, ich bin wie immer gegen halb sieben kurz nach Dir aufgestanden. Weil ich heute eine Terminsache auf dem Schreibtisch hatte, habe ich mich im Bad und beim Frühstück beeilt und bin etwa eine viertel Stunde früher als sonst gegen kurz nach sieben losgefahren. Ich sah Christine an. Der heutige Tag war eher kühl, die Temperatur betrug kaum 15 Grad Celsius und sie war entsprechend angezogen. Sie trug einen modischen Pullover, schwarze Jeans und ihre Füße steckten in leichten Stiefeletten. Der 10. Juli 2013 hingegen war ein warmer, wenn auch nicht heißer Sommertag mit Temperaturen um die 25 Grad Marke gewesen. Ich erinnerte mich noch genau, wie sie damals angezogen war. Sie trug ein hübsch geschnittenes pastellfarbenes Kleid, das ihr bis an die Knie reichte und Leinenschuhe in passender Farbe. Es war jedenfalls ein deutlicher Kontrast zu ihrer jetzigen Bekleidung. Ich unterbrach sie. „Was hast Du heute Morgen angezogen? Sie antwortete ohne nachzudenken. „Mein neues Kleid, was ich mir zusammen mit den dazu passende Schuhen am vorherigen Wochenende gekauft habe. Irritiert sah sie auf ihre Jeans und die Stiefeletten. „Weiter, drängte ich sie, „wie war die Fahrt zur Arbeit? Zögernd löste sie den Blick von ihrer Kleidung. „Normal, sagte sie nach einem Moment, „ich bin auf die Umgehungsstraße gefahren und habe dann nach drei Kilometern die Abkürzung durch den Wald genommen. - „Beschreibe mir die Strecke. - „Was soll das, Du kennst sie doch. - „Tu es trotzdem. Erzähl mir, was Du heute Morgen gesehen hast. - „Nichts besonders. Nach gut einem Kilometer kam ich, wie immer, an der Schutzhütte vorbei, sie war leer. - „Wie ging es weiter? Sie zögerte. „Weißt Du noch, ob auf dem Parkplatz an der Waldlichtung schon Autos standen? - „Ich kann mich nicht erinnern, wahrscheinlich habe ich nicht hingesehen. - „Was hast Du heute als Erstes im Büro getan? - „Ich kann mich auch daran nicht erinnern. - „Kannst Du dich überhaupt an irgend etwas erinnern, was dort heute passiert ist? Sie sah mich mit großen Augen an. „Nein, sagte sie schließlich. „Sieh Dich an. Du hast gesagt, Du hast Dein neues Kleid mit dem passenden Schuhen angezogen. Wann hast Du dich umgezogen? – „Ich weiß es nicht. - „Was für ein Auto fährst Du? – „Einen Opel-Astra. – „Sag mir die Nummer. - „HX-KF 944. - „In Ordnung. Komm mit nach draußen. Offensichtlich nachdenklich geworden, folgte sie mir. Ich öffnete die Haustür. „Mit welchem Auto bist Du gekommen? - „Mit dem da, sie zeigte auf ein Auto, das vorhin hier noch nicht gestanden hatte. Höchstwahrscheinlich war sie mit diesem Fahrzeug gekommen. „Was ist das für ein Typ, fragte ich sie. „Ein VW-Golf. - „Lies mir bitte das Nummernschild vor. - „MR-IE 981 – „Danke. Heute Morgen hattest Du ein Kleid an und bist in einem Opel-Astra zur Arbeit gefahren. Nachdem Du die Schutzhütte an der Nebenstrecke nach Warburg passiert hast, kannst Du dich an nichts mehr erinnern. Abends kommst Du in Jeans und in einem VW-Golf mit fremden Kennzeichen zurück. Ist das nicht alles etwas merkwürdig? - „Ja, allerdings. Ich glaube, jetzt möchte ich doch noch mehr von Dir hören.

    Bevor wir ins Haus zurückgingen, bat ich sie um den Autoschlüssel. Im Handschuhfach fand ich den Kfz-Schein. Er war auf den Namen Ilse Erhardt ausgestellt. Als Geburtsdatum wurde der 12. September 1986 angegeben. Dies entsprach Christines Geburtsdatum. Ich las den Namen laut vor. Christine schüttelte den Kopf. „Dieser Name sagt mit überhaupt nichts."

    Im Wohnzimmer angekommen, schaltete Christine den Videotext des Fernsehers ein. Nachdem sie sich auch dort von der Richtigkeit des Datums überzeugt hatte, hörte sie sich ruhig und gefasst meinen Bericht an, der meine Erlebnisse der letzten zweiundzwanzig Monate zusammenfasste. Ich erzählte noch einmal von ihrem augenscheinlichen Tod, meiner Verzweiflung und der ihrer Eltern, der Beerdigung und den merkwürdigen

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